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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 2 - S. 145

1854 - Leipzig : Engelmann
145 Der dreißigjährige Krieg. ihre Abgeordneten drangen in die Kaiserburg und forderten drohend Gleich- stellung beider Religionsparteien und andere wichtige Zugeständnisse. Fer- dinands beharrlicher Widerstand hatte ihm leicht Gefahr bringen können, wären nicht in demselben Augenblick Dampierresche Reiter auf den Burghof gesprengt und hätten ihn aus der Bedrängniß befreit. Ungünstige Witterung und Mangel an Geld und Lebensmitteln nöthigten Thurn zum Abzug. — Bald nachher wurde Ferdinand in Frankfurt zum d eutsch en Kaiser gewählt; aber noch ehe die Krönung vollzogen war, fielen die Stände von Böhmen, Mähren und Schlesien von dem Hause Oestreich ab und wählten (in Folge eines alten ihnen von Ferdinand I. nach der Mühlberger Schlacht entrissenen Wahlrechts [§. 489.]) das Haupt der protestantischen Union, den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zum König. Um- sonst warnten die Kurfürsten, die Könige von England und Frankreich und selbst Friedrichs eigene Mutter, eine Tochter Wilhelms von Dramen, vor der Annahme dieses gefahrdrohenden Geschenkes — die Stimme seiner stol- zen Gemahlin Elisabeth, einer englischen Fürstentochter, die Ermahnun- gen seines Hofpredigers Scultetus, das Zureden Christians von Anhalt, eines der einflußreichsten Mitglieder der Union, und sein eigenes Gelüsten gaben den Ausschlag. — Der eitle, schwache Mann nahm die ver- hängnißvolle Krone an und eilte zur Krönung und Huldigung nach Prag. tz. 566. F ri e d ri ch V. u n d M a xi mi l i an. Wahrend aber Friedrich in Böhmen mit leerem Schaugeprange die Zeit vergeudete, sich sorglos seinem Hang zum Wohlleben hingab und durch seinen calvinifchen Eifer, der ihn bis zur kirchenschanderischen Zerstörung der Bilder und heiligen Gegenstände trieb, die böhmischen Utraquisten und Lutheraner beleidigte und die evangelischen Glieder der Union verstimmte, schloß Ferdinand einen Vertrag mit der wohlgerüsteten und durch Eintracht starken Liga (indem er deren Oberhaupt Maximilian, der sein Freund und Studiengenosse in Ingolstadt gewesen und die Sache des Katholicis- mus klug mit seinem Vortheil zu verbinden wußte, durch die Aussicht auf die Kurwürde und auf Landererwerb gewann), trat mit Spanien in ein Bündniß und brachte den lutherischen, von seinem Hofprediger (Hoe v. Hohenegg) ge- leiteten Kurfürsten I o h. Georg von Sachsen, der den calvinifchenpsalzgrafen um seine Stellung in der Union und die Königskrone beneidete, durch die Zusiche- rung der Lausitz auf östreichische Seite. Umsonst näherte sich Thurn, im Bunde mit dem siebenbürgischen Fürsten Bethlen Gabor, der nach der Krone von Ungarn strebte, zum zweitenmale den Mauern Wiens; er mußte abermals un- verrichteter Sache abziehen und Ferdinand konnte nunmehr die ungehorsamen Stande Oestreichs zur Unterwerfung zwingen, indeß Spinola mit einem spani- schen Kriegsheer sich der Pfalz näherte. Sorglos ließ sich diezwietrachtige Union durch einen Vertrag mit der Liga die Hände binden und entzog dem Böhmen- könig ihren Beistand. Jetzt rückte Maximilian, in dessendienften der kriegskundige Nieder- länder Tilly stand, mit einem wohlgerüsteten ligistischen Heere in Böhmen ein und zog, von Ferdinands Truppen verstärkt, gerade auf Prag los, ohne Weber, Geschichte. Ii. 6. Äufl. 10 Nvbr. 1619.

2. Bd. 2 - S. 257

1854 - Leipzig : Engelmann
Innere Zustande. 257 rakter, wenngleich von liebenswürdigem Wesen, erlangte nach Entsagung aller Ansprüche auf Polens machtlose Krone die seiner Gemüthsart weit ent- sprechendere Herrschaft über das Herzogthum Lothringen. Um Frankreichs Beitritt zur pra g mati sch en S a n cti o n zu erlangen, willigte Karl Vi. in die höchstnachtheiligen Friedensbedingungen, wornach Franz Stephan, Herzog von Lothringen, des Kaisers Schwiegersohn, sein Erbland gegen das durch das Erlöschen des Mediceischen Hauses erledigte Toskana ver- 1737- tauschte, Lothringen und Bar dagegen an Stanislaus und nach dessen Tod an Frankreich kam, und Neapel und Sicilien als Königreich dem spanischen Prinzen Don Carlos (§. 638.) überlassen wurde. Noch 29 Jahre regierte hierauf Stanislaus, der Gönner der Jesuiten, mit dem Titel eines Königs in Lüneville und Nancy, geliebt und geehrt von seinen Unterthanen, ein Wohlthäter der Armen, ein Beförderer der Künste und Wissenschaften, ein Verschö- nerer der lothringischen Städte. Polen dagegen ging unter Friedrich August Iii. seiner völligen Auflösung entgegen. Der sogenannte P acificationsreichstag erklärte jeden für infam oder vogelsrei, der fremde (also auch sächsische) Heere ohne besondere Be- willigung der Republik in's Königreich führen würde und verschärfte aus Besorgniß, der König möchte für den Glauben seiner Jugend noch einige Neigung haben, die harten Dissiden tengesetze. „Kaum sollte man überhaupt ein Regentenleben dieser Art, wie 1736. König Augusts Iii. war, eine Regierung nennen; denn der regiert doch nicht, der blos durch sein körperliches Dasein wirkt? Mißhclligkeiten der großen Familien arteten unter ihm bis zu wahren Fehden aus. Die roheste Uncultur des Mittelalters herrschte unter dem allgemeinen Haufen der Nation, und die Großen, deren einzige Cultur oft kaum nur aus Reisen nach Frankreich entsprang, konnten selten Patriotismus oder wahren Charakter haben, denn wie sollte Patriotismus oder kraftvoller Geistescharakter bei der Erziehung entstehen, die sie gewöhnlich genossen; oder bei der eitlen, unthätigen, schwelgerischen Lebensart sich erhalten, die unter den Edelsten ihrer Art fast allgemein herrschend war?" Da der König und sein Minister Brühl sclavisch um Rußlands Gunst buhlten, so wurde der Einfluß dieses drohenden Nachbarstaates immer mächtiger. §. 653. 4) Preußen. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst Kurfürst von Brandenburg, gab seinen Staaten einen mächtigen Aufschwung, theils in-Wilhelm dem er die getrennten, seit dem Anfänge des 17. Jahrhunderts dem kurfürstlichen 164°-88- Hause zugefallenen Landestheile Preußen und Cleve (§. 563.) mit dem Hauptland in nähere Verbindung brachte und zu einem zusammenwirkenden Ganzen umschus, theils indem er Einwanderungen aus gebildeten Landern in die durch den 30jährigen Krieg verödeten Provinzen begünstigte (französische Hugue- notten) und der Gewerbthatigkeit und den Künsten des Friedens kräftig aufhals, theils durch Bildung einer bedeutenden Kriegsmacht, womit er dem Lande eine unabhängige, selbständige Stellung erkämpfte. Auf diesen einsichtsvollen, kräftigen und besonnenen Fürsten folgte sein prachtliebender Sohn, Kurfürst Friedrich Iii., dem der äußere Glanz, womit Ludwig Xiv. den Hof von Ver-F^rich sailles umgeben, als der höchste Triumph irdischer Majestät erschien. Er setzte Ih- d-) daher den größten Werth auf eine prunkvolle Hofhaltung; eine verschwenderische im- Pracht in Kutschen, Marställen, Garderobe u. dgl., glänzende Feste und cere- monielle Feierlichkeiten gingen ihm über alles. Mit Neid sah er aus die Kurfür- sten von Hannover und Sachsen, denen das in seinen Augen unschätzbare Gut einer Königskrone zu Theil geworden, und wie groß war seine Freude, Weber, Geschichte. Ii. 6. Ausl. 17

3. Bd. 2 - S. 267

1854 - Leipzig : Engelmann
Innere Zustände. 267 eines engherzigen, pietistisch beschrankten Commandanten büßte; Schiller entging vielleicht einem ähnlichen Schicksal durch die Flucht. — Inbayern folgte auf Bayern. Maximilian Emanuel (1679 —1726), der durch seinen Bund mit Frank- reich sein Land ins Verderben stürzte (§. 632.), sein Sohn Karlalbert (1726 — 1745, vergl. §. 658.), der nicht minder durch seine Eitelkeit und Prachtliebe, wie durch den unglücklichen Versuch, mit Hülfe der Franzosen die östreichischen Lander an sich zu reißen (tz. 658.), das schrecklichste Elend über sein Volk brachte. In Bayern herrschte am Hofe wie im Land Rohheit, Unwissenheit und Aberglauben in unglaublichem Grade. Jagdhunde, Pferde und Kirchenfeste verursachten hier einen eben so großen Aufwand wie anderwärts Opern und Hof- feste, und zehrten am Wohlstände des Landes. Unter M aximi l i an I o sep h (1745—1777) erlebte Bayern bessere Zeiten, wenn schon auch seine Kräfte nicht hinreichten, die Wunden zu heilen und die tiefen Mißstände zu heben. Er ließ Justiz und Gerichtswesen bessern und die Strafgesetze schärfen, weil die Zahl der Verbrecher und Landstreicher zu einer erschrecklichen Höhe gestiegen war; er hob die Universität Ing olstadt aus dem Zustande der Barbarei und Rohheit, in die sie seine Vorgänger hatten gerathen lassen; aber die Jesuiten blieben nach wie vor im Alleinbesitz der akademischen Stellen und waren bei Hofe einflußreiche Beichtväter und Prinzenerzieher; er beförderte Künste und Wistenschaften, allein in dem von Geistlichen und Mönchen geleiteten und von der Nacht des Aberglau- bens bedeckten Lande blieb dievolksbildung stets zurück und die Wissenschaft ohne praktischen Einfluß. Die Finanzuntcrnehmungen des wohlmeinenden Kurfürsten wurden unter den Händen hartherziger und eigennütziger Amtleute eine Quelle neuer Bedrückungen und was halfen alle Wünsche zur Hebung und Befserstel- lung des Bauernstandes, wenn er das Jagdwesen und den Wildstand unverändert forrbestehen ließ, damit er selbst und der rohe Landadel ihrer gewohnten Jagdlust leben könnten? Auf ihn folgte Karltheodor von der Rheinpfalz (1777 — 1799). — Kein deutsches Land hat wohl so viele Leiden und Drangsale aufzu- weisen als das Kurfürstenthum Sachsen unter Friedrich August Ii. (1694 ®ac£,,en- —1733), dem Bruder Johann Georgs Iv. (tz. 495.) und seinem Sohn Frie- drich Aug ust Iii. (1733—1763). Jener, ein leichtsinniger, gottvergeffener Fürst, opferte seiner Sinnenlust, seiner Prachtliebe und seiner Eitelkeit den Glau- den seiner Väter, die Liebe seiner Unterthanen und den Wohlstand seines Landes. In kurzsichtiger Verblendung verscherzte er durch seinen unbesonnenen, aus poli- tischen Beweggründen unternommenen Uebertritt zur katholischen Kirche die sichere Stellung Kursachsens als Haupt des protestantischen Deutschlands, um die leere Würde eines polnischen Wahlkönigs zu erlangen. Ueber Opern und Concerten, über Festlichkeiten und Lustschwelgereien, über Mätressen und Jagden übersah der gewissenlose Fürst die Thränen seines Landes während des schwedischen Kriegs und die Leiden des gedrückten schwerbesteuerten Volks (vergl. tz. 643.645.651). Nicht besser war der Zustand Sachsens unter Friedrich August Iii., der sich ganz der Leitung des hoffärtigen, schwelgerischen und despotischen Grafen Brühl überließ (vergl. tz. 652. 658). — Nach einer fünfjährigen Zwischenregierung (1763—1768) kam Friedrich August Iv. auf den Thron, den er 59 Jahre lang (1768—1827) mit Ehren besaß. Unter ihm erlebte Sachsen glückliche und glänzende Zeiten und manche Wunde konnte vernarben; aber nach einigen Jahr- zehnten trafen die Schläge des Unglücks mit neuer Gewalt Haupt und Glieder, Land und Volk. An dem Aufschwung, den zu seiner Zeit Kunst, Literatur und Wissenschaft in Deutschland nahm, hatte Sachsen und Thüringen keinen gerin- gen Antheil; das Schulwesen erfuhr große Verbefferungen, und die Friedenszeit

4. Bd. 2 - S. 270

1854 - Leipzig : Engelmann
270 Karl Albert v. Bayern. August Iii. von Sachsen. Ludwig Xv. v. Frank- reich. Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. landen nicht zurückfordern und den Spaniern freie Hand in Italien lassen wolle. Friedrich Ii. von Preußen aber wollte die günstige Gelegenheit nicht Vorbeigehen lassen, die Erbansprüche seines Hauses auf die von Oestreich wahrend und nach dem 30jahrigen Kriege in Besitz genommenen schlesischen Fürstenthümer Jagerndorf, Liegnitz, Brieg und Wohlau geltend zu machen und begünstigte daher sowohl den bayerischen Kurfürsten bei seinen Ansprüchen auf Oestreich, Ungarn und Böhmen und bei seiner Bewerbung um die Kaiserkrone, als den Polenkönig August Iii. von Sachsen, der als Sohn der ältesten Tochter Kaiser Josephs I. bei der Beute nicht leer aus- gehen wollte, in der Bewerbung um Mahren. Rußland, in einen von Frank- reich angeregten Krieg mit Schweden verwickelt, blieb theilnahmlos. Weder Karl Alberts geistige Fähigkeiten noch die Kraft seines Landes waren der Art, daß er seine Ansprüche gegen die durch Klugheit und Herrschergaben wie durch Schön- heit, Tugend und bürgerliche Leutseligkeit und Sitte ausgezeichnete Maria Theresia mit Erfolg geltend machen konnte. Während die Völker hoffende Blicke auf die verständige und aufgeklärte Maria Theresia richteten und von ihrer Einsicht Abstellung verjährter Mißbräuche erwarteten, gab der von Jesuiten und Geistlichen geleitete Karl Albert durch seinen Aberglauben, seine Geistesbeschränktheit und seine Liebe für leeren Prunk und Schim- mer seinen Mangel an Charakterstärke kund. Sein Land war durch den Aufwand, den seine Vorgänger mit Pferden, Jagdhunden, Hof- und Kirchensesten trieben, schwer ver- schuldet, Heer und Staatskasse im erbärmlichsten Zustande, er selbst, wie einst Max Ema- nuel, an Frankreich verkauft und dem Pariser Hofe (der ihm das Geld zur Befriedigung seiner Prachtliebe und die Heere zur Erwerbung von Kronen nur in der Absicht gab, um dadurch den Kaiser und den deutschen Reichskörper ganz von sich abhängig zu machen,) blind ergeben. Was aber Ferdinands I. Testament betrifft, aus das Karl Albert seine An- sprüche gründete, so bewies der Wiener Hof durch Vorzeigung des ächten Testaments, daß darin den Nachkommen seiner nach Bayern verheiratheten Tochter nur im Falle eines Aus- sterbens des ehelichen (nicht des männlichen) Stammes der östreichischen Habsbur- ger die Erbfolge zugesichert sei. Noch trauriger war der Zustand in dem durch eine Reihe verschwenderischer und prunk- süchtiger Fürsten schwer heimgesuchten Sachsen, wo der stumpfsinnige, arbeitscheue Au- gust Iii., der nur am Tabakrauchen, Jagen und dem Salongerede der Gräfin von Brühl Gefallen fand, die Regierung und Einkünfte gänzlich der Leitung des Grafen von Brühl überließ, welcher seinen Bedienten und Creaturcn Titel und Stellen zutheilte, mit Kirchen- und Staatsämtern den schmählichsten Handel trieb, das Land mit Schulden und drückendem Steuerwesen belastete und das sächsische Volk wie Leibeigene behandelte. Wäh- rend die Unterthanen darbten, Land und Städte verarmten und das Militärwesen in Ver- fall gerieth, schwelgte Brühl in Luxus und Pracht, ließ Modewaaren und Leckerbissen aus Paris kommen und opferte die Ehre und Wohlfahrt der Nation seinem Eigennutz und sei- ner Selbstsucht auf. In Frankreich, wo noch der friedliebende Fleury an der Spitze des Ministeriums stand, trug die Regierung lange Bedenken, sich des Kurfürsten von Bayernanzunehmen und das erschöpfte Reich mit einer neuen Schuldenlast zu beladen; aber um diese Zeit sin- gen genußsüchtige und sittenlose Edelleute, wie Belleisle, Soubise, der Herzog von Richelieu und andere an, den König von seiner Gemahlin zu entfernen und seine sinn- liche, für das Edle unempfängliche Natur durch den Reiz der Ueppigkeit und Wollust voll- ends zu verderben. Ausschweifende Günstlinge und sittenlose Buhlerinnen be-

5. Bd. 2 - S. 57

1854 - Leipzig : Engelmann
57 Die Begründung der neuen Zustände unter Karl V. Landbauern. Die Secten der Baptisten und Quäker (Freunde [§. 602.]) in England und Nordamerika (Pennsylvanien) befolgen ähnliche Grundsätze. §. 482. Erweiterung des sch m a lka l d i sch en Bundes. Trotz der wiedertäuferifchen Auswüchse nahm der wahre, schristgemäße Protestantismus an Starke nach Innen und Ausdehnung nach Außen zu. Um die lutherische Lehre gegen zerstörende Grundsätze sicher zu stellen, bereitete man die auf die augsbur- gische Confession und die ältesten Concilienbeschlüffe gegründeten symbolischen Bücher vor, und als Papst Paul Hl. mit der Einberufung einer allgemeinen Kirchenversammlung Ernst zu machen schien, wurden in den von Luther ent- worfenen sch m a l kal d isch'en Artikeln die Bedingungen ausgestellt, unter 1537. denen allein eine Vereinigung möglich sei, daher hier der Gegensatz gegen die römische Kirche aufs schärfste ausgesprochen ist. Wie konnte man aber eine Ver- söhnung erwarten, da der Papst die Ausrottung der lutherischen Ketzerei als die Aufgabe dieses Concils bezeichnte? — Die äußere Erweiterung des schmalkaldi- schen Bundes hielt mit der Ausbildung der Lehre gleichen Schritt. Zwar gelang es dem kaiserlichen Vicekanzlec Held, dem protestantischen Bunde einen in N ü rn b e rg geschlossenen k a th 0 li sch en (dem die Herzoge von Bayern, die 1538. Erzbischöfe von Mainz und Salzburg, Georg von Sachsen und Heinrich von Braunschweig beitraten) entgegenzusetzen; da aber dem Kaiser durch aus- wärtige Kriege die Hände gebunden waren und er die Unterstützung der deutschen Fürsten nicht entbehren konnte, so untersagte er alle Feindseligkeiten und dehnte den in dem Nürnberger Frieden gewährten Aufschub aller Reichsproceffe auch aus die seit jener Zeit dem schmalkaldischen Bunde beigetretenen Mitglieder aus. Dieser „Anstand zu Frankfurt" förderte die Sache der Protestanten in einem günstigen Augenblick. Denn um dieselbe Zeit starb Herzog Georg von Sachsen 1539. (Albertiner Linie), ein thatkräftiger, strenger Vertheidiger des alten Glaubens, ohne Nachkommen und katholische Verwandte. Sein jüngerer Bruder Heinrich, in allen Dingen der Gegensatz von Georg, führte sogleich die von dem sächsischen Volke längst ersehnte Reformation ein. Am Psingstfeste predigte Luther in 1539. Leipzig; Meißen und Dresden folgten dem Impulse der Zeit; die halb- verödeten Klöster wurden aufgehoben. Wie Georg war auch Kurfürst Joachim von Brandenburg ein eifriger Verfechter der alten Kirche. „Er brachte sein Weib zur Flucht, weil sie ihres Glaubens leben wollte, und nahm von seinen is38. Söhnen einen Eid, festzuhalten am alten christlichen Glauben gegen die Neue- rung." Aber von seinen beiden Söhnen trat zuerst I0hann von der Neu- mark dem schmalkaldischen Bunde und der evangelischen Kirche bei, und im nächsten Jahre empfing Kurfürst I o achim Iii., ein friedliebender, heiterer >539. Mann, in Spandau aus den Händen des Bischofs von Brandenburg das Abendmahl unter beider Gestalt. Freudig folgte das ganze Land dem Beispiele des Herrn. Joachim behauptete jedoch eine unabhängige Stellung, indem er sich nicht dem schmalkaldischen Bunde anschloß und die Würde der Bischöfe, so wie mehrere Ceremonien aus der alten Kirche beibehielt. Der Uebertritt von Sachsen und Brandenburg war für ganz Norddeutschland entscheidend. Anhalt, Meck- lenburg, die geistlichen Herrschaften schloffen sich der neuen Kirche an, selbst der Erzbischof von Mainz ließ in seinem Stifte Magdeburg und Halber- stadt der Reformation freien Lauf, als die Stände seine Schulden übernahmen. Bald nachher kam das Bisthum Naumburg in Erledigung. Das Kapitel is4i. wählte den gelehrten und milden Domprobst Julius Pflug, aber der Kur- fürst von Sachsen setzte den Wittenberger Theologen Amsdorf mit dem Ge-

6. Bd. 2 - S. 258

1854 - Leipzig : Engelmann
258 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. als sich Kaiser Leopold geneigt zeigte, ihm gegen die Zusicherung kräftiger 1700. Unterstützung im spanischen Erbfolgekriege den Titel eines Königs von 1701. P reu ß en zu verleihen. Nach feierlicher Krönung in Königsberg, wobei der Kurfürst sich selbst und seiner Gemahlin, der geistreichen Sophiecharlotte, die Krone aufsetzte und nach einer Reihe prunkvoller Feste (Stiftung des schwar- zen Adlerordens) hielt der neue König Friedrich I. einen glanzenden Einzug in Berlin, das er durch Bauten (Schloß, Zeughaus, lange Brücke, Kirchen), Kunstdenkmale (die metallene Reiterstatue Friedrich Wilhelms) und Anlagen zur würdigen Residenz eines Königs zu machen suchte. Wissenschaften und Künste fanden Aufmunterung. In dem Lustschloß Cha r l o tten bürg, wo die als Leibnitzens (Anh. §. 53.) Gönnerin bekannte Königin in Anmuth waltete, war stets ein Kreis geistreicher und ausgezeichneter Personen versammelt; in Berlin trat die So cietat der Wissensch a sten und die Akad emi e der Künste ins Leben; in Halle erhob sich eine blühende, durch edle Geistesfrei- heit ausgezeichnete Universität, wo Männer wie Thomasius, Herm. Franke (Stifter des Waisenhauses), Christ. Wolf u. A. wirkten und der Freiherr von Canstein die Bibeldruckerei gründete. — Dieser Aufwand, ver- bunden mit der Unterhaltung einer beträchtlichen Kriegsmacht in des Kaisers Diensten, drückten hart auf das arme Land; schwere Steuern lasteten auf dem Bürger- und Bauernstand, gewissenlose Beamte mißbrauchten die Freigebigkeit des Hofes; der neue Glanz des Herrscherhauses schien dem Staate unheilvoll zu werden; da folgte zum Glück dem verschwenderischen Friedrich I. der sparsame, Friedrich ja geizige Friedrich Wilhelm!., in Allem das Gegenbild seines Vorgan- ' i. gers. Die Juwelen und kostbaren Gerathschaften, die der Vater mühsam erwor- 1713-40.5en, verkaufte der Sohn und bezahlte mit dem Erlös die Schulden; alles was an Luxus grenzte, wurde vom Hofe verbannt, die Dienerschaft aufs Nothwen- digste beschrankt, jeder überflüssige Aufwand vermieden. Die Lebensweise des Königs und seines Hofes war bürgerlich; die Mahlzeiten bestanden aus Haus- mannskost, die Königin und ihre Töchter mußten sich mit häuslicher Arbeit be- fassen. Kleidung und Hausgerath waren einfach. An die Stelle der geistreichen Cirkel, die Friedrich I. und seine Gemahlin um sich versammelt, trat das Ta- bakscollegium, worin Friedrich Wilhelm und seine „guten Freunde" auf Kosten einiger Einfältigen oder Gutwilligen unfeine Scherze treiben und jeder eine Tabakspfeife im Munde haben mußte; die Opernsänger und Schauspieler wurden verabschiedet; Dichter, Künstler und Gelehrte verloren ihre Gehalte ganz oder theilweise; Wolf, dessen Philosophie den Rechtgläubigen und Frommen anstößig war, erhielt den Befehl, „bei Strafe des Stranges" innerhalb 24 Stun- den H a lle zu verlassen. Aber so sehr man des Königs Harte, Geiz und Haus- tyrannei tadeln und an seiner Derbheit, seinem barschen Wesen, seiner Verach- tung aller Bildung, Gelehrsamkeit und feiner Sitten Anstoß nehmen mag, doch muß man zugestchen, daß seine kräftige Natur, seine gesunde Einsicht und sein sparsamer Haushalt dem jungen Staat Halt und Festigkeit verliehen. Um den Bürger- und Bauernstand emporzubringen, hob er die drückendsten Abgaben aus und ordnete das Steuerwesen auf eine billigere Art; die adeligen Lehngüter verwan- delte er in Erbgüter und legte ihnen statt der bisher gelieferten Kriegspferde eine feste Steuer aus; er vergrößerte B er l in, hobpotsdam zu einer beträchtlichen Stadt und ließ abgebrannte und heruntergekommene Orte neu aufbauen; er begünstigte Manufak- turen und Gewerbthätigkeit und verbot, um die Landesindustrie zu heben, die Einfuhr fremder Fabrikate, verletzte aber freilich dabei so sehr die persönliche Freiheit der Unter- thanen, daß er den Frauen auf der Straße ihre aus fremdem Baumwollenzeug verfertigten

7. Bd. 1 - S. 550

1854 - Leipzig : Engelmann
550 Das Mittelalter. um — 1451. 1455. 1462. ihm keine Hülfe geleistet, sondern eine neutrale Stellung eingenommen hatten und überließ sie ihrem Schicksale. Nach der Niederlage des Markgrafen durch die Nürnberger am Billenreuther See schlossen die streitenden Parteien zu Bamberg einen Vergleich. In Sachsen und Thüringen wüthete 5 Jahre lang zwischen Kurfürst Friedrich dem Sanfmüthigen und Herzog Wilhelm ein unseliger Bruderkrieg, der den bekannten Prinzenraub durch den verwegenen Kunz von Kaufungen, dem der Kurfürst den Ersatz seiner Kriegsverluste verweigerte, zu Folge hatte. Kunz, in einem Walde von Köh- lern gefangen genommen und nebst dem Prinzen nach dem Schloß Altenburg zurückgeführt, büßte seine That auf dem Blutgerüste. Die Gegenden am Rhein und Neckar wurden durch die Pfalz erfehd e verwüstet, worin zwar der Pfalzgraf Friedrich der Siegreiche, ein trutziger Gegner des Kai- sers, die glorreiche Schlacht bei Sekkenheim (Friedrichsfeld) gewann, und die Häupter der wider ihn Verbündeten (Ulrich von Würtemberg, den Markgrafen von Baden und den Bischof von Metz) gefangen nahm, aber dennoch die Absetzung seines Bundesgenossen, des von dem Papste wegen Vorenthaltung der Annaten gebannten Erzbischofs Dieter von Mainz, zu dessen Schutz er die Waffen ergriffen, nicht hindern konnte. Auch die Ort- schaften an der Donau fühlten die Leiden des Kriegs, als der Kurfürst von Brandenburg und viele Reichsstädte im Namen des Kaisers den geachteten H erz o g v o n B ay ern bekämpften, (der die Reichsstadt Donauworth eingenommen und Friedrichs Tochter entführt und gegen des Vaters Willen geheirathet); und Breslaus tapfere Bürger wurden von dem neuen Bbh- menkbnig Podiebrad bedroht. — So war ganz Deutschland durch innere Fehden zerrissen, indeß die Türken die Ostgrenzen mit verheerenden Einfallen heimsuchten und weder die Bemühungen des Papstes, noch die Anträge des Kaisers auf den (von Kurfürsten, geistlichen und weltlichen Herren, und Abgeordneten der freien Städte besuchten) Reichstagen vermögend waren, ein christliches Heer gegen den gemeinschaftlichen Feind in Bewegung zu fetzen. Wie sollte man der Ferne gedenken, da in der Nahe über tausend Herrschaften das Fehderecht übten und außerdem jeder geringe Edelmann das Waffen- und Vergeltungsrccht handhabte, ohne Rücksicht auf die macht- losen Gesetze des Landfriedens? *) *) Georg Podiebrad, durch die Utraquistenpartei auf den Thron erhoben, wurde vom Kaiser und Papst als König anerkannt; als er aber die Sache der Hussiten gegen den päpstlichen Legaten verfocht und auf Erfüllung der Beschlüsse des Baseler Concils bestand, sprach der letztere den Bann über ihn aus und bewirkte, daß Böhmen abermals von Kreuzheeren bekriegt ward. Der Kummer darüber verkürzte Podicbrads Tage. Cr starb 1471; nach feinem Tod kam Böhmen an den Polen W l a d i s l a u s, der nach Matthias Corvinus'tod auch die ungarische Krone erhielt. Doch sielen durch die Vermählung von Maximilians Enkeln mit Wladislaus' Kindern die beiden Staaten mit ihren Neben- ländern endlich wieder an Oestreich. 1526 wurde Ferdinand I. von den Ständen gewählt und als König von Böhmen, Schlesien und der Lausitz gekrönt.

8. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 366

1847 - Leipzig : Engelmann
366 Das Zeitalter der Reformation. hoben. Wie Georg war auch Kurfürst Joachim von Brandenburg ein eifriger Verfechter der alten Kirche. „Er brachte sein Weib zur Flucht, weil sie ihres Glaubens leben wollte und nahm von seinen Söhnen einen Eid, festzuhalten am alten christl. Glauben gegen die Neuerung." Aber 1538. von seinen beiden Söhnen trat zuerst Johann von der Neu mark dem schmalkald. Bunde und der evang. Kirche bei und im nächsten Jahre 1539. empfing Kurfürst Joachim Ii., ein friedliebender, heiterer Mann, in Spandau aus den Händen des Bischofs von Brandenburg das Abendmahl unter Leider Gestalt. Freudig folgte das ganze Land dem Beispiele des Herrn. Joachim behauptete jedoch eine unabhängige Stellung, indem er sich nicht dem schmalkald. Bunde anschloß und die Würde der Bischöfe so wie mehre Ceremonien ans der alten Kirche beibehielt. Der Uebertritt von Sachsen und Brandenburg war für ganz Norddeutschland entscheidend. Anhalt, Meklen bürg, die geistlichen Herrschaften schlossen sich der neuen Kirche an, selbst der Erzbischof von Mainz ließ in seinem Stifte Magdeburg und Halberstadt der Reformation freien Lauf, als die Stände seine Schulden übernahmen. Bald nachher kam das Bisthnm 1541. Naumburg in Erledigung. Das Kapitel wählte den gelehrten und milden Domprobft Julius Pflug, aber der Kurfürst von Sachsen setzte den Wittenberger Theologen Amsdorf mit dem Gehalte eines Pfarrers als Bischof ein, und übertrug die weltliche Verwaltung einem sächsischen Beamten. §. 451. Jetzt hielt sich nur noch Herzog Heinrich von Braun- schwei g-W o l fenb ü ttel zur alten Kirche, weniger aus Ueberzeugung, als ans Haß gegen den Landgrafen von Hessen, seinen ehemaligen Jugend- freund. Heinrich war ein leidenschaftlicher, ruchloser und harter Mann, der die Städte Braunschwcig und Goslar auf alle Weise drückte und die katholischen Fürsten fortwährend gegen die Glieder des schmalkald. Bundes aufreizte. Darüber kam cs zuerst zu einem heftigen alle Fürsten- und Menschenwürde verletzenden Schriftwechsel zwischen Heinrich und den beiden Bnndeöhanptleuten, denen sich auch Luther („wider Hans Worst") an- schloß. Von Schmähungen ging man zu Waffen über. Sächsische und 1512. hessische Truppen rückten vor Wolfenbüttel, nöthigten die Stadt zur Ueber- gabe und den Herzog zur Flucht, und unterstützten die von Bugenhagen geleitete Reformation des Landes. Heinrichs Versuch, nach dem Abzug der Feinde sich wieder in den Besitz seines Landes zu setzen, endigte mit 1545. seiner Niederlage und Gefangennehmung durch den Landgrafen. — Auch im Süden und Westen des Reichs gewann die lnth. Lehre stets neue Be- kenner. Die Herzoge von Bayern konnten nicht verhindern, daß die Reichs- stadt Regensburg dem Beispiele von Augsburg folgte und daß ihr eigener Vetter Otto Heinrich von der Oberpfalz (Neubnrg, Sulz- bach, Amberg) dem schmalk. Bunde beitrat und durch den Prediger O st- and er von Nürnberg den neuen Ritus in seinen Kirchen einführen ließ. In der Nheinpfalz wurde die unter dem Volke schon längst verbreitete evang. Lehre durch den Kurfürsten Friedrich Ii. begründet, nachdem die in der heil. Geistkirche in Heidelberg zur Messe versammelte Gemeinde das Lied: „Es ist das Heil uns kommen her!" angestimmt. Am 3. Jan. 1546. 1540 wurde das Abendmahl znm erstenmal unter beider Gestalt ausge-

9. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 368

1847 - Leipzig : Engelmann
368 Das Zeitalter der Reformation. Febr. 1546. Eisleben, wohin er zur schiedsrichterlichen Ausgleichung eines Streits zwischen den Grafen von Mansfeld gerufen worden, starb, wurde von Paul Hi. ein allgemeines Concilium nach Trident (in Tyrol) ausgeschrieben. Aber die Protestanten, die voraussahen, daß auf einem solchen unter dem Einfluß des Papstes gebildeten und handelnden Concil ihre Grundsätze würden verdammt werden, verwarfen dasselbe als ein unfreies und parteiisches und forderten eine Kirchenversammlung deutscher Nation. Dies schlug die letzte Hoffnung des Kaisers auf eine fried- liche Lösung der Streitigkeiten vollends nieder, zu einer Zeit, wo der schmalkald. Bund durch die Verstimmung, Zwietracht und Lauheit einzelner Glieder loser war als je und in der Umgebung des Kaisers der Rath religiöser Eiferer großen Einfluß gewann. Durch ein Bünd- niß mit dem Papst erhielt Karl beträchtliche Hülfsgelder, womit er in Italien, Deutschland und den Niederlanden Werbungen und Kriegs- rüstungen vornehmen ließ; der Herzog von Bayern wurde durch die Aussicht auf die Pfälzer Kurwürde gewonnen, die geistl. Reichsfürsten hielten ohnedieß zu dem Kaiser, der jetzt auch noch einen der bedeu- tendsten prot. Fürsten — den Herzog Moritz von Sachsen auf seine Seite brachte. Dieser junge, kluge und kriegskundige Fürst, seit 1541 Nachfolger seines Vaters Heinrich im albertinischen Sachsen, hatte sich schon längst aus Neid und Haß gegen seinen Vetter Johann Friedrich, mit dem er in stetem Hader lebte, von dem schmalk. Bunde losgesagt und dem Kaiser angeschlossen, obschon Philipp von Hessen sein Schwiegervater war. Auf dem Reichstag von Regens- burg (bei dem sich außer Moritz und den brandenburg. Markgrafen Johann von Küftrin und Albrecht von Bayreuth keine prot. Fürsten persönlich eingefunden) wurde der ehrgeizige Moritz durch die Aussicht auf Erweiterung seines Herzogthums und durch die Verleihung der Schutzherrlichkeit über die Stifter Magdeburg und Halberstadt (um die er mit dem Kurfürsten lange Streit geführt) bewogen, sich von seinen Verwandten und von der Gemeinschaft mit den Evangelischen loszusagen. In einem Vertrag versprach er dem Kaiser Gehorsam und Ergebenheit und Anerkennung der Tridentiner Beschlüsse unter der ihm und den beiden andern prot. Bundesgenossen mündlich gegebenen Zu- sicherung, daß in den drei Hauptpunkten, Rechtfertigung durch den Glauben, Kelch und Ehe der Geistlichen keine Aenderung in ihren Ländern vorgenommen werden sollte. §. 454. Der Feldzug an der Donau. Der Kaiser befand sich noch in Regensburg, als der schmalk. Bund, aufgeschreckt durch eine unbestimmte, drohende Antwort auf seine Anfrage über den Zweck

10. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 370

1847 - Leipzig : Engelmann
370 Das Zeitalter der Reformation. schon dieser bis jetzt nur von Unterwerfung auf Gnade und Ungnade hören wollte, — da gelangte die Nachricht von Moritzens Verrath in das Lager von Giengen und verbreitete Schrecken auf der einen und Freude auf der andern Seite. §. 455. Nachdem Moritz die Befürchtungen seiner Stande wegen Religionsänderung beschwichtigt und durch Ferdinand, mit dem er sich über die Theilung Kursachsens in Böhmen verständigte, im Namen des Kaisers die Zusicherung der Kurwürde und des größten Theiles der Lande seines Vetters erhalten, brach er mit Heeresmacht in die Kurlande ein, um, wie er vorgab, einer Besetzung durch den röm. König zuvorzukommen, und eroberte schnell eine Stadt um die andere. Auf diese Nachricht eilte Johann Friedrich in seine Staaten zurück; und da zugleich Mangel in dem Bundesheere einriß, die oberdeutschen Städte weitere Zahlungen weigerten und die Söldner schaarenweise die Fahne verließen, so löste sich im Spätherbst das ganze schmalk. Heer auf. Der Landgraf und die übrigen Führer zogen nach Hause, um für das Frühjahr neue Rüstungen zu machen. Nun stand dem Kaiser Süddeutschland offen. Wohlmeinende Rathgeber suchten ihn zu be- wegen, die Religion frei zu geben und dadurch alle Stände wieder zur Ergebung und zum Gehorsam zurückzuführen. Aber Karl hatte größere Pläne. Durch Unterwerfung der Protestanten unter das Concil wollte er der kaiserl. Macht das alte Ansehen zurückgeben, sie sowohl über die Landesfürsten als über den Papst erhe- den und in Staat und Kirche eine neue Ordnung der Dinge begründen. Darum stellte er an die oberdeutschen Stände die Forderung unbedingter Unterwerfung und Entsagung des schmalk. Bundes. Die erschrockenen Städte, in denen der für seinen Handel und seine Schätze besorgte Kaufmannstand das Uebergewicht hatte, er- gaben sich eilig unter höchst ungünstigen Bedingungen. Ulm lieferte sein Geschütz aus und erkaufte die Gnade des Kaisers durch große Geldopfer, desgleichen Heilbronn, Eßlingen, Reutlingen u. a. Augs- burg war mit Geschütz und Mundvorrath so wohl versehen, daß Schärt!in dem Magistrat anbot die Stadt Jahr und Tag zu halten, bis sich das Protest. Deutschland erholt und neu gerüstet hätte; aber der klcinmüthige Rath der Kaufherren (besonders der Fugger) trug den Sieg davon; mit der Stadt gewann der Kaiser das treffliche Ge- schütz und hohe Geldsummen; bald folgten auch Frankfurt und Straß- burg. Der alte Herzog Ulrich von Würtemberg demüthigte sich vor Karl, zahlte Brandschatzung und räumte seine wichtigsten Festungen den kaiserlichen Truppen ein. Der alte Kurfürst von Köln, vom Papste
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