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1. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 101

1880 - Dresden : Salomon
101 mit seiner kurzen und Frankreich mit seiner langen Vegetations- Periode annähernd gleiche Phytoifothermen besitzen, so sind ganze Formationen der Vegetation identisch. Ebenso läßt sich die Aehn- lichkeit der alpinen Vegetation in den Alpen und in Lappland insofern klimatisch erklären, als die mittlere Wärme der wenigen Monate, auf welche hier der Saftumtrieb der Pflanzen beschränkt ist, in beiden Gebieten übereinstimmt. Je weiter nach den Polen hin, desto ärmer an Arten und desto gleichartiger wird die Flora, desto zwerghafter werden die Pflanzen, desto seltener und unscheinbarer die Blumen; je weiter nach dem Aequator, desto größer die Zahl der Arten, desto mannigfaltiger und großartiger die Formen und Farben. Im Allgemeinen herrscht das Gesetz, daß mit abnehmender Tempera- tur die Zahl der Arten abnimmt, dabei aber die Kryptogamen und Monokotyledonen gegen die Dikotyledonen Im Verhält- niß wachsen. Am Aequator sind unter 100 Pflanzen nur 4, in Mitteleuropa ca. 50, in Lappland 54 Kryptogamen. Unger hat vorgeschlagen, die gesammte Oberfläche der Erde in verschiedene Pflanzenzonen zu theileu, die von den beiden Polen zum Aequator hin symmetrisch auf einander folgen. In diesen Zonen wird gleichsam das Klima sichtbar, und da sich dasselbe im Sinne der geographischen Breite und der Erhebung (Elevation) über den Meeresspiegel ändert, so entsprechen den Pflanzenzonen unter dem Aequator ebenso viele Pflanzenregionen. Auf diese Weise erhalten wir äußerst anregende Naturgemälde. Umstehend findet sich eine vergleichende Darstellung derselben. In Bezug ans die wichtigsten Culturpflanzen unterscheidet man wohl auch: die Zone der Sommer-Cerealien bis zum 45.° oder 50.° der Breite, die Zoue der Weincultur zwischen 50° und 35°, die Zone der Baumwolle zwischen 35° und 20° und endlich die Zone der Banane bis zum Aequatov. Als wichtigste Brotpflanze muß der Reis bezeichnet werden, er nährt die meisten Menschen; uach ihm folgen Weizen und Mais. In Europa bildet etwa der arktische Kreis die Grenze der Brotpslanzen nach Norden. Gerste und Hafer sind Hauptnahrung in Schottland und Nor- wegen, Roggen gedeiht besonders in Dänemark und deu Ostsee- länvern, Weizen in Frankreich, England, Süddeutschland und Ungarn, Mais vom 50.° und Reis vom 45.° der Breite an. Afrika hat im Capland Weizen, unter deni Aequator Mais und Reis, auch Dnrrha oder Mohrenhirse, in Egypten Mais und Weizen, in Nubien Gerste und Darrha und in den Oasen Datteln; Asten im Norden bis 55° oder 60° N. Gerste, Hafer und

2. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 103

1880 - Dresden : Salomon
103 Roggen, in der asiatischen Türkei, Arabien, Persien und Indien Reis, Weizen und Hirse, in China und Japan Reis, auf den Inseln im Südwesten Uams, Pisang, Kokosnuß und den Brot- fruchtbaum; Amerika Gerste und Roggen an der Westküste bis 58 o und an der Ostküste bis 5072° N., in Canada Weizen, in der Union Reis, Mais, Weizen und Roggen, in Mexiko und Centralamerika in 95 m Höhe Wetzen und Roggen, Mais und Mandioca, in Brasilien, Argentina und Chile Weizen; Austra- lien im Südwesten Weizen, auf Tasmanien auch Gerste und Roggen. Der Kaffeebaum ist hauptsächlich in Brasilien zu finden, nächstdem auf Java, in Mittelamerika, auf Ceylon, Haiti, Suma- tra, Cnba und Portorico, in Venezuela und Arabien; der jährliche Ertrag beträgt etwa 10 Mill. Ctr., wovon Brasilien allein 4 Mill. und Java 2 Mill. Ctr. producirt. Tabak wird nament- lick erbaut: in der Union 2 Mill. Ctr. jährlich, in Oesterreich 800000 Ctr., in Deutschland 500000 Ctr., auf Euba 610000 Ctr., Manila 200000 Ctr., in Centralamerika und Ostindien je 100000 Ctr., auf Portorico 70000 Ctr., in Holland 60000 Ctr., in Italien 33000 Ctr., in Rumänien 12000 Ctr., in Belgien 10000 Ctr., in der Schweiz 3000 Ctr. und in Dänemark 2000 Ctr. Das Zuckerrohr wird in allen Erdtheilen innerhalb der Wende- kreise cultivirt. In China erstreckt sich seine Cultur noch bis zum 30.° N., in Nordamerika bis zum 32.° N. In Europa reicht der Zuckerbau nicht über Sicilien und Andalusien hinaus. Bon besonderer Wichtigkeit und Schönheit sind die Wälder, die namentlich die Gestaltung und Physiognomie einer Gegend bestimmen und Einfluß auf die Stimmuug der Gemüther haben. Man kann 4 Gruppen von Wäldern unterscheiden: 1. den Gürtel der Nadelwälder, in Nordeuropa und Nordasien bis 45° N., in Nordamerika bis 40° N.. reichend; 2. den Gürtel der Wälder der Kätzchenbäume mit abfallenden Blättern, namentlich aus Eiche, Buche, Kastanie und Platane gebildet, der in Südeuropa und Nordafrika mit der Korkeiche in den tropischen Gürtel übergeht; 3. den Gürtel der formenreichen Wälder in der tropischen Zone mit den charakteristischen Schling- und Schmarotzerpflanzen; 4. den Gürtel der Wälder mit steifem Laube in Australien und Südafrika, deren Bäume lederartige, grau- oder auch immergrüne, vertical stehende Blätter tragen. Am großartigsten sind die Ur- Wälder des warmen und wasserreichen Südamerika, in denen das freie Walten der Natur in keiner Weise durch forstwirtschaftliche Eingriffe gestört worden ist, vielmehr die Bäume und Sträucher in ihrem natürlichen Wüchse erscheinen und zuletzt von selbst ab-

3. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 109

1880 - Dresden : Salomon
109 (Brachycephale) unterscheidet. Bei den Langköpfen verhält sich der Längsdurchmesser zum Querdnrchmesser wie 9 :7 und bei den Kurzköpfen wie 8 : 7. Zwischen beiden Extremen liegt noch eine Mittelform (Mesocephale). Besonders charakteristisch für das Aussehen des Kopfes ist das Berhältniß des Gesichts zur Schädel- kapsel. Bei manchen Formen ist die Prosillinie gerade, der Unter- kiefer tritt nicht besonders hervor, die Zähne stehen senkrecht, bei andern springt das Kiesergerüst mehr oder weniger schnauzenartig vor, und die Zähne stehen schief. Retzius unterscheidet hiernach Geradzähner (Orthoguathe) und Schieszähner (Prognathe), und da es schief- und geradzähnige Lang-, Kurz- und Mittelköpfe giebt, so erhält man 6 ziemlich scharf getrennte Schädelformen als leitende Gesichtspunkte für weitere Unterscheidungen. Die Resultate der sogenannten Kraniologie, welche die allseitige Unter- suchung des menschlichen Schädels zum Gegenstande hat, sind freilich mit Vorsicht aufzunehmen. Die Einiheilungsgründe jener Wissenschaft sind morphologischer Natur und gestatten uns keine Schlüsse auf den genealogischen Zusammenhang der einzelnen Individuen; dadurch, daß die Schädel zweier Völker denselben morphologischen Charakter zeigen, sind diese noch immer nicht mit einander verwandt. Häckel unterscheidet wollhaarige und schlichthaarige Menschen. Das Haar der ersten Klasse ist bandartig abgeplattet und erscheint im Querschnitt länglich rund, das der zweiten ist cylindrisch und im Querschnitt kreisrund. Da bei manchen woll- haarigen Menschen die Haare ungleichmäßig vertheilt in kleinen Büscheln, bei andern aber gleichmäßig vertheilt auf der Kopfhaut vorkommen, so sind sie in Büschelhaarige (Papuas und Hotten- totten) und in Vließhaarige (Kaffern und Neger) zu unter- scheiden. Das Kopfhaar der Schlichthaarigm hängt entweder ganz glatt und straff herab oder es kräuselt sich mehr oder weniger lockig, daher kann man Straffhaarige (Australier, Mongolen, Malaien, Amerikaner und Arktiker) und Locken- haarige (Dravidas, Nubier und Mittelmeerländer) unterscheiden. Innerhalb der Betrachtung des Menschen als Gegenstandes der Ethnologie haben sich bis jetzt zwei Richtungen ausgebildet: die mythisch-historische, welche durch eine umfassende Betrachtung der Mythen und der zum größten Theile sagenhaften Traditionen der verschiedenen Völker zu einer Erkenntniß ihrer Geschicke und ihres gegenseitigen Zusammenhanges zu gelangen sucht, und die linguistisch-historische, welche durch Prüfung der Sprachen nach Form und Inhalt mit Herbeiführung der blos historisch be-

4. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 110

1880 - Dresden : Salomon
110 glaubigten Thatsachen eine Klassifikation der Menschheit nach Stämmen und Völkern anstrebt. Wie die verschiedenen Rayen sich allmälig entwickelt haben, läßt sich nickt genügend beantworten. Die Ethnologen theilen sick in Bezug aus diese Frage und die nach dem Ursprünge des Menschengeschlechts in zwei Klassen, in Polygeniften, welche soviel Stammeltern als Rayen, und in Monogenisten, welche nur ein Elternpaar annehmen. Gerade die ausgezeichnetsten Forscher halten an dem einheitlichen Ur- sprunge des Menschengeschlechts fest. Von der Bibel bis zu Borg de St. Vincent und Luke- Burke, welche Verschiedenheit der Eintheilung und doch im Grunde welche Übereinstimmung in den Hauptmomenten! Dort Chamiten, Semiten, Japhetiten. Bory nimmt zwei Ordnungen an, welche in 15 streng gesonderten Arten, diese in 23 Rayen zerfallen; Lnke-Burke nimmt gar 63 Rayen an; Blumenbach stellte fünf auf: Kankasier, Mongolen, Malaien, Amerikaner, Neger; v. Bär echs: afrikanische Neger, Südsee-Neger, Oceanier, Amerikaner, Mongolen und Kaukasier; letztere zerfallen in die finnischen, semitischen und Sanskrit-Bölker, diese wieder in zwei Hauptstämme, Indo- germanen und Slaven. Prichard nimmt sieben Rayen an: Iranier, Turanier, Amerikaner, Hottentotten, Neger, Papnas, Alfnrus. Sie bewegen sich im Grunde alle um die drei großen Haupttypen, die Triao Cnviers: Neger, Mongolen, Kaukasier. Die mongolische Raye zeichnet sich aus durch eine kleine gedrungene Statur, meist übelgestaltete Beine, einen beinahe vier- eckigen Kopf, flaches Gesicht mit platter Nase und hervortreten- dem Unterkiefer, abstehende Ohren, schwarzes, steifes und dünnes Haar, kleine geschlitzte Augen und gelbliche Hautfarbe. Psychisch charakterisirt sich diese Raye in ihren civilisirten Gliedern, Chinesen und Japanesen, durch kalte Verständigkeit bei relativer Armnth an Gemüth und Phantasie. Sie wohnt im östlichen und uörd- lichen Asien; in Europa gehören zu ihr die Lappen, Finnen, Magyaren, vielleicht auch die Türken; in Amerika die Grön- länder und arktischen Völker. Die Neger oder Aethiopier zeichnen sich aus durch hohen, wohlgebildeten Körperwuchs; der Kopf ist au den Seiten etwas eingedrückt, die Nase aufgestülpt, die Lippen sind wulstig und aufgeworfen, das Haar ist schwarz, kurz und wollig, die Haut glänzend schwarz oder brann und sammetartig. Sie be- wohnen den Sudan von Senegambien bis zum weißen Nil und die östliche Sahara: Jalofen in Senegambien, Mandingo vom obern Gambia bis Niger, Sonrhai und Hanssa im Neger-

5. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 111

1880 - Dresden : Salomon
111 gebiet, Kanori im Westen des Tsadfees, die Tebn in der libischen Wüste, die Aschanti und Dahomeh, Völker von Wadai, Darfur und Kordofan. Die Fnlah, welche mit Negern vermischt im Sudan leben, gehören nicht zur Negerra^e. Negerartige Völker sind die Somali, Gallas, Suaheli und Congovölker. Die Malaien bilden den Uebergang von den Negern zum kaukasischen und mongolischen Stamm. Sie sind im Allgemeinen von wohlgebildetem und kräftigem Körperbau; der Schädel ist schmal, die Nase dick und breit, der Mund groß, die obere Kinnlade etwas vorstehend, die Stirn hoch, die Lippen sind wulstig und dick, das schwarze Haar ist grob und dick, der Bart schwach, die Haut sieht gelb oder braun aus. Sie bekunden einen gewissen Freiheitssinn und ein höheres Streben, halten aber, arbeitsscheu und gemächlich, wie sie sind, alles Arbeiten uni Geld und Unterhalt für eine ihrer unwürdige Beschäftigung, während sie in Diebstahl und Menschenraub nichts Bedenkliches finden. Nach ihrer Tradition ist ihr Ursitz, von wo aus sie sich auf den ostasiatischen Inseln und auf Malacca verbreitet habeu, iu der Umgebung des Vulkans Merapi im Innern Sumatra's zu suchen. Sie bewohnen Ma- lacca und die südostasiatische Inselwelt bis Neuguinea. Die Amerikaner, auch Indianer und Rothhäute genannt, sind kleiner und schwächlicher gebaut als die Völker der alten Welt; die Stirn ist niedrig, die Backenknochen sind wie bei den Mongolen hervortretend, die kleinen Augen liegen in tiefen Höhlen, das Haar ist dünn und struppig, der Bart fehlt wie bei den Mongolen beinahe ganz, die Haut ist kupferfarbig. In Rücksicht auf die Culturstufe, auf welcher diese Ureinwohner Amerikas zur Zeit der Entdeckung standen, lassen sich zwei Gruppen unter- scheiden: 1. die enltivirten Indianer: Azteken, Tolteken, Mayas in Mexico und Centralamerika und die Quechua und Aymara ini Inkareiche, von Bogota bis zur chilenischen Grenze; 2. die enltnrlosen Indianer im übrigen Amerika: Athabasken Algon- kins, Sioux oder Dakota, Pawnies, Comantschen, Apachen, Ko- lufchen in Nordamerika; Caraiben, Tupi, Botukudeu, Patagonen in Südamerika. Die Kankafier, der Kernstamm der Menschheit, zeichnen sich aus durch hohen Wuchs, das Ebenmaß aller Theile, einen schön gewölbten Schädel, starken Bart, weiße Haut, seidenartiges seines Haar. Blondes Haar und blaue Augen waren früher in Mitteleuropa häufig, sind aber jetzt seltner zu sindeu, vielleicht deshalb, weil das Leben in dieser Gegend entschieden ein süd-

6. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 105

1880 - Dresden : Salomon
105 Nahrung ist auch der Grund zu suchen, warum manche Thicre periodisch ihren Aufenthaltsort wechseln: Zng- und Strichvögel, Wanderungen von Mischen. Viele Thiers sind einem bestimmten Klima entsprechend organisirt und bekleidet. Die ganze Familie der Affen verlangt eine gleichmäßige und warme Temperatur, das Rennthier dagegen ein kaltes Klima und namentlich kühle Sommer; das Lama lebt in den kältern Gebirgsregionen der Anden, aber nicht in den wärmeren Ebenen Brasiliens. In den Tropen leben die größten und prächtigsten, aber auch reißendsten und giftigsten Thiere. Ihre Farbe und Pracht irird erhöht durch das Licht, das hier reichlicher und intensiver ist, als in höhern Breiten; ihr Gift wird genährt durch die Hitze. Roth, Grüu und Blau ge- winuen an Lebhaftigkeit, Gelb verwandelt sich in Orange, und der Eontrast der complementären Farben steigert sich. In den höhern Breiten schrumpfen die Thiere zusammen. Die Farben werden matter und ändern sich mit den Jahreszeiten, die Winter- kleider werden dichter und nehmen wohl gar die Farbe des Schnees an. Die Phytophttgen hängen direct von der Pflanzenwelt und ihrem Lebenscyclns ab, einige, die Monophagen, von einer ein- zigen Pflanze, andere, die Polyphagen, von vielen Pflanzen. Der Verbreitnngsbezirk der Seidenraupe ist durch den Maulbeerbaum, derjenige der Cochenille durch eine Cactusart (Opuntia Tuna) beding:. In Brasilien und Indien ist die Pflanzenwelt besonders reich und üppig, zugleich auch Feuchtigkeit genug vorhanden; hier sind denn auch die Phytophagen und Amphibien besonders zahl- reich vertreten. Die heißen und dabei dürren Gegenden sind arm, die heißfeuchten reich an Amphibien. Einzelne Species von Thieren sind, namentlich auch durch den Einfluß des Menschen, über die ganze Erde verbreitet. Die eigentlichen Hansthiere haben sich überall akklimatisirt; die Ratte und Hausmaus ist überall zu finden, die Fischotter kommt sonst überall, nur nicht in Süd- amerika vor; der gemeine Bär, der Fuchs und Wolf vertragen jedes Klima; die wilde Ente findet sich von Lappland an bis zum Caplande, von der Union bis Japan. Dagegen haben auch viele Thiere wieder einen sehr kleinen Verbreitungsbezirk. Der Orang-Utang findet sich nur auf Borneo und den benachbarten Inseln. Von den Säften anderer Thiere leben die Parasiten, die Epizoen heißen, wenn sie auf der Körperoberfläche, und Ento- zoen, wenn sie im Innern ihrer Wirthe leben. Man kennt bis jetzt 8000 Parasiten oder 4 Procent der bekannten Thiere als Parasiten, darunter 5090 Schlupfwespen und 2000 Eingeweide-

7. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 108

1880 - Dresden : Salomon
108 und der Sprache. Sind die so charakteristischen Merkmale, die sich durch die Geburt fortpflanzen, vielen Geschlechtern gemeinsam, so bilden diese Geschlechter eine Ratze. Entscheidend für die Ein- theilung der Menschen in Rayen sind die körperlichen Verschieden- heiten. Auffallend ist vor allen Dingen die verschiedene Farbe der Haut und des Haars, sowie die Form des letzteren. Es finden sich alle nur möglichen Abstufungen von der blauschwarz glänzenden Haut der ausgeprägtesten Negerra?e bis zur blendenden Weiße germanischer Frauen und von den blonden langen Seiden- locken der letzteren bis zur schwarzen krausen Wolle der ersteren. Die Farbe der Haut rührt von einem besonderen Färbestoff her, der in die sogenannte Schleimschicht abgelagert wird, welche zwi- schen der farblosen Oberhaut und der darunter liegenden Leder- haut sich findet und aus jungen Zellen besteht. Dieser Färbestoss fehlt aber der weißen Haut im Allgemeinen und findet sich nur bei den Weißen au einzelnen Theilen. Je mehr von diesem Pig- ment abgesetzt wird, desto dunkler wird die Haut. Den drei großen Continenten entsprechen drei Farben: Afrika entspricht das Schwarz, Asien das Gelb, Amerika das Roth. Die Farbe der Augen, nämlich der Iris, geht vom hellen Blau bis zum dunklen Schwarz durch alle Nüanyen, sowie durch jene von Grau, Grün und Brauu hindurch. Sie rührt ebenfalls von einem auf der hintern Fläche der Iris abgelagerten Pigment her; bei Pigmentmangel erscheint das Auge blau. Aehnlich ist es mit der Farbe des Haars. Auch hier stehen der schwarze Neger und der blonde Germane und Slave aus der äußersten Stufe der Pigmentirung. Die Farbe des rochen Haars soll von einem größern Antheil an Schwefel herrühren. Die Haare der Europäer sind drehrund, ihr Querschnitt ist ein Kreis; bei den Negern ist der Querschnitt des Haars eine Ellipse. Neuerdings sind die Formenverschiedenheiten des Schä- dels die wichtigste Grundlage der Rayeneintheiluug geworden. Der Schädel ist die Blüthe des Skelets, das er mit dem Becken, dem Brustkorbe und der Wirbelsäule bildet, der Sitz des Gehirns, des Organs der edelsten Functionen. Man kann sich den Kopf als eine vorn und an den Seiten etwas flach gedrückte Halbkugel vor- stellen, welche mit einem Theile der unteren ebenen Fläche auf dem oberen Ende der Wirbelfäule anfliegt, die aber in sehr ver- schiedeuen Formen auftritt. Betrachtet man nun den Schädel von oben und bestimmt den Längs- und Querdurchmesser desselben, so ergiebt sich ein bestimmtes Ba'haumß, nach welchem Retzius die Schädel in Langköpfe (Dolichocephale) und Kurzköpfe

8. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 112

1880 - Dresden : Salomon
112 licheres geworden ist. Die Kaukasier, welche sich von innen heraus unter Anpassung an die günstigen Existenzbedingungen ihres Wohnplatzes, höher und schöner als alle übrigen Bewohner der Erde entwickelten, bewohnen Westasien, Nordafrika und ganz Europa und machen überall auf Erden die Macht höherer In- telligenz geltend. Man kann vier, beziehentlich sechs Hauptgruppen unterscheiden: die eigentlichen Kankafier, die Basken, die Semiten, die Jndogermanen; ferner die Nnbier, Don- golesen im Osten, Fulah im Westen von Afrika, und die Dravida im südlichen Asien, nämlich die Ureinwohner Ceylons, und die Dekaner in Vorderindien. In dieser Eintheilung herrscht aber keineswegs Uebereinstimmung unter den Forschern. Die Anstralneger oder Papuas stehen zwischen den Ne- gern und Malaien. Mulatten sind Mischlinge von Weißen und Negern, sie sind besonders häufig in Amerika; Mestizen sind die Nachkommen von Weißen und Indianern; Zambos sind Mischlinge von Negern und Indianern. In Amerika, dem Lande der Mischlinge, unterscheidet man nach wiederholter Vermischung von Mulatten oder Mestizen mit Europäern: Tercerones, Quarterones und Quinterones, :c. § 4. Verbreitung der Sprachen. Eine wichtige Grundlage für die Eintheilung der Menschen sind die Sprachen. Dieselben sind außerordentlich mannigfaltig. Adelung und Vater zählten 3064, A. Balbi berechnet 2000 Sprachen und weist in seinem ethnographischen Atlas 860 mit 500 Dialecten nach. Davou kommen 53 auf Europa, 153 auf Asien, 114 auf Afrika, 423 auf Amerika und 117 auf Australien. Mit Rücksicht auf den iunern Bau und die Verwandtschaft der Sprachen theilt man dieselben in Klassen und Familien. Die erstere Eintheilung nennen die Gelehrten die morphologische, die zweite die genealogische. Nach der morphologischen Ein- theilung (morplie Gestalt) giebt es drei große Gruppen: isolirende, aqglutinirende und fieetirende Sprachen. Die isolirenden Sprachen bauen den Satz, da sie keine eigentlichen Wörter besitzen, aus einsilbigen, unveränderlichen Wurzeln auf, an denen jedoch die Beziehungen (Casus :c.) lautlich nicht ausgedrückt werden. Das Chinesische gilt als Hauptrepräsentant dieser Klasse. Da hat man z. B. für groß, groß sein, Größe und sehr nur die Wurzel ta.

9. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 113

1880 - Dresden : Salomon
113 Agglutinirende oder anleimende Sprachen sind solche, in denen die Beziehungen der Begriffe ausgedrückt werden durch ein Zusammenwachsen der Wurzeln mit den Beziehungssilben. Im Türkischen heißt z. B. sev lieben, sev-er liebend, Lieber, Liebender; der Türke conjugirt: liebend-ich, liebend^du, liebend-er, liebend-wir, liebend-ihr, liebend - sie — sev-er-ler = sie lieben. Leimt er noch dir an, so wird das Wort causativ; sev-dir-meck heißt lieben machen und sev-isch-dir-il-me-meck = zu gegenseitiger Liebe nicht veranlaßt werden. In dieser Verbindung hat man die sechs an einander geleimten Silben noch handgreiflicher vor sich. In den amerikanischen Sprachen schließt das Wort in sich allein alle Elemente eines zusammengesetzten Gedankens, ohne daß diese Elemente besondere Worte bilden können. Nicalchihua heißt z. B. ich baue mein Haus, ni-ich eal-Haus, chihua = mache. Diese Art von Agglutination hat man Polysynthetismus ge- nannt, weil in vielfach zusammengesetzten Wörtern ein Satz oder in einem Worte ein ganzer Satz gegeben wird. Flectirende Sprachen sind alle diejenigen, in welchen die Worte zum Zwecke des Gedankenausdrucks durch mancherlei innere Veränderungen eine wechselnde Bedeutung erhalten. Da sich in den Sprachen einer höhern Klasse Formen finden, welche an die- jenigen der vorhergehenden erinnern und gleichsam in den Sprachen der ersten Klasse eine Neigung zur Agglutination und in denen der zweiten Klasse eine Neigung zur Flexion vorhanden ist, so sind die drei Sprachklassen als drei Entwicklungsstufen aufzu- fassen, welche jede Sprache entweder schon durchgemacht oder vielleicht noch durchzumachen hat und die man als radikale (raäix Wurzel), terminationale, Endungen anfügende, und flexionale bezeichnet. Die genealogische Klassifikation der Sprachen hat man noch nicht vollständig durchgeführt, nur die Sprachen der dritten Klasse sind bereits genealogisch, mit Rücksicht auf ihre Verwandt- schast, geordnet. Es giebt zwei große Familien derselben, die semitische und indogermanische, die wesentlich von einander verschieden sind. Im Semitischen hat die Wurzel keinen eigenthüm- lichen Wurzelvocal, sondern sie besteht aus drei Consonanten: im Hebräischen z. B. ist qtl die Wurzel, welche den Begriff tödten enthält, qätal er hat getödtet, qotel tödtend, qetel Mord. In den indogermanischen Sprachen dagegen giebt es in jeder Wurzel einen bestimmten Wurzelvocal. Die Wurzel ist stets einsilbig: 6a geben, stha stehen. Der semitische Sprachstamm theilt sich in drei Zweige: das Aramäische, Hebräische und Arabische. 8

10. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 114

1880 - Dresden : Salomon
114 Die indogermanischen oder avischen Sprachen sind ge- nealogisch in acht Gruppen zu scheiden: indische, iranische, keltische, griechische, italische, lithanische, slavische und germanische. Für uns hat die italische, slavische und deutsche Gruppe besondres Interesse. Zur italischen Gruppe gehört: Umbrisch, Oskisch, Lateinisch (todte Sprachen) mit den romanischen Sprachen: Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Provenyalisch, Fran- zösisch, Wallonisch, Wallachisch und Rumänisch nebst Ladinisch in Graubündten; zur slavischen: Altslavisch, Bulgarisch, Serbisch, Slovenisch, Russisch, Wendisch, Böhmisch, Polnisch; zur germa- nischen: Altnordisch, Dänisch, Norwegisch, Schwedisch, Gothisch, Deutsch und zwar Hoch- und Niederdeutsch, Angelsächsisch, Englisch, Holländisch und Vlämisch. Die Sprache der Basken in Spanien, von ihnen selbst Escnara- oder Esqnerasprache genannt, zeigt nickt die mindeste Verwandtschaft mit irgend einer Sprache des arischen Sprachstammes. Sie ist eins der wenigen Ueberbleibsel des ur- alten Europa, die Sprache der ersten Einwandrer und Bewohner dieses Erdtheils. Die Wiege der semitischen und arischen Sprachen, zusammen die indoeuropäischen genannt, ist zwischen dem caspischen Meere und dem Hindu Koh, dem Kaukasus indicus der Alten, zu suchen, von wo aus das alte Bolk der Arier nach Indien und das der Iranier mehr nach Westen wanderte. Von der Sprache der Jranier, den Vorfahren der Perser, oder von der der Arier, dem Sanscrit, scheinen die indoeuropäischen Sprachen abzustammen. Zu den agglutinirenden Sprachen rechnet man außer den amerikanischen und australischen die dravidischen und ural-altaischen oder jngro-japanesischen Sprachen. Die Dravidasprachen, die Sprachen der Ureinwohner Vorderindiens, werden in Dekan gesprochen. Die ural-altaischen Sprachen theilt man genealogisch in fünf Gruppen: samojedische, finnische, tatarische, mongolische und tungnfische Gruppe. Die einsilbigen und ural-altaischen Sprachen faßt man auch unter dem Namen des tnranischen Sprachstammes zusammen. Die Turanier waren Nomaden, als die Arier bereits Ackerbau trieben, und wohnten nördlich von den letztern. Die turanischen Sprachen sind hauptsächlich in Asien mit Ausschluß des westlichen, beziehentlich südwestlichen Theils verbreitet; in Europa finden wir sie im nördlichen Scandinavien und nordöstlichen Rußland, in Ungarn und in der Türkei,
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