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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 29

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Kosaken des Zaren. 29 19. Die Kosaken des Zaren. 1. Schilderung. In dem Weltkriege haben die Kosaken den größten Teil unserer Provinz heimgesucht und Angst und Schrecken verbreitet. Selbst Wehrlose, wie Greise, Frauen und Kinder, fielen ihrer Grausamkeit zum Opfer. Die Kosaken sind halbwilde Steppenvölker aus dem fernen Osten Rußlands. Kosak bedeutet Landstreicher, Straßenräuber. Vor etwa tausend Jahren waren die Kosaken ein Volk ohne feste Wohnsitze, das umherzog und auf Diebstahl und Raub ausging, ähnlich wie die Zigeuner, die verstreut auch bei uns in: deutschen Vaterlande noch hier und da auftauchen. Später erhielten sie vom russischen Kaiser unentgeltlich Land zur Ansiedlung an den Grenzen des weiten Reiches, z. B. am Kaukasus-Gebirge. Dafür mußten sie sich verpflichten, die Grenzgebiete gegen räuberische Einfälle anderer halbwilder Völker zu verteidigen und sich auf eigene Kosten auszurüsten, auch ihr Pferd selbst zu stellen. Im Weltkriege hat man oft von den Don- und Wolga-Kosaken gehört. Der Name bezeichnet ihren Wohnsitz an russischen Flüssen. Wenn die Kosaken auch nach und nach zu seßhaften Bauern geworden sind, so kann man sie doch noch immer als Kinder der Wildnis bezeichnen, die keine ernste Arbeit lieben und bei jeder sich darbietenden Gelegenheit ihre alte Diebs- und Räubernatur zeigen. Der Kosak kennt keine Bequemlichkeit und hält die größten Anstrengungen mit Leichtigkeit aus. Seine Sinne sind scharf wie die eines Raubtieres. Er ist klein, hat breite Schultern, eine niedrige Stirn und vorstehende Backenknochen. Kosak und Pferd sind unzertrennlich miteinander verbunden. Sein Reittier ist ein kleiner, struppiger, aber zäher Gaul, ein minderwertiges Tier. Es wird nicht durch Sporen gelenkt, sondern durch Schenkeldruck. Die Bewaffnung der Kosaken besteht meist aus einer sehr langen Lanze ohne Fähnchen, die ganz den Lanzen unserer Ulanen gleicht. Die Kosaken des Kaukasus haben jedoch statt ihrer einen großen Dolch. Außerdem hat jeder Kosak eine kurze Büchse, ähnlich unserem Karabiner, und die Nagaika. Die Nagaika ist eine kurze Lederpeitsche, an deren Enden gewöhnlich Bleikugeln eingenäht oder festgenietet sind. Diese Waffe, die im Kriege gar keinen Zweck hat, deutet schon auf die Verwendung hin, welche die Kosaken in Friedenszeiten finden. Im „heiligen" Rußland gibt es ja für Prügelstrafen jederzeit genügend Veranlassungen. Da sind irgendwo Unruhen ausgebrochen. Dann trifft die Nagaika des Kosaken den Rücken Schuldiger und Unschuldiger, Verdächtiger und Harmloser; Männer und Frauen jeden Alters bekommen sie zu kosten. Die russische Gerichtsbehörde findet es in schönster Ordnung, daß die Bewohner ganzer Bezirke dorfweise „durchgeknutet" werden. Ein andermal ist es Bauern infolge einer Mißernte unmöglich, die hohen Steuem aufzubringen. Väterchen schickt einige Regimenter Kosaken hin und

2. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 34

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
34 Hindenburg, der Befreier Ostpreußens. 5. Wie Hindenburg die Russen einkreiste. Die Russen waren immer noch in großer Übermacht. Hindenburg wußte, daß er sie nur vernichten könne, wenn er sie umstellte und einkreiste, so daß sie wie in einer Mausefalle saßen. Rasch wurden vom westlichen Kriegsschauplatz noch Truppen herbeigeschafft. Nach dreitägiger Bahnfahrt wurden sie ausgeladen und mußten sofort mit eingreifen. Als nun einzelne russische Abteilungen angegriffen wurden, stieß die gesamte Macht der Narewarmee von Süden vor. Das hatte Hindenburg bezweckt. Ohne daß sie es ahnte, rannte diese Armee ins Verderben. Hindenburg ließ die einzelnen Truppenabteilungen so marschieren, daß seine Armee endlich in einem großen Halbkreis stand, der sich immer mehr zum Kreise rundete. Allerdings stellte er ungeheure Anforderungen an die Marschfähigkeit der Truppen. Aber mit beispielloser Zähigkeit und Opferfreudigkeit leisteten es unsere braven Truppen. Oft mußten in einem Tage bis 60 Kilometer marschiert werden, in glühender Sonne, bei brennendem Durst und ohne Verpflegung; denn der Proviant konnte nicht so schnell nachkommen. Und am Schluß des Marsches wurden sie oft sofort in den Kampf geführt; aber nie versagten sie. In den offenen Kreis marschierten die Russen von Südosten her ein, ohne daß sie die Umstellung merkten. Denken wir uns einen Bogen ungefähr über Soldau, Gilgenburg, Hohenstein und Ortelsburg. So etwa standen die deutschen Abteilungen. Zwischen Gilgenburg und Hohenstein liegt das Dorf Tannenberg, wo Hindenburg während der Schlacht seinen Stand hatte. *■ Deutsche Flieger schwebten über den eigenen und den feindlichen Stellungen und meldeten dem Feldherrn endlich, daß die Einkreisung vollzogen sei. *) Skizze — flüchtiger Entwurf. Cs? #Hohenstein \ Tannenberg Ortelsbw ^ ^Gilgenburg\,+^ Moldau L>kizze *) von der Schlacht bei Tannenberg.

3. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 36

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Tannenberg 1914. Masuren, das Grab der Nusien. y. Wie die Russen nochmals in Ostpreußen einfielen. Im Spätherbst 1914 war die Hauptmacht der deutschen Truppen im mittleren und südlichen Polen benötigt. Darum konnten die Russen abermals in Ostpreußen einbrechen. Sie drangen vor bis an die masurischen Seen südlich von Insterburg. Hier gruben sie sich ein. Anfang Februar aber zog Hindenburg hier, ohne daß die Russen es merkten, bedeutende Verstärkungen zusammen. Dann griff er die Russen bei grimmiger Winterkälte in tiefstem Schnee an und vernichtete sie in der mehrtägigen gewaltigen „Winterschlacht in Masuren". Von der Größe des Sieges zeugten die mehr als 100000 Gefangenen (worunter sieben Generale), sowie die 300 erbeuteten Geschütze. Abermals war Ostpreußen befreit und wird es nun wohl auch bleiben. Die Russen werden nicht noch einmal Bekanntschaft machen wollen mit den masurischen Seen! K. Wendling, „Kriegslektionen". Straßburger Druckerei u. Verlagsanstalt vorm. N. Schultz & Cie. Straßburg i. C. 22. Tannenberg 1914. Kurt Münzer. 1. Es liegt ein Land Masuren, hat tiefe, stumme Seen, auf ungemess'nen Fluren verschwieg'ne Wälder stehn. 2. Da ist die Schlacht gegangen, das Wasser wurde rot. Am Himmel hat gehangen Die Wetterwolke Tod. 3. Viel tausend Russen schliefen, die Deutschen schlugen zu. Viel tausend Russen schliefen, die hatten fürder Ruh. 4. Es liegt ein Land Masuren, der Frühling steigt hinab. Auf still geword'nen Fluren keimt Leben aus dem Grab. 23* Masuren, das Grab der Russen. Die masurische Landschaft ist lieblich schön, wenn heller Sonnenschein über ihr lacht. Dann erglänzen die Seen tiefblau oder dunkelgrün. Die Wälder stehen wie hohe Dome, aus denen Blätterduft und Harzgeruch wie bürg in Zivil, um leichter der Gefangenschaft zu entgehen. — Hindenburg wurde von unserm Kaiser zum Generalfeldmarschall ernannt. Verschiedene Städte, darunter auch Königsberg, machten ihn zu ihrem Ehrenbürger. Viele geflüchtete Bewohner Ostpreußens suchten wieder ihre liebe Heimat auf. F. S.

4. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 20

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
20 Russische Greuel in Ostpreußen. Doch noch ein großer Schreck stand uns bevor. Von den Jegodner und Niedzwedzer Frauen erfuhren wir, daß in beiden Dörfern auch die Russen gewesen waren und von dort Kinder, Männer und Greise mitgeschleppt hatten, sogar ein Mädchen von neun Jahren, 72 jährige Greise, die schwach und krank waren. Ja, selbst die Frauen sollten mit, doch auf die Fürbitten der Männer wurden sie zurückgelassen. Aus beiden Dörfern, die zusammen 300 Einwohner zählen, waren 53 Entführte. Ach, der Jammer und der Schmerz der Zurückgebliebenen war herzzerreißend. Händeringend standen die Ärmsten da. Nach dein „Berliner Tageblatt". 15. Russische Greuel in Ostpreußen. Als die Russen im August 1914 über unsere Grenzen kamen, hatten sie in ihren Ranzen leicht entzündbare Feuerkörper, meistens braune, durchsichtige Streifen, die z. B. an der Zigarette in Brand gesteckt wurden. Diese warfen sie in die Wohnungen, besonders unter die Betten, in das Stroh des Daches, in die vollen Scheunen oder ins trockene Holz. Schnell gingen die Wohnhäuser, Ställe, Scheunen und Getreideschober in Flammen auf. Ein Feuermeer und schwarzer Rauch bezeichneten den Weg, den die Russen nahmen, die so viel Not und Elend über die friedliche Bevölkerung brachten. An manchen Orten wurden bis über 30 gleichzeitige Brände gezählt. Am schwersten haben durch den Russeneinfall die Gegenden gelitten, die in der Nähe der russischen Grenze liegen. Überall dasselbe Bild der Zerstörung: ausgebrannte Häuser, Ringmauern und hochragende Schornsteine, umgeben von verkohlten Bäumen, die in Friedenszeiten mit ihren Blüten und Früchten das Wohnhaus traulich umstanden. Bei ihrem Eindringen in Teile von Ostpreußen haben sich die Russen auch zahllose Grausamkeiten zuschulden kommen lassen. Förster der Romintener Heide wurden ohne Grund niedergeschossen Gendarme getötet, verwundet oder verschleppt. Der Gendarm aus Bilder-weitschen wurde, auf einem Kanonenwagen gefesselt, durch Eydtkuhnen gebracht. Seine Leiche hat man später auf dem Marktplatz in Kibarty gefunden. Die beiden Pfarrer in Schareyken im Kreise Oletzko und Szittkehmen im Kreise Goldap gaben den Russen nicht an, wo unsere Truppen stehen. Sie wurden deshalb in den Mund geschossen. Der eine starb sofort, der andere wurde in hoffnungslosem Zustand in das Krankenhaus nach Goldap gebracht. In einem Dorfe im Kreise Pillkallen wurden die Frauen und Kinder auf ein Gehöft getrieben. Darauf schloß man die Hoftore und steckte das Gehöft in Brand. Erst als die Eingeschlossenen in die höchste Not geraten waren, wurden die Tore geöffnet und die gequälten Leute herausgelassen. Ähnlich erging es auch den zurückgebliebenen Frauen, Kindern und schwachen Greisen in dem Städtchen Domnau. Man brachte sie in einen Mühlenvorbau und zündete diesen und auch die Mühle an. Dann verschwanden die Russen. Schon knisterten in den Sparren die todbringenden Flammen, als das herzbrechende Hilfegeschrei das Herz eines nicht beteiligten Feindes

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 93

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Aus der Nu»enzeit in Insterburg. 93 Ein Kamerad, der von Ey dt kühnen kommt, berichtet, daß das Bild der Zerstörung dort das hiesige weit in den Schatten stellt. Eigenartig soll es anmuten, daß die Grenze, die sonst so viel Aufhebens von sich machte, ausgelöscht ist und daß man gedankenlos nach Rußland hinübergeht. Auf die Grenze wird der Soldat aber erst aufmerksam, wenn er etwas braucht. In Deutschland gibt es nämlich an der Grenze, wo die Russen gehaust haben, nichts mehr. Einzig und allein aus Rußland ist noch etwas zu holen. Der Bahnhof Wirballen in Rußland ist Unterkunftsgebäude unserer Truppen. Sie liegen auf roher Baumwolle, die nach Rußland eingeführt werden sollte. Große Menge russischer Artillerie- und Infanteriemunition sind in Wirballen vorgefunden worden, ich glaube, 70 Eisenbahnwagen von der einen Sorte und 80 von der anderen. Sie werden nach Deutschland gebracht. F. 60♦ Aus der Russenzeit in Insterburg. Wie in Tilsit und Gumbinnen, so dauerte auch in Insterburg die Russenherrschaft drei Wochen. Gleich nach der Besetzung der Stadt durch die Russen war im Wasserwerk eine Störung vorgekommen. Die zurückgebliebenen Arbeiter verstanden nicht, den Fehler zu beseitigen. Auf diese Weise war es nicht möglich, die hochgelegenen Stadtteile genügend mit Wasser zu versorgen. Der General von Rennenkampf, der beim Großfürsten Nikolai Niko-lajewitsch im Dessauer Hof wohnte,v war darüber sehr ungehalten und befahl: „Es soll sofort mehr Wasser beschafft werden!" Er sandte auch einige russische Fachmänner nach dem Wasserwerk hin, unter diesen seinen ihm befreundeten Adjutanten, einen Petersburger Garde-Rittmeister. Ohne etwas von der Sache zu verstehen, erteilte letzterer die unsinnigsten Befehle. Es erfolgte daher eine Explosion, durch die fünf Jnsterburger Bürger und ein russischer Monteur getötet und der Rittmeister schwer verletzt wurden. Der von den Russen zum Gouverneur ernannte Dr. Bierfreund entging nur wie durch ein Wunder dem Tode. General von Rennenkampf war über die schwere Verletzung seines Adjutanten außer sich, ließ 18 hochgestellte Jnsterburger Bürger kommen und sagte in seinem Zorn zu ihnen: „Ihr sollt alle erschossen werden, wenn der Rittmeister stirbt." Zu diesen dem Tode geweihten Bürgern — Geiseln *) genannt — gehörte auch der russische Gouverneur Dr. Bierfreund, ein praktischer Arzt, der die Behandlung des verletzten Offiziers übernommen hatte. Die Freude war groß, als er ant nächsten Tage den anderen 17 verkünden konnte: „Meine Herren, diesmal geht's uns nicht an den Kragen, der Rittmeister wird wohl mit dem Leben davonkommen!" — 2)te Russen hatten auf dem Bahnhof zu Insterburg mehrere Säcke mit schwärzlichem Thomasmehl gefunden, das bekanntlich als Dünger gebraucht wird. <cte hielten es für Pulver, nahmen vorsichtig einen Sack und brachten 0 Geisel — Leibbürge, das ist eine Person, die mit ihrem Leben für die Erfüllung einer Forderung haftet.

6. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 103

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Trakehnen und das ostpreußische Pferd im Weltkrieg. 103 letzten Augenblick ein Bergungszug gestellt werden. So hatte es die zuständige Eisenbahnbehörde dem Anstaltsleiter zugesagt. All die bangen Wochen und Monate sind jetzt vorüber, Gott schenkte dein tapferen deutschen Heere wiederum herrliche Siege. Ostpreußens Boden ist frei vom Feinde, verstummt ist der Donner der Geschütze, ein Aufatmen geht durch die ganze Bevölkerung der Ostprovinz. Wohl ist der Schaden, der den Carlshöfet Anstalten durch den Brand verursacht ist, reichlich auf 100 000 Mark zu schätzen. . . . Aber schon ist unsere Not nicht unbeachtet geblieben. Christliche Brüder und Schwestern, edle Menschenfreunde haben unserer gedacht. Möge dieser Bericht auch dazu beitragen, in weiteren Kreisen Teilnahme für die Anstalt Carlshof und ihre zahlreichen Pfleglinge zu erwecken. Ostpreußische Kriegserlebnisse von Superintendent Braun.*) (Gekürzt.) 65. Trakehnen und das oftpreußische Pferd im Weltkrieg. 1. Vor dem Krieg. Der größte Schaden, den der Russeneinbruch in Ostpreußen zur Folge hatte, ist der, welcher der ostpreußischen Pferdezucht zugefügt wurde; denn Ostpreußen ist die preußische Provinz, in der die Pferdezucht mehr als in jeder andern gepflegt wurde, und zwar seit Jahrhunderten. Hier, besonders in den litauischen Bezirken, ist jeder Bauer Pferdezüchter, und der Litauer ist der geborene Pferdepfleger und Pferdekenner. Den dem Litauer angeborenen Sinn für Pferdeliebhaberei stärkte und pflegte schon der Ritterorden, und die zähe und kräftige Landpferderasse wurde in vom Orden angelegten Gestüten ziel- und zweckbewußt gezogen. Als Ostpreußen in den Besitz der Hohenzollern kam, wurde die Landespferdezucht von den Herrschern weiter zielbewußt gepflegt, und Friedrich Wilhelm I. von Preußen ließ in den Jahren 1717 bis 1732 all die kleinen Gestüte um einen Zentralpunkt, Trakehnen, zusammenziehen und errichtete hier ein preußisches Hofgestüt. Gezogen werden die für Militärzwecke geeigneten Füllen in der Hauptsache von den kleineren Landwirten, aufgezogen dagegen von den größeren Besitzern; denn die kleineren Bauern haben weder genügende Stallungen noch ausreichende Koppeln (Weiden), um die Remonten bis zum dritten Jahre zu halten und entsprechend zu pflegen. In welchem Umfange die Pferdezucht in . Ostpreußen getrieben wurde, geht am besten daraus hervor, daß von den 14 700 Remonten, die die preußische Armee jährlich braucht, diese Provinz im Jahre 1912 allein über 8700 stellte. Der gesamte Pferdebestand Ostpreußens belief sich am 1. Dezember 1913 auf 501 550 Stück, überragte also den jeder andern Provinz ganz bedeutend. Weit dahinter z. B. stand Schlesien *) Zum Besten des Kinderkrüppelheims. Drucki und Verlag Krüvpellehranstalt Angerburg i. Ostpr.

7. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 105

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Trakehnen und das ostpreußische Pferd im Weltkrieg. 105 Vieh einen traurigen Zug, eine Riesenkarawane, die erst nach vierzehntägiger Wanderung im Landgestüt Marienwerder Unterkunft fand. Aber die große Masse der kleinen Züchter ist von den Russen überrascht worden oder mußte Hals über Kopf flüchten. So fielen eine riesige Anzahl wertvoller Zuchtstuten den Russen in die Hände, und viele Pferde, die von den flüchtenden Bauern nicht mitgenommen werden konnten, gingen an Futtermangel, Krankheiten und Beschädigungen, die sie sich bei dem freien Herumstreifen zugezogen hatten, zu Grunde. Wie groß die Anzahl des Abganges auf diese unrühmliche Art gewesen sein mag, geht daraus hervor, daß noch Anfang Dezember 1914 17 000 Pferde im Lande herrenlos umherliefen. Inzwischen hatte Hindenburg die Russen aus Ostpreußen hinweggefegt. Ende September kehrten Oberamtmann Conradi und eine Anzahl der Beamten und Bediensteten nach Trakehnen zurück, und sie erlebten eine angenehme Überraschung: Die Russen hatten sich verhältnismäßig anständig benommen. Während ringsum alles verwüstet war, zeigte das Gestüt nur geringe Beschädigungen. Zwar hatte man in den Häusern geplündert, und es fehlte auch nicht an vereinzelten Zerstörungen; aber im großen und ganzen hatte man das Gestüt geschont — und zwar auf ausdrücklichen Befehl des russischen Oberkommandierenden v. Rennenkampf, der in Insterburg bei einer Tafelei davon gesprochen hatte, daß er sich das Gestüt vom Zaren als Belohnung für seine Feldherrntat ausbitten werde. Anfang November 1914 brachen die Russen zum zweiten Male in Ostpreußen ein und hausten fast noch schlimmer als in den Augusttagen,, und jetzt wurde auch Trakehnen nicht geschont, weil diesmal ein Beschützer fehlte, wie es Rennenkampf aus selbstsüchtigen Gründen gewesen war. Mit besonderem Haß wurde alles staatliche Eigentum zerstört. Das Schulhaus, das größere Gasthaus, die Apotheke, die Gestütsschmiede, das Postamt und fast alle Wirtschaftsgebäude wurden ausgeraubt und niedergebrannt. Das 1867 erbaute Getreidemagazin war nach dem Russenabzug nur noch ein gewaltiger Trümmerhaufen. Über dem danebengestandenen neuen Mühlspeicher hing das Dach frei auf dem Riesenloch, das die Sprengbombe in das Gebäude gerissen hatte. Der erst vor zwei Jahren mit einem Kostenaufwand von 130 000 Mark erbaute neue Hauptstall gewährte einen grausigen Anblick; durch Sprengbomben war er in eine Ruine verwandelt worden. Die neue Reitbahn war insofern ein Kunstbau, als das Dach nur von Eisenbeton-wandungen ohne Stütze getragen wurde. Auch sie lag in Trümmern — anscheinend durch Dynamit gesprengt — und das schwere Dachgefüge drohte jeden Augenblick einzustürzen. Nach der Vertreibung der Russen wurde bald mit dem Wiederaufbau der berühmten Zuchtstätte begonnen. Vieler Arbeit und bedeutender Geldopfer hat es bedurft, das zerstörte Gestüt wieder herzustellen. Und so wird Trakehnen auch in Zukunft der Mittelpunkt und die Grundlage der ostpreußischen Pferdezucht bleiben; denn gerade dieser Krieg hat gezeigt, ein wie wertvolles Kriegspferd das ostpreußische Pferd Trakehner Zucht ist. Nach Lothar Wende. Swillus, Unser Ostpreußen. I. 8

8. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 108

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
108 Andere ostpreußische Städte und Dörfer nach der Vertreibung der Nusien. Stadt und Heide das Ziel zahlreicher Besucher von nah und fern, welche die Naturschönheiten dieser Gegend immer mehr schätzen und lieben lernten. Der Krieg hat alles geändert, wenn auch das Bild, das die Natur geschaffen, zum Teil erhalten geblieben ist. Goldap ist eine von den ostpreußischen Städten, die am längsten und schwersten unter der Russenherrschaft gelitten haben. So bildete der Stolz der Stadt, ein über acht Morgen großer Marktplatz, nach der Vertreibung der Russen einen Trümmerhaufen; nur noch wenige Gebäude waren an demselben stehen geblieben. Man kann es daher verstehen, wenn unser Kaiser den Befehl gegeben hat, das herrliche Jagdschloß Rominten noch kurz vor der Ankunft der Russen in die Luft zu sprengen. Das 15 Kilometer von der Grenze an der Rominter Heide gelegene Szittkehmen ist von den Russen teilweise zerstört worden. Wie fast überall, so haben sie auch in diesem Orte, der in wundervoller Umgebung liegt, arg gebrandschatzt und geplündert. Selbst das herrlich gelegene Krankenhaus ist von ihnen nicht einmal verschont geblieben. Auch hier haben sie ihre kindische Wut ganz besonders an unserm Kaiserbilde ausgelassen. Man erschrickt vor der bubenhaften Lust am Zerstören, wenn man sieht, daß manche Sachen sogar mit den Zähnen zerrissen worden sind. Schirwindt, die östlichste Stadt Preußens, wurde dem Erdboden gleich gemacht. Es ist auch nicht ein Stein auf dem andern geblieben. Die Stadt ist vom russischen Pöbel niedergebrannt worden, als das russische Militär von den Deutschen gezwungen wurde, Schirwindt zu räumen. In Pillkallen sah es aus, als wenn ein wütender Orkan tagelang zwischen den Mauern getobt hatte, der die Dächer der Häuser, die Zäune der Gärten fortriß, die Türen und Fenster aus den Angeln hob. Auch die Ruinen von Eydtkuhnen, welches unmittelbar an der Grenze liegt, sind furchtbare Zeugen der Russengreuel. So sind unter anderem alle Häuser vernichtet, die um den Markt stehen. In Stalluponen, das ungefähr zehn Kilometer von der Grenze liegt und wie Eydtkuhnen etwa 5500 Einwohner hat, sind Ziemlich alle größeren, neueren und wertvollerm Gebäude in Asche gelegt, nicht durch Granaten, sondern durch absichtliche Brandstiftung. Kirche und Rathaus sind erhalten, desgleichen auch die Neubauten des Gymnasiums und der Volksschule, letztere beide wohl, weil sie schon von den Deutschen für Lazarette eingerichtet waren und als solche auch von den Russen weiter benutzt wurden. Das Städtchen Domnau glich nach dem Abzüge der Russen einer rauchenden Brandstätte. Ungefähr einen halben Fuß hoch lagerten in den Straßen Staub und Schutt, Ziegel und Dachpfannen von Häusern, die durch Brand und Geschosse zerstört waren. Ganze Straßenzüge sind der Vernichtung anheim gefallen. — Ganz ähnlich erging es den nördlicher gelegenen Ortschaften Almenhausen, Abschwangen und Uderwangen. In dem Dorfe Garbnicken bei Domnau war nur ein Gehöft und ein Gasthaus wie durch Zufall verschont geblieben. Auch das Nachbardorf Unruh und das Gut Neu Wal deck gingen in Flammen auf.

9. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 110

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
110 Andere ostpreußische Städte und Dörfer nach der Vertreibung der Russen. Sie mußten sich so schnell zurückziehen, daß sie auf dem Marktplatze zu Bialla nicht nur eine Unmasse von Bagage und Geschützen zurückließen, sondern auch das Postament*) eines Bismarckdenkmals, das sie aus Sensburg entwendet hatten. In dem an der polnischen Grenze im Kreise Lyck gelegenen Marktflecken Prostken mit 2700 Einwohnern haben die Russen das Zerstörungswerk so gründlich ausgeübt, daß nicht nur der Bahnhof, sondern auch die anderen Gebäude vom Erdboden so gut wie verschwunden sind, desgleichen auch in dem südlich sich anschließenden Klein Prostken. Von dem weiter nördlich befindlichen Alt Prostken steht ebenfalls fast nichts mehr. Besser ist Marggrabowa fortgekommen, das über eine Meile von der Grenze entfernt liegt und einen verhältnismäßig sehr lebhaften Verkehr hat. Die Stadt, 5400 Einwohner zählend, bekannt durch den 28 Morgen großen Marktplatz, den größten im Königreich Preußen, wenn nicht in ganz Deutschland, hat durch die beiden Russeneinfälle äußerlieh nicht viel gelitten. Von Granaten wurden nur einige Häuser vernichtet. Jedoch sollte beim Rückzüge der Russen die ganze Stadt in Brand gesteckt werden. Das wurde aber durch die Schnelligkeit des Einmarsches unserer braven Truppen vereitelt. Nur ein Haus, die Stadtschule, brannten sie nieder, um die darin lagernden Vorräte nicht in unsere Hände fallen zu lassen. Die anderen öffentlichen Gebäude sind erhalten geblieben. Die Kirche war sogar auf das schönste ausgeschmückt, da die Russen hier ihren Gottesdienst abgehalten hatten. Verwüstet ist von ihnen recht vieles. In einzelnen Häusern hatten sie arg gehaust und geplündert, auch manch einem die Uhr fortgenommen. Wo solches aber zur Kenntnis des Befehlhabers, eines Kosakenrittmeisters, kam, wurden die Leute mit der Nagaika von ihm bestraft und die geraubten Sachen zurückgegeben. Ermordet ist in Marggrabowa auch beim zweiten Russeneinfall niemand, wohl aber wurden Personen fortgeschleppt. Sie hatten sich trotz des militärischen Ausweisungsbefehls, der von unserer Seite erlassen war, entweder versteckt gehalten oder waren wieder zurückgekehrt. Die Insassen des Siechenhauses mit zwei barmherzigen Schwestern, die auch hier geblieben waren, sind von den Russen mit Lebensrnitteln unterstützt worden. Ja, als sie in Eile abziehen mußten, wurde ihnen sogar noch ein Vorrat zurückgelassen. Lyck, eine schöne und freundliche Stadt, wurde leider bereits beim zweiten Einfall der Russen zum Teil in eine Trümmerstätte verwandelt. Gerade die schönste Stadtgegend haben die feindlichen Granaten verwüstet. Der ganz neue Häuserteil am Bahnhöfe ist der Zerstörungswut zum Opfer gefallen. Die Kirche brannte bis auf die Ringmauern nieder. Etwa 60 Häuser, wie das Gas- und Wasserwerk, sind von den Russen vernichtet worden. Wie Lyck und verschiedene andere Orte, so ist auch Widminnen von den Feinden sogar dreimal heimgesucht worden. Beim dritten Einfall blieb niemand von den Bewohnern in Widminnen zurück; denn es war ihnen noch *) P'0 st a m'e n't = Fußgestell.

10. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 111

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Noch einiges aus der Ruffenzeit im Regierungsbezirk Gumbinnen. Hl allzu gut im Gedächtnis, daß die Russen beim zweiten Mal verschiedene Einwohner erschossen hatten, nach einer Nachricht 32. Widminnen war für die Russen von großer Bedeutung, weil sie bis hierher die Bahnlinie vollkommen in Besitz hatten. Von hier gingen all die Züge mit geraubten Gütern aus der Gegend von Lötzen ins „heilige russische Reich" ab, von denen unsere tapferen Soldaten ja mehrere wieder zurückerobert haben. Bei dieser guten Beförderungsgelegenheit ist in Widminnen nicht mehr viel von Möbeln usw. geblieben, und was die Russen nicht mitzunehmen gerieten, ist verbrannt worden. Auf ihrer schleunigen Flucht fanden sie doch noch soviel Zeit, trotz des Straßenkampfes in fast alle Häuser die Brandfackel zu werfen, und zwar meist auf die Böden. Auf diese Weise wurde in kurzer Zeit drei Viertel des 1100 Einwohner zählenden Marktfleckens ein Raub der Flammen. Von dem eigentlichen Widminnen, das sich an der Chaussee Lötzen-Lyck dahinzieht, ist die eine Straßenseite in Länge von etwa einem Kilometer außer vier Häusern vollständig niedergebrannt, von der anderen alles außer der Kirche und etwa zehn Häusern. Den zurückkehrenden Bewohnern bot die zerstörte Heimat einen furchtbaren Anblick, so daß manche verzagten. — Unser Kaiser fuhr bald darauf durch Widminnen nach Lyck. Er sah die Greuel der Verwüstung in jener Gegend, insonderheit in Widminnen, und Tränen sollen ihm in die Augen getreten sein. Tiefbewegt soll er ausgerufen haben: „Mein schönes Masuren land ist eine Wüste!" * Wer die heimgesuchten Städte und Dörfer nicht selbst gesehen, kann sich kaum eine Vorstellung davon machen, wie furchtbar Ostpreußens Not war und immer noch ist, wie unermeßlichen Schaden unsere Provinz erlitten hat. Nur wenige Landkreise sind gänzlich verschont geblieben, in den Grenzgebieten fast alle Gehöfte verbrannt, besonders die Königlichen Domänen. Noch Jahrzehnte wird es dauern, bis deutscher Fleiß und deutscher Geist wieder blühendes Leben und Wohlstand geschaffen haben werden. Großer Tatkraft bedarf es, um unsere geliebte Heimatprovinz zu früherer Blüte zu bringen. F. S. nach Einzelbildern der „Kbg. Woche" u. a. 68. Noch einiges aus der Russenzeit im Regierungsbezirk Gumbinnen. Seit dem zweimaligen Besuch der Russen in Goldap vom 1. August bis zum 11. September 1914 und vom 11. November bis 11. Februar 1915 war die Stadt buchstäblich ausgestorben; erst allmählich erwachte sie wieder zum Leben. Der Markt bot einen mehr als traurigen Anblick. Mit Ausnahme von drei waren an demselben alle Gebäude niedergebrannt, und die rußigen, nackten Mauern standen mit klaffenden Fenstern da. Das Wasserwerk der Stadt war zerstört, wahrscheinlich beim Abzug. Die Brauerei Schulz uw in die Luft gesprengt, um die Nüchternheit der Soldaten zu fördern. Von den 450 Häusern der Stadt waren 150 niedergebrannt, alle übrigen
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