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1. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 125

1827 - Erlangen : Heyder
125 nachher unter Vasko de Gama zur See bis nach Ostindien. Eintodtsicher Schlag für die Venetianer, die bisher über Aegypten den Handel mit Ostindien geführt hatten. Die Reiche Dänemark, Norwegen, Schwe- den durch die Kalmarische Union (1397) unter Ei- nem Herrscher zu verbinden, war der unglückliche Ge- danke der Königin Margaretha von Dänemark. Kein Wunder, wenn bald nachher jedes Reich wieder seinen eigenen Gang einschlug und nur Norwegen, gegen die Natur seiner Lage, bei Dänemark verblieb. — Unter- dessen halte der deutsche Herrenorden in Preußen und der Schwertbrüderordcn in Liefland und Kur- land diese Länder christianisirt und sie zu eignen Staaten umgebildet; war Polen und Schlesien durch den Eroberungszug der Mogolen heimgesucht worden, die erst nach einer hartnäckigen, obgleich für sie siegreichen Schlacht bei Liegnitz in Schlesien (Wahl- stadt) wieder umkehrten; war in Ul n g a m der Ara- bische Mannssiamm erloschen (1301) und die Linie Anjou-Neapel durch weibliche Verwandtschaft auf den Thron gekommen. Große Fortschritte in Eultur und politischer Größe machte Ungarn unter Ludwig dem Großen, (1342—^82) der auch noch auf den Thron von Polen kam. Im Ibsen Jahrhundert bekam der Staat gefährliche Feinde an den Türken, die auch bei Varna i444, den König Wladislav erschlugen. Das goldne Zeitalter der Nation fiel aber erst unter Mat- thias Cortzinus,' den Sohn Johannes Hunyads, (1458 — 1490): indem nicht allein in gjücklichen Kriegen mit dem schlaffen Kaiser Friedrich von Habsburg diesem Wien, Steiermark, Krain und,Kärnthen; nicht allein nach langen Kämpfen gegen den großen König Georg Podiebrad von Böhmen, dessen Nachfolger Wladislav Schlesien und Mähren abgenommen; nicht allein die Türken und Polen in Schranken gehalten; ^sondern auch die Wissenschaften und Künste in Ungarn durch Gelehrte, Künstler, Buchdrucker, eine Universität, Bibliotheken u. s. w. heimisch gemacht wurden. — Böhmen hatte unter den Luxemburgern Iz10— 1437 feine glänzendste Zeit, und vergrößerte sich mit Schle-

2. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 205

1827 - Erlangen : Heyder
205 «uch feine 5 herzoglichen Linien, Würzburg und noch andere kleinere Fürsten thaten. Der Krieg versetzte sich sofort nach Polen, und dann nach Ostpreussen, aber wenn auch am 8- Febr. 1827 die Schlacht bet Preussisch Eilau (ein Schlachten wars, nicht eine Schlacht zu nennen!) der Tapferkeit der Preussen und der mit ihnen nun vereinigten Russen volle Ehre brachte.- so leuchtete doch in der Schlacht von Friedland (14. Jun.) die Sonne von Marengo; und führte am 8- ». 9. Jul. den traurigen Tilsiter Frieden herbei. Preussen verlor fast die Hälfte seiner bisherigen Besitzungen mit 5 Millionen Menschen (selbst Rußland bereicherte sich davon!) und aus den Abtretungen wurde das Her- zogthum Warschau für Sachsen, und mit Hinzunahme der hessischen und braunschweigischen Länder aus den wesiphältschen Provinzen, das Königreich Westphalen für Hieronymus Bonaparte gegründet. Dagegen bemächtigten sich die Engländer säst aller Colonten Frankreichs und der mit ihm verbündeten Länder. Dafür sollte der im eignen Laude unangretf» bare Feind in seinem Handel mit dem Conttnenl Eu- ropas angegriffen werden. Dem neuen und unerhör- ten Continentalsystem zu Folge wurden nun alle groß- britannische Staaten für blokirt, alle Engländer auf dem festen Lande für Kriegsgefangene, der Handel mit England und seinen Colonten und Waaren als staats- verbrechertsch, und alle englische Waaren für confisctrt erklärt und letztere zum Theil verbrannt. So lo- derten jetzt Auto's-da-fe der H a n d e l s Inquisition empor! Allein tn diesem Kampfe gegen den Handel Englands blieb dies selbst nicht müssig. Es beantwor- tete die Decrete von Berlin (1806), Warschau (1827), Mailand (1807), Fontainebleau (1810), und Trtanon (1810) mit eben so scharfen Cabinetsordren, in denen es jedem Schiffe das Einlaufen tn französische oder föderirte Hafen, bet Strafe der Wegnahme verbot, die Weser und Elbe, und endlich alle Hafen für blo- kirt erklärte, in denen die englische Flagge nicht zu- gelassen wurde. Somit hörte aller Handel der Neu- tralen auf. Napoleon kannte aber auch keine Neutrale „well« wie er selbst gestand, ^nte das Recht, sondern

3. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 216

1827 - Erlangen : Heyder
2l6 der unter dem Namen eines lombardisch < venetian'r- schcn Königreiches wieder. Toskana, Modena, und Parma mit Piacenza bekamen östreichische Fürsten zu- rück. Die illyrischen Provinzen kamen gleichfalls (als Königreich) an Oestreich wieder, vermehrt durch das venetianische Dalmatien und Ragusa. Desgleichen Ti- rol, Vorarlberg, Salzburg, das baierische Inn- und Hausruckviertel, und ein Stück von Ostgallizien, so daß es jetzt (nach Hassel, 12,265q.m. mit 2e),758,400 Seelen besitzt. Preussen kam wieder auf die Größe vor dem Kriege 1806; nur daß es nicht alle alten Provinzen, wie Ansbach, Baireuth, Süd- und Neuost- Preussen u. s. w. wieder erhielt, wohl aber dagegen die Herzogthümer Posen, Sachsen (die Halste des Kö- nigreichs), schwedisch Pommern, Cleve, Berg, und den größten Theil des linken Rheinufers bis an die Saar, zusammen 5,014 L.»M. mit 11,544,500 Men. schen.— Rußland erwarb den größten Thetl des Herzogthums Warschau, als Königreich Polen, und begreift damit in und außer Europa 567,4y4 2. M. Mit 47,660,000 Seelen. Der edle Kaiser Alexander starb am 1. December 1825 und am 24ten besiteg sein jüngerer Bruder Nicolaus 1. den Thron, auf wel- chen der altere und Zaarewitsch Eonstantin schon früher verzichtet hatte. Doch wurde der letztere Name zu einer blutigen selbst bis Polen verzweigten Revolution (26. Dec.) benutzt, die nur durch des neuen Kaisers unerschrockne Festigkeit gedampft wurde.' (Krieg mit Persien). — Großbritannien (seinen geretteten Welthandel abgerechnet) behielt viele der ihm am vor- theilhaftesten gelegenen französisch-niederländisch - und spanischen Colonien, z. B. das Cap, Isle de France u. s. w., erhielt Malta und Helgoland, behielt Gib- raltar und das Protectorat der 7 jonischen Inseln. In Europa 5,554 2. M. mit 2l,3y6,000 Seelen mit seinen Besitzungen in den 4 übrigen Weltkheilen 182,525 2.-M. 156,540,000 Menschen!—Frankreich, noch immer einer der 5 europäischen Hauptstaaten, bekam Senegal und Gorea, Martinique, Guadaloupe, Cayenne, u. a. in Amerika; in Ostindien Pondichery, Mahee und Chandernagor, Isle Bourbon, wieder, so daß es

4. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 20

1837 - Leipzig : Crayen
20 I. Abschn. Von d. ältesten Zeiten bis 1415 n. Chr. Geb. gefangen, und ein Lösegeld von ungefähr 220,000 Thalern nach un- serm Gelbe befreite ihn erst aus der Hand des Feindes. Aber das Unglück schien der Brüder Kraft sogar zu mehren. Sie boten ihre Unterthanen in Massen auf und zogen ihren Feinden unerschrocken entgegen. Und nun sollte ihnen das Kriegsglück lächeln. Sie schlugen sie in zwei großen Schlachten nicht allein zurück, nein, ganz zum Lande hinaus und nahmen den Bischof von Halberftadt gefangen. Dieser mußte als Lösegeld die 220,000 Thaler wieder bezahlen, die man Otto auf eben diese Weise 'abgenommen hatte. Daraus wurde ein allgemeiner Frieden geschlossen, und man konnte den brandenburgischen Markgrafen nicht ein Haar krümmen. Diese Kriege erhielten ihnen das Land, welches ihr Eigenthum war; der Ruf ihrer Tapferkeit aber, der durch ganz Deutschland er- scholl und Schaaren fremder Söldner herbeizog, um unter Anführung der bewunderten Markgrafen sich zu Kriegern zu bilden, setzte sie in den Stand, auch neue Erwerbungen zu machen. Ja, man bot Otto Iii. die Kaiserkrone an; er schlug sie aber aus. Zuerst setzten die beiden Brüder über die Oder und bemächtigten sich der heutigen Neumark, die damals das Land jenseit der Oder hieß und deren Bewohner den brandenburgischen Landern durch räu- berische Einfalle manchen Schaden zugesügt hatten. Sie gehörte den Polen, die dieselbe an Brandenburg abtraten. Der bisherigen Neu- mark wurde nun der Namen Mittelmark gegeben. Mit noch geringerer Mühe bewirkten es die Markgrafen, daß der Herzog von Stettin für das widerrechtlich in Besitz genommene Land Wolgast, welches Markgraf Johann mit seiner Gemahlinn erheirathet hatte, die ganze Ukermark abtreten, und die Lehnsherrschaft über Pommern anerkennen mußte. Und ungeachtet aller dieser kriegerischen Unruhen konnten die beiden Regenten die Stadt und das Land Lebus an sich "-kaufen, und ihre Lander waren in sichtlichem Flor. Aber mit Recht wurden sie auch von ihren Unterthanen Vater des Vaterlandes genannt. Sie ließen in der Neumark die Städte Frankfurt an der Oder, Landsberg an der Warthe, Soldin und Königsberg bauen, da- mit diese Wildnisse solchen Gegenden ähnlich wurden, die von Men- schen bewohnt werden. Bisher war dies wirklich nicht der Fall gewesen. Es wurden Moraste ausgetrocknet, um aus denselben Korn- felder und blühende Wiesen zu schaffen; Obstbaume gepstanzt, Garten- und Ackerbau befördert. Den Städten bewilligte man bedeutende Freiheiten und Gerechtigkeiten, z. B. Zollfreiheit, Jagdgerechtigkeit, und eine verbesserte Gerichtspflege. Die Handwerker vermehrten sich und suchten immer bessere Arbeit zu liefern. Sie singen um diese Zeit schon an, Gesellschaften zu bilden, die daraus sahen, daß die Meisterschaft des Handwerks, oder Gewerbes immer in der Vervoll- kommnung fortschritte. Solche Gesellschaften nannte man Zünfte, Gilden, Innungen. In den größern Städten finden sich selbst schon die ersten Spuren von Künsten. Da nun durch dies Alles mehr und

5. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 98

1837 - Leipzig : Crayen
98 11, Abschnitt. Die Churfürsten von Brandenburg rc. ten nun einmal den Polen und Tartaren zum Frühstück gegeben, und der Churfürst selbst in ein Gefangniß gesetzt werden, wo ihn weder Sonne, noch Mond beschiene. Friedrich Wilhelm achtete sehr wenig dieser rohen Ausbrüche; er verabredete ruhig mit den Schweden den Plan zum Kriegszuge. Und so gingen die Verbündeten getrosten Mu- thes dem übermüthigen Feinde entgegen. Bei Warschau kam es im Juli 1656 zur Schlacht. Drei Tage wahrere der Kampf, und der Churfürst hatte hier zum ersten Male Gelegenheit, sein Feldhercntalent auf eine glanzende Weise zu zeigen. Mit großer Umsicht hatte er den Schlachtplan entworfen; mit der größten Tapferkeit führte er seine Brandenburger gegen die feindlichen Batterien. Sie wurden erstürmt. Der tapfere brandenburgische General Sparr schlug den linken Flügel der Feinde in die Flucht, und Brandenburgs Held, Derflinger, that Wunder der Tapferkeit, so daß der schwedische König selbst ein- gestand, der Sieg sei den Brandenburgern zuzuschreiben. Der Namen Derflinger wird in unserer Geschichte so wieder- holt, so ehrenvoll Vorkommen, daß wir etwas Näheres von diesem merkwürdigen Manne wissen müssen, der recht zum Beispiel dienen kann, wie wunderbar die gütige Gotteshand manchen Menschen zu seiner Bestimmung führt. Derflinger war der Sohn blutarmer El- tern, die ihn für das Schneiderhandwcrß bestimmten. Er machte seine Lehrjahre und wanderte als Geselle. Einst setzte er bei Tangermünde über die Elbe, und da er das Fahrgeld von drei Pfenningen den Schiffern nicht bezahlen konnte, ließen ihn diese mit harten Worten an und warfen sein Reisebündelchen in den Strom. Der arme Derf- lingcr war in Verzweiflung. Die Noch trieb ihn, Soldat zu werden. Er wurde sächsischer Reuter, brachte es bald zum Offiziere und focht nachher unter Gustav Adolph, der ihn zum Obersten ernannte. Der große Churfürst zog ihn nach dem westphalischen Frieden in seine Dienste und machte ihn späterhin zum Feldmarschatt, in welcher Eigen- schaft er 1695 im 89. Lebensjahre, von Allen geehrt, gestorben ist. Man denke sich die Wuth des stolzen Polenkönigs nach der Warschauer Schlacht, die eben der Churfürst gewonnen hatte, den er so strafen wollte! Aus Rache ließ er nun,20,000 Tartaren in das Herzogthum Preußen brechen und zahllose Unthaten verüben. Man rechnet, daß an 30,000 Einwohner Leben und Freiheit durch diese Raubhorden verloren. Aber Friedrich Wilhelm ließ sich nicht ein- schüchtern; er hielt fest an Schweden, und dies bewilligte ihm dafür gern den so innigen Wunsch: die Unabhangigkeitserklarung des Herzogthums Preußen. Im Vertrage zu Labiau, Ende 1656, ward dieselbe nebst dem Besitze des Fürstenthums Ermeland feierlich ausgesprochen. Ein großer Gewinn für unfern Staat! — So war denn dem Vaterlande aus den gemachten Kriegsopfern Vortheil erwachsen, dessen sich der Churfürst erst dann recht erfreuen konnte, wenn er zwischen den streitigen Partheien Aussöhnung bewirkt hatte. Seine Unterhandlungen und Anstrengungen aber waren verge-

6. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 99

1837 - Leipzig : Crayen
99 Friedrich Wilhelm, genannt der große Chursürst. bens; im Gegentheil, die Feinde Schwedens wurden noch durch Da- > nemark vermehrt. Der rasche Karl Gustav machte bald seinen Plan. Er zog schnell mit seinem Heere an der Ostsee herunter durch Pom- mern und Meklenburg und stand plötzlich in den dänischen Staaten. Das Glück war seinen Waffen hold, und die Danen geriethen in große Bedrangniß. Für Brandenburg war der Schweden Abzug aber sehr gefahrbringend. Wer sollte dies Land nun gegen die Polen schützen, die unfehlbar jetzt in Massen auf dasselbe losdrangen? Das hatte der schwedische König nicht bedacht, oder nicht bedenken wollen. Darum mußte Friedrich Wilhelm nur Hülfe in sich suchen, und, so gut er konnte, die Gefahr abwenden. Die Umstande begünstigten ihn. Der polnische König dachte seit der Warschauer Schlacht ganz anders vom Churfürsten, als vorher; die Verachtung hatte sich in Achtung verwandelt. Deshalb war er gern bereit, sich ihm zu nähern. Und als nun auch Oestreich als Vermittler auftrat, so wurde am 19. Sep- tember 1657 zwischen Polen und Brandenburg zu Wclau ein Frie- den geschlossen, in welchem Friedrich Wilhelm zwar das Fürstenthum Ermeland zurückgab, die so sehr gewünschte Unabhängigkeit Preußen's aber förmlich bestätigt erhielt. Für eine Kriegshülfe gegen Schweden überließ man tlnserm edlen Fürsten die Herrschaften Lauenburg und Bütow. Im November beschwor man gegenseitig die- sen Vertrag zu Bromberg. Das war ein merkwürdiger Wechsel der Dinge, denn nun zogen die Schaacen Brandenburg's alsbald gegen diejenigen, mit welchen sie noch vor kurzem als Bundesgenossen gekämpft, und denen sie in jener großen Polenschlacht so wichtige Dienste geleistet hatten. Aber die Gefahr des Vaterlandes war glücklich abgewendet, und das drohende Ungewitter hatte sich in Segnungen für das Land entladen. Zwar klagte Karl Gustav über Treulosigkeit, zwar warf er seinem ehemali- gen Bundesgenossen Wortbrüchigkeit vor; aber seiner Feinde Zahl er- laubte es ihm nicht, seinen Ingrimm auszulassen. Und hatte er es nicht selbst verschuldet, nicht selbst durch seine Maßregeln den Chur- fürsten gezwungen, also zu handeln? Darum achtete auch Friedrich Wilhelm dieser Einreden nicht weiter, sondern vereinigte sein Hülfs- heer mit den Polen. Im November 1659 kam es zwischen den Verbündeten und den Schweden bei Nyburg in Fünen zu einer hefti- gen Schlacht. Die Brandenburger erhöheten hier unter dem Churfür- sten und Derflinger den Ruhm ihrer Tapferkeit; der Sieg ward ihnen. Und da bald darauf der Tod den kühnen Entwürfen des unruhigen Schwedenkönigs ein Ende machte, so schloß man im Mai 1660 zu Oliva bei Danzig Frieden. In demselben wurde unserm Vater- Janbe der Welau'sche Vertrag bestätigt. War nun zwar Preußen von den Machten zum unabhängigen Herzogthume erklärt, — es war dennoch für unfern Churfürsten noch immer ein großes, hemmendes Uebel im Lande selbst; denn so mag man wohl die Widerspenstigkeit der preußischen Landstände nennen.

7. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 113

1837 - Leipzig : Crayen
Köniz Friedrich s. 113 wir uns auch noch ferner erfreuen, wenn wir anders nur Gott, dem Könige und dem Vaterlands gehorsam und treu bleiben. Es war zur damaligen Zeit ein allgemeines Aufstreben unter den Fürstenhäusern. Der Statthalter der Niederlande, Wilhelm von Ora. nien, ein naher Verwandter unfers Fürsten, errang die englische Königskrone und Friedrich unterstützte ihn mit 6000 Mann; der Churfürst von Sachsen wurde zum Könige von Polen erwählt, das Haus Braunschweig-Lüneburg (jetzt Hannover) erhielt die Churwürde. Welch ein Reiz für unfern ehrsüchtigen Friedrich, daß auch er eine höhere Würde erstrebe! Er hatte schon lange diesen Gedanken in sich genährt. Ein sonderbarer Zufall sollte ihn antreiben, die Sache ernst- lich in's Werk zu richten. Bei der Zusammenkunft mit dem König Wilhelm von England zu Haag, hatte man nach damaliger Sitte für den König einen Armstuhl, für unfern Fürsten einen Stuhl ohne Lehne hingestellt. Dieser an sich ganz unbedeutende Umstand brachte jedoch Friedrich so aus, daß ec sofort die Unterredung verweigerte und abzureisen beschloß, ohne den König gesprochen zu haben. Man ver- mittelte nun zwar die Sache, aber diese tiefe Herabsetzung, wie Fried- rich es nannte, war ihm so empfindlich, daß er nicht mehr zögerte, mit seinem langst genährten Plane hervorzutreten. Kaum war er von Haag nach Berlin zurückgekehrt, als er seine Minister und Rathe versammelte, seinen Plan, das Herzogthum Preu- ßen zu einem Königreiche- und sich selbst zum Könige zu erheben, vorlegte und ihre Meinung und Mitwirkung forderte. Jenes ferne Herzogthum war aber darum zur Erhebung ausersehen, weil Bran- denburg dies einzige Land als unabhängig besaß, und dasselbe außer- halb Deutschland lag. Fast alle Anwesenden stimmten ein, und auch der Minister Dunkelmann, welcher sonst nur für Ersparnisse war, redete dem Plane des Chursürsten das Wort. Vor allen Dingen war zur Annahme der Königswürde die Ein- willigung des damaligen Kaisers Leopold nothwendig. Ihm hatte sich Friedrich stets sehr gefällig bewiesen, wahrscheinlich, um desto eher bei ihm ein willfähriges Ohr für seinen Lieblingsplan zu erhalten. Der große Churfürst hatte in seinem Testamente den Kindern der zweiten Ehe mehrere Lander vermacht. Das wollte aber Friedrich nicht gelten lassen. Er gab daher den Schwibuser Kreis an den Kaiser, damit derselbe jene letzte Willensbestimmung vernichte. Es geschah auch, und Friedrich regierte alle Lander ungetheilt. In den letzten Jahren des siebzehnten Jahrhunderts hatten ganze Heere brandenburgischer Truppen für das östreichische Kaiserhaus am Rheine gegen die Fran- zosen und in Ungarn gegen die Tücken gefochten und große Dienste in diesen Feldzügen geleistet. Alle diese Opfer, so meinte man in Berlin, würden Leopold willig machen. Nun wurde eine Gesandt- schaft nach Wien gesendet, um den Kaiser zur Anerkennung der Kö- nigswürde zu bewegen. Aber hier fand man große Schwierigkeiten. Der kaiserliche Kanzler, Gras Kaunitz, widerstritt heftig und sagte in Dormd. br. pr. Eesch. 4. Aufl. o

8. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 114

1837 - Leipzig : Crayen
H4 Iii. Abschnitt. Die Könige von Preußen. prophetischem Geiste: „Die Könige von Preußen werden dem Kaiser nicht so folgsam sein, als die Churfürsten von Brandenburg." Die Gesandten Friedrich's wendeten Schmeicheleien, Bestechun- gen, Geschenke an, aber Alles prallte ab. Schon verzweifelte man am Gelingen des ganzen Planes, als plötzlich ein Verhaltungsbefehl von Berlin bei der Gesandtschaft zu Wien anlangte. Man brachte denselben zu dem brandenburgischen Sekretair Bartholdi. Dieser las, er solle sich an den Pater Wolf, den Beichtvater des Kaisers, ver- wenden; man sagt jedoch, in dem Befehle habe gestanden, er solle den Pater Wolf vermeiden. Bartholdi that das Erstere, und siehe, Wolf fand sich durch diesen ehrenvollen Auftrag so geschmeichelt, daß er sein Mögliches zu thun versprach. Und der Geistliche hielt treulich Wort. Der Kaiser gab seine Einwilligung zur Annahme der preußi- schen Königswürde. So wurde denn nach mehrjährigen Unterhand- lungen, und nachdem sechs Millionen Thaler allein für Geschenke, Bestechungen und sonstige Unkosten verwendet waren, am 16. November 1700 zu Wien eine förmliche Uebereinkunft, genannt der Kronentraktakt, geschlossen. Friedrich übernahm harte Vecpstichtungcn. Er mußte aus seine Kosten 10,000 Mann Hülfstruppen dem Kaiser im Kriege stellen und durfte seine deutschen Lander nicht der Hoheit des Reichs entziehen. So ungünstig die Jahreszeit war, so wollte doch der glückliche Friedrich die Krönungsfeierlichkeit nicht verschieben. Er trat im tiefen Winter, am 17. December 1700, mit seiner Gemahlinn, der edlen, geistreichen, verchrungswürdigen Sophie Charlotte, seinem Sohne, sei- nen Brüdern und einem großen Hofstaate den beschwerlichen Weg nach Königsberg, der Hauptstadt seines künftigen Königreichs, an. Noch verband damals keine gebaute Straße die Städte Berlin und Königs- berg. Der Weg ging durch Sand und Morast, höchstens auf Knüp- peldämmen hin. Im Winter waren die Wege fast ganz unfahrbar. Aber kein Hinderniß schreckte den Churfürsten von der Reise ab, welche zwölf Tage bei den schlechten Wegen dauerte. Es war ein unabseh- barer Zug. Man hatte denselben in vier Hausen getheilt, und allein der erste dieser Haufen, in welchem sich Friedrich selbst befand, bedurfte zu seiner Fortschaffung 400 Wagen. Ueberall mußten auf den Sta- tionen 30,000 Pferde Vorspann, außer den fürstlichen, bereit stehen. Zu Königsberg wurden unermeßlich prächtige Anstalten zur Krönung ge- macht. Am 15. Januar 1701 nahmen die'feierlichkeiten ihren An- fang. Unter dem Geläute aller Glocken und dem furchtbaren Donner der Kanonen zog ein großer Zug von Hof- und Kriegsbeamten, in Seide und Sammet gekleidet, durch die. Straßen Königsbergs, hielt an fünf Platzen still, und der Vornehmste des Zuges verkündete, daß das bisher unabhängige Herzogthum Preußen zu einem Königreiche er- hoben, und dessen Regent, der allerdurchlauchtigste ^ Fürst und Herr, Friedrich, König in Preußen geworden sei. Die unzählige Volksmenge jubelte und rief unter Pauken- und Trompetenschall: „Lang lebe Fried-

9. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 117

1837 - Leipzig : Crayen
Das Merkwürdigste aus der Regierung Friedrichs I. 117 3v. Das Merkwürdigste aus der Regierung Fried ri ch's l Noch waren die Feste und Feierlichkeiten zu Berlin nicht been- digt, als mit einem Male das Schreckenswort Krieg erscholl. Der Tod des kinderlosen Königs von Spanien brachte halb Europa in die Waffen. Der Kaiser Leopold verlangte die schöne Erbschaft für seinen Sohn Karl, der König Ludwig von Frankreich stritt für seinen Enkel Philipp. Es entstand der spanische Erbfolgekrieg. Ob nun gleich unser Fürst nicht im mindesten bei diesem Streite betheiligt war, so mußte er doch, zufolge des geschlossenen Kronentraktates, dem Kaiser 10,000 Mann stellen. Dabei ließ es aber Friedrich nicht, sondern Dankbarkeit gegen Leopold und Haß gegen Frankreich ver- mochte ihn, 26,000 und zuletzt an 35,000 Mann Hülfstruppen in'§ Feld zu schicken. Es kämpften preußische Truppen am Rheine und in Italien mit der größten Tapferkeit für eine.fremde Sache. Die Gebietserweiterungen, welche Friedrich erwarb, sind nicht be- deutend. Für den abgetretenen Schwibuser Kreis erhielt ec die An- wartschaft auf Ostfriesland und aus die Grafschaft Limburg in Franken; vom Churfürsten von Sachsen kaufte er die Städte Quedlinburg und Nordhausen; vom Grafen von Solms die Grafschaft Tecklenburg in Westphalen. Aie Stadt Elbing in Preußen, welche schon dem großen Churfürsten verpfändet war, vereinigte er 1698 mit seinen Staaten. Beträchtlichere Landestheile erhielt er aus der oranischen Erbschaft. Die Mutter unsers Königs war eine Prinzesstnn von Oranien, und ihre Ansprüche auf mehrere Landestheile dieses Hauses gingen auf den Sohn über. Deshalb erhielt dieser 1694 das Fürstenthum Neufchatel oder Neuenburg und die Grafschaft Valengim in der Schweiz und 1707 die Grafschaften Mörs und Lingen. Und so hinterließ Friedrich I. seinem Nachfolger ein König- reich, welches 2078 ^Meilen groß war. Leider hatte dies Reich von dem blühenden Zustande viel verloren, in welchen des großen Churfürsten treffliche Regierung es versetzt hatte. Die Erringung der Königswürde, die Krönung selbst, die Unterhaltung so großer Heere in den Kriegen verschlangen nicht Tausende, sondern Millionen. Als König hielt Friedrich auch einen königlichen Hofstaat, und zwar einen so glanzenden, als irgend ein Fürst Europa's. Hundert Kammerher- ren waren stets im Dienste; der Kammerjunker, Kammerdiener, Läu- fer und Heiducken Zahl hatte kein Ende. Und Alle diese wurden mit Hunderten und Tausenden besoldet. Dazu war der König oft bis zur Verschwendung freigebig. So schenkte er einst einem Jager, der ihm einen ungewöhnlich großen Hirsch auftrieb, ein Gut von 40,000 Thlr. an Werth. Es war ganz natürlich, daß die Ausgaben bei, weitem die 'gewöhnlichen Staatseinkünfte überstiegen. Der vom Vater gesammelte Schatz verschwand bald, und Schulden hausten sich dage- gen auf Schulden. Außerdem wurden die Unterthanen mit den

10. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 81

1837 - Leipzig : Crayen
81 Johann Sigismund. teilte sprach: „Ich maße mir keine Herrschaft über das Gewissen an, wie das auch keiner Obrigkeit zukommt. Aber eben so wenig dürfen sich auch die Unterthanen einfallen lassen, der Obrigkeit vorzuschreiben, was sie ihrem Gewissen nach glauben und bekennen soll." Mit den damals so kriegerischen Holländern kam wirklich noch in demselben Jahre ein Bündniß zu Stande. Sie rüsteten sich schnell und drangen zu Gunsten Brandenburgs in die clevischcn Lander ein. Dazu liehen sie dem Churfürsten 100,000 Thaler. Diese Geldhülfe sollte aber unserm Vaterlande theuer zu stehen kommen. Weder Jo- hann Sigismund, noch sein Nachfolger bezahlten Kapital und Zinsen. Die Schuld schwoll so an, daß sie am Ende über 12 Millionen Gulden betrug. Es wird zu seiner Zeit ihrer Tilgung Erwähnung geschehen. — So waren also die Schwerter aus der Scheide gerissen. Spanier und Holländer tummelten sich in den schönen Erbschaftslan- dern herum und drückten dieselben durch viele Erpressungen. Union und Lige standen im Begriff, ebenfalls mit ihren Schaaren loszu- brechen, — da lenkte die gütig waltende Vorsehung über Völker und Lander diesmal den Kriegssturm hinweg und brachte die gezückten Waffen zur Ruhe. Einige fremde Machte legten sich ins Mittel und verglichen zu Xanten im November 1614 die streitenden Harr- ser. Brandenburg erhielt Cleve, Mark und Ravensberg; Neu- burg Jülich und Berg. Außer der clevischcn Landererwerbung war es diesem Churfürsten noch Vorbehalten, in den erblichen Besitz Preußen's zu kommen. Der blödsinnige Herzog starb 1618, und da man früher Polen zu- frieden gestellt hatte, so wurde nun ohne Widerrede das Land dem Churhaufe Brandenburg übergeben. Johann Sigismund freute sich seines neuen Besitzthums so sehr, daß er persönlich hinzureisen beschloß, um in eigener Person die nöthigen Anordnungen und Einrichtungen zu treffen. Aber er sollte dieses Glücks nicht völlig genießen. Noch vor Ende des Jahres 1618 rührte ihn zu Königsberg der Schlag und machte ihn zu allen Geschäften untüchtig. Er kehrte im folgen- den Jahre nach Berlin zurück, legte feierlich die Negierung nieder und übertrug sie dem Churprinzen Georg Wilhelm. Er selbst wollte sein Leben ganz in der Stille beschließen und bezog deswegen das Haus seines treuen Kammerdieners Anton Freitag, in der Poststraße zu Berlin. Hier ist er denn auch den 23. Decbr. 1619 verschieden. Seine zweite Tochter, Maria Eleonore, vermahlte sich mit dem be- rühmten Gustav Adolph, König von Schweden. Der Umfang des Staats war unter dieser Regierung auf 1444 ff^Meilen gewachsen. Diese Ausdehnung brachte aber dem innern Zu- stande des Landes kein Heil. Der Wohlstand nahm ab, der Handel wurde nach und nach unbedeutender. Die Landererwerbungen in Osten und Westen hatten außerordentliche Kosten verursacht. ' Des clevifchen Erbschaftsstceites wegen mußte Brandenburg große Kriegsrüstungen Vormb. hr. xr. Gesch. 4. Aufl. ^
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TM Hauptwörter (200)200

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