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1. Mittlere und neue Geschichte - S. 20

1877 - Leipzig : Senf
20 Mittlere Geschichte. abstammten, also zu seinem Geschlecht Haschem gehörten und die behaupteten, ein Enkel Alis habe ihnen seine Ansprüche auf den Stuhl des Propheten übertragen. Endlich kam es 749 zu einem offenen Aufruhr und am Flusse Zab erfocht Abdallah, Oheim des ersten Abbas-sidenchalisen Abul Abbas (750 — 754), einen großen Sieg und der letzte ommijadische Chalif in Damascus, Merwan, starb auf der Flucht in Aegypten 750. Bei einem großen Gastmahl, zu dem Abdallah in verrätherischer Absicht alle Mitglieder der Ommijadendyuastie eingeladen, ließ er sie sämmtlich ermorden; nur eiuem, Abderrahmau, gelang eö zu entkommen und im fernen Westen, in Spanien, sich unabhängig zu machen, indem er hier 756 das Chalifat zu Cordova stiftete. Die Abbassiden erwählten sich herkömmlicher Weise eine neue Residenz, Bagdad, das der zweite von ihnen, Almansor, 762 erbaute. In Constantinopel hatte Leo Iii., der Jsanrier, den Kaiserthron bestiegen (717—741) und durch die Zurückweisung des Angriffs der Araber auf Constantinopel die gerechtesten Ansprüche darauf erlangt. Da er die Ursache der außerordentlichen Erfolge der Araber in ihrer Verachtung der Bilderverehrung der Christen erblickte, wollte er dieselbe beseitigen und gebot zuerst, die Bilder in den Kirchen höher zu hängen und, als dies nichts half, sie ans den Kirchen zu entfernen. Das abergläubische Volk, von den Mönchen aufgehetzt, die um den hohen Gewinn der Anfertigung der Bilder kamen, die meistens in ihren Händen war, wurde aufrührerisch, aber mit Kraft beseitigten die drei ersten Jsau-rier, deren Geschlecht man deshalb auch das der bilderstürmenden Kaiser nannte (außer Leo 111. noch Constantin V., Kopronymos, 741—775 und Leo Iv. der Chazar von 775 — 780), diese Unruhen. Während ihre Gegner sie eixovoxldozai, die Bilderzerstörer, nannten, belegten sie dieselben mit dem Namen der äxovodovloi, der Bildersklaven. Auf einer Synode in Constantinopel ließ Constantin V. den Bilderdienst 754 verdammen. Aber als unter der Regierung des unmündigen Sohnes Leos Iv., Constantins Vi. Porphyrogeni-tos (der in der Porphyrs, einem Prunkgemach im kaiserlichen Schloß Geborene) dessen Mutter Irene die Herrschaft hatte, ließ sie 786 auf einer neuen Synode in Constantinopel den Bilderdienst wieder einführen. Diese Irene, die ans Herrschsucht ihren eignen unglücklichen Sohn Constantin Vi. hatte blenden lassen, so daß er 797 starb, hatte den abentheuerlichen Gedanken, durch eine Heirath mit Carln dem Großen das morgenländische und abendländische Reich zu vereinigen. Der Herrschaft dieses lasterhaften Weibes machte der Feldherr Nicephorus Phocas schon 802 ein Ende; aber obgleich der tüchtige Leo V. der

2. Mittlere und neue Geschichte - S. 22

1877 - Leipzig : Senf
22 Mittlere Geschichte. Stand bereits, war ihm treu ergeben, und der römische Bischos, der Papst Zacharias, mit dem die fränkischen Hausmeier, namentlich vermittelst des unermüdlichen Missionairs Bonisacius, in engeren Verkehr getreten, billigte es. 752 setzte sich Pipin der Kleine die Königskrone auf, beraubte den letzten Merowinger, Childerich Ul., seines langen Haarschmuckes, des Zeichens der Königswürde, und verwies ihn in ein Kloster. Der wichtige Dienst, den ihm der Papst geleistet, forderte aber bald einen Gegendienst. Die Jsanrier hatten wegen ihrer Bit-derversolguug in ihren Besitzungen in Italien einen Aufstand hervorgerufen, den der Papst, ein Bilderfreund, unterstützte. Aber nun drangen die Langobardenkönige Lintprand bis 746 und Nachis bis 749 ins Exarchat und der dritte, Aistnlph, nahm 752 sogar Ravenna ein und machte dem Exarchat ein Ende. Dann rückte er gegen Rom. Es war ein entscheidender Augenblick in der Geschichte der Päpste. Ihr Ansehen war nur deshalb so gestiegen, weil seit 553 kein besonderer Fürst mehr in Rom gewesen und der Landesherr, der griechische Kaiser, sehr entfernt war; das Anseheu der griechischen Patriarchen war dagegen in Constantinopel neben dem Kaiser ein Schatten geworden. Aber die Könige der Langobarden, einmal im Besitz von Rom, hätten vermuthlich ihre Residenz daselbst aufgeschlagen. Daher flüchtete der neue Papst Stephau über die Alpen zu Pipin, der 755, nachdem das beim erste» Znge Pipins gegebene Versprechen von Aistulph nicht gehalten worden, herbeieilte und Aistulph zwang, das ganze Exarchat heranszu-gebe», das Pipin dem Papst Stephan schenkte; denn er hatte wohl gegen diesen, nicht aber gegen den griechischen Kaiser Verpflichtungen. Auch sonst war Pipin in seinen Unternehmungen glücklich: die Angriffe der Friesen und Sachsen hielt er meistens von seinen Gränzen ab, die ungern gehorchenden Allemannen und Baiern nöthigte er zum Gehorsam, besonders kriegte er gegen die merovingischen Herzoge Aquitaniens, die ihm, als dem Entthroner ihrer königlichen Verwandten, feindlich entgegentraten. Erst 767 unterwarf er ihr Land. Während ferner und Karl Martels Regierung war unermüdlich Winfried oder Bonifacins, ein englischer Mönch, in der Bekehrung der Hessen, Thüringer, Sachsen und Friesen. Die beiden Fürsten gewährten ihm die bereitwilligste Unterstützung, denn Bonifacins dehnte mit der Verbreitung des Christeuthums gewissermaßen auch ihre Herrschaft aus. Daß Bonifacins die bekehrten Deutschen der Oberherrschaft des Papstes unterordnete, ist ihm nicht zur Last zu legeu, denn noch mehrere Jahrhunderte war die päpstliche Herrschaft in der Kirche und gegen äußere Macht ein Segen. Unterstützt von den Päpsten Gre-

3. Mittlere und neue Geschichte - S. 38

1877 - Leipzig : Senf
58 Mittlere Geschichte. dere unter dem Erzbischof Adalbert von Bremen suchte die kaiserliche Gewalt zum eigenen Vortheil zu benutzen und sah in deren Steigen zugleich das Mittel eines größeren Emporkommens. Nach einander bemächtigten sich diese beiden Führer des jungen Königs (1062 und 1065) und leiteten seine Erziehung nach ganz entgegen gesetzten Grundsätzen. Hanno von Cölln wandte die äußerste Strenge in der Leitung des jungen Königs an, Adalbert von Bremen bezeigte für alle Fehler des schon vom Knaben zum Jüngling heranreifenden Königs die größte Nachsicht. Als der König volljährig geworden, zeigte er eine große Zügellosigkeit der Sitten und führte ein ausschweifendes Leben, war auch zur Gewaltherrschaft geneigt; den Herzog von Baiern, Ottovon Nordheim, beraubte er auf die Anklage eines niedern Ritters Egeno seines Landes und warf seinen Freund Magnus, Sohn des Herzogs von Sachsen, ans dem Hause der Billuugen, ins Gefängniß; Baiern aber gab er an Welf, den Sohn Azzo's von Este, einer italiänischen Familie (die hernach in Ferrara und Modena geherrscht hat) und der Kunigunde von Wels; von seiner Mutter hatte Welf den altdeutschen berühmten Geschlechtsnamen angenommen. Welf sollte sich jeboch später nndank-bar gegen Heinrich zeigen. Die Tyrann ei H einri ch s stieg hoch in Deutschland; besonbers hart bebrücfte der Kaiser die Sachsen nach der Weise seines Vaters; die Burgen vermehrte er und schien fast bestänbigen Aufenthalt hier nehmen zu wollen. Da ermannten sich die Sachsen 1073 und 60000 Mann stark, überfielen sie den überraschten Kaiser und nöthigten ihn zur Flucht; seine Burgen zerstörten sie, bewiesen sich dabei aber roh durch Mißhandlung von Leichen der kaiserlichen Familie. Dies und Heinrichs im Unglück hervortretende Freundlichkeit gewann ihm die Süddeutschen; 1075 erfocht er an der Unstrut bei Langensalze einen großen Sieg über die Sachsen und verheerte deren Land;- die Sachsen wandten sich um Hilfe an den Papst Gregor Vii. Dieser, vorher Cardinal Hildebrand, erzogen unter der strengen Zucht der Cluniacenser, war schon seit dem Papst Victor Ii. (1054 bis 1057), früherem Bischof von Eichstädt, die Seele der päpstlichen Regierung. 1059 bewog er den Papst Nicolans Ii., die Papstwahl, die bisher von dem Adel, dem Klerns und'dem Volk in Rom gemeinsam ausgeübt worden, fortan nur, unter Vorbehalt der Bestätigung des Kaisers, den vornehmsten Geistlichen der römischen Diöcese zu übertragen, die Cardinäle genannt wurden und später in Cardinal-Bi-schöfe, Eardinal-Presbyter und Cardinal-Diakonen (einfache Unterscheidungen, aber keine Rangklassen, denn auch ein Cardinal-Pres-byter oder Cardinal-Diakon kann zum Papste gewählt werden) getheilt

4. Mittlere und neue Geschichte - S. 40

1877 - Leipzig : Senf
40 Mittlere Geschichte. Mönchen eifrige Anhänger; denn diese hatten einen entfernten Anfseher, den Papst, lieber als die in der Nahe wohnenden Bischöfe. Nach Gregors Idee, die jeder bisherigen Ueberlieferung von den Schranken der weltlichen und geistlichen Gewalt Hohn sprach, war der Papst als Nachfolger des Apostels Petrus der Statthalter Gottes auf Erden und ihm gehörte alles Land; der deutsche Kaiser und die übrigen mindermächtigen Fürsten hätten ihr Land von ihm zu Lehen und verhielten sich zu ihm, der Sonne, wie der Mond und die Sterne. Sie könnten aber, sowie sie nicht gehorsam wären, von ihm zur Rechenschaft gezogen und abgesetzt und ihre Völker vom Eide der Treue gegen sie, die von dem Bann der Kirche getroffenen, losgesprochen werden. Der Papst dürfe, als Oberhaupt der Kirche, kein Blut vergießen; wie mm jedes Kloster unter den benachbarten weltlichen Fürsten einen Schirmherrn, einen Vogt, habe, so sei der deutsche Kaiser als der mächtigste Fürst geborener Schirmherr der römischen Kirche. Daher wurde auch nie in Deutschland der Peterspfennig, eine Abgabe für den heiligen Stuhl, die sonst erlegt wnrde, eingefordert. Auf die Klage der Sachsen forderte Gregor den Kaiser zur Rechenschaft vor sich. Dies hielt Heinrich, der Herrschaft seines Vaters über die Päpste sich ,erinnernd, für Wahnsinn und ließ Gregor auf einer Synode von Bischöfen in Worms absetzen. Da traf ihn Gregor mit dem Bann. Nie wäre Gregor im Kampf gegen Heinrich siegreich gewesen, wenn er nicht in den deutschen Herzogen die bereitwilligsten Verbündeten gefunden hätte. Denn diese konnten eine Demüthigung der starken kaiserlichen Gewalt nur mit Freuden sehen, ein Bürgerstand aber (auf den sich später 1303 Philipp Iv. der Schöne von Frankreich im Kampf mit Bonisaz Vlll. erfolgreich stützte), der bereitwilligste Verbündete der Königsgewalt gegen die übermüthigen Vasallen, existirte zwar schon, war aber noch in der Kindheit und ohnmächtig. Die Herzoge: Rudolph von Schwaben, Heinrichs Schwager, ferner Welf von Baieru und Berthold von Kärnthen erklärten dem Kaiser, wenn er sich nicht binnen Jahresfrist vom Banne lossprechen lasse, ihn nicht weiter als Kaiser ansehen zu wollen. Da ging Heinrich 1077 über die Alpen und that im Januar die demüthigste Buße aus dem Hofe des Schlosses von Canossa, eines Besitzthumes der Gräfin Mathilde, einer Freundin des Papstes. Weil jedoch dieser nur eine bedingte Lossprechung Dom Bann gewährte, so machte Heinrich einen Versuch, sich der Person des Papstes zu bemächtigen, der beinahe gelungen wäre. Nach Deutschland zurückgekehrt, fand Heinrich seinen Schwager Rudolph zum Könige gewählt und trat mit demselben in den hes-

5. Mittlere und neue Geschichte - S. 42

1877 - Leipzig : Senf
42 Mittlere Geschichte. und einen Vergleich einzugehen, der allen Vortheil auf Seiten des Kaisers stellte; die Einsetzung der Bischöfe sollte zwar der Papst haben, dagegen der Kaiser ihnen alle jemals von der weltlichen Gewalt verliehenen Güter wieder nehmen. Daß dann die Kirche ohnmächtig dem Kaiser gegenüber stehen würde, begriffen die Kardinäle sehr wohl, als sie gleich nach der Rückkehr Heinrichs gegen diesen ohne ihre Zustimmung geschlossenen Vertrag Widerspruch erhoben. Nachdem der Krieg zwischen den Sachsen, des Papstes Verbündeten, und dem Kaiser, in welchem dieser noch 1115 eine Niederlage am Welfesholz im Manssel-difchen bei Eisleben erlitten, endlich beendigt, sah sich auch Papst Ca-lixtus 11., jetzt ohne Bundesgenossen, genöthigt, 1122 die Wormser Concordaten mit dein Kaiser abzuschließen. Nach denselben sollte der Kaiser die Wahl der Bischöfe, die von den Domherren vollführt wurde, beaufsichtigen und leiten, der Papst aber sie bestätigen, der Kaiser die Bischöfe wegen der weltlichen Güter mit der Lanze, der Papst sie aber mit Ring und Stab belehnen. Am Ende dieses wichtigen Streites waren die Herzoge in dem unbestrittenen erblichen Besitz ihrer Lehen, die Kaiserwürde aber wurde nach dem offenen Beispiel von 1077 als wählbar erkannt. Den Herzogen suchten die Kaiser durch Errichtung von Grafschaften und Markgrafschaften und durch Stellung der Städte unter ihre unmittelbare Aufsicht (freie Reichsstädte), sowie auch durch die Aufrechthaltung der Pfalzgrafen (kaiserliche Richter für jedes Herzogthum) Abbruch zu thu». Bereits waren die Herzoge von Sachsen, Franken, Schwaben und Baiern im Besitz der höchsten weltlichen, die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Cölln indem der höchsten geistlichen Würden. Das Recht aber den Kaiser zu wählen, ruhte noch nicht auf besonderen Fürstenhäusern. Iii. Die Zeit der Kreuzzüge und Blüthe der Hierarchie von 1100 - 1300. 1. Kreuzzüge, 1096—1291. Bei den Arabern waren die Ehalifen aus dem Haufe der Abbas-siden den Wissenschaften sehr günstig gewesen. Unter ihnen war am

6. Mittlere und neue Geschichte - S. 68

1877 - Leipzig : Senf
68 Mittlere Geschichte. durch das Recht, ihre Burgen zu befestigen, und andere Freiheiten erkaufen. Und doch mußte er zuletzt, nachdem England lange verheert worden war, mit Ausschließung seines eigenen Sohnes den Sohn von Gottfried und Mathilden, Heinrich 11. von Plantagenet, als Nachfolger anerkennen. Mit Heinrich 11., einem kräftigen Fürsten von 1154—1189 bestieg das Haus Plantagenet den Thron von England, den es, zuletzt seit 1399 in zwei auf einander folgenden Linien Lancaster und Aork, bis 1485 eingenommen hat. Heinrich erobert seit 1172 Irland und bringt den König von Schottland Wilhelm zur Lehnspflicht. Den Erzbischof von Canterbnry, Thomas Becket, seinen früheren Günstling, nöthigt er 1164 zur Unterschreibung der Statuten von Clarendon, durch welche die Geistlichen weltlicher Gerichtsbarkeit unterworfen werden sollten. Als dieser aber, von seiner Flucht nach Frankreich zurückgekommen, trotz scheinbarer Versöhnung mit dem Könige, mit demselben entzwei blieb, wurde er von einigen Höflingen desselben in Canterbnry am Altar 1172 ermordet und nun mußte der König sich vor dem Papst Alexander 111. demüthigen und die Statuten von Clarendon aufgeben. Die Herrschaft, namentlich aber die Erpressungen der Päpste lasten von nun an bis 1337, wo der Peterspfennig von Eduard Iii. aufgehoben wird, schwer auf England. Heinrichs eifersüchtige Gemahlin Eleonore (hierauf bezieht sich Körners Trauerspiel Rosamunde) reizt ihre Söhne zur Empörung gegen den Vater, doch dieser bleibt Sieger. Sein Sohn Richard Löwenherz (1189—1199), bekannt durch seinen Antheil am dritten Kreuzzug, geräth, nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft Kaiser Heinrichs Vi., in Krieg mit Philipp August von Frankreich und fällt bei der Belagerung des Schlosses einer seiner widerspenstigen französischen Barone. Sein Bruder Johann ohne Land verliert nach der Ermordung seines Neffen Arthur alle seine französischen Länder, mit Ausnahme der Gnyenne, an Frankreich und erleidet auch 1214 im Bunde mit Otto von Deutschland durch den französischen König die Niederlage von Bouvines. Als er sich 1208 der Anerkennung des von Innocenz 111. eingesetzten Erzbischof von Canterbury, Stephan Lang ton, wiedersetzt, thut ihn Innocenz in den Bann und schenkt seinen Thron an Philipp August. Erst als Johann sich demüthig als Vasallen des Papstes erklärt, nimmt derselbe den Bannstrahl zurück. Der unglückliche König muß endlich 1215 seinen normannischen Baronen die magna charta gewähren, deren wichtigstes Recht: keine Besteuerung ohne Genehmigung der Versammlung (des Parlaments) der Barone, war. Diese erwirkten auch in der magna charta der

7. Mittlere und neue Geschichte - S. 474

1877 - Leipzig : Senf
474 Neueste Geschichte. ökumenischen Concils entgegen, für welche die Jesuiten schon alle Vorbereitungen getroffen hatten und die den 8. December 1869 erfolgte. Umsonst hatte der bairische Ministerpräsident Fürst von Hohenlohe namentlich die katholischen Regierungen anfgesordert, gegen die etwaigen Eingriffe dieses Concils in weltliche Sachen gemeinschaftliche Schritte zu unternehmen am 9. April, er hatte keinen Anklang damit gefunden. Und doch hatte der Papst in seiner Enchclica und dem Shllabus vom 8. December 1864, in der er alle möglichen Irrthümer der Gegenwart verdammt hatte, schon gezeigt, daß er eine Herrschaft über alle weltliche Macht, über Könige und Völker erstrebe. Die Regierungen der katholischen Staaten wurden zum Concil nicht wie früher eingeladen, sich durch Gesandte vertreten zulassen, auch wurden diesmal nichtdie Gegenstände der Verhandlungen frühzeitig bekannt gemacht, noch eine Geschäftsordnung, wie in Trident, von den päpstlichen Legaten mit den Bischöfen vereinbart. Gekommen waren zu diesem vaticanischen Concil 764 Bischöfe, von denen aber 300 so arm waren, daß der Papst ihren Unterhalt bestreiten mußte. Unter den 764 Bischöfen waren allein 276 aus Italien und von diesen wieder 143 aus dem kleinen Kirchenstaat, wogegen auf das große Frankreich nur 84, auf Deutschland sogar nur 19 kamen. Zu den oppositionellen Bischöfen zählte man 200, aber ihre Opposition war keine feste. Als heftigster Gegner des bisherigen päpstlichen Systems zeigte sich Stroßmayer, Bischof von Serbien und Bosnien. Aber vergebens forderte er in einer Rede vom 25. Januar 1870 die Bestimmung auch der Rechte der Bischöfe und der Provincialshnoden, wollte auch Nichtitaliener (der letzte nichtitalienische Papst war Hadrian Vi. Lehrer Kaiser Karls V, 1523) zum Papstthum zugelassen und das Cardinalcollegium gleichmäßig ans Vertretern sämmtlicher katholischen Völker zusammengesetzt sehen. Schon am 24. April wurden die modernen Irrthümer verflucht und 18 Canones angenommen, in denen der Hauptsache nach die Lehren des Shllabus von 1864 bestätigt wurden. Die Verhandlungen Über die Unfehlbarkeit des Papstes dauerten vom 14. Mai bis zum 13. Juli, wo abgestimmt wurde und von den 600 Anwesenden 450 mit Ja, 88 mit Nein stimmten und 62 ihre Zustimmung mit Vorbehalt gaben, obgleich der gelehrte Bischof Hefele von Rotenburg in Würtemberg bewiesen hatte, daß Papst Honorins 680 von dem sechsten öcnmenischen Concil in Constantinopel wegen einer ketzerischen dogmatischen Entscheidung ver-urtheilt worden war und daß spätere Concilien und Päpste das Urtheil bestätigt hatten. Umsonst baten die Bischöfe der Opposition den Papst, sich nur dann für unfehlbar zu erklären, wenn er seine Entschei-

8. Mittlere und neue Geschichte - S. 484

1877 - Leipzig : Senf
484 Neueste Geschichte. nach kurzem Kampf in Rom ein, dem Papst wurde nur die sogenannte leoninische Stadt oder Rom nördlich von der Tiber mit seiner Residenz im Vatican überlassen, diese aber auch bald, als die Einwohner sich für Italien erklärten, besetzt. Vergeblich schleuderte Pius Ix. am 1. November den großen Bann gegen diejenigen, welche sich, in was immer für einer, auch ganz besonderer Erwähnung werthen, Würde sie glänzen möchten, an dieser Besitznahme betheiligt hatten. Eine Volksabstimmung erklärte sich für Vereinigung mit Italien; vom 1. Juli 1871 ab ist Rom die Hauptstadt des Königreichs Italien geworden. So hörte zum zweiten Mal die weltliche Herrschaft des Papstes auf, die schon einmal von 1809 — 1814 nicht bestanden hatte. Ebenso wichtig war für Europa die Einigung von Nord- und Süddeutschland und das Wiedererstehen des 1806 traurig gestürzten deutschen Reiches. Dem Drange ihrer Völker nach einer größern Einigung mit Norddeutschland konnten die süddeutschen Regierungen jetzt nicht mehr widerstehen. In Versailles, der stolzen Königsstadt Ludwigs Xiv., begannen die Verhandlungen. Schon war im Anfange des November eine Einigung mit Würtemberg, wo Varnbüler, durch seine Feindschaft gegen Preußen von 1866 bekannt, ans dem Ministerium getreten war, Baden und Hessen erfolgt, als den 13. den würtembergifchen Ministern Mittnacht und Suckow ein Telegramm zuging, nicht zu unterzeichnen. Da sie, schnell zurückgereist, ihre Entlassung anboten, weil schon den 15. November Preußen sich mit Baden und Hessen geeinigt hatte und selbst Baiern, mit dem besondere Verhandlungen gepflogen wurden, den 23. November seinen Anschluß au Norddeutschland unterzeichnet hatte, kam in Berlin am 25. November auch die Einigung mit Würtemberg zu Stande. Am 3. December trug darauf Baiern im Namen der deutschen Fürsten, in Versailles dem König Wilhelm die Krone eines deutschen Kaisers an, die Abgeordneten des deutschen Reichstags unter ihrem Präsidenten Simson überreichten den 18. December in Versailles dem König eine beglückwünschende Adresse und dieser erklärte am 18. Januar 1871 seine Annahme des deutschen Kaisertitels. Baiern war allerdings Wichtiges eingeräumt, was den andern süddeutschen Staaten meistens verweigert worden; es behielt seine eigene Diplomatie, die Verwaltung des Heerwesens, der Post, der Telegraphen, der Eisenbahnen, seine besondere Besteuerung des Biers und Branntweins, es nahm keinen Theil an den Versassnngsbestimmungen über Heimat- und Niederlassungsverhältnisse. Im Bundesrath wurde aus den Bevollmächtigten von Baiern, Sachsen und Würtemberg unter dem Vorsitz von Baiern ein diplomatischer Ausschuß gebildet und das Veto von

9. Mittlere und neue Geschichte - S. 29

1877 - Leipzig : Senf
11. Karol. n. Karln d. Groß., die sächsischen u. fränkischen Kaiser. 29 (den südlichen Theil Lothringens am mittelländischen Meer). Um diese Zeit erschienen im Abendlande die so genannten pseudoisidorischen Dekretalien (decretalia bedeuten Gesetze des Kirchenrechts). Der als Theolog und Geschichtsschreiber der Westgothen bekannte Bischof von Sevilla, Isidor f 635, hatte eine Sammlung von Kirchengesetzen früherer Zeit verfertigt; eine Verfälschung dieser Kircheugesetze erschien nun um 850 in Mainz, zu dem Zweck, die Herrschaft des römischen Bischofs über alle anderen Bischöfe als unbestreitbar hinzustellen. Die Päpste des neunten Jahrhunderts strebten mit Erfolg nach einer Alleinherrschaft in der abendländischen Kirche. Begünstigt wurden sie durch den damals völlig entschiedenen Bruch mit der oströmischen oder griechischen Kirche, der 866 in dem Streit des Papstes Ni-colans 1. mit dem griechischen Patriarchen Photins erfolgte. Die griechische Kirche, von der abendländischen als schismatisch bezeichnet, unterscheidet sich namentlich von der römisch-katholischen in dem Glauben, daß der heilige Geist nur von Gott dem Vater ausgehe, in dem Genießen gesäuerten Brodes beim heiligen Abendmahl und darin, daß sie nur dem Patriarchen und den Bischöfen, nicht aber den übrigen Weltgeistlichen die Ehe verbietet. Nicolaus 1. hob übrigens außerordentlich das Ansehen des Papstes, als er den König Lothar von Lothringen um 867 zwang, seine Buhlerin Waldrade zu verstoßen und seine rechtmäßige Gemahlin Dietberge wieder anzunehmen, ein um so größerer Triumph, als er rein durch die Kraft der Sittlichkeit, für die der Papst kämpfte, erfochten wurde und der Papst unerschüttert blieb in den Leiden einer Belagerung, die der Kaiser Ludwig Ii., Bruder des lasterhaften Lothar, über ihn in Rom verhängte. Beim Tode Karls von Burgund 863 theilten sich seine Brüder Kaiser Ludwig 11. und Lothar in sein Land. Als aber Lothar 869 starb, theilten feine beiden Oheime, ohne auf ihren Neffen, den Kaiser Ludwig 11., Rücksicht zu nehmen, sein Land in dem Vertrage zu Mersen 870. Dadurch fiel der östliche Theil von Lothringen mit den Erzbistümern Trier und Kölln und den Bisthümern: Basel, Straßburg und Utrecht an Deutschland. Bei dem Tode des Kaisers Ludwig 11., mit dem der Zweig Lothars, des ältesten Sohnes Ludwigs des Frommen, erlosch, 875, bemächtigte sich Karl der Kahle Italiens und der Kaiserkrone auf kurze Zeit, wurde jedoch bald darauf aus dem Besitz Italiens durch Karlmann, seinen Neffen und Sohn Ludwigs des Deutschen, verdrängt. Ludwig der Deutsche starb in dieser Zeit 876 nach einer nicht unkräftigen Regierung; sein Reich wurde unter seine drei Söhne: Ludwig den Sachsen, Karlmann und

10. Mittlere und neue Geschichte - S. 36

1877 - Leipzig : Senf
36 Mittlere Geschichte. 3. Fränkische Kaiser, 1024—1125. In den Zeiten tiefen Verfalls der christlichen Kirche begann immer das Streben nach bessern Zuständen in den Klöstern. Als in Rom auf dem päpstlichen Stuhl Schande und Laster in den Kreaturen jener genannten Römerinnen ihren Sitz aufgeschlagen hatten und als darauf die Besetzung des päpstlichen Stnhles derwillkühr der deutschen Kaiser anheim gegeben war, stellten in der Abtei Clngny (in der Landschaft Breffe des alten Burgunds) der zweite Abt Odo und seine nächsten Nachfolger ein Beispiel strenger Klosterzucht, verstärkt durch öfters auferlegtes Stillschweigen, auf, die zur Steigerung streng religiösen Lebens nicht wenig beitrug; hier wnrde Gregor Vii. gebildet. Um 1020 stiftete Romuald in der Nähe von Arezzo in Toskana den Orden der Kamalduleuser, der nur Wasser und Brod als gewöhnliche Nahrung erlaubte und des* seu Mitglieder oft ein vierzigtägiges Schweigen während der Fasten beobachteten. Eine größere Kirchenlicht und Steigerung des kirchlichen Sinnes, die daraus erfolgte, setzten Gregor Vii. in Stand, seinen Widerstand gegen die Kaisergewalt zu beginnen. Später wnrde in der schauerlichen Wüste von Chartreuse bei Grenoble 1084 der Orden der Karthäuser gestiftet, dem ein ewiges Stillschweigen und dann noch das Verbot alles Fleischessens auferlegt wurde. Daun entstanden noch 1098 in Cistuau bei Dijon der durch Bernhard von Clairvaux so berühmt gewordene Orden der Cistercienser und durch Norbert 1120 im Bisthum von Laon der Orden der Prämonstratenser: alles Zeichen des gesteigerten kirchlichen Sinnes. Conrad 11. der Salier (1024—1039), Herzog von Franken, war ein kräftiger deutscher Kaiser und verdiente einen bessern Biographen als den Chronisten Wippo. Er suchte die Herzoge zu bloßen fönigli* chett Beamten, gleich den missi regii Karls des Großen, zu machen. Das gestimmte Königreich Burgund vereinigte er 1032 mit Deutschland und Italien, weil, wie er sagte, sein Vorgänger Heinrich 11. vom letzten Könige von Burgund, Rudolf 111. zum Nachfolger eingesetzt worden, doch hatte er, nicht verwandt mit Heinrich 11., der nur wegen seiner Verwandschaft zum Nachfolger ernannt worden, deshalb kein Recht gewonnen. Er vertheidigte seine Erwerbung namentlich auch gegen seinen Stiefsohn Ernst von Schwaben, der durch die Treue gegen seinen Freund Werner von Kyburg bekannt und in Uhlands bekanntem Trauerspiel verherrlicht worden ist. Ans Bnrgnnd brachte Konrad nach Deutschland dietreuga Dei, den Gottesfried en, mit, der jede Woche von Mittwoch des Abends bis Montag des Morgens, an den Tagen, an denen der Heiland gelitten hatte, gestorben und anferstan-
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