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1. Tier-Geographie - S. 54

1893 - Leipzig : Hinrichs
54 Charakter-Vögel Asiens. er spreche und unterhalte sich mit ihnen. Seine Freude, seinen Mut und seinen Sieg bezeugt er durch Krähen, womit er auch den Anbruch des Tages verkündet. Wegen seiner Kühnheit und Wachsamkeit ist der Hahn oftmals zu einem Sinnbilde kriegerischer Tugenden gemacht worden: namentlich stellten ihn die alten Griechen neben die Bildsäule des Mars und der Minerva, und brauchten ihn zum Wahrzeichen aus den Schildern ihrer be- rühmten Helden. — „Die Hennen sind lange nicht so gescheit, wenigstens nicht so listig, als der Hahn; aber zum Rechtthun und zur Erfüllung ihrer Naturpflichten sind sie gescheit genug. All ihr Verstand ist Mutterliebe, und Mutterliebe hat all ihren Verstand in sich aufgenommen. Nacht und Tag geben sie nur feine Töne von sich, es sei denn, sie haben ein Ei gelegt; dann aber thun sie solches der Welt laut genug kund. Nimmt man der Henne, wie wir es thun, die Eier immer wieder weg, so legt sie immer wieder von Tag zu Tag, immer hoffend, man lasse sie ihr. Geschieht das. und hat sie eine Anzahl zusammen, so fängt sie an zu brüten. Um die Jungen bekümmert sich der Hahn gar nicht, fondern überläßt die Fürsorge und Erziehung unbedingt der Mutter. Er darf es aber auch; denn diese sorgt für sie treueu und sorgfältigen Herzens, und wie des Hahnes Wachsamkeit zum Sprüchworte geworden, so der Gluckhenne Mutterliebe. Christus selbst hielts nicht unter seiner Würde, seine Liebe zu seinem großen Volke mit der Liebe einer Gluck- Henne zu ihrem kleinen Volke zu vergleichen. Das Bild ist eins der wohltuendsten und lieblichsten! Wie sie scharrt, wie sie ruft, wie sie so zärtlichruft, wie sie den Jungen die Körnchen und Würmchen zerbeißt und vor das Schnäbelchen legt, wie sorglich sie stets auf sie sieht, wie sie zwischen ihnen steht und um sie hergeht, wie sie warnt, wenn ein Raubvogel in der Höhe dräuet! Die Jungen aber verstehen die Mutterstimme wohl und laufen herbei, und sie verbirgt sie alle unter ihre ausgebreiteten Flügel und macht sich zum sichernden Schild und Gewölbe, an welchem der Raubschnabel des Tieres, das nicht auf die Erde kommt, sondern nur im Fluge und Stoße eins erhaschen will, vergeblich anprallt, weil die Federn elastisch sind. Sie stellt sich vor sie auch gegen Hunde und Menschen. Alle Jungen kennen sie, und sie kennt alle genau. Wenn mehrere Gluckhennen neben einander weiden, und die eine ruft, so laufen nur die ihrigen zu ihr; rufen beide von verschiedenen Seiten,

2. Tier-Geographie - S. 43

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Asiens. 43 stimmt für einen hohen Grad von Gelehrigkeit und Klugheit, die wohl der menschlichen Vernunft nnter allen tierischen Seelen- kräften am nächsten steht, daß selbst der Zweifellustigste die höhere Bedeutsamkeit dieses merkwürdigen Tieres abzuleugnen nicht vermag. 5. Die Natur Südasiens, wie der Tropenländer überhaupt, gefällt sich in Gegensätzen: während der massenhafte Elefant mit feinen vier nnförmigen Beinsäulen mit der Erde verwachsen, und die Schnelligkeit der Bewegung an ihm ein Wunder scheint, schankelt sich das lustige Volk der Affen an vierhändenin den höchsten Zweigen der Bäume, in den Blätterkronen der fruchtreichen Palmen, und bedarf des Bodens nur eben als des Trägers der Pflanzenwelt, auf welcher es mit den Vögeln des Himmels seine Wohnung ausgeschlagen hat, und der es seine Hauptnahrung verdankt; und während der Elefant seinen Rüssel als Hand braucht, uutzt die ganze Familie der Meer- katzen der neuen Welt den mit feinem Tastsinne versehenen langen Schwanz zu gleicher Stellvertretung, wenn und wo vier Hände nicht ausreichen. Nächst oder neben dem Elefanten erregt unter den verschiedenen Geschlechtern der lebenden Wesen, welche die Erde bewohnen, vielleicht keins ein so allgemeines Interesse bei den Menschen des verschiedenartigsten Bildungs- standes, der Wilden wie der Zivilisierten, als eben die zahl- reiche Familie der Affen. Sie sind mit den Papageien die Begleiter der Palmen in der alten und in der neuen Welt. Ihre wahren und natürlichen Aufenthaltsorte sind die pfadlosen Wälder, welche den Tropenländern einen so schönen Schmuck gewähren, jenen Geschöpfen Nahrung geben und sie vor den glühenden Strahlen der tropischen Sonne schützen. In der Mitte des Tages sind diese Wälder mit der tierischen Welt gefüllt, die den stillen, ruhigen Schatten sucht, und nur an jenen Stellen, wohin kein Sonnenstrahl dringt, stören die gellenden Töne eines Papageis, oder die verwegenen Sprünge eines Affen die allgemeine Ruhe. Sobald aber die sinkende Sonne und die Abendluft die Kühlung herbeiführen, beginnen die Bewohner jener großen Pflanzschule ihre täglichen Beschäftigungen von neuem, und vor allen macht sich dann die Familie der Affen bemerklich. Die Schüchternen unter ihnen erregen die Aufmerksamkeit des Beobachters durch ihre Bemühungen, sich zu verstecken, während doch das Hervor- gucken zahlreicher kleiner Köpfe mit glänzenden, forschenden Augen aus dichtem Blättergeflechte es deutlich genug verrät, daß die Neu- gierde die Furcht und Sorge für die Selbsterhaltung fast überwältigt. Die Keckeren erzwingen die Beachtung auf andere Weise, indem sie

3. Tier-Geographie - S. 53

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Vögel Asiens. 53 leute. Der Mensch hat sich zwar die Art der Haus Hühner ganz unterthänig gemacht; allein es unterliegt keinem Zweifel, daß eine solche Unterwerfung viel Mühe kostete, ehe sie ganz gelang, und daß erst nach vielen Generationen der Grad von Zähmung eintrat, welche das Huhn jetzt hat. Die Zeit, wann die ersten Versuche gemacht wurden, verliert sich ins graue Altertum, und keine Schrift giebt darüber Auskunft. Gewiß aber ist es, daß nur durch den Menfchen die allgemeine Ver- breitung dieses Vogels — welchen die alten Griechen Vorzugs- weise den „Vogel" nannten — über die ganze Erde bewerk- stelligt worden sein kann, da er seiner Natur nach Standvogel ist, und ihn seine kurzen Flügel und sein schwerer Körper am weiten und anhaltenden Fluge hindern. Nur der menschliche Verstand konnte ihn aus den einsamen Wäldern hervorlocken, welche die verwandten Arten noch jetzt bewohnen. Einmal ge- zähmt mußten sich aber die Hühner wegen ihrer Nützlichkeit und der Leichtigkeit ihrer Fortpflanzung bald weiter verbreiten, wo- bei die kälteren Klimate das ihrige thaten, den ursprünglich wilden Sinn der Hähne zu zähmen und ihre Krast herabzu- stimmen. Aber noch jetzt siegt zuweilen der männliche Mut, wenn sie wohl genährt sind, und man sieht nicht selten solche Hähne, zwar ohne Kraft zu schaden, selbst den Menschen an- fallen, der sich ihrem Hühnerhof nähert und ihnen unbekannt ist. Noch mehr aber zeigt sich diese angestammte Kraft und Wildheit in den heftigen Kämpfen der Hähne untereinander, welche schon längst zur Unterhaltung der Menschen geworden sind; denn wie schon bei den alten Griechen und Römern, so sind auch in Indien die Hahnenkämpfe das größte Vergnügen des Volkes, und selbst die gebildeteren Nationen Europas, namentlich die Engländer, finden an diesem grausamen Kampf- spiele ein unbegreifliches Vergnügen. — Die Haushaltung der Hühner ist in vieler Hinsicht sehr merkwürdig. Der Hahn ist der absolute Monarch seiner Hühner und bewacht, führt und verteidigt sie mit ununterbrochener Sorgfalt; er ruft denen, die sich entfernen wollen, und frißt sogar nicht, bis er sieht, daß seine Weiber auch fressen. Findet er etwas, so ruft er sie zu- sammen, und man kann wohl im eigentlichen Sinne sagen, 1) Die Hähne von Rhodos, Delos und Chalcis waren bei ihnen als die mutigsten berühmt.

4. Tier-Geographie - S. 73

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Afrikas. 73 den beiden Bogen ein Stück rundes, wagerecht gestelltes Holz, welches man beim Reiten mit der Hand anfaßt, um sich daran fest zu halten. Lange Beutel, welche an den Seiten herab- hängen und in welche man die nötigsten Nahrungsmittel für Menschen und Kamele packt, ein Schlauch mit Wasser und ein peitschenartiger Gurt zum Antreiben des Tieres machen das ganze Reisegerät aus. Der berühmte Brehm, der das Dromedar aus eigener Erfahrung genau kennt, schreibt über dasselbe: „Das Kamel ist unzweifelhaft das nützlichste aller Haustiere in Afrika — aber es ist das unliebens- würdigste, dümmste, störrischste und ungemütlichste Geschöpf, welches man stch denken kann. Seinen ganzen Ruhm dankt es seiner leiblichen Befähigung; die geistigen Eigenschaften hat noch nicht einnial ein Araber gerühmt, obgleich Hunderte seines Volkes ohne dieses Tier nicht leben könnten. Das Kamel besitzt wahrhaft überraschende Fähig- keiten, einen Menschen ohne Unterlaß zu ärgern. Dummheit und Bosheit, dazu noch Feigheit, Störrigkeit, Gehässigkeit und Gleich- giltigkeit gegen seine Wohlthäter und noch hundert andere Untugenden können den Menschen, welcher mit solchem Vieh zu thun hat, schließ- lieh rasend machen. Der Araber behandelt seine Haustiere wie seine Kinder; aber das Kamel bringt ihn zuweilen in namenlosen Zorn . . . Die einzige Eigenschaft, in welcher das Kamel groß ist, dürfte seine Freßgier sein, in ihr gehen alle geistigen Eigenschaften unter. Sein Verstand ist sehr gering. Es zeigt, nngereitzt, keine Liebe und keinen Haß, sondern blos Gleichgiltigkeit gegen alles. Die häßlichste Un- tngend des Kamels ist unzweifelhaft seine Störrigkeit. Mit einem Worte, das Kamel steht an Adel hinter sämtlichen übrigen Haustieren zurück." Doch der unstreitig sehr große Nutzen, die Unentbehrlich- keit ist es, welche dem sonst so häßlichen und geistig so tief- stehenden Tiere, wenn auch nicht die Liebe, so doch die Auer- kennung des Menschen erwirbt. 7. Als letztes unter den afrikanischen Säugetieren sei der sonderbare Fenek oder Wüstenfuchs genannt, ein Tier, welches noch besser als die Gazelle, die Wüste kennzeichnet. Es ist gleichsam das Ohr der nordasrikanischen Wüste, wo er in Sandhöhlen, nach Art unseres Fuchses, — dessen nächster Verwandter er ist, — von kleineren Säugetieren und Insekten lebt. Dieses kleine, zierliche, wüstenfarbige Tier hat jedenfalls in den Ohren den wesentlichsten und eigentümlichsten Teil seines Organismus, so daß wir den Fenek einen Ohrenfuchs nennen

5. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 25

1895 - Leipzig : Hinrichs
Ägypter. 25 ihm sehr entbehrlicher Aufwand. Dagegen findet sich ein ganz eigentümliches Gerät vor: Es ist ein aus Nilschlamm gekneteter großer Schrank von eigentümlicher Form, der mit einer Thür versehen ist, die verriegelt werden kann. Dieser Schrank ent- hält alle Kostbarkeiten, Kleidungsstücke, Reliquien und selbst Lebensmittel, wenn die Zeiten so schlecht sind, daß ein Durrah- kucheu eine Leckerei wird. Außen vor der Hütte sieht man auch einen kleinen Backofen und in der Asche einige Steine liegen. Holz hat der Fellach nicht; sein Weib und seine Kinder sammeln eifrig den Dünger der Rinder, Pferde. Esel und Kameele, mischen ihn mit geschnittenem Stroh und Wasser zu einem Brei, bilden daraus dünne Kuchen und trocknen sie an der Sonne. Mit der Familie wohnen nächtlicher Weile in dem Räume Hühner. Gänse und Ziegen; nur der Esel bleibt die Nacht über im Freien, weil er zu hoch ist, als daß er durch die Thür könnte. Bei Tage ist die Wohnung vollständig leer, und alle ihre Bewohner — vierbeinige und zweibeinige — halten sich im Freien auf. Nur in den größeren Dörfern findet man eine Moschee mit kleinem Minaret, aber auch aus Lehm erbaut. Bei den meisten Dörfern ist ein Wasserplatz, wo Gänse, Enten und Büffel sich gütlich thun und nackte Kinder sich im Schlamme wälzen. Millionen von Fliegen belästigen die Dörfer und be- decken oft förmlich die Augenlieder der Kinder, daß diese dadurch und durch die Unreinlichkeit häufig ein Auge verlieren. Nirgends sieht man daher mehr Blinde und Einäugige als in Ägypten und besonders in den Dörfern. Die Fellachen sind gewöhnlich so arm, daß sie nur zweimal im Jahre, an den hohen Fest- tagen, Fleisch essen, sonst sind rohe Zwiebeln und schlechtes Brot jahrein jahraus fast die einzigen Nahrungsmittel. Glücklich schätzt sich, wer zuweilen etwas saure Milch, Käse, Honig und Datteln haben kann. Der ägyptische Bauer ist namentlich in den jüngeren Jahren erstaunlich gelehrig, klng und rührig. Er pflügt und erntet, er arbeitet und erwirbt, aber der gewonnene Piaster bleibt selten sein Eigentum. So wird sein Charakter der Sinnesart eines begabten, aber mit Härte und Selbstsucht erzogenen Kindes ähnlich, welches, sobald es heranwächst, be- greifen muß, daß es ausgebeutet wird. Eigensinn und Verstockt- heit verdrängen die unbefangene Heiterkeit der Kindesseele, und wie zur Zeit des Ammianus Marcellinus läßt sich noch heute der Fellach von Schlägen, deren er sich oft zu rühmen pflegt,

6. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 29

1895 - Leipzig : Hinrichs
Indianer in Nordamerika. 29 jedem Ereignis, das ihn betroffen macht, steckt für ihn ein geheimnisvoller Geist: so im Bären oder Büffel, der seinem Schusse entgeht, im wildrauschenden Strome oder Gewitter, im heranrauschenden Dampfschiffe, im Ticktack der Uhr. Wie alle Völker niederer Bildung glaubt er fest an Träume, an Ahnungen und hat dafür tausend gute oder böse Deutungen. Nicht das geringste Werk unternimmt er, ohne vorher die Manitu durch Opfer, Beschwörungen und allerhand Teufeleien zu sühnen und sich geneigt zu machen. Kein Bursche geht auf seinen ersten Kriegspfad hinaus, ohne durch Nachtwachen, Fasten und Be- schwörungen an einsamen Orten sich seinen Schutzgeist, gleichsam seinen Leibmanitu, einznfangen, den er wie durch plötzliche Ein- gebung auf einmal in einem bunten Sternchen, in einem Aste oder Wurzelfigürchen zu entdecken glaubt. Der heilige Sack (Medicine bag), der bei den religiösen Tänzen der Indianer eine große Rolle spielt, und bei dessen Berührung sie häufig in Zuckungen fallen, enthält nichts als eine Sammlung von allerlei Knöchelchen, Muscheln und Holzsigürchen, an welche die Manitu gefesselt sind. Jeder Mann hat seinen Medizin- Manu, der Arzt, Zauberer und Priester in einer Person ist. Er wird für seine Kuren bezahlt und steht in großer Achtung. Manche Medizin-Männer sind geschickt und kennen viele heil- kräftige Pflanzen, die sie verordnen; wenn sie nicht Helsen, dann spielen sie den letzten Trumpf aus, der ist ,,die Medizin" oder der Zauber. Sie ziehen sich fürchterlich lächerlich an. tanzen vor dem Kranken, schütteln ihre schrecklichen Klappern und singen Zauberlieder, um den bösen Geist der Krankheit zu bannen; dann posaunen sie ihre Kunst aus; stirbt er — nun, so ist es der Wille des großen Geistes. In Romanen und älteren Reisebeschreibungen ist viel von den körperlichen und sittlichen Vorzügen der Indianer die Rede. Heutzutage aber läßt sich nicht viel davon rühmen. Urbilder der Kraft und Schönheit find gewiß zehnmal mehr unter den gebildeten als unter den wilden Völkern zu finden. Die Natur hat die Indianer mit keinen Vorzügen bedacht, die sie vor andern Sterblichen voraus hätten, wohl aber haben Entbehrungen und Mühsale bei ihnen frühzeitig die Wohlgestalt zerstört. Die Feinheit und Schärfe ihrer Sinne ist erstaunlich, und sie leisten Bewundernswertes im Fasten und in der Ausdauer auf Reisen und Jagden. Aber gleichwohl übertrifft sie der Gebildete

7. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 40

1895 - Leipzig : Hinrichs
40 Pescheräh. groben Geweben -bestehend, schützt nur kümmerlich vor Sturm und Regen, die den größten Teil des Jahres die Felsklippen des Feuerlandes umtosen. Als Wohnungen dienen ihnen Gruben, die mit Stäben, Steinen und Erde dachförmig überdeckt sind. Torf und trockenes Moos geben ein qualmendes Feuer, um das sie bei rauher Witterung im Kreise hocken. Die einzige Zierde der männlichen Pescheräh sind ihre Harpunen, Bogen und Pfeile, die sie teils aus den Zähnen und Rippen des Walrosses teils aus dem harten Holze einiger Baumarten gut zu arbeiten und ebenso gut zu gebrauchen verstehen. Ihre Kähne fertigen sie aus Holz oder aus den Häuten der Seehunde, die sie geschickt abziehen, ausblasen und mit dünnen Rippen von zähen Holzarten aus- kleiden. Die Art der Waffen deutet darauf hin, daß sie nicht zur Abwehr fremder Angriffe, sondern zur Jagd aus die Guanaco und auf Seetiere dienen. Beide liefern ihnen un- schmackhaftes Fleisch, jene außerdem harte Wolle zur Kleidung, diese widerlichen Thran zum Getränk. Ihre Gemüse beschränken sich auf wilden Meerrettich und ein paar eßbare Schwämme. Die einzige Feldfrncht, die an den tieferen, vor den Winden geschützten Abhängen ihrer Berge wächst, wenn der Sommer warm genug ist, um die Saat keimen und gedeihen zu lassen, ist eine kleine Kartoffelart von bitterem Geschmack. Sie ver- schmähen auch diese unscheinbare Gabe nicht, wissen den Kar- toffeln durch Quetschen und Auslaugen den bittern Geschmack zu benehmen und sie durch Einkochen und Trocknen zu einer ihnen als Brot dienenden Masse umzuwandeln, welcher sie ost noch feingemahlene Gräten und Rückenwirbel von Fischen bei- mengen. Auch sollen sie es verstehen, aus den Kartoffeln einen Branntwein zu bereiten, den sie bei Tanzgelagen in großen Massen genießen.

8. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 77

1895 - Leipzig : Hinrichs
Türke. 77 5. Türke. Die Balkan-Halbinsel gehört zu den reichsten und frucht- barsten Ländern der Erde. Aber trotz des Reichtums an Natnrerzeugnissen aller Art übertrifft in der Türkei die Einfuhr die Ausfuhr um das Vierfache. Hier ist die Erklärung in der Eigenart, in der Stumpfheit, in der Trägheit vor allem zu suchen. Trägheit und Gleichgültigkeit sind der Hauptzug des türkischen Charakters, diese arten oft in Stumpfsinn aus und erzeugen eine Schlaffheit und Unthätigkeit, wie man sie bei keinem anderen Volke findet. Vom Morgen bis zum Abend kann der Türke rauchend auf feinem Teppich liegen. Hundert- mal sieht man ihn durch dieselbe Straße wandern, ohne daß er über irgend ein Haus Auskunft geben kann; ja es giebt sogar Türken, die in Konstantinopel geboren und in ihrem ganzen Leben nicht nach Skntari gekommen sind. — Diese angeborene Unthätigkeit erklärt auch den Stolz des Türken, wie sie seine Unwissenheit begreiflich macht. Er sieht in jedem Franken einen Bettler, der, um sich vor Hunger zu bewahren, sich bei Tag und Nacht abmühen muß. Allerdings giebt er zu, daß die Europäer viele Kunstfertigkeiten besitzen, die ihm fremd sind; aber eben hierin findet er einen Beweis ihrer Armut. Ihm ist alles, was nicht Türke ist, ein Volk von Handwerkern, das zur Arbeit, aber nicht zum Genuß berufen ist, während er selbst nur in der Welt zu sein glaubt, um sein Leben gemächlich zu genießen. Merkwürdig ist die Achtung, welche der Türke vor fremdem Eigentum hat. Obgleich er, wie alle Morgenländer, nach Gewinn lüstern ist, so befriedigt er seine Habsucht doch fast nie auf unerlaubte Weise. Im Morgenlande ist es Sitte, fast alle Waren an Thür und Fenstern zur Schau zu stellen, so daß die meisten Städte großen Marktplätzen gleichen, und dennoch verschließt niemand zur Nacht seine Hütte, sondern be- gnügt sich damit, sie mit einem Tuche zu verhängen. Dieser Gebrauch herrscht auch auf den ungeheuren Märkten in Kon- stantinopel, auf denen die Schätze des gesamten Morgenlandes zusammenfließen. Der Türke glaubt sich ferner gegen Nicht- Mohammedaner zu allen möglichen Gewalttätigkeiten be- rechtigt; er schlägt sie tot, aber er betrügt sie nicht. Daß die Türken ein sehr religiöses Volk sind und die Frömmigkeit weniger in die Beobachtung äußerlicher Gebräuche

9. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 80

1895 - Leipzig : Hinrichs
80 Italiener. einem wohlwollenden und vernünftigen Menschen zu thun hat, der ihn zu nehmen weiß, und namentlich, wenn wir ihn selbst von seinem Unrecht überzeugen, ist er auch sogleich mit Wenigem zufrieden. Sofort hat er seine gute Laune wieder und nie sieht man ihn lange murren und maulen, wenn ihm etwas der Art mißlungen ist. Ist einmal etwas abgemacht, so hält er auch daran fest und versucht nachträglich niemals zu drehen und zu deuteln. Die harmlose Offenheit des Italieners ist nun erst recht zu bewundern. Sobald er einsieht, daß man es gut mit ihm meint, öffnet er uns sein ganzes Herz und erzählt uns oft am ersten Tage der Bekanntschast schon von seinen Religions- ansichten, seinen Familienangelegenheiten, seinen Schulden und von manchen anderen Dingen. Eine völlig haltlose Meinung ist es, der Italiener sei durchweg grundfaul und zu jeder Arbeit unlustig. Um zu sehen, welchen Fleiß das Volk zeigen kann, muß man nur von der Stadt Neapel aus das Land gehen, namentlich die Gegend des glücklichen Campaniens um Capua herum durchwandern und man wird über die Pflege der Felder staunen. Es hört auf, Ackerbau zu sein, es wird die sauberste Gartenkultur, in der die ameisenartige Emsigkeit der Bewohner auch nicht das kleinste Uukraut auf den kunstvoll bewässerten, schnurgeraden Beeten duldet. Und wenn die Mittagsglut nachdrücklich Halt gebietet, sieht man dafür auch schon früh morgens und tief in die Nacht hinein oft alles voll fleißiger Menschen. Ebenso findet man es in Toskana, Umbrien, den Marken und in der Lombardei. Die piemontesischen Straßenpflasterer, Steinarbeiter und Felsensprenger setzen durch ihre Ansdauer und Meisterschaft wahrhaft in Er- staunen. Wenn aber an manchen Stellen wie z. B. in der römischen Campagna, in den pontinischen Sümpfen oder in vielen Gegenden Sieiliens das Land in so trauriger Verwahr- losung ist, so liegt das an schlechter Regierung oder an andern feindlichen Umständen, selten am Volke selber. Knabenhaft ist am Italiener seine äußere Sinnenlust, seine Freude an allem Glänzenden, Bunten, Rauschenden, Sprühenden, Lärmenden und Festlichen. Dieser Charakterzug hat sich dem ganzen äußern Leben und Treiben, der Kunst wie dem kirch- lichen Kultus des Südens ausgeprägt und tritt dem Nordländer an keiner Stelle so auffallend entgegen als hier.

10. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 85

1895 - Leipzig : Hinrichs
Spanier. 85 großen Stolz. Überhaupt sind in seinem Charakter die schroffsten Gegensätze vereinigt. Auf der einen Seite ist er tapfer, kühn, großmütig, geduldig, unermüdlich, treu und sanft, und auf der andern feig, träge, faul, räuberisch, grausam und falsch. Die Leidenschaft kann ihn zu den entsetzlichsten Handlungen hin- reißen, und doch ist er in vielen Fällen des Lebens unerwartet gleichgültig und geduldig. Um die Zukunft hat er gar keine Sorge, er lebt nur für den Augenblick, und trifft ihn ein Un- glück, so tröstet er sich mit den Worten: „Was thut es?" oder: „Man muß sich darein finden!" über alles, es sei nun der Tod eines Hundes oder Esels oder der Verlust eines seiner Lieben. Die Sitten der Spanier weichen von den nnsrigen ganz ab. Der Umgang unter den einzelnen Ständen ist weit un- gezwungener als bei uns. — Die Lebensart des Spaniers ist sehr einfach. Die gewöhnliche Nahruug des gemeinen Mannes sind etwas Brot, leichtes Gemüse, Öl und Wein, den man sich in einigen Provinzen aus Flaschen mit dünnen, langen Hälsen aus einer gewissen Höhe in den Mund gießt. Kommen hierzu etwas Speck und ein paar in Ol gesottene Eier, so hat er wie ein Fürst gelebt. Zu dieser Mäßigkeit im Essen gesellt sich noch eine große Enthaltsamkeit im Genüsse geistiger Getränke. Einen betrunkenen Spanier zu sehen, ist eine wahre Seltenheit. Der Vornehmere lebt allerdings besser, doch auch höchst einfach. Die Speisen sind gewöhnlich so unbarmherzig mit spanischem Pfeffer gewürzt, daß jeder nicht spanische Magen gewiß gern auf den Genuß Verzicht leistet. — Übrigens wird eine spanische Familie von vier bis sechs Personen füglich von dem leben, was ein deutscher Magen für eine Mahlzeit begehrt. Der gesegnete Appetit des Nordländers erregt in Spanien große Verwunderung. So einfach wie die Lebensart des Spaniers ist auch sein Haushalt. Sein Wohnhaus hat in der Regel außer dem Erd- geschoß, nur ein Stockwerk und entbehrt fast jeglicher Bequemlich- keit. Hier ist nur auf Kühlung gesehen. Die Zimmer sind hoch, lang, mit viereckigen Ziegeln gepflastert, und daher herrscht in ihnen immer eine Art von Kellerluft. Dem Spanier fällt das weniger auf, als uns, da er immer einen Mantel trägt. Die Ziegelsteine sind mit einer oft recht zierlich geflochtenen Strohmatte bedeckt. Statt der Fenster hat das Haus hölzerne Laden, in deren Mitte viereckige Löcher sich befinden, die oft
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