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1. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 37

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 37 — die deutschen Fürsten auf Gregors Betrieb Rudolph von Schwaben zum Gegeukönig erwählt. Da ermannte sich Heinrich, besiegte Rudolph in der Schlacht an der Elster, in welcher Letzterer den Tod fand. Obgleich der Papst den Kaiser Heinrich nochmals in den Bann that, so zog dieser doch nach Rom, Gregor floh nach Salerno, wo er starb. Eine neue Demüthigung mußte Heinrich in seinem Alter erfahren, indem sein Sohn Heinrich V., von den Großen des Reiches dazu veranlaßt, sich gegen ihn empörte und ihn zwang, der Krone zu entsagen. Heinrich Y. setzte den Streit mit den Päpsten noch lange fort und starb ungeliebt von seinem Volke und kinderlos 1125. §. 25» Sitten und Gebräuche der Deutschen. In unserm deutschen Vaterlande waren seit dem Jahre 500 die Franken das mächtigste Volk. Sie hatten sich einen großen Theil des westlichen Deutschlands unterworfen. Dennoch blieben die Deut. schen lange ihren alten Sitten getreu; Jagd und Krieg waren noch ums Jahr 700 ihre Hauptbeschäftigung; doch wurde auch der Ackerbau schon allgemeiner. Lange Zeit hielt der freie Deutsche denselben für eine knechtische Arbeit und suchte daher durch Gefangennahme in der Schlacht oder durch Kauf solcher Gefangenen Arbeitskräfte zu erlangen. Diese Leute waren ganz der Willkür ihrer Herren preisgegeben; denn letztere ^ bejahen 2)cacht über v-ebert und ^Lob. Dies iüctr der Än^ang der Leibeigenschaft. Eroberten Fürsten Länder, so verliehen sie dieselben theilweise an die Tapfersten, wofür sich aber jeder der Be-liehenen dem Lehnsherrn verbindlich machen mußte, ihm auf die ganze Lebenszeit treu und dienstbar zu sein. Hieraus entstand das Feudal- oder L eh ns wesen. Man fing auch in dieser Zeit an aus -stein und Kalk zu bauen. Wohnhaus, Scheunen und Ställe, von einem Zaun umgeben, hieß ein Hof. Kamen hierzu uoch Wiesen,' Felder und dergleichen, so war es ein Weiler, mehrere Weiler bildeten eine Gemeinde, mehrere Gemeinden eine Mark, mehrere Marken einen Gau. _ Das früherbin aus so verschiedenen Völkerschaften bestehende deutsche Volk fing immermehr an eine Nation zu bilden. Der wachse betrachtete den Franken, derbaier den Schwaben nicht mehr als Fremdling, sondern als Landsmann. Durch die weisen Einrichtungen Heinrich des Städteerbauers hatten Handel, Gewerbe und Ackerbau sehr viel gewonnen, und es war jetzt daher die Zeit, in welcher wir tue ersten Lpureu eines frisch auflebenden Bürgerstandes finden. Der König wurde noch immer von den Herzögen gewählt, doch so, daß alle Freie daran -theil nahmen. An einem Tage, den der Erzbischos von ^stimmen hatte, versammelten sich alle Vertreter der deutschen Völkerschaften auf einer großen Ebene zwischen Mainz und Worms mit ihren Herzögen. Sobald die Großen sich über die Wahl geeinigt tolfy>e dieselbe dem harrenden Volke bekannt gemacht. Die Krönung geschah in Aachen. Wichtige Angelegenheiten wurden auf besonderen Reichstagen berathen, zu denen wiederum alle Freien zugelassen

2. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 42

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 42 — zwischen den genannten Parteien ein heftiger Kampf. In diesem wurde auch die Stadt Weinsberg im heutigen Württemberg erobert, und weil es dieselbe mit den Welfen gehalten hatte, sollte sie zerstört und alle Mänuer niedergehauen werden. Da kam eine Gesandtschaft von Frauen bittend zu Conrad und erlangte die Erlaubniß von dem, was ihnen am liebsten wäre, so viel forttragen zu dürfen, als ihre Schultern vermöchten. Am anderen Morgen öffneten sich die Thore, und siehe da — jede Frau trug ihren Mann oder eine ihr theure Person. Der Kaiser wollte anfangs zürnen über diese List, ließ aber, gerührt durch solche Treue, Alle frei abziehen, indem er ausrief: „Ein Kaiser darf sein Wort nie brechen!" Seit jener Zeit wird die Burg bei Weinsberg ,,Weibertreue" genannt. Auf Conrad folgte sein Neffe Friedrich I. 1152—1190, der Rothbart, von den Italienern Barbarossa genannt. Er war einer der kräftigsten Kaiser, die je auf dem deutschen Throne gesessen haben. Sein ganzes Streben ging dahin, der kaiserlichen Macht wieder das Uebergewicht über die päpstliche zu verschaffen. — Vor Allem galt es die großen lombardischen Städte, Mailand an ihrer Spitze, welche sich seit den Zeiten der fränkischen Könige fast ganz vom Reiche getrennt hatten, zu demüthigen. Zu dem Zwecke unternahm er sechs Züge nach Italien. Zwar zerstörte er Mailand, doch bald ermannten sich die Städte auf's Neue. Als aber diesmal Kaiser Friedrich von Heinrich dem Löwen mit seinem Heere verlassen wurde, verlor er (1176) die Schlacht bei Leguano und war genöthigt, mit dem Papste und den lombardischen Städten Frieden zu schließen. Nach Deutschland zurückgekehrt, wurde Heinrich der Löwe in die Reichsacht, d. h. aller seiner Länder verlustig erklärt, und das Herzogthum Baiern Otto von Wittelsbach verliehen, dessen Haus noch jetzt in Baiern regiert. Nur Braunschweig blieb ihm. Die Unsitte des Faustrechtes beschränkte er dahin, daß kein Ritter den anderen mehr unversehens überfallen durfte, sondern ihm die Befehdung drei Tage vorher ankündigen lassen mußte. Siebenzig Jahre alt nahm er Theil am dritten Kreuzzuge, fand aber, wie wir wissen, den Tod in dem Flusse Saleph 1190. Das deutsche Volk aber glaubte nicht an den Tod seines geliebten Kaisers und versetzte ihn durch die Sage iu den Kyffhäuser, wo er so lauge schlafen werde, bis das deutsche Reich wieder in Kraft und Herrlichkeit aufgerichtet sei. Unter Friedrich regierte in der Mark Meißen Konrads ältester Sohn Otto (1156— 1190), welcher später den Beinamen der Reiche erhielt, weil er durch die ums Jahr 1170 bei Freiberg entdeckten Silberbergwerke in den Besitz sehr großer Geldmittel gelangte. Aus den Silberschätzen ließ er die ersten meißner Münzen Prägen, verwendete bedeutende Summen auf den Anbau des Landes und die Befestigung mehrerer Städte, wie Freiberg und Leipzig. Insbesondere beförderte er auch den Handel und suchte Leipzig durch Begründuug der Oster- und Michaelismesse zu einem Haupthandelsplatze zu erheben. Nach der Sitte der damaligen Zeit stiftete auch er ein Kloster zu Altenzelle bei Nossen,

3. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 30

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 30 — diese neue Lehre sofort an; allein in Mekka fand er so viel Widerspruch, daß er sich genöthigt sah, 622 nach Medina zu fliehen: von dieser Flucht (Hedschra) an beginnt die Zeitrechnung der Muhammedaner. Die wahren Schicksale Muhammeds wissen wir nicht und auch der Koran, die Bibel der Muhammedaner, ist nicht von ihm geschrieben, da er selbst weder lesen noch schreiben konnte. Die Reli-«rvül kßn Rainen Islam, d. i. gläubige Ergebung in den Willen Gottes. Der Koran lehrt: Es ist nur ein Gott und Muhammed fern größter Prophet; Gott, der Urheber des Weltalls, ist ein unendliches, ewiges Wesen, das alle Vollkommenheiten in sich vereinigt und sich mehrmals durch Moses und Christus, zuletzt aber durch Muhammed geoffeubaret hat. Das Schicksal der Menschen hat Gott nach emem ewigen Rathschluß vorher bestimmt; Beten führt auf halbem Wege zu Gott; Aasten bringt an den Eingang zum Himmel, und Almoseugebeu eröffnet die Thüre. Krieg für das Vaterland ist mehr als täglich fünfmaliges Beten; dem Krieger ist es schon -verdienst, sobald nur einmal sein Pferd auf der Wiese sich dreht-wer auch nur so lauge kämpft, als das säugende Kameel aussetzt Athem zu schöpfen, der hat sich das Paradies erworben. In Medina bildete sich der Anhang Muhammeds zu einer kriegerischen Horde aus, die sich Mekka und bald ganz Arabien unterwarf. Äuhammed starb 632. Unter seinen Nachfolgern (Chalifen) wurde Syrien und Palästina dem oströmischen Reich entrissen, das persische Reich unterworfen und Aegypten erobert. Damaskus wurde der Sitz der Weltherrschaft. Die Feldherren der Chalifen eroberten indeß das nördliche Afrika, von wo ans sie 711 nach Spanien übersetzten und dort das west-gothische Reich zerstörten. Schon waren sie in Frankreich eingefallen, als Karl Martell durch den Sieg bei Poitiers 732 ihrem weiteren Vordringen ein Ziel setzte. §♦ 20. Das Frankenreich. (Klodwig, Karl Martell und Pipin.) Nachdem sich Odoaker zum Herrn von Italien gemacht hatte, besiegte lo^Jahre später Klodwig, König der Franken, den letzten römischen Statthalter von Gallien bei Soissons und gründete 486 das fränkische Reich. 496 überfiel er die Alemannen, welche zwischen^dem Rhein und den Vogesen wohnten. Bei Zülpich kam es zur Schlacht, in der Klodwig den Sieg davontrug, welcher von um so größerer Bedeutung war, als Klodwig nach demselben sammt seinem Volke zum Christenthnme übertrat. Klodwig starb 511. Seine Nachfolger waren meist untüchtige und träge Regenten. Zwar gewannen diese noch Thüringen, doch kam die königliche Würde nach und jmch^Jo herunter, daß die Gewalt endlich ganz in die Hände des höchsten L>taatsdieners kam, den man damals major donras, Haussier (Minister) nannte. Unter diesen ragte besonders hervor Karl Martell (d. i. der Hammer), wegen seiner Kriegsthaten so genannt,

4. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 34

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 34 trösten. Nachdem Ludwig das feierliche Versprechen gegeben hatte, dies Alles zu erfüllen, sprach Karl: „So nimm die Krone und setze sie auf dein Haupt." Kurze Zeit darauf (814) starb dieser große Mann mit den Worten: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" — Wie hoch Karl auch im Auslande geschätzt wurde, davon zeugen unter Anderem die Geschenke, welche er insbesondere von arabischen Kalifen erhielt, unter denen wir besonders eine Orgel und eine Schlaguhr, die erste, welche man im westlichen Europa kennen lernte, hervorheben. Nach Karl's Tode übernahm Ludwig der Fromme (814—840) die ihm von seinem Vater übertragene Regierung, ohne jedoch seines Vaters Geist zu besitzen. Zwar zeichnete er sich durch eine gewisse Gulmüthigkeit und Gelehrsamkeit aus und verdiente den Beinamen „des Frommen"; dagegen ging ihm die Kraft und Energie desselben ganz ab. Daher kam auch das Reich, zumal da er dasselbe schon 817 unter seine drei Söhne: Lothar, Pipin und Lndwig den Deutschen theilte, in Verfall. Als er nach dem Tode seiner ersten Gemahlin eine zweite Ehe einging, aus welcher der vierte Sohn, Karl der Kahle, entsproß, zu dessen Gunsten er eine abermalige Theilung des Reiches vornahm, mußte er es erleben, daß die Söhne gegen ihn zu den Waffen griffen und ihn sogar gefangen nahmen. Nachdem er und sein Sohn Pipin gestorben waren, kam es endlich 843 unter den Brüdern zu dem Vertrage zu Verdun (Werdön), nach welchem Lothar Italien, Burgund und den Strich Landes zwischen dem Rhein und der Maas bis zur Mündung der Schelde, nach ihm Lothringen genannt, nebst dem Kaisertitel erhielt; Ludwig bekam Deutschland und Karl der Kahle Frankreich. In allen^drei Reichen aber war die Herrschaft der Karolinger nirgends zum L-egen und deshalb von kurzer Dauer. Die Deutschen wählten 911 nach dem Tode des letzten Karolingers (Ludwig das Kind) einen einheimischen Fürsten zu ihrem Könige, wodurch Deutschland ein Wahlreich wurde. §. 23. Die sächsischen Kaiser (919—1024). Als Ludwig gestorben wär, vereinigten sich die Franken und Sachsen und wählten den fränkischen Herzog Konrad I. zum deutschen Kaiser. Er war ein tapferer, tugendhafter Mann, regierte aber zu kurze Zeit, um Deutschlands Macht und Ansehen heben zu können. Auf seinem Sterbebette bat er seinen Bruder Eberhardt, den Herzog Heinrich von Sachsen, seinen bisherigen Gegner, zur Wahl zu empfehlen. Heinrich I. (919—936), auch der Vogler genannt, weil ihn die Gesandten, welche ihm seine Erwählung zum Kaiser meldeten, am Vogelheerde antrafen, war ein wackerer Fürst, voll von Gottvertrauen. Zuerst unterwarf er die widerspenstigen Herzöge von Baiern und Schwaben, welche ihn als Kaiser nicht anerkennen wollten. Mit den Ungarn, die wiederholt Einfälle in das deutsche Reich

5. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 31

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 31 — der, wie schon erzählt, die Araber zurückschlug. Sein Sohn Pi Pin der Kleine ober der Kurze erlangte über den Frankenkönig solche Macht, daß er im Einverständnisse mit dem Papste Zacharias den König absetzte und sich auf den Thron schwang. Mit ihm beginnt der Herrscherstamm der Karolinger, genannt nach seinem Sohne Karl dem Großen. Schon im Jahre 568 hatten die Longobarben unter ihrem König Alboin das longobarbische Reich in Italien ge-grünbet, welches sich balb so erweiterte, daß der Papst Stephan Ii. die Franken zu Hilfe rief. Pipin zwang die Longobarben ein Stück Land abzutreten (755), welches er dem Papste zum Besitzthum gab, woburch er benselben zum weltlichen Herrscher erhob und den Gruub zum Kirchenstaate legte. §» 21. Das Christenthum in Deutschland. Schon zur Zeit der Völkerwauberuug waren die Gothen zum Christenthnme bekehrt und erhielten durch den Bischof Ulfilas (um 380) eine Übersetzung der Evangelien. Ebenso waren die Longobarben, Sneven, Burguuber und Angelsachsen bereits Ende des 6. Jahrhunberts Christen. Im Frankenreiche hatte seit Klobwig die christliche Kirche große Ausdehnung erlangt; auch die Deutscheu am Rheme und der Donau waren schon früher zur christlichen Religion übergetreten; nur im übrigen Deutschland herrschten bis zum Jahre 500 fast noch allgemein heibnifche Gebräuche. Da kam zu Anfang des 8. Jahrhunberts ein englischer Mönch, W ins rieb, auch Boinfacins genannt, der mit Recht der Apostel der Deutschen heißt Mit unermübetem Eifer und der größten Selbstverläuguuna verkündigte er das Christenthum den heibnifchen Friesen und den Heften, legte hier Klöster an, in welchen junge Männer zu Lehrern gebildet wurden und ging dann nach Rom, wo ihn der Papst zum Erzbischof von Deutschland weihte, ihn aber schwören ließ, nichts zu predigen, was nicht mit der Lehre der römischen Kirche übereinstimme Bon hier kehrte er zurück nach Thüringen und Hessen. Bei Geismar fand Bonifacms eine uralte Eiche, die als heilig verehrt wurde, welche er umhauen ließ. Gewiß erwarteten die Hessen, der mächtige Gott tm Baume würde ihn dafür niederschmettern; ba dies aber nicht geschah so glaubten sie an das verkündigte Evangelium. Später wurde Bomsaaus zum Erzbischof von Mainz ernannt, allein sein Eifer ließ chn mcht ruhen. Er ging nochmals zu den Friesen, würde aber von thnen erschlagen (755). Seine Gebeine ruhen in Fulba. In biefe Reit fallt auch bte festere Begründung des Kloster- und Mönchswesens i räanb aus dem Wahne, daß es Gott wohlgefällig sei, qatu °bg- ch,-den von d-r W-lt sich blos göttlichen Dingen zu widmen In solcher Abgeschiedenheit lebende männliche Personen nannten sich Mönche (einsam Lebende), weibliche aber Nonnen (d. h. nicht Ver-heirathete). Die Orte, wo sie wohnten, hießen Klöster, das heißt verschlossene Orte. Lie hielten sich nach bestimmten Regeln, schrieben

6. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 32

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 32 — Bücher ab, trieben Garten- und Feldbau und beschäftigten sich häufig auch mit Erziehung der Jugend. Eine veränderte Gestaltung erhielt das Mönchswesen durch Benedict von Nursia, der aus dem Monte Casino in Italien ein Kloster stiftete und bestimmte Regeln festsetzte, nach welchen die Klostergelübde der Keuschheit, der Armuth und des Gehorsams entstanden. §. 22. Karl der Große und seine Nachsolger. Der schon mehrfach erwähnte Hausmeier Pipiu der Kleine, welcher sich des fränkischen Thrones bemächtigt hatte, theilte das Land unter seine beiden Söhne Karl und Karlmann und starb 768. Als Letzterer schon 771 seinem Vater im Tode folgte, wurde Karl alleiniger Herrscher des großen Reiches. Dieser Fürst ist einer jener außerordentlichen Männer, die unsere Bewunderung und unseren Dank zugleich in Anspruch nehmen. Erst 26 Jahre alt bei dem Tode seines Vaters, war er ein Mann voll Kraft und Feuer und dabei von so edlem Gemüthe, daß er, wo er nur kouute, Gutes that und das Beste seines Volkes nie vergaß. In seiner Jugend hatte er — so unwissend war seine Zeit — nicht einmal schreiben gelernt. Erst als König lernte er es und übte sich darin in jeder müßigen Stunde. Ausgezeichnet als Krieger, Christ und Regent faßte er zuerst den großen Gedanken, die deutschen Stämme durch Religion und Gesetze unter seiner Herrschaft zu vereinigen und zu einem großen und glücklichen Volke heranzubilden. — Der furchtbarste Krieg, welchen Karl geführt hat, ist der gegen die Sachsen. Dieses alte deutsche Volk wohnte in Westphalen, Hannover und Braunschweig bis zur Elbe. Fortwährend hatten sie Einfälle in das fränkische Gebiet gemacht. Karl zog deshalb gegen sie (772) und hoffte sie zugleich zum Christenthum zu bekehren, weil ohne Annahme desselben an eine Bändigung dieses wilden Volkes nicht zu denken war. Dieser Krieg dauerte mit wenig Unterbrechungen 30 Jahre. Weil den Sachsen die Taufe durch das Schwert aufgedrungen wurde, so empörten sie sich nach jeder Unterwerfung immer wieder, bis sie sich endlich, durchs viele Niederlagen gedemüthigt, zu einem dauernden Frieden 803 zu Selz, und durch das Beispiel ihres Herzogs Wittekind zur allgemeinen Annahme des Christenthums bequemten, wogegen sie ihre alte Verfassung behalten durften. Während des Sachsenkrieges wurde Karl vom Papste gegen die Langobarden zu Hilfe gerufen. Er kam, siegte bei Pavia, schickte den König in ein Kloster und vereinigte die Lombardei mit feinem Reiche. Im Jahre 778 rief ihn eine Gesandtschaft der spanischen Araber gegen ihren Chalifen nach Spanien. Karl folgte dem Rufe und schlug alles Land zwischen den Pyrenäen und dem Ebro zum Fraukenreiche. Auf dem Rückzüge würde der vielbesungene Ritter Rolaud, der Karls Neffe genannt wird, erschlagen. Im Norden Deutschlands bekriegte er die Jiiten, trieb sie ans ihre Halbinsel Jütland zurück und setzte die Eider als Nordgrenze Deutsch-

7. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 35

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 35 — machten, schloß er einen neunjährigen Waffenstillstand. Während dieser Zeit legte er viele feste Plätze und Städte an, in welche der 9. Mann der freien Landbewohner ziehen mußte, daher auch Heinrich der Städteerbauer genannt wird. Er verbesserte insbesondere auch das deutsche Kriegswesen durch Regelung des Reiterdienstes und gründete zum Schutze gegen die Normannen die Mark Schleswig, gegen die Daleminzier 928 die Mark Meißen, aus welcher nachmals das jetzige Sachsen entstanden ist. Ans einem schön gelegenen Berge an der Elbe erbaute er das Schloß Meißen, dessen alte Mauern noch jetzt an die graue Vorzeit erinnern. Als nach Ablauf jenes Waffenstillstandes die Gesandten der Ungarn kamen, den versprochenen Tribut zu holen, sandte ihnen Heinrich einen räudigen Hund mit dem Bemerken, daß, wenn sie einen anderen Zins haben wollten, sie sich diesen selbst holen möchten. Natürlich mußte es nun wieder zum Kriege kommen, in welchem aber die Ungarn zweimal, am entschiedensten 933 bei Merseburg, geschlagen wurden. ■— Heinrich starb 936. Ebenso kräftig und einsichtsvoll regierte sein Sohn Otto I. (der Große, 936—973). Er brachte die Böhmen und Polen zur Anerkennung seiner Oberhoheit und brach in allen Ländern durch Anlegung von Bisthümern dem Christenthume Bahn. — Als endlich auch unter ihm die Magyaren (Ungarn) einfielen, vernichtete er durch die Schlacht auf dem Lechfelde bei Augsburg 955 deren Macht für immer. Von einer Partei gerufen, ging Otto zweimal nach Italien, stellte dort die Ordnung wieder her, empfing 962 die lombardische Königskrone und wurde in Rom selbst zum römischen Kaiser gekrönt, eine Würde, die nun auch bis zum Erlöschen des deutschen Reiches (1806) bei den deutschen Kaisern blieb. Der Besitz von Italien trug zwar zur Förderung deutscher Cultur wesentlich bei, hat aber Jahrhunderte hindurch Veranlassung zu den blutigsten Kämpfen gegeben, in welchen Deutschland seine besten Kräfte opferte. _ Unter Otto herrschte Sicherheit und Wohlstand im Reiche. Die Silberbergwerke im Harze wurden entdeckt, Handel und Gewerbe blühten. Sein Sohn Otto Ii. und sein Enkel Otto Iii. waren der Aufgabe eines deutschen Kaisers nicht gewachsen. Noch viel weniger war dies Heinrich Ii. oder der Heilige. Er zog dreimal nach Italien, erbaute den Bamberger Dom und starb 1024. Mit ihm erlosch das sächsische Kaiserhaus. §♦ 24. Die fränkischen oder salischen Kaiser. (1024—1125.) Nach dem Aussterben des sächsischen Fürstenstammes kamen mit Konrad Ii. die salischen oder fränkischen Herzöge auf den Kaiserthron. Um die kaiserliche Macht zu stärken und die kleinen Vasallen gegen die größeren zu schützen, stellte er die Erblichkeit der kleineren Lehen durch Gesetze fest. Sein Sohn Heinrich Iii. oder der Schwarze half dem zerrütteten päpstlichen Stuhle dadurch auf, daß er die 3*

8. Europa - S. 260

1913 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Dürre. Infolgedessen haben weite Felder ein dürftiges Aussehen. Wo aber der Boden eine glückliche Beimischung von Ton hat, wie im So, da stehen Ackerbau und Viehzucht, namentlich Pferdezucht, in großer Blüte. Die günstigste Mischung des Kreidebodens ist aber die aus Kalk, Ton und Sand : hier ist die Geburtsstätte des edlen Champagnerweins, „des Weins der Könige und des Königs der Weine"1). Wohl zu unterscheiden sind: im O die feuchte Cham- pagne, Ch. humide, im W die trockene oder staubige Champagne, Ch. pouilleuse, d. h. Lause-Champagne. Die alte Hauptstadt der Cham- pagne und Krönungsstadt der französischen Könige ist Reims, einst civitas Remis, die alte Hauptstadt der Remer, des mächtigsten Stammes der belgischen Gallier, mit 110000 Einw. In der Mitte der Stadt er- hebt sich neben dem Denkmal der Jungfrau von Orleans die herrliche Kathedrale Notre-Dame, eins der herrlichsten Bauwerke aus der Blüte- zeit des gotischen Stils. Hier taufte Bischof Remigius den Franken- könig Chlodwig („Beuge dein Haupt, stolzer Sigamberer, verbrenne, was du angebetet hast, und bete an, was du verbrannt hast!"). Auf das Evangelium tnußten die Könige bei der Krönung den Eid ablegen. Das berühmte Gefäß für Salböl (Sainte-Ampoule), das eine Taube bei Chlodwigs Taufe vom Himmel gebracht haben soll, ist in der Revolu- tionszeit verschwunden. 1429 stand bei der Krönung Karls Vii. die Jungfrau von Orleans mit ihrem Banner zur Seite des Königs. — Die Stadt ist stark befestigt. Mit Epernay an der Marne ist sie be- rühmt durch Champagnerkellereien. Die Weinberge, die den Cham- pagner liefern, nehmen 2000 qkm ein. Von der etwa 700000 hl be- tragenden Ernte entfallen 3/4 auf nicht schäumende Weine. Der Preis von 80000 Franken für 1 ha Weinberg ist nicht selten. Nach der ersten Hauptgährung wird der Champagner auf Flaschen gezogen. Durch Zusatz von Zucker wird eine zweite Gärung erzeugt, worauf die Flaschen auf Gestellen mit dem Kopf nach unten aufgestellt werden, damit sich der Gärungssatz auf dem Kork ablagert. Die Entfernung des Satzes erfordert mehrmalige Öffnung der Flaschen, bis der Wein ganz klar ist. Zum Schluß kommt ein kleiner Zusatz von Kognak hinzu. Die Kellereien befinden sich in zusammen 16 km langen Gängen, die in den Kalkfelsboden eingehauen sind. — Da die Landschaft viele Schafe nährt, so entwickelt sich hier eine blühende Wollindustrie. Die früher befestigte Stadt Sedan (mit fast 20000 Einw.) liegt an einem der schönsten Punkte des Maastales. Nördl. und östlich von der Stadt finden wir das Schlachtfeld. An ein viel- genanntes Völkerschlachtfeld erinnert Chalons, Chalons sur Marne 2) : 451 und 1814. Ein alter wichtiger Platz ist auch Tro y es, Haupt- 2) Goethes anschauliche Schilderung in seiner Kampagne in Frankreich. -) Benannt nach den Catalauni, d. h. den Kampflustigen.

9. Mittlere Geschichte - S. 35

1897 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 35 — n.chr. Der Orden der Deutschritter oder Deutschherren wurde auf Anregung Friedrichs von Schwaben gestiftet. Ihr Hospital, das Marienhospital, war von Bremer und Lübecker Kaufleuten gestiftet worden. Ihre Kleidung war ein weißer Mantel mit schwarzem Kreuz. 1190 Kaiser Heinrich Vi. Heinrich der Löwe kehrt, nachdem Friedrich Barbarossa das Reich verlassen, aus der Verbannung zurück. Bardowiek wird zerstört „Leonis vestigia.“ „Des Löwen Spuren." Heinrich der Löwe verliert Lübeck. Er demütigt sich vor dem Kaiser in der Pfalz Tilleda am Fuße des Kyffhäufers. Der letzte Normannenkönig in Unteritalien und Sicilien (Wilhelm Ii.) war gestorben. Kaiser Heinrich Vi. unterwirft Unteritalien und Sicilien. Er stirbt in Messina, ist in Palermo begraben. Papst Jnnoeenz Iii. übernimmt die Vormundschaft Wer des Kaisers zweijähriger: Sohn Friedrich. Vierter Kreuzzug. Französische Kreuzfahrer sammeln sich in Venedig. Der blinde, 94jährige Doge [Sdöbf^e] von Venedig, Heinrich Dändolo, übernimmt die Führung der Kreuzfahrer. Der griechische Prinz Alexius bittet die Kreuzfahrer um Hilfe für seinen Vater Isaak Angelus. Der griechische Kaiser Isaak war von seinem Bruder vom Throne gestoßen und geblendet worden. Die Kreuzfahrer gewähren dem Alexius die geforderte Hilfe gegen große Versprechungen. 1204 Aufstand in Konstantinopel. Die Kreuzfahrer erobern die Stadt. 3*

10. Mittlere Geschichte - S. 36

1897 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
n.chr. Graf Balduin von Flandern wird lateinischer Kaiser. Die Venetianer nehmen ein Stück des Peloponnes, die Küsten-länder und viele Inseln. 54 Jahre später stellt Michael Paläölogos, ein Abkömmling des alten Kaisergeschlechtes, von Nieaa aus das griechische Kaisertum wieder her. 1212 30 000 französische Kinder unternehmen einen Kreuzzug. (Der Hirtenknabe Stephan führt sie an.) Sie fallen in Marseille den Sklavenhändlern in die Hände. Philipp von Schwaben, Heinrichs Vi. Bruder, wird von den hohenstanftsch gesinnten Fürsten znm König erwählt. Otto Iv., Heinrichs des Löwen Sohn, wird von den Welfen als Gegenkönig aufgestellt. Der Papst Jnnoeenz Iii. erkennt Otto an. Bürgerkrieg. Otto mnß nach Brannschweig zurückweichen. 1208 Philipp wird in Bamberg von dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach ermordet. Otto Iv. wird in Rom zum Kaiser gekröut. Er veruneinigt sich mit dem Papste, indem er Toskana und Unteritalien nebst Sicilien fordert. 1211 Jnnoeeuz Iii. thut ihn in den Bauu und schickt (im nächsten Jahre) Friedrich Ii. nach Deutschland. Das Papsttum gelangt zu seiuer höchsten Macht. Großer Aufschwung der Dichtkunst: Walter von der Vogelweide, der bedeutendste Minnesänger, Wolfram von Eschenbach, Hartmann von der Aue und Gottfried von Straßburg dichten höfische Epen, daneben entstehen die großen Volksepen Gndrnn und das Nibelungenlied. 1215 Kaiser Friedrich Ii. Er wird in Aachen gekröut. Otto stirbt —50 3 Jahre später verlassen auf der Harzburg. Friedrich überläßt dem Papste die weltliche Gewalt im Kirchenstaate in Mittelitalien.
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