Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 45

1880 - Dresden : Salomon
45 Die verborgenen Zuflüsse einer Qnelle bilden zusammen ihr Wurzelsystem. Eine fließende Quelle entsteht, wenn die Unterlage, auf der sich das Wasser ansammelt, zu Tage tritt, so daß das Wasser läugs des Ausgehenden derselben, am Abhange oder Fuße der An- höhe, hervorbrechen kann und ganz der Neigung der Unterlage folgt. Tritt dagegen die Unterlage nicht selbst zu Tage, so sammelt sich das Wasser in den Zwischenräumen des Wasser durchlassenden Gesteins und steigt darin so hoch, bis es einen Ausfluß findet, und es entsteht eine steigende Quelle. Die steigenden Quellen folgen der Richtung des geringsten Widerstandes, deshalb finden sie sich vielfach in der Tiefe des Thales, in Flußbetten und Seen, wo noch lange offene Stellen bleiben, wenn Fluß und See bereits mit Eis bedeckt sind. Manche Quellen entstehen auf fecundäre Weise, nicht unmittelbar aus wässerigen Niederschlägen. So sind die Gletscherquellen die unterirdischen Abläufe des Schmelz- Wassers der Gletscher, die auf klüftigem Gestein lagern; so werden Quellen aus hochgelegenen Seen, die keinen sichtbaren Abfluß haben, unterirdisch gespeist, wie die zahlreichen Quellen, die unter dem auf der Gemmi gelegenen Daubensee an der Spitalmatte in Wallis hervorbrechen; so entstehen, wie bei Paderborn und Lipp- springe und im Karst, Quellen durch das Versinken von Bächen und Flüssen in klüftigen und höhlenreichen Kalk- und Dolomit- gestalten; so werden Quellen gebildet von Grundwassern, we!che sich von den durch Kies und Sand laufenden Flüssen so weit seitlich verbreiten, als jene Wasser durchlassenden Ablagerungen reichen. Verschafft man Wassern, die zwischen zwei nndnrchdring- lichen Thon- oder Gesteinschichten eingeschlossen sind und entweder keinen oder nur einen sehr entfernten Ausgangspunkt haben und dadurch in starker Spannung erhalten werden, einen künstlichen Abfluß mittelst eines Erdbohrers, so entsteht ein artesischer Brunnen, so benannt nach der Grafschaft Artois, wo diese Brunnen zuerst aufkamen. Diejenigen Quellen, welche im Allgemeinen dauernd fließen, wenn auch hinsichtlich der ausströmenden Wasser- menge wechselnd, und mir in ganz trockenen Jahren ansnahms- weise ausbleiben, heißen permanente Quellen; diejenigen aber, welche nur mit Unterbrechungen fließen, periodische. Die kleinen März- oder Maibrunnen, auch Hungerqnellen genannt, welche hier und da nach dem Schmelzen des Schnees oder nach anhaltendem Regen hervorbrechen, um bald wieder zu versiegen, sind periodische Quellen. Zu den periodischen Quellen gehören auch die intermit- tirenden Quellen, welche in kürzeren Perioden, von wenigen

2. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 47

1880 - Dresden : Salomon
47 Häutchen in Folge der leichten Oxidirbarkeit der Oxydnlverbin- düngen des Eisens durch den Sauerstoff der Luft. Die Schwefel- Wässer haben einen Geruch nach faulen Eiern und einen süß- lichen Geschmack, was von ihrem Gehalt an Schwefelwasserstoffgas herrührt, das in vielen Fällen von einer Zersetzung des Gypses oder anderer schwefelsaurer Gase durch organische Substanzen ent- steht: Aachen, Burtscheid, Warmbrunn, Baden bei Wien, Baden in der Schweiz, Weilbach. Andere Mineralquellen enthalten Salpeter, freie Schwefelsäure oder Salzsäure und Boraxsäure. Jnkrustirende Mineralquellen, die doppelt kohlensauren Kalk in großer Menge gelöst enthalten, setzen denselben als nn- löslichen neutralen kohlensauren Kalk ab und überziehen Gegen- stände, welche sie bei ihrem Fließen berühren, mit einer Kruste: Karlsbader Sprudel, Abano bei Padua. Der so erzeugte Stein heißt Tnss oder, falls die Masse im Bruche ein kristallinisches Gefüge hat, Sinter. Die Quellen in Island setzen in ähnlicher Weise Kieselerde ab; die Eisenwasser dagegen Eisenocker: Schandau. Die Naphthaquellen bringen Erdöl herauf, das auf dem Wasser schwimmt; ist dasselbe zähflüssig, so kommt es dem Asphalt oder Erdpech nahe. Die Insel Tscheleken im Kaspisee hat gegen 1500 Naphthaquellen, welche jährlich 6 Mill. Kilogramm geben: Baku, Irawaddithal, Karpathen, Pennsylvanien. Die Quellen sind von großer Bedeutung. Sie sind die natürlichen Ausgänge für das unterirdische Wasser, sie verleihen der Landschaft Reize, sie stimmen poetisch (die Hippocrene!), sie spenden Trinkwasser, befruchten den Boden und fördern mannig- faltig die Cultur. Dürfen wir uns wundern, daß die Alten die Quellen beseelten und in aumuthige Nymphen verwandelten? § 3. Bäche, Flüsse, Ströme. Nach den Gesetzen der Schwere fließt das Quellwasser immer nach den tiefer liegenden Stellen der Erdoberfläche und vereinigt sich zu Bächen, Flüssen und Strömen. Diese drei Gewässer haben mit einander das gemein, daß sie in einer Vertiefung, der Rinne oder dem Bette, von Seitenerhöhungen begrenzt, fließen. Bach nennt man jedes natürlich fließende Gewässer, das überall zu durchwaten und größer als ein Fließ oder Riesel und kleiner als ein Fluß ist. Faulbäche haben wenig Gefälle, trübes Waffer und schlammigen Grund und finden sich in Niederungen, Moor- und Bruchgegenden; Regenbäche, dnrch Regen erzeugt,

3. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 49

1880 - Dresden : Salomon
49 Meeresküste sehr nahe liegen, entspringen und sich nack kurzem Laufe, ohne zur Entwicklung eines Stromsystems zu gelangen, in's Meer ergießen, nennt Ritter unentwickelte Flüsse; die Steppen- slüsse dagegen, welche während ihres Laufes durch weite Länder- strecken wohl ein Flußnetz bilden, aber nicht in's Meer, sondern in abgesonderte Wasserbecken münden, worin das zugeführte Wasser entweder verdunstet oder in den Boden sinkt, nennt er continen- tale Flüsse. Bei den entwickelten oceanischen Strömen, die in den Ocean münden, lassen sich nach der Beschaffenheit ihres Fluß- bettes drei Hauptstufen ihres Laufes unterscheiden, die allmälig in einander übergehen. In der Nähe des Quellenbezirks findet sich der Oberlauf mit stark gegen den Horizont geneigtem Bette, weshalb das Gefälle bedeutend ist. Die Uferränder sind meist hoch und steil, das Flußbett ist schmal und oft sehr ties, das Flußthal spaltartig, geradlinig oder zickzackförmig mit ein- und ausspringenden, correspondirenden Ecken. Da, wo der Strom aus dem Gebirgsland heraustritt, wo das Flußbett nickt mehr von der Struktur des Gebirges abhängig ist, beginnt sein Mittel- laus. Nunmehr wird sein Lauf regelmäßiger und seine Geschwindig- keit gleichförmiger. Im Allgemeinen hält er eine und dieselbe Furche inne, welche zugleich die tiefste Linie des ganzen von seinem Systeme eingenommenen Beckens bezeichnet. Thal und Betr fallen nicht mehr, wie im Oberlaufe, zusammen, die Ge- birgsränder treten mehr und mehr zurück, und in der dadurch offen gelassenen Thalsohle hat sich der Fluß selbst sein Bett ge- graben. Dabei wählt der Fluß nicht immer den kürzesten Weg zur Niederung, sondern in dem nachgebenden, von ihm selbst und seinen Nebenflüssen angeschwemmten Boden, je nach dem größern oder geringem Widerstand, den er fand, macht er größere oder kleinere Windungen, die man mäandrische Krümmungen nennt, nach dem Mäander in Kleinasien, den solcke Windungen charakteri- siren. Große Krümmungen schneidet der Fluß später manchmal selbst ab, indem er sich im angeschwollenen Zustande durch eine zwei nahe gelegene Stellen seines Laufes trennende Landenge Bahn bricht. Hierdurch entstehen Sandbänke, Inseln, Werder und Auen, welche im Mittellause nicht selten sind: Rhein von Basel bis Bingen. Einschnürungen des Flusses kommen auch im Mittellaufs vor, wenn derselbe dnrch Stufenland führt und die Gebirge ihn einengen, so daß er plötzlich beträchtlich schmäler wird. Eine solche Erscheinung fiuden wir bei dein Rheine von Bingen bis Bonn, die sich daraus erklärt, daß zwischen Basel

4. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 50

1880 - Dresden : Salomon
50 und Mainz, wie aus der Bodenbildung ersichtlich ist, einst ein großer See sich ausdehnte. Nach harter Arbeit durchbrach das Wasser bei Bingen den Gebirgsdamm, und so entwickelte sich der Rhein weiter. Der Rhein durchbricht wie das niederrheinische Schiefergebirge, so auch den Iura, er ist ein Durchbrecher, ein heroischer Strom, wie Ritter sagt, nicht ein Begleiter oder Umwandler der Gebirge, wie die Donau, die ein feiger Strom ist. Der Unterlauf beginnt da, wo die Stromlinie sich mehr der Horizontalen nähert und darum die Stoßkraft und Geschwindig- keit der gleichen Wassermassen geringer wird. Schlamm und Sand, welchen der Strom mit sich führte, fallen in immer größeren Mengen zu Boden und nöthigen ihn, sich neue Wege zu suchen. Dadurch wird eine Theilnng der Strommassen in verschiedene Arme veranlaßt. Der Unterlauf zeigt kaum noch ein von Uferrändern eingefaßtes Becken, folgt auch nicht der tiefsten Furche der seinen Überschwemmungen stets noch preis- gegebenen Ebene, sondern verästelt sich und gabelt sich mannigfach, ehe er sich in's Meer ergießt. Unter Gabelung oder Bisnrcation versteht man natürliche Verbindungen zweier Flüsse oder Ströme; der Cassiquiare ist ein 60 Meilen langer Arm des Orinoco, der in den Rio Negro geht. Wo ein Fluß über eine senkrecht abfallende Stufe seines Bettes hinabstürzt, bildet er einen Wasserfall; die Wasserfälle heißen Kaseaden, wenn sie in Absätzen herabfallen, Kataraete, wenn sie niedrig sind und mehrfach sich nach einander wieder- holen: Nilkataracte. Einen gleichsam in die ^änge gezogenen Wasserfall nennt man Stromschnelle; dieselbe entsteht bei regelmäßigerem Flußbette durch Abreißen und Abwaschen der scharfkantigen Felsstusen. Je nach der Neigung des Flusses ist die Geschwindigkeit desselben verschieden. Das Gefälle ist die größere oder kleinere Fallhöhe auf einer bestimmten Strecke. Die größte Geschwindig- keit hat der Flnß im Oberlause, weil da das Gefälle am größten ist, sonst steht die Geschwindigkeit im umgekehrten Verhältnisse mit dem Inhalte des Stromprofils, d. h. je geringer das Profil ist, wie an Stromverengernugen, desto größer ist die Geschwindig- keit, und je mehr der Fluß sich seenartig ausbreitet oder je größer das Prosil ist, desto kleiner ist die Geschwindigkeit. Die Stelle, wo d'e Geschwindigkeit am größten ist, nennt man Stromstrich, der sich bei gekrümmten Ufern immer den hohen am nächsten findet. Unter der mittleren Geschwindigkeit eines Stroni- Profils versteht man diejenige, welche alle durch das Profil

5. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 53

1880 - Dresden : Salomon
53 so nennt man das Mündungsland Delta. Man unterscheidet wohl positive und negative Delta Bei dem positiven Delta erhebt sich die Ablagerung der Erde über das Wasser, bei den negativen ist dies nicht der Fall; das negative Delta hieße richtiger hohles Delta. Nach den Karten läßt sich nicht immer sofort ent- scheiden, ob man die Mündung eines Stromes für ein gefülltes oder ein hohles Delta ansehen solle. So könnte man versucht werden, den Amazonas zu den Delta bildenden Strömen zu rechnen und die Insel Marajo für seine Schöpfung zu halten. Diese Insel besteht aber nicht aus Schwemmland, sondern ist durch einen Einbruch des Meeres vom Festland abgerissen worden. A. von Humboldt unterscheidet nach dem Orte ihres Vor- kommens die Deltas in oceanische, in Deltas der Binnen- meere und Deltas der Zuflüsse: Ganges, Donan, Rio Apure. Die Ströme salziger Binnenseen bauen vorzugsweise Deltas, da das süße Flußwasser specisisch leichter- als das salzige Seewasser ist und bei seiner Mündung gleichsam die See überschwemmt oder bergauf über das Seewasser fließt und bei der verminderten Geschwindig- keit die Schlammtheile fallen läßt: Kaspi- und Aralsee. Auch iu Mittelmeeren, welche zwischen den offenen Golfen und den einge- schlossenen Seebecken die Mitte halten, sind deltaartige Anschwem- mungen fast die Regel: Rhone, Po, Donau, Nil. Die trompetenförmigen Erweiterungen oder Mündnngsbnsen der Flüsse an ihrer Mündung mögen eine Folge der Berührung des leichteu Süßwassers mit dem schweren Seewasser sein. Heber die schwere Schicht des Salzwassers muß der Süßwasserstrom ab- fließen, der dadurch seichter wird und an Breite zu gewinnen sucht, was er an Tiefe verliert. Von einigem Einfluß ist dabei Ebbe und Fluth; denn die eindringende Flnth ist eigentlich eine sechs- stündige Stauung des Flusses, weshalb der Fluß sich so erweitern muß, daß er das sechsstündige Stauwasser zwischen seinen Ufern aufnehmen kann. Solche Stromerweiterungen heißen Fluthbecken oder Aestuarien, doch darf man damit wirkliche Meerbusen, die Flüsse aufnehmen, uicht so uennen, wenn auch Ebbe und Fluth sich darin geltend machen. Der Rio de la Plata ist ein großes trichterförmiges Becken, das Ebbe und Fluth hat, aber doch kein Aestuarium, sondern ein geräumiger Küsteneinschnitt, ein orographischer Golf, welcher den Lauf des Uruguay und Parana abkürzt und nicht durch Auswaschung des Flusses entstanden ist. An der patagonischen Küste wiederholen sich ganz ähnliche Golse in der Blanca-, Marias- und Iorgebai, in welche nur kümmerliche Gewässer sich ergießen. Elne Folge der Deltabildung ist auch das zwillingsartige

6. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 54

1880 - Dresden : Salomon
54 Zusammentreten großer Ströme an ihren Mündungen; denn durch die Häufung des Sediments wird der Zuwachs des Landes all- mälig so mächtig, daß nahe bei einander mundende Flüsse ein gemeinschaftliches Delta bekommen müssen. Asien ist der Erdtheil der Doppel- oder Zwillingsströme. Der Deltabildung verwandte Erscheinungen sind die Barren- und Lagunenbildungen. Barren sind Sandbänke oder Bodenanhäusungen an der Mündung vieler Flüsse, welche nicht über den Meeresspiegel hervortreten und Barrieren für die Schifffahrt bilven. Die Lagunen (lacuna, Lache) entstehen aus dem Kampfe zwischen Meer und Land als eine Uebergangsbildung. Bei Venedig wird der Sand und Schlamm des Po, der Etfch und Brenta durch Fluth und Wind vom Ufer weggetrieben und einige Meilen davon niedergelegt, woselbst sie sich zu Düneninseln gehäuft haben, hinter welchen sich Wasserbecken oder Lagunen befinden. Die so entstandenen Inseln treten hie und da mit dem Festland in natürliche Verbindungen und bilden Ufer- wälle, die man in Norddeutschland, wo ja alle bedeutenden Flüsse der Ostsee in Lagunen münden, Nehrungen nennt, welche die Lagunen oder Hasse umschließen: Oder, Weichsel, Pregel, Niemen. § 5. See'n und Sümpfe. Die geschlossenen Wasserbecken, welche ringsum vou Land umgeben sind und nirgends in unmittelbarer Verbindung mit dem Meere stehen, heißen See N. Sie sind entweder Wasseransamm- lungen in beckenartigen Verliefungen eines horizontalen Bodens und erloschener Vulkane, Kratersee':: von mehr gerundeter Form; oder Ausfüllungen des tiefer gelegenen Theiles eines Längen- oder Querthales, See'n von langgestreckter Gestalt. Geräth ein Fluß in seinem Laufe in eine kefselförmige Vertiefung, so kann er diese von der einen Seite her ausfüllen und auf der andern wieder daraus abfließen. So entstehen die See'n mit sichtbarem Zu- und Abfluß: Bodeufee :c. Breitet sich der Fluß in einer derartigen Vertiefung in der Weise aus, daß der Zufluß und der Verlust durch Verdunstung sich das Gleichgewicht hatten, so entsteht ein See mit sichtbarem Zufluß ohne sichtbaren Abfluß: Kaspisee und todtes Meer. Treten aber in einer kesselartigen Vertiefung wasserreiche Quellen hervor, welche dieselben ausfüllen, bis sie einen Abfluß finden, so entsteht ein See mit einem sichtbaren Abfluß ohne ficht- baren Zufluß. Sammelt sich Regenwasser in Vertiefungen, die

7. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 55

1880 - Dresden : Salomon
55 eine thonige Unterlage haben, oder in den Kratern erloschener Vulkane und in alten Erdfällen, so bildet sich ein See ohne sicht- baren Zu- und Abfluß. Nack ihrer Lage unterscheidet man die (See'n in Alpen-, Gebirgs-, Niederungs-, Steppen- und Strandsee n; nach der Beschaffenheit des Seewassers in Süßwasser-, Salz- und Natronsee'n. Der große Salzsee in Utah enthält ungefähr 20 Proc. Kocksalz, so daß kein lebendes Wesen in seinem sonst außer- ordentlich klaren und reinen Wasser leben kann. Kohlen- und schwefelsaures Natron finden sich im Wansee und in mehreren See'n bei Debreczin, die in der heißesten Jahreszeit meist austrocknen und einen reichen Ertrag von Soda gewähren. Die mineralischen Bestandteile, welche die Flüsse den See'n zuführen, fallen bald zu Boden, deshalb ist das Wasser klar und oft so durchsichtig, daß man bei ruhiger Beschaffenheit der Oberfläche den Boden in der Tiefe erkennen kann, wenn anders die Lichtstrahlen noch den Boden erreichen und von ihm zurückgeworfen werden. Ist der See aber so tief, daß trotz der Durchsichtigkeit des Wassers die Lichtstrahlen nicht auf deu Grund gelangen können oder werden die in kleinen Mengen zum Boden gelangten und von ihm zurück- geworfenen Lichtstrahlen vom Wasser verschluckt, so wird derselbe ein vollkommener Spiegel, welcher das Angesicht des Himmels treu reslectirt. Das Niveau der See'n bleibt sich im Allgemeinen gleich, wenn nickt der Ausfluß momentan verstopft oder der Zufluß ver- stärkt wird. Am Wetter- und am Genferfee hat man bemerkt, daß ein veränderter Luftdruck ein Steigen oder Fallen des Wasser- spiegels bewirken kann. Diese Erscheinung ist am Gensersee unter dem Namen les Seiches bekannt und besteht darin, daß der Wasserspiegel unregelmäßig und ohne Wellenschlag steigt, bei Gens bis über 1 m. Das Steigen gilt als ein Vorbote der Wetter- Veränderung. Wenn Wasser unter gewissen örtlichen Verhältnissen sich in einer Vertiefung dergestalt ansammelt, daß es nicht ablaufen kann, sondern mit allerlei erdigen und pflanzlichen Stoffen sich ver- mischt und verdickt, so entstehen Sümpfe, Moräste, Maremmen, Brüche, Moore. Der Sumpf unterscheidet sich vom Morast dadurch, daß er durch deu Einfluß der Witterung nie austrocknet und sein schweres, trübes Wasser mit animalischen und vegetabilischen Substanzen chemisch verbunden ist: Küsten-, Gebirgs- und Cypressen- sümpfe. Sümpfe sind besonders häufig an solchen Flüssen, welche

8. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 56

1880 - Dresden : Salomon
56 mit geringem Gefälle große Ebenen durchlaufen, und auf großen horizontalen Ebenen, wo das Quell- und Regenwasser keinen ge- nügeudeu Abfluß hat. Die Substanz der Sümpfe ueunt man Moor, bestehend aus Humussäure, Pflanzenfasern, Harz, Ex- tractivstoff und Wasser; ist diese schwarze Substanz besonders häusig in einem feuchten und uuangebauten Landstrich, so nennt man den letzteren Moor, in Süddeutschland Moos und Ried. Die Grünmoore sind mit einem grünen Nasen und oft hochwachsenden Gräsern überzogen; die Hochmoore sind hoch gelegen; in den Schwarz- und Heidemooren wachsen fast nur Torfpflauzeu, Erica vulgaris und Erica tetralix; die Torf- moore geben nur ausnahmsweise eine kümmerliche Weide, sind aber wegen des Torfstichs von Werth. Bruch ist eine Sumpf- wiese oder ein in weiten Niederungen gelegenes Weichland, das wegen zu großer Nässe zum Frnchtbau nicht benutzt werden kann: Oder-, Netze-, Warthe- und Obrabrnch. Am Niederrhein heißt ein solches Land Poll, am Main Lohr, in Preußen Luch, in Thüringen Ried. Die meisten Brüche lassen eine Entwässerung zu. Friedrich der Große eroberte sich au der Warthe und Oder „mitten im Frieden eine ganze Provinz". Was heißt das? § 6. Das Meer. Weltmeer oder Ocean heißt die große zusammenhängende Wassermasse, welche die ausgedehnten Vertiefungen der Erdober- fläche füllt und das Festland von allen Seiten umgiebt und durch Biunenmeere, Meerbusen und Meerengen vielfach gliedert. Das Meerwasser ist salzig und bitter, und dies hat wichtige Folgen: 1) der Salzgehalt macht im Vereine mit anderen Stoffen, be- sonders mit thierischen und pflanzlichen Resten, das Seewasser für den Menschen ungenießbar; 2) er macht das Seewasser schwerer als das Süßwasser des Festlandes, weshalb z. B. dasselbe Schiff im Meere weniger Tiefgang als im Flusse hat; 3) er läßt das Seewasser nicht bei 100° E., sondern erst bei 104° C. sieden und bei —7° C. gefrieren; 4) er hält die schnelle Verdunstung auf und beschränkt so den Niederschlag anf ein wohlthätiges Maß; 5) er wird beim Gefrieren und Verdunsten ausgeschieden, weshalb das Meereis süß ist und die entsteigenden Wasserdämpfe salzfrei sind; 6) er bewirkt mit die beständige Circulation des Wassers im Oceau, weil er immer darnach strebt, die durch an- dere Einflüsse verursachten Störungen seiner gleichförmigen Ver-

9. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 64

1880 - Dresden : Salomon
64 Geschwindigkeit von 8 — 9 Meilen von O. nach W. Sie ver- ändert ihre Richtung durch den Widerstand, welken sie an den vorliegenden Küsten der Eontinente findet. Etwa unter dem Wendekreis des Krebses entspringend, spallet sie sich zum ersten Male bei den Inseln des grünen Vorgebirgs, indem sie einen Arm östlich sendet, welcher die afrikanische Küste entlang bis zum Cap der guten Hoffnung verläuft und hier mit einer aus dem indischen Ocean kommenden Strömung zusammenstößt, der andere Arm wendet sich westlich, um sich am Cap St. Noqne abermals zu spalten und einen Arm Südamerika entlang bis zu den Falk- landsinseln zu senden. Die Hauptmasse des großen Aequatorial- stromes wendet sich aber vom Cap St. Roque nordwestlich nach den Antillen. Dieser Strom fährt so rasch an der Mündung des Amazonenstroms vorüber, daß man von Surinam in 5 Tagen nach Jamaika segelt und den stärksten Winden entgegenfahren kann, während man gegen den Strom zu der gleichen Strecke 4 bis 8 Wochen braucht. Er stürzt sich gegen die Gestade Mittel- amerikas, als ob er das Land durchbrechen wollte, und wendet sich, der Küste folgend, im Bogen durch deu Golf von Mexico zwischen Florida und Euba hindurch gegen die östlich vorliegenden Bahamainseln. Durch diese Eilande wird der Strom so getheiit, daß der eine Arm, der alte Bahamakanal, an der Insel Euba entlang südöstlich läuft und sich in Klippen verliert, während der andere Arm nordwärts zwischen Florida nnv deu Bahama- inseln sich durchdrängt. Dieser Arm heißt Golfstrom. Der heiße Quellstrom und Kern desselben erstreckt sich von Florida der nordamerikanischen Küste entlaug Jahr aus Jahr ein, Tag und Nacht, im Sommer wie im Winter mit einer Temperatur vou 20° N. bis zum 37.° n. 23., während iu derselbe» Zeit und in gleicher Breite Tunis nur 9^2° R. Luft-Temperatur hat. Zwischen 37° und 38° n. Breite wendet sich der heiße Golf- ström von der amerikanischen Küste ab nach Osten bis 40° w. L. v. G., wo er im Juli 19°, im Januar 15° N. besitzt; von hier strömt er nordöstlich, vereinigt mit sich nahezu den ganzen nord- atlantischen Ocean und umgiebt ganz Europa bis in das Eis- meer mit einer weiten warmen Wassermasse, ohne welche England ein zweites Labrador, Scandinavien und Rußland ein zweites, unter Gletschern begrabenes Grönland sein würden. Da in Europa am Nordcap niemals Polareis zu sehen ist, das aus dem antarktischen Meere bis 57°, ja an einigen Stellen bis 35° vor- dringt, so muß der Golfstrom bis iu's Eismeer eine tief gehende, mächtige Strömung sein. Der Polarstrom tritt dem Golsstrom

10. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 37

1880 - Dresden : Salomon
37 welche große Strecken, Wälder, Torfmoore und Ortschaften unter Wasser gesetzt werden oder unter den Meeresspiegel sinken. Hebungs- und Senkungsfelder kommen neben einander vor, wie Darwin's Forschungen an der Natur der Inseln im stillen und indischen Ocean, sowie die Verbreitung der dortigen Korallenriffe und Korallenfelder erweisen. In allen Erdtheilen hat man solche jetzt noch stattfindende Hebungen und Senkungen constatirt. Europa erscheint besonders unruhig. Die Ostküste Schwedens hebt sich. Als L. von Buch 1807 von Magerö und Lappland aus diese Küste bereiste, erfuhr er von den Leuten, daß die See beständig von den Ufern zurück- weiche. Die Fischerorte der nordbottnischen Küste mußten mehrfach wegen Zurücktreten des Strandes verlegt werden; man findet früher für größere Fahrzeuge zugängliche Buchten in Wiesen umgewandelt, erntet aus Aeckern, wo die Vorfahren noch ihre Neye auswarfen, und hat Anker und Fahrzeuge in Mooren des Binnenlandes ausgegraben. Schon Celsius und Linn6 ließen bei Gesfle und Calmar Zeichen in Stein hauen, um das Zurück- weichen der See constatiren und messen zu können. Die Größe der Hebung wächst gegen Norden, wo sie in 100 Iahren bis V2 m beträgt, nimmt gegen Süden ab, und das südliche Schweden sinkt, wie die deutsche Küste an der Ost- und Nordsee. Die Insel Rügen war ehemals fest, und erst 1510 bildete sich bei Pillau die Oessnung des frischen Haffs. Infolge einer Senkung haben die deutschen Flüsse alle eine Achtelswendung nach Norden gemacht, denn früher floß wahrscheinlich die Oder durch die Havelseen und das Elbebett in die Nordsee, die Elbe im heutigen Aller- und Weserbette und die Weser durch den Iahdebusen ins Meer. Das norddeutsche Senkungsgebiet setzt sich fort über Holland und Belgien nach Frankreich. Diesem nordeuropäischeu Senkungsfelde entspricht ein großes Hebungsgebiet, wozu außer Westfcandinavien Schottland und die Westküste von England gehört. In der Nähe des Snowdon haben sich die ehemaligen Uferlinien und Stufen- absätze auf Höhen von 365 bis 548 m erhalten. Ein Beispiel von plötzlicher Hebnng und Senkung giebt der Serapistempel an der Küste von Puzzuolo. Der mit Quadern belegte Fußboden dieses alten Tempels wird gegenwärtig mit Wasser bedeckt. In den drei erhaltenen Säulen gewahrt man in etwa 5 m Höhe zahlreiche Bohrlöcher, welche in derselben Weise hinein gebohrt sind, wie die Pholoden oder Bohrmnscheln gern die Uferfelsen vom Spiegel des Meeres bis auf 1 m ab- wärts anbohren, um in den Löchern zu wohnen. Diese durch-
   bis 10 von 20 weiter»  »»
20 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 20 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 1
7 9
8 1
9 0
10 1
11 0
12 0
13 1
14 0
15 0
16 0
17 2
18 7
19 5
20 0
21 0
22 1
23 0
24 7
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 5
39 0
40 0
41 1
42 0
43 0
44 0
45 0
46 1
47 0
48 1
49 8

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 20
1 63
2 8
3 66
4 28
5 6
6 36
7 43
8 46
9 37
10 13
11 7
12 68
13 19
14 19
15 20
16 141
17 600
18 20
19 114
20 62
21 70
22 10
23 135
24 12
25 89
26 30
27 60
28 25
29 69
30 33
31 9
32 71
33 9
34 79
35 52
36 90
37 267
38 110
39 116
40 16
41 43
42 58
43 40
44 12
45 174
46 144
47 10
48 20
49 8
50 47
51 17
52 88
53 13
54 32
55 26
56 28
57 6
58 18
59 49
60 9
61 4
62 4
63 11
64 29
65 23
66 64
67 17
68 67
69 35
70 24
71 83
72 27
73 24
74 44
75 32
76 27
77 134
78 39
79 7
80 5
81 76
82 67
83 16
84 19
85 134
86 86
87 132
88 12
89 22
90 120
91 28
92 360
93 4
94 253
95 27
96 40
97 13
98 309
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 1
7 0
8 0
9 0
10 0
11 1
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 6
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 1
33 1
34 10
35 0
36 0
37 0
38 1
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 1
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 1
82 0
83 3
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 4
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 6
96 0
97 0
98 0
99 1
100 0
101 0
102 0
103 0
104 0
105 0
106 0
107 1
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 1
119 14
120 0
121 0
122 1
123 0
124 3
125 0
126 0
127 0
128 0
129 1
130 0
131 2
132 0
133 0
134 0
135 1
136 0
137 0
138 0
139 1
140 0
141 0
142 0
143 0
144 0
145 0
146 1
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 0
153 0
154 0
155 0
156 0
157 0
158 0
159 0
160 2
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 1
167 0
168 0
169 1
170 0
171 0
172 0
173 0
174 0
175 2
176 0
177 0
178 1
179 0
180 1
181 0
182 0
183 1
184 1
185 0
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 0
192 1
193 2
194 0
195 0
196 0
197 0
198 0
199 0