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1. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 84

1880 - Dresden : Salomon
84 theilung der Wärme, als auch wegen des reickern Schneefalls, der sehr viel Wärme zum Wegschmelzen braucht, liegt bei gleicher mittlerer Iahreswärme in der Ebene die Schneegrenze für ein Küstenklima tiefer als für ein Landklima. Aus der Nordseite des Himalaya liegt die Schneegrenze um 970 m höher als an der Südseite, was sich aus dem bedeutend stärkern Niederschlag auf dem südlichen Abhang, aus der starken Erhitzung der Hochebenen Centralasiens und aus dem steilen Abfall des Gebirges nach Süden erkärt. Eigentlich wäre es richtiger, für Schneelinie Grenze des Gletschereises zu sagen, da das die wirkliche Schnee- grenze ist. Betrachtet man im Hochsommer von einem hohen Berge ein Alpengebiet, so gewahrt man beim ersten Blicke jene Regionen, in welche das Terrain in physikalischer Beziehung zer- fällt: die Cultnr-, Wald- und Felsregion, die durch ihre befon- dere Farbe sich kennzeichnen, innerhalb dieser Regionen aber noch weiße Flächen, Schnee und Gletschermassen, die aber keineswegs überall sich finden und bis zu den höchsten Spitzen hinaufziehen. Deshalb darf man nicht denken, das Hochgebirge sei über der Schneelinie mit einer zusammenhängenden Schneedecke überzogen. In den Anden von Equator, unter dem Aequator liegt die Schneegrenze 4824 m hoch, im Himalaya, 31° N., 3956 m, im Kaukasus, 43° N., 3372 m, in den Pyrenäen, 43° N., 2728 m, in den Alpen, 45° 45' N., 2708 m, im Altai, 50° N., 2144 m, in den skandinavischen Alpen, 62° N., 1600 m, an der nor- wegischen Küste unter 71° N., 712 m und im Norden von Spitz- bergen, 80° N., erreicht sie das Niveau des Meeres. Die Aus- dehnung des ewigen Schnees verändert sich in jeder Zone etwas nach Maßgabe der Jahreszeiten, es tritt im Sommer ein Mini- mum, im Winter ein Maximum der Ausdehnung ein; der ewige Schnee geht vor- und rückwärts. Dieses Vor- und Zurückgehen desselben heißt die Oscillation der Schneelinie. Die Region des ewigen Schnees ist die Geburtsstätte der Gletscher, in Tyrol Ferner, in Savoyeu und Wallis Glacier, in Norwegen und Island Jökull genannt. Man versteht darunter die aus den Schneemassen der obern Gebirgsregion entstehenden zusammenhängenden Eismassen, die in den muldenartigen Ver- tiefungen lagern und sich langsam abwärts bewegen. Es sind gleichsam zwischen Berg- und Felsenketten herabkommende, zu Eis erstarrte Ströme, die im Thale ihren Lauf beschließen und, auf- gelöst zu Wasser, durch den Strom dem Meere zueilen. Sie haben das Hochgebirge von einer drohenden Schneeüberlastung zu befreien und einer allmäligen Totalerkaltung seines Gebietes

2. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 87

1880 - Dresden : Salomon
87 steilwandigen, tief in das Land eingreifenden und oft vielverzweigten schmalen Meeresarme, lediglich als ein Resultat der nagenden Einwirkungen der Gletscher betrachtet, aber jedenfalls ohne hin- reichenden Grund; dieselben sind vielmehr Spalten, die durch Zer- trümmerung der Küste, bei Gelegenheit ihrer Erhebung, in das Gebirge eingesprengt wurden. Indeß fehlen den Fjordbildungen nirgends die Eismassen und ihre mechanischen Kräfte, denn ent- weder sind sie noch gegenwärtig die Rinnsale von Gletschern, oder wir treffen Gletscher in ihrer Nähe, oder wo sie in der historischen Zeit fehlen, begegnen wir ihnen in der nächsten geologischen Ver- gangenheit. So ist Grönland ein vergletschertes Hochland, und seine Fjorde sind die Gefäße, durch die sich die Gletscher ergießen, deren Endstücke alljährlich abbrechen, um dann als Eisberge zu- nächst in die Baffinsbay und die Davisstraße zu schwärmen und zuletzt in's atlantische Meer hinausgetragen zu werden, wo sie, am östlichen Gestade des Golfstroms aufgehalten, in der Nähe der Newfoundlandbanke zusammenschmelzen. Wir haben in Nor- wegen dieselbe Erscheinung, das, wie schon Wahlenberg erkannte, allein Gletscher erzeugt, während sie in dem an Niederschlägen armen Schweden fehlen. Wir finden Gletscher auf Spitzbergen und auf Island. Sie fehlen nicht auf der Südinsel Neu-Seelauds, und sie reichen in der Magelanstraße bis in das Meer herab. Nach Darwin sind Missionaire an der Fjordküste des westlichen Patagoniens Eisbergen selbst noch in der Laguna de Raphael, 46" 33' S., begegnet. Im Himalaya und seinen nördlichen Nach- bargebirgen ist die Gletscherbilduug am großartigsten. § 6. Bewegung der Luft. Die Bewegungen und Störungen der Luft haben ihren Grund in einer Störung des Gleichgewichtes der Atmosphäre, die hauptsächlich durch die ungleiche und wechselnde Erwärmung der Erdoberfläche bedingt ist. lieber dem Boden wird nach erfolgter Erwärmung desselben durch die Sonnenstrahlen die Luft ausgedehnt und specisisch leichter; sie steigt deshalb in die Höhe und zieht die unten von den kältern Seiten zuströmende Luft immer aufs Neue in diesen Strom. Der aufsteigende Luftstrom aber ist das Grundelement aller Winde, wie man am besten an den Land- und Seewinden sehen kann, welche an den Küsten bei Tage vom Aceere nach dem Lande und des Nachts vom Lande nach dem Meere wehen. Unter dem Einfluß der Sonnenstrahlen wird das

3. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 89

1880 - Dresden : Salomon
89 Punkt des Aequators beschreibt täglich 5400, Dresden, das unter dem 51.° liegt, nur 3287 Meilen (die Drehungsgeschwindig- leiten der Punkte verschiedener Breiten verhalten sich wie die Cosi- nnsse der Breiten). Die Luft nnn, welche über den Parallelkreisen liegt, die eine langsamere Bewegung haben, nimmt an der Drehung Theil, und kommt sie in Breiten mit größerer Rotationsgeschwindig- keit, so wird sie gegen diese zurückbleiben und ihnen entgegen zu wehen scheinen, da sie in Folge des Beharrungsvermögens die anfängliche Geschwindigkeit erst beizubehalten strebt. Der Polarstrom wird also von seiner Richtung nach Süden durch jenes Zurückbleiben abgelenkt und darum nicht als Nordwind, sondern als Nordostwind erscheinen, und zwar um so mehr, je näher er dem Aequator konimt. Mit der gleichen Regelmäßig- keit weht dieser Nordostwind innerhalb der heißen Zone nördlich vom Aequator und zwar im atlantischen Oceane zwischen 5° und 29° oder 30° N., im großen Ocean bis zum 25.° N. Auf der südlichen Halbkugel entspricht demselben ein Südwestwind, der, wie der Nordostwind auf der nördlichen Halbkugel, mehr und mehr zu einem Ostwind wird, je mehr er sich dem Aequator nähert. Man nennt diese unveränderlichen Winde Passatwinde, vielleicht deshalb, weil die Seefahrer dieselben benutzten, nm den Ocean zu passiren (Columbus). In der Zone der Passatwinde findet sich in den höhern Re- gionen der Luft, wie man auf einem hohen Berge, etwa dem Pic de Teneriffa, beobachten kann, ein dem Passatwind entgegengesetzter Wind, ein oberer Passatwind, der aus der nördlichen Halbkugel südwestliche und auf der südlichen Halbkugel nordwestliche Richtung hat. Er findet seine Erklärung darin, daß, während beständig in der untern Region von den Polen her Luft gegen den Aequator strömt, die hier aufsteigende in der höhern Region gegen die Pole abfließt. Zwischen den Passatwinden der beiden Hemisphären ist die Zone der Calmen oder Windstillen, in welcher die Luft entweder ganz ruhig ist oder mäßige Westwinde abwechselnd mit kurzan- dauernden aber sehr heftigen Wirbelströmen, Tornados genannt, herrschen. Sie liegt wegen der größern Landanhäufung und der dadurch bedingten größern Wärmeverbreitung auf der nördlichen Halbkugel immer nördlich vom Aequator, 2°—4° N., wechselt aber ihre Lage und Breite nach den Jahreszeiten. Im atlantischen Ocean beträgt die Breite derselben etwa 5 ° 52', im Winter 3° 20', im Frühling 4° 2\ im Sommer 8° 5', und im Herbst 6 ° 40'. Durch die Vertheilung des Landes wird der Passatwind in eigentümlicher Weise modificirt. Wenn Asien (vom October

4. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 101

1880 - Dresden : Salomon
101 mit seiner kurzen und Frankreich mit seiner langen Vegetations- Periode annähernd gleiche Phytoifothermen besitzen, so sind ganze Formationen der Vegetation identisch. Ebenso läßt sich die Aehn- lichkeit der alpinen Vegetation in den Alpen und in Lappland insofern klimatisch erklären, als die mittlere Wärme der wenigen Monate, auf welche hier der Saftumtrieb der Pflanzen beschränkt ist, in beiden Gebieten übereinstimmt. Je weiter nach den Polen hin, desto ärmer an Arten und desto gleichartiger wird die Flora, desto zwerghafter werden die Pflanzen, desto seltener und unscheinbarer die Blumen; je weiter nach dem Aequator, desto größer die Zahl der Arten, desto mannigfaltiger und großartiger die Formen und Farben. Im Allgemeinen herrscht das Gesetz, daß mit abnehmender Tempera- tur die Zahl der Arten abnimmt, dabei aber die Kryptogamen und Monokotyledonen gegen die Dikotyledonen Im Verhält- niß wachsen. Am Aequator sind unter 100 Pflanzen nur 4, in Mitteleuropa ca. 50, in Lappland 54 Kryptogamen. Unger hat vorgeschlagen, die gesammte Oberfläche der Erde in verschiedene Pflanzenzonen zu theileu, die von den beiden Polen zum Aequator hin symmetrisch auf einander folgen. In diesen Zonen wird gleichsam das Klima sichtbar, und da sich dasselbe im Sinne der geographischen Breite und der Erhebung (Elevation) über den Meeresspiegel ändert, so entsprechen den Pflanzenzonen unter dem Aequator ebenso viele Pflanzenregionen. Auf diese Weise erhalten wir äußerst anregende Naturgemälde. Umstehend findet sich eine vergleichende Darstellung derselben. In Bezug ans die wichtigsten Culturpflanzen unterscheidet man wohl auch: die Zone der Sommer-Cerealien bis zum 45.° oder 50.° der Breite, die Zoue der Weincultur zwischen 50° und 35°, die Zone der Baumwolle zwischen 35° und 20° und endlich die Zone der Banane bis zum Aequatov. Als wichtigste Brotpflanze muß der Reis bezeichnet werden, er nährt die meisten Menschen; uach ihm folgen Weizen und Mais. In Europa bildet etwa der arktische Kreis die Grenze der Brotpslanzen nach Norden. Gerste und Hafer sind Hauptnahrung in Schottland und Nor- wegen, Roggen gedeiht besonders in Dänemark und deu Ostsee- länvern, Weizen in Frankreich, England, Süddeutschland und Ungarn, Mais vom 50.° und Reis vom 45.° der Breite an. Afrika hat im Capland Weizen, unter deni Aequator Mais und Reis, auch Dnrrha oder Mohrenhirse, in Egypten Mais und Weizen, in Nubien Gerste und Darrha und in den Oasen Datteln; Asten im Norden bis 55° oder 60° N. Gerste, Hafer und

5. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 96

1880 - Dresden : Salomon
96 keine Spur von Than finden, obschon es ringsum stark gethaut hat. Wie kommt das? Für die Vegetation, namentlich in regenarmen Gegenden und Zeiten, ist der Thau sehr wichtig, da er den Pflanzen Feuchtigkeit bringt. Die Temperatur, bei welcher das überflüssige Wasser sich verdichtet und ausscheidet, ist der Siittigungs- oder Thaupunkt (siehe p. 94). Wird die mit Feuchtigkeit gesättigte Luft abgekühlt, so kann der Wasserdampf, der sonst durchsichtig ist wie die Lust, als solcher nicht mehr bestehen; er scheidet sich aus derselben aus und bildet kleine Bläschen, welche die Luft mehr und mehr undurchsichtig machen, wenn sie in größern Massen angehäuft sind. Diese Wasserbläschen schweben in der Luft trotz ihrer größern specifischen Schwere, weil sie im Vergleich zu ihrer Oberfläche eine geringe Masse haben. Diese mehr oder minder dichte, die Luft trübende Anhäufung von Wasserbläschen in der Atmosphäre heißt Nebel. Er tritt besonders häufig in dem vom Golfstrom beeinflußten Großbritannien und Newsoundland auf. Daß über Flüssen, Seen und feuchten Auen sich häufig Nebel bilden, kommt daher, daß die mit Feuchtigkeit gesättigte warme Luft sich mit Luftschichten mischt, welche durch Berührung mit dem kälteren Wasser oder Boden schon eine niedrigere Temperatur angenommen haben und die Verdichtung des Wasserdampfes bewirken. In den großen Sandwüsten der alten Welt, wo Regen und Thau mangeln, kommen auch keine Nebel vor. Was der Nebel über der Erdoberfläche ist, das sind die Wolken in der Höhe. Ersteigt man einen Berg, so kann man in einen Nebel gelangen, der, vom Fuße des Berges aus gesehen, als Wolke erscheint. Wegen ihrer großen Leichtigkeit können die kleinen Wasserbläschen, welche die Wolken bilden, nur langsam niedersinken; auch werden sie oft am Niedersinken durch einen auf- steigenden Luftstrom gehindert, weshalb sie in der Luft schweben und von ihr fortgetragen werden. Als Segler der Lüfte eilen die Wolken bald mehr, bald weniger. Howard unterschied 3 Haupt- arteu von Wolken: Federwolke oder eirrus, Haufenwolke oder cumulus und Schichtwolke oder stratug, und vier Uebergangs- formen: die fedrige Haufenwolke, cirro-cumulus, auch Schäfchen genannt, die fedrige Schichtwolke, cirro-stratus, die streifige Haufenwolke, cumulo-stratus, und die Regenwolke, nimbus. Die Federwolke besteht ans sehr zarten, bald mehr streifigen, bald mehr locken- oder federartigen Massen, welche in Höhen von 6500 m schweben und wahrscheinlich ans kleinen Schneeflöckchen oder Eisnadeln bestehen. Sie erscheinen nach schönem Wetter

6. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 98

1880 - Dresden : Salomon
98 lichen itnb eine des festen Niederschlags; evftere hat nur Regen, letztere meist Schneefall, und die zweite hat Regen und Schnee, je nach der Jahreszeit. In der heißen Zone bringen die herrschenden Ostwinde den Regen, deshalb ist die Ostküste regenreich, die West- küste aber regenarm; in der gemäßigten Zone bringen die Südwest- und Westwinde Regen, deshalb ist hier die Westküste regenreich, die Ostküste regeuarm. Die Sandwüsten von Asien und Afrika sind regenlos, ebenso die Wüste Atacama und die Küste von Peru; diese Gegenden bilden das trockene Bett der Passate. Die größte Regenmenge erhält, bei gleichzeitiger größter Stärke der Verdunstung, die heiße Zone mit Ausschluß der erwähnten Wüsten. Man kann hier unterscheiden den Gürtel mit doppelter unterbrochener Regen- zeit bei dem zweimal im Jahre eintretenden Zenithstande der Sonne, von 5°—16° R., und den Gürtel mit einfacher tropischer Regen- zeit, von 15°—27° R. Die nasse Jahreszeit dieser Erdstriche entspricht auf der nördlichen Halbkugel dem europäischen Sommer, auf der südlichen dem europäischen Winter. Die jährliche Regenmenge wird durch besondere Jnstru- mente, Ombrometer (Pluviometer, Udometer, Hyetometer), ge- messen. Durch diese Messung will man erfahren, wie hoch das Regen- wasser in einem Jahre den Erdboden bedecken würde, wenn es keinen Abfluß hätte und stehen bliebe. So beträgt die jährliche Regenmenge in Coimbra 111,24" (P. Zoll), in Dover und Genua je 44", in Rom 29", in Paris 21,39", in London 18,07", in Wien 16,50", in Prag 14,36", in Freiberg 23,72", in Dresden 19,92", in Königsberg 23,18", in Tilsit 19,74", in Ofen 16,04", in Astrachan 5,74", in Petersburg 16,57", in Bergen 83", in Stockholm 19". In Europa sind vorherrschend die Herbstregen in England, West- frankreich, Holland und Norwegen und die Frühlings- und Sommerregen in Deutschland, Dänemark und Schweden. Im südöstlichen Frankreich, in Italien, im südlichen Portugal fehlen die Sommerregen ganz. Die Anzahl der Regentage während eines Jahres nimmt in Europa von Süd nach Nord zu. Es kommen im Durchschnitt aus das Jahr im südlichen Europa 120, im Mittlern 146 und im nördlichen 180 Regentage. In Bezug auf die Art und Ausdehnung des Regens unter- scheidet man Staub-, Dunst-, Platz-, Strich- und Landregen. Der Staubregen bezeichnet den Uebergang vom Nebel znm Regen; der Strichregen trifft aus einzelnen, abgesonderten, vom Winde getriebenen Wolken nur einzelne Distriete; der Landregen erstreckt sich auf eiu größeres Gebiet und währet längere Zeit, oft 36 bis 48 Stnnden, und tritt gewöhnlich dann ein, wenn sehr aus-

7. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 120

1880 - Dresden : Salomon
120 Niederungen sind in Folge der Sumpfluft und Nässe, ebenso an allen Orten, da Malaria herrscht, Wechselfieber endemisch; so in Holland, an der Mündung der Donau, an den Küsten Toscanas und in Ostindien. Auf vielen Gebirgen, allgemein auf den Ge- birgen Europas, sporadisch in den mitteleuropäischen Ebenen, kommt der Kropf vor; in engen, eingeschlossenen Thälern herrschen oft Skropheln und der Cretinismus, in den Tropenländern Leber- krankheiten. Fuchs unterscheidet drei Krankheitszonen, denen nach der Höhe drei Krankheitsregionen entsprechen. Zwischen den Wendekreisen, wo nicht selten ein auffallender Contrast zwischen der Temperatur des Tages und der der Nacht sich findet, wo man kühlende Früchte und kühlendes Wasser hastig genießt, wo man sich leicht kleidet und dem Luftzuge gern aussetzt, sterben die meisten Menschen an Fiebern, Ruhr oder Dysenterie und Leberleiden. Diese Krankheiten sind charakteristisch und finden sich bis 2274 m Höhe; es ist die dysenterische Zone und Region. Nördlich vom 60.° der Breite herrschen namentlich Katarrhe; die Respirationsorgane werden von der kalten Luft angegriffen. Es ist die katarrhalische Zone. Ihr entspricht die katarrhalische Region, welche in der kälter temperirten Zone zwischen 422 und 974 m Höhe, in der wärmer temperirten zwischen 650 und 2274 m, in der heißen zwischen 2270 und 4548 m und in der kalten an der Meeresfläche liegt. In der Mittlern Zone oder der ge- mäßigten sind charakteristisch: Skropheln, Tuberkeln und Typhus, welche Krankheiten auch charakteristisch sind für die mittlere Ne- gion zwischen der katarrhalischen und dysenterischen. In den srucht- baren Flußniederungen Norddeutschlands herrschen diese Krank- heiten. Die Lungenschwindsucht ist an der Meeresfläche am häufigsten, nimmt mit zunehmender Höhe ab und verschwindet in der katarrhalischen Region. Die gemäßigte Zone ähnelt im Sommer der heißen, im Winter der kalten Zone; demgemäß treten im Sommer die Krankheiten der heißen, im Winter die der kalten Zone aus. Daher herrscht hier die größte Mannigfaltigkeit der Krankheiten. An der Lungenschwindsucht starben in dieser Zone in Irland 34, in England 25, in Preußen 24, in Paris 20, in Genf 16, in Nizza 14, in Neapel 12, in München 10, im füdlichen Schweden 6, in Brotterode (584,71 m hoch am Fuße des Inselberges gelegen) 5/io Procent aller Sterbenden. Die dysenterische Region und Zone schließt die Skropheln und Tuberkeln aus. Das gelbe Fieber ist eine endemische Krankheit der heißen Zone, besonders der tiefer gelegenen Gegenden und der Meeres- küsten, namentlich Westindiens und der Küsten am Golf von

8. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 74

1880 - Dresden : Salomon
74 Gange der Lufttemperatur zu unterscheiden. Hätte die Erdober- fläche überall gleiche Beschaffenheit, so könnte die Abnahme der Temperatur mit der Entfernung vom Aequator durch die heiße, gemäßigte und kalte Zone berechnet werden, da man das Gesetz kennt, nach welchem die Wirkung der Wärmestrahlen auf eine Fläche mil abnehmendem Neigungswinkel schwächer wird, und die täglichen und jährlichen Variationen der Lufttemperatur müßten vollkommen regelmäßig verlaufen. Allein die Wirkung der Sonnenstrahlen hängt noch von mancherlei andern Umständen ab: von der Boden- beschaffenheit und Bodenerhebung, Gebirgsrichtung, Bewässerung, Himmelsbedeckung und dem Vorherrschen gewisser Winde. Deshalb können die Temperaturverhältnisse einer Gegend keineswegs nach ihrer Entfernung von: Aequator genau bestimmt werden, und die Lufttemperatur kann nicht für alle Orte derselben geographischen Lage gleich sein. Den täglichen Gang der Temperatur an einem bestimmten Orte erfährt man durch Beobachtung und Notirung des Thermo- meterstandes von Stunde zu Stunde. Das Minimum der Tem- peratur tritt in der Regel vor Sonnenaufgang, das Maximum aber einige Stunden nach 12 Uhr ein und zwar später im Soin- mer und früher im Winter. Hat die Sonne ihren Culminations- Punkt erreicht, so ist eben die Temperatur der Erdoberfläche noch keineswegs so hoch gestiegen, daß sie ebensoviel Warme gegen die Atmosphäre ausstrahlen könnte, als sie durch die Sonnenstrahlen empfängt. Nimmt man aus den 24 im Laufe des Tages ge- machten Thermometerbeobachtnngen das arithmetische Mittel, so erhält man die mittlere Temperatur des Tages. Dieselbe findet man auch ziemlich genau, wenn man das Mittel ans den Thermo^ meterständen nimmt, die man in mehreren gleichnaniigen Tages- stunden, etwa um 4 und 10 Uhr Morgens und 4 und 10 Uhr Abends, oder auch 6 Uhr Morgens, 2 Uhr Nachmittags und 10 Uhr Abends, beobachtet hat. Ans den Mittlern Temperaturen der 30 Tage eines Monats ergiebt sich die mittlere Temperatur des Monats, und die aus 12 Monatsmitteln gezogene Mittel- zahl zeigt die mittlere Temperatur des ganzen Jahres an. Da aber die mittlere Temperatur eines und desselben Monats von eineni Jahr zum andern oft sehr veränderlich ist, so kann man die wahre Mitteltemperatur eines Monats nur dadurch genauer bestimmen, daß man den Durchschnitt der Mitteltemperaturen von einer längern Reihe von Jahren sucht. Ebenso zieht nian das allgemeine Jahresmittel aus einer langjährigen Reihe von Beob- achtungen. Im Allgemeinen ist die mittlere Jahrestemperatur eines

9. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 88

1880 - Dresden : Salomon
88 trockene Land bis zu einem gewissen Grade schneller erwärmt als das Wasser, weil die Sonnenstrahlen von dem Lande schon an der Oberfläche zurückgeworfen und verschluckt werden, während sie durch das Wasser hindurch auf den Grund fahren. Dafür kühlt es sich aber auch vermöge eines größern Strahlungsvermögens in der Nacht stärker ab als das Wasser; folglich ist die aus dem Land liegende Luft bei Tage stärker erwärmt, als die aus dem Meere ruhende. Sie steigt deshalb in die Höhe, fließt oben ab, und die kältere Luft der See nimmt von unten her ihren Platz ein, es entsteht Seewind. In der Nacht ist es umgekehrt. Das Land strahlt die empfangene Wärme rascher aus als das Wasser und die Luft kühlt sich ab, während die Luft über dem Meere vom Wasser einen Theil der Wärme zurückerhält, die dieses ihr während des Tages entzogen und aufgenommen hat. Die wärmere und leichtere Luft hebt sich über dem Meere und strömt oben ab, während die kältere und schwerere Luft des Landes von unten her nach dem Meere strömt und Ersatz bringt, es ist Landwind. Bei Sonnenaufgang weht der Landwind am frischesten, allmälig tritt aber Windstille ein, der in zunehmender Stärke der Seewind folgt. Gegen Sonnenuntergang wird dieser allmälig schwächer und geht dann auch durch eine Windstille hindurch wieder in den Landwiudüber. Ein ähnlicher Wechsel der Luftströmung sindet zwischen größern Gebirgsmassen und der Ebene statt; ebenso unter günstigen Lagenverhältnissen zwischen Flüssen und Uferlandschaften, Wäldern und Feldern. In größern Räumen zeigt sich der Gegensatz dieser Luftströmungen nicht blos periodisch von Tag zu Tag, sondern auch im Verlaufe eines ganzen Jahres, indem der Gegensatz auf einen längern Zeitraum sich erstreckt, so daß im Sommer die Seewinde, im Winter die Landwinde ein Uebergewicht haben. In ähnlicher Weise muß auch bei der starken Erwärmung des Bodens durch die Sonnenstrahlen unter dem Aequator die verdünnte Luft in die Höhe steigen und nun nach den Polen hin abfließen, während unten an der Erdoberfläche von beiden Polen her neue kältere Luft als Ersatz zuströmt. So entsteht ein be- ständiger doppelter Luftstrom: ein von den Polen an der Erd- oberfläche nach dem Aequator wehender kalter und ein in der Höhe vom Aequator nach den Polen ziehende warmer Lnftstrom. Letzterer heißt mit Recht Aequatorial- und ersterer Polarstrom. Für die nördliche Halbkugel wäre der Aequatorialstrom ein Süd- wind, der Polarstrom ein Nordwind, wenn die Erde ruhete; allein sie dreht sich um lhre Axe von West nach Ost, deshalb müssen die Luftströme in Wirklichkeit eine andere Richtung haben. Ein

10. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 90

1880 - Dresden : Salomon
90 Big April) erkaltet, die Sonne aber im Süden eine größere Wärme erzeugt, dann weht im indischen Oceane der Nordostpassat bis zur Zone der Calmen, die ihn vom Südostpassat trennt; wird aber vom April bis October der ganze südliche Ländersaum Asiens viel stärker erhitzt als das südlich nach dem Aeqnator zu legende Meer, daß die kältere Luft vom Aequator her strömt, so weht in diesem Ocean ein Südwestwind. Man nennt diese regelmäßig abwechselnden Winde, die nur an bestimmte Breiten und Jahres- Zeiten gebunden sind, Monsoons oder Mousions (arabisch mau- sim, malayisch musim, die bestimmte Zeit oder Jahreszeit). Im gelben und chinesischen Meere herrschen die Teifune, kurze heftige Wirbelstürme, welche mit größter Stärke iin Sommer und Herbst neben längeren Windstillen herrschen. In der gemäßigten Zone sind die Lustströmungen sehr ver- änderlich, namentlich im Innern der Continente. Hier wird der Aequatorialstrom, der obere Passatwind, abgekühlt, sinkt zur Erd- oberfläche herab und tritt als vorherrschender West- oder Süd- Westwind in dieser Zone aus, am regelmäßigsten auf dem freien Oeean. Die beiden Luftströme, der Aequatorial- und Polarstrom, wehen hier neben einander und bekämpfen sich gegenseitig; bald siegt der Aequatorial- und bald der Polarstrom, daher muß ein großer Wechsel der Winde stattsinden. Dove hat das Gesetzmäßige dieser Veränderungen, das Gesetz der Winddrehung, erkannt; nach ihm folgen die Winde in folgender Richtung: S., Sw., W., Nw., N., No., O., So., S. Wir wissen, daß der Polarstrom oder Nordwind durch Nordost nach Ost übergeht, weil er an Orte kommt, die eine größere Rotationsgeschwindigkeit haben, er selbst aber die ursprüngliche Rotationsgeschwindigkeit beizubehalten strebt. Ist nun der Ostwind herrschend geworden, so stellt er sich dem weitern Vordringen des Polarstroms als fester Damm entgegen und zwingt diesen dnrch Reibung und Widerstand, allmälig die Rotations- geschwindigkeit des Ortes, wo der Kampf stattfindet, anzunehmen; die Luft kommt zum Stehen, es tritt Windstille ein. Unter diesen Umständen kann der Aequatorialstrom hier leicht zum Durchbruch gelangen und in den Oststrom eindringen. Dadurch entsteht Süd- ostwind, der in Südwind übergeht, sobald der Aequatorialstrom freier in den Polarstrom eindringen kann. Weil aber die südliche Luft bei fortwährender Strömung aus immer ferneren Gegenden kommt, so wird aus dem Südwind allmälig Südwest- und endlich Westwind, bis seine Kraft gebrochen ist und der Polarstrom wieder zur Herrschaft gelangt. Sobald dieser in den Weststrom eindringt, entsteht Nordwest- und endlich Nordwind, bis sich durch die Diffe-
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