Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 1 - S. 20

1912 - Leipzig : Dyk
— 20 — könnten. Schiffe, um das Heer hinüberzuschaffen, versprachen sie in großer Anzahl. Cäsar hatte beschlossen, über den Rhein zu gehen; aber auf Schiffen überzusetzen, das hielt er weder für hinlänglich sicher, noch achtete er es seiner und des römischen Volkes Würde angemessen. So meinte er denn, obwohl ihm vor Augen stand, wie höchst schwierig es war, eine Brücke zu schlagen, wegen der Breite, Gewalt und Tiefe des Stroms, dennoch dies durchsetzen, oder sonst das Heer gar nicht hinüberführen zu müssen. Die Anlage der Brücke richtete er folgendermaßen ein: Zwei Balken von anderthalb Fuß Dicke, unten ein wenig zugespitzt und nach der Tiefe des Stromes berechnet, rammte er paarweise ein, zwei Fuß auseinander. Wenn er diese vermittelst Maschinen in den Fluß gesenkt, fest gerichtet und unter die Ramme gebracht hatte, nicht gerade nach der Richtschnur wie gewöhnliche Brückenpfähle, sondern schräg und giebelförmig geneigt, so daß sie der Strömung des Flusses gleichsam nachgaben, so stellte er ihnen gegenüber wiederum zwei auf, ebenso gekoppelt, in einem Abstand von 40 Fuß stromabwärts, der Macht und dem Andrang des Stromes entgegengewandt. Zwischen je zwei Pfähle wurden Balken von zwei Fuß — so groß war der Abstand der zwei zu einem Paare gehörigen Pfähle — eingesetzt; diese erhielten, an beiden Enden durch doppelte Klammern festgehalten, die Pfähle stets im gleichen Abstande. Auf diese Weise wurden die Pfähle auseinandergehalten und in ihrer geneigten Stellung noch befestigt. (Durch sehr starke Querbalken wurden dann je zwei gegenüber stehende Pfahlpaare verbunden. So entstanden festgefügte Brückenjoche, die große Lasten tragen und dem Strom sicher standhalten konnten.) Dies Gerüst ward oben durch der Länge nach aufgelegte Balken überdeckt und mit langen Stangen und Flechtwerk belegt. Außerdem wurden noch weiter stromabwärts Pfähle schief eingerammt, die, wie eine Wand vorgezogen und mit der ganzen Anlage in Verbindung gebracht, dem Andrange des Stromes begegnen helfen sollten. Ebenso andere oberhalb der Brücke in mäßigem Abstande, damit, wenn die Barbaren etwa Baumstämme oder Schiffe hinabtreiben ließen, um die Brücke zu sprengen, durch diese Schutzlinie die Gewalt dieser Dinge gebrochen würde und sie der Brücke nicht Schaden täten. Als binnen zehn Tagen, nachdem man angefangen hatte, das Bauholz heranzuschaffen, dies ganze Werk zustande gebracht war, wird das Heer hinübergeführt. Cäsar läßt an beiden Enden der Brücke eine starke Besatzung zurück und eilt in das

2. Bd. 1 - S. 24

1912 - Leipzig : Dyk
— 24 — 5. Varus und Armin. Varus Quinctilius stammte aus einer Familie, die mehr durch ihre Abstammung als durch Verdienste geadelt war; ein Mann von milder Natur, ruhigem Charakter, körperlich wie geistig etwas unbeweglich, mehr an die Muße des Lagerlebens, als an den Felddienst gewöhnt. Wie wenig er Verächter des Geldes war, bezeugte Syrien, das er verwaltet hatte; arm war er in das reiche Land gekommen, reich verließ er ein armes Land. Als er das Heer, welches in Germanien stand, befehligte, kam er zu der Anschauung, die Menschen hätten außer der Sprache und den Gliedmaßen nichts von einem Menschen. Aber, meinte er, wer sich mit dem Schwerte nicht überwältigen lasse, dem könne man mit dem römischen Rechtsgebrauche beikommen. Mit solchen Vorsätzen kam er in die Mitte von Germanien und verbrachte die Sommerzeit mit Rechtsprechen und ordnungsmäßigen Verhandlungen vor seinem Richterstuhle, als wäre er unter Menschen, die sich der Süßigkeit des Friedens erfreuten. Doch jene, — was, wer es nicht selbst erfahren hat, kaum glauben wird — bei der höchsten Wildheit durch und durch verschlagene Köpfe und ein Geschlecht wie geschaffen zum Lügen, spiegelten ihm ganze Reihen von ersonnenen Rechtshändeln vor; bald belangte einer den andern ohne Grund, bald sagten sie ihm Dank, daß er alles mit römischer Gerechtigkeit entschiede, daß ihre Wildheit jetzt durch die neue, unbekannte Zucht und Ordnung schon nachzulassen ansinge und daß, was sonst mit den Waffen ausgemacht zu werden Pflegte, nunmehr nach Recht und Billigkeit auseinandergesetzt würde. So verführten sie Quinctilius zu der höchsten Sorglosigkeit; so sehr, daß er glaubte, als Stadtprätor auf dem Forum Roms Recht zu sprechen, nicht mitten in deutschen Landen ein Heer zu befehligen. Ein Jüngling von edlem Geschlechte, tapferer Hand, schnellem Sinne, gewandt im Geist, mehr als sonst Barbaren es sind, namens Armin, Sohn des Sigimer, eines Fürsten des Cheruskerstammes, aus dessen Antlitz und Augen geistiges Feuer leuchtete, der unser steter Begleiter auf den früheren Feldzügen gewesen war und neben dem römischen Bürgerrechte den Rang eines römischen Ritters inne hatte, benutzte des Feldherrn Schläfrigkeit zu einer Freveltat. Zuerst weihte er wenige, bald mehrere als Genossen in seine Pläne ein; daß es möglich sei, die Römer zu überwältigen, behauptet er mit Zuversicht und überzeugt davon auch seine Gefährten. Unmittelbar an den Beschluß knüpft er die Tat; er bestimmt eine Zeit zum Überfalle.

3. Bd. 1 - S. 25

1912 - Leipzig : Dyk
— 25 — Dies wird Varus durch einen aus jenem Stamme, einen treuen Mann von angesehenem Namen, Segest, angezeigt. Varus entgegnet, er könne das nicht glauben; übrigens, erklärte er, wisse er den Beweis von guter Gesinnung gegen ihn nach Gebühr zu schätzen. Nach der ersten Anzeige blieb zu einer zweiten schon keine Zeit mehr. 6. Die Schlacht im Teutoburger Walde. (9 n. Chr.) Die Römer hatten in dem Lande zwischen Rhein und Weser einige Punkte, nicht auf einmal, sondern wie es sich gerade traf, in ihre Gewalt gebracht, weshalb auch keine geschichtliche Aufzeichnung darüber vorhanden ist. Römische Soldaten lagen dort im Winterquartiere, Städte entstanden, und die Barbaren wurden durch römische Sitten wie umgewandelt; Märkte wurden eröffnet und friedlicher Verkehr mit ihnen unterhalten. Doch nicht hatten sie die Sitten ihrer Väter, ihre angeborene Art, ihr freies Leben und die Macht, welche ihnen die Waffen gaben, vergessen. So lange sie ganz allmählich und mit geduldiger Behutsamkeit umgebildet wurden, empfanden sie die Veränderung ihrer Lebensart nicht drückend und merkten es selbst nicht, wie sie andere wurden. Als aber Varus Quintilius, der, nachdem er Syrien verwaltet hatte, zum Oberbefehlshaber in Germanien ernannt war und die dortigen Verhältnisse als höchste Behörde ordnete, sie mit größerer Schnelligkeit und mehr Nachdruck umwandeln wollte, ihnen Befehle wie Sklaven erteilte und, wie von Untergebenen, Geldzahlungen forderte, ertrugen sie es nicht, Fürsten so wenig wie Volk; jene, weil sie nach ihrer früheren Macht Begehr trugen, dieses, weil es die gewohnte Ordnung der Dinge fremder Zwingherrschaft vorzog. Einen offenen Aufstand wagten sie nicht, weil sie sahen, daß die Römer zahlreich am Rhein, zahlreich auch in ihrem eigenen Lande standen; sondern indem sie Varus bereitwillig aufnahmen, als würden sie alles tun, was ihnen befohlen würde, lockten sie ihn weit ab vom Rhein in das Land der Cherusker und an die Weser. Da sie auch dort in Friede und Freundschaft mit ihm lebten, brachten sie ihn zu dem Glauben, sie könnten Sklaven sein, auch ohne Soldaten. So hielt denn Varus seine Heeresmacht nicht, wie es in Feindesland sich gehörte, beisammen, sondern überließ die Soldaten scharenweise hilfsbedürftigen Leuten, die darum baten; bald um irgendeinen festen Platz zu bewachen; bald um Räuber einzufangen; bald um Getreidetransporte zu begleiten. Die 3*

4. Bd. 1 - S. 27

1912 - Leipzig : Dyk
— 27 — schwächer an Zahl, als die angreifenden Barbaren; daher litten sie viel, ohne es vergelten zu können. So schlugen sie denn dort, als sie — soweit es in einem dichtbewaldeten Gebirge überhaupt möglich war — einen passenden Platz gefunden hatten, ein Lager auf. Die Mehrzahl der Wagen und was ihnen sonst nicht durchaus notwendig war, verbrannten sie oder ließen es im Stich und zogen am andern Tage in besserer Ordnung weiter, bis sie wirklich an eine lichtere Stelle gelangten; doch kamen sie nicht los, ohne Blut zu lassen. Als sie aber, von dort aufgebrochen, wiederum in die Waldungen gerieten, wehrten sie sich zwar gegen die, welche auf sie eindrangen, gerieten aber gerade auch dadurch in nicht geringe Not. Denn indem sie sich auf einen engen Raum zusammendrängten damit das Fußvolk und die Reiterei zugleich mit voller Mach: sich auf den Feind stürzen könnten, hatten sie unter sich, einer von dem andern, und alle von den Bäumen viel zu leiden. Kaum hatten sie sich mit Anbruch des dritten Tages auf den Weg gemacht, als heftiger Regen und starker Wind hereinbrach, der ihnen weder vorzurücken, noch festen Fuß zu fassen verstattete, ja sogar den Gebrauch der Waffen benahm. Denn weder Bogen noch Pfeile, noch die Wurfspeere, noch die Schilde — die ja von Regen durchnäßt waren — konnten sie ordentlich gebrauchen. Die Feinde, die der Mehrzahl nach leicht bewaffnet waren und ohne Bedenken angreifen oder sich zurückziehen konnten, wie sie wollten, wurden von dergleichen Unfällen natürlich weniger betroffen. Überdies waren sie weit stärker an Zahl, da auch von denen, welche anfangs noch unschlüssig waren, viele schon um der Beute willen zu ihnen stießen; deshalb konnten sie jene, deren Zahl bereits verringert war — denn viele waren in dem bisherigen Kampfe umgekommen — um so leichter umzingeln und niederhauen. Darum vollbrachten Varns und die andern angesehensten Männer aus Furcht, entweder gefangen zu werden oder unter den Händen erbitterter Feinde zu sterben (verwundet waren sie schon) eine furchtbare, aber notwendige Tat: sie töteten sich selbst. Als dies bekannt ward, wehrte sich auch von den andern keiner mehr, wenn es ihm auch nicht an Kraft gefehlt hätte. Die einen folgten dem Beispiel ihres Anführers, die andern warfen die Waffen fort und ließen sich von dem ersten besten umbringen; fliehen konnte keiner, hätte er es auch noch so gern gewollt. So ward denn alles ohne Scheu niedergehauen, Männer und Rosse. Nichts Blutigeres gab es je, als das Schlachten dort in den

5. Bd. 1 - S. 6

1912 - Leipzig : Dyk
— 6 — der Barbaren Drohungen und unerträglicher Prahlerei durchwärmte und durchglühte neuer Mut ihr Herz, während die Feinde nicht allein rings herum alles raubten und fortschleppten, sondern mit großer Frechheit und Dreistigkeit Angriffe auf den Wall unternahmen. So geschah es, daß unwillige Äußerungen der Soldaten zu Marius' Ohr gelangten: „Was für Feigheit hat denn Marius an uns bemerkt, daß er uns den Weg zur Schlacht wie Weibern verschließt und Hüter an die Tür stellt? Wohlan, tun wir was für freie Männer sich gehört; fragen wir ihn, ob er andere erwartet, die für Italien kämpfen sollen, und uns immer nur als Handlanger brauchen will, wenn es gilt, Gräben zu ziehen und Schlamm auszubaggern und irgendeinen Fluß abzuleiten. Denn dazu, scheint es, übte er uns durch Arbeit aller Art, und wenn er heimkehrt, wird er das als die Taten seines Konsulats den Bürgern aufweisen. Oder schreckt ihn Carbos und Cäpios Mißgeschick, die freilich den Feinden unterlagen, aber auch selbst an Ruhm und Tapferkeit Marius weit nachstanden und ein viel geringeres Heer führten? Und dennoch — schöner ist es, wie jene, bei der Tat zu unterliegen, als still zu sitzen und zuzusehen, wie die Bundesgenossen mißhandelt werden." Als Marius dies hörte, freute es ihn. Er redete ihnen versöhnlich zu: er hege kein Mißtrauen gegen sie, sondern warte einem Orakel zufolge Zeit und Gelegenheit zum Siege ab. Die Teutonen versuchten zwar, da Marius sich ruhig hielt, das Lager zu stürmen; da sie aber mit vielen Geschossen vom Walle herab begrüßt wurden und einige ihrer Leute verloren, beschlossen sie, vorwärts zu ziehen, in der Meinung, sie würden unbehelligt über die Alpen gehen können. So brachen sie mit Sack und Pack auf und zogen am Lager der Römer vorbei: da erst zeigte sich recht ihre ungeheure Zahl an der Größe und langen Dauer des Zuges. Denn sechs Tage lang sollen sie an Marius' Wall vorbeigezogen sein in ununterbrochenem Marsche. Hart daran hingehend, fragten sie die Römer mit Lachen, ob sie etwas an ihre Weiber auszurichten hätten, denn sie würden bald bei ihnen sein. Als aber die Barbaren vorbei und etwas vorgerückt waren, brach Marius ebenfalls auf und zog ihnen langsam nach. Immer machte er zwar in ihrer Nähe, ja, unmittelbar an ihnen, Halt, bediente sich aber befestigter Lager und schützte sich durch sichere Stellungen, um ungefährdet übernachten zu können. Aus diese Art vorrückend, gelangten sie an die sogenannten Bäder des Sextins (Ais); von da aus wären sie nach nicht langem Marsche an die Alpen gekommen.

6. Bd. 1 - S. 7

1912 - Leipzig : Dyk
— 7 — Deshalb bereitete denn auch Marius dort eine Schlacht vor (102 v. Chr.) und nahm zum Lagerplatz einen Punkt, der wohl fest war, aber keinen Überfluß an Wasser hatte; in der Absicht, wie es heißt, auch dadurch die Soldaten anzufeuern. Wenigstens als viele murrten und äußerten, sie würden Durst leiden, wies er mit der Hand auf einen Fluß hin, der nah am Lager der Barbaren hinströmte, und sagte: dort würden sie sich für Blut einen Trunk kaufen können. „Weshalb also," hieß es, „führst du uns nicht sogleich darauf los, so lange uns noch das Blut in den Adern nicht vertrocknet ist?" Und jener antwortete mit ruhiger Stimme: „Erst müssen wir einmal unser Lager befestigen." Die Soldaten, obwohl unwillig, gehorchten; der Troß der Knechte aber, der weder für sich, noch für die Tiere zu trinken hatte, ging haufenweise an den Fluß; die einen nahmen Äxte, andere Hacken, einige aber auch Schwerter und Lanzen neben den Wasserkrügen mit, um selbst durch Kampf zu Wasser zu gelangen. Zuerst banden nur wenige von den Feinden mit ihnen an, denn die meisten waren beim Frühstück nach dem Bade, oder badeten noch. Dort nämlich sprudeln aus dem Boden warme Wasserquellen, und ein Teil der Barbaren ward von den Römern überrascht, als er es sich dabei wohl sein ließ und laut jubelte vor Freude und Verwunderung über den herrlichen Ort. Da aber auf das Geschrei eine immer größere Menge zusammenlief, ward es Marius schwer, die Soldaten, welche für ihre Knechte fürchteten, zurückzuhalten; zugleich erhob sich der streitbarste Teil der Feinde, von dem die Römer früher unter Manlius und Cäpio überwältigt waren — sie hießen Ambronen und waren für sich allein über 30000 Mann stark — und eilte zu den Waffen. Den Leib mit Speise überladen, dabei voll ausgelassenen Mutes und von starkem Weine begeistert, liefen sie dennoch nicht ordnungslos und toll umher, noch war es ein sinnloses Geschrei, das sie ausstießen; sondern indem sie die Waffen im Takt zusammenschlugen und alle zugleich in die Höhe sprangen, riefen sie oftmals ihren eigenen Namen: „Ambronen, Ambronen"; sei es, daß sie sich selbst zum Kampfe aufriefen, oder die Feinde im Voraus durch Kundgebung ihres Namens erschrecken wollten. Als aber die Ligyer, welche zuerst von den italischen Hilfsvölkern auf sie losgingen, ihr Geschrei hörten und verstanden, riefen sie dagegen an: das sei auch ihr heimischer Name; denn die Ligyer selbst nennen sich mit ihrem Stammnamen Ambronen. Ohne Unterlaß und wie ein Echo ertönte von beiden Seiten der Ruf, bevor sie handgemein wurden; Quellenlesebuch. Band 1. 2

7. Bd. 1 - S. 8

1912 - Leipzig : Dyk
da überdies die Führer beiderseits mit einstimmten und man wetteiferte, einander vorläufig in der Stärke des Tons zu überbieten, reizte und steigerte das Geschrei den Mut. Die Ambronen brachte der Fluß in Unordnung; als sie ihn überschritten hatten, gelang es ihnen nicht, sich in Schlachtordnung zu stellen, sondern indem die Ligyer sich sofort im Laufe auf den Vortrab warfen, ward die Schlacht zum Handgemenge. Als nun auch die Römer den Ligyern zu Hilfe kamen und sich von der Höhe herab auf die Barbaren stürzten, wandten sie sich überwältigt um. Sehr viele von ihnen wurden am Flusse, wo einer den andern stieß und drängte, niedergehauen und füllten ihn mit Blut und Leichen. Die, welche glücklich hinübergekommen waren, wurden von den Römern, ohne daß sie es wagten, sich umzuwenden, auf der Flucht zu dem Lager und den Wagen getötet. Da traten ihnen die Weiber mit Schwertern und Beilen entgegen, kreischend in fürchterlichem Zorn, und wehrten die Fliehenden, wie die Verfolger, ab, jene als Verräter, diese als Feinde. Bunt unter die Kämpfenden gemischt, rissen sie mit der bloßen Hand die Schilde der Römer herunter und griffen nach den Schwertern: Wunden und Verstümmelungen ertrugen sie ruhig, ungebeugten Mutes bis in den Tod. Diese Schlacht am Flusse soll mehr durch den Zufall als des Feldherrn Plan herbeigeführt sein. Als die Römer, nachdem sie viele der Ambronen niedergehauen hatten, sich zurückzogen und das Dunkel angebrochen war, da empfingen das Heer nicht — wie eine so glückliche Tat erwarten ließ — Siegesgesänge und Trinkgelage in den Zelten und Freude beim Mahle und, was den Männern nach glücklichem Kampfe das willkommenste ist, sanfter Schlaf; sondern, wenn je eine Nacht, verlebten sie jene in Furcht und Unruhe. Denn ihr Lager hatte weder Schanzpfähle noch Mauer, und viele Zehntausende Barbaren waren noch unbesiegt geblieben. Da zu diesen sich die Ambronen, so viele ihrer entkommen waren, gesellten, erscholl ihr Jammern die ganze Nacht hindurch, nicht menschlichem Weinen oder Seufzen ähnlich; ein tierisches Geheul und Gebrüll vielmehr, vermischt mit Drohungen und Weheruf, durchtönte, angestimmt von einer solchen Menschenmasse, die Berge ringsum und das Flußtal. So grauenvoller Schall erfüllte das Tal, Furcht die Römer, Marius selbst Entsetzen; denn er erwartete einen ordnungslosen und stürmischen Kampf in der Nacht. Doch die Feinde griffen nicht an, weder bei Nacht noch am folgenden Tage, sondern verbrachten die Zeit damit, daß sie sich in Ordnung stellten und rüsteten.

8. Bd. 1 - S. 32

1912 - Leipzig : Dyk
— 32 — eigner Wahl sein Haus, seine Verwandten, ja feinen ganzen Stamm verlassen und verraten, anstatt ihr Herr und Führer zu sein. — So kam es allmählich unter ihnen zu heftigen Scheltworten, und selbst der Fluß, der dazwischen lag, würde sie nicht gehemmt haben, handgemein zu werden, wenn nicht Stertinius, schnell herbeieilend, den Flavus, der zornerfüllt feine Waffen und fein Pferd forderte, angehalten hätte. Man hörte, wie gegenüber Armin drohte und eine Schlacht ankündigte; denn häufig mengte er lateinische Worte mit ein, da er ja im römischen Lager als Anführer feiner Landsleute gedient hatte. Germanikus ging in den nächsten Tagen über die Weser und erfuhr aus der Angabe eines Überläufers den Ort, den Armin zum Kampfe ausgewählt hatte; auch andere Stämme wären in einem dem Herkules heiligen Walde zusammengekommen und würden bei Nacht einen Sturm auf das Lager wagen. Er traute dem Angeber; auch sah man die Wachtfeuer, und Kundschafter, die sich näher herangeschlichen hatten, hinterbrachten: ntan höre das Schnauben der Pferde und das dumpfe Lärmen einer ungeheuren, ordnungslosen Menschenmasse. Da so die gefahrvolle Stunde der Entscheidung nahe war, hielt er es für nötig, der Soldaten Gesinnung zu erkunden, und überlegte bei sich, wie dies auf die untrüglichste Weise geschehen könnte. Die oberen wie auch die niedrigeren Offiziere brächten häufiger erfreuliche, als beglaubigte Nachrichten; der Freigelassenen Sinn wäre sklavisch; in den Freunden wohnte die Schmeichelei; würde eine Versammlung berufen, so stimmten auch dort dem, was einige wenige zuerst vorbrächten, die übrigen lärmend bei. Völlig dagegen wäre ihre Gesinnung zu durchschauen, wenn sie im Geheimen und unbewacht beim soldatischen Mahle ihre Hoffnungen oder Befürchtungen ohne Rückhalt aussprächen. Beim Beginne der Nacht verließ er auf einem heimlichen, den Wachen unbekannten Wege sein Hauptquartier mit einem einzigen Begleiter, über die Schultern ein Tierfell gehängt. Er betritt die Lagerstraßen, stellt sich an die Zelte, und — genießt seines Ruhmes, da der eine den Adel des Feldherrn, ein anderer sein stattliches Wesen, die meisten seine Geduld, seine Freundlichkeit und seinen in Ernst und Scherz stets sich gleichen Sinn hoch priesen und laut bekannten: in der Schlacht müsse man sich ihm dankbar zeigen und zugleich die treulosen Friedensstörer der Rache und dem Ruhme opfern. — Mittlerweile lenkt einer der Feinde, welcher der lateinischen Sprache kundig, fein Pferd an den Wall heran, und verspricht mit lauter Stimme in Armins Namen allen denjenigen, welche überlaufen wollten.

9. Bd. 1 - S. 34

1912 - Leipzig : Dyk
— 34 — Empörung gesteckt hätten; ein Teil von ihnen gäbe den Rücken, der noch schwer an seinen Wunden zu tragen hätte, ein Teil die Glieder, von Wogen und Stürmen zerschlagen, aufs neue den erbitterten Feinden, den zürnenden Göttern Preis, ohne sich eines Guten zu versehen. Die Flotte und die Fahrt über den unwegsamen Ozean habe bewirken sollen, daß niemand ihnen, als sie anzogen, entgegenrücken, niemand sie auf der Flucht bedrängen könnte; aber, wäre es einmal zum Handgemenge gekommen, so sei es mit dem Beistände der Winde und der Ruder vorbei für die Besiegten. Sie möchten sich nur erinnern an ihre Habsucht, ihre Grausamkeit, ihren Übermut; ob noch etwas anderes ihnen übrig bliebe, als entweder die Freiheit zu behaupten, oder zu sterben vor der Knechtschaft. Dann führen sie ihre Krieger, angefeuert durch solche Reden und laut eine Schlacht fordernd, hinab in eine Ebene namens Jdistaviso. Diese zieht sich zwischen der Weser und einer Hügelreihe in ungleichmäßiger Krümmung hin, je nachdem die Ufer des Flusses ihr nachgeben oder vorspringende Berge ihr entgegenstehen. Im Rücken erhob sich ein Wald, hoch mit seinen Ästen in die Luft aufsteigend, der Boden zwischen den Stämmen von Gestrüpp rein. Das Feld und den vordersten Teil des Waldes hatte die Schlachtreihe der Barbaren inne; die Cherusker allein hielten die Höhen besetzt, um sich während der Schlacht von oben auf die Römer zu werfen. Unser Heer zog folgendermaßen auf: voran die gallischen und germanischen Hilfstruppen, hinter ihnen die Bogenschützen zu Fuß; sodann vier Legionen und der Cäsar selbst, von zwei Kohorten und einer auserwählten Reiterschar begleitet; hierauf wieder ebensoviele Legionen und die leichten Truppen mit den Bogenschützen zu Pferde; dann die übrigen Kohorten der Bundesgenossen. Mit Eifer war der Soldat bedacht, sofort in wohlgeordnetem Zuge dem Feinde entgegenzutreten. Als sich die Cheruskerhaufen, die in wilder Kühnheit hervorgebrochen waren, sehen ließen, befahl der Cäsar dem tüchtigsten Teile der Reiterei, sich ihnen in die Seite zu werfen, dem Stertinius, sie mit den übrigen Schwadronen zu umgehen und von hinten anzugreifen; er selbst würde zur rechten Zeit eingreifen. Unterdessen zog ein herrliches Zukunftszeichen — acht Adler, die man gegen die Waldung hin und in sie hineinfliegen sah — des Feldherrn Blicke auf sich. Laut ruft er: vorrücken möchten sie und folgen den Vögeln Roms, den Gottheiten der Legionen! Zu gleicher Zeit rückt nun das Fußvolk von vorne gegen die Feinde an, während unsere Reiterei sich von hinten und von

10. Bd. 1 - S. 14

1912 - Leipzig : Dyk
— 14 — die Römer aber den Fliehenden bis an den Wall nachdrängten, stand ihnen ein hochtragischer Anblick bevor. Die Weiber, in schwarzen Gewändern auf den Wagen stehend, töteten die Fliehenden; die ihren Mann, jene den Bruder, jene den Vater; ihre Kinder erwürgten sie mit der Hand und warfen sie unter die Räder und die Hufe der Tiere, dann ermordeten sie sich selbst. Eine, heißt es, hatte sich an die Spitze einer Deichsel gehängt und ihre Kinder mit Stricken an ihre Füße gebunden. Die Männer legten sich Taue um den Hals und banden sich, da es an Bäumen fehlte, an den Hörnern oder Beinen der Stiere fest, stachelten sie dann und starben, da die Tiere wild aufsprangen, geschleift und zerstampft. Als der menschliche Widerstand schon zu Ende war, verteidigten noch die kimbrischen Hunde die Wagen ihrer Herren. Dennoch, obwohl der Tod so bei den Feinden hauste, wurden über 60000 gefangen genommen, die Zahl der Gefallenen ward als doppelt so groß angegeben. Das Gepäck der Feinde plünderten Marius' Soldaten. Die große Masse des Volkes rief Marius als dritten Gründer Roms aus, da er eine Gefahr abgeschlagen hätte, nicht geringer als jene, in die Rom einst von den Galliern gestürzt war. Jeder ließ es sich im Hause mit Weib und Kindern wohl sein; der erste Bissen und der erste Trunk beim Mahle ward den Göttern und Marius geweiht. 2. Cäsar besiegt den Suevenköuig Ariovist. (58 v. Chr.) Abgesandte der Gallier kamen zu Cäsar und klagten, daß Ariovistus, der König der Germanen, in ihrem Gebiete sich niedergelassen und den dritten Teil des sequanischen Ackerlandes, welches das beste in ganz Gallien sei, in Beschlag genommen hätte und jetzt von dem zweiten Drittel die Sequaner abziehen hieße, weil vor wenigen Monaten die Haruder, vierundzwanzig-tausend Mann stark, zu ihm gekommen wären, welchen Stätte und Sitz bereitet werden müßte. Geschehen werde es binnen wenigen Jahren, daß alle aus Galliens Grenzen vertrieben würden, und alle Germanen den Rhein überschritten; denn weder könne mit dem gallischen Ackerlande das germanische, noch mit der diesseitigen Lebensweise die jenseitige den Vergleich aushalten. Ariovistus aber, seit er die gallische Heeresmacht in einer Schlacht besiegt habe, herrsche stolz und grausam. Es sei ein barbarischer, jähzorniger, tollkühner Mensch; sie könnten seine Befehle nicht länger ertragen.
   bis 10 von 1942 weiter»  »»
1942 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1942 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 4
1 121
2 143
3 41
4 28
5 254
6 11
7 142
8 18
9 10
10 655
11 43
12 54
13 13
14 19
15 7
16 103
17 6
18 16
19 59
20 27
21 90
22 19
23 51
24 27
25 36
26 49
27 214
28 135
29 16
30 13
31 68
32 2
33 84
34 76
35 18
36 236
37 942
38 21
39 93
40 20
41 20
42 173
43 74
44 1
45 309
46 110
47 245
48 67
49 60

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 20
1 166
2 8
3 70
4 28
5 6
6 41
7 44
8 46
9 39
10 13
11 8
12 74
13 28
14 19
15 22
16 244
17 1074
18 20
19 133
20 64
21 95
22 13
23 329
24 16
25 100
26 85
27 62
28 53
29 69
30 33
31 9
32 85
33 10
34 83
35 56
36 108
37 294
38 111
39 160
40 18
41 44
42 95
43 42
44 12
45 246
46 145
47 10
48 21
49 11
50 47
51 17
52 128
53 13
54 64
55 35
56 178
57 10
58 85
59 65
60 10
61 4
62 5
63 11
64 29
65 99
66 69
67 36
68 168
69 76
70 26
71 110
72 42
73 26
74 45
75 61
76 47
77 183
78 39
79 11
80 8
81 80
82 167
83 105
84 23
85 136
86 87
87 186
88 32
89 27
90 134
91 55
92 543
93 4
94 325
95 28
96 40
97 13
98 435
99 3

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 18
1 5
2 57
3 30
4 20
5 16
6 25
7 6
8 10
9 76
10 45
11 1
12 56
13 12
14 2
15 5
16 21
17 23
18 67
19 26
20 3
21 34
22 3
23 2
24 68
25 18
26 188
27 17
28 8
29 37
30 57
31 17
32 7
33 390
34 40
35 10
36 2
37 4
38 3
39 96
40 52
41 22
42 20
43 50
44 40
45 8
46 41
47 30
48 15
49 61
50 92
51 36
52 11
53 4
54 7
55 186
56 19
57 19
58 76
59 421
60 8
61 40
62 43
63 12
64 47
65 174
66 3
67 6
68 4
69 2
70 2
71 21
72 116
73 17
74 51
75 59
76 5
77 112
78 1
79 16
80 49
81 306
82 46
83 31
84 9
85 11
86 0
87 11
88 26
89 22
90 1
91 34
92 18
93 3
94 41
95 34
96 9
97 142
98 22
99 24
100 341
101 0
102 73
103 34
104 7
105 3
106 52
107 27
108 6
109 22
110 63
111 25
112 65
113 5
114 36
115 5
116 51
117 0
118 19
119 20
120 8
121 167
122 6
123 35
124 44
125 29
126 17
127 54
128 30
129 19
130 14
131 120
132 28
133 12
134 4
135 2
136 140
137 4
138 3
139 2
140 66
141 2
142 61
143 120
144 13
145 25
146 16
147 33
148 10
149 1
150 35
151 44
152 74
153 0
154 20
155 77
156 106
157 42
158 14
159 11
160 5
161 120
162 13
163 15
164 53
165 29
166 75
167 20
168 13
169 56
170 41
171 27
172 46
173 125
174 5
175 267
176 17
177 290
178 7
179 137
180 57
181 9
182 104
183 223
184 18
185 10
186 12
187 23
188 7
189 10
190 1
191 28
192 52
193 19
194 26
195 9
196 138
197 24
198 50
199 83