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1. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 62

1908 - Leipzig : Deichert
62 Iii. Die deutsche Kaiserzeit 9191254. 1036 einen zweiten Zng nach Italien. Er stiftete hierbei auch in Unteritalien Ruhe, indem er den Normannenhnptling Rainnlf mit der dortigen Herrschaft belehnte. Da aber eine schlimme Krankheit in feinem Heere ansbrach, so zog er, ohne Mailand erobert zu haben, nach Dentschland und starb 1039 in Utrecht; feine letzte Rnhesttte fand er in dem Dome zu Speyer, den er gegrndet hatte. 2. Heinrich Iii. 10391056. 1. Seine Art. Heinrich Iii. war 22 Jahre alt, als er feinem Vater in der Herrschaft folgte. Treffliche Lehrer hatten ihn in allen Wissenschaften jener Zeit unterrichtet, in die Angelegenheiten des Staates war er von seinem Vater schon frhzeitig eingeweiht worden, in allen ritterlichen Fertigkeiten war er ausgebildet, in Heerfahrten und Kmpfen im Osten und Westen hatte er sich bewhrt. Eine besondere Festigkeit des Willens, ein Beharren auf dem, was er als recht erkannt hatte, trat bei ihm frhzeitig hervor. Was ihn aber besonders fr die hohe Stellung, zu der er durch den Tod des Vaters berufen war, geschickt machte, das war die edle Auffassung von seinem Berufe und seiner Pflicht. Nicht nach Ruhm und Eroberungen strebte er. Das Beste seines Landes und seiner Untertanen zu frdern, war sein erstes Ziel. Dies sah er darin, da er den Frieden sicherte, jedem sein Recht ver-schaffte, die Lage eines jeden, soweit es ging, besserte und auch eine hhere Sittlichkeit und Frmmigkeit in die Anschauungen und Gefhle der Menschen zu bringen suchte. Es konnte nicht ausbleiben, da er dabei anders als sein durchaus weltlich gesinnter Vater mit den Bestrebungen der Kirche, insbesondere der Cluniaeenser zusammen-traf und diese zu Mitarbeitern, ja, auch zu Richtern in weltlichen Dingen aufrief. Hierin lag eine schwere Gefahr fr die Selbstndigkeit des deutschen Herrschers, die Konrad Ii. noch klug erkannt und vermieden hatte, die aber dem Sohne Heinrichs Iii. schlimme Stunden bereiten und endlich einen schweren Sturz des deutschen Herrschers herbeifhren sollte. 2. Die Kmpfe im Osten. Bald nach seiner Thronbesteigung wurde Heinrich Iii. gentigt, feine Aufmerksamkeit auf den deutschen Osten zu lenken. Hier suchte der Herzog Bretislaw von Bhmen, nachdem er Teile von Polen sowie Mhren erobert hatte, ein selbstndiges Slawenreich zu grnden. Heinrich Iii. zwang ihn aber 1041, sich ihm unterzuordnen und Bhmen, Mhren und Polnifch-Schlesien wieder als ein Lehen des deutschen Reiches zu nehmen. In Ungarn lagen noch immer eine christliche und eine heidnische Partei miteinander im Kampfe. Als letztere das bergewicht erlangte, griff sie die deutsche Ostmark an, die von Liutpold von Babenberg mit Mhe verteidigt wurde. Heinrich Iii. kam ihm 1042 zu Hilfe

2. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 11

1908 - Leipzig : Deichert
a. Die westgerm. Wanderungen. 3. bersicht b. d. Gesch. d. rm. Staates usw. 11 hierbei zu Doppelwahlen, die dann schreckliche Brgerkriege zur Folge hatten. Die Kaiser wiederum, die zur Herrschast gelangt waren, muten sich das Wohlwollen der Soldaten erwerben, indem sie ihnen die grten Freiheiten gewhrten, und so wurden die friedlichen Be-wohner vielfach von zgellosen Soldatenhorden aus das schrecklichste heimgesucht. Der erste dieser Solhateukaiser", Septimius Severus (193211) war ein tchtiger Herrscher; unter seinen Nachfolgern aber geriet das Reich in eine unheilvolle Verwirrung. 5. Von Diokletian bis zu Konstantins Tode. Ordnung in die Reichsverwaltung wurde erst von Diokletian gebracht, der 284 von dem Heere in Kleinasien zum Herrscher ausgerufen war. Da es unmglich schien, da ein Mann das Reich in seiner gewaltigen Aus-dehuung gut regierte, so nahm er einen Mitkaiser an und gab sich und ihm den Herrschertitel Augustus; jeder von ihnen erwhlte sich wieder einen Mitherrscher, der den Titel Csar fhrte und der einen Teil des Staates verwalten und nach dem Tode oder Abgange seines Augustus dessen Nachfolger werden sollte. So zerfiel das Reich in vier rumlich getrennte Gebiete; aber die Regierung war doch inso-fern eine einheitliche, als jeder Herrscher in seinem Teile zugleich im Namen der drei andern die Gewalt ausbte und auch die Reichs-gesetze mit den vier Namen der Herrscher versehen wurden. Die Znchtlosigkeit im Heere, die Angriffe der Barbaren wurden nun mit starker Hand bekmpft, das Steuerwesen wurde geregelt und das Reich zum Zwecke befferer Verwaltung in kleinere Bezirke geteilt. Da Diokletian das Rmertum in seiner alten Tchtigkeit wiederher-stellen wollte, so verfolgte er das Christentum (303), das er fr verderblich hielt. Der Herrscher lie sich bei seiner Arbeit durch eine Menge von Beamten untersttzen, die nach Rangstufen streng geschieden waren. Er selbst als der Hchste von allen beanspruchte hervorragende Ehren; er lie sich Dominus d. i. Herr anreden, verlangte kniefllige Ver-ehrung, kleidete sich in goldgestickte und mit Edelsteinen besetzte Ge-wnder und legte das knigliche Diadem an, um die in der Achtung gesunkene Kaiserwrde mit neuem Glnze zu umgeben. Nachdem er die Herrschaft 20 Jahre gefhrt hatte, legte er sie (305) freiwillig nieder und zog sich nach Dalmatien in einen Palast bei Salona zurck, wo er (313) starb. 6. Konstantin. Nach dem Weggange des Diokletian brachen wieder Streitigkeiten um die Herrschast aus, die zu verwickelten Kmpfen fhrten. In deren Verlaufe besiegte Konstantin seinen Mitkaiser Licinius (323) und wurde nun alleiniger Herrscher. Er duldete nicht blo die Christen, sondern stellte sie in allen Beziehungen den Heiden gleich; er machte Byzanz zur Hauptstadt des Reiches, die nun

3. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 65

1908 - Leipzig : Deichert
b. Die frnkischen Kaiser 10241125. 3. Heinrich Iv. 10561106. 65 der junge König mit seiner Mutter zu Kaiserswert am Rhein befand, erbot sich Anno, der Erzbischos von Kln, ihm ein be-sonders schnes Schiff zu zeigen. Kaum hatte Heinrich es betreten, so stie es vom Ufer ab; auch die Reichskleinodien wurden aus der kaiserlichen Kapelle entfhrt, und die Person des Herrschers wie die Abzeichen seiner Wrde kamen in die Gewalt Annos. Dieser aber mute die Macht, die er hierdurch in der Verwaltung des Reiches er-langte, bald mit dem Erzbischos Adalbert von Bremen teilen. 3. Die Erziehung des jungen Knigs. Beide Kirchenfrsten suchten nun den jungen König in ihrem Sinne zu erziehen und fr die Zukunft ihren Plnen geneigt zu machen. Anno war beraus jhzornig, von nie rastendem Ttigkeitsdrange und strenger Frmmig-feit, Adalbert von Bremen dagegen auerordentlich leutselig, heiter, prachtliebend und weltlichen Vergngungen zugetan. Es war uatr-lich, da der junge König dem letzteren mehr ergeben war als dem ersteren, und als er im Alter von 15 Jahren (1065) in Worms mit dem Schwerte umgrtet wurde und hiermit die Mndigkeit erreichte, da nahm er Adalbert fast zu seinem einzigen Berater in der Regierung. 4. Die ersten zehn Jahre von Heinrichs Selbstregierung. Adalbert von Bremen, der aus sehr vornehmem Adelshause stammte, war voll Verachtung gegen Niedriggeborene, und diese Gesinnung flte er auch dem Könige ein. Insbesondere erfllte er ihn mit Abneigung gegen die Sachsen, mit denen der Bremer Erzbischos vielfach in Zwistigkeiten stand. Auf Drngen der brigen Fürsten mute Heinrich seinen Berater endlich aus seiner Umgebung entfernen, aber sortgesetzt hatte er nun mit dem Widerstande der Groen des Reiches, insbesondere 011os von Nordheim und der Sachsen zu kmpfen. Durch die Burgen, die der König in ihrem Gebiete baute, sowie durch die Lasten, die ihnen namentlich aus dem Unterhalte des kniglichen Hoflagers erwuchsen, fhlten sie sich bedroht und bedrckt, und be-sonders verdro es sie, da der König den Bundesgenossen Ottos von Nordheim, Magnus Billung, den Sohn des letzten Sachsenherzogs, fortgesetzt gefangen hielt und sich strubte, ihm das vterliche Land zu geben. Endlich (1074) wurde Heinrich durch einen allgemeinen Aufstand gezwungen, darein zu willigen, da die Knigsburgen im Sachsenlande zerstrt wurden, und mit Erbitterung und Wut fhrte das Volk diese Zusage aus. Auf der Harzburg aber erstrmte es auch die Kirche, erbrach in ihr die knigliche Gruft und zerstreute die Reste eines dort bestatteten Bruders und eines frhgeborenen Sohnes des Knigs in alle Winde. Dies war ein schwerer Religionsfrevel und nderte pltzlich die Hellwig, Lehrbuch der Geschichte fr hhere Schulen. Mittelstufe I. 5

4. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 118

1908 - Leipzig : Deichert
118 Iv. Vom Untergange der Hohenstaufen bis zum Ausgange des Mittelalters. hausten auf das schrecklichste im Elsa, er eroberte Lothringen. Da auch die Eidgenossen die bergriffe des khnen Herzogs zu frchten hatten, so waren sie bereit, mit Friedrich Iii. ein Schutzbndnis gegen diesen zu schlieen. Bald daraus aber einigten Karl der Khne und Friedrich Iii. sich wieder; eine Vermhlung Marias, der Tochter-Karls, mit des Knigs Sohne Maximilian wurde beschlossen, und die Eidgenossen wurden dem Rachedurste ihres Feindes berlassen. Karl glaubte der die verachteten Bauern leicht triumphieren zu knnen. Bei Granson am Nenenburger See trat er ihnen entgegen. Da er zur Rechten den See, zur Linken die Berge hatte, so konnte er seine Reiterei nicht verwenden; ein Flankenangriff auf die Bauern-schar war nicht mglich, die Geschtze kamen nicht zur Wirkung, und alle Augriffe der Burgunder prallten von dem Walle von Lanzen ab, den die Bauern ihnen entgegenstreckten. Ein Angriff, den ein Teil der Schweizer dann im Rcken machte, vollendete ihren Sieg 1476. Wenige Monate darauf unternahm Karl einen erneuten Angriff; aber er erlitt bei Murten eine noch schwerere Niederlage. Bald darauf sollte auch Lothringen wieder verloren gehen. Als Karl Nancy be-lagerte, wurde er von einem lothringisch-eidgenssischen Heere ange-griffen und geschlagen. Auf der Flucht fand er den Tod (1477). Nach des Herzogs Tode zog der franzsische König Karl Xi. das eigentliche Burgund als erledigtes Lehen ein. Maria aber heiratete den jugendlichen, ritterlichen Maximilian und brachte diesem hier-durch den weitaus wertvollsten Teil der Erbschaft ihres Vaters, die niederlndischen Besitzungen. 7. Maximilian I. 14931519. 1. Sein Wesen und Wirken. Maximilian, der seinem Vater im deutschen Kuigtume folgte, war schon 1486 gewhlt worden. Er war von groer Gewandtheit in ritterlichen bungen (der letzte Ritter"), voll Mut und Unerschrockenheit (seine Jagden), dabei lent-selig, von regem Geiste und im Besitze vielseitiger Bildung. In der damaligen Kriegskunst, namentlich im Gebrauche der Artillerie, ber-traf er alle Zeitgenossen. Trotz aller dieser guten Eigenschaften hat er als Kaiser doch nur mige Erfolge erzielt. Der Grund war die arge Zerrttung des Reiches, der unstete Sinn des Knigs und seine Neigung, die Interessen seines eigenen Landes doch immer noch hher zu stellen als die des deutschen Vaterlandes. 2. Die Reichsreformen. Um der allgemeinen Unordnung zu steuern, forderten die Fürsten energisch eine Reform des Reiches, und auf dem Reichstage zu Worms (1495) wie auch auf spteren wurde zwar nicht alles, was man wnschte, aber doch einiges erreicht. Die Aufhebung jedes Fehderechtes wurde beschlossen und ein ewiger

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 29

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 81. Geistiges und sittliches Leben. 29 Wohl wurde den Künstlern noch nicht die ihnen gebührende Wertschätzung entgegengebracht; denn nur selten erhob man sie über den Kreis der Handwerker. Es fehlte eben den Fürsten und Bürgern das Verständnis zur Würdigung ihrer Schöpfungen. Nichtsdestoweniger aber rang sich der Genius eines Albrecht Dürer in Nürnberg (f 1528), eines Hans Holbein des Jüngeren aus Augsburg (j 1543 in London) zu bewundernswerten Leistungen empor. Sie, wie auch Lukas Kran ach aus Kronach in Franken (f 1553), der Freund Luthers, gewannen durch ihre Kupferstiche und Holzschnitte Einfluß auf den Gefchmack der Menge. — Als Erzgießer ragt Peter Bischer (f 1529), als Bildschnitzer Veit Stoß (f 1533) hervor, beide in Nürnberg. — Charakteristisch für die Baukuust jener Zeit war der vom Geist der Antike belebte Kunststil (Renaissancestil), der sich am Ausgauge des 15. Jahrhunderts in Italien entwickelte. (Rothen-burger Rathaus 1573, Nürnberger Rathaus 1621, Ottheinrichsban des Heidelberger Schlosses 1559, Pellerhaus in Nürnberg 1606). 3. Der fruchtbarste und bedeutendste Dichter des 16. Jahr- ®ic|J3eunb Hunderts war der Nürnberger Schuster und Meistersänger Hans Sachs (1494—1576), der in zahlreichen Dichtungen (Liedern, Schwänken, Fastnachtsspielen 2c.) eine fcharfe Beobachtungsgabe, heitere Laune, ergötzlichen Humor und sittlichen Ernst offenbarte. Ein anderer nennenswerter Dichter jener Zeit war Jo H. Fischart aus Mainz (geb. um 1550), der, wie auch Sebastian Br ant ans Straßburg (f 1521), die Gebrechen und Fehler seiner Zeit mit beißendem Witze geißelte. — Für die Entwicklung der deutschen Sprache erlangte Martin Luther eine epochemachende Bedeutung durch die Übersetzung der Bibel (Neues Testament 1522, die volle Bibel 1534), die er mit peinlicher Sorgfalt und unter Berücksichtigung der Anschauungsund Ausdrucksweise des Volkes vornahm. Im Hinblick auf die weite Verbreitung, welche die Bibel im deutschen Volke gefunden hat, kann Luther gleichsam als Begründer der neuhochdeutschen Sprache angesehen werden. 4. Das 16. Jahrhundert zeigt, wie wir gesehen, in Wissenschaft Verkümmerung und Kunst treibende Kraft und Lebensfülle, einen schöpferischen Geist. _bsjben?mn Wie erbärmlich sah es dagegen 100 Jahre später aus bei dem 17' '$ai^Unbert schlecht, „das aus deu Wirren und Wehen des Dreißigjährigen Krieges" hervorgegangen! Die Universitäten waren verödet (Heidelberg hatte 1626 noch zwei Studenten). Unter den Professoren herrschte große Unwissenheit oder eine trockene, geist- und gedankenlose Schul-gelehrsamkeit, unter den Studenten eine entsetzliche Roheit der Sitten. Viele Gymnasien waren eingegangen; die Kriegsstürme hatten Lehrer und Schüler vertrieben. Den Fürsten und Bürgern war der Sinn für wissenschaftliche Bestrebungen entschwunden. Der berühmte

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 62

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
62 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Persönlichkeit Friedrich Wilhelms I. Landesväterliche Tätigkeit. Straße „Unter den Sinben" verbankt. Und wie den Künsten, so wanbte er anch den Wissenschaften seine Aufmerksamkeit zu, darin metteifernb mit seiner feinsinnigen Gemahlin Sophie Charlotte von Hannover, der Freunbin des berühmten Philosophen Leibniz. Unter seiner Regiernng erfolgte die Gründung der Universität Halle, woran Thomasius, Franke (Stifter des Waisenhauses), Wols eine hervorragende Wirksamkeit entfalteten, und die Errichtung der Akademie der Wissenschaften in Berlin, letztere nach den Plänen Leibnizens. So Anerkennenswertes Friedrich 1. leistete, seine Regierung hatte auch eine schlimme Seite. Die verschwenberische Hofhaltung des Königs und die Werke, die er schuf, verschlangen ungeheure Summen und erschütterten das mühsam errungene Gleichgewicht des Staatshaushaltes. Bauern und Bürger seufzten unter hartem Steuerdruck und betrachteten daher den Tod des Monarchen und die Thronbesteigung des sparsamen Friedrich Wilhelm I. als ein Glück für den Staat. 3. Friedrich Wilhelm I. (1713—1740) war in vielen Stücken das gerade Gegenteil seines Vaters. Er liebte die Einfachheit in Kleidung und Genuß und war sparsam bis zur Kargheit. Währenb sich Friedrich I. gerne iu die Wissenschaften versenkte, gelehrte und geistvolle Männer um sich versammelte und im Umgang mit denselben seine Mußestunden verbrachte, wollte Friedrich Wilhelm I. von wissenschaftlicher Bildung nicht viel wissen, suchte vielmehr seine Erholung in dem bekannten Tabakskollegium, d. i. in jener Abendgesellschaft, wo er mit lebensfrohen Freunden beisammen saß und bei Bier und Tabak berbe Späße machte. Als Feind des Luxus haßte er das französische Wesen, das mit seinen lockeren Sitten, seiner immer wechsclnben Mobe iu den vornehmen deutschen Kreisen Eingang gefunben hatte; bagegcn schätzte er beutsche Bieberkeit, Offenheit und ungeheuchelte, altgläubige Frömmigkeit. In seinem Auftreten war er barsch, aufbrausenb und rücksichtslos bis zur Härte. Ein absolutistischer Zug beherrschte sein Denken; Wibersprnch konnte er nicht ertragen. („Gehorchen und nicht raisonnieren.") Doch war sein Pflicht- und Verantwortlichkeitsgefühl so ausgeprägt, daß er alles, was er tat und verlangte, in den Dienst des allgemeinen Wohles stellte. 4. Als Ziele seiner Regententätigkeit faßte er Kräftigung des Staates, Hebung des Wohlstanbes und der Gesittung seiner Untertanen ins Auge. Im Hinblick barauf schuf er einen pflichttreuen, der Bestechung unzugänglichen Beamtenstanb, vermehrte bnrch forgefällige Verwaltung ober Verpachtung der ansgebehnten Domänen und bessere Ordnung des Steuerwesens die Einnahmen des Staates und suchte alle Zweige der volkswirtschaftlichen Regsamkeit zu förbern.

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 64

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
64 Viii. Bom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. b) lotn üegimmgsanfritf «frietfrirfis dts Großen Bis zur ersten Franzölmim Heaohtfion 1740—1789. § 92. Friedrich der Große (1740—1786). Jugend und Regierungsantritt. 1. Mit Friedrich Ii. kam ein Fürst zur Regierung, der das von seinen großen Ahnen begonnene Werk vollendete, zum königlichen Titel die königliche Macht fügte, das verhältnismäßig kleine Preußen zu einer Europäischen Großmacht erhob und für das geistige Leben der deutschen Nation eine so große Bedeutung erlangte, daß man die Zeit, während welcher er auf dem Throne faß, das Zeitalter Friedrichs des Großen nennt. 2. Friedrich wurde 1712 geboren. Seine erste Erziehung leitete Frau von Roeonlle, die einer aus Frankreich geflüchteten Hugenottenfamilie entsprossen war. Im Umgang mit ihr wurde der Grund gelegt zu der später so mächtig hervorgetretenen Neigung zur französischen Sprache. Zum Knaben herangewachsen, wurde er der Führung zweier Männer anvertraut. Der General Graf Finkenstein sollte ihn für die militärische Laufbahn vorbereiten, Dnhan (ebenfalls aus einer Hugenottenfamilie stammend) den Unterricht leiten. Ganz entsprechend dem Wesen des Vaters, sollte in dem Prinzen Gottesfurcht und ein sittenstrenger Sinn erweckt, er sollte an Sparsamkeit mtd Ordnung gewöhnt, körperlich abgehärtet, doch auch mit Ruhmbegierde erfüllt werden, sollte Begeisterung für das Militär erhalten, überhaupt ein Mann werden, der einst im stände sei, den Staat würdig zu repräsentieren und das Heer von Sieg zu Sieg zu führen. — Der Sohn schlug in seiner Entwicklung ganz andere Bahnen ein, als sie dem Herzenswünsche des Vaters gemäß waren. Der geistlose, mechanische Soldatendienst, bei welchem Friedrich Tag für Tag in derselben Weise gedrillt wurde, langweilte ihn, und die ungeschickt geleiteten Andachtsübungen erzeugten in ihm nicht religiösen Sinn, sondern flößten ihm einen starken Widerwillen ein, der um so größer wurde, als der Prinz zur Strafe für begangene Fehler Lieder und Psalmen auswendig lernen mußte. Der lebhafte Geist des wißbegierigen Jünglings strebte über die engen Schranken hinaus, welche der despotische Sinn des Vaters gezogen hatte; er verlangte nach reicher, geistiger Nahrung und wandte sich mit regem Eifer der Kunst (Flötenspiel), der Poesie, insbesondere der französischen Literatur zu.

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 137

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 113. Napoleons Krieg gegen Preußen 1806—1807. 137 die innere Lage des preußischen Staates einigermaßen vergegenwärtigen. 2. An der Spitze des Staates stand seit 1797 Friedrich Innere Lage Wilhelm Iii. (1797—1840). Er war von edler Gesinnung, war a. Da^Königs-bürgerlich einfach, hatte die reinsten Absichten in Ansehung des Wohles seiner Untertanen und führte einen sittenreinen Wandel; aber er entbehrte bei seiner Jugend (beim Regierungsantritt erst 27 Jahre) der Festigkeit des Charakters und des Vertrauens zu sich selbst und daher konnte er sich zu seinem eigenen Verderben nicht entschließen, die von seinem Vater überkommenen alten Ratgeber, wie von Hangwitz, zu entlassen, die in ihrer Gesinnungs- und Charakterlosigkeit den Aufgaben nicht gewachsen waren, welche in schwerer Zeit an sie herantraten. — Seine Gemahlin war Luise, eine Prinzessin ans Mecklenbnrg-Strelitz, jene hochherzige, zartfühlende, aufrichtig fromme Frau, die auch auf dem Throne einen klaren Blick für die Bedürfnisse und lebhafte Teilnahme für die Leiden und Freuden der Untertanen hatte und im stillen Umgang mit ihren Kindern, mit biederen Leuten aus dem Volke und mit der Natur eine Quelle reinen Genusses fand. War in früherer Zeit der preußische Hof die Statte eines leicht- b. Das Volk. fertigen, verschwenderischen Treibens, so bot er jetzt ein leuchtendes Vorbild der Sparsamkeit, Sittenreinheit und der Gewissenhaftigkeit in der Erfüllung der Pflichten. Einen unerfreulichen Gegensatz zu dem am Hose herrschenden Geist bildete die Denkart des Volkes. Bei den Bürgern war der opferwillige Sinn, der einst Friedrich dem Großen in der ärgsten Bedrängnis immer wieder die Mittel zur Fortsetzung des Krieges verschafft hatte, gefchwuuden. Genußsucht und in Verbindung damit religiöser Unglaube hatten um sich gegriffen. Es fehlte der großen Menge auch an Erkenntnis der sich gegen den Staat anstürmenden Gefahren und an dem Gefühle für Ehre und Schande der Nation. Nicht minder mißlich waren die Zustände im Heere. Dasselbe c- Das Heer. hatte „auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen ausgeruht", schwelgte in Erinnerungen an eine große Zeit, hatte aber selbst Proben der eigenen Tüchtigkeit noch nicht abgelegt. Die Offiziere gehörten mit wenigen Ausnahmen dem Adelsstände an; die in leitenden Stellungen befindlichen waren alt und gebrechlich und die anderen offenbarten einen durch nichts gerechtfertigten Übermut. Die gemeinen Soldaten, vielfach noch geworbene Leute, wurden mit Verachtung behandelt; zudem bestand eine Kluft zwischen den Bürgern und dem Militär, welche eine gegenseitige Unterstützung außerordentlich erschwerte. — So waren in Preußen die Verhältnisse gelagert, als im Jahre 1806 ein Kamps entbrannte, in dessen Verlauf das Unglück mit niederschmetternder Wucht über die königliche Familie hereinbrach. Der Hergang war folgender:

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 101

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 103. Deutsches Geistesleben im 18. Jahrhundert. 101 herrschte Pariser Geschmack das Denken und Empfinden der Fürsten und des Adels, das Schaffen unserer Künstler (Architekten und Dichter), die äußere Gestaltung des Lebens in den vornehmen Kreisen. So machte der Geist der Sieger längst nach geschlossenem Frieden noch Eroberungen im deutschen Volke. Allmählich aber regte sich in Wissenschaft und Kunst (Dichtkunst) die Opposition gegen das Franzosen-tnm und das Streben, deutsches Empfinden und deutsches Wesen zur Entfaltung zu bringen. 2. Einer der ersten Männer, welche den Kampf gegen den Geist der Zeit und die herrschenden Vorurteile aufnahmen, war Professor Christian Thomasius in Leipzig (f 1728). Er eiferte mit Erfolg gegen die damals noch mächtig wuchernden Hexenprozesse, forderte die Beseitigung der Folter im Strafverfahren und befaß die Kühnheit, die deutsche Muttersprache in wissenschaftlichen Vorträgen anzu-. wenden. Den tiefgehendsten Einfluß auf die Entwicklung des deutschen Geisteslebens übte der große Denker Immanuel Kant aus Königs-Einfluß des Phiberg (1724—1804), von dem eine neue Epoche namentlich für das sittliche Leben des Volkes datiert. Der- Begriff der Pflicht war beinahe allen Gefellschaftsklassen verloren gegangen. Die Fürsten stellten mit wenigen Ausnahmen das persönliche Wohl über die Interessen des Staates; der Adel bedrückte die auf feinen Gütern lebenden Leibeigenen und verbrachte die Tage in üppigem Wohlleben und auch in den wohlhabenden bürgerlichen Kreisen war die Selbstsucht und das Jagen nach Genuß und irdischem Glück so mächtig, daß Gemein-sinn und Opferwilligkeit sich nicht entwickeln und betätigen konnten. Da rüttelte Kant an den Gewissen, wies in einem seiner grunblegenben Werke der seichten, von französischen Philosophen verbreiteten „Aufklärung" gegenüber nach, daß Gott, Unsterblichkeit der Seele, Freiheit des Willens unentbehrliche Forberungen der praktischen Vernunft und notwendige Voraussetzungen der Sittlichkeit seien und daß die Freiheit des Menschen barin bestehe, daß er dem in ihm ruhenben Sittengesetz (dem Kategorischen Imperativ) folge, daß er also die Pflicht, nicht Lohn ober Lust, Antrieb zu seinen Handlungen sein lasse. („Handle so, daß die Maxime deines Handelns allgemeines Gesetz werden konnte und handle so, daß, wenn alle so handelten wie du, es um das Ganze Wohlstände!") 3. Auf dem Gebiet des Erziehungswesens erfolgten im Erziehung^ 18. Jahrhundert anerkennenswerte Fortschritte. Aug. Herrn. Fr ancke (f 1727), Professor und Seelsorger, welcher die Religion zu einer Angelegenheit des Herzens, zu einer Sache der Gesinnung und werktätigen Liebe machte, nahm sich der verlassenen Armut au und grünbete in Halle die unter dem Namen „Franckische Stiftungen" berühmt geworbenen Erziehungsanstalten, in welchen Waise Pflege

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 265

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 147. Maximilian Ii. 1848-1864. 265 heit und strengem Rechtsgefühl an die Lösung derselben und erwarb sich in kurzer Zeit durch sein menschenfreundliches Wesen und durch sein unermüdliches, von der Liebe zum Volke getragenes Wirken die Zuneigung und Ergebenheit der Untertanen in seltenem Grade. Schon Ende März 1848 erklärte er in der Thronrede, womit er den Landtag eröffnete, er fei stolz darauf, sich einen konstitutionellen König zu nennen, er werbe gewissenhaft die von seinem Vater in der Proklamation vom 6. März gemachten Zusagen erfüllen, sein Wahlsprnch sei „Freiheit und Gesetzmäßigkeit", und im Juni barauf Erlaß freihe^ sanktionierte er eine Reihe von Gesetzen, durch welche er die im bäuerlichen Interesse gelegene Ablösung der Gruublasteu (Umwandlung der Zehnten in ablösbare Bobenzinse) bewilligte, die stanbes-nnb gutsherrliche Gerichtsbarkeit aufhob, Schwurgerichte und die Öffentlichkeit und Mündlichkeit des Gerichtsverfahrens einführte, die Verantwortlichkeit der Minister anorbnete und eine neue Wahlorbnnng zum Landtag bestimmte, nach welcher die Abgeordneten nicht mehr nach Stäuben, sondern nach Wahlbezirken gewählt werben sollten. 2. Das Gesamtwohl seines Volkes in jcber Beziehung zu förbern, war das hohe Ziel, das der König bei allen seinen Maßnahmen unverrückt im Auge behielt. Seine eifrige Fürsorge und sein zur Entfaltung der Kräfte anspornender Einfluß erstreckte sich daher auch auf die Unterstützung der wirtschaftlichen Bestrebungen der einzelnen Bernfsklaffen, sowie auf die Pflege der Wissenschaften und Künste. a. Der Landwirtschaft kam das fchon erwähnte Gesetz vom Landwirtschaft. 4. Juni 1848 über Aufhebung, Fixierung und Ablösung der Grund- lasten zu gute, wodurch der Bauer aus einer unwürdigen Abhängigkeit befreit und in den Stand freier Grundbesitzer erhoben wurde. b. Der Industrie dienten die Errichtung von Gewerbekammern, Industrie, die Aufstellung von Fabrikräten und die Veranstaltung der ersten allgemeinen deutschen Industrieausstellung, die im Jahre 1854 in dem eigens zu diesem Zwecke gebauten Glaspalast in München stattfand. c. Zur Herbeiführung einer den Bedürfnissen der Zeit ent- Handel, sprechenden Entwicklung des Handels und Verkehrs erfolgte die Vermehrung der Eisenbahnlinien, die Erweiterung des Telegraphennetzes, die Einführung von Handelskammern und die Errichtung eines Handelsappellationsgerichtes in Nürnberg (1862). d. Den Wissenschaften und der fchöueu Literatur brachte Pflege der Maximilian Ii. eine ganz besondere Wertschätzung entgegen. Dieselbe ®tf'tn,d,aften-wurzelte in seiner eigenen äußerst gediegenen und vielseitigen Bildung, in der idealen Richtung seines Geistes und in dem lebhaft gefühlten Bedürfnis nach fortwährender Erweiterung feines Gedankenkreises. In Betätigung feines wiffenfchaftlichen Jnteresfes fcheute der König weder Mühe noch Opfer. Er gewährte den drei Landes-Universitäten große
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