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1. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 44

1880 - Dresden : Salomon
44 soll bereits gebunden sein. Auf dem wasserlosen Monde ist jene Hydratbildung vollendet; auf der Sonne, in deren Gashülle noch Kalium und Natrium als Gas existirt, hat sie noch nicht begonnen. Für die Oekonomie der Natur und die Plastik der Erdoberfläche ist das Wasser von höchster Wichtigkeit. Mit Millionen Zähnen nagt es seit undenklichen Zeiten an den festen Formen der Erd- rinde, reißt hier erdige Theile von ihren Lagerplätzen hinweg, um sie dort wieder abzusetzen, wirkt auflösend und erniedrigt die Berge, füllt die Tiefen aus und sucht im steten Spiele von Wirkung und Gegenwirkung den unerreichbaren Zustand des Gleichgewichts auf. So ist es das Wasser, das hier dem Gebirge und Hügel, dort dem Flachlande die Form giebt und überall, in der Zusammenstellung der von ihm modellirten Bodenelemente, die Landschaft herausbildet. Durch das Wasser verdichten sich die getrennten Kalkschalen der kleinen Seethiere zu dichtem Kalkstein; der Sand wird durch auf- gelöste und eingedrungene Bestandteile zu festem Sandstein; der Flußschlamm durch Lösung und wieder Absetzen von Kieselerde in Thonschiefer und Grauwacke verwandelt; unter Wassl-r findet die Vermoderung abgestorbener Pflanzen zu den drei großen Arten fossilen Brennmaterials statt; Wasser führt die Salze auf die Länder, wo sie, durch Hebungen abgeschnitten, der Steinsalzbildung unterliegen. § 2. Quellen. Das rinnende Wasser nimmt seinen Ausgang aus Quellen. Man versteht unter Quelle eine aus der Erde kommende tropf- bare oder elastische Flüssigkeit an der Stelle ihres Hervortretens, sowie die Stelle ihres Hervortretens selbst. Die Erzeuger der Quellen sind die wässerigen Niederschläge. Das Wasser des Regens, der niederfallenden Nebel und des geschmolzenen Schnees dringt, soweit es nicht verdunstet oder fortfließt, in den porösen, zerklüfteten Boden ein und sinkt hier, rascher oder langsamer, je nach der Natur der vorhandenen Gebirgsart, so lange nieder, bis es auf eine wasserdichte Unterlage, etwa eine Thonschicht, gelangt, die es an weiterem Niedersinken verhindert. Auf dieser Unterlage fließt es nach hydrostatischen Gesetzen weiter, bis es eine Oessnung nach außen findet und als Quelle hervortritt. Der Quellen- reichthum eines Landes hängt hauptsächlich von dem Wassergehalte der Atmosphäre, von der äußern unv innern Gliederung der Erdkruste, von dem Wechsel lockerer und festerer Gebirgsarten und von der Pflanzendecke des Bodens ab. Wie so?

2. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 45

1880 - Dresden : Salomon
45 Die verborgenen Zuflüsse einer Qnelle bilden zusammen ihr Wurzelsystem. Eine fließende Quelle entsteht, wenn die Unterlage, auf der sich das Wasser ansammelt, zu Tage tritt, so daß das Wasser läugs des Ausgehenden derselben, am Abhange oder Fuße der An- höhe, hervorbrechen kann und ganz der Neigung der Unterlage folgt. Tritt dagegen die Unterlage nicht selbst zu Tage, so sammelt sich das Wasser in den Zwischenräumen des Wasser durchlassenden Gesteins und steigt darin so hoch, bis es einen Ausfluß findet, und es entsteht eine steigende Quelle. Die steigenden Quellen folgen der Richtung des geringsten Widerstandes, deshalb finden sie sich vielfach in der Tiefe des Thales, in Flußbetten und Seen, wo noch lange offene Stellen bleiben, wenn Fluß und See bereits mit Eis bedeckt sind. Manche Quellen entstehen auf fecundäre Weise, nicht unmittelbar aus wässerigen Niederschlägen. So sind die Gletscherquellen die unterirdischen Abläufe des Schmelz- Wassers der Gletscher, die auf klüftigem Gestein lagern; so werden Quellen aus hochgelegenen Seen, die keinen sichtbaren Abfluß haben, unterirdisch gespeist, wie die zahlreichen Quellen, die unter dem auf der Gemmi gelegenen Daubensee an der Spitalmatte in Wallis hervorbrechen; so entstehen, wie bei Paderborn und Lipp- springe und im Karst, Quellen durch das Versinken von Bächen und Flüssen in klüftigen und höhlenreichen Kalk- und Dolomit- gestalten; so werden Quellen gebildet von Grundwassern, we!che sich von den durch Kies und Sand laufenden Flüssen so weit seitlich verbreiten, als jene Wasser durchlassenden Ablagerungen reichen. Verschafft man Wassern, die zwischen zwei nndnrchdring- lichen Thon- oder Gesteinschichten eingeschlossen sind und entweder keinen oder nur einen sehr entfernten Ausgangspunkt haben und dadurch in starker Spannung erhalten werden, einen künstlichen Abfluß mittelst eines Erdbohrers, so entsteht ein artesischer Brunnen, so benannt nach der Grafschaft Artois, wo diese Brunnen zuerst aufkamen. Diejenigen Quellen, welche im Allgemeinen dauernd fließen, wenn auch hinsichtlich der ausströmenden Wasser- menge wechselnd, und mir in ganz trockenen Jahren ansnahms- weise ausbleiben, heißen permanente Quellen; diejenigen aber, welche nur mit Unterbrechungen fließen, periodische. Die kleinen März- oder Maibrunnen, auch Hungerqnellen genannt, welche hier und da nach dem Schmelzen des Schnees oder nach anhaltendem Regen hervorbrechen, um bald wieder zu versiegen, sind periodische Quellen. Zu den periodischen Quellen gehören auch die intermit- tirenden Quellen, welche in kürzeren Perioden, von wenigen

3. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 47

1880 - Dresden : Salomon
47 Häutchen in Folge der leichten Oxidirbarkeit der Oxydnlverbin- düngen des Eisens durch den Sauerstoff der Luft. Die Schwefel- Wässer haben einen Geruch nach faulen Eiern und einen süß- lichen Geschmack, was von ihrem Gehalt an Schwefelwasserstoffgas herrührt, das in vielen Fällen von einer Zersetzung des Gypses oder anderer schwefelsaurer Gase durch organische Substanzen ent- steht: Aachen, Burtscheid, Warmbrunn, Baden bei Wien, Baden in der Schweiz, Weilbach. Andere Mineralquellen enthalten Salpeter, freie Schwefelsäure oder Salzsäure und Boraxsäure. Jnkrustirende Mineralquellen, die doppelt kohlensauren Kalk in großer Menge gelöst enthalten, setzen denselben als nn- löslichen neutralen kohlensauren Kalk ab und überziehen Gegen- stände, welche sie bei ihrem Fließen berühren, mit einer Kruste: Karlsbader Sprudel, Abano bei Padua. Der so erzeugte Stein heißt Tnss oder, falls die Masse im Bruche ein kristallinisches Gefüge hat, Sinter. Die Quellen in Island setzen in ähnlicher Weise Kieselerde ab; die Eisenwasser dagegen Eisenocker: Schandau. Die Naphthaquellen bringen Erdöl herauf, das auf dem Wasser schwimmt; ist dasselbe zähflüssig, so kommt es dem Asphalt oder Erdpech nahe. Die Insel Tscheleken im Kaspisee hat gegen 1500 Naphthaquellen, welche jährlich 6 Mill. Kilogramm geben: Baku, Irawaddithal, Karpathen, Pennsylvanien. Die Quellen sind von großer Bedeutung. Sie sind die natürlichen Ausgänge für das unterirdische Wasser, sie verleihen der Landschaft Reize, sie stimmen poetisch (die Hippocrene!), sie spenden Trinkwasser, befruchten den Boden und fördern mannig- faltig die Cultur. Dürfen wir uns wundern, daß die Alten die Quellen beseelten und in aumuthige Nymphen verwandelten? § 3. Bäche, Flüsse, Ströme. Nach den Gesetzen der Schwere fließt das Quellwasser immer nach den tiefer liegenden Stellen der Erdoberfläche und vereinigt sich zu Bächen, Flüssen und Strömen. Diese drei Gewässer haben mit einander das gemein, daß sie in einer Vertiefung, der Rinne oder dem Bette, von Seitenerhöhungen begrenzt, fließen. Bach nennt man jedes natürlich fließende Gewässer, das überall zu durchwaten und größer als ein Fließ oder Riesel und kleiner als ein Fluß ist. Faulbäche haben wenig Gefälle, trübes Waffer und schlammigen Grund und finden sich in Niederungen, Moor- und Bruchgegenden; Regenbäche, dnrch Regen erzeugt,

4. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 55

1880 - Dresden : Salomon
55 eine thonige Unterlage haben, oder in den Kratern erloschener Vulkane und in alten Erdfällen, so bildet sich ein See ohne sicht- baren Zu- und Abfluß. Nack ihrer Lage unterscheidet man die (See'n in Alpen-, Gebirgs-, Niederungs-, Steppen- und Strandsee n; nach der Beschaffenheit des Seewassers in Süßwasser-, Salz- und Natronsee'n. Der große Salzsee in Utah enthält ungefähr 20 Proc. Kocksalz, so daß kein lebendes Wesen in seinem sonst außer- ordentlich klaren und reinen Wasser leben kann. Kohlen- und schwefelsaures Natron finden sich im Wansee und in mehreren See'n bei Debreczin, die in der heißesten Jahreszeit meist austrocknen und einen reichen Ertrag von Soda gewähren. Die mineralischen Bestandteile, welche die Flüsse den See'n zuführen, fallen bald zu Boden, deshalb ist das Wasser klar und oft so durchsichtig, daß man bei ruhiger Beschaffenheit der Oberfläche den Boden in der Tiefe erkennen kann, wenn anders die Lichtstrahlen noch den Boden erreichen und von ihm zurückgeworfen werden. Ist der See aber so tief, daß trotz der Durchsichtigkeit des Wassers die Lichtstrahlen nicht auf deu Grund gelangen können oder werden die in kleinen Mengen zum Boden gelangten und von ihm zurück- geworfenen Lichtstrahlen vom Wasser verschluckt, so wird derselbe ein vollkommener Spiegel, welcher das Angesicht des Himmels treu reslectirt. Das Niveau der See'n bleibt sich im Allgemeinen gleich, wenn nickt der Ausfluß momentan verstopft oder der Zufluß ver- stärkt wird. Am Wetter- und am Genferfee hat man bemerkt, daß ein veränderter Luftdruck ein Steigen oder Fallen des Wasser- spiegels bewirken kann. Diese Erscheinung ist am Gensersee unter dem Namen les Seiches bekannt und besteht darin, daß der Wasserspiegel unregelmäßig und ohne Wellenschlag steigt, bei Gens bis über 1 m. Das Steigen gilt als ein Vorbote der Wetter- Veränderung. Wenn Wasser unter gewissen örtlichen Verhältnissen sich in einer Vertiefung dergestalt ansammelt, daß es nicht ablaufen kann, sondern mit allerlei erdigen und pflanzlichen Stoffen sich ver- mischt und verdickt, so entstehen Sümpfe, Moräste, Maremmen, Brüche, Moore. Der Sumpf unterscheidet sich vom Morast dadurch, daß er durch deu Einfluß der Witterung nie austrocknet und sein schweres, trübes Wasser mit animalischen und vegetabilischen Substanzen chemisch verbunden ist: Küsten-, Gebirgs- und Cypressen- sümpfe. Sümpfe sind besonders häufig an solchen Flüssen, welche

5. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 85

1880 - Dresden : Salomon
85 vorzubeugen. Ihre Entstehung ist leicht erklärlich. In der Re- gion unmittelbar an der Schneelinie schmelzen die Schneemassen, die sich im Winter noch durch Schnee aus der Atmosphäre ver- mehren, während der wärmern Jahreszeit an der Oberfläche. Das Schmelzwasser sickert in den Schnee und verwandelt die Sckmeekrystalle in Eiskörner oder körnige Firn, ähnlich wie unser Winterschnee bei wiederholtem Ansthanen und Gefrieren körnig wird. Durch weitere unvermerkt vor sich gehende Umwandlungen verdichten sich die Eiskörner zu porösem Eis, das das Material des Gletschers ist. Am tiefsten Rande oder am Fuße des Gletschers ist das Gletscherthor, ein weit gewölbter Canal, der, in den feenhaftesten Farben schimmernd, nach seiner Tiefe zu in unbestimmte Nacht sich verliert. Hier fließt im Sommer Wasser ab, die Gletschermilch, durch Abschmelzen des Eises entstehend. Auf feinem Rücken trägt der Gletscher Lasten herabgestürzter Steine und Schuttmassen. Diese Trümmerhaufen bilden wallartige Erhöhungen oder Schutt- wälle, welche au beiden Seiten des Gletschers sich lagern und 4 denselben seiner ganzen Länge nach begleiten. Man nennt sie gewöhnlich Front-Moränen, Stern-Gandecken oder Firnstöße (Firn, Fern, vorjährig). Resultate der allmäligen Zertrümmerung des Gebirgs durch Frost und Wärme, Sturm und Niederschläge, bilden sie eine wahre Musterkarte der Gebirgsarten, die im Ge- biete des Gletschers vorkommen. Vereinigen sich zwei Gletscher- ströme, so fließen die Schutthaufen der zusammenstoßenden Seiten in einander und bilden eine Ccntral-Moräne. Die Central- Moränen heißen auch Gusseru und treten besonders scharf hervor, da ihr Weg, die sogenannte Gusserlinie, durch die Milte des Gletschers geht. Mit großer Beharrlichkeit halten die Gufferlinien und Steinstraßen die eingeschlagene Richtung fest, selbst dann noch, wenn ein Hinderniß dem Gletscher eine andere Richtung giebt. Wo größere Blöcke auf den Gletscher herabstürzen, bilden sich durch Abschmelzen des ihn umlagernden Eises die Gletschertische und Champignons, die in der That Schwämmen ähnlich sind, indem der Hut ein Block oder eine Steinplatte, oft von be- deutender Größe, der Stiel aber eine Eispyramide ist. Verliert der langsam fortrückende Gletscher unter sich den Boden, stürzt er über eine Felskante, so spalten sich die spröden Eismassen und stürzen in die Tiefe, wo die gestürzten Gletscher-Brüchlinge von den rührigen Modelleuren im Crystallpalast des Hochgebirges: der erwärmten Luft, dem wässerigen Niederschlag und dem wieder- kehrenden Frost, abgeschliffen und geformt werden. Diese lecken

6. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 99

1880 - Dresden : Salomon
99 gedehnte Luftströmungen in verschiedenen Richtungen übereinander hingehen; der Platzregen tritt dann ein, wenn die Verdichtung des Wasserdampfes von oben nach unten plötzlich vor sich geht, namentlich bei einem Gewitter. Dunstregen nennt man die ein- zelnen Tropfen, welche nicht aus Wolken, sondern zuweilen bei heiterem Himmel herabfallen. Der Regen ist einer der thätigsten Factoren bei der Ge- staltung der Erdoberfläche. Das beweist der Anblick der Wüste, das sehen wir an jedem coupirten Terrain, das künden die Quellen und Flüsse, das melden die Wälder, Wiesen und Felder. Viertes Kapitel. ^as £eßen. § i. Verbreitung der Pflanzen. Die von Humboldt begründete Pflanzengeographie giebt eine möglichst vollständige Darstellung der Vertheilung der Pflanzen nach Zeit und Ort, Länge, Breite und Höhe, entwickelt die Ur- fachen, durch welche diese Vertheilung bedingt ist, und behandelt den Einfluß, welchen die Vertheilung der Pflanzen auf die Thier- und Menschenwelt ausübt. Die Vegetation ist abhängig vom Boden und voin Klima. In Bqug auf den Boden unterscheidet man: Felsen-, Stein, Geröll-, Sand-, Schutt-, Acker-, Wiesen-, Torf-, Kalk-, Kiesel- und Salzpflanzen; in Bezug aus den Standort mit Rücksicht auf die unmittelbaren Umgebungen: unterirdische Pflanzen: Trüffeln; echte Wasserpflanzen, die ganz untergetaucht wachsen: das Hornblatt (Cratophillum) im süßen, das Seegras (Zostera) im bittereu Wasser; Lnft- pflanzen, die nur in und von der Luft leben: tropische Orchi- deen; Entophyten, die ganz in einem fremden Organismus leben: Kornbrandarten, Cholerapilze; Landpflanzen, die in zwei verschiedenen Umgebungen, in Erde und Luft, leben; Wasser- pflanzen, die in der mit Wasser bedeckten Erde wurzeln, ihren Stengel ini Wasser entwickeln und ihre Blätter und Blüthen über das Wasser in die Luft erheben: Seerosen oder Nhmphäen. Die einzelnen Pflanzenarten zeigen eine sehr verschiedene Anlage zum geselligen Wachsthum; manche, wie die Heide und der

7. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 46

1880 - Dresden : Salomon
46 Minuten bis zu Tagen und Wochen abwechselnd fließen und nicht fließen, ohne daß sich ein sichtlicher Zusammenhang ihres Steigens und Fallens mit der zufließenden Wassermenge nachweisen ließe: Sprudel zu Kissingen, der Geiser, Quelle von Fonsamhe in Frankreich. Nach der Temperatur theilt man die Quellen ein in warme, laue, kühle und kalte; die warmen oder die Thermen im eigentlichen Sinne haben 30 bis 100° C. Wärme, die lauen 30" bis 20°, die kühlen 20° bis 15° und die kalten 15° bis 0°. Der Geysir auf Island hat 80" R., Burtscheid 62—35°, Wiesbaden 56°, Karlsbald 57—43°, Baden-Baden 54—35°, Aachen 45°, Teplitz 39°, Gastein 38 °, Ems 38°, Warmbrunn 32—28°, Baden bei Wien 30—29°, Pfeffers 29°, Wildbad 26° Erlau in Ungarn 25°, Wolkenstein 23°. Warme Quellen sind überhaupt alle diejenigen, deren mittlere Temperatur höher ist, als die mittlere Temperatur des Orts. Aus je oberflächlichen Schichten die Quellen kommen, um so mehr nähert sich ihre Temperatur der mittleren Temperatur des Orts, und um so mehr ist dieselbe Schwankungen nach den Jahres- und Tages- zeiten unterworfen. Kommen sie aber aus Tiefen, in welchen diese Wechsel sich nicht mehr geltend machen, so ist ihre Tem- peratur mehr eine constante. Das Wasser der Quellen ist nicht absolut rein, enthält vielmehr mehr oder weniger fremde Bestandtheile und zwar gas- förmige wie aufgelöste. Quellen, welche besonders reich an mineralischen Bestaudtheilen sind, heißen Mineral- oder Heil- quellen, auch Gesundbrunnen. Die Mineralquellen werden ein- getheilt nach den vorherrschenden Stoffen, welche ihren Charakter in physikalischer Beziehung und ihre medicinische Wirkung auf den menschlichen Organismus bestimmen. Salzquellen enthalten hauptsächlich Kochsalz; sind sie so salzhaltig, daß sie fast nur zu Bädern benutzt oder technisch zur Gewinnung von Kochsalz aus- gebeutet werden, so werden sie Soolquelleu genannt: Kösen, Ischl, Wiesbaden. Salzquellen, welche viel Jod enthalten, werden als Iodquellen bezeichnet: Kreuznach, Salzbrunn, Hall. Die Bitterwässer zeichnen sich durch einen starken Gehalt von schwefelsaurer Magnesia oder schwefelsaurem Natron aus: Elster, Karlsbad, Kissingen. Säuerlinge oder Sauerbrunnen sind reich an Kohlensäure, welche sie in Perlen oder schäumend ent- weichen lassen: Selters, Fachingen, Pyrmont. Sauerbrunnen mit etwas vorwiegendem kohlensauren Eisenoxydul, Eisenvitriol oder Chloreisen heißen auch Stahlwässer: Muskau, Selkebrunnen. Die Stahlwässer bedecken sich sehr schnell mit einem gelbbraunen

8. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 48

1880 - Dresden : Salomon
48 vertrocknen, sobald der Regen ausbleibt; Gieß - und Waldbäche finden sich meist in Gebirgen und sind bei Thauwetter und ver- mehrtem wässerigen Niederschlag sehr wasserreich und wild; Sturz- und S taub bäche springen von Felsen Herunterund bilden malerische Wasserfälle; Gletscherbäche sind Abflüsse von Gletschern und schwellen oft zu verheerenden Strömen an; Steppenbäche wühlen sich langsam im Sande fort und verlieren sich oft darin. Nach der verschiedenartigen Benutzung sind Floß-, Schwemm- und Mühlbäche zu unterscheiden. Was heißt das? Durch den Zusammenfluß mehrerer Bäche entstehen die meisten Flüsse. Der Fluß, dessen Name überhaupt den Zustand des Fließens bedeutet, ist ein größeres fließendes Gewässer, welches im weiteren Verlaufe entweder selbst zum Strome wird, sich in einen Strom oder See, nicht selten auch, wie der Küstenfluß, un- mittelbar in's offene Meer ergießt. Sobald der Fluß durch ver- fchiedene Zuflüsse eine bedeutende Breite und Tiefe erlangt hat, so daß er sich nicht mehr durch Wehre eindämmen und ableiten läßt, aber größere Schiffe tragen kann, wird er zum Strome. Der Landstrich, aus welchem dem Flusse oder Strome das Wasser sämmtlicher Quellen zugeführt wird, bildet das Gebiet des- selben, das Fluß- oder Stromgebiet, und derjenige Theil dieses Gebietes, welcher die Mehrzahl der Quellen des Flusses in sich faßt, heißt ^uellenbezirk. Unter Stromsystem oder Flußnetz versteht man einen Strom oder Fluß mit den sämmtlichen Neben- und Zuflüssen. „Sobald wir das Bild eines Stromes ideal entwerfen, so denken wir uns eine Hauptader, in der zur Linken und Rechten Seitenadern einmünden, die sich oberhalb wieder verästeln und verdünnen, so daß das Ganze eine Aehn- lichkeit erhält mit dem Stamme und der blätterlosen Krone eines Baumes. In der Natur vertritt als das vollkommenste Beispiel diese Art des Strombaues der Mississippi." In der Regel führen die Flüsse ihren Namen aufwärts bis zu der Quelle, welche von der Mündung am weitesten entfernt ist. Ist es zweifelhaft, wie bei Donau und Inn, Elbe und Moldau, Mississippi und Missouri, ob ein Strom mit Recht als die obere Fortsetzung des Hauptstroms oder als ein Nebenfluß zu betrachten, so nimmt man in der Regel den als Hauptstrom an, der im Wesentlichen seine Richtung bei Aufnahme des Neben- stromes nicht verändert. Vereinigen sich zwei gleich lange und gleich starke Quellströme, so nehmen sie für ihren weiteren ge- meinfamen Verlauf einen anderen Namen an, wie Fulda und Werra. Flüsse, welche im Flachlande oder in Gebirgen, die der

9. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 18

1880 - Dresden : Salomon
18 Porstreben der gigantischen Massen, deren Häupter mit ewigem Schnee bedeckt sind, und die bunte Mannigfaltigkeit der Formen und Farben verleihen dem Hochgebirge den Charakter großartiger Erhabenheit. Während das Flachland den hydrographischen und klimatischen Grundzügen, der Entfaltung des vegetabilischen und animalischen Lebens in weit ausgedehnten Flächen und den Lebensverhältnissen der Menschen eine gewisse Eintönigkeit und die Fähigkeit leichter Verbreitung verleiht, sind die Gebirge Vervielfältiger der meteoro- logischen Prozesse, des pflanzlichen und thierischen Lebens, Spender der fließenden Gewässer, Scheiden für Klima und Wetter, Natur- grenzen der Staaten, Herde der mineralischen Schätze, Schauplätze mannigfacher menschlicher Thätigkeit, Erzieher der Menschen, indem sie die physische und geistige Kraftentwickelung anregen und fördern. Inwiefern? Der Anblick der Berge übt einen Zauber aus, und von einem Drange, gewöhnlich unbewußt, aber desto mächtiger, sühlen sich die Menschen zu den Bergen hingezogen, sie zu be- steigen, um ihre Geheimnisse zu belauschen und ihre Schönheit zu bewundern. Auf den Bergen wohnt Freiheit. Sie vereinigen gleichsam auf kleinem Räume die gefammte Herrlichkeit der Erde; mit einem Blick kann man an ihnen Fluren und Wälder, Wiesen und Felswände, Eis und Schnee umfassen, und allabendlich über- gießt sie das Licht der sinkenden Sonne mit zauberischen« Schimmer, daß sie rosigen Gebilden gleichen, die in den Lüften schweben. Wie kommt es wohl, daß sich die meisten Bergvölker Europa's durch tiefes Heimathsgefühl, innige Religiosität, große Liebe zur Freiheit, durch Tapferkeit und scharf ausgeprägte individuelle Züge des Charakters auszeichnen? Ist nicht die große Mannigfaltig- feit, welche Deutschland bezüglich der Nalurformen seiner Ober- fläche, sowie der Beschaffenheit der seine Gebirge zusammensetzenden Gesteine auszeichnet, von großem Einfluß für die Entwickelung der deutschen Kultur und Wissenschaft gewesen? § 4. Entstehung der Gebirge. Nach der Art ihrer Entstehung werden gewöhnlich die Gebirge eingetheilt in neptunische und plntonische. Erstere sind vorherrschend dnrch Ablagerung ans dem Wasser, letztere durch Hebung, dnrch unterirdische Kräfte entstanden. In der Regel aber ist ein Gebirge sowohl neptunisch, als auch plutonisch, da bei seiner Bildung Feuer und Wasser concurrirten. Ueber die Art und die Zeit

10. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 19

1880 - Dresden : Salomon
19 dieser Bildung kann allerdings kein Beobachter und keine Chronik Auskunft geben, aber die Geologie vermag aus der Art und Lagerung der Gesteine darüber zu belehren. Einige Gesteine liegen nämlich in parallelen Schichten über einander, und andere lagern zwischen anderen Gesteinen mit ganz unregelmäßigen Formen und steigen bis an die Oberfläche empor, und noch andere bilden so- genannte Gänge, die sowohl die geschichteten, als die unregelmäßig massigen Gesteine durchsetzen. Aus dieser Thatsache zieht man nun den Schluß, daß die geschichteten Gesteine ans dem Wasser abgelagert, die massigen und gangförmig vorkommenden aber im weichen Zustande aus der Tiefe gehoben und zwischen andere Gesteine eingedrängt worden sind. Dieser Schluß muß richtig sein, da jetzt noch analoge Prozesse mit analogen Wirkungen vor- kommen. So wird Kalktusf in Quellen dadurch gebildet, daß die im Quellwasser aufgelöst enthaltene kohlensaure Kalkerde sich aus- scheidet und ablagert; so werden in fließenden und stillstehenden Gewässern Schlamm-, Sand- und Geschiebeschickten abgelagert, die sich unter gewissen Bedingungen in feste, thonige Sandstein- und Conglomeratfchichten verwandeln; so bildet sich in Sümpfen nicht selten Eisenrasenstein. Die Laven dagegen entstehen noch jetzt durch Erstarrung aus heißflüssigem Zustande. Ans die Entstehungsart der Gesteine durch Feuer und Wasser läßt sich auch aus ihrer mineralogiscken Zusammensetzung schließen; denn manche Gesteine sind ihrer chemischen Natur nach augenscheinlich aus dem Wasser abgelagert, andere durch Erstarrung entstanden. Erstere sind aus abgerun- deten Theilen zusammengesetzt, wie sie nur das Wasser formt; letztere zeigen eine solche Textur, wie sie nur bei Erkaltung aus einem heißslüssigeu Zustande entstehen kann. Ganz besonders wichtig für die Entstehungsart der Gebirge sind die Petrefacten, welche zahlreich in den neptunischen Bildungen gesunden werden. Die Organismen, ans denen diese entstanden, müssen einmal auf der Erdoberfläche existirt haben, deshalb können die Gebirge mit Petresacten nickt durch Druck vou unten oder durch Hebung ent- standen sein, sie müssen vielmehr als Ablagerungen und Nieder- schläge aus dem Wasser gelten. Merkwürdig und sprechend ist hierbei, daß jede Schicht oder Formation in der Hauptsache ganz bestimmte, ihr allein ungehörige, weder in früheren, noch späteren Bildungen vorkommende Formen hat. Man muß deshalb an- nehmen, daß alle die Gebilde, innerhalb deren sich gleichartige Versteinerungen finden, auch gleichzeitig entstanden sein müssen. In ihrem anfänglichen Zustande war jedenfalls die Erde
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