Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 126

1880 - Dresden : Salomon
126 § 1. Gestalt der Erde. Globus. Karte. Die Alten hatten eine falsche Vorstellung von der Gestalt der Erde. Homer betrachtete sie als eine ruhende Scheibe, um- flössen vom Ocean und überwölbt von dem auf Säulen ruhenden Himmel, als dessen westlichste Stütze der Atlas galt, Thales als eine auf dem Wasser schwimmende Scheibe, Anaximander als einen Cylinder, dessen obere Fläche bewohnt sei; Pythagoras be- hanptete bereits Die Kugelgestalt, und Aristoteles giebt jetzt noch geltende Beweise dafür. Die richtige Ansicht brach sich nur all- mälig Bahn. Noch um 530 behauptete Cosmas Indicopleustes, die Erde sei eine viereckige Scheibe, überdeckt vom Firmaments und von einem erhabenen Rande umgeben. Jetzt zweifelt niemand mehr, daß die Erde kugelförniig ist. Die wichtigsten Beweise für die Kugelgestalt der Erde sind aber folgende: 1. Alle Himmelskörper sind kugelförmig, die Erde ist auch ein Himmelskörper und wird deshalb keine Ausnahme machen. 2. Die Erde ist wiederholt nach verschiedenen Richtungen umsegelt worden, zuerst von Magelan 1519, dann dreimal von Cook 1768—1779, und jetzt gehört eine Weltumsegelung nicht mehr zu den Seltenheiten; man gelangt immer bei fortwährender Vorwärtsbewegung zum Ausgangspunkt zurück, was nicht der Fall sein könnte, wenn die Erde nicht kugelförmig wäre. 3. Von sich uns nähernden hohen Gegenständen sehen wir in der Ebene oder auf dem Meere zuerst die Spitze und allmälig das Ganze, von sich entfernenden aber erst das Ganze, zuletzt die Spitze, was nicht der Fall sein könnte, wenn die Erdoberfläche nicht wie die Oberfläche einer Kugel gekrümmt wäre. 4. Bei Mondfinsternissen wirft die Erde stets einen kreis- förmigen Schatten auf den Mond, einen immer kreisrunden Schatten kann nur eine Kugel in jeder Lage werfen, deshalb muß die Erde kugelförmig sein. 5. Die Sonne geht den Bewohnern im Osten eher auf als den Bewohnern im Westen; ebenso bemerkt man andere Sterne am Himmel, wenn man eine Reise von Norden nach Süden macht und umgekehrt; das könnte nicht der Fall sein, wenn die Erdoberfläche nicht nach Art der Kugeloberfläche gekrümmt wäre. 6. Der Horizont ist überall kreisförmig; der Halbmesser desselben in der Ebene beträgt für die gewöhnliche Größe eines

2. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 129

1880 - Dresden : Salomon
129 Linie, welche man sich gleich weit von beiden Polen entfernt um die Erde gezogen denkt und die die Erde in die nördliche und südliche Halbkugel theilt. Parallel mit dem Aequator denkt man sich bis zu den Polen je 90 Kreise gezogen, welche Breiten- oder Parallelkreise heißen. Besonders bervorgehoben werden auf dem Globus die Wende- und Polarkreise: der Wendekreis des Krebses auf der nördlichen und der Wendekreis des Steinbocks auf der südlichen Halbkugel, je 23v20 vom Aequator entfernt, ferner der arktische oder nördliche Polarkreis und der antarktische oder südliche Polarkreis, je 66v20 vom Aequator entfernt. Die Linien, welche den Aequator rechtwinklig schneiden und durch die Pole um die Erde herum gehen, 360 an der Zahl, stellen die Meridiane oder Längenkreise vor, von denen der O-Meridian besonders hervorgehoben ist. Er theilt die Erde in die östliche und West- liche Halbkugel. Manchmal findet man am Globus noch einen kleinen Meffingring, welcher um den Nordpol gedreht werden kann. Er heißt Stundenring und ist in zweimal 12 Stunden getheilt, welche von der rechten zur linken Hand gezählt werden. Einzelne Theile der Erdoberfläche werden durch Karten dar- gestellt, die natürlich kein so getreues Abbild geben können, als der Globus. Man nennt die Darstellung der Kugel oder eines Theiles ihrer Oberfläche auf einer Fläche durch gerade Linien, welche einander entweder parallel sind oder nach einem gegebenen Punkte zusammenlaufen, Protection. Wenn die Entfernungs- linien senkrecht auf der Projectionsebene stehen, indem man sich das Auge unendlich weit von der Erde entfernt denkt, so daß die Gegenden außerhalb der Mitte sehr verkürzt erscheinen, so heißt die Projection orthographisch. Denkt man sich das Auge des Beobachters in das Ende eines Durchmessers, so daß es nach der durchsichtig gedachten concaven Hälfte der Erde sieht, so entsteht eine perfpectivifche Projection der Kugelfläche auf die Ebene eines größten Kreises, nach dessen Pol die Entsernungs- linien gezogen werden, und das Bild ist in der Mitte etwas ver- kürzt. Man nennt das die ftereographische Projection. Außer diesen Projectionen unterscheidet man noch die centrale und cylindrische. Erstere erhält man, wenn man sich das Auge im Mittelpunkt der Erde und an dem Ende ihres Radius eine auf demselben senkrecht stehende Tafel denkt und alsdann vom Mittelpunkte aus durch mehrere Punkte der Erdoberfläche bis an die Tafel Linien zieht; letztere dagegen, wenn man die Oberfläche der Erdkugel als Mantel eines Erfinders betrachtet und sie als solchen in ein Parallelogramm ausplattet, so daß

3. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 134

1880 - Dresden : Salomon
134 Dreiecke, deren Winkel sich durch directe Messung bestimmen lassen. Man mißt nämlich die Basis a b ihrer Länge nach, dann von b aus den Winkel, den die Linie b c und b d mit a b machen; ebenso von a aus den Winkel bac und c a e. Daraus berechnet man mittelst der trigonometrischen Funktionen die Länge der Linien b e und a c. Für die übrigen Dreiecke hat man nun blos Winkel zu messen, da immer wenigstens eine Seite aus frühern Berechnungen her bekannt ist. Denn sind die Seiten des Dreiecks abc bekannt, so ist auch bekannt b c als Seite des Dreiecks b c d und a c als Seite des Dreiecks a c e; das nun zu berechnende Dreieck b c d hat die Seite c d mit dem Dreiecke cdg gemein- schaftlich, aus dem wir dann das Stück c g des Meridians finden können :c. Nach den neuesten Berechnungen wird der Durchmesser des Erd- Äquators zu 12754794,31 m oder 1718,87338 Meilen angegeben, (also r — Radius — 6377394,iss w), die Länge der Erd-Axe zu 127 1 2 1 53,93 m oder 1713,12758 Meilen, so daß der Äqua- torialdurchmesser 42636,39 m größer als der Polardurch Messer ist. Der Umfang des Aequators beträgt 5400 Meilen = 2 r 7r; der Umfang im Meridian 5390,94829 Meilen. Der Quadratinhalt der Erdoberfläche beträgt 4 r^ jt= 509950714 Quadrat-Kilometer oder 9261238,3 Quadratmeilen und der Kubik- inhalt der Erde — 1082841315400 Kubik - Kilometer oder 4 tc 2650184445,1 Kubikmeilen — —-—. O Bei diesen Größenangaben ist bereits berücksichtigt worden, daß die Erde keine vollständige Kugel, sondern ein Umdrehnngs- Sphäroid, d. h. daß sie an beiden Polen abgeplattet ist. § 3. Abplattung der Erde. Für die Abplattung der Erde hat man einen Wahrscheinlich- keitsbeweis, der von der Thatsache ausgeht, daß alle Planeten abgeplattet sind, also auf Analogie sich gründet. Wichtiger sind der mathematische und physikalische Beweis dafür. Als der französische Astronom Richer 1672 eine Wissenschaft- liche Reise nack Cayenne, das 4° 56' N liegt, unternahm, be- merkte er zu seiuem Erstaunen, daß seine in Paris genau regulirte Pendeluhr täglich 148 Secuuden nachging. Er machte das Pendel 5u Linie kürzer, und die Uhr ging richtig. Nach Paris zurück- gekehrt, ging die Uhr täglich 148 Secunden vor und erst dann

4. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 148

1880 - Dresden : Salomon
148 Einen dritten Beweis für diese Annahme bietet die von Bradley 1727 entdeckte Aberration des Lichts. Dieser Astronom fand nämlich, daß sämmtliche Fixsterne ihren Standort das Jahr hindurch ein wenig verändern. Diese Veränderung findet ihre Erklärung allein in der Thatsache, daß die Erde um die Sonne sich dreht. Denken wir uns einmal, Iii sei ein Schiff in rascher ig Bewegung von h nach i und aus a werde 'a'a' eine Kanonenkugel nach demselben abge- ---—schössen, die dasselbe erreichen könnte. Sie schlage in d ein Loch durch die eine Wand; da sich aber das Schiff so rasch bewegt, so wird die Kugel nicht mehr die in ge- rader Linie mit ad liegende Stelle e treffen, sondern die Stelle g wird von ihr erreicht. Sieht man aber durch die beiden Löcher d und g, so glanbt man, wenn das Schiff ruht, die Kugel müsse aus b gekommen sein. Bewegte sich das Schiff von i nach h, so wird dieselbe Kugel, welche in ä einschlägt, in f stehen, wenn man sie wieder durch die a je beiden Löcher fd bestimmte. Denken wir uns nun, E E sei ein Theil der Erdober- fläche und in b stehe ein Fixstern. Stünde die Erde still, so müßte derselbe in der Richtung be gesehen werden; da sie sich aber bewegt, so muß die Richtung, in welcher man den Stern sieht, eine andere werden. Ist die Geschwindigkeit des Liätes = be und die Bewegung der Erde = Ed in einer bestimmten Zeit, so muß, nach dem Parallelogramm der Kräfte, der Stern in der Richtung b d gesehen werden, da die Richtung sich zusammensetzt aus der Bewegungsrichtung des Lichtes und der Erde. Der Aber- rationswinkel adb = edg beträgt nach Strnve 20,2 Seeunden. § 8. Die Ekliptik. Die scheinbare Sonnenbahn oder die wirkliche Erdbahn heißt Ekliptik (eclipses Finsternisse). Auf dieser könnte die Erdaxe verschiedene Stellungen haben. Würde sie horizontal darauf liegen und immer nach denselben Punkten am Himmel zeigen, also ihre Lage nicht ändern, so würde die von der Sonne abgewendete Halb- kugel ewige Nacht und eisige Kälte haben, stünde sie vertikal darauf, so gäbe es keinen Wechsel der Jahreszeiten. Fig. 15 veranschaulicht

5. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 16

1880 - Dresden : Salomon
16 Unter allen Continenten hat Europa, daß ein merkwürdiges Durch- und Ineinandergreifen aller plastischen Formen auszeichnet, das günstigste Relief. Die reiche horizontale Gliederung dieses Erdtheils, dessen peninsulare Schlankheit von O. uach W. ckarakte- ristisch wächst, hat zur Folge gehabt, daß eine große geschlossene Massenerhebung, welche die Cnltur- und Völkerbewegnng so sehr hemmt, eine überwiegende Bildung nicht erlangen konnte. § 3. Eintheiluug und Bedeutung der Gebirge. Wenn auch allen großen Gebirgen ein ziemlich auffallender Parallelismus gemeinsam ist, so sind sie dock unter einander sehr verschieden. Sie werden nach ihrer Richtung, Gestaltung, Höhe und Entstehung eingeteilt. Vergleicht man die Gebirge nach ihrer Richtung, so springt der Parallelismus der Axen- richtungen sofort in die Augen, eine Erscheinung, welche sich auf wenige, geradein den gewaltigsten Gebirgsmaffen vorherrschende Richtungen zurückführen läßt. Bon diesen sind die häusigsten die gerade zwischen Nord und Süd und zwischen Ost und West oder in der Richtung der Meridiane und Parallelkreise sich erstreckenden. A. von Humboldt hat deshalb die ersteren Meridianketten und die letzteren Parallelketten genannt. Das Vorherrschen einer dieser Hauptrichtungen prägt ganzen Continenten einen verschiedenen Charakter auf. Auf dem Ostcontinente herrschen die Parallelketten vor, und dieser Gebirgsrichtung entspricht die Ausbreitung der Landmasse von W. nach O. oder genauer von Wsw. nach Ono.; auf der Westfeste, mit der Richtung von Sso. uach Nnw., sind die Meridianketten vorherrschend. In der alten Welt finden wir daher auf verhältuißmäßig geringer Erstrecknng von Norden nach Süden vielfache Wechsel und scharfe Begrenzung der Klimate durch ostwestliche, die klimatischen Uebergänge hindernde Gebirgswälle; in der neuen dagegen allmälige Uebergänge des Klimas. A. von Humboldt vergleicht eine Meridiankette der alten Welt mit den Cordilleren Amerikas. Er führt vier große zusammengehörige Meridianketten derselben Normaldirection auf: Ghats, Soliman, Bolor und Ural. Ihre Axen laufen unter sich parallel; sie sind nicht zusammenhängend, also auch keine Verlängerungen von ein- ander. Aber diese parallelen Gebirgsaxen sind je weiter nach Norden, desto mehr westwärts von einander abgerückt. Sie alter- niren durch Ungleichheit der Zwischenräume, bilden aber doch ein großes System von Meridianketten, welches die ganze alte Welt

6. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 71

1880 - Dresden : Salomon
71 Funken durch die Luft gebildet, geht leicht chemische Verbindungen ein und zerstört schädliche Stoffe der Luft. Die Gase der Luft würden sich im Räume zerstreuen, wenn sie nicht unter dem Einflüsse der Schwerkraft der Erde ständen. Sie können sich nicht in's Unendliche ausbreiten, ihre Ausbreitung hat vielmehr ihre Grenze, die sich freilich sehr schwer bestimmen läßt; denn die Anziehungskraft erlahmt mit dem Quadrat der Entfernungen, und so wird die Luft in den obern Schichten immer mehr dem ihr innewohnenden Triebe zu folgen vermögen, sie wird von immer größerer Verdünnung werden und schließlich von so geringer Dichtigkeit sein, daß der Begriff einer Grenze vollständig unmöglich wird, lieber 30 Meilen Höhe der Atmosphäre hinaus müssen die Luftschichten in ein Nichts verschwinden; denn die Luft würde hier eine Biertelbillionmal dünner sein als auf der Erde und bei 35 Meilen Höhe mehr als 75 Billionmal, was über alle Begriffe geht. Hiernach muß die Höhe der Atmosphäre zu etwa 30 Meilen angenommen werden. Ein Maximum der Lust- höhe ergiebt sich aus den Gesetzen der Schwere und der Schwung- kraft, weil über eine gewisse Grenze hinaus die Schwere durch die Schwungkraft ganz aufgehoben wird und alle Theilchen der Luft in den Weltenraum hinaus geschleudert würden. Nach Laplace beträgt dieses Maximum uuter dem Aeqnator etwa 4865 Meilen. Aus der Ausdehnung des Dämmerungsscheines, der durch die Strahlenbrechung der Atmosphäre bedingt ist, hat man die Höhe der Luft im Maximum auf 10, im Minimum auf 6 Meilen be- rechnet. In einer Höhe von 8 Meilen ist die Luft so verdünnt wie in den sogenannten luftleeren Räumen der Luftpumpe, aber nach Arago doch noch dicht genug, um durch das Zurückwerfen des Sonnenlichts oen Zustand der Dämmerung hervorzubringen. Nach Delambre beträgt die Höhe, bis zu welcher die Lufttheilcheu im Stande sind für uns bemerkbares Licht zurück zu werfen, sogar 10 Meilen. Wäre die Atmosphäre überall gleichmäßig dicht, so ließe sich die Höhe derselben leicht berechnen. Es ist bekannt, daß unter Annahme eines mittleren Barometerstandes zu 28 Zoll das Ge- sammtgewicht der Atmosphäre gleich sein würde dem Gewicht eines 28 Zoll tiefen Quecksilbermeeres, welches die Erdoberfläche gleich- mäßig bedeckte. Demnach müßte sich die Höhe der Atmosphäre zur Höhe des Barometerstandes umgekehrt verhalten, wie die Dichte des Quecksilbers zur Dichte der Luft. Bei 0° Ce. ist nun die atmosphärische Luft 10513,5 mal leichter als Quecksilber, folglich müßte jich die Höhe der Atmosphäre Ii aus der Pro- Portion ll: 28 — 10513,5 : 1 ergeben, wenn eben die Dichtigkeit

7. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 74

1880 - Dresden : Salomon
74 Gange der Lufttemperatur zu unterscheiden. Hätte die Erdober- fläche überall gleiche Beschaffenheit, so könnte die Abnahme der Temperatur mit der Entfernung vom Aequator durch die heiße, gemäßigte und kalte Zone berechnet werden, da man das Gesetz kennt, nach welchem die Wirkung der Wärmestrahlen auf eine Fläche mil abnehmendem Neigungswinkel schwächer wird, und die täglichen und jährlichen Variationen der Lufttemperatur müßten vollkommen regelmäßig verlaufen. Allein die Wirkung der Sonnenstrahlen hängt noch von mancherlei andern Umständen ab: von der Boden- beschaffenheit und Bodenerhebung, Gebirgsrichtung, Bewässerung, Himmelsbedeckung und dem Vorherrschen gewisser Winde. Deshalb können die Temperaturverhältnisse einer Gegend keineswegs nach ihrer Entfernung von: Aequator genau bestimmt werden, und die Lufttemperatur kann nicht für alle Orte derselben geographischen Lage gleich sein. Den täglichen Gang der Temperatur an einem bestimmten Orte erfährt man durch Beobachtung und Notirung des Thermo- meterstandes von Stunde zu Stunde. Das Minimum der Tem- peratur tritt in der Regel vor Sonnenaufgang, das Maximum aber einige Stunden nach 12 Uhr ein und zwar später im Soin- mer und früher im Winter. Hat die Sonne ihren Culminations- Punkt erreicht, so ist eben die Temperatur der Erdoberfläche noch keineswegs so hoch gestiegen, daß sie ebensoviel Warme gegen die Atmosphäre ausstrahlen könnte, als sie durch die Sonnenstrahlen empfängt. Nimmt man aus den 24 im Laufe des Tages ge- machten Thermometerbeobachtnngen das arithmetische Mittel, so erhält man die mittlere Temperatur des Tages. Dieselbe findet man auch ziemlich genau, wenn man das Mittel ans den Thermo^ meterständen nimmt, die man in mehreren gleichnaniigen Tages- stunden, etwa um 4 und 10 Uhr Morgens und 4 und 10 Uhr Abends, oder auch 6 Uhr Morgens, 2 Uhr Nachmittags und 10 Uhr Abends, beobachtet hat. Ans den Mittlern Temperaturen der 30 Tage eines Monats ergiebt sich die mittlere Temperatur des Monats, und die aus 12 Monatsmitteln gezogene Mittel- zahl zeigt die mittlere Temperatur des ganzen Jahres an. Da aber die mittlere Temperatur eines und desselben Monats von eineni Jahr zum andern oft sehr veränderlich ist, so kann man die wahre Mitteltemperatur eines Monats nur dadurch genauer bestimmen, daß man den Durchschnitt der Mitteltemperaturen von einer längern Reihe von Jahren sucht. Ebenso zieht nian das allgemeine Jahresmittel aus einer langjährigen Reihe von Beob- achtungen. Im Allgemeinen ist die mittlere Jahrestemperatur eines

8. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 34

1880 - Dresden : Salomon
34 durch Seismometer. Das von Cacciatore zu Palermo con- struirte besteht aus einem flachen Becken, dessen Seitenwände in gleicher Höhe und in gleichen Abständen von 8 Löchern durchbohrt sind. Auf der Außenseite umgiebt dasselbe ein ringförmiger Wulst, welcher von ebenso viel Rinnen, den Löchern entsprechend, durch- furcht ist. Das Gefäß ruht auf einer massiven Scheibe, welche 8 kleine Becher trägt, in welche die Rinnen münden. Stellt man nun das mit Quecksilber gefüllte Gefäß so auf, daß die 8 Löcher nach den Weltgegenden weisen, so wird das Quecksilber aus dem der Richtung der Bewegung entsprechenden Loche in den darunter befindlichen Becher fließen und so die Richtung der Bewegung anzeigen. Gewöhnlich unterscheidet mau drei Arten der Erschütterung, die freilich gewöhnlich nicht vereinzelt, sondern verbunden auftreten: undulatorische oder wellenartige, sukkussorische oder auf- stoßende und rotatorische oder wirbelnde. Bei der undulato- rischen Erschütterung geschieht die Fortpflanzung der Bewegung theils in linearer Richtuug, theils in Ellipsen, in denen sich wie aus einem Centrum die Schwingungen mit abnehmender Stärke gegen den Umfang horizontal fortsetzen. Die Erschütterungswelle wird durch die mechanische Struktur der Gebirge etwas modisicirt. Solche Erdbeben können von furchtbarer Wirkung sein; denn wenn die Wellenberge zur Basis eine bedeutende Höhe haben, so müssen die an der Oberfläche befindlichen hohen Gegenstände aus ihrer senkrechten Stellung gebracht werden und umstürzen. Bei den sukkussorischen Erschütterungen erfolgt der Hauptstoß von unten nach oben in mehr oder minder senkrechter Richtung. Sie sind besonders furchtbar. Bei dem Erdbeben von Riobamba 1797 wurden durch die senkrechte Wirkung viele Leichname der Ein- wohner auf einen ziemlich hohen Hügel geschleudert; ebeuso konnte 1812 in Caracas nichts den Stößen von unten nach oben widerstehen, die ganze Stadt wurde zertrümmert, und 10000 Menschen verloren das Leben. Die rotatorischen Erschütteruugen zeigen der Bewegung entsprechende Wirkungen: Umwenden der Statuen und Mauern ohne Umsturz, Krümmung von vorher parallelen Baunireihen, Verdrehung von Getreidefeldern. In Valparaiso wurden 1822 mehrere Häuser umgedreht und drei Palmen um einander gewunden. Die linearen und longitudinalen Erdbeben verbreiten sich von einem Punkte aus in einer bestimmten Richtung auf einen langen und schmalen Landstrich, häufig parallel den Gebirgsketten. Bei den centralen Erdbeben geht die Erschütterung von einem

9. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 35

1880 - Dresden : Salomon
35 eng begrenzten Räume, dem Focus, aus, innerhalb dessen sie am heftigsten ist, und verbreitet sich strahlenförmig nach allen Rich- tungen, so daß die Wellen ähnlich fortschreiten wie die Wellen eines Wasserspiegels, in den ein Stein geworfen wird. Den Be- reich, innerhalb dessen die Erschütterungen bemerklich sind und an dessen Umfang sie enden, nennt man Erschütterungskreis. Derselbe hat oft einen ungeheuren Umfang. Das Erdbeben von Lissabon, den 1. November 1755, erstreckte sich auf einen Erdraum von 700000 Quadratmeilen. Lineare Erdbeben sind in Süd- amerika auf einer Strecke von 300 Meilen und von Syrien aus bis nach Spanien und bis nach Iiidien zwischen dem 38. und 40. Breitengrade wahrnehmbar gewesen. Die Dauer der Erdbeben beschränkt sich aus Secunden, höchstens Minuten. Das Erdbeben von Venezuela im Jahre 1812 begann mit einem 6 Secunden anhaltenden Stoße, welcher die Glocken in Caracas bewegte, woraus ein Stoß von 12 Secunden Dauer und ein 3—4 Secunden andauernder senkrechter Stoß folgte, der in Verbindung mit einer nachfolgenden nndulatorifcheu Bewegung die Stadt Caracas in einen Trümmerhaufen verwan- delte. Das Erdbeben von Jamaika 1862 dauerte 3 und das von Lissabon 5 Minuten, aber schon der erste gewaltige Stoß von 8 Secunden Dauer zertrümmerte die meisten und größten Ge- bände. Die angeblichen Vorzeichen von Erdbeben, namentlich Witterungserscheinungen, sind nur problematisch. Daß höhlen- bewohnende und andere Thiere vor einem Erdbeben unruhig wer- den und ihre Schlupfwinkel verlassen, kommt vielleicht daher, daß unathembare Gase aus der Erde dringen. In Südamerika und auf den Molukken fallen die meisten Erdbeben in die Regenzeit, in Europa in den Winter. Nach Volger kamen von 1230 Erdbeben in der Alpengegend 150 auf den Januar, 143 aus den Februar, 138 auf den März, 119 auf den April, 58 auf deu Mai, 54 auf den Juni, 40 auf den Juli, 47 auf den August, 117 auf deu September, Iii auf den October, 85 auf den November und 186 auf den Deccmber. Auch der Mond mag einen gewissen Einfluß auf die Erdbeben haben, da in den Syzygien mehr Erdbeben vorkommen als zur Zeit der Quadraturen. Perrey meint, daß er in dem flüssigen Erdinnern eine Art Ebbe (Quadraturen) und Fluth (Syzygien) erzeuge, so daß die Erde am häufigsten erbebt, wenn auch der Ocean seine stärksten Schwankungen hat. Die Erdbeben rufen große Veränderungen auf der Erdober- fläche hervor: Thäler entstehen oder werden verschüttet, Berge 3*

10. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 117

1880 - Dresden : Salomon
117 heutigen (Kulturvölker und der derzeitigen Culturstufe der Natur- und Dämmerungsvölker zeigt sich auch bezüglich der Hausgeräthe und Werkzeuge, wie man sich leicht in den ethnographischen Museen überzeugen kann. Auf der Weltausstellung zu Paris fanden sich Werkzeuge aus dem Steinzeitalter neben Werkzeugen von Ein- geborenen Afrikas und den Sandwich-Inseln, die von gleichem Material und gleicher Construction waren, als ob sie einer Periode angehörten. So war von den Sandwich-Jnseln eine Hacke aus- gestellt, deren Stiel aus Wurzel- oder Astholz gefertigt ist und auf dem gebogenen kürzeren Theile einen schweren, spitz auslaufenden Stein trägt, welcher mit Stricken aus Bastfasern befestigt wird, also das moderne Steinzeitalter des Menschengeschlechts repräsentirt. Auf einer gewissen Stufe ist die Cultur ganz abhängig Von dem Boden, von geographischen Verhältnissen; in dem Maße aber, wie die Herrschaft des Geistes über die Materie wächst und die Cultur fortschreitet, in dem Maße befreit sich letztere von dem Einflüsse geographischer Verhältnisse; freilich kann das Abhängig- keitsverhältniß nie ganz aufhören. Betrachtet man aufmerksam die Culturentwickelung eines bestimmten Landes, so wird man bald erkennen, daß sie mehr oder weniger von der Landesnatur bedingt und beeinflußt wird. „Jedem Orte ist seine Geschichte eingeboren." Manches Land hat durch seinen großen Mineral-, Wald- oder Wasserreichthum eine großartige industrielle Bedeutung erlangt und eine entsprechende reiche Geschickte; ein anderes ist durch seine centrale Lage und günstige Terrainbeschaffenheit häufig der Schau- Platz von Kriegen und Völkerbewegungen geworden, wodurch seine Culturentwickelung gehemmt oder eigenthümlich gestaltet worden ist. Gewisse Gegenden eignen sich nur für Wald- oder Garten- bau, andere dagegen für die Dreifelder- und freie Wirthschast. Bon der Natur des Landes hängt ferner bis zu einem gewissen Grade die Quantität und Qualität der menschlichen Ansiedelung ab: Stärke der Bevölkerung, Verkeilung und Form der Wohn- orte, Bauart der Häuser. Inwiefern? Der Grund, warum die vornehmsten Städte eben auf dem Platze, wo sie stehen, und auf keinem anderen angelegt worden sind, ist mit in geographischen Verhältnissen zu suchen. Viele Städte liegen in der Nähe reicher Fundörter eines wichtigen Natur- Produktes und verdanken diesem ihre Größe, verfallen aber auch wieder, sobald die Fundgrube erschöpft ist: Salz- und Berg- Werks-, Steinkohlenstädte. Andere Städte verdanken ihre Größe und Bedeutung der militärischen Festigkeit. Wie häufig bei den alten
   bis 10 von 26 weiter»  »»
26 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 26 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 1
3 1
4 1
5 1
6 0
7 7
8 1
9 0
10 2
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 1
17 1
18 1
19 2
20 0
21 16
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 1
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 6
46 1
47 3
48 0
49 9

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 8
4 2
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 6
13 0
14 0
15 0
16 2
17 2
18 0
19 0
20 0
21 1
22 0
23 0
24 0
25 2
26 0
27 13
28 1
29 0
30 1
31 0
32 3
33 0
34 0
35 0
36 1
37 4
38 2
39 0
40 0
41 1
42 0
43 1
44 0
45 2
46 3
47 0
48 1
49 0
50 6
51 0
52 2
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 1
69 0
70 2
71 0
72 0
73 0
74 1
75 1
76 1
77 0
78 0
79 0
80 0
81 6
82 0
83 0
84 0
85 2
86 0
87 1
88 0
89 0
90 1
91 2
92 4
93 0
94 2
95 0
96 0
97 0
98 1
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 12
1 4
2 14
3 24
4 16
5 7
6 15
7 6
8 10
9 76
10 10
11 1
12 30
13 5
14 2
15 5
16 19
17 23
18 66
19 21
20 3
21 34
22 3
23 2
24 63
25 17
26 74
27 13
28 6
29 31
30 57
31 16
32 7
33 221
34 35
35 10
36 2
37 4
38 3
39 80
40 52
41 2
42 13
43 27
44 40
45 7
46 29
47 26
48 13
49 59
50 64
51 31
52 9
53 2
54 7
55 186
56 1
57 19
58 44
59 233
60 6
61 40
62 14
63 12
64 37
65 158
66 3
67 6
68 3
69 1
70 2
71 20
72 25
73 17
74 51
75 35
76 5
77 12
78 1
79 15
80 22
81 198
82 45
83 30
84 5
85 11
86 0
87 10
88 26
89 15
90 1
91 31
92 18
93 3
94 41
95 33
96 9
97 89
98 22
99 13
100 142
101 0
102 44
103 34
104 7
105 1
106 23
107 20
108 6
109 22
110 48
111 22
112 23
113 4
114 23
115 5
116 28
117 0
118 4
119 17
120 7
121 82
122 6
123 21
124 35
125 15
126 17
127 46
128 4
129 7
130 14
131 83
132 7
133 10
134 4
135 2
136 100
137 3
138 3
139 2
140 54
141 2
142 18
143 71
144 10
145 16
146 9
147 32
148 9
149 0
150 35
151 27
152 40
153 0
154 18
155 55
156 73
157 42
158 9
159 11
160 5
161 120
162 12
163 9
164 51
165 29
166 52
167 5
168 9
169 29
170 41
171 15
172 44
173 97
174 5
175 205
176 16
177 168
178 7
179 58
180 54
181 9
182 77
183 135
184 18
185 10
186 11
187 12
188 7
189 10
190 1
191 28
192 16
193 19
194 18
195 6
196 86
197 16
198 50
199 83