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1. Mittlere Geschichte - S. 52

1892 - Leipzig : Reisland
— 52 — aber die Bürger aus dem Handwerkerstande in geordnete Zünfte zusammentraten, so erwarben sie sich nach und nach Anteil an der städtischen Verwaltung. Aber das Aussehen der Städte um das I. 1300 darf man nicht mit dem heutigen vergleichen. Wer am Morgen in ein Thor einzog, begegnete sicher dem Stadtvieh, denn der Bürger trieb auch Landbau; selbst die vornehmen Häuser hatten in engem Hofraume Viehställe. Nur die Hauptstraßen der vornehmen Städte waren hier und da gepflastert; wer bei schlechtem Wege ausging, fuhr in schwere Holzschuhe. Auf den Straßen fand man häufig Brunnen mit Rolle, Kette und Eimer. Hohe, oft doppelte Mauern, Gräben und Wälle umgürteten das streitbare Geschlecht der Bürger, das immer des Angriffs gewärtig fein mußte. Wehrtürme frönten die Mauern. In den meisten Städten wanden sich die Straßen, oft im Sacke endend, gekrümmt und enge hin und her. Das Rathaus ragte über alle Gebäude weltlichen Gebrauchs hervor; auf seinem schlanken Turme hing das Glöcklein, das zur Rats- und Gemeindeversammlung oder sonst zu wichtigen Dingen rief. Von dem Rathausturme lugte der Wächter ins Weichbild aus. Kirchen und Rathäuser, Kaufhallen und Zunfthäufer wurden von der ganzen Bürgerschaft mit großer Ausdauer prachtvoll ausgebaut, besonders die Kirchen und Kapellen. Himmelhoch erhoben sich die Türme. Die Bürgerhäuser waren sehr einfach gebaut. Sie bestanden nur aus Fachwerk und ragten mit dem Giebel nach der Straße. Die oberen Stockwerke ragten über die unteren hervor und verengten die schmalen Gassen so sehr, daß sie kaum den Himmel blicken ließen. Die häusliche Einrichtung entsprach der Einfalt des Zeitalters. Der Hausrat, ohne Putz, war dem einfachsten Bedürfnis gemäß und roh gearbeitet. Beim Mahle aßen Mann und Frau aus einem Napfe; ein oder zwei Becher dienten der ganzen Familie; Fackeln oder Laternen leuchteten bei Nacht den Schmausenden, Kerzen gab es nicht. Bei Festlichkeiten aber zeigte sich oft große Schwelgerei und Prunkliebe, welcher sogar durch besondere Gesetze gesteuert werden mußte. 6. Wissenschaft und Kunst. Die Wissenschaften waren in dieser Zeit, bis zur Gründung der Universitäten, fast ausschließlich in den Händen der Geistlichkeit. Sie wurden nur in lateinischer Sprache behandelt und waren darum der

2. Mittlere Geschichte - S. 81

1892 - Leipzig : Reisland
— 81 — großen mexikanischen Reiches besucht und günstige Nachrichten von den Schätzen desselben mitgebracht. Dies bewog den Statthalter von Kuba, Velasquez, den tapfern Ferdinand Kortez dorthin zu senden. Derselbe benahm sich beim Einschiffen so verständig, daß Velasquez Lust bekam, die Stelle ihm wieder zu nehmen. Kortez beschleunigte ferne Ausrüstung und ging den 12. Februar 1519 unter Segel. Er führte 617 Mann mit 16 Pferden und 14 kleinen Kanonen bei sich. Kortez landete da, wo jetzt St. Juan de Ulloa liegt. Man fand bei den Einwohnern einen hohem Grad der Bildung, doch bewiesen sie den Spaniern schon wegen ihrer äußern Erscheinung die größte Ehrfurcht. Bald erschienen Gesandte des Königs Montezuma, welcher bereits von der Ankunft der Fremden unterrichtet war. Kortez gab zu verstehen, daß er als Abgeordneter des großen Königs im Osten Aufträge an den mexikanischen König zu überbringen habe. Da kamen neue Boten aus Mexiko mit großen Geschenken und der Bitte, die Spanier möchten das Land verlassen. Doch gerade diese Geschenke lockten die Eindringlinge, sich im Lande festzusetzen. Um sich ganz der Treue seiner Mannschaft zu versichern, bewog sie Kortez mit seltener Überredungskunst, alle Schiffe zu zerstören. Im Vorrücken traf man zunächst auf die Tlaskalaner, welche, durch die kriegerische Überlegenheit der Spanier bewogen, zu ihnen übertraten und ihnen als treue Verbündete wichtige Dienste leisteten. Darauf wurden die Eholulaner unterworfen. Endlich zeigte sich Mexiko selbst in seiner ganzen Ausdehnung, mit weißen Häusern und Tempeln. Die Stadt lag in einem See auf einer Insel, die durch Dämme mit dem Festlande verbunden war. Kortez passierte einen dieser Dämme. Da erschien Montezuma in einem Tragesessel, umringt von seinen Großen, die in baumwollene Gewänder gekleidet waren. Er begrüßte den Kortez sehr höflich und erinnerte sich einer alten Sage, daß einer feiner Vorfahren nach Osten gezogen wäre mit dem Versprechen, einst wiederzukommen. Kortez ließ ihn bei dem Glauben, daß nun die Sage erfüllt sei, und nahm mit den Seinen von einem steinernen Gebäude Besitz, das er zu einer kleinen Festung machte. Geladene Kanonen und sorgfältige Wachen sicherten ihn vor einem Ueberfall. Das kühne Wagstück der Spanier konnte nur durch fortgesetzte Kühnheit vollendet werden: man mußte sich der Person Hüttig, Die Weltgeschichte in Bildern. Ii. 6

3. Mittlere Geschichte - S. 6

1892 - Leipzig : Reisland
— 6 — einschlagt; bleibt dabei und werdet immer vollkommner. Ihr verfolgt euer wahres Bestes, und zu seiner Zeit soll euch mein Lohn nicht fehlen." Dann wendete er sich zu den Vornehmen: „Ihr aber, ihr Söhne der Edlen, ihr feinen Püppchen, die ihr euch so reich und vornehm dünkt und des Wissens nicht not zu haben meint, ihr faulen, unnützen Buben, ich sage euch, bei Gott, euer Adel und eure hübschen Gesichter gelten bei mir nichts; von mir habt ihr nichts Gutes zu hoffen, wenn ihr eure Faulheit nicht durch eifrigen Fleiß wieder gut macht!" Karl liebte feine Muttersprache über alles. Er arbeitete selbst an einer deutschen Sprachlehre und veranstaltete eine Sammlung altdeutscher Heldenlieder. Leider ist uns von diesen Werken des großen Kaisers nichts übrig geblieben als die Namen, die er Winden und Monaten gab (Wintermonat, Hornung, Senzm., Dsterm., Wortnem., Brachm., Heum., Erntem., Herbstm., Weinm., Windm., Christin.). Auch für Förderung des Handels und der Gewerbe war Karl sehr thätig. Brücken wurden gebaut, Heerstraßen angelegt. Zur Hebung des Verkehrs hatte er sogar den Plan^ mittelst des Mains, der Altmühl und Rednitz die Donau mit dem Rhein, somit das Schwarze Meer mit der Nordsee zu verbinden. Allein natürliche Hindernisse und die Ungeschicklichkeit der Arbeiter hinderten das Unternehmen. Erst in unserer Zeit ist durch König Ludwig von Bayern der kühne Gedanke wieder aufgenommen und vollendet worden. Unter den Künsten erfreute sich besonders die Baukunst seiner Gunst, und namentlich waren es die Städte Frankfurt, Aachen und fein Lieblingssitz Ingelheim am Rhein, wo von ihm prächtige Gebäude errichtet wurden. In Aachen z. B. baute er, als er dasselbe zu seinem Hauptsitze erhoben hatte, den herrlichen Dom. Um den Landbau zu fördern, ließ er Dörfer anlegen, Wälder ausrotten, Sümpfe austrocknen, und auf feinen Kron-gütern legte er Musterwirtschaften an, auf denen er selbst gern und oft weilte. Er war selbst ein kundiger Landwirt, und über den großen Angelegenheiten des Reiches vergaß er nicht die kleinen seines Hauses. Wir besitzen noch eine schriftliche Anweisung von ihm, worin er ganz genau bestimmt, wie Butter und Käse, Wein und Bier, Honig und Wachs rc. bereitet wird. 5. Karls Persönlichkeit. Karl war ein hoher, stattlicher Herr von starkem Körperbau, voll Würde und Majestät in

4. Mittlere Geschichte - S. 60

1892 - Leipzig : Reisland
— 60 — mit ihren Lanzen eine schwer zu durchbrechende Reihe. Die (Schweizer stürmten an, allein mancher der Tapferen fiel. Da rief Arnold von Winkelried aus Unterwalden: „Treue liebe Eidgenossen, ich will euch eine Gasse machen, sorget für metn Wet£> und meine Kinder!" Dann sprang er vor, umfaßte mit seinen Sinnen soviel Spiele, als er sonnte be-grub sie in seine Brust und riß sterbend Mann und Spieß mit sich zu Boden. In die dadurch entstandene Lücke stürzten steh die Schweizer und zersprengten das Heer der Ritter. Viele wurden von den Bauern erschlagen, manche erstickten unter ihren Panzern. Auch Herzog Leopold fiel tapfer kämpfend. Bald darauf erfochten bei Näfels die Glarner einen Sieg über die Österreicher, wodurch die Freiheit und Unabhängigkeit der Schweiz gesichert war. Im westfalischen Frieden 1648 wurde dieselbe anerkannt. 11. Sigismund. 1. Regierung. Auf Karl Iv. folgte der Böhmenkönia Wenzel (1378 1400) als deutscher Kaiser; dieser wurde aber wegen seiner Unwürdigkeit abgesetzt. An feine Stelle kam Ruprecht von der Pfalz (1400—1410), der trotz feiner guten Eigenschaften die deutsche Krone nicht wieder zu Ansehen brachte. Sein Nachfolger war Sigismund, Wenzels -oniber, ^urfürft von 53rctnben6urg und Aönig von Ungant. . Damals war eine große Verwirrung in der Kirche ein-gerissen. Die Kirchenspaltung (das Schisma) war so groß, daß drei Päpste sich gegenüberstanden, die sich gegenseitig verfluchten : Benedikt Xiii. in Avignon, Johann Xxiii. in Rom und Gregor Xii. in Rimini. Auch die gesamte Geistlichkeit war in Sittenlosigkeit versunken. Daher verlangte man allgemein nach einer Verbesserung der Kirche „an Haupt und Gliedern" durch ein allgemeines Konzilium. Durch die eifrigen Bemühungen des Kaisers Sigismund wurde nun eine große Kirchenverfammlung nach Kostnitz (Konstanz) am Bodensee ausgeschrieben (1414), die der Papst Johann selbst besuchte. Außer dem Kaiser und vielen Fürsten und Herren kamen Patriarchen, Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe, Abte re. aus Frankreich, England, Schweden, Dänemark ac. und viele Neugierige. Die gewöhnliche Zahl der Anwesenden war 80 000. Johann Xxiii. hatte eine große Menge italienischer Geist-

5. Mittlere Geschichte - S. 94

1892 - Leipzig : Reisland
— 94 — versität Wittenberg empfahl. Nur mit Zagen ging der fünfundzwanzigjährige Luther hin und wohnte auch hier in der Zelle des Augustinerklosters. Nun sollte er auch einmal predigen; aber dazu wollte sich der schüchterne Mann gar nicht verstehen. „Herr Doktor," sagte er zu Staupitz, „Ihr bringt mich um mein Leben; ich werde es nicht ein Vierteljahr treiben." Endlich ließ er sich doch bewegen und predigte mit solchem Beifall, daß man ihn zum Prediger an der Schloßkirche machte. Im I. 1510 wurde er in Angelegenheiten feines Ordens nach Rom geschickt. So groß auch seine Verehrung des Statthalters Christi bisher gewesen war, so sehr erfüllte ihn die Verderbtheit und Sittenlosigkeit der Geistlichkeit und des Papstes mit Betrübnis. Ihn empörte der Leichtsinn, mit dem die Priester den Gottesdienst verrichteten. „Kaum hatte ich eine Messe gelesen," erzählte er, „so fehlte bei ihnen schon keine an der Mandel. Jst's doch, als ob man um Lohn bete." Er sagte nachher, er wolle diese Reise nicht für taufenb Golbgülben hingeben. Bald nach feiner Rückkehr würde er (1512) zum Doktor der Theologie (der heiligen Schrift ober der Gottesgelahrtheit) ernannt. Der Kurfürst, der ihn als trefflichen Prebiger kennen gelernt hatte, zahlte die Kosten dazu. Der ihm babei abgenommene Eib, fein Leben lang die heilige Schrift zu erforschen, ihr gemäß zu prebigen und den in ihr enthaltenen Glauben zu verteidigen, stärkte ihn bei feinen nachmaligen Kämpfen aufs kräftigste. 2. Luther als Reformator. Schon längst war in der Christenheit die Sehnsucht entstauben nach einer Verbesserung der Kirche an Haupt und ©liebern. Denn groß waren die in die Kirche eingebrungenen Mißbräuche. Manche Päpste führten einen anstößigen Wanbel. In den Klöstern war an die Stelle der früheren Frömmigkeit sittliche Verworfenheit getreten. Das Geschäft der Volksbilbung war den Mönchen überlassen. Ein arger Mißbrauch warb in der Kirche mit dem Ablaß getrieben. Die Kirche hatte immer das Recht geübt, den Christen für ihre Sünben eine Buße auszulegen. Daraus entstaub der Aberglaube, die Priester könnten die Sünben vergeben und die bar auf folgenben Strafen erlassen. Anfangs hatte man Ablaßjahre festgesetzt, später schickte man sogenannte Ablaßkrämer umher, welche für alle möglichen Sünben, sogar für noch zu begehenbe, Ablaßzettel verkauften.

6. Mittlere Geschichte - S. 102

1892 - Leipzig : Reisland
— 102 — kleid ab und verheiratete sich dann mit dem Fräulein Kath a-rrna von Bora, die vorher Nonne in dem Kloster Nimpt-schen Bet Grimma gewesen war. In demselben Jahre (1525) starb Friedrich der Weise von Sachsen, und sein Nachfolger Johann der Beständige führte die Reformation in Sachsen ein. Im I. 1527 hielten Luther und sein Freund Melanch-thon eine Schul- und Kirchenvisitation in Sachsen. 4. Philipp Melanchthon. Luthers Freund und Gehilfe am Werke der Reformation wurde 1497 in Breiten, einem Städtchen in der Unterpfalz, geboren; sein Vater war Waffenschmied. Schon als Knabe zeichnete er sich durch ausgezeichnete Geistesgaben aus, mit denen sich eine liebenswürdige Bescheidenheit und äußere Anmut verband. Seine Bildung erhielt er auf der Schule zu Pforzheim, wo der berühmte Reuchlin sich seiner annahm und ihn bestimmte, seinen eigentlichen Namen Schwarz erd nach einer damals unter den Gelehrten sehr gewöhnlichen Sitte in den griechischen Melanchthon zu verwandeln. Schon in seinem dreizehnten Jahre hatte Melanchthon durch seinen ausdauernden Fleiß die erforderliche Reife erlangt, um die Universität besuchen zu können. In einem Alter von einundzwanzig Jahren wurde er dem Kurfürsten von Sachsen als Professor der alten Sprachen an der Universität Wittenberg empfohlen und erhielt die Anstellung. Der Ruf großer Gelehrsamkeit ging vor ihm her, und seine Vorlesungen wurden so eifrig besucht, daß er oft vor 2000 Zuhörern las. Er besaß die Gabe eines angenehmen und faßlichen Vortrags in hohem Grade. Melanchthons erste Bekanntschaft in Wittenberg wurde Luther, und beide wurden Freunde. Die Gaben, welche ihnen die Natur verliehen hatte, schienen sich gegenseitig zu ergänzen. Melanchthon übertraf Luthern an Gelehrsamkeit und Einsicht, dieser aber jenen an Entschlossenheit, und jeder ehrte des andern große Eigenschaften. So schreibt Luther: „Ich danke es meinem guten Philipp, daß er uns griechisch lehrt. Ich bin älter als er, allein das hindert mich nicht, von ihm zu lernen. Ich sage es frei heraus, er versteht mehr als ich, dessen ich mich auch gar nicht schäme." Von seinem Verhältnis zu Melanchthon schrieb Luther: „Ich bin dazu geboren, daß ich mit den Rotten und Teufeln muß kriegen und zu Felde liegen, darum meine Bücher viel stürmisch und kriegerisch sind. Ich muß. die Klötze und Stämme ausrotten, Dornen und Hecken weg--

7. Mittlere Geschichte - S. 103

1892 - Leipzig : Reisland
— 103 — hauen, die Pfützen ausfüllen und bin der grobe Waldrechter, der Nahn brechen und zurichten tmiß. Aber Magister Philipp fährt säuberlich und stille daher, bauet und pflanzet, säet und begeußt mit Lust, nachdem Gott ihm gegeben seine Gaben reichlich." Dagegen bewies auch Melanchthon Luthern dte größte Hochachtung und Verehrung. Gewöhnlich nannte er ihn den Doktor und beobachtete gegen ihn ein vorsichtiges Benehmen. „Luther," sagt er in einem Briefe, „war bei seinen großen Tugenden von Natur hitzig und aufbrausend. Ost mußte ich ihm eine sklavische Unterwürfigkeit beweisen, da er zuweilen mehr seinem Temperamente folgte und weniger auf seine Person und das allgemeine Beste Rücksicht nahm. Er konnte es nicht gut leiden, wenn man von seiner Meinung abwich." Melanchthon hätte trotz seiner Gelehrsamkeit die Reformation nicht zustande gebracht, dazu war er viel zu sanst und ängstlich. „Ach," schreibt er einmal, „wenn man mich doch nicht aus meinem Hörsaale abriefe und mich nur zum besten der Jugend ungestört arbeiten ließe! Das ist meine Ruhe und Freude. Für andere Dinge bin ich zu weich und ungeschickt." Und wirklich leistete er für die Wissenschaften Außerordentliches. Besonders machte er sich dadurch verdient, daß er zweckmäßigere Schulbücher für dieselben schrieb und die Erlernung der alten Sprachen sehr beförderte. 17. Befestigung der Reformation. Luthers Tod. 1. Die augsburgische Konfession und der schmalkaldische Bund. Bei ihrer Visitation der Kirchen und Schulen fanden die Freunde eine erstaunliche Unwissenheit bei den Lehrern und beim Volke; der ganze Gottesdienst bestand in dem Herplappern unverstandener Gebetssormeln. Das bewog Luthern, 1529 seinen großen und kleinen Katechismus zu schreiben, damit Lehrer und Schüler sich daraus unterrichten könnten. Der Gottesdienst wurde nur in der Landessprache abgehalten, die Messe, der lateinische Kirchengesang, der Cölibat und andere Mißbräuche wurden abgeschafft. An eine Unterdrückung des Reformationswerkes war nicht mehr zu denken. Und nicht bloß in Sachsen wurde jetzt nach Luthers Sinn und Lehre die Reformation eingeführt, sondern außer vielen anderen Gegenden Deutschlands auch in Preußen, Schweden und Dänemark. Der Hochmeister des deutschen Ordens, Albrecht vott Brandenburg, durch persönlichen Verkehr mit Luther für die Reformation gewonnen, verwandelte Ostpreußen in ein

8. Neuere Geschichte - S. 25

1895 - Leipzig : Reisland
— 25 — älteren Söhne hatten bereits Regimenter. Auch Engen erbat sich eins, aber der König, der ihn wegen seiner Kleinheit verachtete, fand den Einfall wunderlich und empfahl ihm im geistlichen Stande zu bleiben. Eugen war 20 Jahre alt, als die Nachricht von dem neu ausgebrochenen Türkenkriege erscholl. Mehrere französische Offiziere begaben sich nach Wien, um in österreichischen Diensten gegen die Ungläubigen zu fechten. Kaiser Leopold empfing sie mit Freuden. Unter ihnen war auch Eugen. Ber der Vertreibung der Türken von Wien durch Sobiesky kämpfte er so tapfer, ^daß ihm der Kaiser ein Dragonerregiment anvertraute. Doch veranlaßte seine schwächliche Figur die kaiserlichen Soldaten noch lauge zu dem Scherze, der kleine Kapuziner werde wohl nicht vielen Türken den Bart ansrausen. Aber er wußte sich bald Ansehen zu verschaffen. In den Türkenkriegen begleitete er den kriegserfahrenen Prinzen Lud-wig von Baden und den noch berühmteren Herzog von Lothringen, beobachtete alle ihre Pläne und richtete ihre schwierigsten Aufträge aus, so daß ihn der Herzog Karl dem Kaiser mit der Versicherung vorstellen konnte, daß in diesem jungen Helden der erste Feldherr seines Jahrhunderts ausblühe. Und in wenig Jahren hatte sich Engen bis zum Generalfeldmarschall emporgeschwungen und die besten Feldherren Ludwigs Xiv. aus dem Felde geschlagen. Der stolze König gab sich alle Mühe, sich mit ihm auszusöhnen. Er ließ ihm die Statthalterschaft der Champagne, die Würde eines Marschalls von Frankreich und einen jährlichen Gehalt von 2000 Louisdor anbieten. Aber Eugen sagte dem französischen Gesandten: „Antworten Sie Ihrem Könige, daß ich kaiserlicher Feldmarschall bin, was ebensoviel wert ist als der französische Marschallsstab. Geld brauche ich nicht. So lange ich meinem Herrn redlich diene, werde ich dessen genug haben." Und mit dankbarer Liebe blieb er dem österreichischen Kaiser treu bis an seinen Tod. Bei allem Ruhme war Eugen höchst bescheiden und leutselig. Seine Aufmerksamkeit erstreckte sich auf die kleinsten Dinge, und seine Offiziere fürchteten ebensosehr seinen Falkenblick, als sein ungeheures Gedächtnis. Mitten in der Verwirrung der Schlacht blieb er besonnen und ruhig; Furcht war ihm ganz fremd. Stets war er rastlos thätig; in den Jahren der Kraft brauchte er nur 3 Stunden zum Schlaf. Seine Erholung war die Beschäftigung mit der Mathematik und der Geschichte. Noch in seinem Alter wußte er aus den alten Geschichtsschreibern ganze Seiten auswendig. Die Soldaten liebten und bewunderten ihn. Er war auch so bedacht

9. Neuere Geschichte - S. 82

1895 - Leipzig : Reisland
— 82 — vi. Napoleon I. 19. Napoleon wird Kaiser. 1. Seine Jugend. Napoleon Bonaparte wurde am 15. August 1769 zu Ajaccio auf der damals zu Frankreich gehörigen Insel Corsica geboren. Er war der Sohn eines armen adeligen Advokaten. Schon in früher Jugend war der Knabe lebhaft, trotzig und streitsüchtig. Der Statthalter der Insel verschaffte dem jungen Napoleon eine königliche Freistelle in der Militärschule zu Brienne, wo er znin Offizier gebildet wurde. Hier zeichnete er sich durch feine Verschlossenheit, unbeugsame Hartnäckigkeit und Leidenschaftlichkeit ans. Er suchte die Einsamkeit und verachtete die Spiele seiner Gefährten. Im Kriege geboren, warf er sich mit entschiedener Neigung auf die Kriegswissenschaft. Die tiefsinnigsten Lehren der Mathematik wurden seine Lust, weil er sie alle auf die Kriegskunst bezog. Siegen und herrschen war seine Leidenschaft, und nur darum trat er seinen Mitschülern etwas näher, um deu Krieg im kleinen zu führen, den er schon im großen sich dachte. Neben seinen mathematischen Studien beschäftigte ihn besonders die Geschichte des Altertums. Ju allen Unternehmungen der Vorzeit erkannte er das eigene Kraftgefühl, und jedes gelungene Emporstreben, jeder Sieg gewann ihm das einzige Entzücken ab, dessen er fähig war. Daher gefielen ihm die Helden Plntarchs. Die Spartaner wurden ihm Vorbilder der Selbstabhärtung, der Kampflust und jener Wortkargheit, die Über den Sinn der Rede in Zweifel läßt. Sie ahmte er in seinen Antworten und Mitteilungen nach und gewann die große Fertigkeit, mit wenigem viel, aber immer noch mehr zu sagen, als die Hörer erkennen sollten. Einer seiner Lehrer bemerkte über ihn: „Ein Corse von Geburt und Charakter; er wird es weit bringen, wenn die Umstände ihn begünstigen." Später ging er noch auf die Militärschule zu Paris, wo er mit dem 17. Jahre als Leutnant in die Artillerie eintrat. Als der Bürgerkrieg ausbrach, ergriff erdieparteidesvolkes. Die erste Auszeichnung erhielt er im Jahre 1793, als er bei der Belagerung von Tonlon, welches die Engländer besetzt hatten, die Artillerie leitete und durch seine Einsicht hauptsächlich zur Eroberung dieser Stadt beitrug. Er wurde General, verlor aber diese Stelle, als mit Robespierres Sturz die Schreckensherrschaft fiel; da er dessen Grundsätzen gehuldigt hatte, wurde

10. Neuere Geschichte - S. 49

1895 - Leipzig : Reisland
— 49 - zenden Sieg, daß 7000 Gefangene, 66 Kanonen und 7 Fahnen in seine Hände fielen. Friedrich folgte dem fliehenden Feinde nach Böhmen. Hier wurde er bei Sorr von den Österreichern angegriffen; doch unter dem feindlichen Feuer ordnete er sein Heer und drang mit solchem Ungestüm vor, daß in kurzer Zeit die feindlichen Batterien genommen waren. Dieser Sieg brachte ihm 1700 Gefangene und 22 Kanonen. Den glänzendsten Sieg aber erfocht in diesem Kriege der Fürst Leopold von Dessau bei Kesselsdorf unweit Dresden über die Sachsen und Österreicher am 15. Dez. Die Preußen mußten steile, mit Schnee und Eis bedeckte Berge hinaufklimmen und dann die Feinde mit gefälltem Bajonett zurücktreiben. Daher war die Schlacht für die Sieger eben so blutig wie für die Besiegten. Die Preußen machten 5000 Gefangene und erbeuteten 48 Kanonen. Am 25. Dez. wurde in Dresden der Friede geschlossen. Marie Theresia trat nochmals Schlesien an Friedrich ab, und dieser erkannte Franz I. als deutschen Kaiser an. Drei Jahre später schloß Maria Theresia auch mit Frankreich Frieden, und zwar zu Aachen, wodurch ihr der Besitz ihrer Länder mit Ausnahme zweier Provinzen in Italien gesichert wurde. Derselbe beendete den österreichischen Erbfolae-krieg 1748. Nach dem Aachener Frieden wurde Maria Theresia ihrem Lande eine wahre Mutter. Sie brachte in den österreichischen Staat ein neues Leben. Ihre erste Sorge verwendete sie auf Verbesserung des Kriegswesens. Ferner trat an die Stelle der früheren Verschwendung im Staats- und Hofhaushalte die größte Sparsamkeit. Auch die Gerichtspflege verbesserte sie; Hexenprozesse, Ketzergerichte und dergl. wurden abgeschafft. Ebenso lag ihr die Verbesserung des Schulwesens am Herzen. Ackerbau, Handel, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft fanden kräftige Unterstützung, und überall wußte sie zur Ausführung ihrer großen Pläne die rechten Männer zu finden. Der wichtigste unter ihnen war der Minister Kaunitz, Österreichs größter Staatsmann. In edler Thätigkeit war Maria Theresia unermüdlich. Im Sommer war sie schon um 5 Uhr morgens an den Geschäften der Regierung. Ihre Freundlichkeit und Leutseligkeit, sowie ihre edle Wohlthätigkeit gewannen ihr die Liebe ihrer Unterthanen. An keinem seiner Fürsten hatte das Volk mit solcher Liebe und Verehrung gehangen. Dies zeigte sich bei ihrem Tode 1780. Hüttig, Die Weltgeschichte in Bildern. Iii.
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