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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 29

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Kosaken des Zaren. 29 19. Die Kosaken des Zaren. 1. Schilderung. In dem Weltkriege haben die Kosaken den größten Teil unserer Provinz heimgesucht und Angst und Schrecken verbreitet. Selbst Wehrlose, wie Greise, Frauen und Kinder, fielen ihrer Grausamkeit zum Opfer. Die Kosaken sind halbwilde Steppenvölker aus dem fernen Osten Rußlands. Kosak bedeutet Landstreicher, Straßenräuber. Vor etwa tausend Jahren waren die Kosaken ein Volk ohne feste Wohnsitze, das umherzog und auf Diebstahl und Raub ausging, ähnlich wie die Zigeuner, die verstreut auch bei uns in: deutschen Vaterlande noch hier und da auftauchen. Später erhielten sie vom russischen Kaiser unentgeltlich Land zur Ansiedlung an den Grenzen des weiten Reiches, z. B. am Kaukasus-Gebirge. Dafür mußten sie sich verpflichten, die Grenzgebiete gegen räuberische Einfälle anderer halbwilder Völker zu verteidigen und sich auf eigene Kosten auszurüsten, auch ihr Pferd selbst zu stellen. Im Weltkriege hat man oft von den Don- und Wolga-Kosaken gehört. Der Name bezeichnet ihren Wohnsitz an russischen Flüssen. Wenn die Kosaken auch nach und nach zu seßhaften Bauern geworden sind, so kann man sie doch noch immer als Kinder der Wildnis bezeichnen, die keine ernste Arbeit lieben und bei jeder sich darbietenden Gelegenheit ihre alte Diebs- und Räubernatur zeigen. Der Kosak kennt keine Bequemlichkeit und hält die größten Anstrengungen mit Leichtigkeit aus. Seine Sinne sind scharf wie die eines Raubtieres. Er ist klein, hat breite Schultern, eine niedrige Stirn und vorstehende Backenknochen. Kosak und Pferd sind unzertrennlich miteinander verbunden. Sein Reittier ist ein kleiner, struppiger, aber zäher Gaul, ein minderwertiges Tier. Es wird nicht durch Sporen gelenkt, sondern durch Schenkeldruck. Die Bewaffnung der Kosaken besteht meist aus einer sehr langen Lanze ohne Fähnchen, die ganz den Lanzen unserer Ulanen gleicht. Die Kosaken des Kaukasus haben jedoch statt ihrer einen großen Dolch. Außerdem hat jeder Kosak eine kurze Büchse, ähnlich unserem Karabiner, und die Nagaika. Die Nagaika ist eine kurze Lederpeitsche, an deren Enden gewöhnlich Bleikugeln eingenäht oder festgenietet sind. Diese Waffe, die im Kriege gar keinen Zweck hat, deutet schon auf die Verwendung hin, welche die Kosaken in Friedenszeiten finden. Im „heiligen" Rußland gibt es ja für Prügelstrafen jederzeit genügend Veranlassungen. Da sind irgendwo Unruhen ausgebrochen. Dann trifft die Nagaika des Kosaken den Rücken Schuldiger und Unschuldiger, Verdächtiger und Harmloser; Männer und Frauen jeden Alters bekommen sie zu kosten. Die russische Gerichtsbehörde findet es in schönster Ordnung, daß die Bewohner ganzer Bezirke dorfweise „durchgeknutet" werden. Ein andermal ist es Bauern infolge einer Mißernte unmöglich, die hohen Steuem aufzubringen. Väterchen schickt einige Regimenter Kosaken hin und

2. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 30

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
30 Die Kosaken des Aaren. belegt die halbverhungerten Gegenden mit „Einquartierung", bis die Steuern eingetrieben sind. Man läßt die „Ärmsten brandschatzen und ihren Geiz mit ' der Waffe des Friedens, der Nagaika, schlagen." Was die Kosaken im Kriege an Roheit leisten, das haben die Leidenstage von Ostpreußen der ganzen Welt gezeigt. Es ist anzunehmen, daß sie von ihren Heerführern des öftern zum Plündern aufgefordert worden sind. Denn wie sollten sie sich sonst unterhalten, sind doch größere Abteilungen jener wilden Steppenvölker ohne jede Bagage ausgerückt. Zudem haben sie in ähnlicher Weise, wenn auch nicht so grausam, ihre eigenen Landsleute ausgeraubt. Nach Hermann Dreßler in: Wilhelm Köhler, „Die Kosaken des Zaren 1914—15."*) 2. Schilderung. Die Kosaken haben für die offene Feldschlacht nur einen geringen Wert, jedoch für den Klein- und Vorpostenkrieg sind sie recht brauchbar. Sicherlich wird durch ihre große Zahl das russische Heer sehr verstärkt. Die Friedensstärke beträgt 60 000 Reiter, die Kriegsstärke 200 000 bis 250 000 Mann, wenn alle Altersklassen zum Heeresdienst einberufen werden. Von größerer Bedeutung sind die in Petersburg und Moskau liegenden Leibkosaken-Regi-menter. Mit dem „Mein und Dein" hat es der Kosak nie sehr genau genommen. Das Plündern im Feindesland ist ihm von jeher als ein gutes Recht des Kriegers erschienen. Es wird auch nicht so bald gelingen, ihn in dieser Beziehung zu anderen Ansichten zu bekehren. Eigentlich grausam ist der Kosak aber nicht, vielmehr ist ihm in allen Lebenslagen eine gewisse Gutmütigkeit eigen. Erst der allzureichliche Schnapsgenuß, dem er leidenschaftlich ergeben ist, weckt seine rohen Naturtriebe und macht ihn zum Schrecken seiner Umgebung. Sonst ist er gutmütig und gastfrei im höchsten Maße. Es gibt auch recht brave und wackere Burschen unter diesen mit vielen fremden Abenteurern durchmischten Steppenstämmen. Namentlich als Diener oder Offiziersbursche ist der Kosak wegen seiner Findigkeit, Anstelligkeit und geradezu hündischen Treue unübertrefflich. Seine ausgesprochene Vorliebe für Kinder macht ihn sogar zum „Kindermädchen" vorzüglich geeignet. Ich habe lächeln müssen, wenn ich in russischen Garnisonen diese kräftigen Kerle in ihrer kriegerischen Tracht Kinderwagen schieben und die kleinen Erdenbürger mit rührender Sorgfalt behüten und abwarten sah. Oft genug habe ich auf meinen Forschungsreisen im asiatischen Rußland die Gastfreundschaft der Kosakenposten in Anspruch nehmen müssen. Stets habe ich mich bei ihnen sehr wohl gefühlt, wenn wir bei der dampfenden Kohlsuppe oder der summenden Teemaschine saßen und sie dann ihre tiefempfundenen Lieder mit den weichen, einschmeichelnden Melodien sangen oder-gar ihre große Körpergewandtheit erfordernden Tänze in den schweren Juchtenstiefeln tanzten. *) Vaterländische Verlagsans.alt Wilhelm Köhler. Minden i W. Preis 1 M.

3. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 122

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
122 Kleine Bilder aus großer Zeit. Grütze oder Reis und 160 Kilo Pfeffer. Diese ungeheuren Mengen sollten von unserer Stadt biö Freitag früh um acht Uhr geliefert werden. Unter Drohungen, das Verlangte mit Gewalt einzutreiben, forderten die Russen, daß alles pünktlich abgeliefert werde. Da viele Geschäftsleute ihre Läden abgeschlossen hatten und geflüchtet waren, so mußte die Stadt die Läden, in denen sich Lebensrnittel befanden, gewaltsam öffnen lassen, um die verlangten Vorräte entnehmen 3u können. In der Nacht zum Freitag ist in Alleinstein in allen Bäckereien im Schnellbetrieb gebacken worden. Mehrere Bäcker waren am Sonntag oder Montag geflohen und hatten ihre Bäckereien geschlossen. Diese mußten deshalb auch gewaltsam geöffnet werden. Alle hiesigen Bäcker, viele Bürger, vor allem Frauen und Mädchen, stellten ihre Dienste zur Verfügung, und so wurden Unmengen Brot gebacken. Gleichzeitig liefen Frauen die ganze Nacht hindurch von Haus zu Haus, von Wohnung zu Wohnung und baten überall um Brot. Jeder gab, was er hatte. Der Oberbürgermeister Zülch hatte hier, wie überall, die Leitung persönlich übernommen. Ihm und dem Bürgermeister Schwarz gebührt das Verdienst, durch ihr kluges Verhalten, durch ihren unermüdlichen Eifer wesentlich dazu beigetragen zu haben, daß die vierundzwanzigstündige Russenherrschaft nicht noch unerfreulichere Folgen in Allenstein gehabt hat. Tatsächlich sind den Russen geliefert worden: 25 096 Kilo Brot, 3676 Kilo Zucker, 3110 Kilo Salz, 110 Kilo Tee, 4210 Kilo Reis und Grütze, 450 Kilo Erbsen, kein Pfeffer. Diese große Lieferung sollte von den Russen bar bezahlt werden. Bei dem schnellen Abzug derselben ist die Bezahlung unterblieben. Es wurde jedoch von den siegreichen deutschen Truppen eine russische Kriegskasse eingebracht, deren Inhalt sich auf 180 000 Rubel beziffern soll. Die Bezahlung für die Lieferung wird die Stadt also schon bekommen. Die Russen benahmen sich auch in der Nacht zum Freitag manierlich. Am Freitag früh hatten sie offenbar großen Hunger. In einigen Gastwirtschaften machten sich russische Soldaten über die Weinkeller und Speise- vorräte her. Es geschah das zweifellos gegen den Willen der Offiziere. Trotzdem wuchs die Beunruhigung der Bürgerschaft. Die russische Herrschaft in Allenstein sollte jedoch vor Anbruch der Nacht ihr Ende finden. Wie ein furchtbarer Traum liegen diese letzten Tage hinter uns. „Allenst. Ztg." 5. Aus der Russenzeit in Wehlau. Wie in manchen Städten, so hatten die Russen während der kurzen Zeit ihrer Herrschaft auch in Wehlau einen besonderen Bürgermeister ernannt. Es war das der Buchdruckereibesitzer Scheffler. Der russische Bürgermeister mußte nachstehende Bekanntmachung erlassen: „Wer sn der Stadt Wehlau stiehlt oder plündert, wird sofort mit dem Tode des Erhängens bestraft. Waffen aller Art sind sofort auf dem Bürger-

4. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 91

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Russen in Gumbinnen. 91 Ihnen ist es gelungen, die Russen zu einer Haltung in Tilsit zu veranlassen, wie sie eine solche sonst nirgends gezeigt haben. Das wird diesen Herren unvergessen bleiben. Drei Wochen lang haben die Tilsiter Bürger zähneknirschend auf ihren: Rathause die russische Fahne tagtäglich über ihren Häuptern flattern sehen müssen. Nach der Vertreibung der Russen am 12. September wurde sie sofort eingezogen. An ihrer Stelle wehen nun wieder die deutschen und preußischen Fahnen. „Tilsit. Ztg." 59. Die Russen in Gumbinnen. Als die Feinde Gumbinnen besetzt hatten, ernannten sie den Gymnasialprofessor Dr. Müller zum „Kaiserlich Russischen Gouverneur" der Stadt. In den drei Wochen ihrer Herrschaft, die dem alten Herrn viel Aufregungei: und schlaflose Nächte brachten, hat er in Treue und Aufopferung seines Amtes gewaltet und so mit dazu beigetragen, daß Gumbinnen erhalten blieb und seine Mitbürger vor Grausamkeiten der Rüssen bewahrt wurden. Durch sein überaus freundliches und liebevolles Wesen gelang es ihm, die Feinde zur Milde zu stimmen, wenn er es auch nicht verhindern konnte, daß die üblichen Plünderungen und einige Brandstiftungen vorkamen. Leider deckt diesen edlen Mann nun auch schon der kühle Rasen. Über die Verwüstungen der Russen in Gumbinnen und einigen Städten an der russischen Grenze schrieb ein tut Felde stehender Offizier an seine Gattin nachstehenden Brief, der in der „Königsberger Allgemeinen Zeitung" veröffentlicht worden war: Gumbinnen, den 24. September 1914. . .. Es macht den Eindruck, als ob von der russischen Heeresleitung Plünderungen und Beschädigungen streng verboten worden seien. Die Leute kehrten sich aber nicht viel darum, und die Offiziere führten das Verbot sehr verschieden durch. Die einen gingen mit Reitpeitsche, Nagaika und Revolver vor, die anderen zuckten die Achseln; manche sollen sogar die Plünderung anbefohlen und das gestohlene Gut auf Wagen fortgeführt haben. Zu ihren Taten suchten sich die Herrschaften fast immer die Nacht aus. Von sieben oder acht Uhr abends war es der bürgerlichen Bevölkerung streng verboten, sich auf der Straße zu zeigen, und in den Häusern war nur wenig bürgerliche Bevölkerung: da und dort einmal eine Menschenseele, eine alte Frau oder ein alter Hauswart. Wenn diese Wächter einbrechende Russen zur Rede stellten, ließen sie auch meistens von ihrem Werke ab, wie es scheint, weil sie eine Anzeige und dann schwere Strafen durch Rennenkampf, der drei Tage in der Regierung wohnte, befürchteten. Die Bilder der Verwüstungen sind sehr verschieden. In vielen Wohnungen sind nur Geld, alkoholische Getränke, Zigarren und Zigaretten mitgenommen worden: Silber und Goldsachen, Gemälde, Möbel, Kleider und Wäschestücke blieben liegen. In anderen sind Damengarderoben, Wäschestücke der Kinder, Pelze, Silber- und Goldsachen und selbst die Möbel mitgegangen.

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 112

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Noch einiges aus der Russenzeit im Regierungsbezirk Gumbinnen. geplündert und Zum größten Teil zerstört. Einige russische Truppenverbände waren mit einer Art braungelber Celluloidblättchen*) versehen, die, wenn sie angezündet werden, brennen, als wenn die Masse mit Pulver gemischt wäre. Die meisten Untaten scheinen während des zweiten Russenbesuches begangen worden zu sein. Als die Feinde in die Stadt eindrangen, begab sich der Landrat des Kreises zum Kommandanten und bat ihn, den Ort zu schonen. Der Russe versicherte auf Ehrenwort, alles werde unberührt bleiben. In derselben Nacht brannte schon ein Kasernengebäude nieder. Der Landrat ging wieder zum Kommandanten; der erklärte, das Feuer sei durch eine Unvorsichtigkeit entstanden. In der nächsten Nacht brannten zwei Häuser. Wieder eilte der Landrat zu dem russischen Befehlshaber, der nun die Schuld auf einen Irrtum schob und versicherte, daß er größere Achtsamkeit befohlen habe. Am Abend stand wieder ein Haus in hellen Flammen. Der Landrat fand sich abermals beim Kommandanten ein und sagte in kluger Berechnung: „Es ist ja Ihre Absicht, in Goldap für immer zu bleiben. Sie haben unsere Stadt und das Land hier in der Umgegend erobert, um es zu behalten. Alles gehört ja Ihnen nach dem Recht des Eroberers. Weshalb zerstören Sie da Ihr Eigentum?" Der Kommandant war erstaunt und rief: „Sie haben vollkommen recht, hier darf nichts mehr verbrannt werden." Er mußte indessen seine Meinung wieder geändert haben; denn in den dunklen Wintermonaten verging kein Abend, an dem nicht ein Haus brannte. Auf die Klagen der Deutschen antworteten die Russen böhnisch, die Stadt müsse beleuchtet werden! In der Stadt Gumbinnen hatte General Rennenkampf in dem schönen Heim des Regierungspräsidenten Dr. Gramsch gewohnt. Dort waren infolgedessen keine Beschädigungen vorgekommen. In der Stadt wurden nur 20 Häuser zusammengeschossen. Aber im ganzen Regierungsbezirk Gumbinnen wurden 9825 Häuser völlig zerstört und 7000 zur Hälfte oder teilweise. Im Kreis Ragnit hatten die Russen 1180 Männer fortgeschleppt, und im Kreis Goldap befanden sich von 50000 Einwohnern jetzt nur 2000. Stallupönen hatte mehr gelitten als Gumbinnen. 250 Häuser waren zerstört, darunter zehn Wohnhäuser, deren Vernichtung keinem militärischen Zweck dienen konnte. Auch hier waren die Russen zweimal zu Gaste. Zwei Drittel der Verwüstung fielen auf den ersten Besuch vom 18. August bis 13. September 1914, ein Drittel auf den zweiten Besuch im Winter. Schon bei der ersten Besetzung wurden einige Häuser niedergebrannt, und beim Abzüge wurde die ganze Stadt angezündet, doch obne daß das Feuer die beabsichtigte Verbreitung fand. Nachdem der Bevölkerung von den russischen Militärbehörden befohlen worden war, am 27. August 9 Uhr 30 Minuten vormittags sich bei der Kirche einzufinden und General Rennenkampf bei seiner Ankunft mit Brot und Salz zu begrüßen, sollten am 5. September acht Personen gezwungen werden, gegen ihren Willen folgendes Schreiben zu unterzeichnen: ) Celluloid = Aellhorn, hornähnlich, leicht entzündlich, durch Pressen von gemahlener Schießbaumwolle und Kampfer hergestellt.

6. Die außerdeutschen Staaten Europas - S. 41

1897 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
41 Sprit. Der Export umfaßt Getreide und Vieh, der Import, indem Deutsch- land die dritte Stelle einnimmt, fast alle Jndustrieartikel, besonders Metall- waren und Gewebe. 39. Verfassung, Bewohner und Städte. Rumänien ist ein konstitutionelles Königreich. Es umfaßt -1/4 vom Areal des deutschen Reiches, aber kaum der Einwohner desselben, ist also schwach bevölkert. Die Bewohner sind die mit dem slavischen Stamme verwandten Rumänen (d. h. Romanen), ein Bauern- und Hirtenvolk, das nebst zahlreichen Zigeunern hauptsächlich auf dem Lande wohnt, während die Städte zahlreiche Fremde aller Nationen, besonders Juden, enthalten. — Die herrschende Konfession ist die griechisch-katholische, der Stand der Volksbildung sehr niedrig. Die hauptsächlichsten Städte sind: 1. Bukarest, Großstadt in der Walachei, Haupt- und Residenzstadt

7. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 69

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 69 — Nur über das Heer hatte sie ihrem Sohne die Oberleitung übertragen. Doch zeigte er auch jetzt schon, welche Gesinnungen ihn erfüllten. Er verbesserte das traurige Los des gemeinen Soldaten, zu Offizieren ernannte er nur die Würdigsten und führte sonst eine Menge Verbesserungen im Heerwesen ein. — Da er für Friedrich den Großen eine hohe Verehrung empfand, so richtete er sich dabei meist nach dem Vorbilde der trefflichen preußischen Armee. Um zu erfahren, woran es im Lande fehle, unternahm er viele Reisen, aber ohne alles Gepränge. Er trat nicht als Kaiser, sondern unter dem bescheidneren Namen eines Grasen v. Falkenstein auf. So besuchte er Ungarn, Böhmen, Mähren, Italien, Spanien, Frankreich und Holland. Hier sah er merkwürdige Einrichtungen, Sammlungen, Fabriken an und was ihm gut dünkte, wurde in Österreich eingeführt. — Auf einer dieser Reisen kam er mit Friedrich dem Großen zusammen. Es war im Lager bei Neiße. Die beiden großen Männer umarmten sich herzlich und empfanden an einander ein ungehencheltes Wohlgefallen. Das nächste Jahr erwiderte Friedrich der Große den Besuch in Mährisch-Nenstadt. Überall erwarb sich Joseph Ii. durch seine Menschenfreundlichkeit die Liebe aller, mit denen er zusammen kam, der Großen wie der Geringen. Jeder, der ihn ansah, fühlte sich hingezogen zu ihm. Joseph war ein schöner Mann, blühend, und voll Feuer, lebhaft und mild zugleich. In allen seinen Bewegungen war er rasch, sein blaues Auge strahlte von Geist und von der Seelengüte, die ihn bis an sein Ende nie verließ. In Mähren nahm er einem Bauer den Pflug aus der Hand und zog selbst eine Furche, in Böhmen erschien er bei furchtbarer Hungersnot als rettender Engel. Nicht allein durch Mißwachs, sondern durch Wucherer waren die Preise ungeheuer gestiegen. Da ließ er die Kornmagazine öffnen, billigeres Getreide aus Ungarn einführen und zwang die großen Getreidehändler, eine gewisse Menge Getreide an die Armen gegen einen bestimmten Preis zu verkaufen. Überall sah er selbst nach, ob seine Anordnungen befolgt würden1). — Entstand eine Feuersbrunst, so eilte er selbst zur Rettung herbei, ermunterte die Umstehenden und teilte Belohnungen für unerschrockene Hilfe aus. Joseph liebte sein Volk und wünschte, daß man ihn wieder liebe. Den kaiserlichen Augarten in Wien öffnete er allen und ließ über das Eingangsthor die Worte schreiben: „Der Menschheit ge- widmet von ihrem Schätzer." 1780 starb Maria Theresia und nun wurde Joseph Alleinherrscher des österreichischen Staates. Jetzt konnte ihn in den Neuerungen, die er schon längst ernstlich überlegt, nichts mehr aufhalten. Aber freilich machte er sich durch diese allerwärts Feinde, die leider dem i entgegen arbeiteten, was er in bester Absicht unternahm. Sängst schon war Joseph mit der großen Zahl der Klöster in Österreich durchaus nicht einverstanden. Sie entzogen dem Staate eine Menge Menschen, die in verschiedenen Berufsarten hätten nützlich sein können. *) Oberstufe, S. 163.

8. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 73

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 73 — Jedermann unterwarf sich den Anordnungen derselben. Besonders beschloß man, keinen englischen Thee mehr zu kaufen. Bald lagen in England 17 Mill. Pfund Thee, ohne Hoffnung, ihn verkaufen zu können. Die ankommenden Theeschiffe zwang man, umzukehren. Als aber in den Hafen zu Boston einmal doch 17 Schiffe eingelaufen waren, kamen einige als Indianer verkleidete junge Männer hinaus, erbrachen 342 Kisten Thee und warfen ihn ins Meer. Das war eine Gewaltthätigkeit, die England zu bestrafen beschloß. Die Stadt sollte den Thee bezahlen und das Hafenrecht verlieren, auch sollten alle von den Kolonisten gewählten Richter abgesetzt werden. — Da empörte sich das ganze Land. Überall wurden Versammlungen abgehalten und alle beschlossen, die bedrohete Freiheit zu verteidigen. England gebrauchte Gewalt, und so entstand ein Krieg, der bis 1783 dauerte. 1776 erklärten sich die 13 vereinigten Staaten zu Philadelphia für unabhängig von England und kämpften nun mit Ausdauer für ihre Selbständigkeit. Alle Freunde der Freiheit freuten sich dieser Erhebung. Verschiedene europäische Staaten unterstützten die tapfern Kolonisten, die abermals von ihrem Georg Washington angeführt wurden. Besonders von Frankreich kam ihnen kräftige Hilfe. (Warum wohl? — Denkt an den Frieden von 1763.) England warb mit reichen Mitteln Truppen, und einige deutsche Fürsten (Hessen, Hannover, Waldeck) verkauften fogar ganze Regimenter ihrer Landeskinder zum Kriege gegen die Kolonisten. Werber zogen umher, und wer ihnen in die Hände fiel, wurde auf englischen Schiffe zur Verstärkung der englischen Regimenter über den Ozean gebracht, um zur Unterdrückung der Freiheit mitzuhelfen. Doch alle Anstrengungen der Unterdrücker waren vergebens. 1783 mußte England den Kampf aufgeben, Frieden schließen und darin die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Nordamerika anerkennen. Diese gaben sich nun eine Verfassung. Das Königtum wurde abgeschafft, sie erklärten sich zum Freistaat. An der Spitze desselben steht der Präsident, der aller 4 Jahre von allen Bürgern neu gewählt wird. Ihm zur Seite steht der Kongreß, der aus den Abgeordneten aller Staaten zusammengesetzt ist. Jetzt zählt man deren bereits 37. Die eigenen, inneren Angelegenheiten, die Verwaltung, leitet jeder Staat für sich selbst, die allgemeinen, nämlich die Gesetzgebung, Beschlüsse über Krieg und Frieden n. dergl., gehören in den Kongreß, der sich in der Bundeshauptstadt Washington versammelt. Das Zeichen des Bundes ist das Sternenbanner mit 37 silbernen Sternen auf rotem Gruude. — Der erste Präsident, Georg Washington, bekleidete diese Würde zweimal, bis er 1791 starb. Wenn er als General für die Selbständigkeit des Staates wirkte, so wirkte ein anderer ehrenwerter Bürger durch Wort und Schrift für denselben Zweck. Es war der edle Benjamin Franklin. Eigentlich Buchdrucker, diente er seinem Vaterlande während der Zeit des Kampfes besonders als Gesandter in Frankreich, wo man den einfachen, tüchtigen Mann liebte und bewunderte. Die Erfindung des Blitzableiters ist keines von

9. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 75

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 75 — schienen, denn das Volk seufzte unter schweren Lasten und schrankenloser Willkür. Bald regte sich die Uuzufriedenheit überall, und man schrie laut über Steuerlasten, Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Drüben über dem Ozeane hatten die Vereinigten Staaten sich unabhängig gemacht und einen Freistaat (Republik) errichtet, sollte das in Frankreich nicht auch möglich sein? — In dieser Zeit allgemeinster Aufregung starb 1774 Ludwig Xv. und Ludwig Xvi., von dem Volke mit dem Beinamen des „Ersehnten" begrüßt, bestieg den Thron. Er meinte es offenbar gut mit seinem Volke, war aber viel zu schwach und unselbständig, um eine Besserung der Zustände herbeizuführen. Dazu fehlte es ihm an tüchtigen, ehrlichen Ratgebern, und wenn sich ja ein Mann fand, der z. B. Ersparnisse bei Hose einführen wollte, so machte er sich die ganze Schar der Höflinge zu Feinden und wurde bald wieder beseitigt. Dazu war der Herzog von Orleans, ein naher Verwandter des Königs, unablässig thätig, das Volk gegen den König und die Königin aufzureizen. Die Königin, Maria Antoinette, (Angtoanette), eine Tochter der Maria Theresia von Österreich und Schwester Joseph Ii. war in ihrer jugendlichen Lebenslustigkeit oft unvorsichtig in ihren Worten und Handlungen. Diese wurden vom Herzoge von Orleans mit Übertreibungen weiter erzählt und benutzt, die Unzufriedenheit des Volkes noch mehr anzustacheln. Sie verachte das Volk, hieß es, sie habe, um im Sommer Schlitten fahren zu können, Salz streuen lasfen u. a. Um die Unzufriedenheit zu beschwichtigen, berief der König eine Versammlung von Abgeordneten aller Stände. Sie sollten beraten, was zu thun sei. Diese Versammlung heißt die Nationalversammlung. Im Mai 1789 traten die Abgeordneten in Versailles (Werrsallj) zusammen und beschlossen, sich nicht eher zu trennen, als bis sie Frankreich eine neue Verfassung gegeben hätten. In Paris wurde das Volk durch Zeitungen und aufreizende Reden fortwährend in Aufregung erhalten. Diese stieg aufs höchste, als sich die Nachricht verbreitete, der Minister Necket, den man als Volksfreund kannte, fei plötzlich entlassen worden, und ein Günstling der Königin werde seine Stelle einnehmen. Das Volk erbrach das Zeughaus in Paris, bewaffnete sich und erstürmte die Bastille, eine alte Burg in der Stadt, die als Staatsgefängnis diente. Dieses Bollwerk der Knechtschaft wurde niedergerissen und der Erde gleich gemacht. Das geschah am 14. Juli 1789, welcher Tag daher künftig als der Gründungstag der französischen Staatsänderung alljährlich gefeiert wurde. Die Bürger traten zur Nationalgarde zusammen und trugen als Zeichen ihrer Freiheits- und Vaterlandsliebe an der Kopfbedeckung die neuerfundene Nationalkokarde, ein blau- weiß- rotes Abzeichen. Necker wurde im Triumph zurückgebracht, und nun ging die Nationalversammlung rüstig andre Herstellung einer neueuverfassung. Ein ebter Wetteifer ergriff die Abgeordneten der oberen Stände, freiwillig auf ihre Vorrechte zu verzichten und dem Volke zu beweisen, daß sie seine Lasten wirklich erleichtern wollten. Fronden und Zehnten *) Vergl. 1. Jahrgang, S. 80.

10. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 93

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 93 — Wer seine Stimme erhob für Verbesserung des Staatswesens, der wurde als ein gefährlicher Mensch, als „Revolutionär" verfolgt, verleumdet, ja eingekerkert. — Zeitungen, Bücher mußten, ehe sie ausgegeben werden durften, erst von der Polizei durchgesehen werden („die Zensur passieren"), damit ja niemand sich unterstehe, sich mißbilligend über die öffentlichen Zustände auszusprechen. — Da es an Einigkeit unter den Fürsten und an einem starken Oberhaupte fehlte, so konnte jede fremde Nation unser Volk ungestraft beleidigen, verhöhnen und bedrohen. Deutsche in fremden Ländern fanden keinen Schutz, wenn ihnen Unrecht geschah. Da war es kein Wunder, daß sich in Deutschland eine allgemeine Unzufriedenheit in die Herzen der Besten festsetzte und man sich schämte, ein Deutscher zu sein. Jede neue Revolution, die in Frankreich ausbrach, erregte daher stets aufs neue das Volk, und auch in Deutschland kam es zu bedeutenden Aufständen. So 1830, worauf in Sachsen König Anton eine Konstitution oder Verfassung gab so besonders auch 1848. Die Wiener vertrieben den verhaßten Metternich, in Berlin kam es zu blutigem Straßenkampf, nach welchem endlich der König Friedrich Wilhelm Iv. gleichfalls eine Verfassung gewährte. — Eine nach Frankfurt a. M. einberufene Nationalversammlung konnte zu keinem Ziele gelangen, da sich die Fürsten weigerten, die Beschlüsse derselben anzuerkennen. Die Aufstände in Sachsen und Baden wurden niedergeschlagen, und es blieb beim alten. Da trat von außen her ein Ereignis ein, das eine Einigung des Vaterlandes vorbereiten half. Über Holstein und Schleswig regierte schon 400 Jahre als Herzog der König von Dänemark. Doch sollten die Herzogtümer stets selbständig für sich bleiben. Der König von Dänemark zeigte aber unverhohlen die Absicht, sie mit Dänemark zu einem Ganzen zu vereinigen. Er steckte die Schleswig-Holsteiner ins dänische Heer, führte die dänische Sprache in den Schulen ein, verjagte die deutsch gesinnten Beamten u. s. w., ja, er sprach förmlich die Einverleibung in Dänemark aus. Schon 1848 war es deshalb zum Kampfe gekommen, der aber schließlich ohne Erfolg blieb. Jetzt aber, 1864, riß selbst dem deutschen Bundestage die Geduld, und er beschloß, das Recht mit den Waffen zu behaupten. Im Januar bereits rückten 64 000 Österreicher und Preußen in Schleswig-Hol-stein ein. Nach der Erstürmung der Düppeler Schanzen erfolgte die Einnahme des ganzen Landes. Im Wiener Frieden entsagte der König von Dänemark allen Rechten auf Holstein und Lauenburg zu Gunsten des Kaisers von Österreich und des Königs von Preußen, deren Truppen nun die Herzogtümer besetzten. Damit aber Preußen durch den neuen Besitz seine Macht nicht vergrößere, verlangte Österreich, es solle aus den Herzogtümern ein neuer Bundesstaat unter einem besonderen Herzog errichtet werden. Es wäre somit im Rücken Preußens ein neuer Kleinstaat entstanden, was Preußen nicht erwünscht sein konnte. Es verlangte wenigstens, daß Heer und Flotte des neuen Staates mit den preußischen Streitkrästen verbunden werden sollten. Auch wollte es einige wichtige Punkte, Kiel und Rendsburg, besetzen. Darauf ging Österreich nicht ein, und so kam es zwischen
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