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1. Bilder-Atlas zur Geographie von Europa - S. 35

1897 - Leipzig [u.a.] : Bibliogr. Inst.
Die Karpathen. Die ungarische Niederung. 55 (5. J2j) liegt, mit 95,000 Einwohnern, die einstige polnische Hauptstadt und spätere Krönungs- stadt an der Weichsel. Mit ihren geschichtlichen Erinnerungen und als Sitz einer alten hoch- schule ist sie heute noch einer der Hauptmittelpunkte polnischen Lebens und Strebens. Die nahe gelegenen Anschlußpunkte an die österreichischen, preußischen und russischen Eisenbahnen machen sie zu einer bedeutenden Verkehrsstadt. Die ungarische Niederung ist ein großes Senkungsfeld, in dessen weitem Raum in der Tertiärzeit ein Meer flutete, das von den zuströmenden Flüssen ausgefüllt und allmählich in einzelne Becken zerlegt wurde, platten- und Neusiedler See sind die Reste dieser ehemaligen großen Wasserfläche. Die endlose Niederung, ehedem der freien Meide dienend (Pußta, S. \20) und das unbestrittene Gebiet der berittenen Wirten mit ihren halbwilden Rinderherden, ist heute zum weitaus größten Teile dem 2lcferbau gewonnen; sie ist nach Südrußland die größte Kornkammer Europas. Die wunderbar fruchtreichen Felder desalfölds, wie die Niederung genannt wird, tragen Weizen und Roggen, Hafer und Gerste, Mais, Gemüse, Tabak in üppiger Fülle. Obst und Wein gedeihen in seltener Pracht, hochbeinige Rinder, langhörnig und meistens weißhaarig, schlanke, feurige Pferde, krausborstige Schweine, feiste Hammel und muntere Ziegen weiden auf den grünen Triften zu Tausenden. Wahrhaft verschwenderisch hat hier die Natur ihre Gaben ausgestreut. Aber neben die Fülle legte sie auch die Dürftigkeit. Weite Strecken bieten nichts als Heide und Moor, keinen Halm, kein Gras. Wie ausgestorben erscheint die Landschaft, hier und da noch ein Ziehbrunnen mit weit in die Luft ragendem Hebel und in einsamer Ode eine halbverfallene Tsarda (s. Abbildung). Eine träge, bleierne Ruhe umfängt den Wanderer. Da auf einmal wechselt das Bild. In breitem Bett, von Schilf und Röhricht umwuchert, wälzen Theiß und Donau ihre raschen Fluten durch diese Ebene, dem Fischfang und der Jagd auf Wasservögel einen weiten, zu jeder Jahreszeit ergiebigen Raum bietend. Am Eingangsthor der unabsehbaren Ebene, wo die Ausläufer der Alpen und der Aar- pathen sich berühren, liegt die Hauptstadt Ungarns, Budapest (S. \2\). Seit der selbständigen Stellung des Königreiches hat es einen mächtigen Aufschwung genommen und zählt nun über eine halbe Million Einwohner. Auf dem rechten, bergigen Donauufer liegt das vorwie- gend deutsche Ofen (Buda), die Festungsstadt, mit der Königsburg. Mehrere Brücken ver- binden Ofen mit der Flachstadt Pest, die bereits auf dem Boden der Pußta steht. Glanz- volle'paläste schmücken den Donaukai, freundliche Anlagen umsäumen die Straße, die von einer wogenden Menge in den buntesten Trachten belebt wird. Überaus günstig ist in der That die geographische Lage der Stadt zu beiden Seiten des mächtigen Stromes und am 2lusgangspunkte der wichtigsten Straßen und Eisenbahnlinien des Königreiches. 2lls der französische König Ludwig Xiv., von ruhelosem Ehrgeiz und frevler Ländergier getrieben, die natürlichen Grenzen seines Landes im Osten, die Vogesen, überschritt, um dauernd am linken Rheinufer Fuß zu fassen, da legte er den Grund zu einer der beklagenswertesten Erscheinungen der neueren Geschichte, zu dem schier unversöhnlichen Hader zwischen Deutsch- land und Frankreich. Die Länder zu beiden Seiten des Rheinstromes und die sie umschließenden Gebirge bilden ein einheitliches, geschlossenes Naturgauze, das vollständig zur physischen Ge- samtheit Deutschlands gehört, und dessen Bevölkerung nach Abstammung und Gesittuna, nach Sprache, Geschichte und Kultur ties eingedrückt den germanischen Stempel träqt. 2. Die ungarische Niederung. Viii. Nordfrankreich.

2. Bilder-Atlas zur Geographie von Europa - S. 42

1897 - Leipzig [u.a.] : Bibliogr. Inst.
42 X. Italien. X. Italien. „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, im dunklen Laub die Goldorangen glühn?" So fragt der Dichter, erfüllt von verzehrender Sehnsucht nach den sonnigen Gefildenitaliens. Und er leiht mit dieser Frage einer Idee Ausdruck, die Jahrhunderte hindurch ganze Völker- schaften in Bewegung setzte, ja den Gang der Weltgeschichte beherrschte. Der Zug nach dem Süden war es, der die kriegerischen Kelten unter Brennus bis vor die Thore Roms und die Cnnbern und Teutonen in die Fruchtebene des po führte; er durchdrang in der Völkerwande- rung die Gerzen der Germanen, die in hellen Kaufen ins römische Reich einbrachen und den letzten Schattenkaiser vom Throne stießen; er führte die Kaiser des heiligen römischen Reiches deutscher Nation von Otto dem Großen bis Ronradin nach der „ewigen Stadt". Und bis herab zur Gegenwart ist Italien das Land deutscher Sehnsucht geblieben, wenn auch in durch- aus anderem Sinne als ehedem. Nach Tausenden zählen die Deutschen, die alljährlich die vielgepriesenen Lande jenseits der Alpen aufsuchen, teils um die Zauber italienischer Natur zu genießen, teils um den Geist in die unvergleichlichen Meisterwerke italienischer Kunst oder in die große Vergangenheit des Volkes zu versenken. Drei Weltverkehrsstraßen, die den Kontinent fast in seiner ganzen Breite durchschneiden, führen ans den nordalpinen Gebieten nach dem Süden: die Gotthardlinie vom Rhein zum Thvrrhenischen Meer, die Brennerlinie von den zentralen Teilen Deutschlands zur langgestreck- ten Halbinsel, die Semmering-pontafellinie vom Oder-, March- und Donaugebiet zur Adria. Mailand und Genua, die lange Reihe der Großstädte auf der Halbinsel selbst und Venedig bezeichnen Hauptpunkte dieser „ewigen Naturstraßen", die sich in derj)o-Ebene (S. ^0), dem „Garten Italiens", vereinigen. Reichtum der Bewässerung, Fruchtbarkeit des Bodens, Gunst des Klimas und sorgfältiger Anbau erzeugen hier eine Ergiebigkeit, wie sie wenig andere Stellen der Lrde aufweisen können. Sechsmal im Jahre werden die Wiesen gemäht. Außer Weizen wird Mais und Reis in Menge gebaut, daneben gedeihen alle Gemüse und edleren Gbstarten. Maulbeerbäume umsäumen die Äcker und ermöglichen die Seidenraupenzucht und Seidenindustrie, namentlich in der lombardischen Hauptstadt. Kastanien, Feigen und Mandeln erzeugt das Land in Menge, die Olive aber, das Leitgewächs der Mittelmeerflora, dann Zitronen und Orangen kommen nur an besonders geschützten Stellen der norditalienischen Seen fort. Im Osten der Ebene, umspült von den Fluten der blauen Adria, erhebt sich das palastreiche Venedig (S. ^0), einst die Beherrscherin der Meere und die reichste Stadt Europas, jetzt still, aber noch immer merk- würdig durch seine Anlage auf etwa \00 Inseln, durch seine Kanäle (der 3-förmig gekrümmte Tanale grande), Airchen (Markuskirche), Paläste (Dogenpalast) und Kunstsammlungen. Das Becken des jdo, eine alte ausgefüllte Bucht des Adriatischen Meeres, wird im Süden von: Apennin umgrenzt, der, unmittelbar an die Westalpen anschließend und deren Fort- setzung bildend, steil zum Tyrrhenischen Meere abbricht. Die Riviera (S. —^3), das Meeresgestade schlechtweg, nennt man den von -k^och- gebirgen und lieblichen Thalbuchten gebildeten Küstensaum, in dessen Mittelpunkt Genua liegt. Line ununterbrochene Kette herrlicher Landschaftsbilder, wie sie kaum ein anderer Teil Europas aufweisen kann, entzückt hier das Auge des Wanderers. Auf der einen Seite dehnt sich unabsehbar das tiefblaue Mittelmeer hin, auf der anderen steigt unvermittelt das Gebirge aus den Fluten, in wunderbare Klippen und Riffe zerbrochen (S. ^3). Kein noch so schmales Vorland trennt es vom Meere, unmittelbar ragen die Säulen und Wände des Hochgebirges über dem klaren Spiegel des Meeres auf. Den Winter kennen diese Gestade kaum; mächtige Bergwälle schützen sie vor rauhen Winden, vom Meere her weht südliche Luft. Da bekommt denn das Pflanzenleben einen fast tropischen Charakter. Die Weinrebe wird seltener, dafür bedeckt der Boden sich mit Oliven- (S. \ <\2), Orangen- und Zitronenhainen; Rosen- und Tulpen- bäume blühen mitten im Winter im Freien, Geranien- und Erdbeerbäume wachsen fast wild, Theerofen und heliotrop verbreiten milden Duft, und hunderte von Arten blühender Gebüsche, der Blumen ungezählte Menge heben sich in leuchtenden Farben ab vom grünen Rasen oder kahlen Fels. Lorbeer und Myrte gelten fast schon als Unkraut. Selbst Süditalien und Sizilien

3. Bilder-Atlas zur Geographie von Europa - S. 41

1897 - Leipzig [u.a.] : Bibliogr. Inst.
Die j?yrenäenhalbinsel. Randgebirge geboten. Geschichtschreiber haben Spanien als das Kalifornien des Altertums gepriesen, und zweifellos gründete sich der Reichtum der Karthager nicht zum wenigsten auf die Ausbeutung der spanischen Gold- und Silberbergwerke. Auch heute noch findet man in der Sierra Morena Bergwerksanlagen von Weltruhm, so das <Zzuecksilberbergwerk von Almaden und die Rupferschmelzen von Tharsis undriotinto (5. J35) nordwestlich von Sevilla. von diesen Höhen geht es hinab in die andalusische Tiefebene, die schon alle Herr- lichkeit südlicher Himmelsstriche aufweist. Immergrüne Eichen, Lorbeer, Pistazien, Grangen, Feigen, Zitronen, Granaten und Oliven gedeihen hier in Fülle, und neben diesen subtropischen Gewächsen reifen auch tropische, Baumwolle und Zuckerrohr. Es erklärt sich dies daraus, daß Andalusien das wärmste Gebiet Europas ist, und daß dasselbe durch den Guadalquivir, der auch in der wolkenlosen Sommerzeit von den Schneefeldern der Sierra Nevada reichlich gespeist wird, die nötige Bewässerung empfängt. Um die Ufer dieses Flusses konzentrieren sich natur- gemäß die größten Ansiedelungen der Niederung, Hier liegt, für Seeschiffe noch erreichbar, Sevilla (S. J35), die Hauptstadt Andalusiens, merkwürdig durch seinen Verkehr und seine Runstdenkmäler aus dem arabischen und christlichen Mittelalter. von ersteren ist das größte der Alkazar, ein maurischer Rönigspalast, umschlossen von hohen Festungsmauern und aus- gestattet mit Prunkgemächern, Säulenhöfen, Gärten und Galerien wie die Alhambra. Unter den christlichen Kirchenbauten ist der bedeutendste der prachtvolle, ausgeführte Dom. 3n seiner Nähe liegt der „Goldturm", der vermutlich noch aus Römerzeiten stammt. Im Süden der fruchtstrotzenden andalusischen Ebene erhebt sich als natürliche Grenz- mauer Spaniens gegen das Mittelmeer die Sierra Nevada (S. \36)r das merkwürdige Gegenstück der Pyrenäen, zugleich das zweithöchste Gebirge Europas. Diese jugendliche Er- hebung, die Fortsetzung des Atlasgebirges, verknüpft Spanien mit Afrika, mit dem es ohnehin manche Züge seiner Natur teilt: die geringe Gliederung der Rüsten, das Vorwalten der plateauform und den ausgesprochen kontinentalen Charakter des Klimas. Vom Felsen von Gibraltar (S. ^36) erstreckt sich das andalusische Rüstengebirge bis Tartagena (S. \ö7) und Murcia und findet vermutlich seine Fortsetzung in den pithyusen und Balearen. An ihrem Südfuße, den das Mittelmeer bespült, erreicht die Sonnenwärme den höchsten Grad in Spanien, und hier reifen denn auch afrikanische Produkte: Baumwolle, Dattelpalme und Zuckerrohr. Am Nordabhange des Gebirges aber breitet sich die berühmte, überaus gesegnete und volk- reiche Vega (Fruchtfeld) von Granada (S. J37) aus, ein Gartenland von wunderbarer Fruchtbarkeit. Da führen die Wege durch Idälder von Grangen-, Feigen- und Mandelbäumen, die mit weitläufigen Weinbergen wechseln, Myrten - und Iasmingebüsche umsäumen Zucker- rohr- und Baumwollanxflanzungen, und aus einem Meer von Blüten und Früchten ragen die weißgetünchten Landhäuser auf, die von Dattelpalmen und Eukalypten beschattet werden. Daneben baut man in der Vega noch Mais und Reis, Bohnen und Erdnüsse, Futterkräuter, eine Menge Gemüse, Hanf und Flachs, alles in gleich lohnender Weise. Natürliche und künst- liche Bewässerung, Wärme und Dünger ermöglichen hier ein Säen und Ernten ohne Unter- brechung. Der größte Teil der künstlichen Bewässerungsanlagen Granadas stammt noch aus der Zeit der Mauren, deren letzte Feste, Granada, im Jahre \^2 fiel. Noch verkünden die Trümmer der herrlichen Alhambra die Größe der untergegangenen Rultur. Zum Rönigreiche Portugal gehören die im Westen der Halbinsel liegenden Azoren, eine Gruppe vulkanischer Inseln, voll von Rratern und Rraterkesseln, die vielfach Seen bergen (S. \38). Ihr Klima ist wunderbar mild und feucht, daher die Vegetation von staunenswerter Fruchtbarkeit. Neben der eigenartigen Pflanzenwelt hat Spanien und mit ihm die ganze Mittelmeer- region auch noch besondere, wenngleich nicht zahlreiche Vertreter der Tierwelt. An die Stelle des Pferdes tritt vorzugsweise der Maulesel als Reit- und Lasttier, und statt des Rindes wird namentlich in Italien der Büffel als Zugtier verwendet. An das Dasein des Maulbeerbaumes ist die Verbreitung der Seidenraupe gebunden. Sonst sind der Mittelmeerregion eigentümlich der Damhirsch (S. J38), der Mufflon in den Gebirgen Sardiniens (S. 1(39), die Genettkatze (5. \59), das Stachelschwein und, auf den Fels von Gibraltar beschränkt, der gemeine Affe (Inuus ecaudatus).

4. Bilder-Atlas zur Geographie von Europa - S. 44

1897 - Leipzig [u.a.] : Bibliogr. Inst.
^ Xi. Die Balkanhalbinsel. Daher sind die Städte an die Rüste zusammengedrängt. Am Fuße des Ätna (5. J5jq, der den Vesuv um das Dreifache überragt, liegt Tatania, an der Meerenge zwischen der Insel und der Halbinsel, Messina, und im Norden an einer herrlichen Bai die Hauptstadt des Landes, Palermo (5. \5ö), überragt von der plumpen Felsgestalt des Monte pellegrino (600 m). So vereinigen sich an den sizilischen Gestaden die Reize der Gebirgswelt mit der glanzvollen Schönheit des Meeres und mit der üppigen Pracht südlicher Vegetation, um Landschastsbilder hervorzuzaubern, die wohl nur von wenig Gegenden der Welt übertroffen werden. Xi. Vir Vmanhawinsel. «Line Küstenfahrt vom Golfe von Tuarnero, in dessen Hintergrund sich die ausblühende ungarische Hafenstadt Fiume erhebt, bis hinab zur Südspitze Griechenlands, wo die Adria in zahllosen, malerischen Buchten in den Körper der Balkan Halbinsel einschneidet, erschließt Landschaftsbilder, die an Großartigkeit mit denen Norwegens wetteifern (S. 76). Hier wie dort umschwärmen das Festland mannigfaltige Gruppen von Eilanden, die Trümmer unter- gesunkener Gebirge, und hinter ihnen begünstigen geschützte Landungsplätze die Entwicklung der Schiffahrt in hohem Maße. Aber während die Inseln und Schären Norwegens von den eiszeitlichen Gletschern blank gescheuert wurden, prangen jene der blauen Adria im wunder- samen Schmucke der südlichen Vegetation gleich der italienischen und französischen Niviera. Die drückende Hitze hindert bereits das Fortkommen fast aller mitteleuropäischen Nutz- und Ziergewächse, der edlen (Dbstarten, Kastanien, Nüsse ic., wogegen der Maulbeerbaun:, Lor- beer und Oleander, Mandeln und Granatäpfel, Feigen und Melonen, ja an den geschütztesten Stellen selbst Pinien und Palmen prächtig gedeihen. Zu diesem merkwürdigen, auch von den Touristen immer begieriger aufgesuchten Gestade bildet das angrenzende Bergland den denkbar schärfsten Gegensatz. Das Dinarische Falten- gebirge, das sich durch Dalmatien, Herzegowina, Montenegro (S. \52), Teile von Bosnien und Albanien hinzieht, ist eine Fortsetzung des Karst und hat alle kulturfeindlichen Eigenschaften dieses Kalkplateaus: Wasserarmut, Unfruchtbarkeit des Bodens, Flußschwinden, Höhlen, Mangel an Wald und geringe Zugänglichkeit. Kein Wunder also, daß das Gebirge auch eine poli- tische Scheidewand geworden und die Küstenvölker eine viel innigere Beziehung in Handel und Wandel zu Italien als zur Türkei haben. Nur die Narenta hat sich durch diese Kalk- wüsten Bahn gebrochen, und ihr malerisches Thal vermittelt die Verbindung mit dem Donau- gebiet und Bosnien. Vorzüglich diesem Umstände ist das Emporkommen Mostars (^2,000 Einwohner, S. J52), der Hauptstadt der Herzegowina, zuzuschreiben. Ist die Herzogowina wie das Innere Dalmatiens, Montenegros und Istriens ein armes Karstland, so müssen Bosnien und Serbien als reichbegabte Länder bezeichnet werden, deren Schätze freilich erst zu heben sind. Die Hälfte des Bodens deckt hier noch War», ein Dritteil ist fruchtbares Ackerland, dessen Untergrund teils Löß, teils Urgestein bildet. Nur \6 Prozent Bosniens gehören dem Karstboden an, d. h. sind unproduktiv oder Weidegrund. Wo die Save mit der Donau sich vereinigt und nach Süden das Thal der Morawa zum Herzen der Balkanhalbinsel führt, liegt auf beherrschender Höhe am Vereinigungspunkte von vier Wasser- und Landstraßen Belgrad (55,000 Einwohner, S. J55), einst ein Hauptstütz- punkt der türkischen Gewaltherrschaft in Europa, jetzt die Hauptstadt des jungen Königreichs Serbien. Jenseits des Morawathales steigen die Gebirgsfalten des Balkan, des Hämus der Alten, auf. Er bildet die Fortsetzung der Karpathen und hat mit diesen auch manche Eigen- tümlichkeit des Baues und der Erstreckung gemein. Sehr allmählich führt der Weg von Norden her durch Eichen- und Buchenwälder zu seinem flachkuppigen, wiesenbedeckten Kamm (S. J53) empor, dem hervortretende Höhen wie tiefe Scharten fehlen. Überaus steil bricht dagegen das Gebirge nach Süden zum tiefgelegenen Maritzathal ab, wo Mais, Wein und Nofenbäume üppig gedeihen. Der Kamm des Balkans bildet eben wie der der Alpen eine wichtige Grenze des Klimas und der Vegetation. Nur ein einziger Fluß durchbricht das Gebirge in seiner Breite,

5. Bilder-Atlas zur Geographie der außereuropäischen Erdteile - S. 64

1901 - Leipzig [u.a.] : Bibliogr. Inst.
6^ Amerika. Mais, in denen des Ostens, wo die Hauptstadt Lima liegt, Kaffee und Rakao, auf den Höhen Weizen, Gerste und Rartoffeln. Neben den reichen Erzlagern des Gebirges besitzt Peru noch einen wertvollen Belitz in den Guano-Inseln an der Rüste, aus denen ein ausgezeichnetes Düngungsmittel gewonnen wird. Auf der Hochfläche von Peru, und zwar an den Gestaden des Titicacasees (5. , blühte einst der merkwürdige Kulturstaat der Incas (so hießen die Herrscher), den die Spanier, angelockt durch den Goldreichtum des Landes, in so schnöder Weise zerstörten. Hier auf den wald- und wildarmen Hochflächen der Anden wurde der Ein- geborene zun: Ackerbauer, während er im tropischen Tieflande, wo die Natur alle Gaben überreich bot, erschlaffte und sein Leben in der Hängematte verträumte. Südlich von Bolivia zieht sich als schmales Küstenland Chile hin, der geordnetste der süd- amerikanischen Staaten. Der nördliche Teil zieht als eine breite, 3—^000 m hohe, wüsten- hafte Fläche mit Salzsümpfen und Vulkandomen von Bolivia herein und führt den Namen Atacama. Der mittlere, bereits dem gemäßigten Rlima angehörige Teil eignet sich besonders zum Weizenbau, während die Bergwerke Gold liefern. Hier ist die Besiedelung am dichtesten, hier liegt die Hauptstadt Santiago (S. 20\, 200,000 Einwohner) mit der Hafenstadt val- paraiso (S. 200). In beiden Städten wohnen viele Deutsche, deren Fleiß und Arbeitskraft nicht zum wenigsten den allgemeinen Wohlstand begründet haben. Im Westen der beiden Städte und nördlich von dem 3^00 m hohen Tumbre-Passe, der nach Argentinien führt, ragt der Aconcagua (S. 20j) empor, nach der jetzigen Kenntnis der höchste Gipfel der Anden, 69"0 m hoch. „Zur rechten Hand ragte er auf", sagt Paul Güßfeldt, der ihn bestiegen, „und wandte mir eine dachförmige Fläche zu, auf welcher wenig Schnee lag. Der Dachfirst war deutlich abgegrenzt, denn gerade in seine beiden Endpunkte fielen die beiden Gipfel, der links erscheinende höher als der rechts erscheinende, aber nur um 76 m. Eine großartige Firn- bekleidung schien die nordöstlichen Flanken zu bedecken, dort hatte man ähnliche Eindrücke wie am Montblanc oder am Illimani. Die Berge der näheren Umgebung treten so sehr gern gegen den Aconcagua zurück, daß sie seiner aufragenden Masse recht eigentlich als Folie dienten, und auf meilenweite Entfernung hin beherrschte sein hochgetürmter Bau das Gebirge in un- bestrittener Glorie." Südlich vom ^0.° löst sich die Rüste mehr und mehr in ein Inselland auf, ähnlich den Schären Norwegens, mit denen sie die gleiche Weise der Entstehung teilt; die Rüste ist ein Senkungsgebiet, in dessen Thäler das Meer eingedrungen ist. Diesem Umstände ist der Fsordcharakter der Magalhäesstraße zuzuschreiben, wie die Natur der Falkland- und Feuer- landsinseln. Die Vegetation der Anden ist in einer Höhe von etwa 3000 m bereits ärmlich und setzt sich aus Sträuchern und Rräutern alpiner Arten zusammen. Wälder steigen nur auf der regen- reicheren Ostseite zu größeren Höhen auf, dort finden sich dichte Bestände der immergrünen, lorbeerblätterigen Fieberrindenbäume, südlich der Wüste Atacama geschlossene Araukarien- bestände charakteristisch. An Nutzpflanzen sind die Andengebiete arm. Nur die Rüstenstriche, namentlich im Süden, eignen sich zum Ackerbau. Auf den Hochflächen liegt die Heimat der Rartoffel; die Inkas bauten hier außerdem Mais und Hirse. Für die Tierwelt des westlichen Gebirgslandes ist in erster Linie die Gattung der Lamas charakteristisch. Sie sind zugleich die wertvollsten Haus- und Iagdtiere. Das eigentliche Lama kommt nur noch gezähmt vor und wird wie das ihm verwandte Ramel namentlich als Lasttier verwendet. Das Alpaca dagegen wird hauptsächlich seiner Wolle und seines Fleisches wegen gehalten. Die leichtfüßigen Guanacos jund Vicunnas sind noch wild; sie leben auch in dem östlichen Tiefland, in den Steppen patagoniens. Über den Gipfeln der Anden aber schwebt der Rönig der gefiederten Welt, der Rondor, der größte Raubvogel der Erde. Die Rüste wird von unzähligen Seevögeln, namentlich Tauchern, Möwen und Seeschwalben bevölkert. Auf einzelnen Inseln hat sich unter dem trockenen Rlima der Mist dieser Vögel in solchen Massen abgelagert, daß er, vermischt mit den faulenden Resten ihrer Rörper, heute Bänke von ^0 m Mächtigkeit bildet, die nun als Guano zur Düngung unserer Felder verwertet werden. Die Hauptzugkraft für die europäische Ansiedelung übte der Reichtum der Anden an Mi- neralschätzen aus. Gold und Silber, aber auch Eisen, Rupfer, Blei und Zinkerze sind in er- giebigen Lagern gefunden worden. Die öde Atacamawüste ist bedeckt mit dem seines Stick-

6. Bilder-Atlas zur Geographie der außereuropäischen Erdteile - S. 13

1901 - Leipzig [u.a.] : Bibliogr. Inst.
I. Äfien. i. Aleinasien. wir verlassen Konstantinopel und damit den Boden Europas. Zwischen dem christlichen pera und dem moslemitischen Istambul, zwischen stolzen Palästen und marmorstrahlenden Moscheen, feenhaften Gärten und ragenden Minarets trägt uns der Dampfer vom Gol- denen ^)orn zum Bosporus, der sich wie ein breiter Fluß zwischen den beiden Kontinenten hinwindet und von niedrigen Hügelketten malerisch umrahmt wird. Typressen- und Pinien- Haine, Ortschaften, Paläste und Landhäuser beleben die Gestade. Bald blinkt das inselreiche Marmarameer, die Propontis der Alten. Dort auf den nördlichen ^öhen des Golses von 3s= mid, uingeben von düsteren Zypressen, liegt das Grab I^annibals, der an den Hof des Königs Prusias von Bithynien geflüchtet war, um den römischen Mörderhänden zu entgehen. An eben diesem Golfe vorbei führte die große Straße von Byzanz nach dem alten Nicäa, und Burgenreste aus der Zeit der Kreuzfahrer erzählen, daß einst der Franken Schwert hier geboten hat. Noch einmal nähern sich die beiden Erdteile in der Meerenge des^ellespont, dann trifft der suchende Blick auf die sagenverklärte Küste von Ilion, aus des Skamandros blühende Gefilde, wo Homers Pelden einst gekämpft, wo priams Feste in Schutt gesunken ist. In langer Reihe folgen nun an der Gstküste Kleinasiens farbenprächtige Golfe aufeinander, an Schönheit und Pflanzenfülle mit denen der Riviera und Süditaliens wetteifernd. In den breiten Niederungen der Flüsse schafft ein paradiesisches Klima alle Bedingungen zu reichstem Gedeihen. Da wandelt man zwischen dustenden Grangengärten, zwischen Feigen- und Oliven- Hainen; Weinberge, Kirschen- und Aprikosengärten umkränzen den Fuß der Höhen, blumige Wiesen begleiten den Lauf der Gewässer, in den Thälern werden Reis, Mais und Melonen, Lauch und Zwiebel, die Hauptgemüse im Grient, gebaut. Weiße Landhäuser blinken aus dem dichten Grün, die Trümmer alter Bauwerke, Säulenreste griechischer Tempel und Theater, Wasserleitungen wecken elegische Gedanken und erinnern daran, welch glanzvolle Kultur durch die fluchwürdigetürkenherrschast vernichtet worden ist. Wie Diamanten im grünen Kranze lagen dort einst die griechischen Pflanzstädte mit ihrem drängenden Handelsleben, ihren Werften, Arse- nalen, Faktoreien, Warenlagern, Markt- und Rasenplätzen: Tolophon, Ephesus mit demtempel der Artemis, der zu den Wunderwerken der Alten Welt zählte, Samos und Milet, beide einst blühende Handelsstädte, das dorische Halikarnassus, die Vaterstadt des Geschichtschreibers Herodot, und weiter im Innern pergamon in der Landschaft Mysien, Magnesia und das reiche Sardes in Lydien, alle, alle in Trümmern. Nur Smyrna (S. 73), dessen Schönheit schon der länderkundige Strabon, ein Kappadokier aus Amasia, pries, hat dank seiner unvergleichlich günstigen Lage in der Mitte der gliederreichen anatolischen Küste allein die Stürme des Mittel- alters und der Neuzeit überdauert und ist jetzt die größte Handelsstadt Kleinasiens und des asiatischen Orients überhaupt. Sie ist der wichtigste Platz sür die Einsuhr europäischer Waren sowohl als für die Ausfuhr der kleinasiatischen Produkte, besitzt aber auch eine sehr leistungs- fähige eigene Industrie, deren Erzeugnisse in den riesigen Bazaren der unteren Stadt, wo sich das Leben am kräftigsten entfaltet, ausgestellt werden. Der drohenden Versandung des Hafens

7. Bilder-Atlas zur Geographie der außereuropäischen Erdteile - S. 31

1901 - Leipzig [u.a.] : Bibliogr. Inst.
Vorderindien und Ceylon. Dekhan ist, beweist der Umstand, daß das Kamel im Innern als Reit- und Lasttier verwendet wird. Nur die Ostabhänge der Westghats und die Ostküste sind feuchter. Als merkwürdigste Charaktertiere Südindiens und Ceylons sind aber die Lemuren oder Halbaffen hervorzuheben, die sonst nur noch auf Madagaskar, in: äquatorialen Gstafrika und auf den malayischen In- seln zu finden sind. Selbst die Bevölkerung Dekhans, die Drawida, werden von vielen Völker- kundigen der malayischen Völkergruppe zugerechnet, wie die L)ovas auf Madagaskar. Die Singhalesen (S. ^07) auf Ceylon dagegen verraten arischen Linfluß. So erscheint denn vor- derindien seiner Natur und Entstehung nach als ein losgetrenntes Stück Afrika. Mehr noch als die tropischen Fruchtgefilde Hinterindiens und der malayischen Inselflur, in deren Besitz sich heute Engländer, Franzosen und Holländer teilen, war das Wunderland Indien der Magnet für die erobernden Völker des Nordens. Um das Jahr 2000 v. Chr. drangen die arischen Inder aus dem rauhen Pamirhochland ein und verdrängten die.dunkle drawidische Urbevölkerung nach dem Dekhan. Alexanders verheißungsvolles Ziel war Indien. Im Jahrhundert dann unterwarf der Mongolenfürst Timur oder Tamerlan, der gewal- tige Beherrscher fast ganz Asiens, Vorderindien, und sein siegreicher Nachkomme, Baber, grün- dete J505 das berühmteste Reich der Neuzeit Indiens, das Reich des Großmoguls, und schuf in Lahore, seiner prunkvollen Residenzstadt und dem Mittelpunkte des indischen Islam, jene Wunderwerke indischer Baukunst, Moscheen, Minarets, Paläste, Gärten und Wasserwerke, die heute noch die Welt staunend betrachtet. Nahezu gleichzeitig (^98) landete in Kalikut der kühne Portugiese Vasco da Gama, der die europäische Invasion in Indien eröffnete. Ungleich erfolgreicher, wenn auch weniger glanzvoll als die mohammedanische im Norden, verbreitete sie sich allmählich über die ganze Halbinsel und deren Nachbargebiete, um mit der Vereinigung sämtlicher britischen Besitzungen in Südasien unter dem Namen Kaiserreich Indien abzuschließen. Indiens Reichtum liegt wie der Chinas im Bodenbau. Unter dem warmen, feuchten Klima gedeiht auf der Halbinsel die Vegetation in einer selbst für die Tropen ungewöhnlichen Üppigkeit. Namentlich wird die Pflanzenwelt der Insel Ceylon von den Reisenden geradezu als eine paradiesische geschildert. Aber auch die Gangesebene zeigt eine wunderbare Pracht der Flora, Hier wächst die Baniane, die indische Feige mit stammartigen Luftwurzeln, und auf den Gewässern schwimmt die heilige Lotosblume. Der Grashalm erscheint in der Form des Bam- bus als hoher Baumstamm, und die Farnkräuter sind so dick wie Fichtenstämme. Von beson- derer Bedeutung ist der Reichtum Vorderindiens an nutzbaren pflanzen. Thee, Kaffee, Baum- wolle, Jute (dschüte), Opium, Indigo, Gewürze, Reis und Weizen liefert es in großen Mengen für den Weltmarkt. In den tropischen Urwäldern leben der Elefant, der gefürchtete Tiger und der Panther, zahlreiche Affen und Vögel. In der heißfeuchten Luft gedeihen viele Reptilien, große Krokodile und giftige Schlangen, die aber keineswegs hier häufiger sind als in anderen heißen Ländern. In den gesegneten Flußniederungen des Nordens begründeten die J^mdu eine eigene Kultur. Sie schufen die brahmanische Religion und bildeten das strenge Kastenwesen aus, nach welchem die einzelnen gesellschaftlichen Schichten des Volkes durch unüberwindliche Schranken voneinander geschieden werden. Ackerbau, Gewerbthätigkeit und Handel war die Haupt- beschäftigung der Hindu. Aber auch Kunst und Wissenschaft blühte bei ihnen. Sie bauten großartige unterirdische Tempel und statteten diese mit mächtigen Bildnissen ihrer Götter aus, sie ersannen herrliche Dichtungen, die Wedas (wedas), und erfanden die dekadischen Ziffern, die uns über den Orient als „arabische" überbracht wurden. Ihr Gewerbfleiß erstreckte sich hauptsächlich auf Metallarbeiten und Kunstweberei. Um so trostloser ist der religiöse Verfall des Volkes in der Gegenwart. „Wer dieses Volk nicht beobachtet hat", sagt Tanera, „ahnt nicht, wie weit Aberglaube und Götzendienst Menschen bringen kann. Hier aber sieht man, daß ein ursprünglich edles Volk wiederum auf einen halb tierischen Stand herabgebracht werden kann. Die Verehrung ,heiliger Kühe' hat Formen angenommen, die den Ekel und Abscheu auch des ungebildetsten Naturmenschen erregen müssen. Und die strenggläubigen Priester gehen darin voran." Äußerer Formendienst hat jede Spur höheren religiösen Denkens und Fühlens ertötet, alles vaterländische Empfinden erstickt und die Hindu zu einem seigen und servilen Volke ge- macht, das den Speichel der Unterdrücker leckt, sich aber nie gegen die europäische Fremdherr- Ichaft auflehnen wird. Die Hindu sind geborne Knechte, hinterlistig und falsch, aber nie offen

8. Bilder-Atlas zur Geographie der außereuropäischen Erdteile - S. 63

1901 - Leipzig [u.a.] : Bibliogr. Inst.
Die Andenländer. 63 West um so schärser ab. Derselbe ist hier ins Extrem ausgebildet. Die üppigste Urwaldvege- tation an: östlichen liegt der wüste am Westrand der Kordilleren 'gegenüber. Aber das Land westlich der Kordilleren ist im allgemeinen ein zu kleiner Teil von Amerika und sein Unterschied vom Inneren ein zu extremer, als daß es so belebend zu wirken vermöchte, wie ähnliche Kon- traste in der Alten Welt. Der Westen ist hier durch denselben nur ärmer, unzugänglicher und ungastlicher geworden, und der Gegensatz hat nicht in dem Maße seiner Schärfe bereichernd aus die Gesamtnatur Amerikas zurückgewirkt." Die Hauptzüge der südamerikanischen Anden haben wir bereits zu zeichnen versucht wir folgen nunmehr ihrem verlaufe von Norden nach Süden und im Zusammenhange damit dem vielgliederigen Staatengebilde dieses Systems, in dem so recht augenfällig der trennende Einfluß der Gebirge hervortritt. Gegen die Küste des Karibischen Meeres laufen die Anden in drei parallelketten aus, zwischen denen deratrato und Magdalenenström (S. \95) in tief eingesenkten, in tropischer Pflanzenfülle prangenden Thälern dahinziehen. Die mittlere dieser Ketten, zwischen dem Mag- dalenenstrom und dem See von Maracaibo, endigt mit der gewaltigen, 5\00 m hohen Sierra Nevada de Santa Marta, deren genauere Erforschung wir Professor w. Sievers verdanken. Die aus Urgestein bestehende Kette trägt Gletscher. Die großen und kleinen Hochebenen des Innern, deren wichtigste die von Bogota ist (2600 m)1, sind als Böden früherer Seen aufzu- fassen^And besitzen auch jetzt noch Wasseransammlungen. „Es macht einen eigentümlichen Ein- druck", erzählt Alfred Lettner in seinen ,Reisen in den kolumbianischen Anden', nach mehr- tägigem Ritte über gewaltige Ketten und Thäler mitten im Gebirge in so bedeutender Meeres- höhe plötzlich eine vollkommene Ebene zu finden; und der eigentümliche Eindruck wird noch durch den Wechsel der Vegetation vermehrt. Bananen und Zuckerrohr und die anderen eigentlich tropischen Gewächse sind verschwunden, statt ihrer sieht man Weizen- und Kartoffel- felder und große weideflächen mit Klee und niedrigem Grase. Außerhalb der Gärten sind weiden und der australische Gummibaum die einzigen Bäume. Auch die Randhöhen sind kahl oder nur mit niedrigem Grase bedeckt. Obgleich fast sämtliche Kulturgewächse der Welt in Columbia gebaut werden können, ist der landwirtschaftliche Betrieb meist noch sehr ursprüng- lich, und die schlechten Verbindungen erschweren den Absatz." Im ganzen ist Columbia noch ein armes Land, dessen Bevölkerung schlecht wohnt, sich schlecht kleidet und nährt, woran die steten inneren Unruhen nicht die geringste Schuld tragen. In Ecuador, dem Lande der höchsten Feuerberge der Erde, verschmälern sich die Anden zu zwei mächtigen Ketten, aus denen der Thimborazo (S. ^98, 6300 m), der berühmteste Berg Amerikas, der Antisana (S. J97, 5756 m), pichincha (S. \ty7, ^<887 m) und Totopaxi (5%5m) emporragen. Beinahe alle diese Gipfel sind durch die reine Ausbildung der vulka- nischen Kegelsorm wie durch die Ausbreitung ihres Schneemantels ebenso berühmt wie male- risch schön, die meisten derselben sind noch thätig. Zwischen den beiden Kordilleren erstreckt sich eine braunrote, 3000 m hoch gelegene Hochebene hin, kahl und öde. „Zwei Dritteile des Bodens", sagt Theodor !Volf, „liegen wüst und unbebaut, sei es, daß er sich bei seiner sandigen oder lehmigen Beschaffenheit überhaupt nicht zum Feldbau eignet, sei es, daß er nicht bewässert wird. Nie habe ich ein Feld Dünger gesehen. Der arme Indianer, der keine eigene Scholle hat, treibt seine Schafe auf die weiten Grasflächen der Hochebene, die freies Gemeindeeigen- tum sind." Quito (S. J97), das sich amphitheatralisch am pichhtcha aufbaut, hat 80,000 Einwohner, Mischlinge und Indianer, während also das Hochland zur Ausfuhr fast nichts beiträgt, ist das westliche Küstenland ungemein reich. Hier besorgt Guayaquil (S. J99) den ganzen Außenhandel Ecuadors. Noch fruchtbarer ist das Amazonastiefland, doch werden seine Schätze kaum ausgebeutet. Die peruanischen Kordilleren sind im Gegensatze zu denen von Ecuador vulkanlos, und die weiten Hochflächen zwischen den einzelnen Gebirgsketten gehören vollständig den Strom- gebieten der großen (Zzuellflüsse des Amazonas an. Durch die beiden Hochbahnen Lima-Groya (letzteres 37 \ 2 rn über dem Meere) und Arequipa-Puna (dieses %qß\ rn über dem Meere), wohl den kühnsten Werken des modernen Bahnbaues, steht das Hochland mit der Küste in Verkehr. In den tiefgelegenen Thälern des Westabhanges reifen Zuckerrohr, Baumwolle und

9. Bilder-Atlas zur Geographie der außereuropäischen Erdteile - S. 39

1901 - Leipzig [u.a.] : Bibliogr. Inst.
Die Nilländer. 39 z. mt Oilländer. 3rt die unermeßliche Öde und unwandelbare Unfruchtbarkeit der nord afrikanischen wüsten- tafel ist ein Gartenland von paradiesischer Fracht eingesenkt, ein Wunder der Natur, das Nilthal. L^art am Fuße der dünenbedeckten Sandstein- und Kalkfelsen, die das Flußthal mauer- artig umschließen, entfalten Mimosen und Sykomoren ihre mächtigen Baumkronen, malerische Palmenhaine wechseln mit duftenden Gärten, vielverzweigte Wassergänge durchschneiden die schwarze, fette Erde, Baumwolle, Zuckerrohr und Indigo gedeihen allenthalben in üppiger Weise. Aus grünem Laubwerk ragen die grauen Lehmhütten der fleißigen, aber armen Fella- chen, der ägyptischen Bauern, empor, und dort an der Deltaspitze des heiligen Stromes trifft der Blick auf ein Meer kastenförmig gebauter Däuser und auf marmorstrahlende Moscheen, deren schlanke Minarets mit dem Halbmond auf der Spitze in zahlloser Menge wie Kristall- nadeln in die Höhe schießen, Übergossen von dem blendenden Lichte, das die glühende Sonnen- kugel vom ewigblauen Gimmel niedersendet, das ist Kairo, „die Siegreiche", das Städtewunder des Nilthales. Die Zauber der Natur in dieser Vase und die Größe menschlichen Schaffens auf diesem geweihten Boden urältester Kultur werden nur verständlich durch die Natur des Nilstromes; denn der Nil gab den Ägyptern das Land, indem er in eine ursprüngliche Meeres- bucht sein fruchtreiches Delta baute; er gab ihnen eine Geschichte, indem er durch seine regel- mäßigen befruchtenden Überschwemmungen den Bodenbau anregte, die Grundlage aller höheren Kultur, ferner die Kalenderbestimmung und Sternkunde, die Feldmeßkunst, den Wasser- bau und die Baukunst überhaupt. Er gab ihnen endlich auch die Religion. Vom Nil und von der Sonne hängt alles Leben ab; sie werden symbolisch dargestellt im Gsiris, von dem alle Er- findungen, die Gesetze, die bürgerliche Ordnung, der Gottesdienst ausgehen. Isis, seine Ge- mahlin, ist die Erde, die nach dem Gsiris sich sehnt. Der versengende Glutwind der Wüste, das böse Element, der Feind des Gsiris, ist Typhon. So ist der Fluß der Bringer und Erhalter alles Lebens, ohne ihn herrscht die Wüste, der Tod. Daher spricht der Ägypter mit Recht vom „Vater Nil" und vom „heiligen Strom". Aus dem gewaltigen, von Bergen umrahmten Ukerewesee oderv i c t 0 ri a N y an z a, der von den tropischen Regengüssen und zahlreichen Flüssen gespeist wird, tritt der Nil, der längste aller Ströme der Alten Welt, hervor und ergießt sich alsbald in den Albertsee, den er nicht ferne von der Stelle seiner Einmündung am unteren Seeende wieder verläßt. Von Lado abwärts, wo er mit Schiffen befahrbar wird, tritt er in ein echt tropisches Sumpfland, das zur Zeit der Überschwemmung meilenweit mit Wasser bedeckt ist. Der Urwald, in dem hauptsächlich die stachligen Mimosen, der riesige Barbab oder Affenbrotbaum und die mannigfaltigsten Schling- gewächse auffallen, die Krokodile, Nilpferde und Nashörner, die Affen, die prächtige Paradies- ammer, der Marabu — alles bekundet die tropische Fülle. Die Gbernilstämme, zu denen die Schilluk, Djur, Denka, Bari, Schuli u. a. gehören, sind von dunkler Hautfarbe und den echten Negern sehr ähnlich. Sie tragen nur den Lenden- schürz, treiben ausgedehnten Ackerbau neben Viehzucht, Jagd und Fischerei und wohnen dicht bei einander, ohne indessen eine zusammenhängende politische Organisation zu besitzen. Ihre Kütten sind ausschließlich im Kegelstil erbaut. Namentlich am westlichen Ufer des Nils reiht sich Dorf an Dorf, was durch die große Fruchtbarkeit des Landes und seinen Reichtum an Tieren erklärlich ist. Westwärts davon, an der Wasserscheide zwischen Nil und Kongo, wohnen die Niam-Niam und Mangbuttu, hellfarbige und hellhaarige Völker, die bereits starke Mi- schung mit den hamitischen und semitischen Elementen des äußersten Nordens und Ostens zeigen; sie sind gleichfalls Ackerbauer. Alt Haustieren besitzen sie Hunde, Hühner und Schweine. Ihre Kunstfertigkeit in der Herstellung von Hausgeräten, Thongefäßen und Waffen ist groß, wiesie überhaupt geistig, sittlich und körperlich den echten Negerstämmen weit überlegen sind, auf diese mit Verachtung blicken und sie als Ziel ihrer Raubzüge betrachten. Dagegen ist bei ihnen die Menschenfresserei in ganz ungewöhnlichem Grade ausgebildet. Gefallene Feinde, hilflose Gefangene, Personen ohne Verwandtschaft und solche, die eines plötzlichen Todes sterben, fallen ihr zum Opfer. Wie anderwärts sind auch hier die Gründe für diese entsetzliche Gewohnheit

10. Bilder-Atlas zur Geographie der außereuropäischen Erdteile - S. 67

1901 - Leipzig [u.a.] : Bibliogr. Inst.
Die östlichen Länder von Südamerika. 67 streuten Viehherden, hier oder dort eine Baumgruppe am Horizonte, die eine Gauchowohnung oder eine Estanzia anzeigte." Dem gegenüber tragen andere Gebiete der Pampa jetzt einen geradezu europäischen Charakter und sind von europäischen Unkräutern, z. B. der Artischocken- distel, überwuchert. „Besitztümer an Besitztümer", so berichtet Niederlein (.Zeitschrist der Ge- sellschast für Erdkunde zu Berlin', J885), „meist in südeuropäischer Bauart errichtet, und Gärten an Gärten folgen aufeinander, dazu eingehegte Mais-, Luzern-, Weizen-, Lein- und Gemüse- felder, Pfirsich-, Eukalyptus-, Winden- und Pappelpflanzungen, Koniferen- und (Dmbube- stände, parkinsonia - Hecken, Pferde-, Rinder- und Schafherden. (Linen sehr erfreulichen Ein- druck machen neben den großen Viehherden die ausgedehnten grünen Maisstrecken, die großen abgeernteten Weizenfelder, die in Klären ausgebreiteten Leinschwaden, die zahl- reichen Strohseime und reichen Obstgärten der inmitten schattiger Bäume gelegenen freund- lichen Behausungen." Südbrasilien und Paraguay sind die Heimat zweier wichtigen amerikanischen Nutzpflan- zen, desparaguaythees(Mate), der bei allen Südamerikanern dieselberolle spielt, wie in China der Thee und in Europa der Kaffee, und der Z^ukka oder das Maniok, dessen Wurzelknollen viel Mehl enthalten, das, zu Kuchen bereitet, das Hauptnahrungsmittel der tropischen In- dianerstämme bildet. Die Produkte der Viehzucht, die besonders von Deutschen und Englän- dern entwickelt wurde, haben den Hauptanteil an der Ausfuhr der Pampasstaaten, doch hat in Argentinien auch die Getreideausfuhr seit einigen Iahren sehr bedeutende Beträge erreicht, in: Jahre J89o an 2<\ Millionen Pesetas. Buenos Aires mit 550,000 und Montevideo mit \ 75,000 Einwohnern, beide an der breiten Trichtermündung des La plata gelegen, sind die Haupthäsen dieses Gebietes.
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