Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Römische Geschichte - S. 89

1896 - Dresden : Höckner
— 89 — Hierdurch gewann Cäsar zur Sicherung seiner weiteren Absichten die Möglichkeit, sich kriegerische Lorbeeren und die Ergebenheit eines kriegsgeübten Heeres zu erwerben. 4. Zu Konsuln für das folgende Jahr wurden zuverlässige Anhänger der Machthaber gewählt (Cäsars Schwiegervater Piso und Gabinius). Zur Wahrung seines Einflusses in der Stadt während seiner Abwesenheit und zur weiteren Bekämpfung der Aristokratie bestimmte Cäsar insbesondere den mit der Senatspartei und besonders mit Cicero zerfallenen Volkstribunen P. Clodius Pülcher, einen frechen Demagogen patriüfchen Standes, welchem er selbst als Oberpontifex den Übertritt zur Plebs erleichtert hatte. Derselbe brachte nach einer Reihe agitatorischer Gesetze noch vor Cäsars Abreise den auf den lästigen Redner Cicero gemünzten Antrag ein: ut, qui civem Romanum indemnatum interemisset, ei aqua et igni interdiceretur, vor dessen Annahme Cicero die Stadt verließ (58). Darauf wurde feine Verbannung durch Volks-befchluß zu einer gesetzlichen gemacht, sein Vermögen eingezogen, sein Haus niedergerissen. Den anderen Vorkämpfer der Senatspartei, Cato, wnßte er durch einen außerordentlichen Auftrag des Volkes (Einrichtung Cyperns als Provinz) aus Rom zu entfernen. 5. Die Eroberung Galliens durch Cäsar 58—51. Das noch unabhängige Gallien war das Hauptland der längst im Sinken begriffenen keltischen Macht und Kultur. Die Gallier waren in viele kleine Stämme zerspalten, die bei aller Lebendigkeit des Nationalgefühls nicht nur jedes festeren politischen Zusammenhanges (Gauverfassung), sondern auch der Eintracht innerhalb der einzelnen Gaue,. Gemeinden und Familien entbehrten (Vorherrschen der kriegerischen Ritterschaft über das in Hörigkeit versunkene Volk). Das einzige, doch lockere Band zwischen den kleinen gallischen Staaten bildete die Priesterherrschaft der Druiden (Aberglaube, Menschenopfer). Tapfer, aber unbesonnen und wankelmütigen Sinnes, suchten die Gallier in einem abenteuerlichen Kriegerleben am liebsten Befriedigung ihrer Ruhmsucht und Eitelkeit. 1. Bei feiner Ankunft in Gallien fand Cäsar zwei Nachbarvölker in einer auch seiner Provinz gefährlichen Bewegung begriffen. Die keltischen Helvetier hatten ihre bisherigen Wohnsitze zwischen Genfer- und Bodensee verlassen, um im westlichen Gallien neue zu suchen, und die von den Sequa-nern gegen die Hädner herbeigerufenen Heerhaufen des germanischen Suebenfürsten Ariovist hatten diese zwar besiegt, aber einen großen Teil des Landes selbst eingenommen. Cäsar schlug 58 die Helvetier bei Bibracte (Autuu), den Ario- 58

2. Römische Geschichte - S. 101

1896 - Dresden : Höckner
— 101 — libri illustrium virorum; die noch erhaltenen vitae excellentium im-peratorum sinb vielleicht ein Auszug aus einem grösseren Sberfe. Ausgezeichnet durch vielseitige Gelehrsamkeit war M. Terentius Varro (116—27), der größte Polyhistor des römischen Altertums. 4. Die Teilnahme an der tragischen Dichtung versiegte zwar nicht, wohl aber die schöpferische Kraft. Erst als sich die feinere attische Komöbie ausgelebt hatte, brachte die fabula togata auch das nationale Leben in heiterer Darstellung auf die Bühne (Theater des Pompejus 55); sie wnrbe inbessen sehr balb durch die gemeine unteritalische Posse, erst durch die ausgelassenen &t eil anen, dann durch den frechen Mimus, verbrängt. 5. Die zwanglose, echt römische Satire empsing ihr klassisches Gepräge durch den welterfahrenen und hochgebilbeten C. Lu ei lins (180—103), der die Fehler feiner Zeit aus allen Lebensgebieten mit schonungslosem Spotte geißelte. T. Lucr etius Carus (98-51) suchte feine Zeitgenossen in seinem großartigen Lehrgebichte de rerum natura durch die stieb-selige Sehre der epikureischen Philosophie von der brückenben Götterfurcht zu befreien. Der heißblütige Veroneser C. Valerius Catullus (geb. 86) dagegen, die liebenswürdigste und genialste Dichternatur der Cäfarifchen Zeit, huldigte nur der Schönheit und dem Lebensgenüsse. 6. Durch die Alleinherrschaft des Augustus aus ihrer natürlichen Bahn gedrängt, warfen sich die durch das Glück des Friebens und das Bewußtsein ihres weltgeschichtlichen Berufes gehobenen Römer um so eifriger auf die litterarische Beschäftigung, welcher Augustus und fein Hof, allen voran Mäeenas (recitationes; öffentliche Bibliotheken des Asinius Polio im atrium Libertatis, des Augustus in der Porticus Octaviae und im Apollotempel auf dem Palatin), fchon um die Gebilbeten mit dem Verluste der politischen Freiheit zu versöhnen, durch Gunst und Beispiel die wirksamste Förderung zu teil werden ließen (Augusteisches oder goldenes Zeitalter). 7. Vor allem entfaltete die Poesie aus einem inzwischen unendlich verfeinerten und vertieften Verständnis der griechischen Kunst trotz allen Mangels an Ursprünglichkeit eine vollendete Anmut und Kraft der Darstellung. P. Vergilius Maro (70—19) aus Anbes bei Mantua, schuf feinem Volke nach dem Vorbilbe Homers in der Aneis ein neues Nationalepos, in dem er den Ahnherrn des Julischen Herrscherhauses feierte (außerdem Eclogae und G-eorgica). Als formvollendeter Meister der Lyrik (nach dem Muster der äolischen) pries Qu. Horatius Flaecus (65—8) aus Venufia in feinen Oden die Grundsätze einer heiteren Lebensweisheit, sowie die Segnungen der neuen Epoche, während er in seinen Satiren und Episteln die sittlichen Schäden und litterarischen Zustände derselben scharf beleuchtet. Dem Verlangen nach lofer litterarischer Unterhaltung biente der geistreiche, aber leichtfertige P. Ovibius Naso aus Sulmo (43 v. — 17 n. Chr.), der außer zahlreichen Dichtungen im elegischen Versmaß, meist erotischen Inhalts, in einem gefälligen Erzählungstone feine Metamorphosen und außerbem eine römische Sagengeschichte in Form eines Festtalenbers (fasti) schrieb, bis ihn die kaiserliche Ungnabe nach dem fernen Tomi am Pontus verwies (tristia). Auf dem Gebiete der Elegie fanben auch feine Zeitgenossen, der weiche Alb ins Tibullus und der feurige S. Propertins, verbiente Anerkennung.

3. Römische Geschichte - S. 64

1896 - Dresden : Höckner
unterworfene Teil des Landes war 197 zu 2 Provinzen His-pania citerior bis zum Jberus und Hispania ulterior am Bätis eingerichtet worden, doch erforderte die Unbotmäßigkeit der unterworfenen Bevölkerung, wie der ritterlich-räuberische Freiheitstrotz der übrigen iberischen und keltiberifchen Stämme eine dauernde Besetzung mit einem starken römischen Heer und fast unaufhörliche harte Kämpfe. Nur mit Mühe war es der mit Gerechtigkeitssinn gepaarten kriegerischen Thatkraft Catos und später des Ti. Semprouius Gracchus gelungen, die Eingeborenen im ganzen bis gegen das Jahr 154 zur Anerkennung der neuen Ordnung der Dinge zu zwingen. 2. Um diese Zeit erhielt der vereinzelte Widerstand einiger keltiberischer Stämme einen Rückhalt durch die Erhebung der noch freien Lufitanier im Südwesten, welche infolge der Treulosigkeit des Prätors Ser v. Sulpicius Galba (151) in einen die ganze Halbinsel umfaffenden erbitterten Freiheitskampf verwandelt wurde. Unter Führung des Vi-riathus, der, Räuber und Hirt von Herkunft, dem Blutbad des Galba entronnen war und vom Bandenführer zum Helden und König feines ganzen Volkes und eines großen Kriegsbundes emporstieg, behaupteten die tapferen Lufitanier in einem der Natur des Landes angepaßten mörderischen Kleinkrieg siegreich ihre Unabhängigkeit gegen die Unfähigkeit der römischen Feldherren und die Zuchtlosigkeit ihrer Heere, bis Viriathus selbst i.,J. 140 auf Anstiften der Römer durch Meuchelmord fiel (Viriathlfcher Krieg 149—139). 3. Unterdessen hatte der auch in der nördlichen Provinz fortdauernde Kampf in Numantia am oberen Durius (Duero) einen neuen Stützpunkt gewonnen. Zehn Jahre lang trotzte die aufs tapferste verteidigte Stadt der römischen Kriegskunst, und erst Scipio Ämilianus, der Eroberer Karthagos, brachte die feste Stadt nach Wiederherstellung der verfallenen Mannszucht (cohors praetoria) durch regelmäßige 15 monatliche Einschließung 133 zur bedingungslosen Ergebung und zerstörte sie vollständig (Nnmantinus). Ganz Spanien bis auf die nördlichen Gebirgslandschaften wurde römische Provinz. Die Landverbindung zwischen Spanien und Italien wurde nach mehrjährigen Kämpfen mit dey dortigen Kelten 120 durch Einrichtung der Provinz Gallia Narbonensis gesichert (Kastell Aquae Sextiae, Kolonie Narbo Martins, Sitz des römischen Statthalters und Ausgangspunkt der römischen Kaufleute für ihren Verkehr nach dem inneren Gallien).

4. Griechische Geschichte - S. 24

1896 - Dresden : Höckner
— 24 — körperlichen Ausbildung gegenüber (Abhärtung: Geißelung am Altar der Artemis Orthia) trat die des Geistes zurück, doch legte man großes Gewicht auf die Erlernung der Musik. Mit 18 Jahren traten die Knaben in das Jünglingsalter und wurden bis zum 20. Jahre zunächst zu militärischem Zwecke im Jnlande, dann zur Ableistung der vollen Dienstpflicht herangezogen; erst mit dem 30. Jahre traten sie als Männer in die Reihe der gleichberechtigten Vollbürger ein, denen die Erfüllung ihres kriegerischen Berufes durch Zuweisung gleicher und unveräußerlicher Stücke von Grund und Boden des Staates ermöglicht wurde?) Aber auch dann noch blieb der Besitz der bürgerlichen Rechte von der fortgesetzten Teilnahme an der spartiatischen Erziehung und von der Entrichtung der Beiträge zu den Syssitien (die schwarze Suppe) abhängig. Die ca. 15 Mitglieder der durch freie Wahl aus allen über 20 Jahre alten Spartiaten gebildeten Tischgesellschaften waren auch Zeltgenossen im Lager. Der kriegerische Charakter des Staates spricht sich auch in dem Verbote aus, ohne Urlaub ins Ausland zu reisen, sowie in der Bedrohung der Auswanderung mit der Todesstrafe. Das Verbot der Niederlassung von Ausländern und des Privatbesitzes von Gold und Silber (ausschließlicher Gebrauch des einheimischen eisernen Stabgeldes), sowie eine strenge Fremdenpolizei sollten fremde Elemente fernhalten. Auch die Erziehung der weiblichen Jugend war nach demselben einseitigen Gesichtspunkte der Aufzucht eines körperlich kräftigen und zum Kriegsdienst tauglichen Geschlechts vom Staate geregelt und überwacht, doch genossen die Frauen ein hohes Maß von Ehre und waren nicht ohne Einfluß. 2. Das Heerwesen beruhte auf der allgemeinen Wehrpflicht aller Spartiaten (bez. der zum Hoplitendienst herangezogenen Periöken) vom 20. bis zum 60. Lebensjahre. Der Kern des Heeres waren die Hopliten, das schwerbewaffnete Fußvolk (roter Waffenrock, eherner Panzer und Helm, großer Schild, lange Stoßlanze, kurzes Schwert). Die 300 Ritter wurden im Kriege als Leibwache des Königs, im Frieden zu besonderen *) Diese Güter gingen nach dem Tode des Familienhauptes auf den ältesten Sohn über, welcher die jüngeren Brüder unterhalten mußte, wenn sie nicht durch Vermittelung des Staates von kinderlosen Familien adoptiert oder an Erbtöchter verheiratet wurden. Die dem Lykurg zugeschriebene Verteilung des Landes in 9000 Lose für die Spartiaten und 30,000 für die Periöken ist in ihrer vollen Zahl wohl erst nach den messenischen Kriegen erreicht worden.

5. Griechische Geschichte - S. 100

1896 - Dresden : Höckner
— 100 - (u. a. Medea, Jphigcnia in Aulis und in Taurien) sinb nach Inhalt und Geist Spiegelbilber des wirklichen Lebens seiner Zeitgenossen, aber ausgezeichnet durch die Entwickelung der Leibenschast und den Reichtum der Reflexion. 4. Als hervorragenbster Vertreter bcr alten attischen Komöbie geißelte der geistreiche Aristophanes (444—380) mit zügellosem, scharfem Witz die Dichter und Philosophen seiner Zeit (Euripibes in den „Fröschen", Sokrates in den „Wolken") und die Demokratie seiner Vaterstabt (Klcon in den „Rittern" und „Wespen"), ohne sich freilich durch die Abneigung gegen die neue Zeitrichtung abhalten zu lassen, selbst auch die alte Götterwelt dem Spotte preiszugeben. — Nach Aristophanes verliert die (mittlere und neue) Komöbie mit dem politischen Charakter auch den kühnen Freimut und genialen Humor und nähert sich immer mehr unserem bürgerlichen Jntriguenlustspiel. 5. Die Geschichtschreibung würde durch den Umsturz aller politischen Verhältnisse in Athen zur pragmatischen Betrachtung eines großen Zusammenhangs gebrängt. Mit großartiger staatsmännischer und zugleich unparteiischer Auffassung schrieb Thucybibes (471—396) die „Geschichte des peloponnesischen Krieges" (bis 411), das größte historische Meisterwerk des Altertums, welches jeenophon (c. 431—355) in seinen „Hellenika" (bis 362) fortsetzte. Der letztere entfaltete eine vielseitige litterarische Thätigkeit in schlichter und anmutiger Sprache (Anabasis, Cyrupäbie, Erinnerungen an Sokrates u. a.). 6. Die Rhetorik würde durch die Sophisten allmählich zum wichtigsten Bilbungsmittel erhoben (1. Rhetorenschule des Antiphon in Athen). Lysias (459 — 379) machte sich zuerst als Logograph von der künstlichen Rebeweise bcr sophistischen Schule frei und würde bcr erste Rilbner des schlichten Stils. Dagegen suchte Jsokrates (436 — 338), ohne unmittelbaren Anteil am hanbelnben Leben, durch seine mit höchster Formvollenbung (Periobenbau) geschriebenen politischen Abhanblungen (Panegyrikos, Areopagitikos, Panathenaikos) auf das lefenbe Publikum zu wirken. Als Meister der politischen Berebsamkeit überragt alle seine Vorgänger und Zeitgenossen Demosthenes (384—322), der Schüler des Jsäus, der mit seiner letzten Rebe „für den Kranz" (330) feine nationale Politik siegreich rechtfertigte gegen feinen langjährigen Gegner Äschines. 7. Die Philosophie entwickelte sich in Athen zu einer Macht, welche am Ende das ganze Kulturleben burchbrang und von Granb aus umgestaltete. Bahnbrechenb wirkte hier Sokrates (469 — 399). Von Hause aus Bilbhauer wie sein Vater Sophroniskus, zog er sich vom Geschäftsleben, später auch vom Staatsleben zurück, um fortan philofophierenb und mit aller Welt bisputierenb in uneigennützigem Kampfe gegen die selbstsüchtige und nur skeptische Scheinweisheit bcr Sophisten das wahre begriffsmäßige Wissen zu suchen, aus welchem Xugenb und Glückseligkeit von selbst entspringe (Ironie und Mäeutik). In seinem 70. Lebensjahre angeklagt, daß er nicht an die Götter der Stadt glaube, anbere neue Götter einführe und bic Jugcnb verberbe, würde er 399 zum Tode verurteilt (Platons Apologie). — Neben so schroffen Gegensätzen, wie sie sich, den beiben zeitgemäßen Lebensrichtungen entsprechen^ in der cyrenaischen Schule des Aristippus von Cyrene (geistvoll verfeinerter Lebensgenuß) und in der cynifchen (Kynosargcs) des Antisthenes von Athen und Dio-genes von Sinope (Bebürfnislosigkeit und Weltverachtung) barstellen,

6. Griechische Geschichte - S. 47

1896 - Dresden : Höckner
— 47 — 2. Da der Staat, die Gemeinde dem Hellenen jederzeit zunächst am Herzen lag, so entwickelte sich zuerst die kriegerisch-politische Elegie. Vergeblich hatte Kallinus von Ephesus schon um 730 unter gefahrvollen Zeitnmständcn (Angriffe der Kimmerier) versucht, seine durch den langen Verkehr mit den ausschweifenden Lydern verweichlichten ionischen Landsleute zu männlicher That aufzurufen. Dagegen wußte etwa 100 Jahre später der ritterliche Sänger des 2. messenischen Krieges, Tyrtäus von Athen, die verzweifelnden Spartaner in seinen kriegerischen Elegien auss neue zu siegreicher Tapferkeit zu entflammen (S. 26). In Athen selbst wirkte Solon vor allem politisch belehrend; andere seiner Dichtungen waren bestimmt, allgemeine Grundsätze einer milden Lebensweisheit zu verkünden. Die ganze Glut des Parteihasses, wie ihn die Ständekämpfe Megaras großzogen, offenbaren die einem jungen Aristokraten gewidmeten Dichtungen eines jüngeren Zeitgenossen Solons, des dorischen Junkerst h eognis(c. 500). 3. In demselben Maße als die ionischen Griechen unter lydifcher Herrschaft erschlafften, wandte sich auch die ionische Elegie von den politischen Angelegenheiten ab. Aus der Sitte, Elegien nach dem Mahle zum Trunke zu singen, entsprang die erotische Elegie, deren Gegenstand Wein, Liebe und Lebensgenuß bildeten. Der Schöpfer derselben war Mim-nermus von Kolophon (c. 600), der hierin den einzigen, nur durch die Kürze der Jugendblüte und die Übel des Alters getrübten Trost für den Verlust der ionischen Freiheit fand. — Das Distichon wurde dann auch die üblichste Form des kurzen Epigramms, das bald über seine ursprüngliche Bestimmung hinaus wie die eigentliche Elegie selbst alle Verhältnisse des Lebens berührte. Meister in allen diesen Richtungen der Elegie war Simonides von Keos (e. 500), der seine vielseitige Kunst unter dem Schutze verschiedener Fürstenhöfe (der Pisistratiden, der Alenaden in Thessalien, des Hieron von Syrakus), wie der republikanischen Freiheit Athens übte. 4. Schon um dieselbe Zeit, wo die Elegie entstand, hatte der geniale, auch in jener berühmte Parier Archilochus (c. 700) seine schonungslose Schmähsucht und bittere Satire in die neue Form des jambischen Maßes ergossen (jambischer Trimeter, trochäischer Tetrameter u. a.). Er ist wie durch seine zahlreichen Erfindungen in der Rhythmik und Musik, so auch durch die eigenartige Neugestaltung der Sprache der zweite Schöpfer der hellenischen Poesie nach Homer geworden. 5. Den Höhepunkt ihrer Entwickelung erreichte die Lyrik aber erst durch die Verbindung des Liedes mit der Musik und der Orchestik, woraus die Strophenbildung entsprang. Diese gleichzeitig mit der Elegie blühende melische Poesie war entweder zum Ausdruck persönlicher Gedanken und Empfindungen und demgemäß zum Einzelvortrag unter Begleitung der Lyra oder Flöte (äolische Lyrik auf Lesbos und in den äolischen Kolonien Kleinasiens) oder im Zusammenhang mit gottesdienstlicher Feier zum Chorgesang mit Chortanz (d o r i s ch e L y r i k im Peloponnes und auf Sieilien) bestimmt. Unter den äolischen Lyrikern ragten hervor: Aleäus (c. 600), der aristokratische Gegner der Tyrannen seiner Vaterstadt Mytilene, und dessen jüngere, nicht minder leidenschaftliche Zeitgenossin und Landsmännin Sappho, beide Erfinder nach ihnen benannter Strophen und wie der anmutige Ana kr eon vonteos (am Hose des Polykrates, Hippias und der Aleuaden) Sänger zahlreicher, der Lust des Weines und der Liebe gewidmeter Lieder. Die hervorragendsten Vertreter der dorischen Lyrik

7. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 138

1891 - Dresden : Höckner
— 138 — Lehensverfassung. Zur Durchführung der neuen kaiserlichen Regierung sollten durch kaiserliche Gewaltboten in den Städten an Stelle der freigewählten Confuln „Podestas" oder „Rektoren" als kaiserliche Beamte eingesetzt werden und neben ihnen ständige königliche Misst die Regalien verwalten. 7. Allein die Durchführung dieser Umgestaltung aller bestehenden Verhältnisse durch Rainald von Dassel und Otto von Wittelsbach stieß auf den heftigsten Widerstand Mailands. Aber nach dem Falle Cremas, der treuen Verbündeten Mailands, schloß Friedrich die trotzige Stadt selbst mit seinem verstärkten Heere abermals ein und zwang sie nach 2jähriger Be- 1162 lageruug 1162 zu bedingungsloser Ergebung, die Bürgerschaft zu schmachvoller Demütigung. Die Stadt wurde zerstört und ihre Bewohner in 4 offenen Flecken angesiedelt. Nunmehr unterwarfen sich auch die übrigen Städte, dann Tuscien und die Romagna. 8. Unterdessen war es nach dem Tode Hadrians Iv. durch den Zwiespalt der Parteien im Kardinalskollegium zu einer Doppelwahl gekommen. Friedrich hatte sich durch das Concil von Pavia für den von der friedliebenden Minderheit erwählten Victoriv. erklärt, Alexander Iii. (Kardinal Roland) Anerkennung bei den Lombarden und Normannen, bald auch mit Hilfe der Cifter-cienfer in Frankreich, England, Spanien, Dänemark und im lateinischen Orient gefunden. Den Bann des Gegners hatte Alexander Iii. mit der Bannuug des Kaisers beantwortet (1160), dann aber Zuflucht in Frankreich suchen müssen. 9. Nunmehr aber, nachdem Friedrich feiner Feinde in Italien Herr geworden war, trat der Kanzler Rainald von Dassel, aus sächsischem Grafengeschlecht, seit 1159 Erzbischof von Köln, ein genialer Staatsmann und Charakter von unbeugsamer Festigkeit, erfüllt von der Idee kaiserlicher Herrlichkeit, mit unbedingt maßgebendem Einfluß an die Spitze der Reichspolitik. Gestützt auf den engen Bund zwischen Kaisertum und Reichskirche und getragen von dem wiedererwachenden Selbstgefühl des deutschen Volkes, erstrebte er die Herrschaft der deutschen Reichskirche über das Papsttum und über die Gesamtkirche. Darum setzte er auch nach dem Tode Victors Iv. (1164) fofort die Wahl eines neuen kaiserlichen Papstes durch (Pas-chalis Iii.) und gewann Heinrich Ii. von England, der mit Alexander Iii. während des Streites mit Thomas Becket zerfallen war (S. 166). Auf dem Reichstage von Würzburg 1165 gelang

8. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 11

1891 - Dresden : Höckner
— 11 — versuchte, die hadernden Gaue seines Volkes unter einer königlichen Gewalt zu vereinigen, durch den Mordstahl seiner eigenen Verwandten'). Das Fürstengeschlecht der Cherusker und damit die führende Stellung derselben ging während der nächsten Jahrzehnte in inneren Kämpfen zu Grunde (Italiens). An ihre Stelle traten die ihnen im Süden benachbarten, aber verfeindeten fnebischen Chatten, die ihrerseits wieder mit den von jeher römerfreundlichen Hermunduren im Kampf lagen (um die Salzquellen ihres Grenzgebietes, wohl bei Kissingen). 8. Die Fortbildung des römischen Prinzipates und die julisch-clandischen Kaiser 14—68 it. Chr. 1. Tiberius (14—37) war ein reifer, auf allen Gebieten der Staats- 14 Verwaltung, wie als siegreicher Feldherr bewährter Mann, von echt fürst- u- Chr. lichent Pflichtgefühl, stolzen, aber auch verschlossenen und finsteren Wesens das sich, nicht zum wenigsten infolge wibriger Lebenserfahrungen^), allmählich zu Menschenhaß und heuchlerischer Grausamkeit steigerte (Majestäts-Prozesse und Delatorenunwesen). Jnbem er vor allem die neue Herrschaft gegenüber der Abneigung der römischen Aristokratie durch eine umsichtige und strenge Reichsverwaltung befestigte, entwickelte er gleichzeitig das Prinzipat auf der Grundlage der augusteischen Verfassung weiter im Sinne der Monarchie, insbesondre durch Üb ertragung der Beamtenwahlen und fast der ganzen Gesetzgebung (kaiserliche Edikte) von den Comitien auf den Senat und durch Vereinigung der 9 cohortes praetoriae in einem festen Lager vor der Stadt. Tiberius starb, nachdem er sich seit 26 aus immer nach der Insel Capri zurückgezogen hatte (Sejan), 37 zu 37 Misenum, nach der Überlieferung durch den neuen Garbepräfekten Macro. •2. Gajus, genannt Caligula (37—41), Hatte sich allein von der Familie des Germaniens durch feine Charakterlosigkeit gerettet. Im Besitze der Höchsten Macht erlag er vermöge feines niebrigen und gewalttätigen Sinnes gar balb den Versuchungen berfelben, und am Ende steigerte sich sein durch die Jbeen des orientalischen Despotismus genährtes Allmachtsgefühl („dominus“ und „deus“ — „memento omnia mihi et in omnes licere“ — „oderint, dum metuant“) bis zu schrankenlosem Wahnwitz (lächerliche Kriegsfahrten nach bent Norden, Überbrückung der Bucht von Bajä). Ein Prätorianertribun tötete ihn 41 aus Rachsucht, und einen Augenblick erwog 41 der Senat den Gedanken, die höchste Gewalt wieder an sich selbst zurückzunehmen. 3. Claudius (41—54), fein Oheim, wurde gegen feinen Willen von den Prätorianern aus einem zurückgezogenen und nur gelehrten Stubien geroibmeten Leben, aber auch aus tiefster Mißachtung (non nisi in ludibrium reservatus) auf den Thron erhoben. Er war wohlwollenb und nicht ohne !) Tac. Ann. Ii, 88. 2) Vgl. die Zurücksetzungen durch die Familienpolitik des Augustus, den geheimnisvollen Tod des Germaniens irrt Orient (19) und seines eigenen Sohnes Drufus, die Ranke der Agrippina und feines vertrauten und allmächtigen Prätorianerpräfekten Sejauus. Tac. Ann. Vi, 51.

9. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 21

1891 - Dresden : Höckner
— 21 — Mit besonders großem Grundbesitz ausgestattet, nahm er an der regelmäßigen Ackerverlosung nicht teil; aber er hatte Anteil an der Kriegsbeute, sowie an den im Landesding verhängten Bußen (das später s. g. Friedensgeld, fredus) und empfing von jedem bei dem regelmäßigen Ding im Frühjahr eine freiwillige, jedoch herkömmliche Gabe. 10. Wohl mehr ein thatsächlicher Vorzug ihrer Stellung als ein Vorrecht der Könige, aber auch der Herzöge und Fürsten, war es, sich mit einer Gefolgschaft freier, wehrhafter Männer, erprobter Krieger oder auch junger Leute, besonders adeliger Geburt, zu umgeben. Das Gesolgeverhältnis beruhte auf einem auf Zeit oder Lebensdauer geschlossenen Dienstvertrage zwischen Herrn und Mann, der den Herrn zu Schutz, Unterhalt und kriegerischer Ausrüstung des Mannes, diesen zu völliger persönlicher Hingabe in den Dienst des Herrn verpflichtete. Innerhalb der Gefolgschaft bestanden Rangunterschiede, welche jener nach seinem Ermessen bestimmte. Im Frieden das Ehrengeleite und der Stolz seines Herrn, dem es Ansehen und Einfluß auch bei benachbarten Völkerschaften verlieh, bildete das berittene Gefolge im Kampfe ferne Leibwache, die ohne ihn nicht aus demselben zurückkehrte. So ist die germanische Gefolgfchaft die Pflanzschule kriegerischen Heldentums und mit der Zeit auch staatsmännischer Tüchtigkeit geworden^). 4. Die Heeresverfaffung. 1. Die germanische Heeresversassuug beruhte auf der Wehrpflicht aller waffenfähigen Männer: das Heer war das Volk in Waffen, der Krieg nationaler Götterdienst, der Waffendienst ebenso Recht wie Pflicht eines jeden Freien nach feiner Wehrhaftmachung im Landesding. Wer nicht Gefolgsmann war, mußte feine Ausrüstung selbst beschaffen, und so lange das Heer nicht in Feindes Land stand, auch für feinen Unterhalt aufkommen. 2. Die Stärke des Heeres lag im Fußvolk, das sich wie das Volk nach Hundertschaften, eine jede unter Führung ihres Fürsten, gliederte; jede Hundertschaft ordnete sich nach Sippschaften. Die Aufstellung des Heeres erfolgte in Form eines ') Die lebensvolle Darstellung, die Tacitus (G. 13 und 14) von dem Gesolgswesen entwirft, wird insbesondere ergänzt durch das aus nordischen Sagen im 8. Jahrh, entstandene angelsächsische Heldengedicht „Beowuls".

10. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 103

1891 - Dresden : Höckner
— 103 — erwarb er im Westen schon 1106 von seinem Oheim, dem kinderlosen König Rudolf Iii, die Zusicherung der Nachfolge in Burgund, wenn es ihm auch nicht gelang, dem Widerstände des bur-gundischen Adels sowie dem Wankelmut des schwachen Königs gegenüber sein Erbrecht selbst schon durchzusetzen. 6. Trotz seiner vorwiegend deutschen Richtung nicht gewillt, auf die Herrschaft Italiens ganz zu verzichten, hat Heinrich Ii. auch 3 Römerzüge unternommen. Schon auf dem ersten erwarb er zwar 1004 in Pavia die lombardische Krone, sreilich durch die Wahl der lombardischen Großen, und gewann aus dem 2. in Rom 1014 von dem tuskulanischen Papst Benedikt Viii. 1014 auch die Kaiserkrone; aber Hardnin von Jvrea konnte doch erst jetzt zum Verzicht aus die langobardrsche Krone gezwungen werden. Auf dem dritten Zuge aber (1021-22) gegen die in Unteritalien vordringende griechische Macht (Festung Troja bei Benevent, Hilfegesuch Benedikts Viii. in Bamberg) brachte er nur die lango-bardischen Staaten Campaniens wieder unter die kaiserliche Hoheit-In seiner sächsischen Heimat, zu Groua (bei Göttingen), erlosch mit Heinrich Ii. 1024 das sächsische Kaiserhaus (Grab im Dome 1024 zu Bamberg). 3. Die Erneuerung der deutschen Königsmacht und die Machthöhe des salischen Erbkaisertumes 1024—1056. 1. In glänzender Versammlung der Fürsten aller deutschen 1024 Stämme auf der Rheinebene bei Kamba (zwischen Mainz und Worms, Oppenheim gegenüber) wurde der fränkische Graf Konrad Ii. (1024 —1039), Urenkel Konrads von Lothringen und ein Vetter des Herzogs Konrad von Kärnten, seines Mitbewerbers um die Krone, zum König erkoren. Er war in harter Lebensschule herangereift zu einem echten deutschen Laienfürsten mit nüchternem, scharfem Rechtsverstande, ohne gelehrte Bildung und frei von cluniacensischen Ideen. 2. Die Mittel zur Lösung der inneren Schwierigkeiten des Reiches fand er nicht nur in der verschärften Anwendung der überlieferten Ottonifchen Politik gegenüber der Herzogsgewalt und der Kirche, sondern vor allem in der geflissentlichen Hebung der königlichen Ministerialen, der hörigen, aber belehnten und reisigen Dienstmannen (S. 109), ferner in der Sammlung des von den Ottonen massenhaft an die Kirche verschenkten Krongutes und endlich in der Anerkennung der Erblichkeit der Lehen, wodurch er den Laienadel für sich gewann.
   bis 10 von 61 weiter»  »»
61 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 61 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 1
3 2
4 7
5 8
6 0
7 1
8 1
9 0
10 34
11 0
12 3
13 0
14 2
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 3
21 0
22 1
23 1
24 0
25 0
26 2
27 6
28 2
29 1
30 0
31 4
32 0
33 6
34 4
35 0
36 4
37 18
38 0
39 3
40 0
41 1
42 3
43 1
44 0
45 23
46 3
47 9
48 3
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 2
3 2
4 0
5 0
6 1
7 2
8 2
9 5
10 0
11 0
12 1
13 1
14 0
15 1
16 4
17 22
18 1
19 0
20 3
21 2
22 0
23 1
24 0
25 6
26 0
27 0
28 0
29 2
30 0
31 1
32 1
33 1
34 3
35 9
36 3
37 6
38 6
39 4
40 3
41 8
42 1
43 4
44 0
45 6
46 8
47 0
48 1
49 0
50 0
51 0
52 13
53 1
54 3
55 2
56 5
57 0
58 1
59 7
60 2
61 0
62 1
63 3
64 0
65 5
66 4
67 0
68 2
69 1
70 1
71 32
72 2
73 1
74 0
75 4
76 1
77 2
78 1
79 0
80 0
81 1
82 2
83 2
84 0
85 1
86 2
87 10
88 1
89 0
90 4
91 1
92 15
93 0
94 9
95 1
96 3
97 0
98 11
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 19
1 10
2 14
3 20
4 30
5 31
6 17
7 42
8 7
9 89
10 26
11 6
12 29
13 5
14 6
15 34
16 60
17 16
18 46
19 50
20 5
21 30
22 41
23 9
24 64
25 20
26 77
27 42
28 7
29 32
30 73
31 29
32 8
33 145
34 38
35 26
36 2
37 38
38 7
39 71
40 95
41 3
42 13
43 29
44 34
45 14
46 30
47 30
48 24
49 73
50 64
51 29
52 33
53 10
54 189
55 198
56 13
57 20
58 68
59 160
60 23
61 54
62 74
63 19
64 39
65 141
66 0
67 57
68 12
69 2
70 2
71 23
72 38
73 77
74 71
75 36
76 9
77 47
78 3
79 38
80 70
81 152
82 50
83 33
84 5
85 32
86 5
87 19
88 62
89 15
90 4
91 53
92 18
93 11
94 42
95 36
96 9
97 105
98 39
99 32
100 122
101 0
102 34
103 95
104 7
105 11
106 26
107 20
108 41
109 22
110 48
111 23
112 26
113 3
114 17
115 16
116 27
117 10
118 27
119 18
120 11
121 50
122 15
123 21
124 34
125 15
126 35
127 93
128 26
129 18
130 18
131 73
132 33
133 10
134 13
135 2
136 162
137 2
138 22
139 6
140 49
141 18
142 24
143 58
144 22
145 64
146 45
147 35
148 144
149 9
150 69
151 16
152 34
153 9
154 20
155 45
156 22
157 27
158 38
159 15
160 7
161 136
162 51
163 30
164 51
165 47
166 61
167 6
168 11
169 30
170 49
171 53
172 77
173 107
174 11
175 162
176 62
177 136
178 11
179 61
180 53
181 26
182 89
183 136
184 31
185 10
186 20
187 10
188 15
189 15
190 3
191 59
192 48
193 41
194 28
195 5
196 83
197 57
198 50
199 97