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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 17

1888 - Leipzig : Engel
— 17 — zugeben und Erwartungen von höherm Glück zu nähren; aber endlich verzweifeln die Menschen daran, dass sie fähig seien, auf natürlichem Wege, durch Verstand und Thätigkeit, die Zustände zu verbessern, und hoffen auf einen Retter mit höherer Macht. So führte auch das Elend der Zeit viele Juden zu der Hoffnung auf die Ankunft eines Messias. Mehrere Schwärmer traten auf, die sich für den Messias ausgaben, sie waren aber nicht im Stande, sich einen Anhang zu verschaffen; besser glückte es Jesus von Nazareth, dem Sohne des Zimmermanns Joseph und der Mirjam oder Maria. Sein freundliches Wesen, seine Milde und banft-muth verschafften ihm viele Anhänger, namentlich unter den niedern Yolksclassen und bei den leichtgläubigen Weibern, die um so treuer an ihm hingen, je erbitterter seine Gegner ihn hassten. Er hatte es nicht, wie seine Schüler und Jünger, die Apostel, auf einen Umsturz des Judenthums abgesehen, er tadelte nur die Strenge der Pharisäer und setzte sich über einzelne Vorschriften, die ihm nicht bedeutend genug schienen, hinweg; erst später gab er sich für den Messias und den König der Juden aus und lehnte sich somit gegen die staatliche Ordnung und den römischen Kaiser auf, sodass er von den Römern zum Tode ver-urtheilt wurde (33). Sein Auftreten trug wesentlich dazu bei, dass viele Heiden den einzigen Gott bekannten, wie denn auch viele derselben zum Judenthum sich bekehrten. Diesem in seinem Anfänge unscheinbaren Ereignisse, das später als Christenthum von welthistorischer Bedeutung wurde, steuerten die Pharisäer kräftig entgegen. Mit besonderm Eifer für die Erhaltung des Judenthums und seiner Lehre wirkten in dieser Zeit die beiden Vorsitzenden des Synhednon, Hillel und Schammai, beide Schüler der genannten Schemaja und Abtalion. Wol selten waren Männer entgegengesetztem Charakters zu gemeinschaftlicher Thätigkeit berufen. Hillel, ein Babylonier, kam in frühem Alter nach Jerusalem und hatte mit Noth und Armuth zu kämpfen. Seine Liebe zum Studium des Gesetzes war so gross, dass, als er einmal dem Thürhüter des Lehrhauses die Eintrittsgebühr nicht entrichten konnte, er mit Lebensgefahr das Dach desselben erkletterte, um dort dem Vortrage der Lehrer zu lauschen. Hier fand man ihn den folgenden Morgen vor Kälte erstarrt und fast leblos. Hillel erwarb sich tiefe und ausgebreitete Kenntnisse, erlangte bald den Gelehrtentitel und später die Würde eines Nasi (Fürst). Verehrt wegen seiner Gelehrsamkeit, war er bei dem Volke beliebt wegen seines Charakters; er war ein Muster von Sanftmuth, Milde und Bescheidenheit. Zwei Personen gingen eine Wette ein, indem der Eine behauptete, er werde Hillel zum Zorn reizen. Er ging zu ihm, es war kurz vor Eintritt des Sabbats als er gerade im Bade war, dreimal hintereinander, und legte ihm die närrischsten Fragen vor. Hillel trat heraus und gab ihm Antwort, immer in derselben gelassenen Weise. Als der Wettende zum dritten male seinen Versuch gescheitert sah, da sprach er heftig: „Wie Du bist, mögen nicht viele sein in Israel“! „Warum, mein Sohn“? fragte Hillel. „Nun, ich habe durch Dich eine grosse Wette verloren“. „Verliere Du lieber Deine Wette, als ich meine Ruhe und Ergebung“, sprach Hillel. Pro-selyten wandten sich sowohl an ihn als an Schammai. Einst kam ein Proselyt zu Schammai und sprach: „Ich will in das Judenthum eintreten unter der Be- 2

2. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 34

1888 - Leipzig : Engel
— 34 - zahlreichen Schülern aus den entferntesten Gegenden besucht wurde, und dem er bis in hohem Alter Vorstand. Die griechische Bildung schätzte er in demselben Masse wie er die römische Herrschaft hasste. Er war sehr schön, lebte aber nicht glücklich, seine zehn Söhne verlor er in der Blüte ihres Lebens; von dem letzten Sohne trug er einen Knochen mit sich herum, um durch sein ausserordentliches Misgeschick auch diejenigen zu trösten, welche gleiches Leid erfuhren. Schwager und Freund des 279 verstorbenen R. Jochanan war: E. Simon b. Lakisch (Resch Lakisch), ein Mann von aussergewöhnlicher Körperkraft und tiefeindringendem Verstände, von seltener Wahrheitsliebe und strenger Redlichkeit. Er mied sorgfältig jeden Umgang mit Personen, von deren Redlichkeit er nicht genau überzeugt war, daher man demjenigen, den Resch Lakisch seines Umgangs würdigte, unbedingten Credit gab. Ein tiefer Kenner der heiligen Schrift und vorzüglicher Agadist ist: R. Simlai, der die sämmtlichen Gesetze des Judenthums summarisch zusammenfasste und zwar in 365 Verboten, gleich der Tageszahl des Sonnenjahres, und in 248 Geboten, nach Zahl der menschlichen Gliedmassen, zugleich aber auch den Versuch machte, die Gesetze des Judenthums auf Principien zurückzuführen, indem er nach wies, dass David die 613 Gesetze in elf, Jesaias in sechs, Micha in drei und Habakuk in den Einen Satz summirte: „Der Gerechte lebt in seinem Glauben“. R. Simlai führte auch dogmatische Kämpfe mit Christen, gegen die er die Einheit Gottes vertheidigte. Durch zwei Schüler R. Juda Hanasi’s wurden auch in dem von Juden stark bevölkerten Babylonien mehrere Lehrhäuser gegründet, welche alsbald zur Blüte gelangten und die Schulen Palästinas in Schatten stellten; diese Stifter der babylonischen Akademien waren: Abba Areka und Mar Samuel. Abba, ein geborener Babylonier und Schüler R. Juda’s, gründete (219) in Sura am untern Euphrat eine Akademie (Jeschiba), die 800 Jahre lang Sitz der jüdischen Gelehrsamkeit blieb; er hatte über 1200 Schüler, die er auf eigene Kosten verpflegte, und die ihn so verehrten, dass sie ihn nicht anders als Rab (Lehrer) nannten. Um seinen Schülern und Zuhörern neben dem Studium auch den Broterwerb zu ermöglichen, versammelte er sie in seinem Lehrhause (Dt^e Rab) in den Monaten Adar und Elul zur Wiederholung des im abgelaufenen Semesters Vorgetragenen, und damit auch das Volk nicht ohne Belehrung bleibe, hielt er vor dem Pessach- und Hüttenfeste öffentliche Vorträge (Rigle). Wie vorzüglicher Agadist war Rab auch religiöser Dichter; einige der schönsten Gebete für den Neujahrs- und Versöhnungstag haben ihn zum Verfasser. Auch steuerte er vielen Misbräuchen des sittlichen Lebens und suchte das Ansehen der Gerichtshöfe zu heben. Er starb 247. Reichbegabt und vielseitig war Rab’s Freund Samuel (st. 257), der sein Lehrhaus in Nehardea hatte und ausser der Halacha, auch der Medicin, der Naturkunde und in seinen Mussestunden der Astronomie seinen Fleiss zuwendete; er konnte von sich rühmen: „Mir sind die Himmelsstrassen so bekannt wie die Strassen Nehardeas“. Wie Rab in rituellen, so galt Samuel in civilrechtlichen Fragen als Autorität; er stellte den Grundsatz auf: Dina demalchussa dina (das Recht der Regierung ist Recht), d. h. die Landesgesetze haben für die Juden

3. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 49

1888 - Leipzig : Engel
— 49 — sehen, dass ein alemanisclier Edelmann, Bodo, der Hofkaplan Ludwig des Frommen, das Christenthum verliess und Jude wurde (838). Dieser Neophyt, der sich Eleasar nannte, lebte später in Cordova und trat der Eeligion, in der er geboren war, so feindlich entgegen, dass die Bedrängten sich an König Karl den Kahlen mit der Bitte wendeten, die Auslieferung Eleasar’s zu fordern. Infolge ihrer günstigen Stellung im deutsch-fränkischen Eeiche dehnten die Juden ihre Wohnsitze bis an die Elbe und Oder aus; schon im 10. Jahrhundert wohnten sie nicht allein in Köln, Worms, Mainz und ändern Städten des Kheins, sondern auch in Magdeburg, Merseburg, Regensburg und noch weiter gegen Osten. Ueber-all betrieben sie neben dem Handel auch den Landbau und bebauten ihre Aecker mit eigener Hand. Nach dem Tode Karl des Kahlen, der in Zedekias einen jüdischen Leibarzt und in Juda seinen Vertrauten hatte, stieg mit der zunehmenden Schwäche der Karolinger die Macht der Geistlichen, welche unversöhnliche Feinde der Juden waren. Wie Agobard, Bischof von Lyon, schürten sein Nachfolger Amolo und andere Prälaten in Sendschreiben voller Gift und Verleumdung gegen die Juden und stachelten die Fürsten und das Volk gegen sie auf, sodass es zu Verfolgungen kam und sie bald wie Leibeigene behandelt wurden. § 8. Chasdai Ibn Schaprut und seine Zeitgenossen. Mit der Eroberung Spaniens durch die Araber erstand eine neue Zeit für die Juden. Neben der altspanischen christlichen Bevölkerung mit der castilia-nischen Sprache und den arabisch redenden Bekennern des Islam bestand als dritte Nationalität die jüdische mit dem jüdischen Bekenntniss und dem eifrigen Bestreben, die Pflege der hebräischen Sprache zu wecken. Als unter den Khalifen, namentlich Abderrahman Iii. (911 — 961) und seinem Sohne Al-Hakim Kunst und Wissenschaft neu aufblühten, nahmen die Juden, mit der arabischen Sprache vertraut, an allen wissenschaftlichen Bestrebungen eifrigen Antheil und thaten sich als Gelehrte und Staatsmänner hervor. Einer der berühmtesten Staatsmänner und Förderer der jüdischen Wissenschaft war Chasdai den Isak Ibn Schaprut. Durch seine Kenntnisse in der hebräischen, arabischen und lateinischen Sprache, seine Klugheit und Gewandtheit, sowie durch seinen seltenen Charakter erwarb er sich das Vertrauen des Khalifen Abdorrahman, dessen Leibarzt er war, in so hohem Masse, dass er ihn zu seinem Eathgeber und Vertrauten wählte. Als Staatsmann leistete er dem Khalifen wichtige Dienste. Eine diplomatische Verbindung des Khalifats mit dem griechischen Kaiserreich wurde durch ihn vermittelt und zu Gunsten der Wissenschaft verwendet, indem er ein medicinisches Werk des Dioskorides, das der Kaiser Eomanus dem Khalifen zum Geschenk gemacht hatte, mit Hülfe eines griechischen Mönchs ins Arabische übersetzte. Als eine Gesandtschaft des deutschen Kaisers Otto I. nach Cordova kam, fiel Chasdai die Aufgabe zu mit ihr zu unterhandeln, und es gelang ihm zwischen Christenthum und Islam versöhnend zu vermitteln, ebensowol wie zwischen dem Könige von Leon und der Königin von Navarra Frieden zu Gunsten des Khalifates zu schliessen. 4

4. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 18

1880 - Dresden : Salomon
18 Porstreben der gigantischen Massen, deren Häupter mit ewigem Schnee bedeckt sind, und die bunte Mannigfaltigkeit der Formen und Farben verleihen dem Hochgebirge den Charakter großartiger Erhabenheit. Während das Flachland den hydrographischen und klimatischen Grundzügen, der Entfaltung des vegetabilischen und animalischen Lebens in weit ausgedehnten Flächen und den Lebensverhältnissen der Menschen eine gewisse Eintönigkeit und die Fähigkeit leichter Verbreitung verleiht, sind die Gebirge Vervielfältiger der meteoro- logischen Prozesse, des pflanzlichen und thierischen Lebens, Spender der fließenden Gewässer, Scheiden für Klima und Wetter, Natur- grenzen der Staaten, Herde der mineralischen Schätze, Schauplätze mannigfacher menschlicher Thätigkeit, Erzieher der Menschen, indem sie die physische und geistige Kraftentwickelung anregen und fördern. Inwiefern? Der Anblick der Berge übt einen Zauber aus, und von einem Drange, gewöhnlich unbewußt, aber desto mächtiger, sühlen sich die Menschen zu den Bergen hingezogen, sie zu be- steigen, um ihre Geheimnisse zu belauschen und ihre Schönheit zu bewundern. Auf den Bergen wohnt Freiheit. Sie vereinigen gleichsam auf kleinem Räume die gefammte Herrlichkeit der Erde; mit einem Blick kann man an ihnen Fluren und Wälder, Wiesen und Felswände, Eis und Schnee umfassen, und allabendlich über- gießt sie das Licht der sinkenden Sonne mit zauberischen« Schimmer, daß sie rosigen Gebilden gleichen, die in den Lüften schweben. Wie kommt es wohl, daß sich die meisten Bergvölker Europa's durch tiefes Heimathsgefühl, innige Religiosität, große Liebe zur Freiheit, durch Tapferkeit und scharf ausgeprägte individuelle Züge des Charakters auszeichnen? Ist nicht die große Mannigfaltig- feit, welche Deutschland bezüglich der Nalurformen seiner Ober- fläche, sowie der Beschaffenheit der seine Gebirge zusammensetzenden Gesteine auszeichnet, von großem Einfluß für die Entwickelung der deutschen Kultur und Wissenschaft gewesen? § 4. Entstehung der Gebirge. Nach der Art ihrer Entstehung werden gewöhnlich die Gebirge eingetheilt in neptunische und plntonische. Erstere sind vorherrschend dnrch Ablagerung ans dem Wasser, letztere durch Hebung, dnrch unterirdische Kräfte entstanden. In der Regel aber ist ein Gebirge sowohl neptunisch, als auch plutonisch, da bei seiner Bildung Feuer und Wasser concurrirten. Ueber die Art und die Zeit

5. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 70

1827 - Erlangen : Heyder
könne. Dadurch mußte nun die christliche Religion im offenbaren Widerspruche mit den übrigen Staats-Re« llgionen stehen, und einen tausendjährigen Kamps erzeu- gen, der längst beendigt wäre, wenn der Weg, den die Wahrheit durch die Seelen der Menschen geht, nicht ein so langsamer, aber auch desto tiefer eindringender wäre. Etwas bekannter war nun auch das ntchtrömische Europa geworden. Im Nordasien Europas saßen Sarmaten, deren Völkerstämme schon in Asien nördlich vom kaspischen Meere beginnen. Nördlich von der Mündung der Donau die Gesen, Darier, Bastarner, Nord-Pannonier, Jazygeu; nördlich von ihnen im heutigen Ostpreußen bis Liefiand die Aestier, Veneder und andere. Wichtiger aber waren bei weitem, die- Völker, die im heurigen Deutschland von der Weichsel bis zum Rhein, von der Donau bis zur Nord- und Ostsee faßen; ein fräftiges, tapferes, blondhaariges, blauäugiges Volk; einfacher Sitte, kriegerisch, bald nomadisch, bald als Jäger, nur zum kleinsten Theile vom Ackerbaue lebend» Denn noch deckten ungeheuere Wälder und Moräste die uralte Heimajh. In mxhr als fünfzig einzelne Stämme zerfielen sie; nur Sprache, Freiheitsliebe und Nationaleigenschaften, wi? Gast- freundschaft, Tapferkeit, besondere Achtung gegen das weibliche Geschlecht, Liebe zum Kriege, zum Trünke und Spiele waren ihnen gemeinsam. Die wichtigsten der einzelnen Stämme waren: an der Ostsee die Purgun- dionen, Rugier. Varner, Gothen (die auch Schwe- den später besetzten), die Cimbern, (im heutigen Holstein), die Chancen, Friesen an dex Nordsee; dann längst des Rheins hinauf die Bataver, Usipeter, Ten- cterer, Ubier, Mattiaker, Nemeter, Tribokker^ Van- gionen; im Innern des nördlichen Deutschlands die Sigambern, Bructerer, Angrivarier, Chasuarier, Chat- fen (die Vorfahren der Hessen), Cherusker in den Harzgegenden, Fosen, Longobarden, Sueven (wieder'tn viele Unterstämme zerfallend). Im südlichen Deutsch- land, aber nördlich von der Donau, besonders die Hermunduren, Marcomannen, Narisker u» a. m. — Sprache, und selbst Religion mag auf asiatischen Ur- sprung Hinweisen, aber von ihrer Einwanderung schweigt

6. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 21

1827 - Erlangen : Heyder
21 bald als unmittelbare Stimmen der Götter, groß- ßen politischen Einfluß bekamen), die großen Nativ« nal - Feste und Spiele (die Nemäischen, Ifthmischen, Pythischen, Olympischen) ihre Mysterien (Eleusis), ihre Amphictyonien als gemeinsame und vereinigende Einrichtungen. Auch die Gesetzgebung eines Lykurg (880) für Sparta, die auf Gleichheit des Vermögens, der Erziehung und Bildung zu einem starken Menschen- schlag hinarbeitete, darum der Verweichlichung und dem Luxus sich widersetzte, aber Ehrfurcht gegen das Alter, Gehorsam gegen das Gesetz, und Tapferkeit be- sonders bezweckte (Stadt ohne Mauern, eisernes Geld, schwarze Suppe); die, Gesetzgebung eines Solon (5q0) für Athen, der die Volks-Negierung in dis Hände der Gebildetern und Wohlhabendern bringen wollte, um der Anarchie und Aristokratie gleich sehr entgegen zu arbeiten (wenn gleich der talentvolle Pist- stratus zeigte, daß man sich auch unter dieser Verfas- sung zu einem Usurpator mit Hülfe des Volks aufschwingen könne); die Gesetzgebungen eines Zaleukus (660) und des spätern Eharondas in Großgriechenland; der ge- heime Bund, den Pythagoras der Samier 540 — 510zu Kroton zur Bildung künftiger Staatsmänner stiftete — deuten auf die Masse politischer Ideen und vorher- gegangener Staatsverfassungsversuche bei den Griechen hin. In Sparta standen 2 Könige, mit einem Senat und nachher auch Ephoren an der Seite, dem Staate vor. In Athen erst Könige bis Codrus 1068, dann Ar- chonten mit Volksausschüssen und Volksversammlungen. Beiden Verfassungen mehr oder weniger ähnlich waren die der übrigen griechischen Staaten. Schon in die, sen Zeitraum der griechischen Geschichte fallen einige der vorzüglichsten Dichter und Weltweise; denn wenn sich auch von Musaeus, Linus, Orpheus nichts erhalten hat, vielleicht auch nichts erhalten k 0 n n t e: so sind doch von Homer (Q00) aus Kleinasien, von Hesiod kurz nach demselben, noch unsterbliche Werke epischer Dicht- kunst ; von Alcäus, Erinna, Sappho, Anakreon und Pin- dar Oden und Hymnen, von Tyrtäus Krtegslieder ganz oder in Bruchstücken vorhanden: so fallen doch in den Schluß dieses Zeitraums noch die sogenannten sieben

7. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 71

1827 - Erlangen : Heyder
71 die Geschichte. Sie selbst leiteten sich vom Teut oder Thuiskon und dessen Sohne Mann ab, verehrten in ihren heiligen Hainen einen Wodan, Thor, die Freia, Hertha (Erde), glaubten unsterbliches Leben in Wal- halla, standen bald unter Priestern als Nationalbc- amten, bald unter Fürsten, (Vorderste) und Königen: im Kriege unter Herzogen (Heerzog). Thierfelle, bald auch Linnen, waren ihre Kleidung; Schwert, Schild und kurzer Spieß ihre Waffen; Edle, Gemeinfreie und Leibeigne die Bestandtheile sedes Stammes. Roh wa- ren sie vor Bekanntschaft mit den Römern, die ihre Tapferkeit fürchteten, gewiß noch, hatten nur wenig Städte, und schreiben und lesen (eigentlich lateinische Worte) lernten sie wohl erst von den Römern; aber unverdorben und kräftig, waren sie schneller Entwicklung fähig; freiheitsliebend und von frühster Zeit mit den Waffen vertraut, stets bereit zur Vertheidigung wie zum Angriff; gute Sitten, Keuschheit, Achtung vor dem Alter u. s. w. galten mehr, als an andern Or- ten die Gesetze dafür. — In England waren die Briten und Galen, in Schottland oder Caledonien die Sco- ten und Picten, nicht deutschen Stammes.— Nun zu Octavian zurück. Der römische Senat hatte ihm den Ehrentitel Au- gust us, oder der Unverletzliche, Ehrfurchtswürdige, er- theilt, und dieser dafür so viel als möglich von den Formen der Republik beibehalten, da ihm ohnehin der Imperator-, Cónsul- und Tribuntitel vereint die höchste Würde sicherten; auch ließ er sich alle 10 oder 5 Jahre hitten, die höchste Gewalt wieder zu übernehmen. Der Senat blieb Staatsrath, wenn auch ein Macenas, Agrippa, Messala eigentlich die geheimen Rathe und Minister waren. Stehende Heere und Leibwachen (co- hortes praetorianaß) kamen auf; die Legionen standen in den Provinzen in stehenden Lagern. So traf er eine Menge anderer wichtiger Einrichtungen für das wahre Wohl des Staats, und machte vergessen, wie er zur Herrschaft gekommen war. Ohnehin waren in den lan- gen Bürgerkriegen die wildesten Republikaner gefallen, und wenn wirklich einige Verschwörungen vorkamen, so wurden sie doch schnell unterdrückt, und Angust hättt

8. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 168

1827 - Erlangen : Heyder
»ösischen Sprache statt der lateinischen bedienten; daß aber auch 700 000 der thätigsten Familien aus dem Lande gejagt wurden, weil sie Hugenotten waren, und sich nicht durch Ludwigs Aufhebung des Edicts von Nantes (1685) und seine Dragonersäbel bekehren lassen wollten, und nun, begierig in den östlichen Nachbar- ländern ausgenommen, die sogenannten französischen Coionien stifteten; und daß Frankreich eben damals ausgezeichnete Schriftsteller, einen Dossuet, Fenelon, Pascal, Racine, Corneille, Moliere, Boileau u. a. hatte: bereitete die französische Sprache allmählig eine Herrschaft vor, welche keine andere Sprache der Welt je so geübt hatte. Frankreichs Hauptstadt wurde Ge- setzgeberin Europas in Sachen des seinen Tones und Geschmacks. Alles dies schmeichelte der Eitelkeit des Volks. Und was der Teufel der Mode Frankreich nicht unterwarf, unterlag der schlauen Politick oder der versuchten Tapferkeit der Feldherrn Frankreichs, einem Luxemburg, Schömberg, Catinat, Vendóme, Dauban, Conde, und vor allem dem Turenne. Aber trotz die- ses Glanzes sollte bald der stolze König eine große Lehre bekommen! — Doch zuvor nach euren Blick auf einige andere wichtige Reiche, — Elisabeth von Eng l g n d htnterließ 1603 ihren Thron .dem Sohne der enthaupteten Maria Stuart, Jakobi. 1603—-25, der nun Schottland, wo er bis- her geherrscht, mit England zu Großbritannien ver- einigte. Leider stand aber dies neue Königshaus der Stuarts durch seine geheime oder offenbare Begün- stigung des Katholtcismus und unumschränkter Herr- schaft, mit dem Geist des Volkes im gefährlichsten Wi- derspruch, der nur verderblich sür die Stuarts werden konnte; dazu kam noch eine andere Gefahr. Als Zakob nicht sogleich die Katholiken offen, wie sie erwarten mochten,-.begünstigen wollte: wurde unter Leitung der Jesuiten der Plan gemacht, den König, den Prinzen von Wales, seinem Nachfolger, und das ganze Oberhaus des Parlaments, mit 36 Fässern Pulver in dem Kohien- gewöibe unter dem Sitzungssaale, in die Luft zu spren- gen. Noch wurde die Sache entdeckt, die Perschwor- nen entflohen aber nur auf kurze Zeit, der Strafe^

9. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 108

1827 - Erlangen : Heyder
103 Sternwarte» für die Astronomen. Herrliche Dichter, selbst Fürsten und Frauen stritten um den Preis des Gesanges; und der große Künstler und Gelehrte fand, so allgemein war die Liebe und Achtung für Kunst und Wissenschaft, bet den Sarazenen in Asien, Afrika und Europa gleich freundliche Aufnahme. An Geschmack, Feinheit deö geselligen Tons, an Pracht, erreichte sie kein damaliges Volk, und in ihren Nmgkämpsen und Turnieren wurden sie Vorbilder des Abendlandes. Die Werke eines Ptolomäus, Hlppokra^es, Galenus, Ari- stoteles wurden ins Arabische übersetzt, ihr Avicenna (oder mit seinem ganzen Namen: Al-Hussein-Abu- Ali - den - Abdallah-Ebn - Sina) war der Fürst der Aerzte. Auch in der Baukunst zeichnete sich dies edle Volk vor andern aus; kühn, zierlich, reich und phan- tastisch, wie sie war, wurde sie bald von andern Völ- kern, besonders der Westgothen, nachgeahmt, und kam so, schon bedeutend verändert, zu den Deutschen, die ihr mit ihrem Ernst, ihrer Solidität ein noch festeres ehrwürdigeres Gepräge gaben und sie bald völlig natio- nell machten. Noch heute hat das Abendland diezahl- zeichen, und eine Menge Worte der Araber in seinen Sprachen, weil sie manche Wissenschaften fast ganz neu schufen und auf andere Völker brachten. Roher freilich sah es im Leben der Abendländischen Völker aus, aber ihr langsames Entwickeln verbürgte längere Dauer. Wissenschaften und Künste, Gewerbe und jegliche Thätigkett trug noch zu sehr den Stempel des Bedürfnisses, aus dem es hervorgegangen war. Doch war ein Hauptschntt der Culkur damit geschehen, daß die neuen Reiche meistens im Ackerbau ihre an Grund und Boden fesselnde und größer^ Liebe zu den- selben gewahrende Subsistenz hatten. Schmachtete auch noch der Feldbauer fast überall in Leibeigenschaft, so entwickelte sich doch allmählig in den vielen Städten eine kernhafte Mittelklasse zwischen dem kriegerisch- despotischen Adel und dem armen geplagten Land- manne; die Städte gewährten Zuflucht und Sicherheit, vermehrtes Bedürfnis; erzeugte größere und vielfältigere

10. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 118

1827 - Erlangen : Heyder
— 1,3, —S> 1. X X - Xs zu halten. So kam es, daß man später in Italien welfisch mit päpstlich, und ahibclltnisch mir kaiserlich für gleichbedeutend nahm. Dagegen glückte es Friedrich, seinem Sohne Heinrich Vi., durch dessen Hetrath mit Constantia, der normännischen Erbin, das Königreich Neapel und Sicilien zu verschaffen. Doch Friedrich ertrank beim Kreuzzug in Kletnasten (1190), und Heinrich nach blutiger Befestigung in seinem neuen Reiche, hiitterlteß (11q7) einen Knaben, Friedrich, der erst in Unkerüalien zur Regierung kam, dann aber (als sein Oheim Philipp zugleich mit dem Welfen Otto Iv. zu Deutschlands Könige gewählt, zu Bamberg blutig fiel) gegen den Welfen aus den deutschen Thron erhoben wurde, 1212, und ihn behauptete. Dieser Friedrich Ii., durch Tapferkeit, Verstand und jegliche Herrschertugend leicht der ausgezeichnetste Kaiser des Mittelalters, kam, eben weil er so groß als hell dachte, in fast unausgesetzte Kämpfe mit den Päpsten, den von diesen ausgerethten Lombarden und Gegrnkönigen, die ihm der Papst in Deutschland aufzustellen wußte. Nicht besser ging es seinem Sohne; und wie fast alle diese Fürsten ein traurig gewaltsamer Tod dahin raffle, mußte auch noch des großen Hauses letzter Sprosse Konradin, als er sein vom Papst an einen französi- schen Prinzen Karl von Anjou verschenktes Erbe, Nea- pel und Sicilien, 1268, wieder erobern wollte, auf dem Schaffote zu Neapel bluten. Alles Strafe für jene un- , selige Verbindung zwischen Deutschland unditalien! — Zeiten großer Verwirrung und Anarchie folgten in Deutschland, wo fast nur Ausländer den Köntgstitel führten, bis der tapfere Graf Rudolph von Habsburg, in Elsaß, Schwaben, im Sund - und Zürichgaue reich begütert, von Deutschlands Fürsten zum Könige ge- wählt wurde (1273). Er schuf mit starker Hand Ruhe und Ordnung, ließ Italien und Kaiserkrone auf sich beruhen, und erwarb dafür, um feine Hausmacht zu verstärken, das Herzogthum Oestreich für sich und feine Söhne, nachdem der Böhme Ottokar erlegen war. Auf Rudolph folgte, 129!, Graf Adolph von Nassau, und dann Rudolphs Sohn, der finstere Al- brecht, des vorigen Kaisers Gegner und Besieger, der nur
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