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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 15

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Wie die Nüssen in Neidenburg hausten. ^_____________________15 in der Nähe des Bahnhofes aufzureißen. Eben waren sie damit beschäftigt, als etwa 20 deutsche Radfahrer einrückten und die Kosaken in die Flucht schlugen. Wir glaubten, daß die Gefahr vorüber sei, da erdröhnte plötzlich Kanonendonner. Die ersten Granaten waren eingeschlagen und hatten gezündet. Von 2 bis 41/2 Uhr mögen die russischen Geschütze unserer wehrlosen Stadt wohl 300 Granaten zugesandt haben. Die meisten Einwohner flohen nun in wildem Entsetzen. Ich sehe, wie ein heulender Schwarm von russischen Soldaten, mit Äxten und Beilen bewaffnet, über das Postgebäude herfällt und Fenster und Türen einschlägt. „Jetzt ist es höchste Zeit!" denke ich und laufe in den Garten. Im nahen"wald will ich mich verstecken. Ich springe über den nächsten Zaun und gelange auf eine Wiese. Da noch hinüber und du sannst den erreichen! Plötzlich sehe ich, daß die ganze Wiese von Kosaken und Infanteristen umstellt ist. Kurz entschlossen springe ich über einen Graben und ducke mich in das fußhohe Gras. Vielleicht haben sie dich nicht gesehen. Entdecken sie dich, so bist du ein Kind des Todes. Denn was hast du dort an der Wiese zu liegen? Unzweifelhaft bist du ein Spion. Kaum habe ich mich hingeworfen, da kommt auch schon der ganze Schwarm über die Wiese, dicht an mir vorüber. Sie rücken in die Stadt ein, und jetzt beginnen sie die Plünderung. Ich höre ihr Siegesgeheul, höre das Geschrei der Männer, das Kreischen der Mädchen und Frauen. Unheimlich leuchtet der Feuerschein von meiner Straße, vom Markt her. Dichter Qualm wälzt sich heran, Garben von Funken regnen Hemieder. Nach etwa einer Stunde kehren die ersten Russen zurück, in langen Reihen folgt Mann auf Mann. Sie tragen ihre Beute zusammen. Große Säcke schleppen sie auf dem Rücken daher. Der bringt Blechbüchsen, der Betten, Tücher und Stoffe, der trägt ein Fäßchen, jener Flaschen, zwei treiben ein widerwilliges Schweinchen vor sich her, und untereinander prahlen sie von ihren Heldentaten. Oben am Rande der Wiese schlagen sie ihr Lager auf. Da feiern sie jetzt ihren Sieg. Sie schlachten und prassen und trinken. Immer lauter wird das Geschrei. Sie streiten sich um die Beute. Ich verstehe nicht, was sie einander zurufen. Aber ein anderer, dem es nicht besser ging als mir, hat es verstanden: „Jetzt brechen wir in dieses Kaufhaus ein, jetzt in jenes." Und war die Arbeit dort vollbracht, so ging das Gebäude auch sicher bald in Flammen auf. In der evangelischen Kirche hatte eine Schar von Einwohnern Schutz gesucht. Die Russen nehmen die silbernen Geräte heraus. Kurze Zeit darauf steht die Kirche in Flammen. Die Leute müssen Handgranaten gehabt oder mit Petroleum und Streichhölzern gearbeitet haben. Zum Bürgermeister Kuhn kommen ein paar Russen und verlangen Lebensmittel und Petroleum. Sie plündern seine Wohnung in seiner Gegenwart. Dann räumen sie die

2. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 26

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
26 Eine Försterfamilie aus dem Kreise Oletzko vier Wochen in einem Waldversteck. und fuhr auf meinem Dienstlande auf. Offiziere mit Karten in den Händen beratschlagten. Wieder jagte die Artillerie auf Wachlacken zu, sie hatten sick-verfahren. In wilder Flucht zogen sich die Russen zurück und waren am 10. September, mittags, verschwunden. Mit welcher Freude ich unsere Truppen begrüßte, kann ich nicht beschreiben. Meine Gefangenschaft war somit beendet. „Nach der „Königsb. Allg. Zeitung". 17. Eine Försterfamilie aus dem Kreise Oletzko vier Wochen in einem Waldversteck. Viele Ostpreußen suchten beim Russeneinfall im August 1914 in den Wäldern Schutz. Sie fuhren mit Kind und Rind ins Dickicht und wohnten dort. So hatte sich auch ein naher Verwandter von mir, ein Königlich Preußischer Hegemeister *), im Walde ein Versteck eingerichtet. Mit seinem Sohn, der einige Tage später zu den Jägern einrücken mußte, hatte er schon rechtzeitig eine geeignete Stelle in seinem Revier (spr. rewier) ausgesucht. Inmitten eines mit dichten, jungen Kiefern bestandenen Bruches lag eine Anhöhe, nicht weit vom Ufer eines kleinen Sees. Dort gruben die Männer einen Teil der Bergwand senkrecht ab und bauten aus Stämmen und Moos eine geräumige Hütte, die mit Rohr bedeckt wurde. Der Platz war nicht nur schwer zu finden, sondern auch sehr schwer zu erreichen, am leichtesten im Kahn. Letzterer konnte in einem Graben des Bruches versteckt werden. Während die Männer noch an der Hütte bauten, schafften Frau und Tochter Vorräte, Küchengeräte und Betten an den Zufluchtsort. Eines Tages erschienen die Russen. Eine Abteilung Kosaken sprengte an der Försterei vorbei auf den nahegelegenen Hof der Domäne**) Polommen im Kreise Oletzko. Nun war es Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Alle Türen und . Schränke wurden geöffnet, damit die Russen keinen Anlaß finden sollten, sie aufzubrechen. Das Vieh im Stalle wurde losgebunden und reichlich mit Futter versehen, der Tränketrog mit Wasser gefüllt. Nur von seinen Hunden konnte der Förster sich nicht trennen. Sie wurden mitgenommen und verhielten sich musterhaft ruhig, als wenn sie wüßten, daß sie durch Bellen ihren Herrn verraten könnten. Auch ein Netz hatte der Hegemeister mitgenommen, das sich als sehr nützlich erwies; denn es wurde jeden Abend in den See eingestellt und lieferte täglich ein schönes Gericht Fische. Kaum waren die Bewohner des Forsthauses in ihrer Hütte, als sie schießen hörten. Der Förster schlich sich hinaus und durch die dichten Schonungen***) bis an den Waldrand, von wo er beobachten konnte, daß sich *) Hegemeister — Titel für ältere Förster. **) Domänen — Güter der Krone, deren Ertrag teils für öffentliche Zwecke, teils für das regierende Haus verwendet wird. ***) Schonung — junger Baumbestand im Walde, etwa bis zum 20. Jahre; darf nicht abgeweidet werden.

3. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 27

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Eine Forfterfamilie aus dem Kreise Oletzko vier Wochen in einem Waldversteck. 27 eine deutsche Patrouille mit den Kosaken herumschlug. Am nächsten Tage, als alles still blieb, wagten sich Mann und Frau in die Wohnung. Die Russen waren darin gewesen und hatten unbeschreiblich gehaust. Die Fenster waren zerschlagen, alle Behälter geöffnet, der Inhalt war auf die Stuben gestreut. Wäsche und Kleider hatten sie mitgenommen, das Vieh aber noch nicht. Nun nahm der Förster alle seine schönen Geweihe und Gehörne von der Wand und trug sie in den Wald, wo er sie in einer Schonung verbarg. Seine Waffen hatte er bereits in eine große Kiste gepackt und in einer dichten Schonung vergraben. Die Frau schaffte noch von Geräten und Vorräten, was sie gut brauchen konnte, in die Hütte. Noch öfters wagte sich das Ehepaar, meistens nachts, in das Forsthaus, um das Vieh zu versorgen. Aber bald war das auch nicht mehr nötig, denn die Russen hatten es fortgetrieben. Bei diesen Besuchen diente ihnen der alte, kluge Hühnerhund als Führer. Wenn das Forsthaus leer war, lief er schnell von dem nahen Waldrand darauf zu und kehrte schweifwedelnd zurück. War es von Russen besetzt, dann blieb er ruhig im Walde sitzen. Mehr als einmal begegnete der Förster einer Kosakenpatrouille, vor der er sich verbarg. Doch einmal wurde er beim Verlassen des Hauses von einem russischen Dragoner überrascht. Jetzt mußte der Hegemeister sich wehren. Blitzschnell legte er seinen Karabiner auf den Russen an. Aber er brauchte nicht zu schießen; denn der Dragoner warf sofort seinen Säbel weg, hob die Hände hoch und begann um Gnade zu bitten. Am ganzen Leibe zitternd, stieg er vom Pferde, warf sich auf die Knie und bat um sein Leben. Nur mit Mühe konnte der Förster es ihm begreiflich machen, daß er von ihm nichts mehr zu befürchten habe. Wie es sich später herausstellte, hatten die russischen Offiziere die Lüge verbreitet, daß die Deutschen alle Ge- , fangenen unter großen Martern töteten. Als der Russe endlich merkte, daß der Förster ihm nichts zuleide tun wollte, kannte seine Freude und Dankbarkeit keine Grenzen; er wollte ihm die Hände küssen, riß sich die Achselklappen ab und schenkte sie ihm. Durch die Gefangennahme des Russen erwuchs dem Hegemeister noch eine schwere Aufgabe; denn er wollte und konnte ihn nicht einfach laufen lassen, sondern mußte ihn zu unseren Truppen bringen. So wanderten sie denn einträchtig anderthalb Meilen weit bis zum Kirchdorf, wo deutsche Truppen lagen. Im Abendgrauen trat der Förster den gefährlichen Rückmarsch an, denn in dem Raume zwischen beiden Heeren streiften fortwährend Kosakenpatrouillen umher. Es gelang ihm aber, glücklich seinen Zufluchtsort wieder zu erreichen, wo Frau und Tochter schon in großer Sorge um ihn waren. So brachte die Försterfamilie, von aller Welt abgeschnitten, ohne jede Nachricht von den Kriegsereignissen, fast vier Wochen in ihrem Waldoersteck zu. Als nach der Schlacht bei Tannenberg deutsche Truppen auch dort wieder vorrückten, begaben sie sich in ihr Haus zurück. Aber wie sah es aus! Alles hatten die Russen zertrümmert. In den Stuben lag der Schmutz fußhoch. Tagelang hatten die Frauen zu tun, um das Haus not-

4. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 68

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
68 Wie wir unser Eisernes Kreuz erwarben. Vorgehen wurde unsere Infanterie stark mit Gewehr- und Schrapnellfeuer empfangen. Es half aber nichts, es ging stetig vorwärts. Viele Kameraden mußten liegen bleiben, und die Reihen wurden immer lichter. Dann hieß es gegen sieben Uhr: Maschinengewehre vor! Unter den Worten des Kompagnieführers: „Jetzt zeigt einmal, daß ihr deutsche Maschinen-gewehrschützen seid!" stürmten wir in die Schlacht. Es ging mit unseren Kaffeemühlen Sprung auf, marsch, marsch, vorwärts bis in die Schützenlinien, unser guter Herr Leutnant voran. Plötzlich hinter einem kleinen Hügel legte sich der Leutnant hin. Ich nahm an, daß er Deckung nehmen wollte, da wir von der Seite einen Hagel von blauen Bohnen bekamen. Es lagen im Gestrüpp etwa hundert Russen, deren Stellung im Sturm genommen wurde. Ihr Feuer hatte unserm Leutnant einen Bauchschuß beigebracht. An seiner Seite lag der Vizefeldwebel mit einem Kopfschuß. Dieser rief mir noch zu: „Gefreiter B. . . ., handeln, vorwärts! Wir können nicht mehr." Von diesem Augenblicke an war ich als Gewehrführer ohne Offizier selbständig auf mich angewiesen. Ich ließ nicht locker; jenseits der Chaussee lag ein Gehöft, das dicht von Russen besetzt war. Zwei Gruppen Grenadiere stürmten das Haus, während ich es unter Feuer hielt. Sie nahmen 95 Mann und einen Offizier gefangen. Die Russen schossen so lange, bis wir an sie herankamen. Auf einen Nahkampf lassen sie sich meistens nicht ein, da fürchten sie unser Bajonett. Wir erholten uns nun eine Weile. Die Granaten dröhnten über uns. Hunger hatten wir gewaltig. Mit meinem Gewehr ging ich im Obstgarten unter einem Apfelbaum in Stellung. Der Baum wurde geschüttelt, und die Apfel schmeckten uns besser als das schönste Mittagessen. Hier lagen wir, bis uns die Munitionsschützen genug Munition brachten. Sodann um ein Uhr ging es weiter. Als wir den Obstgarten verließen, krachte eine Granate in den Garten, und unser Apfelbaum war einmal. 200 Meter weiter lag ein zweites Gehöft. Aus diesem schossen die Russen durch die Dachziegel. Wie wir über die Höhe kamen, wurden wir alle verwundet. Mein Richtschütze bekam durchs Zielfernrohr einen Kopfschuß, Schütze Iii einen Armschuß, Schütze I lag etwas zurück, ihm wurde eine Seite gelähmt durch eine Granate, die neben ihm platzte. Schütze Iv bekam einen Schuß durch den Oberschenkel und ich einen durch das linke Knie. Alle waren wir verwundet, und im verwundeten Zustande habe ich noch meine ganze Munition verschossen. Mir blieb nichts übrig, ich mußte mein Gewehr unbrauchbar machen, indem ich einen Verschlußteil mitnahm. Wie eine lahme Krähe humpelte ich bis zum Gehöft, das inzwischen genommen nxtr. Jetzt war Zeit zum Verbinden, es war bereits vier Uhr. Unsere Infanterie zog sich zurück. Nun nxtr guter Rat teuer. Mein Maschinengewehr lag auf dem Acker, wer sollte es zurückbringen? Meine Schützen waren ja alle verwundet, und ohne das Maschinengewehr durfte ich nicht vor meinen Hauptmann treten. Ich war außer etlichen schwerverwundeten Kameraden der letzte. Zur rechten Zeit sah ich noch zwei gefangene un-verwundete Russen, die eben das Weite suchen wollten, da sie glaubten, schon

5. Die außerdeutschen Staaten Europas - S. 22

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 22 — 3. Zwischen Mittelalpen und Jura, Boden- und Genfer See liegt die fruchtbare und seenreiche schweizerische Hochebene, durchflössen von mehreren Neben- und Zuflüssen des Rheins. Die Aare nimmt hier die Wasser des Nenenbnrger und des Bieler Sees auf. Das Klima der Schweiz ist je uach der Höhenlage verschieden, am an- genehmsten in der Hochebene und in der Umgebung der Gebirgsseen. Der Föhn, ein den Schweizer Alpen eigentümlicher warmer Wind, tritt im Winter und Frühjahr am häufigsten auf; er beschleunigt das Schmelzen des Schnees. §24. Erwerbsquellen. Neben dem unzureichenden Landbau bildet seit den ältesten Zeiten die Almwirtschaft^) eine Hauptbeschäftigung der Be- wohner. Noch immer harrt am Ende des Winters in den Alpenthälern alles ungeduldig der Alpfahrt. Unter Vorantritt des schönsten und stärksten Tieres, der prächtig geschmückten Heerknh, wandert die Herde unter Jodeln und Kuh- reigen der Sennen den Bergen zu, wo Rinder, Schase und Ziegen den Sommer ohne Stallung verbringen und in ungebundener Freiheit des kurzen, würzigen Kräuterwuchses der hohen Almen genießen. Die Almwirtschaft liefert zwar gute Erträge an Butter und Käse; doch müssen Getreide und Schlacht- vieh eingeführt werden. Der Bergbau deckt den Bedarf des Landes an Kohlen, Eisen und Salz kaum zur Hälfte. Trotzdem ist die Industrie mit Hilfe der zahlreichen, zum Antrieb von Maschinen geeigneten Wasserkräfte auf eine sehr hohe Stufe gelangt. In der Ostschweiz blüht die Baumwollen- iudustrie, in der Mitte des Landes Seidenweberei und im W. (Juragebiete) die Fabrikation von Taschenuhren, Bijouteriewaren, mathematischen und physikalischen Instrumenten. Der durch ein ausgedehntes Eisenbahn- und Landstraßennetz geförderte Handel steht aus hoher Stuse. Zur Ausfuhr gelangen Jndustrieerzeugniffe, Vieh, Butter und Käse. Eingeführt werden: Nahrungsmittel, Steinkohlen und die Rohstoffe der Industriezweige. Deutsch- laud liefert nach der Schweiz besonders Steinkohlen und Coaks, Metalle und Metallwaren, Getreide, Vieh und erhält dagegen Uhren und Milchprodukte. — Eine gewaltige Einnahmequelle für die Schweizer bildet der ungeheure Fremden- verkehr, der alljährlich über eine Million Menschen in das Land führt. Neben den Naturschönheiten der Alpenwelt locken die zahlreichen warmen und kalten Heilquellen und die Luftkurorte. § 25. Verfassung, Wervohner und Städte. Die schweizerische Eidgenossenschast oder Republik bildet einen Bundesstat von 25 Kantonen. Die gesetzgebende Gewalt ist die Bundesversammlung (Nationalrat und Ständerat), die vollziehende der Bundesrat, welcher aus einem Präsi- denten und sieben Mitgliedern besteht. — Die Schweiz umfaßt an Größe 1/Jsl ') Gedichte: Alpenlied, von Krummacher; Der Alpenjäger, von Fr. v. Schiller.

6. Lehrbuch der Geographie - S. 85

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 85 — 3. Zwischen Mittelalpen und Jura, Boden- und Genfer See liegt die fruchtbare und seenreiche schweizerische Hochebene, durchflössen von meh- reren Neben- und Zuflüssen des Rheins. Die Aare nimmt hier die Wasser des Neueuburger und des Bieler Sees aus. Das Klima der Schweiz ist je nach der Höhenlage verschieden, am an- genehmsten in der Hochebene und in der Umgebung der Gebirgsseeen. Der Föhn, ein den Schweizer Alpen eigentümlicher örtlicher Wind, tritt im Winter und Frühjahr am häufigsten auf und schmilzt iu den Alpenthälern den Schnee oft in unglaublich kurzer Zeit weg. Erwerbsquellen. § 56* Neben dem unzureichenden Land bau, der auch Wein, Flachs und Tabak prodneiert, bildet seit den ältesten Zeiten die Almwirtschaft*) eine Hauptbeschäftigung der Bewohner. Noch immer harrt am Ende des Winters in den Alpenthälern alles ungeduldig der Alpfahrt. Unter Vorantritt des schönsten und stärksten Tieres, der prächtig geschmückten Heerkuh, wandert die Herde unter Jodeln und Kuhreigen der Seuueu deu Bergen zu, wo Rinder, Schafe und Ziegen den Sommer ohne Stallung ver- bringen und in ungebundener Freiheit des kurzen, würzigen Kräuterwuchses der hohen Almen genießen. Die Almwirtschast liefert zwar gute Erträge an Butter und Käse; doch müssen Getreide und Schlachtvieh eingeführt werden. Der Bergbau deckt den Bedarf des Landes an Kohlen, Eisen und Salz kaum zur Hälfte. Trotzdem ist in Ermangelung anderer Nahrnngsquelleu die Industrie mit Hilfe der zahlreichen, zum Antrieb von Maschinen ge- eigneten Wasserkräfte auf eine so hohe Stnse gelangt, daß sie fast 1/3 der Einwohner ernährt und die Schweiz jetzt hauptsächlich Industriestaat ist. In der Ostschweiz blüht die Baumwollenindustrie, in der Mitte des Landes Seidenweberei und im W. (Juragebiete) die Fabrikation von Taschenuhren, Bijouteriewaren, mathematischen und physikalischen Instrumenten. Der durch ein ausgedehntes Eisenbahn- und Landstraßennetz geförderte Handel steht auf hoher Stufe. Die Schweiz unterhält mit allen Nachbarstaaten, mit Großbritannien, den Vereinigten Staaten und Brasilien (wo viele Schweizer- kolonien) lebhaften Handelsverkehr. Zur Ausfuhr gelangen Jndustrieerzeug- uiffe, Vieh, Butter und Käfe. Eingeführt werden: Nahrungsmittel, Stein- kohlen und die Rohstoffe der Industriezweige. Deutschland liefert nach der Schweiz besonders Steinkohlen und Coaks, Metalle und Metallwaren, Ge- treide, Vieh, und erhält dagegen Uhren und Milchprodukte. — Eine gewaltige *) Gedichte: Alpenlied, von Krummacher. Der Alpenjäger, von Fr. v. Schiller.

7. Die außerdeutschen Staaten Europas - S. 22

1897 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
22 — 3. Zwischen Mittelalpen und Jura, Boden- und Genfer See liegt die fruchtbare und seenreiche schweizerische Hochebene, durchflössen von mehreren Neben- und Zuflüssen des Rheins. Die Aare nimmt hier die Wasser des Nenenbnrger und des Bieler Sees auf. Das Klima der Schweiz ist je nach der Höhenlage verschieden, am an- genehmsten in der Hochebene und in der Umgebung der Gebirgsseen. Der Föhn, ein den Schweizer Alpen eigentümlicher warmer Wind, tritt im Winter und Frühjahr am häufigsten auf; er beschleunigt das Schmelzen des Schnees. G 23. Erwerbsquellen. Neben dem unzureichenden Land bau bildet seit den ältesten Zeiten die Almwirtschaft^) eine Hauptbeschäftigung der Be- wohner. Noch immer harrt am Ende des Winters in den Alpenthälern alles ungeduldig der Alpfahrt. Unter Vorantritt des schönsten und stärksten Tieres, der Prächtig geschmückten Heerkuh, wandert die Herde unter Jodeln und Kuh- reigeu der Sennen den Bergen zu, wo Rinder, Schafe und Ziegen den Sommer ohne Stallung verbringen und in ungebundener Freiheit des kurzen würzigen Kräuterwuchses der hohen Almen genießen. Die Almwirtschaft liefert zwar gute Erträge an Butter und Käse; doch müssen Getreide und Schlacht- vieh eingeführt werden. Der Bergbau deckt den Bedarf des Landes an Kohlen, Eisen und Salz kaum zur Hälfte. Trotzdem ist die Industrie mit Hilfe der zahlreichen, zum Antrieb von Maschinen geeigneten Wasserkräfte anf eine sehr hohe Stufe gelangt. In der Ostschweiz blüht die Banmwoll- Industrie, in der Mitte des Landes Seidenweberei und im Juragebiete die Fabrikation von Taschenuhren. Bijouteriewaren, mathematischen und physi- Mischen Instrumenten. Der durch ein ausgedehntes Eisenbahn- und Land- straßennetz geförderte Handel steht auf hoher Stufe. Zur Ausfuhr ge- langen Jndustrieerzeugnisse, Vieh, Butter und Käse. Eingeführt werden Nahrungsmittel, Steinkohlen und die Rohstoffe der Industriezweige. Deutsch- land liefert nach der Schweiz besonders Steinkohlen und Coaks, Metalle und Metallwaren, Getreide, Vieh und erhält dagegen Uhren und Milchprodukte. — Eine gewaltige Einnahmequelle für die Schweizer bildet der ungeheure Fremdenverkehr, der alljährlich über eine Million Meufchen in das Land führt. Neben den Natnrfchönheiten der Alpenwelt locken die zahlreichen warmen und kalten Heilquellen und die Luftkurorte. § 24. Verfassung? Bewohner und Städte. Die schweizerische Eid- genossenschast oder Republik bildet eiueu Bundesstaat von 25 Kantoneu. Die gesetzgebende Gewalt ist die Bundesversammlung (Nationalrat und Ständerat), die vollziehende der Bundesrat, welcher aus einem Präsi- deuten und sieben Mitgliedern besteht. — Die Schweiz gleicht an Größe der *) Gedichte: Alpenlied, von Krummacher; Der Alpenjäger, t>. Fr. v. Schiller.

8. Anschauungsunterricht und Heimatkunde für das 1. - 4. Schuljahr mehrklassiger Schulen - S. 187

1899 - Leipzig : Klinkhardt
Der Wohnort (Ii. Teil) oder Anschauungsunterricht und Keimatkunde im dritten Schuljahre. A_. Im Arühtinge. 1. Der Frühling. 1. Die Sonne. a. Der Winter ist vorbei. Im Winter waren die Tage kurz, die Nächte lang. Die Sonne ging spät auf und zeitig unter. Zu An- fange des Jahres schien sie nur 8 Stunden. Dann nahmen die Tage langsam zu, die Nächte langsam ab. Am 21. März ging die Sonne schon um 6 Uhr morgens auf und erst um 6 Uhr abends unter. An diesem Tage schien sie genau 12 Stunden; Tag und Nacht waren mithin gleich lang. Damit war die Zeit des Winters vorbei, und der Frühling begann. Jetzt geht sie schon vor 6 Uhr auf und erst nach 6 Uhr unter. Die Bahn, die sie am Himmel durchläuft, wird täglich länger; immer höher steigt sie am Himmel herauf. Die Tage nehmen deshalb im Früh- linge noch weiter zu, die Nächte noch weiter ab, bis der Sommer kommt. Die Jahreszeiten entstehen also durch den Lauf der Sonne. — b. Was die Sonne ist. Die Sonne ist ein Himmelskörper wie der Mond und die Sterne. Sie sieht wie eine goldene Scheibe aus, ist aber eine glühende Kugel. Sie ist viel größer als die Erde und erscheint nur so klein, weil sie sehr, sehr weit entfernt ist. Sie strahlt Licht und Wärme aus und beleuchtet und erwärmt dadurch auch die Erde. Das Licht der Sonne ist sehr hell; es glänzt und blendet die Augen; nur wenn die Sonne auf- und untergeht, kann man sie anschauen. Das Sonnenlicht über- strahlt das Licht des Mondes und der Sterne, die auch am Tage am Himmel stehen. Ohne Sonnenlicht und Sonnenwärine können keine Pflanzen, Tiere und Menschen leben. Gott weckt und erhält durch die Sonne alles Leben auf der Erde.

9. Anschauungsunterricht und Heimatkunde für das 1. - 4. Schuljahr mehrklassiger Schulen - S. 192

1899 - Leipzig : Klinkhardt
— 192 — Nb. Diejenigen Kinder, deren Eltern einen Garten haben, sind zu ermun- tern, sich ein Beetchen anzulegen, und von Zeit zu Zeit zu veranlassen, über ihre Pflanzungen Bericht zu erstatten. 1. Jung Bäumchen. Güll. W. Il 20, W. 35. 2. Kind und Gärtner. Sturm. W. Ii. 21. W. 36. 3. Wie eine Mutter liebt. Rückert. W. Ii. 22. 4. Gärtner, Bienen, Raupen. Dyk. W. Ii. 23. 3. Die Aussaat auf dem Felde. Im Frühlinge muß der Landmann das Feld bestellen. Das haben wir uns gestern auf einem Spaziergange angeschaut. Wir fanden überall auf den Feldern die Landleute beschäftigt. Auf einem Felde fuhr der Knecht Dünger; die Magd breitete ihn aus, und der Bauer pflügte ihn unter. Der Dünger nährt den Boden; er giebt ihm die Stoffe wieder, welche die Pflanzen ihm entzogen; er macht ihn wieder fruchtbar. Auf einem anderen Felde walzte ein Knecht; die rollende Walze zerdrückte die Erd- schollen; ein Landmann säte Hafer, und sein Sohn eggte die Saat ein. „Der Landmann streut die reiche Saat still hoffend in die lockre Erde; sein ist der Wille, sein die That, Gott weiß, ob sie entkeimen werde." Auf anderen Feldern hatte man schon Gerste, Klee, Erbsen, Linsen, Wicken, Lein und Hanf gesät. Hier legte man Kartoffeln in lange Furchen, dort pflanzte man Rüben und Kohl. Wir sahen auch Roggen-, Weizen- und Rapsfelder, die schon im Herbste besät waren und jetzt üppig sproßten. Alle Landleute arbeiteten fleißig; aber zum Gedeihen ist Gottes Segen nötig. Er giebt Sonnenschein und Regen; er ist es, „der Wolken, Luft und Winden giebt Wege, Lauf und Bahn"; er macht das Wetter. Wir sprachen mit einem alten Bauer und wünschten ihm gutes Wetter und eine reiche Ernte, er aber sprach: „Mein ist die Saat, Gott sind die Früchte!" Nb. Im Klassenschranke sind in einem Kästchen mit Fächern die verschie- denen Samenkörner aufzubewahren, um sie gelegentlich vorzuzeigen und be- stimmen zu lassen. 1. Aussaat. Kletke. W. Ii. 24. 2. Wer nicht sät, wird nicht ernten. Hoffmann. W. Ii. 25. 8. Der Bauer und sein Sohn. Sturm. W. Ii. 26, W. 44. 4. Lied zur Saatzeit. Claudius. W. 41. 3. Frühlingsblumen. 6. Das Tausendschön. Auf grünem Anger, wo die Gänse weiden, blüht jetzt mitten im Grase ein kleines, aber schönes Blümchen. „Die kleinen Kinder, die es seh'n, die klatschen in die Hände und schmeicheln: „Gänseblümchen schön! O Tausendschön ohn'ende!"

10. Anschauungsunterricht und Heimatkunde für das 1. - 4. Schuljahr mehrklassiger Schulen - S. 204

1899 - Leipzig : Klinkhardt
— 204 — 21. Hund und Katze. (Eine Vergleichung.) Ähnlichkeiten: Hund und Katze sind Haustiere im Wohnhause. Beide säugen ihre Jungen; als Säugetiere sind beide behaart und mit denselben Körperteilen ausgerüstet. Beide fangen andere Tiere als Beute, können schnell laufen und springen, haben scharfes Gebiß, fressen am liebsten Fleisch, haben an den Hinterfüßen fünf, an den Vorderfüßen vier Zehen, waren ursprünglich wild, wurden gezähmt und haben noch wilde Vettern. Beide gehören deshalb zu den Raubtieren. — Verschieden- heiten: Die Hunde sind sehr verschieden an Größe, Gestalt und Farbe, die Katzen nicht. Es giebt mehr Hundearten als Katzenarten. Der Hunde- köpf ist spitz, der Katzenkopf rund. Die Katzen haben meist graugrüne Augen mit länglichem Sehloch, das im Dunkeln sich weit öffnet und funkelt, die Hunde meist braune Augen und ein rundes Sehloch. Die Katze hat Spürhaare, der Hund nicht. Der Leib der Katze ist geschmeidiger als der des Hundes. Die Katze hat zurückziehbare Krallen und kann deshalb leiser schleichen und besser klettern und springen als der Hund. Der Hund dagegen hat einen schärferen Geruch. Auch im Charakter sind beide verschieden: die Katze ist naschhaft, falsch und tückisch, der Hund treu, gelehrig, folgsam und klug. Der Hund bewacht das Haus und die Herde, begleitet den Jäger, um diesem das Wild aufzuspüren, schützt uns bei Angriffen und zieht den Karren. Die Katze vertilgt die Mäuse, raubt aber auch nützliche Vögel. Im Zorne beißt der Hund, während die Katze kratzt. 1. Hausfrau und Katze. Münkel. W. Ii. 75, W. 91. 2. Hund und Katze. Güll. W. Ii. 76, W 88. 3. Die zwei Hunde. Pfeffel. W. Ii. 78. 4. Die Katze. Gubitz. W. Ii. 79. 5. Die drei Hochzeitsgäste. Bechstein. W. Ii. 77, W. 89. 8. Spaziergänge. Wann und wo versammelten wir uns? Wie viel Köpfe zählte die Schar? Wer durfte nicht mit? Welches Ziel hatten wir uns gesteckt? Nach welcher Richtung gingen wir? Welche Wege (Straßen, Gassen, Plätze, Landstraßen, Feldwege, Fußsteige) haben wir eingeschlagen? An welchen, öffentlichen Gebäuden, Fabrikanlagen, Eisenbahnen sind wir vorbei gekommen? Welche Gewässer haben wir gesehen, überschritten, überfahren? Wie hießen sie? Woher kamen und wohin flössen sie? Waren die Gewässer tief, seicht, reißend, schleichend, rauschend, murmelnd, klar, trübe, gefärbt (wovon?), fischreich? Wie war das Bett, das Ufer, der Flußverkehr beschaffen? Welche Wiesen, Äcker, Waldungen, Gehölze, Anlagen haben wir gesehen, berührt, durchwandert? Welche Blumen standen auf der Wiese, auf dem Felde, im Walde? Welche Sträucher standen am Wege? Welche Getreide- arten, Futterpflanzen zc. fanden wir auf dem Felde? Wie weit waren sie in
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