Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Mittlere Geschichte - S. 17

1892 - Leipzig : Reisland
— 17 — folgenden Jahre (962) ging er nach Rom, roo ihn der Papst Johann Xii. feierlich zum römisch enkaiser krönte. Seitdem blieb die römische Kaiserwürde mit dem deutschen König-tume vereinigt. Das Deutsche Reich hieß fortan: heiliges römisches Reich deutscher Nation. Die Kaiserkrone war zwar eine Verherrlichung der deutschen Könige, denn sie waren sogar Schirmherren der katholischen Kirche, aber die Behauptung derselben hat den Deutschen viel Blut gekostet und Deutschland oft in großes Unglück gestürzt; ja sie hat seine Zerstückelung vorbereitet. Während der Kaiser in Deutschland war, erhoben die römischen Edelleute sich gegen ihn. Er ging daher (966) zum dritten Male über die Alpen und hielt ein furchtbar Gericht über alle, die das kaiserliche Ansehen verachtet hatten. Dann berief er seinen Sohn Otto Ii. nach Rom und ließ ihn zum Kaiser krönen. Da warb er für ihn um die griechische Prinzessin T h e o p h a n i a, welche die Provinzen Apulien und Cala-brien als Brautschatz mitbringen sollte, um so ganz Italien mit dem römisch-deutschen Reiche zu vereinigen. Der damalige Kaiser von Griechenland lehnte aber diesen Antrag ab, und es kam zu einem Kampfe. Sein Nachfolger jedoch bewilligte Theo-' phania für Otto Ii. Segensreich war die Stiftung des Erzbistums Magdeburg, durch Otto I. Auch die Silberbergwerke am Harz wurden unter ihm angelegt. Otto I. hat durch seine Persönlichkeit die deutsche Kaiserkrone zur glänzendsten der Erde gemacht, er hat daher mit Recht den Beinamen des Großen erhalten. Wie sein Vater, so starb auch er zu Memleben an der Unstrut (973) und wurde in dem Dom zu Magdeburg begraben. Nach Otto I. regierten in Deutschland noch drei Kaiser aus dem sächsischen Hause: Otto Ii., Otto Iii. und Heinrich Ii. oder der Heilige. — Otto Ii. (973 — 983) gedachte die griechischen Besitzungen in Italien an sich zu reißen, erlitt aber eine furchtbare Niederlage. Sein Sohn Otto Iii. (983 —1002) wurde von feiner Großmutter Adelheid und feiner Mutter Theophania undeutfch erzogen. Aus Vorliebe für Italien wollte er seine Residenz nach Rom verlegen. Der fromme Heinrich Ii. (1002 —1024) hatte viel mit widerspenstigen Großen zu kämpfen und zog dreimal nach Italien. Mit ihm erlosch das sächsische Königshaus. Hlttig, Die Weltgeschichte itt Bildern, n. 2

2. Mittlere Geschichte - S. 19

1892 - Leipzig : Reisland
— 19 — bringen. So gab er die Herzogtümer Schwaben, Bayern und Kärnten seinem Sohne Heinrich. 2. Das Papsttum. Gregor Vii. Seit Karls des Großen Zeit strebten die Päpste immer mehr danach, die geistliche Macht der Kirche über die weltliche der Könige und Fürsten zu erheben. Dadurch entstand ein immerwährender Kampf zwischen Kaisertum und Papsttum. Aus den höchsten Gipfel der Macht ward die Kirche erhoben durch Gregor Vii. Gregor Vii., mit seinem frühern Namen Hildebrand, war der Sohn eines Zimmermanns in Saona. In seinen früheren Jahren lebte er als Mönch in dem Kloster Clügny in Frankreich. Hier lernte ihn Papst Leo Ix. kennen. Dieser wurde vor dem gewaltigen Geiste und der Sittenstrenge Hildebrands so eingenommen, daß er ihn mit nach Rom nahm. Durch seine tiefe Einsicht in die Angelegenheiten der Kirche und durch seine außerordentliche Klugheit lenkte er nun die Schritte von fünf Päpsten, und er war es eigentlich, der die Kirche regierte. Um die Papstwahl, welche bisher durch den Adel, die Geistlichkeit und das Volk zu Rom erfolgt war, dem Einfluß der Kaiser zu entziehen, veranlaßte er die Errichtung des Kardinalkollegiums. Eine Stütze gegen die weltliche Gewalt hatte der Papst an den Normannen in Unteritalien. Als Hildebrand unter dem Namen Gregor Vii. (1073) den päpstlichen Stuhl bestieg, beschloß er den gewaltigen Plan zur Ausführung zu bringen, die Kirche von allem weltlichen Einfluß zu befreien und über alle Fürstenmacht hoch emporzuheben. Er sagte z. B.: „Wie der Mond nur leuchtet durch die Sonne, so sind Kaiser, Könige und Fürsten nur durch den Papst." Um dies zu erreichen, suchte er die Kirche von verschiedenen eingerissenen Mißbräuchen zu reinigen. Zunächst erneuerte er das Verbot der Simonie, d. h. der Erwerbung geistlicher Ämter für Geld. Der Name Simonie ist entlehnt von jenem Simon (Apostelgesch. 8, 18 f.), welcher den Aposteln die Gabe des heiligen Geistes für Geld abkaufen wollte. Zugleich übte Gregor strenge Zucht über unwürdige Geistliche. Um die Kirchengewalt über die weltliche zu erheben, verordnete er, daß die Fürsten fortan keinen Bischof mehr ernennen und zum Zeichen feines Amtes mit Ring und Stab belehnen durften. Dazu habe nur der Papst ein Recht. Der Ring deutete die Vermählung mit der Kirche, der Stab das geistliche Hirtenamt an. Die Überreichung dieser Insignien hieß Jnv e- 2*

3. Mittlere Geschichte - S. 20

1892 - Leipzig : Reisland
— 20 — ftitur (von investire, bekleiden). Auch andre kirchliche Ämter durften bei Strafe des Bannes nicht mehr an die Geistlichen vergeben werden. Hiergegen erhob sich ein gewaltiger Widerspruch von feiten der Fürsten. Hiermit verband Gregor die Verordnung wegen des Cölib ats oder der Ehelosigkeit der Geistlichen, um diese von der Fürstengunst unabhängig zu machen. Dieses Gesetz stieß auf den heftigsten Widerstand von seiten der Geistlichen. Doch Gregor blieb unbeugsam. Die verheirateten Geistlichen mußten sogar ihre Frauen verstoßen. Zugleich erneuerte Gregor die Behauptung, daß der Papst über den Konzilien stehe; der Papst fei der Statthalter Christi aus Erden, und er habe als solcher allein das Recht, Kaiser und Könige abzusetzen. 3. Heinrich Iv. 1. Heinrichs Jugend. Konrads Ii. Sohn, Heinrich Iii., war ein kräftiger Herrscher, der in Italien Päpste ein- und absetzte und in Deutschland die herzogliche Gewalt mit starker Hand niederhielt, dessen Oberhoheit sogar der König von Ungarn anerkannte. Leider starb er schon im 39. Jahre, viel zu früh für Deutschland, das nun der traurigsten Zerrüttung anheimfiel, da die Fürsten nun um so mächtiger ihr Haupt erhoben. Heinrichs Iii. Sohn, Heinrich Iv., war erst sechs Jahr alt, als sein Vater starb. Er war schon als Kind von drei Jahren zum deutschen König gekrönt worden. Seine Mutter, die edle und verständige Agnes, übernahm seine Erziehung und zugleich die Regierung des Reiches. Alsbald erhoben die Grasen und Herzöge Deutschlands wieder keck ihr Haupt, als sie der lästigen Oberherrschaft des Kaisers entbunden waren. Sie ertrugen die Regierung eines Weibes mit Unwillen und bildeten eine Verschwörung, um sich der Person des jungen Königs zu bemächtigen und der Mutter die Regierung zu entreißen. An der Spitze biefer Verschwörung ftanb der strenge und herrfchfüchtige Erzbischof Hanno von Köln. Dieser lub 1062 die Kaiserin mit ihrem Sohne zu einem Feste nach Kaiserswerth am Rheine. Nach der Tafel machte Hanno dem Prinzen den Vorschlag, sein Jagbschiff zu besichtigen. Aber kaum hatte er es bestiegen, so stießen die Ruberer vom Ufer ab und trieben das Schiff in die Mitte des Flusses. Da merkte Heinrich, daß er verraten fei; er schrie und sprang über Borb ins Wasser. Aber man zog ihn wieber heraus und führte ihn nach Köln.

4. Mittlere Geschichte - S. 22

1892 - Leipzig : Reisland
— 22 — Hessen gelangte. Unterdessen eilten die Sachsen, die königlichen Burgen zu brechen. Das Volk war so erbittert auf den König, daß es sogar die Kirche in der Harzburg niederbrannte und die Leichen von Heinrichs Bruder und Söhnchm aus ihren Grüften herauswarf. Dann versammelten sich die Fürsten, um einen neuen König zu wählen. Heinrich eilte nach Worms, wo er unter dem Volke viele treue Anhänger fand. Auch viele Fürsten wandten sich ihm zu und versprachen ihm Beistand gegen die Räuber und Kirchenschänder. So brachte er ein großes Heer zusammen, mit welchem er bei Langensalza an der Ünstrut (1075) die aufständischen Sachsen trotz der tapfersten Gegenwehr besiegte. Die sächsischen Großen unterwarfen sich, aber Heinrich nahm sie gefangen und stellte seine Burgen wieder her. Da er die Besiegten schonungslos behandelte, so wandten sie sich mit ihren Klagen an den Papst Gregor Vii., der bei seinem Streben, die päpstliche Macht über die kaiserliche zu erheben, mit Heinrich in den heftigsten Streit geriet. 3. Heinrich Iv. gegen Gregor Vii. Gregor nahm die Klagen der Sachsen bereitwillig auf und ermahnte den Kaiser, die gefangenen Bischöfe freizugeben. Als dies nichts fruchtete, erschienen päpstliche Gesandte mit dem Besehl, der Kaiser solle sich in Rom vor ein geistliches Gericht stellen und sich wegen der schuldgegebenen Verbrechen, auch wegen der Simonie, die er getrieben habe, rechtfertigen. Heinrich war wütend über solche Anmaßung. Er berief eine Versammlung der deutschen Bischöfe nach Worms (1076) und erklärte den Papst für abgesetzt. Ein mutiger Gesandter übernahm es, dem Papste diesen Beschluß zu überbringen, zugleich mit einem derben Briefe, der mit den Worten begann: „Heinrich, nicht durch Anmaßung, sondern nach Gottes Ordnung König, an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch." Gregor erhielt dies Schreiben, als er gerade die Kirchenversammlung hielt, und las es selbst den Anwesenden vor. Es entstand eine so große Entrüstung, daß der königliche Gesandte arg gemißhandelt worden wäre, hätte ihn nicht Gregor selbst in Schutz genommen. Am folgenden Tage sprach der Papst den Bann über den König aus, entsetzte ihn der Regierung und entband alle seine Unterthanen von dem Eide der Treue, den sie ihm geleistet. Durch die Nachricht von dem Banne des Papstes wurden die Gemüter furchtbar erschüttert. Die Sachsen griffen wieder

5. Mittlere Geschichte - S. 35

1892 - Leipzig : Reisland
— 35 — dem englischen Throne strebte. Auf der Rückreise hatte er das Unglück, Schiffbruch zu leiden, so daß er die Reise zu Lande fortsetzen mußte. Verkleidet suchte er durch Österreich zu kommen, wurde aber in Wien erkannt und vom Herzog Leopold von Österreich, den er in Palästina beleidigt hatte, gefangen genommen. Dieser mußte ihn jedoch an Kaiser Heinrich Vi. ausliefern, der ihn in der Burg Trifels gefangen setzen ließ. Hier erschien Blondel, sein Sänger, der nach langem Suchen seinen Aufenthalt gefunden hatte. Unter dem Turme sang er Richards Lieblingslied; eine Stimme aus dem Turme sang es weiter. Nun eilte Blondel nach England, um das Lösegeld von 150 000 Mark Silber (6 Mill. Mark) zusammenzubringen, und Richard wurde frei. 3. Die letzten Kreuzzüge. Der vierte Kreuzzug 1204 berührte Palästina nicht. Durch die Eroberung Konstantinopels wurde das griechische Kaisertum gestürzt und ein lateinisches Kaisertum gestiftet, das aber 1261 von den Griechen durch Michael Paläologus wieder gestürzt wurde. Im I. 1213 zogen sogar 50 000 französische und deutsche Knaben aus, um das heilige Land zu befreien. Sie kamen aber meist um oder gerieten in Sklaverei. Auch der fünfte Kreuzzug 1217 unter König Andreas Ii. von Ungarn hatte keinen Erfolg. Friedrich Ii. hatte bei seiner Krönung 1215 dem Papste das Gelübde eines Kreuzzuges gethan. Allein erst mußte er sich in Deutschland befestigen, und der damalige Papst Hono-rius Iii. bewilligte ihm einen Aufschub nach dem andern. Nach dem Tode des Honorius bestieg der hochbejahrte, aber thatkräftige Gregor Ix. den päpstlichen Stuhl und mahnte den Kaiser an den heiligen Zug. Da schiffte sich Friedrich in Unteritalien ein, kehrte aber schon nach wenigen Tagen zurück, weil eine Seuche auf dem Schiffe ausgebrochen war, von welcher der Kaiser selbst ergriffen wurde. Gregor ergrimmte und schleuderte den Bannstrahl gegen den Kaiser. Um nun zu zeigen, daß seine Krankheit kein bloßer Vorwand gewesen sei, trat der Kaiser im folgenden Jahre (1228) die Kreuzfahrt von neuem an. Durch Unterhandlungen mit dem Sultan Kamel von Ägypten trat dieser Jerusalem, Bethlehem, Nazareth und andere Städte ab. Fröhlich zog Friedrich 1229 in Jerusalem ein, und weil der Patriarch dieser Stadt den Gebannten nicht krönen wollte, so setzte sich der Kaiser die Krone selbst aufs Haupt. Den Mohammedanern war 3*

6. Mittlere Geschichte - S. 36

1892 - Leipzig : Reisland
— 36 — der Zutritt zum Tempel Salomos gestattet worden, den sie ebenfalls verehrten. Gregor Ix. war jetzt ebenso heftig darüber erzürnt, daß Friedrich den Kreuzzug unternommen hatte, wie früher darüber, daß er ihn hinausschob. Während der Kaiser Jerusalem erwarb, drangen Gregors Soldaten in Unteritalien ein. Als aber Friedrich nach Italien zurückkehrte, wichen die Schlüsselsoldaten (sie hatten als Abzeichen die Schlüssel Petri). Dadurch wurde der Papst genötigt, mit dem Kaiser Frieden zu schließen und ihn vom Banne zu lösen. Die Erwerbungen in Palästina gingen wieder verloren, und dem Kaiser blieb nur der Titel eines Königs von Jerusalem, den fortan alle deutschen Kaiser führten. Den letzten (siebenten) Kreuzzug unternahm Ludwig Ix., der Heilige, von Frankreich, im I. 1248, nachdem 1243 Jerusalem von den Türken zurückerobert worden war. Er war erfolglos. Ludwig geriet in Gefangenschaft und kehrte erst 1254 nach Frankreich zurück. 1270 nahm er denselben noch einmal auf, richtete ihn aber gegen die Mohammedaner in Afrika. Als er vor Tunis lag, brach eine Seuche im Heere aus, von der er selbst hingerafft wurde. Seitdem verlor sich die Lust an den Kreuzzügen mehr und mehr. Im I. 1291 verloren die Christen mit dem Fall von Acre (Ptole-mais) ihren letzten Besitz in Palästina an die Türken. 4. Folgen der Kreuzzüge. Ungeachtet der äußeren Erfolglosigkeit war doch das Blut von 6 Millionen Menschen nicht umsonst geflossen. Die Kreuzzüge hatten einen wesentlichen Einfluß auf die Entwickelung der abendländischen Kultur. Die Völker des Morgen- und Abendlandes kamen in Berührung, und durch die Bekanntschaft mit fremden Ländern und deren Erzeugnissen erhielten Handel und Gewerbe, Künste und Wissenschaften einen mächtigen Ausschwung. Die Städte wurden mächtig, der Bauernstand frei. Das Rittertum erhob sich durch Stiftung der Ritterorden zur höchsten Blüte; auch viele neue Mönchsorden entstanden. 7. Die Hohenstaufen. 1. Konrad Iii. Mitten in Schwaben, im heutigen Württemberg, erhebt sich der hohe Staufen, ein kegelförmiger Berg, auf welchem einst das Stammschloß der schwäbischen Herzöge stand. Hier entsproß im 12. Jahrh, eins der mächtigsten Kaisergeschlechter.

7. Mittlere Geschichte - S. 38

1892 - Leipzig : Reisland
— 88 — nach Ruhe und gab dem jungen Heinrich dem Löwen das Herzogtum Sachsen zurück. 2. Friedrich Barbarossa. Auf Konrad Iii. folgte 1152 sein Neffe Friedrich Barbarossa, Herzog von Schwaben, der gewaltigste unter den hohenstaufischen Kaisern. Dreißig Jahre alt bestieg er den Thron. Von Gestalt war er hoch gewachsen und stark gebaut; er hatte wie ein echter Deutscher gelbliches Haar und einen rötlichen Bart, daher ihn die Italiener Barbarossa (Rotbart) nannten. Durchdringend leuchteten seine Augen; dabei war er herablassend und freundlich, aber auch streng, voll Achtung vor dem Gesetz und von Herzen gottessürchtig. Da Friedrich von mütterlicher Seite mit den Welfen verwandt war, so hoffte man, daß er den langen Streit zwischen den Hohenstaufen und Welfen beilegen würde. Er hatte sich und seinem Geschlechte die Aufgabe gestellt, die Kaisermacht in ihrer Vollgewalt wiederherzustellen. In der Lombardei waren die Städte durch Handel und Gewerbfleiß reich und mächtig geworden. Das kaiserliche Ansehen war fast gänzlich erloschen. Es galt jetzt die großen und reichen lombardischen Städte, Mailand an der Spitze, welche, nach republikanischer Freiheit strebend, in der Zeit vor Friedrich sich fast ganz von dem Reiche getrennt hatten, zu demütigen. Friedrich mußte daher sechs Züge nach Italien (Römerzüge) unternehmen. Der erste Zug geschah 1154. Friedrich kam in die ron^a-lische Ebene, wo er einen großen Reichstag hielt. Dann bestrafte er ungehorsame Städte, z. B. Tortona, welches mit Mailand verbündet war; diese Stadt wurde nach hartnäckigem Widerstände erobert und zerstört. Mailand selbst anzugreifen, war er jetzt zu schwach. Hierauf ließ er sich in der alten Residenz Pavia mit der eisernen Krone zum Könige der Lombardei krönen. Dann zog er nach Rom, wo Uneinigkeit zwischen Papst und Volk ausgebrochen war. Durch Arnold von Brescia war nämlich die altrömische Republik wiederhergestellt und der Papst Hadrian vertrieben worden. Dieser floh ins deutsche Lager, war aber sehr betroffen, als Friedrich ihm die Steigbügel nicht hielt. Hadrian klagte über diese Vernachlässigung, der Kaiser entschuldigte sich und hielt ihm die Bügel. Bevor Friedrich nach Rom kam, sandten die Römer Abgeordnete an ihn, welche erklärten, daß sie ihn für Zahlung einer hohen Summe Silbers zum Kaiser machen wollten.

8. Mittlere Geschichte - S. 23

1892 - Leipzig : Reisland
— 23 — zu den Waffen. Heinrichs Feinde bekamen neuen Mut, und seine Freunde verließen ihn. Die Fürsten hielten zu Tribur eine Versammlung, wo sie den Kaiser für abgesetzt erklärten. Heinrich lagerte auf der andern Seite des Rheins und maajte den Fürsten die größten Versprechungen, wenn er nur Namen und Zeichen der königlichen Würde behalten dürfe. Sie ließen ihm sagen, sie wollten die Entscheidung des Papstes abwarten, den sie bitten würden, nach Augsburg zu kommen, um dort auf einem Reichstage den Streit zu schlichten. Schließlich erklärten sie: „Wenn König Heinrich nicht binnen Jahresfrist des päpstlichen Bannes frei ist, so soll er der königlichen Krone verlustig sein." 4. Heinrich Iv. zu Canossa. Heinrich kam dadurch in große Not. Er wußte sich nicht anders zu helfen, als eine Reife nach Italien zu unternehmen und vor dem Papste Buße zu thun, um nicht vor den deutschen Fürsten sich demütigen zu müssen. Eiligst machte er sich mit seiner treuen Gemahlin, seinem Söhnchen nebst einer Kammerfrau und einem Diener auf den Weg nach Rom, um die Lösung des Bannes vom Papste zu erbitten. Aber feine Feinde verlegten ihm die Alpenpässe nach Italien. So mußte Heinrich einen großen Umweg durch Frankreich machen. Die Reise war höchst gefährlich. Auf den hohen Bergrücken drohte oft jeder Schritt Lebensgefahr. Die Männer krochen auf Händen und Füßen, die Frauen mußten in Rind er häute eingenäht und so hinabgelassen werden. Den Pferden band man die Füße zusammen und ließ sie an Stricken hinab, wobei mehrere umkamen. Als Heinrich endlich Oberitalien erreicht hatte, boten ihm die mit Gregor unzufriedenen lombardischen Großen ihre Hilfe an, in der Hoffnung, er würde den Papst züchtigen; aber er wies sie ab. Gregor war auf dem Wege nach Deutschland zum Reichstage, als er die Kunde von dem Herannahen des Kaisers erfuhr. Er erschrak heftig, und weil er nicht wußte, in welcher Absicht derselbe erschien, begab er sich schnell auf das feste Schloß Canossa (nahe bei Reggio), welches der Markgräfin Mathilde von Toscana gehörte. Er freute sich nicht wenig, als er erfuhr, daß der deutsche König als Büßender sich ihm nahe. Dieser wandte sich zuerst an Mathilde, um durch ihre Fürsprache mildere Bedingungen für die Lossprechung vom Banne zu erhalten. Gregor wollte ihn anfangs gar nicht vor sich lassen. Endlich gab er nach, daß Heinrich im Büßer-gewande vor ihm erscheinen dürfe. Da stand der König von

9. Mittlere Geschichte - S. 24

1892 - Leipzig : Reisland
— 24 — Deutschland, ohne allen königlichen Schmuck, barfuß und nur mit einem wollenen Büßerhemd bekleidet, auf dem Schloßhofe unter freiem Himmel (im Jan. 1077). Drei Tage und drei Nächte mußte der Unglückliche stehen, ohne Nahrung. Die Markgräfin und alle Anwesenden wurden so gerührt durch die Klagen Heinrichs, daß sie unter Thränen Fürbitte beim Papste einlegten. Einige riefen sogar, das sei mehr als apostolische Strenge, das sei tyrannische Grausamkeit. Endlich am vierten Tage ließ der Papst den Büßenden vor sich und sprach ihn unter der Bedingung vom Banne los, daß er ruhig nach Deutschland gehe und sich aller königlichen Gewalt entschlage, bis auf einem Reichstage entschieden sei, ob er König bleiben könne oder nicht. Heinrich mußte dies dem Papste eidlich geloben. 5. Heinrich gegen Rudols von Schwaben. Des Königs Selbstgefühl erwachte indes bald wieder, und er suchte mit dem Papste zu brechen. Da wählten die deutschen Fürsten zu Forchheim Rudolf von Rheinfelden, Herzog von Schwaben, zum König. Doch Heinrich ermannte sich jetzt. Der päpstliche Übermut hatte ihm viele Herzen zugewandt, besonders boten ihm die Städte ihre Hilfe an, so daß sich bald ein stattliches Heer um ihn sammelte. Nachdem er sich mehrere Jahre mit seinem Gegner herumgeschlagen hatte, den das Volk, an dessen Spitze Otto von Nordheim stand, „Pfaffenkönig" nannte, kam es im I. 1080 zur Schlacht bei Merseburg an der weißen Elster. Rudols wurde im Kampfe durch Gottfried von Bouillon tödlich verwundet, und es wurde ihm die rechte Hand abgehauen. Sterbend noch betrachtete er diese und rief wehmütig aus: „Das ist die Hand, mit der ich König Heinrich Treue geschworen habe!" Im Dome zu Merseburg wurde er bestattet, wo auch noch seine abgehauene Hand gezeigt wird. Heinrichs Lage verbesserte sich jetzt wieder. Seine Feinde wurden in dem fortdauernden Kampfe mutlos, und sein Anhang nahn: mit jedem Tage zu. Das Herzogtum Schwaben gab er dem Herzog Friedrich und zog nach Italien, um den Papst zu züchtigen. Er erklärte den Papst Gregor, der ihn bereits wieder in den Bann gethan hatte, für abgesetzt und schloß die Stadt Rom ein. Im dritten Jahre wurde Rom erobert, und der Papst flüchtete sich in die feste Engelsburg. Heinrich ließ Clemens Iii. zum Papst erwählen, und von diesem empfing er 1084 die Kaiserkrone. Die Engelsburg wurde eingeschlossen. Doch mit Hilfe des Normannenherzogs Robertguiscard,

10. Mittlere Geschichte - S. 25

1892 - Leipzig : Reisland
— 25 — des Herrn von Unteritalien, wurde der Papst nach dreitägiger Plünderung Roms nach Salerno in Sicherheit gebracht, wo er im folgenden Jahre (1085) starb. Seine letzten Worte waren: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich in der Verbannung." 6. Heinrichs Ende. Inzwischen hatten die deutschen Fürsten einen neuen Gegenkönig gewählt, den Grafen Hermann von Luxemburg, den man spottweise den Knoblauchskönig nannte. Allein dieser war machtlos und unbedeutend und legte die Krone bald wieder nieder. Damit war jedoch der Krieg noch nicht zu Ende. Gregors Nachfolger (Urban Ii. und Pa-schalis Ii.) erneuerten den Bann gegen Heinrich und veranlaßten sogar seine Söhne zur Empörung gegen ihren Vater. Erst ließ sich sein Sohn Konrad zum Könige von Italien krönen. Dieser starb zwar (1101); doch nun empörte sich auch der zweite Sohn, Heinrich, gegen seinen Vater, und gewann durch Heuchelei einen großen Anhang. Der alte Kaiser brachte endlich am Rheine ein neues Heer zusammen. Der junge Heinrich mochte nicht mit ihm kämpfen und nahm seine Zuflucht zur Heuchelei und zum Verrat an seinem Vater. Gerührt warf er sich seinem Vater zu Füßen, bat ihn um Verzeihung und schwur, daß er es gut mit ihm meine. Der Vater glaubte seinen Eidschwüren, entließ sein ganzes Heer und folgte dem Sohne nach Bingen. Hier wurde der Verrat offenbar. Heinrich wurde gefangen genommen und nach Ingelheim gebracht. Dort zwang ihn sein Sohn, unterstützt vom Erzbischof von Mainz und mehreren Fürsten, zur Niederlegung der Krone. Weder Sitten noch Thränen des Vaters rührten des Sohnes Herz. Nach einiger Zeit gelang es dem alten Kaiser, nach Lüttich zu entkommen. Hier sammelte er ein Heer und wollte gegen seinen unnatürlichen Sohn zu Felde ziehen. Da erlöste der Tod den unglücklichen König von der Last seines Kummers. Er starb zu Lüttich (1106). Der Bischof von Lüttich ließ ihn feierlich beisetzen; allein der Gebannte sollte auch im Tode keine Ruhe haben. Da er im Banne gestorben war, befahlen die Geistlichen, daß sein Leichnam wieder ausgegraben werde. Und so stand derselbe unter einer elenden Verdachung aus einer kleinen Insel der Maas. Hier sang und betete ein mitleidiger Mönch Tag und Nacht an seinem Sarge. Dann wurde die Leiche nach Speier gebracht und in eine noch ungeweihte Kapelle gesetzt, wohin das dankbare Volk wallsahrtete. Erst im I. 1111 löste der Papst
   bis 10 von 65 weiter»  »»
65 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 65 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 6
2 3
3 2
4 10
5 3
6 1
7 0
8 0
9 0
10 9
11 2
12 3
13 0
14 0
15 0
16 2
17 0
18 0
19 0
20 0
21 1
22 0
23 0
24 1
25 5
26 2
27 8
28 1
29 0
30 0
31 10
32 0
33 1
34 8
35 5
36 2
37 23
38 0
39 1
40 1
41 0
42 43
43 2
44 0
45 3
46 15
47 5
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 22
1 64
2 9
3 64
4 24
5 6
6 38
7 73
8 167
9 142
10 9
11 4
12 73
13 25
14 18
15 69
16 181
17 565
18 23
19 90
20 129
21 69
22 6
23 132
24 13
25 103
26 26
27 60
28 40
29 71
30 42
31 9
32 88
33 10
34 114
35 67
36 71
37 225
38 109
39 123
40 17
41 117
42 64
43 75
44 28
45 173
46 154
47 10
48 22
49 8
50 47
51 43
52 94
53 13
54 22
55 26
56 65
57 8
58 32
59 58
60 85
61 7
62 9
63 16
64 65
65 23
66 69
67 52
68 82
69 48
70 22
71 75
72 39
73 38
74 125
75 34
76 27
77 120
78 50
79 5
80 15
81 77
82 78
83 38
84 17
85 153
86 172
87 124
88 15
89 27
90 160
91 31
92 382
93 7
94 242
95 22
96 146
97 29
98 222
99 4

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 2
4 5
5 0
6 0
7 2
8 1
9 1
10 3
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 9
17 0
18 2
19 3
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 0
26 4
27 0
28 0
29 1
30 2
31 1
32 0
33 12
34 1
35 0
36 0
37 0
38 0
39 1
40 6
41 0
42 0
43 1
44 1
45 2
46 2
47 0
48 4
49 0
50 3
51 0
52 0
53 0
54 5
55 3
56 0
57 2
58 0
59 7
60 0
61 1
62 0
63 2
64 2
65 4
66 0
67 1
68 3
69 0
70 0
71 0
72 8
73 2
74 1
75 1
76 0
77 25
78 0
79 2
80 1
81 7
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 2
89 1
90 0
91 2
92 1
93 0
94 0
95 0
96 0
97 9
98 1
99 0
100 5
101 0
102 2
103 2
104 0
105 0
106 1
107 0
108 0
109 0
110 1
111 0
112 0
113 0
114 1
115 0
116 1
117 0
118 0
119 0
120 0
121 3
122 0
123 0
124 1
125 0
126 1
127 0
128 0
129 0
130 0
131 1
132 4
133 0
134 0
135 0
136 2
137 0
138 0
139 0
140 2
141 1
142 0
143 4
144 1
145 1
146 0
147 1
148 7
149 0
150 1
151 3
152 2
153 0
154 0
155 1
156 0
157 3
158 20
159 1
160 0
161 3
162 0
163 0
164 1
165 1
166 3
167 0
168 0
169 3
170 1
171 9
172 2
173 0
174 1
175 3
176 5
177 5
178 0
179 2
180 0
181 0
182 4
183 1
184 0
185 0
186 1
187 0
188 0
189 0
190 0
191 1
192 0
193 0
194 2
195 0
196 2
197 8
198 0
199 0