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1. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 38

1880 - Dresden : Salomon
38 fressene Stelle reicht etwa 1 m weit an den Säulen herauf, und oberhalb sind dieselben wieder unverletzt. Es muß demnach das Meer einmal diese Säulen bespült und bis zur obern Grenze der durchbohrten Zone gestanden haben. Auf die Senkung der Küste folgte dann eine abermalige Hebung. Jetzt scheint sie wieder im Sinken begriffen zu sein. Im Jahre 1831 entstand südöstlich von Sicilien durch Hebung die Insel Julia oder Ferdiuandea. Am 18. Juli desselben Jahres gewahrte man eine 4 m über das Meer hervorstehende Insel, nachdem ein furchtbares Getöse vorangegangen und ein Wasserberg von 25 m Höhe aufgestiegen war. Das Meer war mit todten Fischen und schwimmenden Schlacken bedeckt. Den 28. December desselben Jahres war Die Insel wieder verschwunden, nur eine Wassersäule stieg noch eine Zeit lang an jener Stelle auf. Etwas Aehnliches geschah 1819 in Ostindien. Es erhob sich am Indus im Rann von Catch ein breiter Hügel, der Ullah- Bund oder Gottesdamm, und hemmte den Indus iu seinem Laufe, während sich südlich davon das Land senkte und die Festung und das Dorf Sindra unter Wasser gesetzt wurde. Im Busen von Santorin ist 1807 und 1808 die Insel Nea Kanieni entstanden, die bereits 1808 eine Höhe von 65 m und einen Umfang von 6 Meilen hatte. Das Meer war siedend heiß, und viele lobte Fische schwammen umher. Zu dem Gebiet der eigentlichen säculären Hebungen in Europa gehören: Morea, Candia, Sicilien und Sardinien. Die Küsten von Istrien und Dalmatien sind dagegen im Sinken be- griffen. Aus der Lage der aufgedeckten alten Straßenpflaster von Venedig erglebt sich, daß die Laguneninseln seit dem 16. Jahr- hundert um etwa 7 cm gesunken sind. Durch die Anschwemm- ungen des Po und der Elsch wächst aber die horizontale Aus- breitung der Küste, denn Ravenna, das zur Gotheuzeit Hafenplatz war, ist Binnenstadt geworden, ebenso Adria; ähnlich wie das Nildelta sich weiter nordwärts vorschiebt, obgleich auch hier eiu Sinken der Oberfläche deutlich sichtbar wird. Damiette, das jetzt eine Nilstadt ist, war 1243 noch Mittelmeerhafen: aber die Cleopatrabäder bei Alexandria stehen bereits unter Wasser und die ehemals dicht bewohnte Fläche des Menzaleh-Sees ist jetzt überschwemmt. Auf der ganzen Ostküste von Afrika, anch auf Madagaskar, Bourbon und Mauritius, finden sich Spuren einer Hebung. Das größte Senkungsfeld findet sich in der Südsee. Fort- während verschwinden niedrige Inseln, und die Polynesier müssen

2. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 41

1880 - Dresden : Salomon
41 standen oder durch vulkanische Kräfte gehoben. Küsteninseln nennt Peschel diejenigen, welche als Trümmer während der Heb- ung durch die verheerende Wirkung der Atmosphärilien und der Kälte an steilen Ufern sich abgelöst haben. Sie überschreiten auf beiden Halbkugeln nie eine Polhöhe von 40°. Die sprechend- sten Beispiele dafür finden sich in den Inseln an der pacisischen Küste von Nordamerika, an dem zerrütteten Westrande Patagoniens, an der sranzenartigen Südwestküste Grönlands und der West- küste Norwegens und Schottlands. England, das alle wilden europäischen Gewächse und Thiere, die seinem Klima zukommen, besitzt, ist durch eine lokale Senkung im Aermelkanal und in der Nordsee von Europa getrennt worden, und das Seitenstück zu den britischen Inseln bietet Neuguinea, das zu Australien gehört, denn die Torresstraße und die Harasurasee haben nur eine mitt- lere Tiefe von 58 w. Tiefer ist im Mittel auch das südchinesische Meer zwischen Borneo, Cambodscha, Malaka, Sumatra und Java nicht. Auf sehr seichten Meeren ruhen die Sundainseln; sie sind Reste eines zertrümmerten Festlandes. Die runden Inseln, die durch vulkanische Kräfte gehoben worden sind, wenn auch in historischer Zeit keine Eruption vor- gekommen ist, sind durchgängig hoch, wie Teneriffa und Hawai, und haben neben den gerundeten Umrissen eine mehr oder weniger vollkommene Kegelgestalt. Die runden niedrigen Inseln sind Korallenbauten. Die- selben sind auf die wärmeren Meere beschränkt, wenigstens gegen- wärtig, nämlich auf die Zone von 30° nördlicher bis 30° südlicher Breite. Die Riffkoralle baut nur in warmem Seewasser, welches eine mittlere Temperatur von 16° N. besitzt. Die Korallen, Asträen oder Sternkorallen, Mäaudrinen oder Hirnkorallen, Ma- dreporen, Milleporen und Caryophyllien, sterben, so wie ihre Stöcke den Wasserspiegel erreichen und beginnen auch ihren Bau aus sehr mäßigen Tiefen. Da nun in der Nähe der meisten Koralleninseln das Meer sehr tief ist, so muß, während der Korallenban aufstieg, der Baugrund sich gesenkt haben. Nach Darwin sind die Korallenbauten in User-, Wall-, Barriere- und Lagunenrisse ooer Atolle zu unterscheiden. Die Ufer- oder Fransenriffe liegen gewöhnlich hart an der Küste. Dergleichen sind im rothen Meere häufig. Die Wallriffe bilden Dämme um Inseln; so werden die Fidschi- und Gesellschastsinseln von solchen Korallenbauten umgürtet. Die Barriereriffe begleiten die Küsten von Continenten, vom Lande getrennt durch einen breiten oder schmalen Kanal, dessen ruhige Wasserfläche merkwürdig

3. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 42

1880 - Dresden : Salomon
4 contrastirt mit der tosenden Brandung am Außenrande des Niffes. An der Nordostküste Neuhollands, im Korallenmeer, liegt eine 260 Meilen lange Barriöre, die sich in langen Bänken hinter einander fortzieht, ungefähr parallel der Küste und 4 bis 15 Meilen von derselben entfernt. Die Atolle sind ziemlich kreisrunde Risse, die einen meist durch einen oder mehrere Kanäle, durch welche die Lagune mit dem Meere in Verbindung steht, unter- brochenen fortlaufenden schmalen Ring von Land bilden, der noch nicht 1 m über die Fluthhöhe empor ragt, aber auf der Windseite etwas höher ist als auf der Leeseite. Die Leeseite ist gewöhnlich ein dürrer Strand von Kalksand, dagegen die Wind- seite dicht bewalder. Berkalkende Seepslanzen nämlich, die eine Entblößung zur Ebbezeit vertragen, siedeln sich am Außenrande an. Wind und Wellen weifen abgerissene Trünimer von Korallen auf die Höhe des Riffes, und die Strömungen bringen Früchte und Samen. Nunmehr entfaltet sich eine Inselflora, und der Mensch nimmt das Eiland in Besitz. Die Atolle der Malediven bedecken eine 119 Meilen lange Fläche, und die der Karolinen und der niedrigen Inseln sind noch ausgedehnter. Zu den Korallenbänken gehören die Saya de Malcha- oder Panzerbank und die über 50 Meilen lange Nazarethbank im indischen Oceane. Zweites Kapitel. ^ie Gewässer. § i. Das Wasser. Das Wasser, eine Verbindung von Wasserstoff mit Sauer- stoff, entsteht durch Vereinigung von 2 Volumen des ersteren und 1 Volumen des letzteren. In 100 Theilen finden sich 11,11 Wasser-und 88,89 Sauerstoff. Ganz rem ist destillirtes und siltrirtes Wasser. Das erstere entsteht durch Verdichtung von Dämpfen, wie man es beim Kochen an der untern Deckelseite der Kochgesäße bemerken kann, das letztere dadurch, daß man Wasser durch Fließpapier sickern läßt. In der Natur sind dem Wasser immer fremde Bestandteile beigemischt, die seine Farbe, seinen Geruch und Geschmack bestimmen. Am reinsten ist das Regen-

4. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 57

1880 - Dresden : Salomon
57 theilung wieder herzustellen. Alles Salz des Meeres stammt von den aufgelösten Gesteinen. Die Ströme tragen täglich frisches Salz in das Meer, und jeden Tag verdunstet viel Wasser, wobei das Salz zurückbleibt, so daß das Meerwasser allmälig salziger werden muß. Im atlantischen Oceane beträgt die ganze Menge der verschiedenen Salze nur 3vs Theile in 100 Theilen Wasser. In geringeren Massen ist das Meerwasser farblos, in größern bläulich grün, doch herrscht bald das Blau, bald das Grün vor, namentlich das Blau, indem das Meerwasser das einfallende weiße Licht hinsichtlich seiner verschiedenartigen Strahlen in einem bestimmten Verhältnisse absorbirt, durchläßt und reflectirt, so daß dabei vorherrschend die blauen Strahlen zu Tage treten. Es wechselt aber die Farbe des Meeres durch zahlreiche Nuancen, je nach der Beleuchtung. So lange noch Spuren aufgeschwemmter Stoffe im Wasser sich besindeu, wird die tief blaue Farbe ab- geschwächt. Außerdem färben microscopische Pflanzen und Thiers das Meer. So wird das Purpurmeer von kleinen Krebsen und Krabben gefärbt; das rothe Meer von einer microfcopischen Alge, Trichodesmium erythraeum, das persische Meer von grünen Thierchen, das Meer an der peruanischen Küste von einem micro- scopischen Thierchen olivengrün und das an der Küste von Guinea milchweiß. An den westindischen Inseln ist das Meerwasser so durchsichtig, daß man anf dem mit Sand bedeckten Boden jeden Gegenstand erkennen kann; in der Südsee sieht man die snb- marinen Wälder und Blumen niit den Meerthieren. Zu den prachtvollsten Erscheinungen des Meeres gehört das Leuchten; das continuirliche geht von Leuchtflächen aus und das sporadische geht von Leuchtpunkten aus. Mau kann es in allen Breiten, ani schönsten in der Tropenzoue beobachten. Die Erscheinung wird von micrsscopischen Thierchen, Mollusken, Krustaceen und Infusorien, hervorgerufen, deren Leuchten durch Wärme und Reib- ung (Schiffsfurche) begünstigt zu werden scheint und die durch besondere Witterungsverhältnisse an die Oberfläche gelockt werden. Das intensivste, bläulich grüne Licht bringt eine Salpe hervor, Pyrosoma atlantica, ferner eine microscopische Rippenqualle, Noctiluca scintillaiis, Vi 2 bis V« Linie im Durchmesser, welche zu Milliarden die Meeressläche bevölkert und bei jeder Beunruhig- ung des Wassers leuchtet. Aus den Tiefenmessungen, welche mit dem Bathometer angestellt werden, hat sich ergeben, daß der Meeresboden wie das Land in bunter Mannigfaltigkeit Hoch- und Tiefebenen und Ge- birge besitzt, als deren Spitzen die Inseln zu betrachten sind.

5. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 58

1880 - Dresden : Salomon
58 Entfernt man sich vom festen Lande, so nimmt die Tiefe um so schneller zu, je steiler die Küsten sind; bei Flachküsten nimmt die Tiefe nur allmälig zu. Die größten Tiefen befinden sich im atlantischen Ocean, zwischen den Azoren und Bermudasinseln (11430 m). Am sorgfältigsten ist die 425 d. M. lange Strecke vom Cap Race in Newfoundland bis Irland behufs der Kabel- legung untersucht worden, welche eine ziemlich gleichförmige Fläche darstellt mit einer mittleren Tiefe von 3250 m. Es ist das so- genannte Telegraphenplateau. Alle 30 Seemeilen machte man eine Peilung oder Tiefenmessung, wobei das Sondirungs- Instrument oft 3-5ra tief in den weichen Boden einsank. Die tiefste Stelle fanv man ziemlich in der Mitte des Oceans zwischen Irland und Newfoundland, etwa 4000 m. Auch die Schnellig- keit der Fluthwellen gestattet einen Schluß auf die Tiefe des Meeres, denn die Bewegung dieser Wellen ist um so schneller, je tiefer an den betreffenden Stellen das Meer ist. Auf dem „blauen Wasser" weiter Meeresflächen legt die Fluthwelle in einer Stunde 7 Meilen zurück. Die mittlere Tiefe des allantischen Oceans hat man auf 4680 m und die des großen Oceans auf 4872 m berechnet. Die ebene Oberfläche des Meeres heißt Niveau oder Spiegel des Meeres. Gemäß den Gesetzen der Hydrostatik kann sie nicht verschiedene Höhe haben. Indessen giebt es doch einzelne Binnen- meere und Meerbusen, in denen das Wasser sich constant über oder unter dem allgemeinen Niveau hält. So soll nach den Messungen der Spiegel der Ostsee 2,60 m höher als der der Nordsee und dieser um 0,30 m tiefer als der des atlantischen Oceans liegen; das Mittelmeer soll ebenfalls um 0,75 m tiefer liegen als der atlantische Ocean, dagegen das schwarze um etwa 2 m und das adriatische um 1,80 m höher als das mittelländische. Freilich ist die Ermittelung dieses Niveaus eine sehr schwierige Sache, da das Meer durch Ebbe und Fluth, durch Sturm und Regen und viele andere Ursachen beständigen Schwankungen unterworfen ist. Deshalb sind auch die Resultate der bezüglichen Messungen einander sehr widersprechend. In Folge der Messungen und Beobachtungen beim Suezkanal neigt man sich jetzt niehr der Ansicht hin, daß das Niveau aller Meere im Wesentlichen gleich ist. Der Golf von Suez sollte nach französischen In- genieuren 9,75 m höher als das Mittelmeer liegen, was sich nicht bestätigt hat. Das Meer ist von großer Bedeutung. Es weckt und erhält das Leben auf der Erde, die es Schicht für Schicht gebildet hat,

6. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 61

1880 - Dresden : Salomon
61 zweimal; jeden folgenden Tag treten Ebbe und Flnth 49 M. 30 S. später ein, und erst nach 29 Tagen 12 St. und 44 M. kehren sie auf die Zeit ihres ersten Anfanges zurück. Die Fluthhöhe ist am größten Iv2 Tag nach dem Neu- und Vollmond, am kleinsten zur Zeit der Quadraturen des Mondes: Spring- und Nipmuth. Zur Zeit der Tag- und Nachtgleichen ist die Springfluth viel stärker als sonst und zur Zeit der Sonnenwende viel schwächer als sonst. Die Zeit, in welcher die Flnth ihre größte Höhe erreicht, ist für jeden Ort verschieden, tritt aber stets nach der Eulmination des Mondes ein. Diese Zeit ist die Hafen- zeit des Ortes. Die Curven, welche die Orte mit einander ver- binden, die gleichzeitig Fluth haben, heißen Jforachien, auch Whewells Jforachien. Wie ist nun Ebbe und Fluth zu erklären? Die Anziehungskrast des Mondes und der Sonne bewirken dieselbe: lnnare und solare Fluth. Es sei M der Mond und a b c d die Erde, welche wir nns einmal ganz mit Wasser bedeckt denken wollen. Der Punkt a wird stärker vom Monde angezogen, als c, es wird also das Wasser hier steigen. In b aber wirkt die Anziehungskraft des Mondes ge- ringer als in c, der Mittelpunkt der Erde gravitirt stärker gegen den Mond als b, folglich entfernt sich das Was- ser hier vom Erdmittelpunkte, es steigt ebenfalls, da die Anziehung der Erde auf diesen Punkt nur mit einer um die Anziehung des Mondes vermin- derten Kraft zur Wirkung kommt. In a entsteht eine Zenith-, in b eine Nadirfluth. Gleichzeitig muß aber in ä das Wasser nach d' und in c nach c' zurückgehen, es muß dort Ebbe sein. Wegen der Rotation der Erde von W. nach O. werden aber ä und c nahe in dieselbe Stellung zum Monde kommen wie a und b, und nun tritt für diese Ebbe und für jene Fluth ein. Auf ähnliche Weise wirkt die Sonne, nur etwas schwacher und weniger ungleich auf diametral gegenüber liegende Punkte der Erde. Je nach ihrer Stellung wirken Sonne und Mono zusammen oder wider einander. Bei Neumond, wo Sonne

7. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 66

1880 - Dresden : Salomon
66 Durch das Zusammentreffen starker, aber entgegengesetzter Strömungen und durch die Ablenkung der Ströme an Felsriffen entstehen Widerströme und Meeresstrudel: Mael- oder Moskos- ström, Scylla, Charybdis. § 8. Die Oceane. Die fünf Weltmeere sind ihrer Bedeutung und ihrem Cha- rakter nach sehr verschieden. Wir finden bei ihnen in dieser Be- ziehuug ein ähnliches Verhältnis^ wie bei den Continenten: Lage, Gliederung und Ausbreitung bestimmen den Charakter. Der Kulturocean ist der atlantische Ocean, der für die neue Zeit das ist, was das Mittelmeer für das Alterthum und das Mittelalter war. Er erstreckt sich im O. der neuen und im W. der alten Welt von einem Polarkreise bis zum andern, im N. mit dem nördlichen, im S. mit dem südlichen Eismeere sich verbindend. Seine Breite ist fast überall gleich; seine östlichen und westlichen Küsten zeigen einen auffallenden Parallelismus, indem, wie bei den Ufern eines Flusses, bedeutenden Vorsprüngen des Landes auf der einen Seite fast ebenso große Meerbusen auf der andern entsprechen. Labrador entspricht der Nordsee, Nordwestafrika dem Antillenmeer und Golf von Mexico, Brasilien dem Golf von Guinea. Er erscheint in zwei gleich große Hälften getheilt, von denen die nördliche sich vom Aeqnator an zwischen Amerika einer- seits und Afrika und Europa anderseits hinauf bis zum arktischen Meer erstreckt und namentlich atlantisches Meer heißt, während das Südbecken, das südlich vom Aequator zwischen Amerika und Europa bis an die Grenze des antarktischen Meeres sich ausweitet, äthiopisches Meer genannt wird. Der vielgegliederte Ocean, der im Allgemeinen, namentlich in der südlichen Hälfte, inselarm ist, greift in Form von Binnenmeeren und offenen Meerbuseu (welchen?) tief in das Herz der alten und neuen Welt ein, deren Cultnr- feiten er bespült. Wie Europa und Nordamerika die Pädogogen unter den Erdtheilen sind, ihre Bewohner vielseitig anregen und entwickeln, so ist der atlantische Ocean der Pädogog unter den Weltmeeren. Welch einen mächtigen Einfluß derselbe auf die Ausprägung des Charakters einzelner Klaffen wie ganzer Völker ausgeübt hat und noch ausübt, zeigt die Geschichte der Normannen, Portugiesen, Spanier, Holländer, Engländer und Nordamerikaner. Nicht beschränkte Particularisten, sondern weitschauende Kosmopoliten

8. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 35

1880 - Dresden : Salomon
35 eng begrenzten Räume, dem Focus, aus, innerhalb dessen sie am heftigsten ist, und verbreitet sich strahlenförmig nach allen Rich- tungen, so daß die Wellen ähnlich fortschreiten wie die Wellen eines Wasserspiegels, in den ein Stein geworfen wird. Den Be- reich, innerhalb dessen die Erschütterungen bemerklich sind und an dessen Umfang sie enden, nennt man Erschütterungskreis. Derselbe hat oft einen ungeheuren Umfang. Das Erdbeben von Lissabon, den 1. November 1755, erstreckte sich auf einen Erdraum von 700000 Quadratmeilen. Lineare Erdbeben sind in Süd- amerika auf einer Strecke von 300 Meilen und von Syrien aus bis nach Spanien und bis nach Iiidien zwischen dem 38. und 40. Breitengrade wahrnehmbar gewesen. Die Dauer der Erdbeben beschränkt sich aus Secunden, höchstens Minuten. Das Erdbeben von Venezuela im Jahre 1812 begann mit einem 6 Secunden anhaltenden Stoße, welcher die Glocken in Caracas bewegte, woraus ein Stoß von 12 Secunden Dauer und ein 3—4 Secunden andauernder senkrechter Stoß folgte, der in Verbindung mit einer nachfolgenden nndulatorifcheu Bewegung die Stadt Caracas in einen Trümmerhaufen verwan- delte. Das Erdbeben von Jamaika 1862 dauerte 3 und das von Lissabon 5 Minuten, aber schon der erste gewaltige Stoß von 8 Secunden Dauer zertrümmerte die meisten und größten Ge- bände. Die angeblichen Vorzeichen von Erdbeben, namentlich Witterungserscheinungen, sind nur problematisch. Daß höhlen- bewohnende und andere Thiere vor einem Erdbeben unruhig wer- den und ihre Schlupfwinkel verlassen, kommt vielleicht daher, daß unathembare Gase aus der Erde dringen. In Südamerika und auf den Molukken fallen die meisten Erdbeben in die Regenzeit, in Europa in den Winter. Nach Volger kamen von 1230 Erdbeben in der Alpengegend 150 auf den Januar, 143 aus den Februar, 138 auf den März, 119 auf den April, 58 auf deu Mai, 54 auf den Juni, 40 auf den Juli, 47 auf den August, 117 auf deu September, Iii auf den October, 85 auf den November und 186 auf den Deccmber. Auch der Mond mag einen gewissen Einfluß auf die Erdbeben haben, da in den Syzygien mehr Erdbeben vorkommen als zur Zeit der Quadraturen. Perrey meint, daß er in dem flüssigen Erdinnern eine Art Ebbe (Quadraturen) und Fluth (Syzygien) erzeuge, so daß die Erde am häufigsten erbebt, wenn auch der Ocean seine stärksten Schwankungen hat. Die Erdbeben rufen große Veränderungen auf der Erdober- fläche hervor: Thäler entstehen oder werden verschüttet, Berge 3*

9. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 36

1880 - Dresden : Salomon
36 stürzen ein, Quellen und Flußrinnen werden verlegt, Teiche und Seen kommen zum Vorschein, in den Ebenen treten umgekehrt kegelförmige Höhlungen, sogenannte Rundlöcher, auf, die einander sehr ähnlich sind. Solche Höhlungen fand man 1783 in Cala- brien häufig und zwar mit Wasser oder Sand gefüllt. Die wich- tigsten Wirkungen der Erdbeben und der vulkanischen Thätigkeit sind jedenfalls die Hebungen und Senkungen, in denen die letzte Ursache der Veränderung des Reliefs der Erdoberfläche zu suchen ist. § 8. Hebung und Senkung. Die feste Erdrinde, die wir als Urbild alles Festen und Unbeweglichen betrachten, schwankt fortwährend, ohne daß wir es merken. Von den atmosphärischen Kräften gefnrcht, von oben durch die Anziehung der Gestirne gestört, von unten her durch Quellwasser, Dämpfe, Gase, Lava bedrängt, hebt und senkt sich der Boden, wie ein Floß auf den Wellen. Dieses Heben und Senken, das an das Athmen erinnert, geschieht in so langsamer Weise, daß zur Feststellung dieser Erscheinungen viel Zeit (ein Säculum) und Beobachtung erforderlich ist. Man spricht deshalb von säculären Hebungen und Senkungen. Unter Hebung versteht man das Aussteigen von Theilen des Bodens über das Niveau, auf dem sie sich früher gebildet haben, und zwar durch vulkanische Gewalten, nicht durch Anschwemmung. In losen und festen Gesteinen sind weitab von den gegenwärtigen Küsten und hoch über dem Meeresspiegel eingeschlossene Reste von Meeres- thieren zu finden. Auf Sicilien findet man bis zu 650 m über dem Meere Ablagerungen niit den Conchylien des benach- karten Meeres; die höchsten Gipfel der deutschen Kalkalpen um- schließen Korallenriffe; auf dem Rücken der Anden kommen Kreideversteinerungen vor, und im Himalaya hat man in bedeu- teuder Höhe die von den Indiern verehrten Ammouiten (Annnons- hörner, versteinerte Schnecken) gesunden. Man erklärte sich früher diese Erscheinung durch ein Zurückweichen des Oceans, sei es durch den Rückzug der Gewässer in Höhlen des Erdinnern oder durch Senkung des Meeresgrundes. Erst L. von Buch erklärte sie durch Hebung. Wenn aber Land aufsteigt, so wird jedenfalls das Weltmeer eingeengt und es muß entweder an Masse abnehmen oder andere Küsten überschwemmen, wenn nicht eine andere Er- scheinung die Wirkung der säculären Hebung aufhebt. Diese Er- scheinung ist ebenfalls constatirt, es ist die säculäre Senkung, durch

10. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 37

1880 - Dresden : Salomon
37 welche große Strecken, Wälder, Torfmoore und Ortschaften unter Wasser gesetzt werden oder unter den Meeresspiegel sinken. Hebungs- und Senkungsfelder kommen neben einander vor, wie Darwin's Forschungen an der Natur der Inseln im stillen und indischen Ocean, sowie die Verbreitung der dortigen Korallenriffe und Korallenfelder erweisen. In allen Erdtheilen hat man solche jetzt noch stattfindende Hebungen und Senkungen constatirt. Europa erscheint besonders unruhig. Die Ostküste Schwedens hebt sich. Als L. von Buch 1807 von Magerö und Lappland aus diese Küste bereiste, erfuhr er von den Leuten, daß die See beständig von den Ufern zurück- weiche. Die Fischerorte der nordbottnischen Küste mußten mehrfach wegen Zurücktreten des Strandes verlegt werden; man findet früher für größere Fahrzeuge zugängliche Buchten in Wiesen umgewandelt, erntet aus Aeckern, wo die Vorfahren noch ihre Neye auswarfen, und hat Anker und Fahrzeuge in Mooren des Binnenlandes ausgegraben. Schon Celsius und Linn6 ließen bei Gesfle und Calmar Zeichen in Stein hauen, um das Zurück- weichen der See constatiren und messen zu können. Die Größe der Hebung wächst gegen Norden, wo sie in 100 Iahren bis V2 m beträgt, nimmt gegen Süden ab, und das südliche Schweden sinkt, wie die deutsche Küste an der Ost- und Nordsee. Die Insel Rügen war ehemals fest, und erst 1510 bildete sich bei Pillau die Oessnung des frischen Haffs. Infolge einer Senkung haben die deutschen Flüsse alle eine Achtelswendung nach Norden gemacht, denn früher floß wahrscheinlich die Oder durch die Havelseen und das Elbebett in die Nordsee, die Elbe im heutigen Aller- und Weserbette und die Weser durch den Iahdebusen ins Meer. Das norddeutsche Senkungsgebiet setzt sich fort über Holland und Belgien nach Frankreich. Diesem nordeuropäischeu Senkungsfelde entspricht ein großes Hebungsgebiet, wozu außer Westfcandinavien Schottland und die Westküste von England gehört. In der Nähe des Snowdon haben sich die ehemaligen Uferlinien und Stufen- absätze auf Höhen von 365 bis 548 m erhalten. Ein Beispiel von plötzlicher Hebnng und Senkung giebt der Serapistempel an der Küste von Puzzuolo. Der mit Quadern belegte Fußboden dieses alten Tempels wird gegenwärtig mit Wasser bedeckt. In den drei erhaltenen Säulen gewahrt man in etwa 5 m Höhe zahlreiche Bohrlöcher, welche in derselben Weise hinein gebohrt sind, wie die Pholoden oder Bohrmnscheln gern die Uferfelsen vom Spiegel des Meeres bis auf 1 m ab- wärts anbohren, um in den Löchern zu wohnen. Diese durch-
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