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1. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 12

1912 - Leipzig : Otto Maier
— 12 — Fenster ein freundliches Aussehen verleihen. — Verkehr. Die vielen Fließe hindern den Landverkehr, der sich auf wenige Fußwege beschränkt und das Wasser auf sogen. Bänken überschreitet. Dies find hohe aus einem schmalen Brette gebildete Brücken, unter denen die beladenen Heukähne ungehindert hindurchfahren können. Das Hauptverkehrsmittel sind lange Kähne mit breitem Boden, (S. Bild 3) die jeder, gleichviel ob jung, ob alt, geschickt zu lenken versteht. Im Kahne holt man das Gras von der Wiese, wie man auch in zwei aneinander- gebundenen Käh- nen das Vieh zum Lande befördert. (Siehe Bild 4.) Mittels des Kah- nes gelangen die Kinder zur Schule und die Andäch- tigen zur Kirche, und im Kahne ge- leitet man den Toten zur letzten Ruhe. Der Kahn ruht nur im Winter, wenn das Eis feine Bewegung hindert. Dann treten eigenartige Schlittschuhe und kastenartige Stoßschlitten an seine Stelle. (Siehe Bild 5.) — Die Bewohner sind Wenden, die neben ihrer Muttersprache jedoch auch des Deutschen mächtig sind. Die Kleidung der Mädchen zeichnet sich durch Sauberkeit und Farbenpracht aus. — Beschäftigung. Jeder Besitzer hat das Recht, in seinen Gräben zu fischen, Berufsfischer sind selten. Sehr bedeutend ist die Viehzucht. Da das Vieh nie auf die Weide kommt, sondern im Stalle gefüttert wird, muß der Spree- wälder das Gras in großen Bündeln von der Wiese in den Kahn und aus diesem in die Futterkammer tragen. — Außerordentlich verbreitet ist der Gemüsebau, besonders um die Stadt Lübbenau. Der Boden kann der großen Bodenfeuchtigkeit und der Unzugäng- lichkeit wegen nicht mit dem Pfluge, sondern nur mit dem Spaten beackert werden; darum ist man von selbst aus die möglichste Aus- Nutzung seines Landes, auf Gartenbau, angewiesen. Obwohl der sandreiche Moorboden an sich nicht sehr fruchtbar ist, liefert er doch 4. Miehtransport im Spreewalde in zwei aneinander- gebundenen Kähnen.

2. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 13

1912 - Leipzig : Otto Maier
- 13 — infolge sorgfältiger Bestellung, und weil Dung in hinreichender Menge zu haben ist, guten Ertrag. Um die Feldfrüchte vor über- mäßiger Nässe zu schützen, baut man sie auf erhöhten, etwa 1^/2 m breiten Beeten, die durch tiefe Furchen von einander getrennt sind. Von den Furchen aus geschieht die Bestellung, Reinigung und Ab- erntung des „Horstes". Man baut vor allem Zwiebeln, Meerrettich und Majoran. Die wichtigste Frucht ist jedoch die Gurke, die in ungeheuren Mengen eingelegt und in alle Welt verschickt wird. — 5. ?as mitten im Kpreewatde gelegene Korsthans „Eiche" im Winter. Wendische Mädchen in Schlitten und auf Schlittschuhen (mit Eishaken in den Händen). Von Lübbenau aus wurden in einem Jahre allein auf der Eisen- bahn verschickt: Gurken 36000, Meerrettich 9000, Zwiebeln 8000 und anderes Gemüse 31000 Doppelzentner. Die Wiesen des Spreewaldes müssen im Winter überflutet werden, wenn sie fruchtbar sein sollen, im Sommer ist jedoch Hoch- wasser schädlich, weil es das Gras verdirbt. Oft treten aber Über- schwemmungen zur Unzeit ein. Um dem Schaden zu begegnen und den Wasserstand zu regeln, hat der Staat durch den ganzen Unter- spreewald hindurch bis in den Oberspreewald hinein einen Flutkanal gegraben, der bei Hochwasser geöffnet wird und das Spreewasser bei Wendisch-Buchholz in die Dahme führt, bei Wassermangel aber geschlossen bleibt.

3. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 5

1912 - Leipzig : Otto Maier
— 5 — gezogen wurden. Die Bewohner waren fast ausschließlich auf Fisch- fan^ angewiesen, trieben daneben aber auch in geringem Umfange Viehzucht. — Die Gewässer bargen Fische aller Art in staunenswerter Menge. Von dem Markte in Wriezen verschickte man in einem Jahre allein 3000 Ztr. gesalzener Hechte, nicht gerechnet die lebenden Fische, welche von Fuhrleuten allwöchentlich nach Berlin und weiter verfahren wurden. Quappen zerschnitt man, um ihr gedörrtes Fleisch statt des Kienspans zum Brennen zu benutzen. Ebenso groß war der Reichtum des Bruchs an krebsen. 1718 wurden in Küstrin 321/2 Millionen Schock dieser Tiere für den Versand versteuert. Der Reichtum an Nahrung und die Sicherheit der Gegend zogen zahllose andere Tiere herbei, wie Fischottern, Biber, wilde Schwäne und Gänse, Störche u. v. a. Zur Plage wurden dichte Mückenschwärme, die Menschen und Tiere in gleicher Weise quälten. Urbarmachung. Den ersten erfolgreichen Versuch, wenigstens den südlichen Teil des Bruches, das Oberbruch, vor Überflutungen zu schützen, machte Friedrich Wilhelm I., indem er die Oder bis Wriezen eindämmen ließ. Da er aber nicht vermochte, dem Grund- wasser genügend Abzug zu verschaffen, litt das Bruch nach wie vor unter übermäßiger Nässe. Erst Friedrich d. Gr. befreite es von diesem Übel. Er ließ dem Strome (1746—53) ein neues Bett in gerader Richtung von Güstebiese bis Hohensaathen graben, faßte die „Neue" und die „Alte" Oder in Dämme ein und leitete durch «in Netz von Gräben das Grundwasser ab. In dem neu gewonnenen Lande siedelte Friedrich d. Gr. über 1230 Familien an, die aus aller Herren Länder herbeizogen, da ihnen der König nicht bloß Grund und Boden schenkte, sondern auch Wohn- und Wirtschaftsgebäude errichten ließ. Als das Werk der Entwässerung und Besiedelung beendet war, schlug es der große König nicht hoch an, daß er dafür sehr viel Geld hatte aufwenden müssen, er freute sich vielmehr, daß er mitten im Frieden eine Provinz gewonnen hatte, die ihm keinen Mann kostete. Das Bruch ist Heute eine der fruchtbarsten Land- strecken in Deutschland. Es ist bedeckt mit schmucken Dörfern und einzelnen Gehöften, die in ihrem Äußern den Wohlstand der Be- fitzer verraten. Die Oderbrücher bauen auf dem fetten Boden Haupt- fächlich Gerste, Weizen und anderes Getreide, hie und da auch Tabak. Im tiefer liegenden nördlichen Teile gewinnt man viel Heu. Sehr ausgedehnt ist der Anbau von Zuckerrüben. Mit der Verarbeitung der letzteren befassen sich 9 Zuckerfabriken. Neben dem Ackerbau betreibt man im Bruche auch das Mästen von Vieh

4. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 47

1912 - Leipzig : Otto Maier
— 47 — roillen, in die die reifen Aprikosen zum Verschicken eingehüllt werden. Zur Zeit der Baumblüte ist die Gegend lin Weiß gehüllt, und zu Tausenden strömen Fremde herbei, um sich der Pracht zu freuen. Zur Zeit der Ernte bringt ein besonderer Dampfer die Kirschen nach Berlin. Ein Kanonenschuß verkündet weithin, wann er zum Verladen bereit liegt. 2. Der Teltow zwischen Dahme und Ruthe bildet nur im N ein zusammenhängendes Höhenland, dessen bedeutendste Erhebung der Kreuzberg dicht bei Berlin ist. Von ihm aus vermag man das Häusermeer Berlins am besten zu übersehen. Noch höher sind allerdings die auf der Müggelinsel nach allen Seiten vom Höhen- lande losgelösten Müggelberge (113 m). Der südliche Teil ist mannigfach gegliedert durch einen seenreichen Niederungsgürtel, der sich längs der Notte und Nuthe von Königswusterhausen über Zossen und Trebbin nach Potsdam hin erstreckt. Das Gebiet der Rotte weist gute Tonlager und zahlreiche Ziegeleien auf. Bei Sperenberg durchragt ein Gipsberg den Lehmboden. Man bricht den Stein und brennt ihn zu Gipsmehl. Der südliche Teil des Teltow ist meist sandig und mit weiten Kiefernwäldern bedeckt, der nördliche dagegen ziemlich fruchtbar und gut angebaut. Man ge- winnt hier hauptsächlich viel Frühkartoffeln und Gemüse für den Berliner Markt. Dies ist auch die Heimat der weltberühmten Teltower Rübchen. Bis in diese Gebiete reicht der Berliner Vorortverkehr, sie gehören zu Groß-Berlin. In sandiger Gegend bei Zossen hat der Staat das Dorf Zehrensdorf gekauft und seine Gemarkung in einen Truppenübungsplatz umgewandelt. Bei Kummersdorf dehnt sich inmitten des Waldes ein Schießplatz aus, auf dem neue Geschütze erprobt werden, ehe sie zur Ablieferung ans Heer gelangen. 1813 ist der Boden durch das Blut der preußischen Landwehr geweiht worden. Zum Schutze Berlins hatte man auf Gneisenaus Rat den Sumpf- gürtel in der Mitte mit Stauwerken und mit Schanzen an den Übergangsstellen versehen, um das Vorrücken der Franzosen zu erschweren. Als sie darüber hinaus drangen, wurden sie von der Landwehr heldenmütig angegriffen und bei Groß-Beeren zurückgeschlagen. 3. Das Land Beeskow »Storkow, das nach drei Seiten Don der Spree und nach der vierten von der Dahme begrenzt wird, erreicht in den Rauenfchen Bergen, die sich recht stattlich über das Spreetal erheben, eine Höhe von 152 m. Auf dem Gipfel dieser Hügel liegen zwei riesenhafte Feldsteine, die Markgrafensteine, von denen der größere 1,9 m in der Erde steckt und noch 4,7 m darüber hinausragt. Die Landschaft zählt zu den seenreichsten Gebieten der

5. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 60

1912 - Leipzig : Otto Maier
— 60 — die Art und Beschaffenheit des Bodens selbst. Nur gering lohnt die Feldarbeit auf Sandboden, wo die Feuchtigkeit sehr schnell in den durchlässigen Boden versinkt und die Salze, deren die Pflanzen zu ihrer Ernährung bedürfen, aus den oberen Schichten in die Tiefe entführt. (Nenne solche nach der Karte Nr. 2.) Man baut hier Roggen und Kartoffeln, hin und wieder auch Buchweizen. Die Pflanzen bleiben jedoch nur klein, und in der Ernte stehen die winzigen Korn- wandeln vereinzelt. Eine wichtige Futterpflanze jener Gegenden ist die Seradella. Seit Friedrichs d. Gr. Zeit sucht man den Sand durch Anbau von Lupinen zu verbessern. — Die Bestellung des leichten Bodens geschieht häufig nur mittels kleiner Kühe, die als Zug- und Milchtiere gleichzeitig dienen müssen. Im sandigen südwestlichen Teile der Provinz begegnet man ungemein oft der Verwendung von Hunden und von Eseln bei der Feldarbeit. — Noch geringer als auf dem Sande ist der Ertrag des Ackerbaues auf Torfboden; doch sucht man ihn auf künstliche Weise zu steigern. Durch Anlage von Abzugsgräben und durch Sandaufschüttungen (Moorkultur) wandelt man ihn in Ackerland um, auf dem mit gutem Erfolge Hafer und Kohl gebaut werden kann, während der Torf früher nur saures Gras und Buchweizen hervorzubringen vermochte. — Der aus Sand und Lehm gemischte Boden ist das eigentliche Gebiet des Roggens und der Kartoffel, die zwar auf jedem Boden gebaut wird, hier aber am besten gedeiht. Brandenburg erzeugt so viel Kartoffeln, daß sie nicht nur zur Ernährung der Bewohner hin- reichen, sondern auch in Menge zur Gewinnung von Stärke und Stärkezucker (ca. 125 Fabriken) und von Spiritus (600 Brennereien) verwandt werden können. — In der Lausitz ist der Anbau des Flachses weit verbreitet. Das Spinnen seiner Fasern beschäftigt dort auf den Dörfern die Mädchen während der langen Winter- abende. (Spinnstuben.) — Die größte Fruchtbarkeit nächst dem Oder- bruche weisen die Teile der Mark auf, in denen der Boden aus Lehm besteht. Sie offenbart sich schon in den gewaltigen Getreidemieten und -Scheuern, die dort auf den Feldern angetroffen werden. (Gib nach Karte 2 die genaue Lage dieser Gebiete an.) Die Bestellung des schweren Bodens erfordert starke Pferde oder Ochsen, von denen bis 4 Stück an einen Pflug gespannt werden. Besitzer zusammenhängender Ackerfluren bedienen sich auch schon des Dampfpfluges. Die Haupterzeugnisse dieser Gegenden sind vorzüglicher Weizen, Gerste und Zucker- rüben. Als Futterpflanze baut man Klee. Wie man mit Maschinen pflügt und sät, so mäht und drischt man das Getreide auch mit

6. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 64

1912 - Leipzig : Otto Maier
— 64 — landwirtschaftlichen Vereinen und Förderung von landw. Genossenschaften, durch Unterstützung zwecks Veredelung der Vieh- und Pferderassen, durch Veranstaltung von Düngungs- und Anbauversuchen, sowie durch Gründung und Unterhaltung von Nnterrichtsanstalten. Hierzu gehören die landwirtfchaftl, Winter- schulen zu Dahme, Wittstock, Königsberg, Schwiebus und Oranienburg, wo Bauernsöhne während der Wintermonate unterrichtet werden, ferner die Obst- und Gartenbauschule zu Wittstock, mit der ein 3ha großer Provinzialgarten ver- bunden ist, sowie die Wein- und Obstbauschule zu Krossen und endlich das milchwirtschaftliche Institut zu Prenzlau, Dieses führt unentgeltlich an eingesandten Milchproben alle das Gebiet des Molkereiwesens umfassenden Unter- suchungen aus, erteilt ratsuchenden Landwirten brieflich Auskunft und Belehrung und bildet junge' Leute zu tüchtigen Meiern aus. In einer Molkerei- und Haushaltungsschule zu Krossen erhalten junge Mädchen Belehrung und Ge- legenheit, sich in allen Verrichtungen einer ländlichen Wirtschafterin zu üben. 6. Der märkische Wald. Überall, wo der sandige Boden die Mühe des Landmanns nicht mehr lohnt, versucht man die genügsame tiefer zu ziehen, jedoch nicht immer mit Erfolg. Stellenweise ist die Unfruchtbarkeit so vollkommen, daß selbst sie nicht mehr genügende Nahrung findet. Hier stehen die verkümmerten Bäumchen sehr vereinzelt und strecken ihre verkrüppelten Äste weit nach allen Seiten aus. Die freien Zwischenräume am Boden deckt anspruchsloses Heidekraut oder über- ziehen graue Flechten; an den ödesten Stellen treibt der Wind sein Spiel mit dem losen Sande. Wo dagegen der Boden nur etwas besser ist und Feuchtigkeit hält, bekommen die Kiefern ein kraft- volleres Aussehen. Die Stämme stehen dichter, werden schlanker und liefern gutes Bauholz. Zwischen sie mischen sich an den Weg- rändern weitzstämmige Birken und im Innern des Waldes stachlige Wachcholdersträucher. Den Boden überkleidet weiches Moos oder das kleine Gebüsch der Blaubeeren, der Brombeeren, der Preißel- und Himbeeren. Die Kiefernwälder sind reich an Pilzen die aus der Lausitz in großen Massen verschickt werden. — Solche Kiefernwaldungen ziehen sich in breiten Bändern und kleineren Be- ständen über Höhen und Niederungen durch alle sandigen Teile der Mark. Umfangreiche Waldgebiete (Karte 4.) sind: Zechliner, Massiner, Carziger und Tauersche Heide, „der" Blumental, Schorf-, Brandt- und Hammerheide und die Waldowsche Forst. Aus fruchtbarem Boden ist der Wald seltener, er fehlt deshalb im Oderbruch und in der nördlichen Uckermark fast ganz. Anderwärts beschränkt er sich auf solchem Boden nur auf die Stellen, die sich wegen ihrer Zerrissenheit nicht zur Beackerung

7. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 61

1912 - Leipzig : Otto Maier
— 61 — Maschinen. Aus den Zuckerrüben ziehen 14 Fabriken Rohzucker. (Vergl. Oderbruch.) Die größte unter ihnen befindet sich zu Nauen im Havellande. — Von großer Bedeutung für die Landwirtschaft ist das Brauereigewerbe, das seit alter Zeit in der Mark zu Hause ist. Berühmt war früher das Bier aus Bernau und das aus i^grttz, welches den Namen „Mord und Totschlag" führte. Die größten und meisten Brauereien befinden sich in Berlin. Sie erzeugen meist Lagerbier, einige auch eigenartiges Weißbier, das viel getrunken wird. Eines guten Rufs erfreuen sich das Potsdamer, das Frank- furter und das Werdersche Bier. In der Uckermark (bei Schwedt und Vierraden), im Oderbruch und bei Golßen (Lausitz) sind weite Felder dem Tabakbau gewidmet. Er wurde von Franzosen und Pfälzern eingeführt, die der Große Kurfürst im Lande ansiedelte, und hat heute eine solche Bedeutung erlangt, daß Brandenburg mehr Tabak erzeugt als irgend eine andere preußische Provinz. Der Tabak bleibt im Lande und wird in sehr vielen Fabriken und Spinnereien hauptsächlich zu Zigarren verarbeitet. — Der Hopfenbau ist ganz aus Brandenburg verschwunden. b. Viehzucht. Mit dem Ackerbau verbindet man allenthalben die Viehzucht. Am reichsten ist der Viehstand in den wiesenreichen Niederungen, am geringsten auf den sandigen Höhenländern. Während das Vieh vieler Bauern ganz verschiedenartig ist, suchen einsichtige Landwirte einen einheitlichen, meistens schwarzbunten, seltener rot- bunten Schlag zu züchten. Sie haben sich zu Zuchtgenossenschaften zusammengeschlossen, welche Jungvieh edler Nasse von außerhalb einführen und Ausstellungen (Tierschau) veranstalten, auf denen schönes Vieh gezeigt und das schönste durch Preise ausgezeichnet wird. Das Vieh wird meist im Stalle gefüttert und höchstens nach der Ernte geweidet; nur in den Niederungen, wie im Havellande und im Warthebruch, läßt man es auf eingehegten Wiesen (Goppeln) den Sommer hindurch frei umherlaufen. Seit Erfindung der Milch- schleuder, mittels deren man schnell und leicht die Sahne aus frischer Milch gewinnen kann, sind allerwärts Genossenschafts-Molkereien entstanden. Sie liefern entweder größere Mengen Milch nach den Städten oder beschäftigen sich hauptsächlich mit der Erzeugung von Butter. In diesem Falle erhalten die Mitglieder die geschleuderte Magermilch wieder zurück und verwenden sie zur Aufzucht von Schweinen. Das Milchtier des kleinen Mannes ist die Ziege. Die früher blühende Schafzucht ist in den letzten Iahren sehr zurück- gegangen, weil andere Länder die Wolle billiger erzeugen. Im

8. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 62

1912 - Leipzig : Otto Maier
— 62 — Dienste der Pferdezucht, welcher man große Aufmerksamkeit zu- wendet, steht das königliche Landesgestüt zu Neustadt a. d. Dosse. Die Geflügelzucht ist noch bedeutender Steigerung fähig, da sie den Bedarf an Eiern und Fleisch bei weitem nicht deckt. Bienen- Zucht wird vielfach betrieben. Hervorragendes darin leistet Buckow. Im Mittelalter blühte die Bienenzucht, weil der Honig der einzige Süß- stoff jener Zeit war und weil sehr viel Wachs zur Herstellung von Lichten ge- braucht wurde, die im katholischen Gottesdienste bei vielen Gelegenheiten Ver- Wendung fanden. Die Bienenzucht ward von bestimmten, dazu berechtigten Per- sonen als Zeidelwirtschaft betrieben. Der Bienenwirt, Zeidler, meißelte in starke Waldbäume seines Bezirks geräumige Höhlen und besetzte sie mit Bienenvölkern. Diese Höhlen hießen Beuten. In der Fürstenwalder Zeidelheide befanden sich um 1370 allein 17 Schock —1020 Stück davon. Mit der Einführung der Re- formation nahm diese Wald-Bienenwirtschast ab, um im 30-jährigen Kriege ganz Zu verfallen. c. Gartenbau, überall in der Mark findet man, daß die Grundbesitzer in der Nähe ihres Wohnhauses ein Gärtchen einge- hegt haben und es sorgfältiger bearbeiten als das Feld. Man zieht darin neben Pflaumen, Äpfeln und Birnen auch Salat, Bohnen u. a. Gemüse, sowie Rosen u. a. Blumen. Selbst in den ödesten Sanddörfern, wo der Gemüsebau nicht mehr lohnt, pflegt die märkische Hausfrau zur eigenen Freude noch einige genügsame Blumenstauden. Auf besserem Boden, besonders in der Nähe volkreicher Städte, ent- stehen große Gärtnereien, welche ihre Umgebung mit Gemüse und Blumen versorgen. Zahlreich sind sie rings um Berlin. Dadurch, daß man das Schmutzwasser Berlins in unterirdischen Röhren weit nach Norden und Süden leitet und zur Berieselung des Bodens benutzt, hat man fruchtbares Gartenland gewonnen. Diese Riesel- felder bringen Gemüse aller Art hervor. Von ihrer Fruchtbarkeit zeugt es, wenn das Gras der als Wiesen benutzten Felder in günstigen Iahren siebenmal gemäht werden kann. Die noch vor einigen Iahren hervorragende Hyacinthen- und Tulpenzucht bei Berlin ist fast ganz eingegangen, dagegen breitet sich die Mai- blümchenkultur in der Provinz immer weiter aus, in noch höherem Grade wächst der Spargelbau, für den sich der Sandboden besonders eignet, und der Anbau von Rhabarber. Die Hauptstätte des märkischen Gemüsebaues ist der Spreewald. (Siehe Seite 12.) Die der Mittagssonne ausgesetzten Abhänge der Höhen an der Oder Zwischen Züllichau und Brossen, sowie die Hügel bei Guben und Senftenberg sind dem Weinbau gewidmet. Die geernteten Trauben werden zum Teil als Tafeltrauben verschickt, bei weitem der größte

9. Heimatkunde der Provinz Brandenburg - S. 63

1912 - Leipzig : Otto Maier
- 63 — Teil aber wird zu Wein gepreßt. Bemerkenswert sind die Versuche in Gransee, Luckau und Beelitz, die Reben nach belgischem Vor- bilde unter Glas zu ziehen. Man erzielt damit vorzügliche Tafel- trauben, die gern gekauft werden. Der märkische Weinbau lieferte in günstigen Iahren etwa 4700 Kl Wein, der besser als sein Ruf ist, und vielfach unter französischem Namen verkauft wird. Die Rebe wurde durch rheinlandische Einwanderer auf den märkischen Boden ver- pflanzt und bedeckte früher ungleich größere Flächen als heute. An diese weitere Verbreitung erinnert noch die häufig vorkommende Be- Zeichnung einer Anhöhe als „Weinberg", obgleich auf ihr kein Wein mehr gebaut wird. Anlaß zum Zurückgehen des Rebenbaues war der geringe Ertrag und das Fehlschlagen vieler Ernten in nassen und kalten Iahren. Sie brachten den märkischen Wein so in Verruf, daß man von ihm spottend behauptete, er ginge durch die Kehle wie eine Säge. Dazu kam, daß die Fürsten nach dem dreißig- jährigen Kriege ihre Sorge andern Zweigen des Garten- und Feld- baues zuwandten. Der Große Kurfürst begünstigte den Obstbau, und Friedrich d. Gr. bemühte sich, vor allem die Kartoffel in Branden- bürg einzubürgern. — An die Stelle des Weinstocks sind Obst- bäume getreten, deren Ertrag nicht in gleich hohem Maße vom Wetter abhängig ist. Den ausgedehntesten Obstbau treiben Werder a. H. (S. Seite 46) und Guben. Bei letzterem Orte erstreckt sich der Obstbau nicht bloß auf Kirschen, sondern auch auf Birnen und Äpfel, von denen ein großer Teil verschickt wird. Sehr viel Äpfel werden zum Pressen von Apfelwein verwandt. Dieser kommt zum Versand und erfreut sich einer immer größeren Beliebtheit und Verbreitung. Der märkische Obstbau deckt bei weitem nicht den Bedarf und müßte noch in viel größerem Umfange betrieben werden, da er sehr lohnend ist und die Obstbäume keine zu hohen Anforderungen an Boden und Pflege stellen. Dorfgemeinden, welche die Gemeinde- wege mit Obstbäumen bepflanzen wollen, gewährt die Königliche Regierung zwei Drittel der Anlagekosten. — Erwähnt sei die 150 ha umfassende Späthsche Baumschule südlich von Berlin, die größte Europas. Verdienste um den Obstbau in der Mark erwarb sich der Große Kurfürst. Er legte selbst einen Obstgarten an und pflegte die Bäume in seinen Mußestunden mit eigener Hand; auch bestimmte er, daß keiner seiner Untertanen heiraten durfte, der nicht 6 Obst- bäume gepflanzt hatte. Im Dienste der Landwirtschaft steht die Landwirtschaftskammer der Provinz mit dem Sitze in Berlin. Sie fördert die Landwirte in ihrem Berufe durch be- lehrende Vorträge über Feld- und Gartenbau, durch Anregung zur Bildung von

10. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 101

1880 - Dresden : Salomon
101 mit seiner kurzen und Frankreich mit seiner langen Vegetations- Periode annähernd gleiche Phytoifothermen besitzen, so sind ganze Formationen der Vegetation identisch. Ebenso läßt sich die Aehn- lichkeit der alpinen Vegetation in den Alpen und in Lappland insofern klimatisch erklären, als die mittlere Wärme der wenigen Monate, auf welche hier der Saftumtrieb der Pflanzen beschränkt ist, in beiden Gebieten übereinstimmt. Je weiter nach den Polen hin, desto ärmer an Arten und desto gleichartiger wird die Flora, desto zwerghafter werden die Pflanzen, desto seltener und unscheinbarer die Blumen; je weiter nach dem Aequator, desto größer die Zahl der Arten, desto mannigfaltiger und großartiger die Formen und Farben. Im Allgemeinen herrscht das Gesetz, daß mit abnehmender Tempera- tur die Zahl der Arten abnimmt, dabei aber die Kryptogamen und Monokotyledonen gegen die Dikotyledonen Im Verhält- niß wachsen. Am Aequator sind unter 100 Pflanzen nur 4, in Mitteleuropa ca. 50, in Lappland 54 Kryptogamen. Unger hat vorgeschlagen, die gesammte Oberfläche der Erde in verschiedene Pflanzenzonen zu theileu, die von den beiden Polen zum Aequator hin symmetrisch auf einander folgen. In diesen Zonen wird gleichsam das Klima sichtbar, und da sich dasselbe im Sinne der geographischen Breite und der Erhebung (Elevation) über den Meeresspiegel ändert, so entsprechen den Pflanzenzonen unter dem Aequator ebenso viele Pflanzenregionen. Auf diese Weise erhalten wir äußerst anregende Naturgemälde. Umstehend findet sich eine vergleichende Darstellung derselben. In Bezug ans die wichtigsten Culturpflanzen unterscheidet man wohl auch: die Zone der Sommer-Cerealien bis zum 45.° oder 50.° der Breite, die Zoue der Weincultur zwischen 50° und 35°, die Zone der Baumwolle zwischen 35° und 20° und endlich die Zone der Banane bis zum Aequatov. Als wichtigste Brotpflanze muß der Reis bezeichnet werden, er nährt die meisten Menschen; uach ihm folgen Weizen und Mais. In Europa bildet etwa der arktische Kreis die Grenze der Brotpslanzen nach Norden. Gerste und Hafer sind Hauptnahrung in Schottland und Nor- wegen, Roggen gedeiht besonders in Dänemark und deu Ostsee- länvern, Weizen in Frankreich, England, Süddeutschland und Ungarn, Mais vom 50.° und Reis vom 45.° der Breite an. Afrika hat im Capland Weizen, unter deni Aequator Mais und Reis, auch Dnrrha oder Mohrenhirse, in Egypten Mais und Weizen, in Nubien Gerste und Darrha und in den Oasen Datteln; Asten im Norden bis 55° oder 60° N. Gerste, Hafer und
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