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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 19

1913 - München : Seybold
hartem Tuff geworden ist. Die Besteigung wurde nur mit einer be- schränkten Zahl von Trägern ausgeführt. In langsamem Anstieg mühte sich die kleine Karawane auf schmalen Pfaden durch eine Pflanzendecke, die von Hauptmann Herrmann als „Urbuschwald“ bezeichnet worden ist. Es ist ein oft undurchdringliches Gebüsch von krautartigen Sträuchern und meist nicht sehr hohen Bäumen. Nach dreistündigem, mühevollem Steigen wurde 5oo Meter unter dem Gipfel, im Sattel zwischen Mittel- und Südkrater, ein enges Lager bezogen. Dichter Nebel wogte um uns her und verschleierte die Aussicht auf den Gipfel. Und kaum war das letzte Zelt aufgeschlagen, so prasselte mit kolossalem Hagelschlag ein Gewitter hernieder und verwandelte die Gegend auf kurze Zeit in eine Winterlandschaft. Die Temperatur sank naturgemäß schnell, und die Kälte machte sich so unangenehm fühlbar, daß sich die armen Träger zum Schutz vor dem Unwetter unter die Zeltdächer drängten. Aber dann klärte sich der Himmel auf, und prachtvoll hob sich auf einmal der Gipfel des Vulkans als dunkle Silhouette gegen die vorüberjagenden Wolken ab. Wir hatten den Aufenthalt zu einer kurzen Mahlzeit benutzt, und nun wurde sofort der Anstieg zum Gipfel unternommen. Die Böschung steigt bis zu 35 Grad. Sie zu erklimmen war außerordentlich anstren- gend, da das naokte Gestein dem Fuß nur wenig Halt bot. Zudem machte sich die ungewohnte Dünne der Luft äußerst fühlbar, so daß man ge- zwungen war, fast alle hundert Schritte mit hörbar klopfendem Herzen sqhwer atmend stehen zu bleiben. Aber unermüdlich kletternd strebten wir vorwärts. Zehn Meter liegt der Kraterrand noch über uns. Die hämmernden Pulse zwingen uns zu nochmaliger kurzer Bast; hätten wir geahnt, welches Bild uns erwartete, so würden wir schneller geeilt sein. Denn verstummend blickten wir wenige Augenblicke später in eine riesige Arena von unbeschreiblicher Großartigkeit. Der abgestumpfte Gipfel des Ninagongo ist nämlich ganz von einem mächtigen, nahezu kreisrunden Explosionskrater eingenommen, dem Graf-Götzen-Krater. So habe ich ihn seinem kühnen Entdecker zu Ehren getauft. Die Innen- wände des Kraters lallen steil nach unten ab und enden hier auf einem völlig ebenen Lavaboden, in dessen Mitte zwei nebeneinanderliegende steilwandige Eruptionsschlote ausgesprengt sind, die sich wie eine etwas plattgedrüokte große Acht ausnehmen. Eine Vorstellung von den ge- waltigen Ausdehnungen des Graf-Götzen-Kraters vermögen am besten die von Oberleutnant Weiß ausgeführten Messungen zu geben. Danach be- trägt der Durchmesser des Kraters 1251 Meter, seine Tiefe i55 Meter 19 2*

2. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 20

1913 - München : Seybold
und der Durchmesser der beiden Eruptionsschlote 336 bzw. 459 Meter. Der Anblick dieses riesigen Kraterloches ist überwältigend. Zu Graf Götzens Zeit, im Jahre 1894, war der Ninagongo noch in voller Tätigkeit, von der man Spuren selbst bis zum Jahre 1906 bemerken konnte. Jetzt lagen beide Schlote vollkommen friedlich da. Nur die zahlreichen damp- fenden Spalten und Risse im Kraterboden gemahnten an die schlummern- den vulkanischen Gewalten. Jeden Tag können diese mit neuer Tätigkeit erwachen. Denn die scheinbare Ruhe des Berges berechtigt nach dem Urteile Kirschsteins keineswegs dazu, den Ninagongo den erloschenen Feuerbergen der Erde zuzuzählen. Der Berg gilt den Eingeborenen als ,,wasimu“ — verhext — und die Legende geht, daß jeder sterben muß, der ihn besteigt. Nur wenige Aufgeklärte glauben nicht mehr daran. Auch Kissubi zog es vor, den Zorn des Berggeistes nicht heraufzube- schwören und im Lager zu verbleiben. Erst später, bei Kirschsteins Aufstieg, entschloß er sich widerstrebend, ihn bis zum Kraterrande zu begleiten. Das Echo eines abgegebenen Schusses bricht sich, wie ich mich selbst überzeugt habe, tausendfach an den Felsen, und es klingt, als rase der Schall ohne Unterbrechung an der Kraterwand herum, ohne den Ausweg finden zu können. Kein Wunder also, daß der Berggeist ob dieser Ruhestörung erbost ist. Sein Name ist Gongo. Er ist der oberste aller Geister; zu ihm gehen die Seelen der Verstorbenen und von ihm erhalten sie dauernden Wohnsitz in einem der Vulkane angewiesen. Bei dem Gongo wohnt ferner noch der Geist Liangombe mit seiner Mutter Nina Liangombe, seinem Vater Bawinga und seinem Großvater Njundo. Liangombe führt die Aufsicht über die Seelen derjenigen, die Böses getan haben; er bindet und schlägt sie. Namlagira und Mikeno sind Söhne des Gongo. Der Namlagira soll früher bei seinem Bruder gewohnt haben, von diesem aber vertrieben sein, weil er Feuer mitge- bracht und damit das am Berge vorhandene Wasser vernichtet habe. Auch mit seinem Vater Gongo soll der Namlagira tödlich verfeindet ge- wesen sein. Lange habe der Kampf unentschieden getobt, bis es dem Namlagira gelungen sei, mit einem Streiche den Kopf des Gongo ab- zuschlagen, wovon die abgeflachte Form des Hauptkegels herrühre. Nach einer Mitteilung vom Hauptmann von Beringe, der ich diese Angaben zum Teil entnehme, hat jeder dieser Geister seinen eigenen Priester, der am Fuße des Berges wohnt, die Opfer in Empfang nimmt und (he Entschlüsse des Geistes dem Opfernden übermittelt. Die Stellung eines solchen Priesters soll, wie ihm erzählt wurde, eine sehr einträgliche sein. 20

3. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 154

1913 - München : Seybold
etwa 1000 m hohen Paß überschreiten. Jetzt geschieht dies mit der Eisenbahn, aber auch ein Fußgänger kann den Weg ohne große Mühe zurücklegen, obgleich der letzte Teil ziemlich steil ist. Anders war es, als es auf dieser Straße von Menschen wimmelte, die zu Tausenden hier entlang strömten und von denen viele noch schweres Gepäck tragen mußten. Damals war der Wall des Chilkootpasses auf der ganzen Welt verrufen. Auf der Südseite hat die Bergkette mit all ihren Tälern Der Chilkootpaß in Alaska mit passierenden Einwanderern im Jahre 1898. und Fjorden einst unter einer Eisdecke gelegen, und ihre Oberflächen- formen erinnern an andere gebirgige Küsten, die wir bereits kennen ge- lernt haben. Unser Weg geht jetzt nordwärts, und nach aller Erfahrung, die wir schon in anderen kalten Gegenden gemacht haben, sollte man glau- den, daß wir ebenfalls auf Eis oder auf Spuren ehemaliger Vereisung stoßen würden. Dies ist jedoch nicht der Fall, wenigstens nicht mehr, so- bald wir die Region der ersten tiefen Bergseen verlassen haben und ein wenig weiter in das Land hineingedrungen sind. Dort hat die Landschalt einen ganz guten Charakter, und wir befinden uns nun in der zweiten 154

4. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 273

1913 - München : Seybold
Ein weiterer Proviantartikel, auf den wir großen Wert legten, war Yaages Fischmehl. Dasselbe ist gut zubereitet und hält sich ausgezeich- net; in Wasser gekocht und mit Butter und Mehl oder getrockneten Kartoffeln vermischt, gibt es ein sehr wohlschmeckendes Gericht. Ein fernerer Punkt, auf den man achten sollte, ist, daß die Lebensmittel genossen werden können, ohne erst gekocht zu werden. Das Feuerungsmaterial bildet zwar einen Teil der Ausrüstung, allein, wenn es aus dem einen oder anderen Grunde verloren gehen oder ver- Unser Hundelag-er auf dem Eise. braucht sein sollte, so würde man sich tatsächlich in einer schlimmen Lage befinden, wenn man für solchen Fall nicht durch die Mitnahme von Proviant, der ungekocht genossen werden kann, Vorsorge getroffen hätte. Um Feuerung zu sparen, ist es auch von Wichtigkeit, daß das Essen nicht gekocht, sondern nur erwärmt zu werden braucht. Das Mehl, welches wir mitnahmen, war daher gedämpft und konnte im Notfälle so, wie es war, und ohne weitere Vorbereitungen gegessen wer- den ; nur zum Kochen gebracht, gab es eine gute, warme Speise. Wir hatten auch getrocknete gekochte Kartoffeln, Erbsensuppe, Schokolade, Murawski, Quellenlesebuch 18 273

5. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 254

1913 - München : Seybold
Mark dadurch. Viele andere Mittel sind schon versucht worden; aber keins hat sich bewährt. Es werden jetzt Proben mit einer Dampfmar- kierungsmethode vorgenommen; aber von Erfolg darf man heute noch nicht reden. Die größte australische Industrie ist die Schafzucht. Das Schaf be- steht aus Wolle und Hammelbraten, beides bedeutende Ausfuhrartikel. Die beste Wolle stellt sich bis auf 2 Mark das Pfund; die besten Schafe werfen 20 Pfund im Jahre ab —- sind 4o Mark für das Schaf; eine große Station besitzt ungefähr 100000 Schafe. Also ergibt sich ein Bruttogewinn von vier Millionen Mark das Jahr, ohne den Verkauf von Schlachtschafen einzurechnen. Dazu wäre zu bemerken, daß es im Jahre 1891 106v2 Millionen Schafe in Australien gab, und 1899 nur 74 Millionen. Die Differenz heißt Regenmangel, um eine lange, grauenhafte Tragödie stummen Leidens, qualvollen Sterbens, hoffnungslosen Kampfes gegen ein erbarmungs- loses Klima in ein Wort zusammenzufassen. Und Schafe sind manchmal sehr wertvoll. Erst vor kurzem wurde in Tasmanien der Zuchtbock „Admiral “ für 29 4oo Mark verkauft. Eine Schafstation sieht einem Viehrancho sehr ähnlich; nur daß sie gewöhnlich aus besseren und größeren Gebäuden besteht und daß das ganze Weideland durch Drahtzäune geteilt ist. Dann bedarf inan sehr viel ausgedehnterer Koppeln, Gebäude zum Scheren der Tiere, zum Pressen und Stapeln der Wolle, meilenlange Tröge zur Wässerung der durstigen Schafe in trockener Zeit. Ein großer Teil des wasserarmen Westens ist übrigens schon besiede- lungsfähiger gemacht worden durch artesische Brunnenbohrungen, die, beiläufig gesagt, ein Deutscher, der Konsul Heußler in Brisbane, zuerst einführte. Meilenweit kann man in vielen Gegenden kleine, mit Gras und Schilf umstandene Bäche verfolgen, denen man mit einem Pflug ihren Lauf vorgezeichnet, bis sie endlich im Sande versickern, und die ihren Ursprung haben in den gewaltigen unterirdischen Wasserbecken, die das Innere Australiens unterlagern. 5oo—-4ooo Fuß tief sprudeln sie auf, verschieden an Leistungsfähigkeit, oft stark mineralhaltig und siedeheiß. Selbst in der trockensten Zeit, solange die Feuer nicht das tote Gras vernichtet haben, können sich Schafe halten, wenn sie reichlich zu saufen bekommen. Und solche vom Wetter unabhängige Quelle ist der artesische Brunnen, dessen Wert nicht hoch genug zu schätzen ist. 254

6. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 257

1913 - München : Seybold
Vi. Die Polargebiete. 1. Grönland und die Eskimos*. Als Mitglied einer dänischen Expedition habe ich an einem Versuche, in einen der nördlichsten Fjords einzudringen, teilgenommen. Doch schon beim Einfahren war unserem Schiffe der Weg beinahe versperrt. Es mußte sich zwischen äußerst zahlreichen, riesengroßen Eisbergen hindurchschlängeln, und man darf wohl annehmen, daß das Wasser hier wie auch sonst an der Mündung solcher Fjords seichter ist, und eben des- halb viele der größeren Eisberge auf dem Grunde stehen. Das Wetter war herrlich, warm und sonnig, was aber eine Fahrt zwischen Eisbergen recht gefährlich macht. Häufig fallen Stücke von ihnen hinunter, die Bewegung pflanzt sich durch das Wasser fort, und bald ist alles weit und breit in Aufruhr. Wir mußten umkehren, ohne das Innere erreicht zu haben, aber schon das, was wir hier sahen, beweist, daß sich ein Zweig des Inlandeises bis an den inneren Teil des Fjords vor- schiebt und in ihm abstürzt, denn ein solches Material von Eisbergen, wie sie uns hier den Weg versperrten, würde ein gewöhnlicher Tal- gletscher niemals liefern können. Die verschiedenen Fjordarme dieser Gegend sind einander in dieser Hinsicht jedoch sehr unähnlich. Ich besuchte auch einen anderen, den ein wenig nördlicher liegenden Fors- blad-Fjord, zum König-Oskar-System gehörend. Sein schmaler, von wildem Hochgebirge umschlossener Arm endet an einer halbkreisförmi- gen, steilen Bergwand, die mehrere hundert Meter hoch ist. Gelingt es einem sie zu erklimmen, so befindet man sich in einem langen, flachen lale mit vielen kleinen Seen, einem mir sehr interessanten Terrain, weil das, was ich dort vom Gesteinsuntergrunde sah, entschieden gegen die Nordenskjöld, O., Die Polarwelt und ihre Nachbarländer. Teubner, Leipzig'. Alurawski, Quellenlesebuch 17 257

7. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 272

1913 - München : Seybold
Vorrat an Munition bestand ungefähr in 180 Kugel- und iöo Schrot- patronen. An Instrumenten zur Bestimmung unseres Standortes und zu Peilungen hatten wir einen kleinen, leichten Theodoliten, der für unsere Zwecke besonders konstruiert war und mit dem Kasten, den ich als Stativ hatte einrichten lassen, nur 2 kg wog, ferner einen Taschensextanten und einen künstlichen Glashorizont, einen leichten Peilkompaß aus Aluminium und ein paar andere Kompasse. Zu den meteorologischen Beobachtungen hatten wir ein paar Aneroidbarometer, zwei Minimum-Weingeistthermo- meter und drei Quecksilber-Schleuderthermometer. Außerdem nahmen wir ein gutes Fernrohr aus Aluminium, sowie einen photographischen Apparat mit. Der wichtigste, aber vielleicht auch der schwierigste Punkt bei der Ausrüstung einer Expedition ist eine durchaus gute und ausreichende Verproviantierung. Schon in der Einleitung dieses Werkes habe ich hervorgehoben, daß der erste und wichtigste Zweck ist, gegen Skorbut und andere Krankheiten sich durch die Auswahl der Lebensmittel zu schützen, die durch sorgfältige Zubereitung und Sterilisierung gegen Verderben gesichert sein müssen. Auf einer Schlittenexpedition, wie diese, wo man so große Rücksicht auf das Gewicht nehmen muß, ist kaum möglich, Proviant irgendwelcher Art mitzunehmen, dessen Gewicht nicht durch sorgfältiges und vollkommenes Trocknen soviel wie möglich verringert worden ist. Da aber Fleisch und Fisch im getrockneten Zu- stande nicht so leicht verdaulich sind, so ist es nicht unwichtig, sie in pulve- risierter Form 'mitzunehmen; die getrocknete Masse wird dabei so fein verteilt, daß sie mit Leichtigkeit verdaut und vom Organismus auf ge- nommen wird. Wir nahmen daher nur Lleisch und Fisch mit, welche so zubereitet waren. Ersteres war Muskelfleisch vom Ochsen und von allem Fett, Knorpeln usw. befreit. Dann wurde es in vollständig frischem Zustande so rasch wie möglich getrocknet, darauf gemahlen und in demselben Verhältnis wie der gewöhnliche Pemmikan mit Nierenfett vermischt. Dieses Nahrungsmittel, das schon seit langer Zeit auf Schlitten- expedition zur Verwendung gelangt ist, hat sich großen Ruf mit vollem Recht erworben; wenn es gut zubereitet ist, wie es das unsrige war, ist es unleugbar eine nahrhafte, leicht verdauliche Speise. Man darf sich jedoch nicht darauf verlassen, daß es stets harmlos ist, da es der Ge- sundheit auch nachteilig sein kann, wenn es leichtfertig zubereitet, d. h. langsam oder unvollständig getrocknet ist. 272

8. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 123

1913 - München : Seybold
Sturm in ungehemmter Freiheit; nur mit Mühe konnten wir uns auf den Beinen halten. Robert und ich drückten uns auf der geschützten Seite eines großen, bewimpelten Steinmales gegen die *Erde, während Rabsang und unser tibetischer Cicerone trockenen Yakdung sammelten. Mit Hilfe des Feuer- stahls setzten wir ihn in Brand, und dann hockten wir alle vier um das vom Sturm gepeitschte Feuer. Wir öffneten die Pelze, um ein bißchen Wärme in die Kleider strömen zu lassen, und zogen die Stiefel aus, um die Füße zu erwärmen; aber wir saßen anderthalb Stunden, ehe wir uns auch nur annähernd wieder als Menschen fühlten. Dann eilten wir in der Richtung nach Südsüdwesten abwärts und lagerten uns im Tale Schamun, in der Nähe einiger erbärmlicher Steinhütten. 8. Bilder aus Java*. Seit dem Jahre 1896 ist die große, zentrale Eisenbahnlinie vollendet, welche jetzt ganz Java durchzieht, von Serang im Westen bis Probolingo im Osten. Die meistbenützte Strecke ist die mittlere, von Batavia bis Surabaya, der zweiten Hauptstadt der Insel. Diese lange Strecke wird in zwei Tagen zurückgelegt, da Nachtzüge nicht existieren und man in Maos, halbwegs zwischen beiden, übernachten muß. Bei der Kürze der Zeit, die mir noch zu Gebote stand, mußte ich auf den Besuch von Ostjava verzichten und mich auf den schönsten Teil von Mitteljava beschränken. Hier zogen mich vor allem andern zwei berühmte und vielbesuchte Punkte an: Garut mit seiner großartigen vulkanischen Gebirgsnatur und Djokjakarta mit den berühmten Hindutempeln. Hier dürfte es gestattet sein, einiges über die javanische Landschaft im allgemeinen zu sagen und über die charakteristischen Bestandteile, welche deren Reiz bedingen. Soweit ich dieselben kennen gelernt habe, finde ich, daß ihre besondere Schönheit in der wechselvollen Vereinigung von drei wirksamen Teilen besteht: im Hintergründe ein großartiges, meist blau oder violett erscheinendes Gebirge, dessen vulkanischer Charakter sich in der vorherrschenden Kegelform seiner Hebungen kundgibt, oft auch in der Rauchwolke, welche aus dem Gipfel der Kegel aufsteigt, im Mittelgründe ein gut gepflegtes Kulturland, in welchem die Terrassen der lichtgrünen Reisfelder überwiegen, im Vordergründe die unend- Haeckel, Ernst, Aus Insulinde. Malayische Reisebriefe. Kröner, Leipzig-. 123

9. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 171

1913 - München : Seybold
Wie zwei Buben rannten wir trotz der Sonnenhitze und des unter den Füßen weichenden Aschenbodens in großen Sprüngen den Berg hin- auf; ohne es zu ahnen, waren wir schon nahe am Bande der Gipfel- höhe angelangt, und genau zu dieser Zeit löste sich die Wolkenhülle so weit, daß der rätselhafte Turm, im Sonnenscheine schimmernd, aus ihr hervortrat. In einer Minute war der Kraterrand gewonnen; gleich- zeitig erschien auf ihm in dem weichenden Nebel auch Dr. Hovey in- mitten eines halben Dutzends seiner Träger; aber nur ein flüchtiger Gruß wurde gewechselt; er rannte ebenso wie wir über die Hochfläche dem Fuße des Konus zu. Die uns zugewendete Seite des Mont-Pele-Gipfels erschien als eine halbkreisförmige Hochebene von durchschnittlich hun- dert Schritt Breite, die gegen Nordosten von einer kahlen, etwas höheren Kuppe, der Morne Lacroix, der ehedem höchsten Spitze des Berges, überragt wurde. Feine, kiesige, graue Asche, vermischt mit kleinen weißen Bimssteinstücken und vereinzelten vulkanischen Blöcken, setzte den Boden der Hochfläche zusammen. Jenseits des Grabens, aus der Tiefe des Kraterkessels, erhob sich nun, jetzt nur kaum noch hundert Meter von uns entfernt, mit ungeheurer, fast senkrechter Steilwand der mächtige Konus. Übermäßig solid schien das Gebäude freilich bei der Kühnheit seiner Architektur nicht zu sein; denn ein paar gewaltige vertikale Risse durchzogen die uns zugekehrte Steilwand, und wirklich, während wir hier standen, löste sich von der Südwand ein großer Haufe von Steinen, um teils nach der abgewandten Seite des Berges, teils in den Kratergraben zu unseren Füßen hinabzurollen. Noch zweimal während unserer Anwesenheit auf dem Gipfel wiederholte sich das, und das helle, knatternde Geräusch dieser Steinstürze hatte etwas Unheimliches; konnte es doch der Vorbote für den Einsturz der ganzen Riesensäule sein, und dann wären wir auch, schon durch den Luftdruck, jedenfalls verloren gewesen. Sonst herrschte aber hier oben eine tiefe, feierliche Stille. Lautlos stiegen die weißen Dämpfe aus den Tiefen des Kraterrisses hervor und mischten sich ununterscheidbar mit den sich bildenden und wieder lösenden weißen Wolken. Wie wir es heute früh von unten gesehen hatten, krochen die leuchtenden Massen über die Gipfelfläche dahin und brandeten langsam an dem Felsen- turm empor, umschwebten wie Geistergebilde seine Flanken und hüllten ihn zeitweilig wieder gänzlich ein in ihre Schleier. Dann aber trat er von neuem siegreich hervor, in dieser leise wallenden Bewegung selbst wie lebendig, und in seiner ätherisch zarten Färbung eher wie 171

10. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 271

1913 - München : Seybold
bechern, zwei Blechlöffeln und einem Blechschöpflöffel wog der Apparat 4 kg, während die Primuslampe ein Gewicht von 800 Gramm hatte. Füllte man das* Ringgefäß und das obere Gefäß mit Eis, so wurde, während das Fleisch im Kochgefäß gesotten wurde, so viel Wasser er- zeugt, daß wir mehr hatten als für unseren Durst nötig war. Was das Feuerungsmaterial betrifft, so fiel meine Wahl auf Petroleum (Marke „Schneeflocke“). Spiritus, der früher auf arktischen Expeditionen ver- wendet worden ist, hat verschiedene \ orteile, vor allem brennt er be- sonders leicht; ein entschiedener Nachteil desselben ist jedoch, daß er im Verhältnis zu seinem Gewicht keineswegs so viel Hitze- entwickelt wie Petroleum, wenn es vollständig verbrennt, wie dies bei der von uns benutzten Lampe der Fall ist. Da ich befürchtete, daß das Petroleum gefrieren könnte, dachte ich daran, Gasöl zu nehmen, doch gab ich den Gedanken wieder auf, weil es sich sehr schnell verflüchtigt, so daß es schwer aufzubewahren ist und außerdem leicht explodiert. Mit un- serem „Schneeflocken-Petroleum“ hatten wir in bezug auf die Kälte keine Schwierigkeiten. Wir nahmen 20 Liter davon mit, mit denen wir 120 Tage auskamen, und die uns in den Stand setzten, uns zweimal am Tage eine warme Mahlzeit zu kochen und Eis im Überfluß zu schmelzen. Von Schneeschuhen hatten wir verschiedene Paare mit, weil wir darauf vorbereitet sein mußten, daß dieselben auf dem unebenen Treibeis brechen könnten und sich außerdem zur Sommerzeit, wenn der Schnee naß und körnig wurde, stark abnutzen würden. Die unsrigen waren besonders zäh und liefen sehr leicht, sie waren zum größten Teil aus Ahornholz, wie die Schlitten, sowie aus Birken- und Hickoryholz angefertigt, und waren sämtlich mit einer Mischung von Teer, Stearin und Talg tüchtig eingetränkt. Da wir darauf rechneten, bis zu einem gewissen Grade von dem leben zu müssen, was wir selbst schießen konnten, mußten wir notwendigerweise Feuerwaffen mitnehmen. Das beste Gewehr auf solchen Reisen ist na- türlich die gezogene Büchse. Aber da wir aller Wahrscheinlichkeit nach auch große Schneeflächen zu durchqueren haben würden, wo wenig großes Y\ ild zu vermuten war, und da es anderseits sehr wahrscheinlich war, daß Vögel über uns hinwegfliegen würden, so hielt ich auch Schrotflinten für nützlich. Wir entschieden uns daher in dieser Be- ziehung für dieselbe Ausrüstung, die ich in Grönland gehabt hatte, und nahmen zwei doppelläufige Flinten (Büchsflinten) mit, die einen Schrot- lauf (Kaliber 20) und einen Kugellauf (Kaliber 3o) hatten. Unser 271
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