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1. Bd. 2 - S. 166

1854 - Leipzig : Engelmann
166 Das siebenzehnte Jahrhundert. sich entfernte. Als Gegenmittel bediente man sich der Conföde rationell, vermehrte aber dadurch nur die Zwietracht und Parteiung. §. 588. b) Dänischer Krieg. Karl Gustav stand in Litthauen, 1658. als ihm die Nachricht von dem feindlichen Einfall der Dänen in das schwe- dische Gebiet an der Weser zukam. Alsbald verließ er mit einem kleinen, aber abgehärteten Heere Polen und zog in rastloser Eile und gewaltigen Märschen längs der Ostseeküste an die Elbe. Das dänischeheer leistete keinen Widerstand, so daß vor Anfang des Winters S ch leswig und Jütland mit Ausnahme der Festung Fridericia in der Gewalt der Schweden waren. Auch diese wurde mitten im Winter von Wrangel durch einen so kühnen Streich erstürmt, daß der König darüber Eifersucht fühlte und die Waffenthat seines Feldherrn durch eine noch kühnere That zu übertreffen suchte. Er setzte daher im Januar an der Spitze seines mit allem Kriegs- bedarf versehenen Heeres zu Fuß über den zugefrornen kleinen Belt nach Fünen und wenige Tage darauf über den großen Belt nach Seeland (wobei freilich zwei Compagnien unter den Augen des Königs ertranken). Hier gerieth man über die plötzliche Erscheinung der Feinde in solche Be- stürzung, daß man kaum an Vertheidigung dachte und sogleich in Roes- kild (Rothschild) Friedensunterhandlungen einleitete. Bedrängt von Karl, der nur noch zwei Meilen von Kopenhagen entfernt stand, mußte Friedrich Iii. in die Abtretung der dänischen Provinzen im südlichen Schweden (Schonen, Bleckingen, Halland), des norwegischen Stiftes Drontheim und der Insel Bornholm willigen und den verbannten dänischen Edelmann Korfiz Ulfeld, der bei Karl den Verräther seines Vaterlandes gemacht, in seine Güter und Rechte wieder einsetzen. Aber so vortheilhaft die Bedingungen des R o eski ld er Fri ed ens für Schweden waren — den eroberungssüch- tigen Karl X. befriedigten sie nicht. Er trug sich mit der Idee, die drei skandinavischen Reiche unter seine Herrschaft zu bringen und sich zum Ge- bieter des Nordens zu machen. Darum singer nach einigen Monaten den Krieg von Neuem an. Der selbstsüchtige dänische Adel rieth zur Unterwerfung, aber König Friedrich Iii. und die Bürgerschaft von Kopenhagen erklärten, sie wollten lieber in ehrenvollem Kampfe fallen, als dem schmählichen Unter- gang ihres Reiches ruhig zusehen. Diese Gesinnung, verbunden mit den Belohnungen, die der König allen Streitern verhieß, bewirkten, daß die Schweden, als sie zur Belagerung von Kopenhagen schritten, tapfern Wi- derstand fanden. Die ganze Bürgerschaft ohne Rücksicht auf Alter, Stand und Geschlecht nahm an der Vertheidigung Antheil und aus dem ganzen Lande eilten Freiwillige zu ihrer Hülfe herbei. Holland, das Dänemarks Untergang nicht wünschte, brachte der hungernden Stadt Zufuhr. Diese Haltung der Dänen und die gleichzeitigen Feindseligkeiten der brandenburgi- schen, polnischen und östreichischen Truppen in Niederdeutschland gegen Schweden, wodurch eine Theilung der Streitkräfte nothwendig ward, ver-

2. Bd. 2 - S. 223

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 223 Der vollendetste dramatische Dichter Frankreichs, wenn gleich dem vorigen an Kraft und Charakterschilderung nachstehend, ist I. Racine, bei dem die Eleganz der Form und die Schönheit der Sprache unübertrefflich sind. In seinen beiden ersten Stücken (die „feindlichen Brüder" und „Alexander") erscheint erals Nachahmer Corneille's; erst in der „An dr om a che" und im ,, Britanniens" schlug er eine eigenthümliche Bahn ein und wurde national. In dem letztern Stück ist die Schil- derung des verfeinerten, von Tücke und Ränken umstrickten römischen Hofs zu Nero's Zeit besonders interessant und gelungen, weil die ähnlichen Zustände des französischen Hofes unter Ludwig Xiv. dem Dichter dabei vor der Seele standen, was seinem Gemälde Farbe und Leben gibt. In der „Berenice" ist eine seine Schmeichelei aufludwigs erstegeliebte nicht zu verkennen; im „Mithridates" entwickelte Racine eine richtige Kenntniß des Alterthums, nur ist hier die Ansicht, daß in jedem Stücke ein Liebesverhältniß Vorkommen müsse, besonders übel angewandt, von der „Jphigenia" und „Pljädra" behaupten die französischen Kritiker, besonders Laharpe, daß sie den gleichnamigen Stücken des Euri- pides vorzuziehen seien; hinsichtlich der Anlage mögen sie vielleicht Recht haben, aber die kräftigen Züge und das ächte Colorir des Alterthums, wie sie sich in Euripides bei allen Mängeln noch finden, fehlen der pomphaften und conventionellen Poesie der Fran- zosen gänzlich. In beiden hatte Racine den Höhepunkt seiner dichterischen Ausbildung er- reicht, als Frau von Maintenon in eine Art Pietismus versank und an der weltlichen Dichtkunst Anstoß nahm. Sie beredete daher Racine zu den beiden letzten Dramen bibli- schen Inhalts, „Esther" und ,,Athalie", wovon jenes für die unter dem Schutz der Frau v. Maintenon stehende weibliche Erziehungsanstalt von St. Cyr bestimmt war, das letztere erst nach des Dichters Tod zur Aufführung kam. Gleichzeitig mit Racine brachte Jean Bapt. Poquelin de Molière 1^0^73, das französische Lustspiel zur Vollendung. Er war zuerst Director einer wan- dernden Schauspielertruppe, bis ihm die Leitung und Anordnung der königlichen Bühne übertragen wurde. Molière verband mit der Kenntniß des antiken Dra- mas und der spanischen Bühne tiefe Menschenkenntniß und ein vollkommenes Verstandniß seiner Zeit mit allen ihren Gebrechen. Sorgfalt bei der Ausarbei- tung und Gewandtheit und Leichtigkeit im Versemachen gaben seinen Dichtungen eine hohe Vollendung und Glatte der Form. Uebrigens muß man unter Moliercks Dramen die schnell entworfenen Gelegenheits- stücke (wie la princesse delide, l’amour médecin und selbst les fâcheux) von den ausge- arbeiteten und klassischen Stücken unterscheiden. In diesen wußte er geschickt die antike Charakterkomödie und ihr moralisches Ziel mit den spanischen I n trigu en st ü cken, in denen die Anlage, die Verwickelung des Knotens und der Begebenheit die Hauptsache ist, zu verbinden. Unter seinen zahlreichen Stücken heben wir hervor: die Affectirten les précieuses ridicules), worin die damals herrschende Ziererei und Sentimentalität, die Affectation des Geschmacks, Alles geistreich und originell sagen zu wollen, und die gezwungene Complimentensucht dem Spotte preis gegeben wird ; die S chule d er Män- n er und die Schule der Frauen gehören zu seinen gelungensten Stücken; in der dramatischen Posse Kritik der Schule der Frauen machte er die albernen Beur- theilungen dieses Drama's lächerlich. Der Menschenfeind (misanthrope) ist durch den Streit Rousseau's und d'alemberts über die Errichtung eines Theaters in Gens berühmt geworden, wobei jener das Stück einseitig sophistisch tadelte uno dieser es eben so einseitig sophistisch vertheidigte. Das Komische und Lächerliche eines taktlosen Wahrheitsfrcundes in einer unwahren Welt und eines ungeschickten Vertheidigers wahrer Empfindung im ge- wöhnlichen Verkehr des Lebens ist freilich für das größere Publikum zu fein. Um daher das Volk nicht leer ausgehen zu lassen, verfaßte M 0 l i ère von Zeit zu Zeit Possen und Na-

3. Bd. 2 - S. 293

1854 - Leipzig : Engelmann
293 Der nordamerikanische Freiheitskampf. die ferne römische Gerichtsbarkeit der nahen erzbischöflichen vorzogen, den Be- schlüssen beizutreten, theils die Anhänglichkeit des bayerischen Fürstenhauses an den päpstlichen Stuhl, von dessen Gunst es stets Vortheile über die Landeskirche zu erlangen gewußt, theils die Uneinigkeit zwischen dem Kaiser und den Reichs- standen, und endlich die drohenden Bewegungen in Frankreich brachten das Un- ternehmen um allen Erfolg. Ebenso erging cs den Beschlüssen der Synode von Pistoja (1786), wo eine Anzahl toskanischer Prälaten unter der in jeder Hinsicht lobenswerthen Regierung Leopolds auf Beschränkung des päpstlichen Kirchenrechts, auf Abschaffung abergläubischer Ceremonien, auf Verbreitung der H. Schrift und auf Einführung derlandessprache bei dem Gottesdienst drangen. H. Der nordamerikanische Freiheitskarnpf. §. 673. Einleitung. Seit den Tagen, wo durch Walter Raleigh unter der jungfräulichen Königin Elisabeth die erste Niederlassung der Engländer in Virginien gegründet ward (1585), bis auf die Zeit, wo der Quäker William P enn in Pen n- sylvanien Schutz suchte gegen die religiöse Verfolgung Altenglands (1682), waren in Nordamerika viele Ansiedelungen ausgeblüht, so daß in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts die englischen Eolonien aus folgenden 13 Staaten bestanden: 1) Massa- chuscts (mit der Hauptstadt Boston); 2) Connecticut; 3) Rhodeisland; 4) New-Hampshire (mit Concord), diese vier zusammen Ne u -England genannt; 5) Neu-Jersey ; 6) Mary- land; 7) Neu-Pork (mit Albany); 8) Pennsylvanien (mit Philadelphia); 9) Delaware; 10) Virginien (wo die jetzige Bundesstadt Washington); Ii) und 12) Nord- und Süd- Carolina; 13) Georgien. — Jeder dieser Staaten stand unter einem von der englischen Regierung ernannten Statthalter als Stellvertreter des Königs, im übrigen regierten sie sich nach eigenen, mehr oder weniger demokratischen Formen und wurden nicht durch das Band einer gemeinschaftlichen Verfassung oder Vertretung zusammengehalten. Die Kriege der europäischen Völker führten gewöhnlich entsprechende Kämpfe in den Colonien nach sich, die das Selbstgefühl der letztern weckten und ihnen die eigenen Kräfte und Be- dürfnisse zum Bewußtsein brachten. So wurden sie in den sp anisch en Erb fo lge- krieg gezogen, in Folge dessen die Franzosen im Utrechter Frieden (§. 636.) an die englischen Colonien Acadien (Neu-Schottland und Neu-Braunschweig) abtraten. Da aber bei der Unkenntnis' der Gegend die Grenzen nicht genau bestimmt waren, so gingen daraus Streitigkeiten hervor, die zuletzt, als auch die Franzosen Ansprüche aus das Missi- sippi-Gebiet (Louisiana) geltend machten und an der Virginischen Grenze Forts errichteten, einen Krieg zwischen England und Frankreich herbeiführtcn, an dem auch später das seit dem Familienv ertrag mit Frankreich innig verbündete Spanien Antheil nahm. Dies war um dieselbe Zeit, als Europa durch den siebenjährigen Krieg erschüttert wurde, daher dessen Wechselfälle sich in Ost- und Wcstindicn und in Amerika fühlbar machten. Diesem Krieg setzte der mit dem Hubertsburgcr gleichzeitig abgeschlossene Pariser Frieden ein Ende und vermehrte abermals die Macht der Engländer in Nordamerika, indem sie von den Franzosen Canada und von den Spaniern Florida gewannen (§. 669). §. 674. Veranlassung des Kriegs. Die Erweiterung des Kolonial- gebiets im Pa riser Frieden hatte England nur mit großer Anstrengung und durch Vergrößerung seiner Schuldenlast erlangt. Die Regierung hielt sich des- halb für berechtigt, den Kolonien, die durch die Verdrängung der Franzosen am meisten gewonnen hatten, auch einen Theil der Lasten aufzubürden. Sie belegte 1761. 1763. 1763.

4. Bd. 2 - S. 402

1854 - Leipzig : Engelmann
402 Napoleon Bonaparte's Machtherrschast. Schon zwei Tage nach der Schlacht siel Er für t mit einer Besatzung von 8000 Mann in die Hände des Feindes; am 23. Oct. Spandau. Wenige Tage später capitulirten die mit Mannschaft und Kriegsvorrath aufs Beste versehenen Festungen Stettin und Kü- strin; und am 10. Nov. übergaben Kleist und Wartensleben an der Spitze von 19 Generalen die Festung Magdeburg, das Bollwerk des Reichs, mit einer Besatzung von 18—20,000 Mann. Nicht besser ging es in H a nn o ver. Nur B l ü ch er rettete in den blutigen Kämpfen in und bei Lübeck die preußische Ehre; doch konnte er die Erstürmung der schlecht befestigten Stadt und die dadurch hervorgerufenen Gräuel eines siegestrunkenen Heeres nicht hindern. — Die Festung C o l b erg, wo Sch il l, G n e i sen a u und der wackere Nettelb eck jeden Kleinmuth fern hielten, widerstand muthvoll dem übermüthigen Feinde. Von Berlin alis ließ Napoleon seine Machtsprüche ergehen, durch die der Norden von Deutschland in noch größere Abhängigkeit kommen sollte, als der Süden. Der bisher mit Preußen verbundene Kurfürst von Hes- sen, der beim Ausbruch des Krieges seine tapfere schlagfertige Armee dem Kampfe entzogen hatte, um eine ihm und den Bundesgenossen gleich ver- derbliche Neutralität zu beobachten, mußte Heer und Land dem Feinde überlassen und in der Fremde (Prag) Sicherheit suchen, während seine schmachvoll erworbenen Schätze in Rothschilds Keller zu Frankfurt gebor- gen wurden. Der schwer verwundete Herzog von Braun schweig ließ sich auf dänisches Gebiet bringen, als Napoleon mit unedler Strenge den unglücklichen Anführer der preußischen Heere aus seiner Hauptstadt trieb, wohin er sich nach der Jenaer Schlacht auf einer Bahre hatte tragen lassen, und ihn zwang, in fremder Erde sein Grab zu suchen. Meck- lenburg und Oldenburg wurden besetzt, Jever und Oftsriesland mit Holland verbunden, die Hansestädte wie auch Leipzig durch Wegnahme aller englischen Maaren und durch schwere Kriegssteuern gedrückt und aus allen Gegenden Schätze der Kunst und Wissenschaft und die Trophäen früherer Siege weg- geführt. Nur demkurfürsten von Sachsen, dessen Truppen in den preußischen Heeren bei Jena mitgefochten, ließ der Sieger Gnade widerfah- ren. Er setzte die kriegsgefangenen Sachsen in Freiheit und gewährte dem Kurfürsten einen günstigen Frieden, worauf dieser, mit dem Königstitel geziert, gleich den übrigen sä ch si sch en H erz ög en, dem Rheinbunde beitrat. Seitdem fühlte sich Friedrich August zu seinem und seines Volkes Unglück durch die Bande der Dankbarkeit an Napoleon gefesselt. — Der König von Preußen war nach Königsberg geflüchtet, von wo aus er umsonst durch große Anerbietungen von dem Sieger Waffenruhe und Frieden zu erlangen suchte — Napoleons Forderungen stiegen mit seinem Glück; Friedrich Wilhelm mußte sich nothgedrungen zur Fortsetzung des Krieges mit dem zornerfüllten Gegner entschließen. §.751. c) Ey lau. Friedland. Tilsit. In seiner Bedrängniß wandte sich der König von Preußen an seinen Freund Alexander, der erbit- tert, daß Napoleon als Bundesgenosse der Pforte Rußlands Absichten auf die Moldau und Wallach ei zu Hintertreiben suchte, alsbald ein russisches

5. Bd. 2 - S. 580

1854 - Leipzig : Engelmann
580 Die jüngsten Revolutionsstünue. Die Ansicht, daß die Revolution ihren Zug durch Europa machen würde, setzte sich in vielen Köpfen fest und trieb sie an, ihr fördernd entgegen zu kommen. Die ersten Wirkungen zeigten sich in Deutschland, und zwar an der Grenze, in Baden. Das rege politische Leben, wodurch sich das Großherzogthum schon lange vor den übrigen deutschen Staaten ausgezeichnet, schien ihm das Recht zu geben, mit der Fahne des Fortschritts und der Neugestaltung voran zu gehen. Dringende Petitionen an die gerade versammelten Landstande, in stürmischer Weise überbracht, verlangten: Preßfreiheit, Schwurgericht, Bürger- wehr unter freigewählten Führern, und ein deutsches Parlament, auf das kurz zuvor in der badischen Kammer durch den Abgeordneten Bassermann ein Antrag gestellt worden war und das dem die Regierungen vertretenden Bun- destag als Repräsentation des Volks zur Seite treten sollte. Die badische Re- gierung gewährte nicht nur diese Punkte, so viel in ihrer Macht stand, sondern erließ auch im Verein mit den Kammern ein G e setz zur Au fh e b ung aller Feudallasten mit künftiger Entschädigung der Betheiligten aus der Staatskasse und entfernte mehrere bei dem Volke unbeliebte Beam- ten und Hofleute von ihren bisherigen Stellen; unpopuläre Deputirte legten ihre Mandate in die Hände ihrer Wähler nieder und wurden durch andere ersetzt. Das Beispiel Badens wirkte auf die übrigen deutschen Staaten. Dieselben For- derungen wurden nach und nach allenthalben gestellt und gewährt und damit in den verschiedenen Landern verschiedene andere verbunden. In W ü r t e m b e r g, Sachsen und andern Staaten wurden die Häupter der liberalen Opposition in die Ministerien berufen, und die Zügel der Regierung in ihre Hände gelegt; stän- dische Mißbräriche wurden abgeschafft, beschränkte Wahlgesetze einer Umänderung unterworfen, der Bundestag im liberalen Sinn umgestaltet und freisinnige Vertrauensmänner zur Berathung einer neuen Bundesverfassung ihm bei- geordnet. Aber vollständig und sicher wurde der Sieg der Liberalen erst durch die Umwälzung in Wien und Berlin. §. 849. O estreich. Wie Louis Philipp galt auch der in den diplomati- schen Künsten einer verwickelten Staatsweisheit ergraute Fürst Metternich als der größte Staatsmann und Volksregierer, und sein Rath und Wort wurde von den deutschen Regierungen wie ein Orakel angehört und befolgt. Aber auch seine Stunde hatte geschlagen. Er wollte die Macht des Zeitgeistes nicht anerkennen und hielt die morschen Grundpfeiler des Polizeistaats für stark genug, den stür- menden Andrang der jungen Freiheit zu bestehen. Ueber den Genüssen des Lebens hatte er nicht bemerkt, wie die Literatur der Opposition als Verführer sich in > die östreichischen Lande eingeschlichen und das verfaulte Staatswesen schonungslos aufgedeckt hatte. Fürst Metternich hatte, wie sein Freund Gentz, nach dem Grundsatz gelebt: wenn es nur uns noch aushält, mag auch die Nachkommen die Sündfluth bedecken! Doch es hielt ihn nicht mehr aus! Die Nachrichten aus Paris erzeugten im ganzen Kaiserstaat eine fieberhafte Aufregung. Die Stände von Ungarn, die eine selbständige Nationalregierung unter dem Erzherzog Palatin, eine Reform ihrer Verfassung, Minderung der Steuern, Befreiung von den Beiträgen zu der östreichischen Staatsschuld und für das ungarische Mi- litär das Vorrecht verlangten, nicht außerhalb ihres Königreichs dienen zu müs- sen, bestürmten die kaiserliche Hofregierung mit dringenden Petitionen; dasselbe geschah in Prag, wo im vorhergehenden Jahre die böhmischen Stände in ihren Rechten und ihrer Ehre tief gekränkt worden waren, und endlich in Wien selbst, wo im März die östreichischen Landstände zusammen traten. Der ungewisse Zustand des in den Schleier des Geheimnisses gehüllten Finanzwesens hatte ein

6. Bd. 2 - S. 415

1854 - Leipzig : Engelmann
415 Das französische Kaiserreich. Nach dem glorreichen Sieg bei Vittoria und der Eroberung der hart- näckig vertheidigten und darum schwer gezüchtigten Festungen San Seba- stian und Pamplona, folgte Wellington den Abziehenden über die Pyre- ^ näen, drängte Soult bei Orthez zurück und besetzte Bordeaux. Helden- isi4. müthig widerstand der waffenkundige Marschall noch am 10. April, als die Alliirten schon auf den elysäischen Feldern in Paris campirten, dem an- rückenden Feind bei Toulouse, wenn er gleich der Uebermacht das Feld lassen mußte. — Napoleons Sturz führte den heuchlerischen Ferdi- nand Vii. (den der französische Kaiser noch vor seiner Abdankung in Freiheit setzte, um den Bürgerkrieg auf der Halbinsel von Neuem anzu- fachen) auf den spanischen Thron zurück; aber die Nation, die des Landes Freiheit mit ihrem Herzblut erkämpft, erntete schlechten Lohn. tz. 759. Gefangennehmung des Papstes. Der Franzosenhaß und die fanatische Wuth der Spanier war vorzugsweise das Werk des Prie- sterstandes; Napoleon hätte daraus die Lehre ziehen sollen, welche Macht die von ihm verkannte Religion mit ihren altehrwürdigen Einrichtungen auf die Gemüther gläubiger Menschen übe; aber in seinem Stolze wollte er keine Schranke seiner Gewalt gelten lassen. Die Weigerung des Papstes, den englischen Schiffen die Häfen des Kirchenstaats zu schließen und mit Frank- reich ein Schutz- und Trutzbündniß einzugehen, hatte den Kaiser so belei- digt, daß er denselben nicht nur mit Entziehung aller Länder bedrohte, die einst Karl der Große dem Bischof von Rom verliehen, sondern daß er auch Forderungen an ihn stellte, durch deren Gewährung das geistliche Regiment des Kirchenfürsten bedeutend beschränkt worden wäre*). Als aber Pius Vii. sich durch keine Drohungen bewegen ließ, dem französischen Machthaber als Werkzeug zu dienen und dessen Willkürmaßregeln sämmtlich zu billigen, riß Napoleon zuerst Ancona, Urbino und andere Gebietstheile vom Kirchenstaat los und verband sie mit dem Königreiche Italien. Dies beugte jedoch keines- wegs den Sinn des standhaften Kirchenfürsten, der nun vielmehr mit Eng- land und Oestreich gemeinsame Maßregeln gegen Frankreichs Uebermacht ergriff. Da sprach Napoleon durch ein von Schdnbrunn aus erlassenes De- Mai kret das Aufhören der weltlichen Macht des Papstes aus, ließ 1"S09- ihn gewaltsam von Rom wegführen und über Grenoble nach Savona brin- gen, verbannte die Cardinäle nach verschiedenen Städten und vereinigte den in zwei Departemente getheilten Kirchenstaat mit dem französischen Gebiete. Rom wurde für eine freie kaiserliche Stadt erklärt. Dieser Gewaltstreich zog auf den Kaiser den Bann strahl herab, der, wenn gleich von Vielen ver-Juni, achtet, in Spanien seine Wirkungen nicht verfehlte. Da der Papst, den Bitten wie den Drohungen des Kaisers eine unerschüt- terliche Ergebung entgegensetzend, als unfrei und des Raths der Cardinale be- raubt die Bestätigung aller ernannten Bischöfe verweigerte, so suchte Napoleon in Verbindung mit dem Erzbischof von Paris die freien Einrichtungen der gallicani-

7. Bd. 2 - S. 650

1854 - Leipzig : Engelmann
650 Die jüngsten Revolutionsstürme. 2.Dec. und sein jugendlicher Neffe Franz Joseph erhielt durch die Verzichtleistung sei- nes Vaters die Hecrscheckrone. Der ungarische Reichstag protestirte gegen diesen Thronwechsel und verwahrte sich gegen alle Regierungshandlungen des neuen Kai- sers, ehe derselbe, dem Herkommen gemäß in Ungarn gekrönt wäre und die Ver- faffung und Rechte beschworen hatte. Und um dem drohenden Krieg, zu dem in Oestreich die ausgedehntesten Rüstungen gemacht wurden, kräftig begegnen zu können, erließ Kossuth glühende Aufrufe an Ungarns waffenfähige Mannschaft und bewirkte dadurch, daß in kurzer Frist ein Heer von 200,000 Mann, theils reguläres Militär, theils Landwehr (Honved) unter den Waffen stand. Die weiten morastigen Ebenen an der Theiß, auf denen der ungarische Roßhirt mit seinen Heerden sich tummelt, waren der Sammelplatz der magyarischen Streiter. Am 15. Decbr. brach der zum Oberbefehlshaber bestimmte Fürst W indisch - Gräz gegen Ungarn aus. Unter leichten Gefechten wurden die Städte Oeden- burg, Preßburg, Raab u. a. ohne sonderlichen Widerstand eingenommen und be- setzt und dann mit acht Heersäulen ein vereinter Angriff auf B u d a - P eft h, die Hauptstadt des Landes, beschlossen. Mitten im Winter durchzogen die kaiserlichen Truppen den Bakonyer-Wald, dessen sumpfige Wege der Frost gangbar ge- macht hatte, und näherten sich in den ersten Tagen des Jahres 1849 der Hauptstadt. Als der fürstlicheheerführer die von Graf B a lt Hy an y i an der Spitze einer an- Jcinuar sehnlichen Deputation begehrten Unterhandlungen ablehnte, verließ Kossuth in der 184». vom 4. auf den 5. Januar mit der ungarischen Armee und allen Kriegs- vorräthen in der Stille die Hauptstadt und zog nach D ebreczin, die Krone des heil. Stephan, die Reichsinsignien und die Banknotenpresse mit sich fortneh- mend. Der Landesvertheidigungsausschuß und die Deputirten des Reichstags s.jan. begleiteten ihn. Am folgenden Tag hielt der Feldmarschall mit dem Banus Jellachich seinen Einzug in Ofen und Pesth und schickte die Schlüssel der beiden Schwesterstädte an den Kaiser. — Mittlerweile hatte der Kampf gegen die Ser- den um Pancsova und an den festen Römerschanzen und Lagerwallen an der Donau und Theiß seinen blutigen Fortgang, und in Siebenbürgen war ein Krieg ausgebrochen, der an Entsetzen und Gräuel Alles überbot, was seit den Tagen der Hunnen und Vandalen in den Jahrbüchern der Kriegsgeschichte ver- zeichnet worden. Auch in die entlegenen Thäler und Berghöhen jenes wildroman- tischen Landes, wo seit Jahrhunderten verschiedene Volksstamme germanischen (Sachsen), slavischen (Walachen oder Romänen) und magyarischen (Un- garn und Sze kl er) Ursprungs mit verschiedenen Rechten und Einrichtungen und mit einem gemeinsamen sieben bürgischen Landtage in Eintracht neben einander gelebt, war der Stammeshader mit seiner Neuerungssucht ge- drungen, um das Glück und den Frieden zu verscheuchen. Zuerst verlangten und erhielten die slavischen Romanen gleiche Rechte mit den Sachsen und Magyaren und schickten ihre Abgeordneten zum Landtage nach Klausenburg; dann bewirkten die Szekler und Magyaren, daß der vereinigte siebenbürgische Landtag an die östreichische Negierung die Forderung stellte, mit Ungarn durch eine unauflösliche Union verbunden zu werden; und auch diesem Verlangen willfahrte Kaiser Fer- dinand in jenen sturmvollen Tagen, die der Frühling 1848 über Europa herbei- geführt. Aber bald erzeugten fremde Einflüsterungen und reifere Ueberlegung eine Sinnesänderung. Die Wallachen verwarfen die Union mit Ungarn und nahmen Theil an den panslavistischen Sonderbestrebungen ihrer Stammesge- nossen im Kaiserreich, und die Sachsen, mehr auf Erhaltung ihrer alten ver- brieften Rechte und Freiheiten als auf Erwerbung unsicherer Reformen bedacht, erklärten sich für Beibehaltung der alten Zustände. Beide Stämme schaarten

8. Bd. 2 - S. 100

1854 - Leipzig : Engelmann
100 Die Zeit der Gegenreformation. 1581. 1583. 10. Juli 1584. 1585. 1587. 1588. zu vereinigen. Dieser im ersten Entwurf noch sehr unbestimmte Vertrag wurde die Grundlage der vereinigten Staaten der protestantischen Niederlande. Zwei Jahre spater ward dem König von Spanien der Ge- horsam förmlich gekündigt, nach dem Grundsätze: „daß einem Volk und seinen Ständen immer das natürliche Recht zuftehe, einem Tyrannen, der seiner Pflicht zuwiderhandelt, nachdem er vergebens vermahnt war, ihrer- seits die Pflicht auszusagen." Nicht so einig war der Süden. Matthias verließ Brabant, wo er eine ganz nichtige Rolle gespielt; und Anjou verlor durch sein Streben, sich mit französischer Hülfe die Herrschaft zu verschaffen, so sehr alles Ansehen, daß er nach Frankreich zurückkehrte, wo er bald starb. Diese Verwirrung benutzte der thatkraftige Parma, um viele Städte zum Gehorsam zurückzuführen. Die Empörung schien ihrem Ende nahe, wenn es gelang, Oranien aus dem Weg zu räumen. Gegen diesen richtete sich daher Philipps ganze Wuth. Er hatte denselben bereits geächtet und dem, der ihn todt oder lebendig überliefern würde, eine große Belohnung und den Adel zugesichert. Dieses lockende Versprechen und die Geschäftigkeit leidenschaftli- cher Priester hatten mehrere Mordanschläge zur Folge. Einem entging Ora- nien, aber die Kugel des fanatischen Gerhard aus der Franche- Comte streckte ihn an der Thüre des fürstlichen Speisesaals in Delft todt nieder. Der Mörder wurde ergriffen und fand statt des gehofften Lohns eine marter- volle Hinrichtung. Der Tod des Begründers der niederländischen Freiheit führte jedoch nicht deren Untergang herbei. Die nördlichen Provinzen, die an eine Versöhnung mit einem König, der hartnäckig die Duldung ihrer Re- ligion verweigerte, nicht denken konnten, übertrugen Oraniens zweitem Sohne Moritz die Statthalterschaft und die Leitung des Kriegs, indeß der Staatsrath, wo der besonnene Oldenbarn eveld das meiste Ansehen hatte, den innern Angelegenheiten Vorstand. Aber die glücklichen Unternehmun- gen Parma's, der Gent, Brüssel, Mecheln, Nymwegen und endlich Antwer- pen eroberte, brachte die Niederländer zur Ueberzeugung, daß sie ohne aus- wärtige Hülfe den Spaniern nicht gewachsen wären. Sie boten daher zuerst dem König Heinrich Iii. von Frankreich, und als dieser aus religiösen Be- denken ablehnte, der englischen Königin Elisabeth die Herrschaft an. Diese schlug zwar das Anerbieten gleichfalls aus, schickte ihnen aber Hülfstruppen unter der Anführung ihres Günstlings des Grafen Leicester, dem die Nie- derländer die Würde eines Generalstatthalters mit ausgedehntermacht verliehen. Bald erregte jedoch sein zweideutiges und ungeschicktes Benehmen und seine ränkevolle Politik den Argwohn der Stände; sie machten ihm Schwierigkeiten und führten dadurch seine Abdankung herbei. tz. 528. Die unüberwindliche Flotte. Aber die Gefahr, die beiden Staaten von der großen, aus 130 gewaltigen Kriegsschiffen bestehen- den Armada drohte, hielt die Engländer und Niederländer vereinigt. Diese „unüberwindliche Flotte," deren Kosten man auf 60millionen Thaler

9. Bd. 2 - S. 180

1854 - Leipzig : Engelmann
Januar 1647. 180 Das siebenzehnte Jahrhundert. Karls letzte Hoffnung vernichtet ward, bewies, welchen Umschwung die Energie der Independenten bewirkt hatte. tz. 598. Karl bei den Schotten. Von nun an nahm der Kampf eine leidenschaftlichere Gestalt an. Die Independenten trugen ihre republika- nischen Ansichten von der Kirche aus den Staat über und bekämpften das Königthum mit derselben Entschiedenheit wie die hierarchische Hochkirche. Karls Briefe, worin die Fürsten des Auslandes um Hülse angegangen wor- den, waren in die Hände der Feinde gefallen; ihre Bekanntmachung brachte den König um den letzten Nest von Ansehen. Es ging das Gerücht, er habe die Irländer durch großezusagen zu einem neuen Aufstand aufzureizen gesucht — daher gebot das Parlament, in Zukunft keinem gefangenen Irländer des königlichen Heeres Pardon zu geben. Sie wurden zu Hunderten auf grauel- hafte Weise erschossen und alle Royalisten an Hab und Gut gestraft. Von der Spitze von Cornwallis bis zum schottischen Hochlande wüthete ein blutiger Meinungskampf, aber die Energie der Fanatiker und Republikaner siegte. Umsonst bot jetzt der gedemüthigte König die Hand zum Frieden — man traute ihm nicht, und Cromwell und Fairsax schickten sich an, ihn in Oxford zu belagern. Da faßte Karl einen verzweifelten Entschluß: — als Diener ver- kleidet entfloh er mit zwei Begleitern aus Oxford in das Lager der Schotten, in der Hoffnung, bei seinen Landsleuten das geschwachtegefühl der Anhäng- lichkeit und Loyalität wieder zu erwecken. Allein in den durch harte Geistliche geleiteten Schotten war alle Pietät für die gefallene Größe erloschen. Sie hielten ihn in strenger Aufsicht, nöthigten ihn, den langen Predigten der Pres- byterianer, deren gewöhnlicher Text seine und feiner Vorfahren Missethaten waren, beizuwohnen und traten mit dem englischen Parlamente über sein Schicksal in Unterhandlung. Als Karl nicht dahin gebracht werden konnte, den Covenant zu unterzeichnen, den Episcopat abzuschaffen, die Land- und Seemacht auf 20jahre dem Parlament zu überlassen und seine treuesten An- hänger der Rache ihrer Gegner preis zu geben, opferten die Schotten ihren König um schnöden Sold. Gegen Entrichtung einer hohen Geldsumme wurde Karl den Commissarien des Parlaments ausgeliefert und in das feste Schloß Holmby gebracht, worauf sich das schottische Heer auflöste. §. 599. Zwiespalt zwischen Independenten und Presby- terianern. Der Krieg schien beendigt und das größtentheils aus Presby- terianern bestehende Parlament wollte nunmehr die Armee, in welcher die In- dependenten die Oberhand hatten, vermindern oder sich ihrer durch Ver- sendung nach Irland entledigen. Das Heer weigerte sich jedoch und verlangte trotzig den rückständigen Sold; es bildeten sich Vereine von Offizieren und Soldaten, die eine feindselige Haltung gegen die Presbyterianer annahmen. Cromwell und seine Freunde waren die Seele dieser Bewegung; aber so schlau wußte jener unter äußerer Scheinheiligkeit die innere Falschheit zu verbergen, daß das Unterhaus ihm den Auftrag ertheilte, das meuterische Heer zur Ord-

10. Bd. 1 - S. 40

1854 - Leipzig : Engelmann
40 Geschichte der alten Welt. auchjranier genannt, führen in der Geschichte den Namen Zend-Volk. Sie vertauschten frühe ihre Nomadenzuftände gegen das Kastenwesen, erlangten unter dem Priefterkbnig Dsjemschid die Einrichtungen eines Priesterstaats und bildeten das obenerwähnte (§.14.) auf Sonnen-und Sternendienst und astronomischen Beobachtungen beruhende dualistische Re- ligionssystem Z oroasters aus, das sie, nebst ihrer Rechtsverfassung ihren Ueberwindern, den Medern und Persern, mittheilten. Die andern er- hielten von dem Lande, das sie besetzten, den Namen Inder (Hindu's) oder Sanskritvolk von ihrer Sprache. Die minder kräftigen und we- niger gebildeten und bildungsfähigen Urbewohner wurden theils ausgerottet, theils als dienende Kaste behandelt, theils, wie die widerspenstigen Parias, als Unreine verabscheut und gemieden. Auch die Inder vertausch- ten frühe das Nomadenwesen mit den Kasteneinrichtungen, denen sie die strengste Prägung verliehen. Diese Absonderung nach Ständen bewirkte einerseits die Erhaltung der Nationaleigenthümlichkeiten und die Ausbildung des Ackerbaus und Gew erbwesens, anderer- seits hatte sie die Knechtung des Volkslebens und die Aus- schließung fremder Einflüsse zur Folge. §. 25. Indisches Wesen, a) Regierungs weise und Kasten. In- dien zerfiel in eine Menge kleiner Königreiche. Der König (Raja, Radscha) gehörte anfangs der Priesterkaste, spater der Kriegerkaste an; er hatte einen hohen Rath von Brahmanen um sich, dem die übrigen, gleichfalls dem Priesterstande angehörenden Beamten untergeordnet waren. Den Königen und den Brahmanen gehörte der Grund und Boden des Landes; die Bebauung geschah in Erbpacht gegen Entrichtung von Grundzins, Naturalienlieferungen und Dienstleistungen. Die Re chtspfleg e, wobei auch Gottesurtheile vorkamen, geschah nach Gewohnheitsrecht und wurde von erfahrenen Greisen geübt. Das mechanische und schwerfällige Kriegswesen, das bei der friedfertigen Natur des Inders von weni- ger Bedeutung war als in Militarstaaten, stand unter dem König, dem alle in Friedenszeit aufbewahrten Waffen und Kriegsgerathe zugehörten. — Die streng durchgeführte und festgehaltene Kafteneintheilung, die durch den Mythus von deren Entstehung auf die Schöpfung zurückgeführt und als göttliche Welt- ordnung hingestellt ward, hemmte die Fortentwickelung der Bildung und bewirkte, daß ein gewisser Grad der Cultur nicht überschritten ward, sondern Stillstand und Ruhe eintrat. Die mit Gütern, Ehren und Vorrechten, wie Steuerfreiheit, Aem- terbesitz u. dergl. reichlich bedachten Brahmanen ließen die übrigen Stande nicht aufkommen; die Krieger, denen gegen Sold und andere Vortheile die Beschützung und Vertheidigung des Landes oblag, bildeten sich erst zu einem be- sondern Stand aus, „als bei dem Vordringen in das mittlere und östliche Indien große Reiche entstunden, die eines geordneten, kriegerischen Schutzes bedurften;" sie arteten aber früh aus und behielten ihre Bedeutung nur in den kriege- rischen Stammen des Nordens (Radschputen und Mahratten); da jede Ver- mischung der Kasten mittelst Heirath oder andere Verbindungen strenge unter- sagt war und durch die der öffentlichen Verachtung preisgebende Ausstoßung der Schuldigen bestraft wurde, so konnte auf friedlichem Wege keine Veränderung in den Volkszustanden bewirkt werden, eine gewaltsame aber mußte an dem
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