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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 2 - S. 192

1854 - Leipzig : Engelmann
r 192 Das siebenzehnte Jahrhundert. drohten, so weit gebracht, daß er seine Einwilligung zu der Ermordung des Marfchal d'ancre gab. Von drei Kugeln durchbohrt siel der stolze Empor- 1617- kdmmling im Vorhofe des Louvre nieder. Das Volk schleppte hohnend seinen Leichnam durch die Straßen und hing ihn an den Galgen auf. Seine Ge- mahlin wurde trotz ihrer würdevollen Haltung und Vertheidigung als Here zum Tode verurtheilt und nach der Enthauptung verbrannt. Ihr Zauber- mittel war, wie sie vor den Richtern aussprach, die Macht einer starken Seele über eine schwache. Die Königin Mutter ward nach Blois verwiesen. Aber Ludwig Xiii. besaß eine unselbständige Natur, die fremder Leitung nicht ent- behren konnte. Darum trat Luynes an d'ancre's Stelle, stieg zum Herzog und Connetable empor und schaltete nach Gutdünken über die Schatze, Wür- den und Aemter des Reichs. Die Nation gewann nichts bei dem Tausch. Luynes war eben so habsüchtig und unfähig wie der Italiener, und die Großen bekämpften den neuen Günstling nicht minder heftig als den frühern. Einige von ihnen schlossen sich an die Königin Mutter an, halfen ihr zur Flucht und beabsichtigten, sie mit den Waffen in der Hand nach Paris zu- rückzuführen. Zwei Höfe und zwei Factionen standen einander drohend gegen- 1620. ¿for. Zwar vermittelte Richelieu eine äußere Versöhnung zwischen Mutter und Sohn und erwarb sich dadurch den Cardinalshut, aber Mißtrauen und Haß dauerten fort und die Parteikämpfe der Großen nahmen bald einen ern- stern und bedenklichern Gang, als auch die über vielfache Verletzung des Ediktes zu Nantes und über die Zurückgabe der Kirchengüter in Bearn an die katholische Geistlichkeit erbitterten H ugu en ot t en zu den Waffen griffen und mehrere Edelleute, besonders Roh an und Soubise, sich an ihre 1621. Spitze stellten. Während des Kriegs gegen diese starb Luynes zur Freude der Nation und des Königs, der seiner bereits überdrüssig geworden. — 1024. Bald darauf trat Richelieu in den Staatsrath und gab der Regierung einen mächtigen Umschwung. §. 609. Richelieu. Dieser große Staatsmann behauptete 18 Jahre lang eine fast dictatorische Gewalt im Reich und am Hofe, obwohl ihn der König nie liebte, die Königin und der Adel fortwährend an seinem Sturze arbeiteten und eine Reihe von Cabalen und Verschwörungen gegen ihn er- sonnen wurden. Richelieu's Streben war auf Vergrößerung und Ab- rundung Frankreichs nach Außen und aufhebung undkräf- tigung der Königsmacht nach Innen gerichtet. Um das erstere zu erreichen, kehrte er zur alten auf Schwächung Habsburgs gerichteten Politik der französischen Könige zurück, sicherte in dem mantuanischen Erbfolgekrieg (§. 572.) Frankreichs Einfluß in Italien, trat mit den Feinden des Kaisers in Deutschland in Verbindung, unterstützte die Holländer und bekriegte Spa- nien an der nördlichen und südlichen Grenze. Dadurch wurde der Grund zu Frankreichs Uebergewicht über alle europäischen Staaten gelegt. Noch folgen- reicher war seine innere, auf Vernichtung aller Schranken und Hemmnisse

2. Bd. 2 - S. 242

1854 - Leipzig : Engelmann
242 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. „Die Macht und der Reichthum Englands wuchs mit jedem Jahr, das Fabriksystem, die Gewerbe, alles, was Geld giebt und mit Geld bewirkt wird, blühte, die Reisenden konnten nicht satt werden, zu loben und zu bewundern, sie sahen nur die Oberfläche, die mit Goldblech bedeckt war. Den Jammer der Millionen Irlands vergaß man über Pracht- gebäuden , Gallerien, Bewirthung der wenigen Reichen; die Lhräncn der von speculiren- den Pächtern vertriebenen Schotten flössen im Stillen; das Elend, die Qual und die Laster der Tausende vonkindern und unglücklichen Arbeitern in den Fabriken bemerkte Nie- mand, denn die Paläste der Fabrikherren und die Aussuhrlisten blendeten den gierigen Hausen. Unstreitig verbreitete sich damals mehr wie jetzt auch über den Mittelstand große Behaglichkeit und selbst Reichthum; aber dieser Mittelstand gewöhnte sich zugleich an ein- gebildete und künstliche conventionelle Bedürfnisse und ward Affe und Sclave der Reichen. Mit dem wachsenden Reichthum mehrten sich die Lasten, und die Erfinder aller Maschinen erfanden endlich eine Maschine der Besteuerung, die früher oder später in allen Ländern allen Besitz in die Hände weniger Reichen, Wucherer, Speculanten, der Regierung und ihrer Creaturen bringen wird."----- „Schottland ward inniger mit England vereinigt, die ödesten Gegenden wurden angebaut, große Capitalien angewendet, um nach neuem System, nach den Grundsätzen einer ganz neuen Wissenschaft zu benutzen, was bisher gar nicht, oder nur nach alter Sitte unvollkommen bebaut war. Die Cultur Englands ver- breitete sich über ganz Schottland, bequemes und behagliches Leben trat in ganzen Gegen- den an die Stelle der Armseligkeit und des Mangels, welche sie vorher gedrückt hatte. Der Reisende bewunderte die umgeschaffenen Haiden und Moore, der Wohlstand, die Reinlich- keit und Nettigkeit entzückte ihn, er verkündigte bei seiner Rückkehr im Vaterlande die Blüthe der Manufacturen und Fabriken. Reichthum, Glanz, Gastfreundschaft englischer Gutsbesitzer waren sprichwörtlich, ein reicher, großartiger Engländer Theatergott aller Romane; aber gerade über das, worüber die Reisenden und die Menge jauchzen, klagt der denkende und einsame Forscher, daß alle Poesie des Lebens dem Gelbe gewichen sei. Die einst glücklichen, wenn gleich sehr armen Vasallen der Güterbesitzer mußten nach wenigen Jahren den geliebten Boden neuen betriebsamen Pächtern überlassen, sie schieden im Jam- mer von den Gräbern der Väter und von der Erinnerung der Vorzeit, um in Amerika eine Freiheit ohne Geschichte, ein Glück ohne Poesie zu suchen. Mit dem Patriarchalischen und Wilden entwich der heroische Sinn, verschwand das Leben der Armuth und Natur; Geld ward überall einziges Ziel des Strebens, und jetzt gilt von der Tiber bis zum äußersten Thule nur Geld allein, es herrscht nur Schmutz des Erwerbs." 2. Der Norden und Osten Europa's. r») Der große nordische Krieg 0*4»**—1918). §.640. Karl Xii. und seine Gegner. Schweden stand bei dem Tode Karls Xi. auf dem Höhepunkt seiner Macht. Der staatskluge Despotismus des Königs hatte der Krone unumschränkte Gewalt verliehen, die vollständige Einziehung des entfremdeten Kronguts (§. 589.), verbunden mit der Sparsamkeit des Monarchen, hatte die Staatskasse gefüllt und die Abtragung der Schulden und die treffliche Ausrüstung des Heeres und der Flotte möglich gemacht. Im Besitze der Küstenländer und der reichen Städte Wismar,Stralsund, Stettin,Riga und Reval beherrschte Schwe- den den Handel der Ostsee und deckte die Armuth des eigenen Landes durch

3. Bd. 2 - S. 253

1854 - Leipzig : Engelmann
253 Das Zeitalter Ludwigs Xiv. schen Königsgesetz, ein Verfahren, das in der neuesten Zeit seine blutigen Früchte getragen hat. — August Ii. wurde als König von Polen anerkannt. Am längsten dauerte der Krieg mit Rußland. Erst als Peter die schwedische Küste mit Feuer und Schwert barbarisch verheeren ließ, willigte endlich die Regierung im Frieden von Nystädt in die Abtretung der reichen Provinzen Jngermanland, Esthland, Lievland und eines Theils von Ca re lien an die Russen gegen die geringe Entschä- digung von zwei Millionen Thaler. §. 650. 2) Rußland. Wie ganz anders ging Rußland aus dem Kampfe hervor. Der Zaar, der nunmehr den Kaisertitel annahm, hatte seinem Reiche blühende, cultivirte Länder erworben, seiner neugegründeten Seemacht zwei Meere erschlossen, die wenig bevölkerte Provinz Jngermanland durch erzwungene Uebersiedelung volkreich gemacht, Petersburg, das der europäischen Cultur naher lag als Moskau, zum Sitz der Regierung und zur Hauptstadt des Reiches erhoben und durch großartige Anlagen und Bauwerke in Aufschwung gebracht. Durch Anlegung von Canälen und Landstraßen erleichterte Peter den inner» Verkehr seines unermeßlichen Reiches; mit den Seestaaten des Auslandes wurden direkte Handelsverbindungen angeknüpst und zu dem Ende Seehäfen angelegt und die Schiffahrt befördert. Gewerbe und Manufakturen erfreuten sich besonderer Begünstigungen und neu erschaffene Berg we rke för- 4 derten den inneren Reichthum des Landes zu Tage. Dies hatte zur Folge, daß am Ende des zweiundzwanzigjährigen Krieges der russische Staat nicht nur schul- denfrei war, sondern das Finanzwesen sich in so gutem Zustande befand, daß der Kaiser unmittelbar nachher einen Krieg gegen Persien, hauptsächlich für 1722-24 Handelszwecke, unternehmen konnte. Auch die ganze Verwaltung des Reichs bekam durch Peter eine neue Gestalt. An die Stelle des alten Bojarenhofs trat der vom Kaiser abhängige und von ihm ernannte Senat als oberstes Reichsgericht in Petersburg; und in den Ukasen wurde nicht mehr wie früher der Zustimmung der Bojaren zu dem Willen des Souveräns gedacht. Zehn neue Regierungs-Kollegien mit bestimmtem Geschäftskreis leiteten die Verwaltung in den Provinzen. Eine nach französischem Muster eingerichtete Polizei sicherte die Hauptstadt, aber leider glaubte Peter, daß eine geheime J n- quisitionskanzlei auch zur guten Polizei gehöre, und ließ daher dieses von Iwan Wasiljewitsch gegründete schreckliche Institut bestehen. — Ja selbst eine Akademie der Wissenschaften wurde in Petersburg gegründet, aber von ihren gelehrten Forschungen hatte das rohe Volk keinen Gewinn. — Eine der folgen- reichsten Neuerungen Peters des Großen war die Aufhebung der Patriar- 1700. chenwürde und die Errichtung der h e i l i g e n S y n 0 d e als oberster Kirchen- behörde, welcher der Kaiser Verhaltungsbefehle ertheilte. Eine nach dem Tode des Patriarchen Adrian von Peter angeordnete zwanzigjährige Verwesung sei- ner Stelle hatte das Volk zuvor eines kirchlichen Oberhauptes entwöhnt. Hätte Peter noch seinen Plan, dem ganzen Reiche ein allgemeines Gesetzbuch zu ver- leihen, ausgeführt, so wäre die Staatsorganisation zur Vollendung gebracht wor- den. — Aber wie viel Peter auch für Cultivirung seines Landes that, er selbst blieb bis an das Ende seines Lebens ein der Völlerei und rohen Sinnesgenüssen ergebener Despot. Eine zweite, in Begleitung der Kaiserin Katharina unternom- mene Reise durch Deutschland nach Holland und Frankreich bewies, wie weit noch die russischen Sitten hinter der europäischen Civilisation zurückstanden; und Pe- ters Verfahren wider seinen einzigen Sohn Alex ei, auf den er die Abneigung gegen dessen verstoßene Mutter übertragen, zeugt von der harten Gemüthsart des Machthabers. Durch Trotz und störrisches Wesen hatte Alexei die Liebe seines

4. Bd. 2 - S. 267

1854 - Leipzig : Engelmann
Innere Zustände. 267 eines engherzigen, pietistisch beschrankten Commandanten büßte; Schiller entging vielleicht einem ähnlichen Schicksal durch die Flucht. — Inbayern folgte auf Bayern. Maximilian Emanuel (1679 —1726), der durch seinen Bund mit Frank- reich sein Land ins Verderben stürzte (§. 632.), sein Sohn Karlalbert (1726 — 1745, vergl. §. 658.), der nicht minder durch seine Eitelkeit und Prachtliebe, wie durch den unglücklichen Versuch, mit Hülfe der Franzosen die östreichischen Lander an sich zu reißen (tz. 658.), das schrecklichste Elend über sein Volk brachte. In Bayern herrschte am Hofe wie im Land Rohheit, Unwissenheit und Aberglauben in unglaublichem Grade. Jagdhunde, Pferde und Kirchenfeste verursachten hier einen eben so großen Aufwand wie anderwärts Opern und Hof- feste, und zehrten am Wohlstände des Landes. Unter M aximi l i an I o sep h (1745—1777) erlebte Bayern bessere Zeiten, wenn schon auch seine Kräfte nicht hinreichten, die Wunden zu heilen und die tiefen Mißstände zu heben. Er ließ Justiz und Gerichtswesen bessern und die Strafgesetze schärfen, weil die Zahl der Verbrecher und Landstreicher zu einer erschrecklichen Höhe gestiegen war; er hob die Universität Ing olstadt aus dem Zustande der Barbarei und Rohheit, in die sie seine Vorgänger hatten gerathen lassen; aber die Jesuiten blieben nach wie vor im Alleinbesitz der akademischen Stellen und waren bei Hofe einflußreiche Beichtväter und Prinzenerzieher; er beförderte Künste und Wistenschaften, allein in dem von Geistlichen und Mönchen geleiteten und von der Nacht des Aberglau- bens bedeckten Lande blieb dievolksbildung stets zurück und die Wissenschaft ohne praktischen Einfluß. Die Finanzuntcrnehmungen des wohlmeinenden Kurfürsten wurden unter den Händen hartherziger und eigennütziger Amtleute eine Quelle neuer Bedrückungen und was halfen alle Wünsche zur Hebung und Befserstel- lung des Bauernstandes, wenn er das Jagdwesen und den Wildstand unverändert forrbestehen ließ, damit er selbst und der rohe Landadel ihrer gewohnten Jagdlust leben könnten? Auf ihn folgte Karltheodor von der Rheinpfalz (1777 — 1799). — Kein deutsches Land hat wohl so viele Leiden und Drangsale aufzu- weisen als das Kurfürstenthum Sachsen unter Friedrich August Ii. (1694 ®ac£,,en- —1733), dem Bruder Johann Georgs Iv. (tz. 495.) und seinem Sohn Frie- drich Aug ust Iii. (1733—1763). Jener, ein leichtsinniger, gottvergeffener Fürst, opferte seiner Sinnenlust, seiner Prachtliebe und seiner Eitelkeit den Glau- den seiner Väter, die Liebe seiner Unterthanen und den Wohlstand seines Landes. In kurzsichtiger Verblendung verscherzte er durch seinen unbesonnenen, aus poli- tischen Beweggründen unternommenen Uebertritt zur katholischen Kirche die sichere Stellung Kursachsens als Haupt des protestantischen Deutschlands, um die leere Würde eines polnischen Wahlkönigs zu erlangen. Ueber Opern und Concerten, über Festlichkeiten und Lustschwelgereien, über Mätressen und Jagden übersah der gewissenlose Fürst die Thränen seines Landes während des schwedischen Kriegs und die Leiden des gedrückten schwerbesteuerten Volks (vergl. tz. 643.645.651). Nicht besser war der Zustand Sachsens unter Friedrich August Iii., der sich ganz der Leitung des hoffärtigen, schwelgerischen und despotischen Grafen Brühl überließ (vergl. tz. 652. 658). — Nach einer fünfjährigen Zwischenregierung (1763—1768) kam Friedrich August Iv. auf den Thron, den er 59 Jahre lang (1768—1827) mit Ehren besaß. Unter ihm erlebte Sachsen glückliche und glänzende Zeiten und manche Wunde konnte vernarben; aber nach einigen Jahr- zehnten trafen die Schläge des Unglücks mit neuer Gewalt Haupt und Glieder, Land und Volk. An dem Aufschwung, den zu seiner Zeit Kunst, Literatur und Wissenschaft in Deutschland nahm, hatte Sachsen und Thüringen keinen gerin- gen Antheil; das Schulwesen erfuhr große Verbefferungen, und die Friedenszeit

5. Bd. 2 - S. 268

1854 - Leipzig : Engelmann
268 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. in den 70er und 80er Jahren wirkte wohlthatig auf Handel, Gewerbsamkeit und Ackerbau; die regsamen, häuslichen und sparsamen Bewohner der Städte und Dörfer gelangten wieder zu Glück, Wohlstand 'und Zufriedenheit. — Hannover. Während dieser Friedenszeiten nahm auch in Hannover der materielle Wohl- stand zu. Die Abhängigkeit von England gereichte dem Lande nicht zum Nach- theil, indem die englischen Könige ihr deutsches Stammland stets mit einiger Vorliebe behandelten und ihm von ihrem Ueberfluß manches zuwendeten. Die unter Georg Ii. gegründete Universität Göttingen (1737) war eine weithin strahlende Leuchte in Norddeutschland. — Für das Aufblühen der Kunst und Literatur, für das Wachsthum der Bildung und Wistenschaft waren die deut- schen Residenzstädte und die zahlreichen Fürstenhöfe, namentlich in der zweiten Halste des 18. Jahrhunderts, höchst förderlich; wäre nur dieser hohe Bildungs- grad und Literaturblüthe ein genügender Ersatz gewesen für die Verarmung des Volks, für dieabnahme der Charakterstärke, der Thatkraft und der männlichen Tugend und für den Untergang aller politischen Freiheit, alles öffentlichen Le- bens, aller praktischen Volksthatigkeit. :r. Der östreichische Erbfolgekrieg £4-50—494s. 1714. 1716. 1717. 21. Juli 1718. §.657. Karls Vi. Türkenkrieg e. Kaiser Karl Vi. warein gut- müthiger, aber in keiner Weise bedeutender Fürst, der die im Anfänge seiner Regierung errungene Vergrößerung der östreichischenmonarchie in seinen spa- tern Jahren durch nachtheilige Friedensschlüsse und Vertrage theilweise wieder einbüßte. Kaum war der spanische Erbfolgekrieg zu Ende, so brach diepforte den Carlowitzer Frieden (§. 620.) und entriß, im Einverständniß mit den über den religiösen und materiellen Druck der venetianischen Herrschaft empörten Griechen, jenem reichen und harten Handelsstaate den Peloponnes (Morea) wieder. Oestreich, zur Gewährleistung jenes Friedens verpflichtet und für seine eigenen Erwerbungen besorgt, schloß mit den Venetianern ein Bündniß. Dies benutzten die durch das Waffenglück in Griechenland über- müthigen Osmanen zur Kriegserklärung an Oestreich. Aber auch diesmal behielten die kaiserlichen Heere die Oberhand. Eugens glänzende Siege bei Peterwardein und Belgrad zwangen diepforte zu dem nachtheiligen Frieden von Passarowitz, worin sie zwar im Besitz des eroberten Pe- loponneses blieb, aber an Oestreich Temeswar, die Walachei bis zur Aluta und Belgrad nebst einem beträchtlichen Stücke von Bosnien und Servien abtreten mußte, so daß jetzt Nissa, Widdin, Nikopoli und Sophia die Grenzfestungen des osmanischen Reichs gegen Ungarn bildeten. Der Sultan überzeugte sich, daß das türkische Kriegswesen dem durch neue Erfindungen stets verbesserten und ausgebildeten europäischen nicht mehr ge- wachsen wäre und suchte mit Hülfe des tapfern, aus Frankreich und Oestreich verwiesenen, in Konstantinopel zum Islam übergetretenen Abenteurers Bonne- val (Achmet Pascha) Heerwesen und Artillerie nach europäischem Muster umzu- gestalten. Aber diese Neuerung, verbunden mit einer Verkaufssteuer (Accis), erzeugte einen gefährlichen Aufstand der Janitscharen, durch den die Abschaffung

6. Bd. 2 - S. 235

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 235 gewechselt, der tägliche Verkehr mit Geldscheinen geführt. Was anfangs freiwillig geschah, wurde später durch Edikte gefordert. Die habsüchtigen Großen bereicher- ten sich, indeß der Bürgerstand bei dem gänzlichen Bankbruch, der sich bald herausstellte, seine Habe verlor. Das ausschweifende Leben stürzte den Herzog Regenten früh ins Grab, worauf Ludwig Xv. die Regierung selbst übernahm 7722. und die Leitung des Ministeriums seinem alten Lehrer Fleury, einem friedfer- tigen, auf Hebung des Ackerbaues, der Industrie und des Seewesens bedachten Prälaten in die Hände gab. tz. 638 a. 2) Spanien. Philipp V. war ein schwacher, von Weibern be- herrschter Regent. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin leitete ihn die Gräfin Ursini noch unumschränkter als zuvor, bis die neue Königin, Elisabeth von Parma, sie gleich nach ihrer Ankunft aus Spanien entfernte. Bei dem zuneh- menden Trübsinn Philipps kam alle Macht in die Hände der Königin und ihres vertrauten Ministers, des ränkevollen Italieners Alb ero Nt, der nunmehr ein absolutes Kabinetregiment begründete und den Ehrgeiz seiner Gebieterin zu Kriegs- und Eroberungsplänen benutzte. Er hob das spanische Seewesen und suchte dann die durch den Utrechter Frieden seinem König entrissenen Staaten in Italien wie- der zu erobern. Schon war Sardinien und Sicilien in den Händen der Spanier, als die drohende Haltung der Quadrupelallianz (Frankreichs, Eng- lands, Oestreichs und Hollands) den furchtsamen Philipp so schreckte, daß es einer von dem Herzog Regenten von Frankreich gebildeten weiblichen Hof-Cabale nicht schwer ward, Alberoni zu stürzen. Er erhielt Befehl innerhalb zwei Tagen 1719- das Reich zu verlassen; die Eroberungen wurden aufgegeben. Aber der ränke- vollen Königin Elisabeth gelang es doch nach einigerzeit, für ihren ältesten Sohn Karl das Königreich Neapel und Sicilien und für ihren zweiten Sohn Philipp dasherzoglhum Parma, Piacenza und Guastalla zu erwerben. So erhielten diese Staaten bourkonische Herrscher. — Philipp V. 1724. übergab in einem Anfall von Schwermuth die Regierung seinem ältesten Sohne; als dieser aber schon nach 8 Monaten starb, übernahm er dieselbe wieder, ohne sich jedoch um die Staatsgeschäfte zu kümmern, die der holländische Abenteurer Rippecda nach den Wünschen der Königin leitete. Dadurch verlor Spanien immer mehr an Einfluß auf die Gestaltung der Dinge in Europa. Als endlich Philipp V., dessen Melancholie mit'den Jahren wuchs, unter Gram und Sorgen 1746. ins Grab sank, folgte ihm sein zweiter Sohn (erster Ehe) Ferdinand Vi., auf den des Vaters Gemüthskrankheit übergegangen war, so daß er zuletzt in unbeilbare 1746-59. Schwermuth versank und nur bei Harfenspiel und Gesang, wie auch Philipp und weiland König Saul, Erleichterung fand; daher der Opernsänger Farinellia^ff^ großen Einfluß bei Hofe gewann. Nach Ferdinands Tod folgte dessen Halbbruder inneapel. Karl, bisher König von Neapel und Sicilien, welches Reich er seinem dritten ^Apa- Sohn Ferdinand überließ. nie». tz. 638 b. 3) Italien, a) Oberitalien. Die Herzoge von Sa- voyen und Piemont wußten durch kluge Benutzung der politischen Umstände und durch glückliche Bündnisse mit mächtigen Fürsten in Kriegszeiten ihr Gebiet Karl zu erweitern und die Verluste gegen die Schweiz durch Erwerbungen in Italien E'mmuel auszugleichen. Karl Emanuel der Große zog aus den französischen Reli- kw gionskriegen (§. 537. ff.) und der kirchlichen Spaltung der Schweiz mancherlei Vortheile, wenn schon die großen Hoffnungen, die er genährt hatte, nicht alle in deusi.^ Erfüllung gingen. Vi ctor Amadeus I., erwarb bei Gelegenheit des Man- ^Kar?"' tuanischen Erbfotgestreits (h. 572.) einen schönen Theil des Herzogthums Mont- ^Ema- ferrat. Unter seinem Sohn Ka r l Em anu el Ii. brachte eine streitige vor-1037 - 75.

7. Bd. 2 - S. 237

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 237 wohner und verjagten ihre bisherigen Gebieter. Nach einem langen wechselvollen i73o. Kampfe, wahrend dessen es dem deutschen Abenteurer B a r o n T h e o d o r von 1736. Neu Hof gelang, sich auf einige Zeit zum König von Corsika aufzuschwin- gen, riefen endlich die Genuesin die Franzosen zu Hülse. Aber die Corsikaner vertheidigten sich lange mit großer Tapferkeit, besonders seitdem Paoli an ihrer 1755. Spitze stand, so daß die Franzosen nur mit der größten Mühe und Anstrengung sich der Insel endlich bemächtigten, worauf Genua dieselbe vertragsweise an Frankreich abtrat. Paoli und seine Genossen fanden Schutz in England. Wah- 1768. rend des östreichischen Erbfolgekriegs (§. 660.) wurde Genua von kaiserlichen 1743. Truppen eingenommen und sollte gezwungen werden, die Landschaft Finale an Sardinien abzutreten. Allein die Genuesen erregten einen Aufstand und schlugen die Oestreicher mit großer Tapferkeit zu ihren Mauern hinaus; und alle Anstren- gungen der Feinde, die Stadt wieder zu erobern, waren vergeblich. Im Aache- ner Frieden (§. 661.) erhielt die Republik ihr ganzes früheres Gebiet zurück. — Mailand nebst Mantua blieben seit dem Frieden von Utrecht 1748- (§. 636.) im Besitze Oestreichs. li) Mittel-Italien. Die alte Republik Florenz wurde zuerst in ein Heczogthum (§. 383.) und um 1569 in ein Großherzogthum Toskana verwandelt und noch zwei Jahrhunderte von der M e d i cei sch en Familie nicht ohne Ruhm verwaltet. Cosmo, ein kluger, unternehmender, aber treuloser Fürst, erweiterte das Gebiet durch Erwerbung von Siena und andern Territo- rien, und begründete die Unabhängigkeit des Herzogthums durch die schlaue Ent- fernung der spanischen Besatzungen aus den bedeutendsten Städten seines Landes. Hierauf überwand er die Fl0rentinisch en Emigranten, die, unter der Leitung des entschlossenen St r 0 zzi und unterstützt von dem Papste und meh- iss4. reren italienischen Fürsten, feindliche Angriffe auf Toskana machten, um den Flo- rentinischen Freistaat wieder herzustellen, und richtete dann seine ganze Thatigkeit auf Vernichtung der republikanischen Formen und der ständischen Freiheiten und auf Begründung einer unumschränkten einherrlichen Gewalt. Dies geschah nicht ohne große Strenge, List und Grausamkeit, „denn der Herzog war argwöhnisch und die Florentiner sprachen gern von alten Zeiten. Wider Friedensstörer und Rebellen wurde ein eigenes Jnquisitionsgericht angeordnet, zum Ermorden der Rebellen durch Belohnungen ausgefördert. Bei Consiscation aller Güter und bei Lebensstrafe sollte Niemand ein Gewehr tragen. Kaum verhinderte noch To- re lli, daß nicht, der vermeinten religiösen und politischen Ruhe zu Ehren, aller Buchhandel zu Grunde gerichtet wurde." Von diesem Cosmo sagten die Ausgewan- derten,,, in ihrem schönen Tyrrhenerlande, wo sonst Gerechtigkeit und Ehre so viel gegolten, erscheine jetzt der als der Beste, der sich am meisten mitblut befleckt und die meisten Wittwen und Waisen gemacht habe." Als Cosmo durch solche Mit- tel seine Herrschaft befestigt, war er bemüht, den Wohlstand des Volks durch Beförderung des H andels und der Fabriken zu heben; auch die schönen Künste fanden in ihm einen freigebigen Gönner. Mit Kaiser Augustus, dem man den ersten Großherzog Cosmo mit Recht verglichen, hatte er auch in Familien- unfallen eine traurige Aehnlichkeit; doch haben sich die Verbrechen, wodurch seine Kinder fast sammtlich den Tod gefunden haben sollen, durch neuere Forschung als Erdichtungen herausgestellt. Man erzählte einst: „Ein Herzog v. Ferrara vergif- tete Lucrezia, Tochter des Großherzogs, seine Gemahlin; ein Fürst Orsini fand Gründe, Isabella ihre Schwester zu erwürgen; der Cardinal Johann von Medici ' wurde über einer Iagdstreitigkeit von Garcia, seinem Bruder, ermordert; diesen tödtete Cosimo, ihr beider Vater, eigenhändig;" (beide Brüder wurden das Opfer

8. Bd. 2 - S. 238

1854 - Leipzig : Engelmann
238 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. der Malaria), „Schmerz brachte die unglückliche Mutter zu Grabe; der Groß- herzog ließ auch seine älteste Tochter wegen unanständiger Liebschaft vergiften." Gebeugt von den vielen häuslichen Leiden übertrug Cosmo noch vor seinem Ende die is7s"sü° Regierung seinem Sohne Francesco, einem Fürsten, „der mit den sinnlichen 'Richtungen eines Spaniers die geistigen Liebhabereien eines Florentiners am grie- chischen Alterthum und an den schönen Künsten verband." Wie sein Vater be- günstigte auch Francesco Handel und Fabriken, wobei er sich selbst betheiligte und hohen Gewinn nahm; aber sein Liebesverhaltniß zu der schönen Venenanerin Bianca Capello, die mit ihrem Geliebten Bonavcnturi entflohen und in Florenz Schutz gesucht hatte gegen die Verfolgungen ihrer Familie, verursachte ihm viel häusliches Leid. Nach der Ermordung Bonaventuri's. und nach dem Tode der Großherzogin gelang es der rankevollen Bianca, Francesco's rechtmäßige Gemahlin zu werben. Ihr gleichzeitiger Tod wurde einer vergifteten Speise zu- nand \. geschrieben, welche Bianca für ihren Schwager, den Cardinal Ferdinand be- 1 fßoö hatte, die aber durch sonderbare Fügung ihr und ihrem Gemahl verderb- lich wurde. Ferdinand I. besaß den Herrschersinn und die Klugheit wie die Kunst- liebe und Sinnlichkeit der frühem Mediceer. Seine großartigen und ausgedehnten Handelsunternehmungen erwarben ihm unermeßliche Schatze und setzten ihn in den Stand, manche nützliche Einrichtung zu treffen. Livorno blühte auf. Mit großer Klugheit wußte er sich zwischen den Spaniern und Franzosen, die ihn wech- selsweise bedrohten und anlockten, durchzuwinden, so daß er das Großherzogthum 1609^21 ""abhängig und vergrößert seinem Nachfolger übergeben konnte. Unter Cosmo Ii. ~ ' behauptete Toskana noch seinen Reichthum und seine Blüthe, wenn schon der ausgedehnte Handel nach Osten und Westen sich zu mindern begann. In Kün- sten und Wissenschaften nahm Florenz, eine der schönsten und reichsten Städte des Erdbodens, immer noch einen hohen Rang ein; aber sinnliche Genüffe '1621 -28. hatten die Kraft der Bürgerschaft gebrochen und allen Freiheitssinn erstickt. nandu. Die nachfolgende vormundschaftliche Regierung und dann die lange Herr- 1628-70.^^ Ferdinands Ii. war ein Wendepunkt zum Schlimmen in der Flo- rentinischen Geschichte. Der gesammelte Schatz ging größtentheils verloren, als sich der Großherzog ganz an Habsburg anschloß und die leeren Hände der Spa- nier und Oestreicher mit den ersparten und erworbenen Summen seiner Vor- gänger füllte. Die Geistlichkeit gelangte zu großer Macht und zu politischem Einfluß; und die verkehrten Maßregeln der Regierung verbunden mit Pest und Mißwachs schlugen dem Lande tiefe Wunden, die selbst der äußere Glanz nicht zu verhüllen vermochte. Toskana ging von der Zeit an demselben Verfall ent- Cosmo gegen, in den schon die meisten übrigen Staaten des reizenden Italiens gerathen n;7o'_ waren. Banditenschaaren trieben überall ungestört ihr Raubwesen und spot- 1723. teten aller Gesetze und Obrigkeit. — Cosmo Iii., von Mönchen und Geist- lichen erzogen, hielt die Verherrlichung der Kirche, die Bekehrung der Ketzer und die Bereicherung des Klerus für seine erste und höchste Regentenpflicht. Seine lange Regierung wurde das Grab des Florentinischen Wohlstandes. „Man erhub das Geld, das auf unnütze Pracht und Stiftung neuer Klöster und Pensionirung von Proselyten verwandt wurde, durch unerträgliche Ab- gaben von den Unterthanen, und je weniger bei der abnehmenden Wohlhaben- heit des Landes die alten Steuern abwarsen, desto härter trieb man ihre letzten Reste ein und desto gieriger erfand man neue. Der Staat seufzte unter einer drückenden Last von Schulden und aller Wohlstand war vertrocknet." Noch kläg- licher sah es in der Herrscherfamilie selbst aus. Die Großherzogin ließ sich nach einer 13jährigen Ehe scheiden und führte in Paris ein Leben in niedrigster Sin-

9. Bd. 2 - S. 304

1854 - Leipzig : Engelmann
304 Das Revolutions-Zeitalter. Dies ermuthigte den spanischen Minister Aranda zu einem kühnen Gewaltstreich. Nach einem angeblich von den Jesuiten bewirkten Aufstand gegen die Finanz- maßregeln der Regierung in Madrid, ließ er in Einer Nacht an 5000 Glieder 31i767rä des Ordens in allen Provinzen des Reichs verhaften, ohne Unterschied des Alters Nov. oder Ranges zu Schiffe bringen und gleich Verbrechern nach dem Kirchenstaate abführen. Ihre Güter wurden eingezogen, ihre Anstalten geschlossen. Aehn- Ferd^nand ^i^es geschah in Neapel, wo Tanucci unter Karls Iii. minderjährigem Sohne, iv. Ferdinand Iv., das Reich fast unumschränkt verwaltete, und in Parma, vjne-chel wo der Papst durch eine heftige Bulle den bourbon'schen Herzog und seinen fran- 1828. zösischen Minister von kirchlichen Neuerungen abhalten wollte. Tanucci's kirchliche Reformen waren für Neapel sehr wohlthä'tig. In diesem von den Päpsten als Lehen behandelten Reiche hatte die Kirche und der Klerus so sehr das Uebergewicht, daß die weltliche Regierung ganz machtlos war. 112,000 Geistliche waren nicht nur für sich und ihre Güter von den Landesgesetzen befreit, sondern schützten auch alle, die in ihren Bezirken ein Asyl suchten; der Papst betrachtete die geistlichen Stellen als sein Eigenthum und bezog die Einkünfte während deren Erledigung: Tanucci hob dieses päpstliche Recht auf, verlieh dem Thron und der weltlichen Regierung höhere Gewalt, minderte die Privilegien und die Zahl des Klerus und säcularisirte eine Menge überflüssiger Klöster zum Vortheil der Staatskasse. Aranda's Reformtharigkeit erstreckte sich über alle Einrichtungen in Kirche und Staar. Er beschrankte die furchtbare Inquisition und ihre Ketzer- gerichte; er minderte die Gewalt der päpstlichen Curie, er machte das Unter- richtswesen unabhängig'von der Geistlichkeit; er sorgte für gemeinnützige Anstal- ten und für eine geordnete Verwaltung; er übertrug seinem Freunde Olavides die Colonisirung der öden, unbebauten Sierra Morena. Als aber die Geistlichkeit über den alternden Karl Iii. wieder Einfluß gewann, wurde Aranda von den Geschäften entfernt. Er begab sich nach Paris, sein Freund Olavides aber wurde von der wieder zur Macht gelangten Inquisition vorgeladen, weil er Protestanten aus Deutschland und der Schweiz in der neuen Colonie (La Carolina) angesiedelt hatte, und mußte mehrere Jahre im Kerker schmachten, bis es ihm glückte nach Genf zu entkommen, wo er seine freigeiftigen Ansichten allmählich ablegte und sich dadurch wieder die Erlaubniß zur Rückkehr in die Heimath erwarb. — Eine ähnliche Sinnesänderung beurkundete auch ein anderer spanischer Minister Flo- ^788— rida Blanca, der unter der Regierung Karls Iv. als Mäcenas gepriesen 1808. ward, weil er Wissenschaft und Gelehrte begünstigte, Künste hob und die Haupt- stadt verschönerte. 2. Der Norden Enropa's. Friedrich §.681. a) Dänemark. Struensee. Durch die Verfassungsänderung _ iv. vom Jahre 1660 (§. 589.) war die dänische Königsmacht unumschränkt (abso- 1/00~30'lut) geworden und durch die Eigenschaften der Herrscher ward der Zustand des Landes bedingt. Friedrich Iv. (§.640.) ahmte die Pracht des französischen Hofes nach, war aber dabei doch ein guter Staatswirth, so daß er ein wohl- Christian habendes Land und eine gefüllte Staatskasse hinterließ. Sein Nachfolger Chri- 1730-46. sti on Vi. war ein äußerst frommer, aus Gottesdienst und kirchliche Zucht hal- tender Monarch; aber über dem Streben, seinen Unterthanen dieselbe fromme Gesinnung einzuflößen, vernachlässigte er den Staatshaushalt so, daß sein Reich in Schulden gcrieth. Der Bau des prächtigen Residenzschlosses in Copenhagen

10. Bd. 2 - S. 290

1854 - Leipzig : Engelmann
290 Das Revolutions-Zeitalter. und andere europäische Länder kennen gelernt, verfaßt wurde, ist in einem gemäßigteren und ernstern Ton gehalten. Um so wirksamer waren die mit Ruhe und Klarheit niedcrge- lcgten Lehren von einer vernünftigen Freiheit. Bei der Darstellung der verschiedenen Staats- formen wird die r e p u b li k a n i s ch e als Ideal obenangestellt, die aber nur bei hoher Bür- gcrtugcnd .möglich sei. Nach ihr kommt die c o n stitu tio n elle Verfassung Englands, mit scharfer Trennung der drei Gewalten, der gesetzgebenden, ausübenden und richtenden, und zuletzt die ab so l u t e, die leicht in D esp o ti e umschlage und als Ur- sache aller Entartung und alles Sittenverderbs anzusehen sei. Dabei wurden das Gerichts- verfahren, das Besteuerungswesen und andere in Frankreich herrschende Mißstände stark gerügt und das Fehlerhafte in der Regierungsweise aller Staaten des europäischen Fest- landes hcrvorgehoben, Religion und Kirche dagegen mehr geschont als in den persischen Briefen. Rousseau. Den größten Einfluß auf die Umgestaltung der Ansichten und Meinungen seiner Zeit, hatte I o h. I a k. R o u s s e a u. Er war in Genf geboren und zu dem Gewerbe seines Vaters, eines Uhrmachers, bestimmt, entfloh aber der Strenge seines Lehrmeisters und führte von dem an ein vielbewegtes, erfahrungsreiches Leben, bald in Savoyen und Oberitalien, bald in Paris oder in der ländlichen Stille von Montmorenci, bald als ver- folgter Flüchtling auf der Petersinsel im Vieler-See, im Neuenburger Kanton unter dem Schutze Friedrichs Ii., in England bei dem Geschichtschreiber Hume, bis er, gedrückt von Schwermuth und Lebensüberdruß, plötzlich aus dem Gute eines seiner Verehrer unweit Paris starb. Er selbst hat alle Umstände seines äußern und innern Lebens in seinen Be- kenntnissen mit seltener Offenheit und Aufrichtigkeit der Welt dargelegt, eine Lebensge- schichle, die um so wichtiger ist, als sich die Richtung seiner Ansichten daraus erklären läßt. Frühe seiner Mutter beraubt erhielt er eine mangelhafte Erziehung. Er las mit seinem Vater eine Menge von Romanen ohne alle Auswahl, wodurch sein Gefühl überreizt, seine Phantasie mit unwahren und idealen Gebilden angefüllt wurde, indeß sein Geist ohne ge- diegene Kenntnisse und echte Belehrung blieb. Durch seine Geburt und Erziehung war er an Einfachheit, an bürgerliche Zucht gewöhnt und blieb daher sein Leben lang ein Feind des Luxus und der Ungleichheit der Güter. Aus seinen Wanderungen sah er den Druck der Armuth, die Mißhandlung der dienenden und arbeitenden Klasse durch die Reichen und Vornehmen, und sein Gemüth empörte sich über diese Ungerechtigkeit. Die bürgerlichen Zustände mit ihrer Standesverschiedenheit und den großen Unterschieden des Ranges und Vermögens kamen ihm verkehrt und unnatürlich vor; er fand die Ursache dieser Gebrechen in der gesteigerten Civilksation und stellte daher in seinen zwei ersten Schriften die Künste und Wissenschaften als die verderblichsten u n b unheilvollsten Güter der Menschheit dar. Ein eingebildeter Naturzustand wurde von ihm als die Heimath der Freiheit und der Unschuld gepriesen und nur in dem Rückgänge zu diesem und in der Abschüttelung aller Fesseln, die Bildung , Erziehung und Gewohnheit geschlungen, sah er das Heil der Welt. In einem andern Buche, dessen Grundsätze auf den Gang der franzö- sischen Revolution vom größten Einflüsse waren, in dem Gesellschastsvertrag (contrat social) stellt er die Gleichheit aller Menschcn als Bedingung jedes Staats dar und findet nicht wie der von ihm bekämpfte Montesquieu in einer constitutionellen Verfassung,, sondern in der völligen Demokratie mit gesetzgebenden Volksversammlun- gen die würdigste Staatsform und in dem leiblichen Wohlbefinden des Volks den höchsten Zweck des Staats. — Wie Rousseau hierin die bestehenden Regierungsformen erschütterte, so in seinen berühmtesten Werken: die neue Heloise und Emil die Sitten, Gewohnhei- ten, Lebensweise und Erziehung der damaligen Zeit. In dem erster« schildert er in poeti- scher Sprache und in der Form eines in Briefen geschriebenen Romans die Vorzüge eines sentimentalen Naturlebens vor den verschrobenen Verhältnissen der Wirklichkeit und durch das letztere suchte er eine auf Natur und Elternliebe beruhende vernünftige Erziehung zu
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