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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 128

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Der Eilerne Wehrmann von Königsberg. So bedeutet bi'e Errichtung des Eisernen Wehrmanns einen erneuten Aufruf an die Dankbarkeit der Bewohner Ostpreußens für die gefallenen Unteroffiziere und Mannschaften seines ersten Armeekorps. Die Unterzeichneten sind sicher, daß dieser Aufruf nicht ungehört verhallen, sonbern daß jeber freudig herbeieilen wirb, um durch Einschlagen eines Nagels sein Scherflein zu dem Liebeswerk beizutragen. Es ist der Verkauf von eisernen, silbernen und golbenen Nägeln vorgesehen. Der eiserne Nagel kostet eine Mark, der silberne zwei ober fünf Mark, der golbene zehn Mark. Außerbein werben silberne und golbene gravierte Nägel mit dem Namen der Spenber, gefallener ober im Felbe stehenber Krieger ausgegeben. Der gravierte silberne Nagel kostet zehn Mark, der gravierte golbene Nagel 20 Mark. Dabei ist besonbers hervorzuheben, daß sämtliche genannten Preise sich als Mindestpreise verstehen und daß es jebem unbenommen bleibt, nach seinem Können und Vermögen einen höheren Betrag als den jeweils genannten zu hinterlegen. ..." — Nach den Worten des Oberbürgermeisters Dr. Körte, der bei der Enthüllung die Festrebe hielt, ist der Eiserne Wchrmann ein Wahrzeichen der Treue, Dankbarkeit, Zuversicht und Pflichterfüllung: bet Treue, bic uns mit dem Hohenzolletnhause verknüpft; der Dankbarkeit gegen alle, die in btefem gewaltigen Kriege ihr Blut bahingegeben haben, unsere Väter, Brüber, Sohne und Gatten; der Zuversicht, die das ganze beutsche Volk vom höchsten bis zum niebrigsten Manne beseelt, daß Gott wie bisher so auch in Ankunft unserm Volke den sicheren Sieg verleihen werbe. In der Stadt des großen Weltweisen Kant, der den kategorischen Imperativ *) der Pflicht verkünbet hat, sei der neugeschaffene Wehrmann aber zugleich ein eisernes Wahrzeichen eiserner Pflichterfüllung. „In Treue fest!" Das ist der Wahlspruch des deutschen Volkes, und baraus fließt ihm die Zuversicht auf den enbgültigen Sieg. Jeber Nagel, der in den Leib des Wehrmanns eingeschlagen wirb, sei den Nachkommen ein Beweis für bt'e Zuversicht, die unser betltsches Volk und ganz besonbers auch unser Osten, der am schwersten unter dem fein blichen Einfall zu leiben hatte, jederzeit beseelte. — Die Beteiligung an der Nagelung war eine recht erfreuliche, jeber wollte sein Scherflem für bt'e Hinterbliebenen der tut Felbe Gefallenen opfern. In den ersten Tagen war der Andrang so groß, daß mancher unverrichteter Sache umkehren mußte. Auch größere Gemeinschaften beteiligten sich an der Nagelung. Wie zur Enthüllungsfeier des Eisernen Wehrmanns die Kriegervereine mit ihren Fahnen und Stanbarten, bt'e Schulen mit ihren Bannern und Fahnen, das gesamte Militär bet Garnison Königsberg, bt'e Jugmdkompagmen, die Goltzgruppen und die verschiedensten Vereine begeistert herbeigeeilt waren — es erschienen sogar über den Köpfen der Festversammlung drei Flieget und umkreisten die Stätte der Feiet — so betrachteten sie es auch später als eine *) Kategorischer (unbedingter) Imperativ der Pflicht.' „Du kannst, denn du sollst."

2. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 1

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
1. Deutsche Worte. Cmanuel Geibel. \ Wir träumen nicht von raschem Sieg, von leichten Ruhmeszügen. Ein Weltgericht ist dieser Krieg und stark der Geist der Lügen. Doch der einst unsrer Väter Burg, getrost, er führt auch uns hindurch! Vorwärts! 2. Der Kaiser und sein Volk. Am Freitag den 31. Juli 1914, um die Mittagsstunde, erschienen die ersten Extrablätter und verkündeten die Verhängung des Kriegszustandes. Im ganzen Vaterlande wurde diese Nachricht mit tiefem Ernst, aber auch mit heiliger Begeisterung aufgenommen. Nach den spannenden Tagen des bangen Wartens und Zweifelns war jetzt gleichsam die Erlösung gefolgt. Die alte deutsche Vaterlandsliebe und Herrschertreue glühte wieder herrlich auf, und die Zornesflammen gegen die heimtückischen Feinde loderten aus aller Herzen empor. Ein jeder von euch hat diesen ersten Tag der großen Zeit selbst miterlebt und wird ihn nie in seinem Leben — auch wenn er achtzig Jahre werden sollte — vergessen. Zu besonders erhebenden Kundgebungen kam es in Berlin, der großen Hauptstadt unseres Vaterlandes. Gegen drei Uhr traf das Kaiserpaar in Berlin ein und wurde vom Volke mit stürmischen Hurrarufen begrüßt. Doch zur erhebendsten Feier kam es gegen sechs Uhr am Königlichen Schlosse. Eine ungeheure Menschenmenge — es mochten wohl 50 000 sein — hatte sich auf dem großen Schloßplatz versammelt, um dem geliebten Herrscher in den schwersten Stunden ihre Treue und Liebe zu beweisen. Der Kaiser, die Kaiserin und Prinz Adalbert erschienen auf dem Balkon des Rittersaales und wurden mit donnernden Hochrufen, die nicht enden wollten, empfangen.

3. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 134

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
134 Des Kaisers Gebet. Die Kaiserlichen Prinzen im Felde. 2. Wer kniet an seiner Seite, zeigt ihm den Himmelspfad? Das ist der deutsche Kaiser, der treuste Kamerad! 3. Zum Trost dem tapfern Krieger, der leise mit ihm fleht, spricht dort der deutsche Kaiser ein gläubiges Gebet. 4. Und als vom Kaisermunde das „Amen" kaum entfloh'n, ging heim der junge Kämpfer: „Schlaf wohl, schlaf wohl, mein Sohn!" 5. Im blauen Kaiserauge blinkt eine Träne licht, als er mit ernster Lippe „ade" zum Toten spricht. 6. Und mehr als Siegestaten, als Krön' und Ruhmesstern, schmückt solch ein Sterbesegen den Kaiserlichen Herrn! 7. Auf, mit dem frommen Kaiser erhebet Herz und Hand: „Herr Gott, gib Sieg und Frieden dem deutschen Vaterland!" Gustav Weller.*) 78. Die Kaiserlichen Prinzen im Felde. Wenn eine deutsche Mutter klagen wollte, daß sie ihren Sohn in den Krieg ziehen lassen muß, dann darf sie nur an unsere liebe Kaiserin denken, die ihren Gemahl, sechs Söhne und ihren geliebten Schwiegersohn ins Feld rücken sah. Und die scheuen sich nicht, sie sind immer voran! An der Spitze einer der westlichen Armeen steht der Kronprinz. Unsterbliche Lorbeeren hat er bereits errungen und die Franzosen bei Longwy vollständig geschlagen. Bei seinen Soldaten ist er sehr beliebt, denn er sorgt väterlich für sie. Sind die Zigarren alle, schickt er schnell ein Telegramm an seine Berliner, und schon in wenigen Tagen sind einige Tausend Kistchen da. Eine besondere Freude bereitete er seinen Kriegern am Weihnachtsfeste. Jedem bescherte er eine schmucke Tabakspfeife, die auf einem Porzellankopf das Bild des Kronprinzen zeigt. O, das war eine Freude, und mancher wird sich die Pfeife als teures Andenken aufbewahren. Doch auch mutig und *) Gustav Schlipköter, „Drauf und durch!" (Deutsche Iugendkriegsbücherei. 2. Folge.) Verlag Friedr. Burchard. Clberseld-Sonnborn.

4. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 132

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
132 Der Kaiser. Unser Kaiser im Felde und bei den Verwundeten. drei Batterien. Zu einer Batterie gehören sechs Geschütze und 150 Mann zur Bedienung. Der Führer der Batterie ist ein Hauptmann. Von den übrigen Truppengattungen werden dem Armeekorps je nach Bedarf zuerteilt. Gustav Schlipköter, „Fürs teure Vaterland." Verlag Friedr. Burchard. Clberfeld-Sonnborn. 15. Der Kaiser. Fritz Philippi. Du bist der Kaiser! Von Gottes Gnaden bist du's ganz, da dich dein kämpfend Volk gesegnet: Heil dir im Siegerkranz! Du bist so deutsch! Die Schlachten brüllen vor dir sich heiser. Wir beten, wie wir noch nie gebetet: Gott, schütz' unsern Kaiser! 76. Unser Kaiser im Felde und bei den Verwundeten. Als oberster Kriegsherr ist unser Kaiser gleich zu Anfang des Weltkrieges mit feinen Truppen ins Feld gezogen. Sein prächtiges Schloß, feine schöne Hauptstadt und seine liebe Familie hat er verlassen, um alle Entbehrungen und Mühen mit feinen Soldaten zu teilen. Weder der Zar von Rußland noch der König von England oder der Präsident von Frankreich haben's ihm nachgemacht. Nein, sie sind alle hübsch daheim geblieben. So dürfen wir Deutsche mit Recht stolz sein auf unfern tapferen Kaiser, den es dahin zieht, wo seine „grauen Kinder" sind. Der Ort, wo der Herrscher sich mit seinem Stabe aufhält, ist das Kaiserliche Hauptquartier. Hier arbeitet er den ganzen Tag, erteilt Befehle, empfängt die Berichte der einzelnen Armeeführer, sieht die Schlachtenpläne durch und hält Rat mit feinen Ministern und Feldherren. Oft besucht der Kaiser auch die kämpfenden Soldaten in der Schlacht-front. Die große Gefahr scheut er nicht. Ein Kaiserbesuch ist für die braven Krieger immer ein freudiges Ereignis. Dann sind sie alle wie elektrisiert. Sie wirbeln die Helme oder Mützen in die Lust, schwenken mit den Gewehren und Fahnen, und ein donnerndes Hurra übertönt das Brüllen der Geschütze. Der Kaiser erwidert freundlich die Begrüßung und zieht einzelne Krieger ins Gespräch. Er erkundigt sich nach ihren Erlebnissen, nach ihrer Gesundheit und nach der Verpflegung. Einst fragte er einen biederen Berliner im Schützengraben: „Was denkst du eigentlich von den feindlichen Schützen?" „Majestät, wir denken gar nichts. Wir gehen nur drauf wie Blücher!" lautete die mutige Antwort. Am 26. August 1914 in der Frühe unternahm der Kaiser im Hauptquartier einen Morgenritt mit kleinem Gefolge und kam an einem Exerzier-

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 138

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
138 Mein Vaterland. 81. Mein Vaterland. 1. Waffenmächtig, siegesprächtig stehst du da, mein Vaterland! Deine Schiffe, deine Heere schlagen kühn zu Land und Meere, was sich gegen dich verband. 2. Dich erdrücken, dich zerstücken wollten Feindes Macht und List; lagen längst schon auf der Lauer, doch du ragst als Eisenmauer, weil du unbesiegbar bist. 3. Treu verbunden alle Stunden stehn drei Völker fest zu dir. Niemand kann den Bund zerschellen bis zum Tor der Dardanellen — Macht und Recht sind seine Zier. 4. In die Enge, ins Gedränge geht es wohl zu dieser Zeit. Aber sieh', die Ernten wogen, Gottes Hilfe kommt gezogen, die Errettung ist nicht weit. 5. Aus den Tiefen, wo sie schliefen, steigen heil'ge Kräfte auf. Gottesfurcht und Mut und Treue gehn durchs deutsche Land aufs neue bei dem hehren Siegeslauf. 6. Siegesglocken hell frohlocken einst beim großen Friedensfest. Ob es nah ist, ob auch ferne: nimmer sinken Deutschlands Sterne, wenn es seinen Gott nicht läßt. 7. Waffenmächtig, skegesprächtig steht im Sturme Hand in Hand! Starker Helfer deiner Freunde, Überwinder deiner Feinde — grüß dich Gott, mein Vaterland! _____________________________Oberl.^Gustav Weller*). Qulv 1916.) *) Vertont von Professor W. von Baußnern. Verlag B. Firnberg. Frankfurt a. M. Ausgabe B für 2 stimm, und Ausgabe C für 3 stimm. Schulchor (wuchtiger Marsch). Preis 10-9*, 50 Cxempl. 4-,7 5 -4t, 100 Cxempl. 9 c4i.

6. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 76

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 76 — und anbere Saiten wurden abgeschafft und bte Erklärung ausgesprochen, bafs vor dem Gesetze alle Bürger gleich wären. Alle, auch die bisherigen Herzöge, Grafen, Barone und Ebelleute nannten sich nur „Bürger." Um die Erinnerung an das Alte völlig zu verlöschen, teilte man Frankreich gang neu ein und zwar in 83 Departements (Departmangs); bte Namen der alten Provinzen (Bretagne, Normanbie, Flanbern, Champagne, Bur= gunb, Lothringen, Provence u. f. w.) verfchwanben. — Es war vorauszusehen, daß man dabei nicht stehen bleiben werbe. Aus Besorgnis vor den kommenben Ereignissen verließen daher eine Menge Abeliger (Emigranten) das Laub und gingen nach Deutschland Hier versuchten sie, die Hilfe des Kaisers und anberer Fürsten gegen die Neuerer zu erlangen. — In Paris nahm die Aufregung des Volkes immer mehr zu. Es bilbeten sich eine Menge Vereine ober Klubs, unter benen der Jakobinerklub (mit roten Mützen, wie sie die Sträflinge trugen) die kühnsten Forderungen stellte. Er verlangte geradezu Abschaffung des Königtums und eine Republik mit Freiheit und Gleichheit. Robespierre (Robbespiähr), Marat (Marra) und Danton (Dangtong) hatten in diesem Klub das höchste Ansehen; was sie vorschlugen, das nahmen die anderen ohne Widerspruch an. Am Jahrestage des Bastillensturms (also wann?) wurde ein großartiges Verbrüderungsfest gefeiert, wobei die Nationalgarbe, die Nationalversammlung und zuletzt der König selbst der zu fchaffenben Verfassung Treue schwuren. Auf dem Marsfelbe zu Paris war der „Altar des Vaterlandes" errichtet, vor dem 300 Priester mit breifarbigen Schärpen (welche Farben?) die Messe lasen. Auch die Königin war anwesenb, sie hob den Kronprinzen (Dauphin, sprich Doffäng) empor, zeigte ihn dem Volke und stimmte selbst mit ein in den allgemeinen Jubel. Das war der letzte glückliche Tag des Königtums. Denn immer mehr suchte man nun den König in seinen Rechten und in seinem Ansehen einzuschränken; niemanb nahm sich seiner an. Sogar Necker verließ ihn und ging in sein Vaterland, nach Gens. Da beschloß auch Ludwig Xvi. Paris zu verlassen und sich nach bei: Nordküste zu begeben. Da er fürchtete, daß man ihn baran Hinbern werbe, würde alles heimlich vorbereitet; aber der Plan mißglückte; Ludwig würde unterwegs erkannt, in Varennes (Warrenn) (Karte!) von der Bürgergarbe festgehalten und samt feiner Familie nach Paris zurückgebracht. Im September 1790 hatte die Nationalversammlung ihr Werk zu-staube gebracht. Der König beschwor die Verfassung, und die Versammlung ging auseinander, aber sofort wurde eine neue einberufen. Was diese zu tl)un hatte, werden wir sogleich sehen. Die Verfassung giebt stets nur den Grunbgebanken an, nach dem regiert werben soll. Sie sagt etwa z. B.: Für die Bildung des Volkes soll in Schulen verfchiebener Art gesorgt werben, ober: Jeber Unterthan hat die Verpflichtung, Solbat zu werben u. s. w. Nun muß ein Gesetz geschaffen werben, wie die Schulen einzurichten und zu verwalten sinb, das ist das Schulgesetz — ober ein Gesetz, wie die allgemeine Wehrpflicht auszuführen fei, das ist das Wehrgesetz u. s. w. Da die neue Versammlung die Ausgabe hatte, die durch die Verfassung verlangten Gesetze zu geben, so wirb sie die gesetzgebenbe Versammlung genannt.

7. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 35

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 35 — gehört habe. Und diese fanden, daß noch 600 Städte, Flecken, Dörfer, Burgen, Mühlen u. f. w. zu Frankreich gehörten. Rasch wurden dieselben in Besitz genommen. Überall wurde das französische Wappen angeschlagen und der Eid der Treue von den Unterthanen gefordert. Unthätig fah Kaiser Leopold diefem Länderraube zu. Niemaud nahm sich der Bedrängten an. Aber die Krone setzte Ludwig seiner Hinterlist aus, indem er ohne Kriegserklärung, mitten im Frieden, die freie Stadt Straßburg dem deutschen Reiche entriß. Durch Bestechungen waren der Bischof und mehrere Ratsherren von Straßburg gewonnen worden. Sie waren bereit, die Ausführung des Raubes zu unterstützen. Und alles war auch so umsichtig vorbereitet, daß am 30. September 1681 die französischen Regimenter sich ohne Schwertstrich in den Besitz der Stadt setzen konnten. Das Zeughaus wurde entleert, die Bürgerschaft entwaffnet und mußte dem neuen Gewalthaber den Treueid leisten. An dem herrlichen Münster, dem stolzen Werke des deutschen Meisters Erwin von Steinbach, empfing der verräterische Bischof den im Triumphe einziehenden König mit den Worten: „Herr, nun lässest du deinen Diener in Friede fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen!" Voll Scham mochte jeder Deutsche sein Antlitz vor dieser schändlichen Gotteslästerung verhüllen. Nun wurde die Citadelle abgesteckt, und deutsche Bürger und Bauern mußten Hand anlegen, um dieses Bollwerk der Unterdrückung und Schande auszubauen. Laßt uns keinen Stein werfen auf die Bürgerschaft! Es fehlte ihr nicht an Liebe zum Reiche und an deutschem Sinn; aber ohne genügende Verteidigungsmittel, verlassen von dem ratlosen Stadtrat, ohne Hilfe von Kaiser und Reich, was sollten sie beginnen? — Im Fall des Widerstandes drohte Ludwig mit Krieg und Zerstörung, im Falle der Unterwerfung versprach er, ihnen ein gütiger Herr zu sein und ihre Verfassung, Rechte und Religionsfreiheit zu schützen. — So ging Straßburg, diese Perle der deutschen Kaiserkrone verloren. Beinahe 200 Jahre ist sie uns entrissen gewesen, bis deutsche Tapferkeit sie dem neuerstandenen Reiche wiedergewonnen hat, am 30. September 1870. — Während dieser Vorgänge war Kaiser Leopold im Osten seines Reiches beschäftigt. Die Ungarn hatten sich empört und fanden an den Türken thätige Bundesgenossen. Diese stellten ein Heer von 200 000 Mann ins Feld. Unter ihrem Großwesier Kara Mustapha rückten sie 1683 rasch vorwärts. Städte und Dörfer wurden eingeäschert, die Einwohner niedergehauen, Weiber und Kinder als Gefangene hinweggeführt. Der Hof verließ in Verzweiflung die Hauptstadt des Reiches und flüchtete nach Linz. Bald stand das türkische Heer unter den Mauern Wiens und schickte sich zur Belagerung an. Furchtbarer Kanonendonner erschütterte die Luft. Mit Pulver gefüllte Gänge, die bis unter die Mauern geführt waren, flogen auf und rissen so große Lücken, daß die Belagerer zum Sturm schreiten konnten. Aber mit heldenmütiger Tapferkeit wehrten die Bürger feie Eindringenden ab. Alle, selbst Weiber und Kinder griffen zu und ersetzten durch Erdwälle die zerstörten Mauern. Die Seele der Verteidigung war 3*

8. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 38

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 38 — Nach etrtem mehrstündigen Kampfe behaupteten die Brandenburger ihre Stellung, und die Schweden mußten weichen, so tapfer sie sich auch gehalten hatten. Und was hatten die Sieger vorher für Strapazen durchmachen müssen. 11 Tage hatten zuletzt die brandenburgischen Reiter nicht abgesattelt. Das war einmal ein frischer Kampf. Dergleichen war man von beutscheu Heeren gar nicht mehr gewohnt. Sie konnten's also auch noch, wenn sie wollten. Da brauchte man boch nicht ganz zu verzagen, wenn sich der Franzosenkönig zum Herren Dentschlanbs machen wollte. Am solgeuben Tage setzte der Kurfürst den flüchtenden Schweden nach. Er eroberte Stettin und den größten Teil von Pommern, nahm ihnen Rügen weg und wollte sie ganz und gar aus ihren Besitzungen an der Ostsee vertreiben. Da aber schloß Ludwig Xiv. plötzlich mit den Holländern Frieden. Derselbe kam 1679 in Nymwegen zu stände und war natürlich höchst vorteilhaft für Frankreich, aber schmachvoll für den Kaiser, das deutsche Reich und für alle, die gegen Ludwig gekämpft hatten. Wie follte der Kurfürst von Branbenburg, verlassen von seinen Bnnbesgenossen, sich allein Frankreich wibersetzen? Auf Lubwigs Verlangen mußte er alle den Schweden abgenommenen Lanbstriche und Stabte zurückgeben und sich mit einer geringen Gelbentschäbignng begnügen. Kaiser Leopolb war bannt einverstanben, beim er fürchtete sich, daß ihm der Kurfürst zu mächtig werben möchte. Daß die Schweden in Deutschland saßen, das erschien ihm weniger schlimm, als wenn ein deutscher Reichsfürst sein Gebiet vergrößere. Voll innerer Wut unterzeichnete Friedrich Wilhelm den Friedensschluß, dann aber zerstampfte er die Feder und rief die prophetischen Worte: „ Auf erstehn wird mir ans meinen Gebeinen ein Rächer!" Und wenn auch später, als er gedacht haben mochte, ist aus seinen Gebeinen der Rächer hervorgegangen. Als 1871 die Deutschen in Paris einzogen und den Frieden diktierten, da war Kaiser Wilhelm der Rächer der deutschen Ehre und seines großen Ahnherrn. Aber die Erinnerung an den Großen Kurfürsten sei nicht blos eine kriegerische, auch eine friedliche. Sorgte er doch auch mit väterlicher Sorge für das innere Wohl des Staates. Gerade die letzten 8 Jahre des 30 jährigen Kriegs bildeten den Anfang feiner Regierung. Wann kam er also dazu? (1640—88). Ihr habt gehört, wie der schreckliche Krieg Deutschland entvölkert hatte. Da nahm der Große Kurfürst 20—30 000 Franzosen in Brandenburg auf, die wegen der Religionsverfolgungen in Frankreich ihr Vaterland hatten verlassen müssen. Die meisten ließen sich in Berlin nieder, und noch jetzt findet man dort eine Menge französischer Familiennamen aus jener Zeit. Die Eingewanderten waren Seidenweber, Posamentiere, Strumpfwirker, Hutmacher n. dgl., alles geschickte Leute. Bisher waren die Hofleute, durch die leider auch hier eingeführte Pariser Mode genötigt gewesen, Seuche, Hüte, (Strümpfe, Borten u. s. w. ans Frankreich kommen zu lassen, jetzt blieb das Geld im Lande. Auch führte Friedrich Wilhelm die Post ein und verschönerte Berlin, dem mau damals

9. Anschauungsunterricht und Heimatkunde für das 1. - 4. Schuljahr mehrklassiger Schulen - S. 306

1899 - Leipzig : Klinkhardt
— 306 — Gesetze, bestimmt die Steuern, die erhoben werden sollen, prüft die Staats- rechnungen und bewilligt Gelder zu neuen Ausgaben für Beamte, Sol- daten, Austalten, Bauten k. Das Geld hierzu erhält der Staat aus Steuern, Zöllen und den Einnahmen aus Forsten, Eisenbahnen, Berg- Werken ?c. Die Staatsbürger haben ferner das Recht, etwas zu erbitten, und das Recht, sich beklagen zu dürfen über ungerechte Behandlung. Auch Freiheit und Sicherheit gewährt der Staat jedem Unterthan. Dafür hat aber auch jeder Bürger des Staates die Pflicht, deu Gesetzen gehorsam zu sein, seine Stenern pünktlich zu bezahlen, die Regierung zu ehren und das Vaterland zu lieben und in der Gefahr zu verteidigen. 1. Der Herr ist König. Caspari. H. 214. 2. König Friedrich und sein Nachbar. Hebel. H. 215. 3. Reiters Morgengesang. Hauff. H. 216. 4. Der Allerärmste. E. Polko. H. 217. 5. Vom Kronprinzen von Preußen. Petsch. H. 218. 0. Der König und der Landmann. Seidl. H. 219. 7. Am Sedantage. Gerok. H. 220. üverficht der im 4. Schuljahre ausführlicher zu behandelnden Pflanzen und Tiere. Schlüsselblume, Apfelbaum (April); Gundermann, Fichte (Mai); Rose, Kornblume, Linde (Juni), Roggen, Weizen, Gerste, Hafer nach den wich- tigsten Kennzeichen, wilde Möhre, Rotbuche (Juli); Kartoffel, Fliegenpilz, Moos (August); Haselnußstrauch, Herbstzeitlose (Sept.). Säugetiere: Maulwurf (Raubtier, Insektenfresser); Fledermaus (Flattertier); Ratte, Hamster, Eichhorn (Nagetiere). — Vögel: Schleier- eule (Raubvogel); Sperling, Star, Bachstelze, Kanarienvogel (Singvögel); Specht (Klettervogel); Rebhuhn (Hühnervogel) Schwan (Schwimmvogel).— Amphibien: Kreuzotter (Schlange); Eidechse. — Fische: Goldfisch, Forelle, Flußaal (Gräteufifche, Weichflofser). Krustentiere: Krebs. — Insekten: Totenuhr, Totengräber (Käser oder Hartflügler); Hummel (Hautflügler); Stubenfliege (Zweiflügler); Wasserjungfer (Netzflügler). — Würmer: Regenwurm. — Weichtiere: Teichmuschel. Die anorganischen Naturkörper (Salz, Eisen, Sandstein, Kiesel, Granit, Lehm, Thon, Gartenerde, Torf ic.) werden im Rahmen der be- treffenden Kapitel behandelt. Nb. Die im „Wohnorte" besprochenen Tiere (Katze, Hund, Fuchs, Igel, Hase, Maus, Pferd, Esel, Kuh, Schaf, Ziege, Hirsch, Reh, Schwein; Huhn, Taube, Gans, Ente, Storch, Nachtigall, Stieglitz, Lerche, Kuckuck, Schwalbe, Rabe? Ringel- natter, Frosch; Karpfen, Hecht; Maikäfer, Kohlweißling, Pfauenauge; Spinne; Schnecke) und Pflanzen (Tulpe, Löwenzahn, Schneeglöckchen, Hahnenfuß, Mai- blümcheu, Vergißmeinnicht, Tausendschön, Veilchen, Bienensaug, Lilie, Erdbeere, Bohne, Kirschbaum, Birke) sind gelegentlich zu wiederholen.

10. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 82

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 82 — wurde. Im Jahre 1802 schloß auch England zu Amiens mit Frankreich Frieden. Bonaparte wurde jetzt in ganz Frankreich vergöttert, von auswärts gefürchtet. In die Verwaltung brachte er mehr Ordnung als bisher zu finden war, stellte den Gottesdienst wieder her, führte die Schulen wieder ein, und überall kehrte gute Sitte und Gesetzlichkeit zurück. Durch diese und andere treffliche Einrichtungen hatte er sich die Dankbarkeit der Franzosen erworben. Darum ernannte ihn auch das Volk auf Betrieb seiner Freunde 1802 zum lebenslängliche« Eonsnl, bis er sich 1804 durch deu Senat als Napoleon I. zum erblichen Kaiser der Franzosen erklären und (am 2. December) vom Papste in Paris krönen ließ. Als ihm 1805 die Abgeordneten der italienischen Republik auch die Krone von Italien brachten, vereinigte er die Kaiserkrone mit der lombardischen Königskrone. Gegen diese Verletzungen der Friedensschlüsse stiftete England mit Rußland und Oesterreich 1805 die dritte Coalition. Mit Blitzesschnelle fiel Napoleon in Deutschland ein, nahm bei Ulm 30000 Oesterreicher unter General Mack gefangen, zog als Sieger in Wien ein und errang am 2. December über das österreichisch-russische Heer in der sogeuaunten Dreikaiserschlacht bei Austerlitz einen vollständigen Sieg. jpeine Siegesfreude wurde jedoch bitter getrübt durch die unglückliche Seeschlacht bei Trafalgar (21. October 1805), in welcher die französische Flotte von den Engländern gänzlich vernichtet wurde. Der Sieg bei Austerlitz führte zum Frieden von Preß bürg, in welchem Oesterreich Venedig und Tyrol abtreten mußte. Napoleon verschenkte die eroberten Länder nach Willkür au seine Brüder und Verwandten. Um Deutschland allmälig zu unterjochen, stiftete er mit 16 deutschen Fürsten 1806 den Rheinbund und nannte sich dessen Beschützer. In Folge dessen legte Franz Ii. den deutschen Kaisertitel nieder und nannte sich Kaiser von Oesterreich. So endete das heilige deutsche Reich nach einer Dauer von 1006 Jahren, nachdem von Karl dem Großen bis auf Franz 56 Kaiser über dasselbe regiert hatten. Unterdessen hatte Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen (1797—1840) mit Rußland gegen Napoleon ein Bündniß geschlossen, dem auch der Kurfürst Friedrich August Iii. von Sachsen (1768 bis 1827), ein um das Wohl seines Landes verdienter Fürst, später beitrat. Abermals kam es zum Kriege. Schon beim ersten Zusammentreffen, unweit Saalfeld, verlor Prinz Louis Ferdinand von Preußen (10. October) sein Leben und in der Doppelschlacht bei Jena nndaner städt wurden die Preußen und Sachsen am 14. October 1806 von Napoleon vollständig geschlagen. Bereits am 27. October zog Napoleon in Berlin ein und binnen zwei Monaten war der ganze preußische Staat in französischen Händen. Nur dem Kurfürsten von Sachsen ließ Napoleon Gnade widerfahren. Er setzte die kriegsge-fangenen Sachsen in Freiheit und gewährte dem Kurfürsten Friedrich August Iii. einen günstigen Frieden. Dieser mußte aber versprechen,
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