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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 89

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Tilsiter Russentage. 89 Leben, das sich da entwickelte. Auf einem Ende wurde geschlachtet, gekocht, gewaschen. Auf der andern Seite wieder wurde Gottesdienst gehalten. Einen ganzen Vormittag spielte in Jakobsruh eine russische Kapelle, wahrscheinlich übten sie Märsche für ihren Einzug in Berlin. Sie fragten nämlich immer sehr einfältig, wie weit es bis Berlin wäre. Da konnten wir oft die unglaublichsten Dinge hören. Alle diese durchrückenden Soldaten waren gut ausgerüstet, es handelte sich hauptsächlich um die besten Truppen. Im übrigen machten sie zum größten Teil einen ziemlich mutlosen Eindruck. Ihre schwermütigen russischen Lieder klangen wie Grabgesang. Die Durchmärsche dauerten bis zum 8. September. Die zuletzt hier durchkamen, gönnten sich schon keine Ruhe mehr; nach ein paar Stunden ging's weiter. Von Mittwoch, den 9. September, flogen täglich deutsche Flieger über unsere Stadt, die dann jedesmal wie wild beschossen wurden. Einer von ihnen überflog wiederholt die Dragonerkaserne, zum Schlüsse warf er eine Platzbombe auf den Kasernenhof. Die Russen sind außer sich gewesen, konnten ihm aber nichts anhaben. Am Donnerstag, den 10. September, wurde es unter den Russen merkwürdig unruhig. Am Sonnabend, den 12. September, bis sechs Uhr sollte eine neue Kriegssteuer von 90 000 Mark gezahlt werden, 50 000 waren schon bezahlt. Alle Fahrräder wurden eingezogen, Haussuchungen in Aussicht gestellt. Da erzählten zum Markt gekommene Landleute, es wären deutsche Patrouillen schon nahe bei der Stadt gesehen worden. Um 21/2 Uhr nachmittags hörten wir die ersten Schüsse fallen. Zuerst glaubte ich, es wäre wieder ein Flieger in der Nähe. Dann wurde das Schießen heftiger und anhaltender, das Geknatter der Maschinengewehre mischte sich hinein. Jetzt wußten wir, unsere Retter sind nahe. Bald zogen auch russische Truppen zur Verstärkung der ihrigen hinaus, und nun donnerten auch bald die deutschen Kanonen. Nach dreistündigem Kampf kamen die ersten fliehenden Russen durch Jakobsruh gerannt, und immer näher kommendes Hurrarufen verkündete bald den Sieg und das Herannahen unserer Deutschen. Eine Batterie taste sofort nach der Brücke. Hauptmann Fletscher, der sie führte, kam gerade an, als die Zündschnüre schon glühten. Er hieb sie mit dem Degen durch und rettete so durch seine Tapferkeit und Geistesgegenwart unsere schöne Luisenbrücke und mit ihr einen großen Teil der Stadt. Der Platz vor der Brücke ist nach diesem Helden „Fletscherplatz" benannt. Es entwickelte sich noch ein ziemlich heftiger Straßenkampf, besonders vor den Kasernen und der Post. Alles Mitnehmbare aus den Kasernen und Kasinos hatten die Russen auf Wagen gepackt, sogar unsere Offizierswagen angehängt. Nun wollten sie, während ihre Kameraden draußen kämpften, mit ihrer Beute abziehen. Von den herankommenden Deutschen wurden dann zuerst die Pferde abgeschossen, die Offiziere und Leute gaben sich gefangen. Vor der Post wurde der russische Postmeister mit der Kasse von einem Tilsiter Bürger abgefaßt. Es ist hier keiner entwischt, da die Stadt von drei Seiten zugleich angegriffen wurde. Swillus, Unser Ostpreußen. I. 7

2. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 108

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
108 Andere ostpreußische Städte und Dörfer nach der Vertreibung der Nusien. Stadt und Heide das Ziel zahlreicher Besucher von nah und fern, welche die Naturschönheiten dieser Gegend immer mehr schätzen und lieben lernten. Der Krieg hat alles geändert, wenn auch das Bild, das die Natur geschaffen, zum Teil erhalten geblieben ist. Goldap ist eine von den ostpreußischen Städten, die am längsten und schwersten unter der Russenherrschaft gelitten haben. So bildete der Stolz der Stadt, ein über acht Morgen großer Marktplatz, nach der Vertreibung der Russen einen Trümmerhaufen; nur noch wenige Gebäude waren an demselben stehen geblieben. Man kann es daher verstehen, wenn unser Kaiser den Befehl gegeben hat, das herrliche Jagdschloß Rominten noch kurz vor der Ankunft der Russen in die Luft zu sprengen. Das 15 Kilometer von der Grenze an der Rominter Heide gelegene Szittkehmen ist von den Russen teilweise zerstört worden. Wie fast überall, so haben sie auch in diesem Orte, der in wundervoller Umgebung liegt, arg gebrandschatzt und geplündert. Selbst das herrlich gelegene Krankenhaus ist von ihnen nicht einmal verschont geblieben. Auch hier haben sie ihre kindische Wut ganz besonders an unserm Kaiserbilde ausgelassen. Man erschrickt vor der bubenhaften Lust am Zerstören, wenn man sieht, daß manche Sachen sogar mit den Zähnen zerrissen worden sind. Schirwindt, die östlichste Stadt Preußens, wurde dem Erdboden gleich gemacht. Es ist auch nicht ein Stein auf dem andern geblieben. Die Stadt ist vom russischen Pöbel niedergebrannt worden, als das russische Militär von den Deutschen gezwungen wurde, Schirwindt zu räumen. In Pillkallen sah es aus, als wenn ein wütender Orkan tagelang zwischen den Mauern getobt hatte, der die Dächer der Häuser, die Zäune der Gärten fortriß, die Türen und Fenster aus den Angeln hob. Auch die Ruinen von Eydtkuhnen, welches unmittelbar an der Grenze liegt, sind furchtbare Zeugen der Russengreuel. So sind unter anderem alle Häuser vernichtet, die um den Markt stehen. In Stalluponen, das ungefähr zehn Kilometer von der Grenze liegt und wie Eydtkuhnen etwa 5500 Einwohner hat, sind Ziemlich alle größeren, neueren und wertvollerm Gebäude in Asche gelegt, nicht durch Granaten, sondern durch absichtliche Brandstiftung. Kirche und Rathaus sind erhalten, desgleichen auch die Neubauten des Gymnasiums und der Volksschule, letztere beide wohl, weil sie schon von den Deutschen für Lazarette eingerichtet waren und als solche auch von den Russen weiter benutzt wurden. Das Städtchen Domnau glich nach dem Abzüge der Russen einer rauchenden Brandstätte. Ungefähr einen halben Fuß hoch lagerten in den Straßen Staub und Schutt, Ziegel und Dachpfannen von Häusern, die durch Brand und Geschosse zerstört waren. Ganze Straßenzüge sind der Vernichtung anheim gefallen. — Ganz ähnlich erging es den nördlicher gelegenen Ortschaften Almenhausen, Abschwangen und Uderwangen. In dem Dorfe Garbnicken bei Domnau war nur ein Gehöft und ein Gasthaus wie durch Zufall verschont geblieben. Auch das Nachbardorf Unruh und das Gut Neu Wal deck gingen in Flammen auf.

3. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 110

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
110 Andere ostpreußische Städte und Dörfer nach der Vertreibung der Russen. Sie mußten sich so schnell zurückziehen, daß sie auf dem Marktplatze zu Bialla nicht nur eine Unmasse von Bagage und Geschützen zurückließen, sondern auch das Postament*) eines Bismarckdenkmals, das sie aus Sensburg entwendet hatten. In dem an der polnischen Grenze im Kreise Lyck gelegenen Marktflecken Prostken mit 2700 Einwohnern haben die Russen das Zerstörungswerk so gründlich ausgeübt, daß nicht nur der Bahnhof, sondern auch die anderen Gebäude vom Erdboden so gut wie verschwunden sind, desgleichen auch in dem südlich sich anschließenden Klein Prostken. Von dem weiter nördlich befindlichen Alt Prostken steht ebenfalls fast nichts mehr. Besser ist Marggrabowa fortgekommen, das über eine Meile von der Grenze entfernt liegt und einen verhältnismäßig sehr lebhaften Verkehr hat. Die Stadt, 5400 Einwohner zählend, bekannt durch den 28 Morgen großen Marktplatz, den größten im Königreich Preußen, wenn nicht in ganz Deutschland, hat durch die beiden Russeneinfälle äußerlieh nicht viel gelitten. Von Granaten wurden nur einige Häuser vernichtet. Jedoch sollte beim Rückzüge der Russen die ganze Stadt in Brand gesteckt werden. Das wurde aber durch die Schnelligkeit des Einmarsches unserer braven Truppen vereitelt. Nur ein Haus, die Stadtschule, brannten sie nieder, um die darin lagernden Vorräte nicht in unsere Hände fallen zu lassen. Die anderen öffentlichen Gebäude sind erhalten geblieben. Die Kirche war sogar auf das schönste ausgeschmückt, da die Russen hier ihren Gottesdienst abgehalten hatten. Verwüstet ist von ihnen recht vieles. In einzelnen Häusern hatten sie arg gehaust und geplündert, auch manch einem die Uhr fortgenommen. Wo solches aber zur Kenntnis des Befehlhabers, eines Kosakenrittmeisters, kam, wurden die Leute mit der Nagaika von ihm bestraft und die geraubten Sachen zurückgegeben. Ermordet ist in Marggrabowa auch beim zweiten Russeneinfall niemand, wohl aber wurden Personen fortgeschleppt. Sie hatten sich trotz des militärischen Ausweisungsbefehls, der von unserer Seite erlassen war, entweder versteckt gehalten oder waren wieder zurückgekehrt. Die Insassen des Siechenhauses mit zwei barmherzigen Schwestern, die auch hier geblieben waren, sind von den Russen mit Lebensrnitteln unterstützt worden. Ja, als sie in Eile abziehen mußten, wurde ihnen sogar noch ein Vorrat zurückgelassen. Lyck, eine schöne und freundliche Stadt, wurde leider bereits beim zweiten Einfall der Russen zum Teil in eine Trümmerstätte verwandelt. Gerade die schönste Stadtgegend haben die feindlichen Granaten verwüstet. Der ganz neue Häuserteil am Bahnhöfe ist der Zerstörungswut zum Opfer gefallen. Die Kirche brannte bis auf die Ringmauern nieder. Etwa 60 Häuser, wie das Gas- und Wasserwerk, sind von den Russen vernichtet worden. Wie Lyck und verschiedene andere Orte, so ist auch Widminnen von den Feinden sogar dreimal heimgesucht worden. Beim dritten Einfall blieb niemand von den Bewohnern in Widminnen zurück; denn es war ihnen noch *) P'0 st a m'e n't = Fußgestell.

4. Bilder aus dem Weltkrieg - S. uncounted

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
„&bg. Wocke." Phot. Krauskopf, Kbg. Abb. 30. Das zerstörte Ottelsburg. Das Kriegerdenkmal ist auch hier, ebenso wie in Neidenburg völlig unversehrt geblieben. Zu Nr. 67. „Kbg. Woche." ^ ^ Phot. Willy Hack, Rastcnburg. Abb. 29. Das zerschossene Neidenburg. Der vollkommen zerstörte Marktplatz, auf dessen Mitte das Kriegerdenkmal völlig unversehrt blieb. Zu Nr. 67. „Kbg. Woche." Abb. 31. Die Bahnhofstraße in Pillkallen. Zu Nr. 67.

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 104

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
104 Trakehnen und das ostpreußische Pferd im Weltkrieg. mit 334 300 Stück. Als ein würdiger Vertreter der in Trakehnen gezüchteten Rasse kann der 1896 in Trakehnen geborene Halbbluthengst „Morgenstrahl" angesehen werden, von dem eine li/2 Meter hohe Bronzestatue vor dem Trakehner Schloß an der Auffahrtseite stand. Die Russen haben auch dieses Standbild mitgenommen. Trakehnen liegt nur 20 Kilometer von der russischen Grenze entfernt in den ostpreußischen Kreisen Stallupönen und Gumbinnen. Die 17 000 preußische Morgen große Fläche (4250 Hektar) wird zur Hälfte als Weide oder Wiese, zur andern Hälfte landwirtschaftlich genutzt. So dehnen sich denn zu beiden Seiten der mit prächtigen alten Eichen eingefaßten Chausseen, die das Hauptgestüt Trakehnen mit den zwölf Vorwerken verbinden, riesige Weideflächen und Felder aus. Gräben, künstliche Hügel und Waldbestände mildern die Einförmigkeit der Landschaft, die einen gewissen herben, ernsten Eindruck macht. Von Osten nach Westen, parallel der Eisenbahn, zieht sich quer durch das Gestüt der Pissa-Kanal, der 1726 von preußischen Soldaten gegraben wurde zur besseren Bewässerung des Geländes. Man muß Trakehnen gekannt haben, um zu ermessen, welch ungeheurer mutwilliger Sachschaden hier angerichtet ist. Was an Baulichkeiten hier vor dem Kriege vorhanden war, zeigte nicht nur die selbstverständliche preußische Ordnung und Sauberkeit, sondern darüber hinaus den Geist praktischer Schönheit gepaart mit Bequemlichkeit. Im Laufe der letzten zehn Jahre war Trakehnen so gut wie neu erbaut worden. Über 2600 Personen lebten hier, und was an Neuerungen als vorteilhaft erprobt war, hatte in Trakehnen Eingang gefunden. Jedes Eckchen und Fleckchen, das anderen praktischen Zwecken nicht nutzbar zu machen war, war mit Gras besät, mit Hecken umsäumt oder mit Bäumen umstanden. Diese überall verstreuten kleinen gärtnerischen Anlagen gaben in Verbindung mit den Hausgärten und dem prächtigen öffentlichen Park dem Ganzen das Ansehen eines großen Gartens, einer Gartenstadt. 2. Während des Krieges. Aber welch traurigen Anblick bot diese preußische Musteranlage, nachdem zweimal die russische Soldatenwoge darüber hinweggebraust war, sengend, zertrümmernd und plündernd — ein Reich des Grauens war es geworden; ein Bild ärgster Zerstörungswut der Russen bot sich den Augen dar. Das wertvolle Pferdematerial Trakehnens war zwar — wie auch das der anderen staatlichen und privaten Gestüte — gerettet worden. In Extrazügen hatte man den größten Teil der edlen Pferde bereits am 31. Juli 1914 in Sicherheit gebracht; die meisten derselben wurden nach Graditz*) geschafft, die übrigen auf die noch weiter westlich liegenden Landgestüte verteilt. Aber am 18. August mußten auch die Bewohner und der Rest der Pferde und des Viehes Trakehnen räumen. Über 2000 Menschen schleppten auf Wagen und Karren ihr bißchen Hausrat davon. Sie bildeten mit mehr als 1000 Stück *) Gradih = Domäne und königlich preußisches Hauptgestüt im Kreise Torgau, Regierungsbezirk Merseburg.

6. Das Deutsche Reich - S. 48

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
48 schaftliche Hochschule, Bergakademie, Hochschule für Musik, Akademie der bildenden Künste, — altes und neues Museum und Nationalgalerie auf der Museums- insel, Kuustgewerbe-Museum und Museum für Völkerkunde, Museum für Natur- künde und landwirtschaftliches Museum). Zahlreiche Prachtgebäude (Reichtags- gebäude von Wallot, königl. Schloß) und Standbilder (der große Kurfürst von Schlüter, Friedrich der Große von Rauch, die Königin Luise von Enke, Goethe von Schaper und Lessing von Lessing) schmücken die Stadt. Eine Fülle von Verkehrsmitteln verbindet die Stadtteile unter einander und mit den Vor- orten: die 33 km lange Ringbahn, die 11 km lange Stadtbahn, ein weit- verzweigtes Netz von Pferdebahnen, die Spree mit ihren Armen und Kanälen. Großartige Wohlfahrtseinrichtungen sind mit ungeheuren Mitteln ge- schaffen; die Straßenbeleuchtung, von dem Brandenburger Thor bis zur Spaudauer Straße, in einem Teile der Leipziger Straße und auf dem Potsdamer- Platz dnrch 150 elektrische Bogeulampen, in den übrigen Straßen durch 22200 Gaslaternen besorgt, geht von den „Berliner Elektrizitätswerken" und 5 städtischen nebst einer privaten (englischen) Gasanstalt aus. Für reines und gesundes Wasser sorgen die städtischen Wasserwerke an der Oberbaum- brücke, am Tegeler See und am Müggelsee, welche durch Saudfilter gereinigtes Wasser heben und durch Röhrenleitungen in die 22000 Grundstücke der Stadt überführen. Für die Fortleitung des verunreinigten Wassers sind die groß- artigen Kanalisationswerke geschaffen, deren Kanäle und Leitungen zusammen etwa 650 km (= der geraden Entfernung zwischen Berlin und Metz) messen. Das abgeführte Waffer wird mehreren der Stadt gehörigen Gütern zugeleitet und giebt hier feine Dnngstoffe an den Boden ab, der ausgezeichnete Erträge an Futterrüben, Weizen, Raps, Kartoffeln und Kohl bringt (Rieselgüter im N. der Stadt: Falkenberg und Malchow, im 8. Osdorf und Großbeeren). ^) Außer deu Rieselfelderu besitzt die Stadt ausgedehnte, der Gesundheit förder- liche Parkanlagen: im X. der Humboldthain, im 0. der Friedrichshain, im 80. der Treptower Park, im 8. der Victoriapark am Kreuzberg mit schöuem Wassersall, im W. der Tiergarten (königlich). Durch Erbauung von 14 großen Markthallen ist die Umwandlung der öffentlichen Plätze in Gartenanlagen möglich geworden. Eine Anzahl städtischer Flußbäder und Volksbadean- stalten soll auf billige Weise die zur Gesundheit nötige Reinlichkeit fördern, und mehrere Desinfektionsanstalten dienen zur Vernichtung der Keime anstecken- der Krankheiten in Wohnung, Betten und Kleidung. Infolge dieser Einrichtungen bleibt die Sterblichkeit Berlins hinter derjenigen vieler anderer Großstädte bedeutend zurück. Die Grundlage der geistigen Wohlfahrt der Bewohner wird durch 30—40 höhere Lehranstalten und mehr als 200 Gemeinde- schulen mit etwa 200000 Kindern gelegt. L) Schlacht am 23. August 1813.

7. Das Deutsche Reich - S. 30

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 30 — Fichtelgebirge, den Franken- und den Thüringer Wald und im N. durch den Harz eingeschlossen; im W. öffnet es sich zum hessischen und Weferbergland^ im 0. zur nördlichen Umwalluug Böhmens und zum norddeutschen Flachlande. „ 1. Der Thüringer Wald erstreckt sich als 150 Km lauger und 20 bis 50 km breiter Bergrücken vom Fichtelgebirge bis zum Werraknie; sein südöst- licher Teil ist der breite plateauartige Frankenwald. Nicht das großartigste, wohl aber das anmutigste und lieblichste unter den deutschen Mittelgebirgen, bezaubert der Thüringer Wald durch das frische Grün seiner Laubwälder, durch reizende Thäler mit Wasserfällen und Bergbächen, durch weitansschaueude Höhen das Herz eines jeden Besuchers. Ungefähr in der Mitte des Zuges erhebt sich als höchster Punkt der Beerberg (fast 1000 m), welcher schöne Fernsichten in die Thüringer Lande gewährt. Am Nordwestende liegt ans einem 400 m hohen Gipfel die altberühmte Wartburg ^) (s. Abb. 8). — Einen ernsteren, fast düstern Charakter trägt der gipfelarme, mit prächtigen Tannenwäldern gekrönte Frankenwald. Auf dem Rücken beider Bergzüge verläuft der Rennsteig, eine 170 km lange uralte Flur-, Forst- und Volks- grenze. — Zahlreiche Bäche entwässern den Thüringer Wald. Aus zwei Quellbächen fließt die Werra zusammen, die in breitem Thale den Südwest- abhang des Gebirges begleitet und später mit der Fulda vereint ihren Lauf als Weser fortsetzt. 2. Der Harz (d. h. wie Haardt und Haar Hochwald, Waldgebirge) steigt im N. des Thüringer Beckens völlig einsam aus ebenem Lande auf. Er bildet eine schräge, durchschnittlich 500 m hohe Platte, auf der sich die sanft gewölbte Granitkuppe des Brockens*) (1100 rn), des höchsten Gipfels der mitteldeutschen Gebirgsschwelle, erhebt. Er liegt auf der Grenze zwischen dem nordwestlichen höheren Oberharz und dem südöstlichen tieferen Unterharz, der vor jenem wie ein breiter Schemel vor einer hohen Bank steht. Mit Ausnahme der kahlen Höhen des Oberharzes ist das Gebirge bewaldet. Nach allen Seiten brechen in ausgewaschenen Thälern Flüsse aus ihm hervor: nach Nw. die Leine, nach N. die Oker (beide zur Aller) und die Bode (zur Saale). Die Bode durchbricht vor ihrem Austritt aus dem Gebirge ein enges, wildromantisches Felsenthal (Bodekessel, Teufelsbrücke, Roßtrappe am linken, Hexeutauzplatz am rechten Ufer). In der Umgegend des Bodethales befinden sich berühmte Höhlen mit Tropfsteinbildungen: die Baumanns-, Biels- und Hermannshöhle. — Im N. und Nw. senkt sich der Harz in eiuem hüge- ligeu Vorlande zum norddeutschen Flachlande; hier entspringt die zur Weser fließende Aller. J) Erbaut 1070. Der Sage nach fand um 1207 hier der Sängerkrieg statt. 1521 weilte hier Luther als Junker Georg und übersetzte das neue Testament.

8. Das Deutsche Reich - S. 34

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 34 — Das Elbsandsteingebirge, wegen seiner wunderbaren, kühnen Fels- formen und seiner landschaftlichen Schönheit die sächsische Schweiz genannt, stellt ein „chaotisches Gewirr" vou zerklüfteten Sandsteingebilden dar, welche von Bäumen und Gesträuch malerisch überwuchert sind (s. Abb. 7). Sie treten entweder als zusammenhängende Felsmassen auf (Winterberggruppe) oder als Klippen und schroff abfallende Tafelberge (Königstein mit der kleinen Bergfeste gl. N.). Durch diese romantische Felsenwelt schlängelt sich wie ein „silbernes Band" der breite Elb ström. Seinem Thale, ans das man von dem 315 m hohen Felsenvorsprnnge der Bastei eine überraschende, wunder- volle Aussicht hat, nahen sich zahlreiche, anmutige Schluchteu, durchplätschert vou flinken Bergbächen. 10. Nördliche Amwallung Kähmens. Ii. Die Lausitzer Platte, das mittlere Glied der Umwallung, ist ein wellenförmiges, teilweise mit Hochwald bedecktes und von einzelnen Basalt- kegeln überragtes Bergland. Nach W. fällt es steil zu dem 3—8 km breiten, ebenen Thale der Elbe ab (Dresdener Thalkessel); im 0. senkt es sich all- mählich zu der flachhügeligen, schmalen Lausitzer Bucht. Die Lausitzer Platte ist das Quellland der schwarzen Elster (zur Elbe) und der Spree') (zur Havel). — Den Südabfall der Platte begleitet das Lausitzer Gebirge. Dasselbe wird von der Görlitzer Neiße, welche durch die Lausitzer Bucht der Oder zufließt, entwässert. x) Gedicht: Die Spree, von Max Hoffmann.

9. Lehrbuch der Geographie - S. 33

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 33 — der Eger ab, während im N. eine allmähliche Abdachung zum sächsischen Berglande führt. Der Nordabsall wird von langgedehnten, vielfach ge- wundenen Thalfurchen zerklüftet. Ziemlich am Fuße desselben vereinigen sich die vom Kamme herabfließenden Wasseradern, die Zwickaner Mulde, die wilde Zschopau und die Freiberger Mulde, zur Mulde, welche weiter nordwärts in die Elbe mündet. Im W. stuft sich der Erzgebirgskamm zu der durch- schnittlich 500 m hohen Bodenschwelle des Vogtländer Berglandes (Elster- gebirge) ab, das von der weißen Elfter (zur Saale) entwässert wird; nach 0. senkt er sich zum Elbsandsteingebirge. 8. Nördliche Umwallung Böhmens. Das Elbsandstein gebirge, wegen seiner wunderbaren, kühnen Fels- formen und seines landschaftlichen Reizes die sächsische Schweiz genannt, stellt ein „chaotisches Gewirr" von zerklüfteten Sandsteingebilden dar, welche von Bäumen und Gesträuch malerisch überwuchert sind (Abb. 7). Sie treten entweder als zusammenhängende Felsmassen auf (Winterberggruppe) oder als schroff ab- fallende Tafelberge (Königstein mit der kleinen Bergfeste gl. N.) und Klippen. Durch diese romantische Felsenwelt schlängelt sich wie ein „silbernes Band" der breite Elb ström. Seinem Thale, auf das man von dem 315 m hohen Felsen- vorfpruuge der Bastei eine überraschende, wundervolle Aussicht hat, nahen sich zahlreiche, anmutige Schluchten, durchplätschert von slinken Bergbächen. Ii. Die Lausitzer Platte, das mittlere Glied der Umwallung, ist ein wellenförmiges, teilweise mit Hochwald bedecktes und von einzelnen Basalt- kegeln überragtes Bergland. Nach W. fällt es steil zu dem 3—8 km breiten. Brust und Berdrow, Lehrbuch der Geographie. 3

10. Lehrbuch der Geographie - S. 53

1895 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 53 — geworden. Die Börse Berlins ist nächst der Londoner die erste Europas. Berlin ist der Sitz der Reichsbank, der größten Universität des Reiches und einer großeu Anzahl von wissenschaftlichen und Kunstinstituten Landwirtschaft- liche Hochschule, Bergakademie, Hochschule für Musik, Akademie der bildenden Künste, — altes und neues Museum und Nationalgalerie auf der Museums- insel, Kunstgewerbe-Mnseum und Museum für Völkerkunde, Museum für Natur- kuude und landwirtschaftliches Museum). Zahlreiche Prachtgebäude und Stand- bilder (der große Kurfürst vou Schlüter, Friedrich der Große von Rauch, die Königin Luise vou Enke, Goethe von Schaper und Lessing von Lessing) schmücken die Stadt. Eine Fülle von Verkehrsmitteln verbindet die Stadtteile unter einander und mit den Vororten: die 33 km lange Ringbahn, die 11 km lange Stadtbahn, ein weitverzweigtes Netz von Pferdebahnen, die Spree mit ihren Armen und Kanälen. Großartige Wohlfahrtseiurichtuugeu find mit ungeheuren Mitteln geschaffen; die Straßenbeleuchtung, von dem Brandenburger Thor bis zur Spandauer Straße, in einem Teile der Leipziger Straße und auf dem Pots- damer Platz durch 150 elektrische Bogenlampen, in den übrigen Straßen durch 22200 Gaslaternen besorgt, geht von den „Berliner Elektrizitätswerken" und 5 städtischen nebst einer privaten (englischen) Gasanstalt aus. Für reines und gesundes Wasser sorgen die städtischen Wasserwerke an der Oberbaumbrücke, am Tegeler See und am Müggelsee, welche durch Sandfilter gereinigtes Wasser heben und durch Röhrenleitungen in die 22000 Grundstücke der Stadt überführen. Für die Fortleitung des verunreinigten Wassers sind die groß- artigen Kanalisationswerke geschaffen, deren Kanäle und Leitungen zu- sammen etwa 650 km (— der geraden Entfernung zwischen Berlin und Metz) messen. Das abgeführte Wasser wird mehreren der Stadt gehörigen Gütern zugeleitet und giebt hier seine Dungstoffe an den Boden ab, der ausgezeichnete Erträge an Futterrüben, Weizen, Raps, Kartoffeln und Kohl bringt (Riesel- güter im N. der Stadt: Falkenberg und Malchow, im S.: Osdorf und Groß- beeren.^) Außer den Rieselfeldern besitzt die Stadt ausgedehnte, der Gesund- heit förderliche Parkanlagen: im der Humboldthain, im 0. der Friedrichshain, im 80. der Treptower Park, im 8. der Viktoriapark am Kreuzberg mit schönem Wasserfall, im W. der Tiergarten (königlich). Durch Erbauung von 14 großen Markthallen ist die Umwandlung der öffentlichen Plätze in Gartenanlagen möglich geworden. Eine Anzahl städtischer Flußbäder und Volksbadeanstalten soll auf billige Weise die zur Gesundheit nötige Rein- lichkeit fördern, und mehrere Desinfektionsanstalten dienen zur Vernich- tnng der Keime ansteckender Krankheiten in Wohnung, Betten und Kleidung. *) Schlacht bei Großbeeren am 23. August 1813.
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