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1. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 95

1827 - Erlangen : Heyder
Hab es dach wenige, die es zu übersehen vermerken. Dabei wurdeu die Geistlichen durch Vermächtnisse, Schenkungen, und dadurch, daß der Besitz in der tob- ten Hand nicht theilbar oder vererblich war, sondern nur vermehrt werden konnte, immer.reicher (aber frei- lich nicht in gleichem Maaße -frömmer). Die Mönche bekamen im Üteu Jahrhundert von Benedict von Nursia, eine sogenannte Regel, (Benedictiner) nach welcher sie Zusammenleben mußten; und eben ihre Abgeschlossenheit von der Writ/ihre Ehelosigkeit, verliehen ihnen groß- ßes Ansehen, so wie sie auch damals noch um Urbar- machung großer Länderstrechen, und selbst um die Wis- senschaften und Künste unverkennbare Verdienste hatten. Die Patriarchen von Rom, denen Noms Weltherrschaft noch im Gedachlniß war, hatten schon seit der Verle- gung des Kaisersitzes sich immer unabhängiger zu machen gesucht, und wenn sie sich seit Gregor den^ Großen 5y5 auch Knecht der Knechte Gottes nannten, so such- ten sie sich doch das höchste kirchliche Ansehen zu ver- schaffen. Vorzüglich unterstützte sie dabei ihre Freund- schaft mit den fränkischen Majprdomrn, die sie gegen die Langobarden unterstützten, und ihnen bedeutende Gebiete Italiens schenkten, wodurch sie die erste welt- liche Macht erhielten, und um diese Zeit .auch dey Namen oder Papst annahmen. Auch daß Pipin zur bessern Gründung seiner Königswürde, bei dem Papste angrsragt hatte, und von diesem nachher gesalbt worden war, wurde von den Päpsten bald zu neuen Ansprüchen benutzt. Aber die eigentliche Ausbildung der Kirchen Herrschaft oder H i e r a r ch i e gehört erst der fol- genden Zeit an. Neben der Hierarchie zieht sich aber auch als zwei- ter Hebel des ganzen Mittelalters das sogenannte Lehn wesen (Feudalsystem) hin. Aus freiwilligem An- schließen an mächtige und tapfere -Männer zu kriegeri- schen Unternehmungen (den sogenannten Gefolgen oder Gesellenschaften), wofür Waffeü und ein Theil der Beute zum Ersatz gegeben wurden, entstand bald bei Eroberungen ganzer Länder, ein Verleihen von Lände- reien, außer dem allgemeinen Ervberungsantheil, an diejenigen, welche die Anführer noch durch engere

2. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 105

1827 - Erlangen : Heyder
105 Ansehen der Geistlichen bei, die viel lieber unter einem entfernten Papste als unter nahen Laien > Fürsten stehen wollten. Wenn also auch mancher Papst einen unwür- digen Lebenswandel führte, wenn manchmal 2 bts 3 Päpste zugleich gewählt wurden, und sich nun unter einander über die Krone zankten: so konnte dies doch den Glauben an die höchste Macht des Papstes )o leicht nicht erschüttern, weil man auch wohl bei welt- lichen Großen Amt und Menschen von einander unter- scheiden mußte. Im o ft r ö m i s ch e n K a i s e r t h u m e regierten von 802 — 1078 2 Kaiserinnen und 24 Kaiser, von denen einer entsagte, drei ermordet, drei vergiftet, 4 geblen- det 0 abgesetzt wurden. Statt das Reich tapfer nach außen gegen die Bulgaren, Araber, und die seit 105c> vom Kaukasus herabdringenden Türken zu beschützen, kaufte man lieber Frieden, stritt sich über subtile theo- logische Gegenstände herum, und verlor eine Pro- vinz nach der andern an die Barbaren. — Dagegen fing man auf der entgegengesetzten Seite Europas, in Spanien an, sich von dem drückenden Joche der Ara- der, die sich dort festgesetzt hatten, wieder zu befreien. Von den Gebirgen Asturiens, wo man sich durch die Schlacht bei der Höhle von Eavadonga behauptet hatte, ging die Freiheit Spaniens wieder aus. Man errich- tete in den wieder eroberten Landern kleine Staaten, die sich allmählig zu zwei größeren, Kastilien und Arago- nten, erweiterten und vereinigten. Am rühmlichsten bekämpfte die Araber der spanische Held Don Nodrigo Diaz, Grafvon Vivar, gewöhnlich C t d oder el Campea* dor (der Kämpfer) genannt, der auf seinem guten Pfer- de, Babieka, seinem König Ferdinand (loz5 — 10ö5) die arabischen Fürsten von Toledo und Sevilla zinsbar machte, und das schöne Valencia wieder eroberte. Am Ende dieses Zeitraums wurde auch das nachherige Kö- nigreich Portugal den Maurenabgenommen, wurde aber erst lioi) unter Graf Heinrich von Burgund ei- ne von Spanten unabhängige Grafschaft. Ein Kampf anderer Art war in England mit ^en Königen von Dänemark. Zwar hatte Alfred der Große (fi göl) eine Seemacht geschaffen, und dre

3. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 115

1827 - Erlangen : Heyder
Unted diesem Namen verstand man aber nicht blos abweichende Begriffe von dem Lehrkanon der Kirche, sondern auch jeden Zweifel an der Macht der Papste und der Kirche, uttb bald auch jeden Versuch, Irrthü- mer und Gebrechen abzuschaden. Nun hatte sich aber, gerade je anmaßender die Papste nach Gregor Vii., eiir Alexander Iii., Ii^iocenz Iii., Iv, Gregor Ix. und andere geworden waren, ihnen immer mehr damit un- zufriedene Männer widersetzt, wie Arnold von Brescia, der Schüler des großen Abälard, oder wie die Katharer, Waldenser (von Petrus Waldus zu Lyon), die Albigen« ser im südlichen Frankreich, gegen welche bald ein förm- licher Kreuzzug gepredigt und mit Feuer und Schwert verfahren wurde/— Es entwickelte sich noch in dieser durch die Kreuzzüge auch geistig aufgeregten Zeit die Nationalpoesie der westeuropäischen Völker, besonders in Spanien, im südlichen Frankreich, wo die provenga- Irschen Troubadours, in Deutschland, wo die Minne- oder Licbessanger (auch schwäbische Dichter genannt) nicht wenig berühmt wurden. Selbst Fürsten und Kais ser schämten sich nicht, zu ihnen zu gehören, und wie sie meist Nitterthum, Liebe, Ehre, Religion befangen, gaben sie vereint mit den Kreuzzügen dem Nitterthume selbst eine höhere Weihe; der Ritter mußte bald beim Ritterschläge (früher war es ein förmlicher Probekampf vor der Aufnahme) geloben, Religion und Tugend zu ehren und zu schützen, und nur ehrlichen Kampf zu führen; und die Turniere (die olympischen Spiele des Mittelalters) sollten eigentlich nicht nur auf ebenbür- tige, sondern auch auf unbescholtene Ritter sehen. Auch mußten wohl solchemittel einwirken, um den rohen Nausgeist des Adels zu bändigen; denn die Herr- scher waren bet der neuen erst sich bildenden Rechts- und Gerichtsverfassung selten im Stande, die oft ge- botenen Land - und Gottesfrieden aufrecht zu erhalten. Mancher trotzte jeder weltlichen und geistlichen Strafe, und wurde der Teufel einer ganzen Gegend. Da bil- deten sich in Deutschland, wo das Fausirecht am schwer- sten zu bezwingen war, weil statt Eines fast 500 Lan- degherrn und Gebiete waren, eine Art Gerichte, die durch ihr heimliches Walten und durch die vergrößernde 8 *

4. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 119

1827 - Erlangen : Heyder
119 auf Mehrung seiner Erbländer bedacht war. Als er aber auch die Landschaften am Vierwaldstättersee, die bisher nur den deutschen Kaiser als Herrn anerkannt, durch böse Vögte zur Unterwerfung unter das Haus Habsburg- Oestreich zwingen wollte: tagten freie Männer, wie Wal- ter-Fürst von Attinghausen in Uriland, Arnold an der Halden im Melchthal Unterwaldens, und Werner Stauf, facher von Schwytz und 30 andere im Rürli, und jag- ten endlich mit stürmender Hand die Vögte aus dem Lande. In eigner aber gerechter Sache hatte schon der wackre Test den Landvogk Geßler aus dem Weg ge- räumt. Dieses alles zu rächen brach Albrechr auf, doch sein eigener Vetter, Johann von Schwaben, schlug ihn todt (1308)- Die Schweizer aber schlossen einen engen Bund, und wußten bei Morgarten (1315), bei Näsels, Sembach, 1386, ihre Freiheit gegen Oesl- rrich wohl zu verthcidigen. Noch hatte die Schweiz ihre Winkelriede! Heinrich Vii., vorher Graf von Lu- xemburg, brachte als deutscher König Böhmen an sein Hau§, und starb vergiftet in Italien. Zwischen Frie- drich von Oestreich und Ludwig von Batern, von zwei Parteien zugleich gewählt, entschied das Schwert, und ersterer erlag bet Mühldorf seinem großen Feind und edeln Gegner. Aber Ludwig, obgleich er seine Haus- macht reichlich mehrte, bekam an Johann Xxh. und Frankreich um so heftigere Gegner, da beide jetzt ver- einigt gegen Deutschland wirkten. Denn seit 1z05 bis 1578 mußten die Päpste in Frankreich residtren. So bekam Ludwig der Baier an dem Luxemburger, Karl Iv. von Böhmen, einen Gegenköntg, starb aber, 1547, mit dem Ruhme, der päpstlichen Hierarchie mit Kraft und Erfolg entgegengekämpft zu haben. Um die Zeit seines Todes kam eine furchtbare Pest, unter dem Namen des schwarzen Todes, auch nach Deutsch- land; ursprünglich von Asten ausgehend, durchzog sie in wenigen Jahren fast ganz Europa, und raffte Mil- lionen Menschen hin. Karl Iv. fügte und schmiegte sich lieber in jedes Verhältniß, und liebte außer seinem Böhmen, dem er in Prag die erste deutsche Universi- tär verlieh, nichts als das Geld, für weiches ihm alles feil war. Uebrtgcns bestimmte sein erstes deutsches

5. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 123

1827 - Erlangen : Heyder
123 Anjou gefolgt. Scklechre und drückende Negierungen v-ranlaßten, das; das Volk sich Frecheusbrtefe erzwang, und eine Volksvertretung (Parlament), welche, wie mangelhaft sie war, doch der Könige Willkür schwäch- te, und dem Volke größeres Selbstvertrauen verlieh. Auf die Kampfe mit Frankreich folgten bald innere; indem zwei große Hauser, Pork und Lancaster (die weiße und die rolhe Rose) l453 sich über den Besitz der Krone blutig stritten. Eine Herrath Heinrichs Vii. (1485— 150t)) beendete den schweren Streit. 3n ^'W Schottland herrschte seit 1371 das Haus Stuart, das unglücklichste, was je regiert hat. Zerstückelter als nie erscheint Italien. Neapel und Sicilien, der Hohenstaufen Crbland, schmachtete unter Karls von Anjou Drucke. Nur in Sicilien ge- lang es, die französische Herrschaft mit der Aragoni- schen zu vertauschen, indem man plötzlich (Ostern 1282) über die Franzosen auf der Insel herfiel (sictlianische Vesper), und sie erschlug. Neapel aber kam nach viel- fachem Herrscherwechsel erst um 1458 an Aragonien. — 7c Im Kirchenstaate war Nom endlich von den kai- serlichen Statthaltern durch die Papste befreit, ein Car- dinalcollegium und (1300) von Bontfaz das große Ju- beljahr mit dem allgemeinen Ablaß eingeführt worden, den sich gegen 200000 Pilger holten, und so reiche Gaben zurückließen, daß 2 Priester wochenlang be- schäftigt waren, sie vom Altar herabzunehmen. Desto mehr empfanden die faulen Römer die Abwesenheit der Päpste in Frankreich zu Avignon. Die großen Adels- geschlechter der Colonna und Ursini bekämpften sich; ja es warf sich sogar. (1z47) ein L7o,tarius Cola dt Rien- ^nach Vertreibung des Adels zum Ritter vom heilt» gen Geist, Befreier der Stadt, Eiferer für das Wohl Italiens und Tribunus Augustus auf, indem der tolle Schwindler mit der republtcanischen Form Rom auch die Größe der alten Zeit wiedcrgeben wollte. Endlich fiel er durch das Volk selbst, das zur Besonnenheit zurückgekommen war. — Im obern Italien stritten sich fast in jeder einzelnen Stadt noch die Welfen und Ghibelltnen herum, die man endlich gar von zwei Brüdern, Welf und Gtbel, ableitete. Aber bald wuß«

6. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 154

1827 - Erlangen : Heyder
Mai 1ö10) getroffen hätte. Ludwig Xiii., fein Sohn, folgte bis 1643, für den feit 1ö24 der große Cardi- nalministep Richelieu das Staatsruder führte. Wenn dieser auch die Hugenotten unterdrückte, so blieb er doch der Politik Heinrichs g e g e n Oesireich und Spa- nien getreu, und unterstützte im dreißigjährigen Kriege die deutschen Protestanten. Wie nach Spanien und Portugal, war auch nach Italien, Rußland und die Türkei die Reformation nicht eingedrunqen, während sie in Polen und Ungarn wenigstens einzelne Anhänger zahlte, und Preußen sie ganz angenommen hatte. In Italien fühlte Nom die Folgen der Reformation in den so sehr verminder- ten Geldzuflüssen aus dem übrigen Europa am meisten. Selbst nicht einmal seinem verbesserten Calender könnt» Gregor Xiii., 1532, Annahme von Seite der Prote, stauten verschaffen, daher diese noch lange um 10—12 Tage, wie noch heut die Russen, hinter den Katholiken und der wahren Zeit zurückblieben. Doch gelang es den Päpsten, ihren Kirchenstaat mit Bologna, Ancona, Ravenna und Ferrara zu vergrößern. Neapel und Stcilien schmachtete unter dem Drucke spanischer Vice- könige, der. viele Empörungen erzeigte, unter denen die des Fischhändlers Thomas Aniello (1647) sehr be- deutend war, wenn gleich Masaniello endlich von sei- nem eigenen Haufen erschlagen wurde. Mailand war aus den Händen der Visconti in die der Sforza ge- kommen, diesen aber durch Ludwig Moro (mit der Maulbeere) wieder entrissen worden, der einen mäch, tigen Kampf über Neapel und Mailand zwischen Deutschland, Frankreich, Spanien und Venedig ent- zündete, und endlich sein Mailand zugleich mit seiner Freiheit verlor. Später gab Karl V. es seinem Sohne Philipp. Venedig nach Verlust des Hauptzwischen- handels mit Ostindien, und bei der gefährlichen Nach- barschaft der Türken, sank immer mehr in drückender Aristokratie zusammen, während Genua in seinem Doge Andreas Doria nicht blos den größten Admiral jener Zeit, sondern auch einen weisen Gesetzgeber hatte; doch wäre Genuas aristokratische Verfassung bald ein Opfer einer Gegenrevolution des Fieöko, Grasen von

7. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 103

1827 - Erlangen : Heyder
lss 1 Sitte, daß jeder neue König der Deutschen wegen jener beiden Kronen einen sogenannten Römerzug that; wom t leider auch großes Unqlück über Deutschland kam, indem die Italtäner selbst sich oft widersetzten, und die Papste über ihre und der Kaiser Rechte, mit den letztern in heftige Händel gerielhen, und allmäh- lig behaupteten, die Kaiserkrone nach Gutdünken ver- geben zu können; während die deutschen Könige sie als ihnen gebührend ansprachen, und überhaupt auch dal Recht, Päpste ein - und abzusetzen, als erste weltliche Fürsten der Christenheit und Beschützer der Stadt Rom zu h-ben meinten, auch oft genug übten. Daher hatten schon die folgenden beiden Ottonen blutige Kämpfe in Italien zu bestehen, und fanden auch ihren Tod daselbst. Ihr Nachfolger, Heinrich Ii., der Stif- ter des Bisthums Bamberg, holte sich wenigstens dort durch einen Sprung durchs Fenster ein lahmes Bein. < Die Salische und Fränkische Dynastie, die nun den Thron bestieg, zählte mehrere sehr unternehmende Fürsten, aber auch einen sehr unglücklichen König, Heinrich Iv. i056 — 1106, der in der Jugend durch Schmeichler völlig verdorben, die Deutschen, be- sonders die Sachsen, sehr drückte, worüber diese und die Thüringer zu den Waffen griffen, ihn mehrmals schlugen, und sogar mit Hülfe anderer unzufriedener Fürsten ihm einen Gegenkönig im Herzog Rudolf von Schwaben, und später in Hermann von Luxemburg (dem sogenannten Knoblochskönige), aufstellten. Sie verklagten auch den König Heinrich beim Papste; und zum Unglücke für ihn bekleidete eben Gregor Vii. die päpstliche Würde, der, obgleich nur ein Zimmer- mannssohn von Savona seiner Geburt nach, keinen geringern Plan hatte, als nicht nur die Kirche völlig von dem Staate loszureißen, sondern auch die päpst- liche Macht zur höchsten auf Erden, zur Schiedsrich- terin aller Könige und Fürsten zu machen. Dazu sollten erstlich alle Geistliche unverehligt bleiben, um nicht der Kinder wegen vom Staate abzuhängen und das Kirchenvermög-n zu zertheilen, sodann sollte auch kein Geistlicher mehr durch die Lehen seiner Kirche unter der weltlichen Macht stehen; keine Stelle mehr

8. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 104

1827 - Erlangen : Heyder
104 erkaufen können. Wie bei dem goldenen Reichsapfel die Weltkugel sinnvoll unter dem Kreuze, wie der Mond unter der Sonne stehe, solle fortan der Staat unter der Kirche und ihrem Oberhaupte stehen. Alle Rei- che der Welt feien Lehen deö Papstes, und kein Fürst, Kaiser und König könne ohne seine Einwilligung ge- wählt werden! Damit hatte die Hierarchie ihren Gipse! erreicht; allein nur Schade, daß die Kaiser und Könige der Erde anderer Meinung waren, und meistens behaupteten, der Papst sei nur Geistlicher, nicht Weltbeherrscher; sei zwar Vorstand der christli- chen Gemeinde und Statthalter Christi <*uf Erden, aber auch Christi'reich sei nicht von dieser Welt gewesen. Gregor nah>n die Klagen der Sachsen wohlgefäl- lig auf, und that endlich Heinrich, der ihn abzusetzen ge- wagt, in den Bann. Sofort sollte nun niemand mit ihm mehr Gemeinschaft haben, keiner ihm gehorchen. Hatte nun Heinrich seiner Unterthanen Liebe besessen: so würde er nicht demüthig nach Italien gepilgert sein, und mrt dreitägiger Buße im Schloßhof von Canossa, wo sich Gregor eben aufhielc, die Lossprechung vom Banne hoben erbetteln dürfen. Diese wurde ihm zwar endlich zu Theil, aber noch sollte er nicht vor des Papstes eigner Untersuchung der Sache, wieder regieren. Das schien zu arg. Heinrich eilte nach Deutschland, fand Anhang und erschlug den Gegenkönia, söhnte sich mit manchem andern Gegner aus, und würde ohne den Papst aufs Reine gekommen sein, wenn nicht sein eig- ner Sohn sich gegen ihn empört, den Vater endlich gefangen genommen, und zur Entsagung der Krone gezwungen hatte. Der furchtbare Bann ließ selbst im Tode nicht von ihm ab; denn 5 Jahre blieb die kai- serliche Leiche zu Speier unbeerdigt, bis endlich der Bann aufgehoben, und ihr Ruhe in geweihter Erde wurde, (im.) Durch solche glückliche Experimente konnte freilich die päpstliche Macht nur gewinnen. Dazu trugen fer- ner noch die Sammlungen der Canones, der päpstli- chen Edikte (Decretalen, wahre und untergeschobene), tim zahlreichen Mönche, die Reichchümec und das

9. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 109

1827 - Erlangen : Heyder
109 Arbeit, regte den Erfindungsgeist auf, schuf größer» Wohlstand, damit größeres Selbstvertrauen und die Sehnsucht nach größerer Freiheit und Unabhängigkeit.. In Aragonien entwickelten sich die Städte so zeitig, daß sie bald sich eigene Verfassungen und Verwal- tungen und selbst Teilnahme an den Berathungen der Fürsten mit dem Geistlichen- und Adelstande er- warben. Die Geistlichen bildeten bald den ersten und reichsten Stand in jedem Lande; der Adel aber suchte seinen Glanz im Kriege, und wo es keinen gab, in einzelnen Befehdungen unter einander, oder gegen Städte, oder oft selbst gegen den Fürsten. Auf seinen festen Burgen trotzte er oft den Landesgeboten und übte von da herab auch gegen den vorbeiziehenden Kaufmann oder Bürger vielfachen Druck aus. Es kam leider dahin, daß das Recht des Stärkern das stärkste Recht wurde. Die Fürsten aber brauchten ihren Lehensadel und vermochten diesem Faustrechte nur selten Einhalt zu thun. ^ Den sogenannten Gotlesfrie- den, welcher vom Donnerstag btö Sonntag alle Feh- den verbot, achtete man nicht, weil eben die Strafen des Gottesfriedensbruches so schwer zu vollziehen wa- ren. Dazu kam, daß in Deutschland uti’b Italien wenigstens die kleinere Lehen seit 1037 gesetzlich für erblich gehalten wurden. Die Hierarchie der Päpste fand nur erst schwachen Widerspruch, und konnte wohl von Männern und Greisen (keinen Kindern oder lingen, wie oft in weltlichen Staaten) die ehelos unab- hängig als Päpste dastanden, mit fester kräftiger Politik durchgesetzt werden. Die Wissenschaften unter den germanischen Völkern waren noch weit zurück, weil die Schulen nur das nothdürftigste, und dies dürftig genug lehrten. Geistliche waren fast die einzigen Gelehrten und Künstler; und wenn eine Nonne im deutschen Stifte, Gandersheim, Roswitha, lateinische Komödien schrieb, 930, und der Erzbischof Gerbert, nachher als Papst Sylvester Ii. genannt, ums Jahr Yy0, Uhren mit Gewichten, statt der bisherigen Wasser - und Sand- Uhren machte: so waren dies gewiß für jene Zeit sehe überraschende Erscheinungen. —

10. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 117

1827 - Erlangen : Heyder
117 11q7ï Philipp — 1208; Friedrich Ii. — 1250 ; Konrad Iv. — 1254. Aber ein dreifacher, freilich oft zusammenfallender Kampf zog sich fast durch alle diese Regierungen hindurch; erstlich mit dem großen, und uralten Hause der Welfen aus Schwaben; dann mit den Städten Ober-Italiens, deren Mehrzahl mit Mai- land an der Spitze im Gefühle ihrer Stärke von kaiser- licher Macht unabhängig sein wollte; und endlich mit den Päpsten. Wie die Hohenstaufen den Herzogsstuhl von Schwaben, und bald auch von Franken inne hatten, fo herrschten die Welfen erst in Baiern, und seitdem Lo- thar Ii. Kaiser geworden, auch in Sachsen. Sic grün- deten auf ihre Macht den Anspruch an die deutsche Krone, welche ihnen aber die schlauern Hohenstaufen aus den Händen zu winden wußten, und gegen die ^ Widerspenstigen mit Schwert und Acht verfuhren. So verlor Heinrich der Stolze scine Herzogthümcr Sachsen und Baiern, aber sein nachher so berühmter Sohn, Heinrich der Löwe, erhielt sich Sachsen durch seiner Unterthanen Treue, und Baiern gab ihm der Kaiser Friedrich I. endlich wieder. Als aber Heinrich der Löwe, der sich in Pommern und Meklenburg, wo Slaven sa- ßen, ein freietgenes Reich zu schaffen suchte, und, we- gen seiner Macht nicht ungehaßt und unbeneidet, über alle Fürsten Deutschlands gefährlich emporragte, seinem Kaiser einen fünften Zug gegen die Lombardenstädte mttzumachen verweigerte, sich selbst durch einen Fußsall des Kaisers, seines Lehnsherrn, nicht erweichen ließ, und Friedrich nun, 1176, am Comersee geschlagen wurde: erwachten alle Feinde Heinrichs, und erklärten, der Kaiser an der Spitze, den Herzog in die Acht,und seiner Lehn verlustig. Seit dieser Zeit herrschte das Haus Wittelsbach in Baiern. Nur Braunschweig und Lünebutg, Heinrichs Erbländer blieben ihm, deren spätere Fürsten seit 1714 auf Englands Thron gestiegen sind, wo, wie in Braunschwetg, noch heute Welsen herr- schen. An Friedrichs I. Kämpfen mit den Lombarden hatte ein von ihm nicht anerkannter Papst Alexander Iii. großen Anthril; und die Politik der Päpste blieb es nun, es meist mit den Lombarden und den Welsen gegen die Hohenstaufen (oder Waiblingen, Ghibelline»)
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