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1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 90

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 90 — glauben, daß vor kurzem noch die Kriegsgeißel über die Völker geschwungen worden war. Dabei aber vergeudete man die Zeit und kam zu keinem Entschlüsse. Auf einmal erscholl die Nachricht: Napoleon hat Elba verlassen, ist in Frankreich gelandet und geht siegreich auf Paris los. Und wirklich — die Nachricht war nur allzuwahr. Wohl hatte der Gefangene von Elba durch seine Freunde erfahren, daß man in Frankreich mit der Regierung Ludwig Xviii. mehr als unzufrieden sei. Dieser hatte sich aus der Revolution und dem blutigen Ende seines Bruders keine Lehre genommen. Alles sollte wieder in die alten Zustände gezwungen werden. Daß das unmöglich war, begriff er nicht. Napoleon war wohl auch ein Unterdrücker gewesen, aber er machte Frankreich groß und erwarb ihm Sieg und Ruhm. Von einem solchen ertrug es, was ihm jener nicht zumuten durfte. — Taufende von Kriegsgefangenen waren nach dem Frieden nach Frankreich zurückgekehrt. Sie erzählten von ihren Heldenthaten unter dem Kaiser und erweckten die Sehnsucht nach ihm. Sie selbst aber waren ja jeden Augenblick bereit, anfs neue unter seinen Fahnen zu kämpfen. Dazu kam, daß man in Wien zu keinem Entschlüsse kommen konnte, daß man tanzte, wo man sehr fleißig hätte arbeiten sollen. Das alles erfuhr Napoleon und baute darauf seinen Plan. Unvermutet landete er am 1. März 1815 mit einigen Hundert Mann an der französischen Südküste. Er erließ einen Aufruf, und bald strömten ihm die wettergebräunten, narbigen Veteranen wieder zu, die er schon zu manchem Siege geführt hatte. Entschlossen ging er mit ihnen auf Paris los. Überall tönte ihm der Ruf: „Es lebe der Kaiser!" entgegen. Und immer mehr Hilfe strömte ihm zu. Ja, sogar Marschall Ney, den ihm der König mit Heeresmacht entgegengeschickt hatte, ging zu dem ehemaligen Waffengenossen über. Da verließ Ludwig Xviii., bestürzt und ratlos, abermals den heimatlichen Boden und suchte Schutz in Holland. Unter dem Jauchzen des Volkes zog Napoleon in Paris ein, und es begann nun die denkwürdige Zeit der Hundert Tage, dem ungefähr so lauge dauerte die neu errungene Herrschaft. Diese Nachrichten gelangten nach Wien und machten die Wirkung, als ob plötzlich bei einem glänzenden Ballfeste eine Bombe unter die tanzende Gesellschaft geschleudert worden wäre. Jetzt wurde man ans einmal einig. Über eine halbe Million Krieger wurden auf die Beine gebracht. Aber ullen voraus zogen die noch gerüsteten Preußen unter Blücher und die Engländer unter dem Herzog Wellington nach Belgien. Anfangs war das Kriegsglück schwankend. — Bei Ligny (Linji) wurden die Preußen zurückgedrängt, Blücher kam unters Pferd, das ihn gefährlich quetschte, und nur durch die Entschlossenheit seines Adjutanten wurde er vor der Gefangenschaft gerettet. Bei Qnatrebras (Katterbra) fand der tapfere Herzog Wilhelm von Braunschweig den Heldentod. Und als nun der entscheidende Tag herankam, da schwankte der Sieg vom Morgen bis zum Abend, und oft seufzte Wellington, der allein die gewaltigen Stöße der französischen Regimenter aushalten mußte: „Ach, wenn nur die Preußen kamen!" — Diese aber hatten einen entsetzlichen Marsch zurückzulegen, ehe sie nach dem Schlachtfelde bei Waterloo gelangten. Beinahe konnten sie nicht

2. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 36

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 36 — der Kommandant von Wien, Rüdiger von Stahremberg, aber wie lange konnte er sich gegen die Übermacht halten? Von Juli bis September hatte Wien heldenmütig widerstanden. Gewaltig zusammengeschmolzen war die Zahl der Verteidiger. Da endlich nahte die Hilfe. Herzog Karl von Lothringen, König Johann Sobiesky von Polen, Kurfürst Johann Georg Iii. von Sachsen und andere Reichsfürsten hatten ein Heer zusammengebracht. Zwar bestand es nur aus 40 000 Mann, aber, von Heldenmut beseelt, stürzte es sich auf die Feinde. Bald wurden diese in die Flucht geschlagen. Eine unermeßliche Beute fiel in die Hände der Sieger. Nun kehrte Kaiser Leopold aus Linz zurück, und in feierlichem Gottesdienste dankte man dem Herrn der Heerscharen für die Wendung des drohenden Unheils. So wurde Wien gerettet. Viel hätte ich euch noch zu erzählen von den Kriegsleiden, die unser Vaterland durch Ludwigs Xiv. Eroberungssucht zu erdulden hatte, von Brand, Mord und schändlichem Treubruch. Besonders die Pfalz (mit den Städten Heidelberg, Worms und Speyer u. a.) weiß von diesen Schrecken ein Trauerlied zu singen. Aber es sei hier genug. Deutschland steht jetzt stärker da, als in jenen schlimmen Zeiten. Möge es immer einig sein, dann wird es auch stark sein! Zur schriftlichen Darstellung: 1. Was war stets das Ziel Ludwig Xiv? 2. Was that Ludwig Xiv., um seinen Besitz im Elsaß abzurunden und zu erweitern? 3. Welche Bedeutung hat der 30. September für Straßburg? 4. Erzähle die Belagerung und Errettung Wiens. 14. Jrifdtuj Wilhelm, to Größe Kiirsitrjl. Wie mochte es nur möglich sein, daß Ludwig Xiv. seine hinterlistigen Pläne gegen unser Vaterland so leicht ausführen konnte? Wie konnte er nur wagen, überhaupt dergleichen zu beginnen? — Er wußte recht wohl, was er that. Ihr wißt, ein Reich, das mit sich selbst uneins wird, kann nicht bestehen. Deutschland war ein solches Reich. Jeder der zahlreichen Reichsstände, also die Kurfürsten, Herzöge, Grafen, Bischöfe, Städte strebte nach Unabhängigkeit. Der Gehorsam gegen den Kaiser fiel ihnen sehr schwer. Zu diesem Ungehorsam kam nun seit der Reformation noch der Religionsstreit. Deutschland schied sich nach den Glaubensbekenntnissen in 2 große Heerlager: hier Katholiken, dort Protestanten. In Frankreich dagegen war es Ludwig Xiv. gelungen, die Königsmacht über jede andere zu erheben und sich zum unumschränkten Herrn zu machen. Dazu war Frankreich in der Hauptsache katholisch, und die Reformierten mußten sich unterwerfen. — Also auf deutscher Seite Ungehorsam und Uneinigkeit, auf französischer Seite dagegen uneingeschränkte Macht in der Hand eines einzelnen, dem alle gehorchen mußten.

3. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 89

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 89 — Die Verbündeten rückten der französischen Armee nach, und überschritten in der Neujahrsnacht 1814 zwischen Mannheim und Koblenz zugleich an mehreren Punkten den Rhein. Nachdem sie Napoleon noch in mehreren Treffen geschlagen hatten, hielten sie am 31. März ihren Einzug in das damals noch wenig befestigte Paris. Zur schriftlichen Darstellung: 1. Erzähle den russischen Feldzug. 2. Schildere die Wirkung, welche der Aufruf „an mein Volk" hervorbrachte. 3. Welche Schlachten wurden 1813 geschlagen? 4. Erzähle etwas von der Völkerschlacht bei Leipzig (Zeit — Schauplatz — Größe der Heere — Führer). 82. Der Wiener sonores. Uwlem Ausgang. Nach der Schlacht bei Leipzig löste sich der Rheinbund völlig auf. Jerome wurde aus Westfalen vertrieben, und die alten Fürsten, der Kur- fürst von Hessen und der Herzog von Braunschweig, kehrten in ihre Länder zurück. Preußen erhielt seinen Besitz gleichfalls zurück. Nur in Hamburg behaupteten sich die Franzosen noch bis zum Mai 1814 und übten unter dem harten Davoust (Dawuh) furchtbare Bedrückungen aus. Der König von Dänemark verlor, zur Strafe für seine Anhänglichkeit an Napoleon, Norwegen, welches an Schweden kam. Österreich bekam Oberitalien wieder, und in die übrigen italienischen Länder kehrten die angestammten Herrscher zurück. Napoleon mußte dem französischen Thron entsagen und erhielt die Insel Elba zum Aufenthaltsorte angewiesen. Zugleich wurde ihm ein Jahrgehalt von 2 Mill. Fr. ausgesetzt, auch durste er 400 Mann seiner alten Garde um sich behalten. Zum letzten Mal ließ er im Schloßhofe zu Fontainebleau (Fongtänbloh) die braven Soldaten aufmarschieren und nahm mit gebrochenem Herzen unter dem Schluchzen der alten Helden rührenden Abschied. Am 4. Mai 1814 landete er auf Elba. Nun wurde endlich der langersehnte 1. Pariser Friede geschlossen. Frankreich erhielt den Bruder Ludwig Xvi. unter dem Namen Ludwig Xviii.1) zum Könige. Nun sollten aus dem Kongreß in Wien die Verhältnisse Europas neu geordnet werden. Eine glänzendere Versammlung hat sich in Wien nie zusammengesunden. Kaiser, Könige und andere Fürsten, zahlreiche Gesandte und Unterhändler fanden sich ein. Ein Fest folgte dem andern. Theater, Bälle, üppige Gastmähler, Schlittenfahrten u. f. w. — man konnte nicht Den Sohn Ludwig Xvi. hatten die Jakobiner nach der Hinrichtung des Könrgs einem Schuhmacher, Simon mit Namen, zur Erziehung übergeben. Nach erner unwürdigen, schmählichen Behandlung war der Prinz bereits 1795, im Alter von 10 Jahren, gestorben. Man zählt ihn unter dem Namen Ludwig Xvii. in der Reihe der französischen Könige mit.

4. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 111

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 111 — tete die Bergakademie in Freiberg, wo höhere Bergbeamten gebildet werden, und förderte die Schafzucht. 18 Jahre alt, übernahm 1768 Friedrich Augustin, die Regierung. Der Grundzug seines Wesens war Ordnungsliebe, Gewissenhaftigkeit und strenge Gerechtigkeit. Deshalb hat man ihm auch den Beinamen „des Gerechten" gegeben. Er bemühete sich redlich, die Landesschulden zu bezahlen und dem Lande neue Quellen der Wohlfahrt zu eröffnen. Die polnische Krone lehnte er ab. Um das Forstwesen machte er sich besonders verdient. Es entstand die Forstakademie zu Tharaud, auf welcher Forstbeamte und Landwirte eine höhere Ausbildung erhalten. Er gründete die Tierarzneischule in Dresden, unterstützte die Einführung von Spinnmaschinen, errichtete eine Brandtasse zur Beihilfe bei Brandschäden, er befahl die Impfnng der Schutzblattern n. s.w. — Je besseren Unterricht der Mensch erhält, desto leichter wird ihm sein Fortkommen. Das erkannte Friedrich August und sorgte deshalb sür die Verbesserung des Schulwesens und zwar dadurch, daß er in Dresden das erste Lehrerseminar (1785) errichten ließ, eine Anstalt, auf welcher junge Leute, Seminaristen genannt, für den Lehrerberuf gebildet werden. Es entstanden Anstalten für Geisteskranke und Gebrechliche; auch der Waisen und Taubstummen nahm er sich an. Seine Gerechtigkeit bewies er, indem er die Tortur oder die Folter abschaffte. Wer angeklagt war und nicht gestand, der wurde vordem durch allerlei Werkzeuge (Folter) fo lange gemartert, bis er sich schuldig bekannte. Das war eine Ungerechtigkeit und Grausamkeit, da sie den Unschuldigen ebenso traf als den Schuldigen. Friedrich August schaffte sie bereits 1771 ab. Wie sich Friedrich August zu Napoleon stellte und welches deshalb sein Schicksal war,, haben wir bereits gehört. §ter wollen wir uns nur daran erinnern, daß Sachsen von Napoleon 1806 zum Königreich erhoben wurde und Friedrich August als König nunmehr der Erste genannt wird. Nach seiner Rückkehr aus der Gesangenschast (wann?) regierte er noch 12 Jahre und^ feierte 1818 das 50 jährige Regierungsjubiläum. Er starb 1827 am o. Mai, genau 6 Jahre nach dem, welchem er die gelobte Treue nicht hatte brechen wollen. (Wer war's?) Ihm folgte sein Bruder Anton der Gütige, damals bereits ein Gras von 72 Jahren. Seinen Beinamen hat er sür seine Menschenfreundlichkeit erhalten. Im Jahre 1830 entstand in Frankreich abermals eine Revolution. (Was ist das?) — Die Franzosen Vertrieben ihren König Karl X., den Brnder Ludwig Xviii., der 1824 gestorben war. Sie verlangten alle Rechte und Freiheiten zurück, die ihnen genommen worden waren und reizten dadurch die Nachbarstaaten. Auch in Sachsen kam es zu Unruhen, und das Verlangen nach mehrfachen Verbesserungen und Frei-heiten wurde laut. König Anton, bereits 75 Jahre alt, nahm seinen Neffen, den Prinzen Friedrich August, zum Mitregenten an, und dieser in Gemeinschaft mit dem vortrefflichen Minister Bernhard v. Lindenan entwarf die Grundzüge einer Verfassung oder Konstitution. Darunter versteht man ein Übereinkommen, einen Vertrag zwischen dem Könige und

5. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 34

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 34 — 13. Mi Kiiuli girapurßs. Die Kilukiw non Wen. In der 2. Hälfte des 30 jährigen Krieges nahm auch Frankreich am Kampfe teil. Es ging, wie wir schon gehört haben, ein Bündnis mit den Schweden ein und erreichte durch Gewalt und Ränke sein Ziel — den Besitz des Elsaß. Damals regierte in Frankreich Ludwig Xiv., ein ländergieriger, ruhmsüchtiger und gewissenloser Fürst. Er mengte sich in jede fremde Angelegenheit und fing mit aller Welt Krieg an. Er wollte Frankreich zum mächtigsten und angesehensten Staate in Europa machen, alle anderen sollten seinen Befehlen gehorsam sein. Besonders auf die Schwächung des österreichischen Hauses hatte er es abgesehen. — Was nun Ludwig unternahm, um seine stolzen Pläne auszuführen, und wie ihm kein Mittel zu schlecht war, seine Absichten zu erreichen, davon wollen wir jetzt einiges hören. Den deutschen Kaiserthron nahm damals Leopold I. ein. Dieser Fürst war seiner hohen Ausgabe nicht gewachsen. Träge und gleichgültig versäumte er stets den rechten Zeitpunkt zum Handeln. Und doch wäre Wachsamkeit und rascher Entschluß niemals mehr nötig gewesen, als unter ihm. Im Jahre 1667 hatte Ludwig Xiv. einen Krieg mit den Spaniern angefangen. Ihm gelüstete nach dem Besitz der südlichen Niederlande. In seinem Siegeslaufe wurde er besonders durch die Holländer gehemmt. Als er deshalb mit Spanien hatte Frieden schließen müssen, wendete er sich später gegen die Holländer. Deutschland war dabei zwar auch bedroht, aber Kaiser Leopold blieb dennoch unthätig. Erst nach langem Zögern entschloß er sich, an dem Kriege gegen Frankreich teilzunehmen. Doch zu einer herzhaften That konnte er sich nicht aufraffen. Da fah denn Ludwig ein, daß dieser Gegner nicht zu fürchten sei. Und flugs beschloß er, den Besitz, den er im 30 jährigen Kriege von Österreich gewonnen hatte, durch eine kühne, aber treulose That mit einem Male abzurunden und zu vergrößern. Durch den Westfälischen Frieden hatte Frankreich den Elsaß gewonnen. Aber nur soweit er zu Österreich gehörte. Die freien Reichsstädte im Elsaß samt ihren Gebieten waren in diese Erwerbung nicht inbegriffen. Aber der Elsaß ohne die blühenden, wohlhabenden Reichsstädte war nur ein halber Gewinn. Besonders aber ohne Straßburg. Diese wichtige Stadt mit ihrem herrlichen Münster war der Schlüssel zu Deutschland, so daß Karl V. einmal sagte: „Wenn Wien und Straßburg gleichzeitig in Gefahr wären, würde er zuerst letzteres zu retten suchen." — Schon während des Holländischen Krieges hatte Ludwig Xiv. 10 elsässische Reichsstädte unterwerfen und befestigen lassen, jetzt stellte er die unerhörte Behauptung aus: im Westfälischen Frieden sei ihm der Elsaß zugesprochen worden nicht nur mit dem, was jetzt dazu gehöre, sondern mit allem, was je dazu gehört habe. Um nun unter dem Scheine des Rechtes den beabsichtigten Raub ausführen zu können, richtete er zu Metz und Breisach 2 Gerichtshöfe ein, die untersuchen sollten, was sonst einmal zum Elsaß

6. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 38

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 38 — Nach etrtem mehrstündigen Kampfe behaupteten die Brandenburger ihre Stellung, und die Schweden mußten weichen, so tapfer sie sich auch gehalten hatten. Und was hatten die Sieger vorher für Strapazen durchmachen müssen. 11 Tage hatten zuletzt die brandenburgischen Reiter nicht abgesattelt. Das war einmal ein frischer Kampf. Dergleichen war man von beutscheu Heeren gar nicht mehr gewohnt. Sie konnten's also auch noch, wenn sie wollten. Da brauchte man boch nicht ganz zu verzagen, wenn sich der Franzosenkönig zum Herren Dentschlanbs machen wollte. Am solgeuben Tage setzte der Kurfürst den flüchtenden Schweden nach. Er eroberte Stettin und den größten Teil von Pommern, nahm ihnen Rügen weg und wollte sie ganz und gar aus ihren Besitzungen an der Ostsee vertreiben. Da aber schloß Ludwig Xiv. plötzlich mit den Holländern Frieden. Derselbe kam 1679 in Nymwegen zu stände und war natürlich höchst vorteilhaft für Frankreich, aber schmachvoll für den Kaiser, das deutsche Reich und für alle, die gegen Ludwig gekämpft hatten. Wie follte der Kurfürst von Branbenburg, verlassen von seinen Bnnbesgenossen, sich allein Frankreich wibersetzen? Auf Lubwigs Verlangen mußte er alle den Schweden abgenommenen Lanbstriche und Stabte zurückgeben und sich mit einer geringen Gelbentschäbignng begnügen. Kaiser Leopolb war bannt einverstanben, beim er fürchtete sich, daß ihm der Kurfürst zu mächtig werben möchte. Daß die Schweden in Deutschland saßen, das erschien ihm weniger schlimm, als wenn ein deutscher Reichsfürst sein Gebiet vergrößere. Voll innerer Wut unterzeichnete Friedrich Wilhelm den Friedensschluß, dann aber zerstampfte er die Feder und rief die prophetischen Worte: „ Auf erstehn wird mir ans meinen Gebeinen ein Rächer!" Und wenn auch später, als er gedacht haben mochte, ist aus seinen Gebeinen der Rächer hervorgegangen. Als 1871 die Deutschen in Paris einzogen und den Frieden diktierten, da war Kaiser Wilhelm der Rächer der deutschen Ehre und seines großen Ahnherrn. Aber die Erinnerung an den Großen Kurfürsten sei nicht blos eine kriegerische, auch eine friedliche. Sorgte er doch auch mit väterlicher Sorge für das innere Wohl des Staates. Gerade die letzten 8 Jahre des 30 jährigen Kriegs bildeten den Anfang feiner Regierung. Wann kam er also dazu? (1640—88). Ihr habt gehört, wie der schreckliche Krieg Deutschland entvölkert hatte. Da nahm der Große Kurfürst 20—30 000 Franzosen in Brandenburg auf, die wegen der Religionsverfolgungen in Frankreich ihr Vaterland hatten verlassen müssen. Die meisten ließen sich in Berlin nieder, und noch jetzt findet man dort eine Menge französischer Familiennamen aus jener Zeit. Die Eingewanderten waren Seidenweber, Posamentiere, Strumpfwirker, Hutmacher n. dgl., alles geschickte Leute. Bisher waren die Hofleute, durch die leider auch hier eingeführte Pariser Mode genötigt gewesen, Seuche, Hüte, (Strümpfe, Borten u. s. w. ans Frankreich kommen zu lassen, jetzt blieb das Geld im Lande. Auch führte Friedrich Wilhelm die Post ein und verschönerte Berlin, dem mau damals

7. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 76

1879 - Leipzig : Klinkhardt
Iv. Neueste Geschichte. Während in der vorhergehenden Periode Freiheit auf religiösem und kirchlichem Gebiete sich als das Hauptstreben der Völker zeigte und Millionen Gut und Blut dafür einsetzten, wurde jetzt, durch den Borgang Nordamerikas, auch in Europa Unzufriedenheit mit den bisherigen staatlichen Verhältnissen erregt. Mit entsetzlichen Revolutionen beginnt die neueste Zeit. Aufruhr und Empörung überschreiten mehrmals die Grenzen Frankreichs/ erschüttern die Staaten Europas und üben einen außerordentlichen Einfluß auf die ganze Menschheit aus. Durch die Fürsorge der Regierungen verbreiten Schulen und Universitäten Bildung unter allen Schichten des Volkes und begründen so die riesenhaften Fortschritte, welche im Reiche der Wissenschaften, Künste und Erfindungen gemacht werden. §♦ 51. Die französische Revolution. Die neueste Geschichte beginnt mit einer der größten Begebenheiten der Weltgeschichte — der französischen Revolution, — ein Ereigniß, welches, so unheilbringend es auch für die damalige Zeit war, doch überaus wichtig durch seine Folgen wurde und auf's Neue die Wahrheit bestätigt, daß ein weiser und gerechter Gott über der Menschheit waltet. Unter der 72jährigen Regierung Ludwig Xiv. hatte Frankreich zwar den höchsten Gipfel der Macht und des Ansehens erreicht, allein die vielen Kriege und die Prachtliebe dieses Königs hatten eine Schuldenlast von mehr als 1000 Mill. Franken angehäuft, den größten Abgabendruck, und durch denselben die bitterste Unzufriedenheit hervorgerufen. Durch Ludwig Xv. (1715—74) Verschwendungssucht wurde das Unglück des Landes nur noch vermehrt. Gleichzeitig brachte das sittenlose Leben am Hofe Ludwigs dem Königereiche Verachtung, und die freigeisterischen Schriften von Voltaire, Rousseau (Russo) und Anderen hatten durch die höhnendsten Angriffe auf das Christenthum Sittlichkeit und Glauben im Volke untergraben. Den durch seine Vorgänger verursachten Schaden zu heilen, hatte Ludwig Xvi. (1774—92) den besten Willen, aber nicht die Kraft. Er suchte zwar durch Beschränkung seiner eigenen Bedürfnisse

8. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 86

1879 - Leipzig : Klinkhardt
wurde nach der Erstürmung der Stadt gefangen genommen, nach Berlin abgeführt und sein Land zunächst von einem russischen, später von einem preußischen Gouverneur verwaltet. Sofort zogen jetzt die Heere der Verbündeten gegen Frankreich, schlugen Napoleon noch in mehreren Treffen, marschirten gegen Paris und hielten daselbst am 31. März 1814 ihren Einzug. Napoleon wurde abgesetzt und auf die Insel Elba verbannt. Der Bruder Ludwigs Xvi. bestieg als Ludwig Xviii. den Thron und beeilte sich mit den Verbündeten den ersten Pariser Frieden zu schließen, nach welchem Frankreich alle seit 1792 eroberten Länder verlor. Noch in demselben Jahre traten die Fürsten Zu einem Congresse in Wien zusammen. Während der Verhandlungen kam plötzlich die Nachricht, daß Napoleon (1815) Elba verlassen habe und bereits in Paris eingezogen sei. Ludwig Xviii. war nach Genf geflüchtet. Am 16. Juni griff Napoleon die Preußen an und drängte sie zurück; darauf kam es aber bei Waterloo den 18. Juni zur letzten entscheidenden Schlacht, in welcher die Preußen und Engländer unter Blücher und Wellington vollständig siegten und schon am 7. Juli ihren Einzug in Paris hielten. Napoleon selbst war geflohen, ergab sich den Engländern, welche ihn als Gefangenen auf die Insel St. Helena abführten, wo er (den 5. Mai 18-21) starb. In dem darauffolgenden zweiten Pariser Frieden vom 20. November 1815 wurde Frankreich auf die Grenzen von 1790 beschränkt, mußte die während der Kriege geraubten Kunstschätze wieder herausgeben, 700 Millionen Francs Kriegssteuern an die Verbündeten zahlen und überdies ein Bund es he er (150000 Mann) 5 Jahre in Frankreich unterhalten. Auf dem Congresse in Wien 1815 wurde nun Deutschland als ein ans 38 souveränen Staaten bestehender Bundesstaat erklärt, dessen Einrichtung die deutsche Bundesakte enthielt. Sitz der Bundesversammlung wurde Frankfurt am Main. Die meisten Fürsten erhielten ihre Länder wieder; nur der gefangene König von Sachsen, Friedrich August, mußte für feine Treue zu Napoleon den ansehnlichsten Theil seines Landes an Preußen abtreten. 367 □ Meilen Sachsens kamen zum größten Theile unter dem Namen preußische Provinz Sachsen an Preußen, und nur einen kleinen Theil, den sogenannten Neustädter Kreis, erhielt Weimar. Friedrich August kehrte den 7. Juni nach Sachsen zurück, stellte 20000 Mann gegen Frankreich und trat dem Bunde bei. Dem verarmten Lande half er auf durch Vereinfachung des Staatshaushaltes, Unterstützung der Industrie und Landwirthschaft und erwarb sich durch fast sechzigjährige treffliche Regierung den Beinamen „der Gerechte". §» 58. Deutschland bis zum Jahre 1848. Nachdem in Deutschland der Friede wieder hergestellt und die Fürsten Europas sich in dem „heiligen Bunde" zu gegenseitigem, aus

9. Europa - S. 266

1913 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Welt. Im N, noch innerhalb des großen Festungsgürtels, liegt St. Denis (65000 Einw.), berühmt durch ihre gotische Basilika, die Gruft- kirche der französischen Könige. Diese Kathedrale soll im 3. Jahr- hundert über dem Grabe des heil. Dionysius erbaut sein. Er hatte von Rom aus den Parisern das Christentum gebracht, gilt daher als der erste Bischof des Landes. Auf dem Montmartre soll er den Märtyrertod erlitten haben. Hier trat Heinrich Iv. feierlich zum katholischen Glauben über, und 1810 wurde Napoleon hier mit der Erzherzogin Marie Luise getraut. Im W liegt die Sommerresidenz der französischen Könige, St. Germain (en Laye) mit herrlichem Wald. Hier wurde Ludwig Xiv. geboren und residierte hier auch, bis ihm das Schloß nicht mehr ge- nügte und er in Versailles eine prächtige Residenz erbaute. Nahe bei Paris, durch die Seine getrennt, Boulogne gegenüber, liegt westlich St. Cloud, benannt nach einem Enkel des Frankenkönigs Chlodwig, ein stilles Städtchen. Hier wurde 1815 die Übergabe von Paris an Blücher und Wellington unterzeichnet. Es war auch Sommerresidenz der königlichen Familie, als Napoleon Iii. von hier die Kriegserklärung gegen Deutschland erließ. 18 km im Wsw liegt Versailles (55000 Einw.), „das französische Potsdam", dessen großartiges, für etwa 500 Mill. Franks erbautes Schloß an die Glanztage Ludwigs Xiv. „des Sonnengottes", erinnert. Mit Recht sagt man, Versailles sei für das Schloß erbaut. Alle Straßen laufen auf den Prachtbau zu, der aber nicht der Stadt, sondern dem Schloßgarten seine herrliche, über 500 m lange Vorderseite zukehrt. Das Schloß bildet eine Art nationaler Ruhmeshalle; Galerie reiht sich an Galerie, mit vielen Gemälden von Meisterhand. Für Hunderte von Schlössern in Europa ist der Palast in Versailles das Muster geworden; aber kein Fürst konnte wie Ludwig, um seiner Laune zu fröhnen, Hunderte von Millionen so verschwenden. „Keinem Fürsten gelang es, einen Park zu schaffen, dessen großen Züge die Perspektive des Bauwerkes in solcher Feinheit fortsetzten und in so harmonischer Weise den Übergang von der Regelmäßigkeit der Architektur zu der feinen Natur vermittelt." Großartig sind auch die Wasserkünste. Hier war vom 6. Okt. 1870 bis 6. März 1871 das Hauptquartier der deutschen Heere, und in der Spiegelgalerie, in der Galerie des Glaces, nahm König Wilhelm I. die Deutsche Kaiser- krone. Jetzt bildet das Schloß ein großartiges Nationalmuseum, in welchem Büsten, Porträts, Schlachtenbilder usw. an die ruhmreiche Vergangenheit erinnern. 12. Bretagne und Westnormandie. a) Allgemeines. Lage. Verfolgen wir die Grundlinie der stark ausgebildeten Halbinsel Bretagne nach N, so treffen wir die Halbinsel Normandie (Contentin), nach S die Vendée. Bau. Warum bildet dieses Gebiet eine Einheit? Es ist ja (wie das Französische

10. Mittlere Geschichte - S. 44

1897 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
n.chr. Kaiser Heinrich Vii. (vorher Graf von Luxemburg). Sein Sohn Johann wird König von Böhmen. Heinrich \Ii. unternimmt einen Zug nach Italien, um die Kaisergewalt daselbst wieder herzustellen. (Der Dichter Dante in Florenz sein Freund.) Der Kamps zwischen Guelsen und Ghibellinen entbrennt von neuem. Heinrich empfängt die lombardische Krone und die Kaiserkrone. Florenz leistet ihm Widerstand. Er stirbt in Italien (in Pisa begraben). Ludwig von Bayern und Friedrich (der Schöne) von Österreich. 1322 Schlacht bei Mühldorf (am Inn). Friedrich der Schöne wird gefangen genommen und auf das Schloß Trausnitz (an der Nab) gebracht. Die Nachkommen Albrechts des Bären in Brandenburg waren ausgestorben. Ludwig von Bayern giebt die Mark seinem Sohne Ludwig. Leopold, Friedrichs des Schönen Bruder, setzt den Kampf um die deutsche Königskrone fort. Der Papst von Avignon spricht den Bann über Ludwig von Bayern aus. Ludwig giebt Friedrich den Schönen frei und teilt mit ihm die Regierung. Ludwig unternimmt einen Römerzug und läßt sich zum Kaiser krönen. 1380 Friedrich der Schöne stirbt. 1338 Kurverein zu Reuse. Die Kurfürsten (Wahlfürsten) erklären, daß die Kaiserwahl von der Bestätigung des Papstes unabhängig sei, und daß der Papst über den Kaiser nicht richten könne. Auch die Städte halten treu zum Kaiser. Die Kurfürsten tadeln die Ländersucht des Kaisers und beschließen, ihn abzusetzen. Ludwig stirbt auf der Bärenjagd bei München (feiner Residenz).
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