4. Die Reismühle und die Sage von der Geburt Karls des Großen. 9
einem rauschenden W6hr6 am Fulse des Karlsberges
versteckt liegt, rühmt sich dieser Ehre.
2. König Pipin, Karls Vater, klein von Gestalt,
aber gross an Verstand und Tapferkeit, weilte oft in
der Gegend des heutigen Weihenstephan bei Freising
und frönte in den dortigen Wäldern der Jagdlust.
Von hier sandte der König einst seinen Marschall
aus, um seine erwählte Braut Bertha, die Tochter
eines mächtigen Fürsten im Osten Europas, heimzu-
geleiten. Dieser aber trug den Schelm im Herzen
und führte dem Könige anstatt der Fürstin seine eigene
Tochter zu, welche jener an Gestalt und Schönheit
ähnlich sah. Die Fürstin übergab er zwei Knechten,
um sie in der Wildnis zu töten, damit der Betrug
nicht an den Tag käme. Aber der Jungfrau heifses
Flehen erweichte die Diener, und sie liessen ihr das
Leben. Nun irrte sie einsam durch die pfadlosen
Wälder und ward endlich von einem mitleidigen
Köhler aufgefunden, der sie zur Reismühle bei Gau-
ting geleitete. Der Müller gab ihr Obdach, und durch
fleissiges Spinnen erwarb sie sich ihren Unterhalt.
z. Sieben Jahre später begab es sich, dass König
Pipin von Weihenstephan her ins Mühlthal zur Jagd
auf Urstier und Elen ritt. Im Waldesdickicht kam
er von seinem Gefolge ab, nur von seinem sternkun-
digen Arzte und einem Knechte begleitet. Bei sin-
kender Nacht führte ihn ein aus der Ferne her win-
kendes Licht zur Reismühle. Hier sah Pipin die
liebliche Spinnerin und erkannte an ihrer Hand den
goldenen Fingerring, den er einst seiner Verlobten
geschenkt hatte. Nun ordnete der König eine strenge
Untersuchung an; der Betrug wurde aufgedeckt und
der Verräter bestraft. Er verstiels seine falsche Ge-
mahlin und setzte die echte Braut an ihre Stelle.
Frau Bertha blieb noch Jahr und Tag in der Reis-
mühle, und sie bekam daselbst ein Knäblein, das durch
seine Kraft und Schönheit von der Geburt an alles
in Staunen versetzte und später als Carolus Magnus
die ganze Christen- und Heidenwelt mit seinem Ruhm
erfüllte. Als Geburtstag gilt der 2. April; das Ge-
burtsjahr aber ist ungewiss: 742, 743 oder 747.
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Extrahierte Personennamen: Karls König_Pipin Karls Bertha König
Pipin_von_Weihenstephan Bertha Carolus_Magnus Magnus
Extrahierte Ortsnamen: Karls Weihenstephan Freising Europas
Is
2. Vom Wasser
führt, welche eine 3 in dicke, 2 km lange und ebenso breite
Masse bilden würde.
In ähnlicher Weise haben in unvordenklicher Zeit die Ge-
wässer auf dem ganzen Erdenboden gewaltet. Unendliche Fluten
bedeckten zeitweise den größten Teil desselben. Sie zermalmten
Steintrümmer und Felsen, und als sie abflössen, bedeckten sic
die Sohle der Thäler und das offene Tiefland mit ihrem Schutt,
Sand und Schlamm. Weitaus der größte Teil unseres Acker-
bodens ist solches aus den Höhen hergeschwemmtes Land und
erinnert uns an die gewaltigen Umwälzungen, die einst auf
unserer Erdrinde vor sich gegangen sind.
2. vom Wasser.
Regen, Schnee und Tan, also die sogenannten Meteor-
Wasser und das schmelzende Eis der Gletscher, speisen die
Quellen der Erde. Gräbt man in der Nähe eines Flusses,
dessen Ufer ans Sand oder Gerölle, kurz aus einer wasser-
durchlassenden Bodenschicht bestehen, einen Brunnenschacht, so
trifft man in der Regel Wasser und zwar in einer Tiefe, welche
dem Wasserspiegel des Flusses entspricht. So weit die Um-
gebung des Flusses vom Wasser durchdrungen werden kann,
füllt sie der Fluß auch an, und wenn unterirdische Felsspalten
da und dort sich noch finden, so dringt das Flußwasser auch in
diese ein, bis alle wasserdurchlassenden Höhlen mit Grundwasser
ausgefüllt sind. Wenn wir uns ein leeres Flußbett denken, in
welches Plötzlich der Fluß eintreten würde, so müßte viel Wasser
vorerst versinken, ehe er weiter strömen könnte, und es würde
lange Zeit verstreichen, bis der Fluß das Meer erreichte; er
müßte vielleicht das Hundertfache seines Wassers erst an seine
Umgebung abliefern. Einen gegrabenen Schacht, in welchen
Wasser ans dem Boden eindringt, nennt man Brunnen und
nicht Quelle; die Quelle tritt an der Erdoberfläche zu Tage
und hat einen Abfluß. Aber alle Quellen rühren von Wasser-
sammlungen ini Innern der Erde her, als z. B. von Flüssen
(wie oben gesagt), wenn an irgend einer Stelle das Ufergelände
sich senkt, oft weit vom Flusse entfernt, und durch eine Boden-
spalte das Grundwasser aussließen läßt. Oder sie rühren her
von ganodzer teilweise versunkenen Bächen, oder von hoch-
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2. Vom Wasser.
neben einigen Bittererdsalzen sehr viel Übelriechendes, und
mancher, der es sieht, würde sich bedanken, Wasser aus einem
Brunnen zu trinken, der einige Schritte neben sich die Abtritt-
grube oder den Schweinstall hat.
Gute Quellen, welche nicht seicht unter dem Boden ihr
Sammelwasser haben, zeigen nahezu die mittlere Wärme des
Ortes, wo sie sich bildeten; sie haben die Temperatur des
Bodens, dem sie entspringen, und da diese von der Wärme
der Sonne und dem Froste des Winters nicht verändert wird,
so erscheint solches Wasser im kalten Winter wärmer als die
Lufttemperatur im Freien. Solche Quellen haben im Flach-
lande Deutschlands meistens zwischen 5—8°R. und ernähren
die Brunneukresse, einige Wasserranunkeln und andere Wasser-
pflanzen. Solche Quellen rauchen im Winter förmlich, weil sie
wärmer sind als die Luft. Ihrer Wärme wegen beginnt auch
im Frühling der Graswuchs sehr bald an ihren Rändern. In
ihnen gedeihen Forellen und Hechte.
Das Flußwasser führt oft große Mengen von Erd- und
Mineralstoffen mit sich (Schlamm und Sand), welche es trüben.
Je mehr Regenwasser von dem Ufergelände in den Fluß fällt,
um so reicher ist sein Wasser an solchen Stoffen, welche das
Regenwasser von Äckern, Felsen, Straßen u. s. w. losriß und
losspülte. Bon diesen Massen setzen sich in der Ruhe zuerst
die Steine (Gerölle, Kies), dann der Sand, endlich auch der
Schlamm aus dem Wasser nieder. Wenn ein Fluß im Durch-
schnitt des ganzen Jahres 1 Pfd. feste Bestandteile schwebend
in 1000 Pfd. Wasser dem Meere zuführt, so hat er in
1000 Jahren so viel solchen Schlamm und Sand fortgeführt als
seine ganze Wassermasse in einem Jahre schwer ist. Daraus
läßt sich begreifen, wie an manchen Flußmündungen große
Inseln, Versandungen, sogenannte Deltas entstehen. Mau wird
auch verstehen, wie es kommt, daß sich die Löcher und Teiche
an den Flußufern allmählich mit Schlamm und Erdreich aus-
füllen, wenn man durch Querdämme das Wasser an den Seiten
staut, und es erhellet daraus, wo z. B. die Fruchtbarkeit der Äcker
und Wiesen in manchen Flußthälern kommt, und wodurch die
Erhöhungen um die Wässerungsgräben mancher Wiesen bewirkt
worden sind.
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14. Das Metermaß.
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bilde, liefert täglich etwa ein Trinkglas Galle, und diese macht,
daß die Speisen auf dem weiten, warmen Wege durch die Därme
nicht faulen, sondern nahrhaft bleiben, und daß sie sich gut auf-
lösen. Wer keine Galle mehr absondert, muß sterben, und die
Furcht vor der Galle, welche vor 2000 Jahren entstanden ist
und von unwissenden Kranken und gewissenlosen Purgiermittel-
krämern täglich ausgebeutet wird, gehört zu den ältesten und
unglücklichsten Irrtümern der Menschheit. Halte deine Haut
rein, atme reine, frische Luft, reichlich, Tag und Nacht, iß und
trink mit Maß und mit Verstand, und dein Blut bleibt rein! Gott
hat die Maschine deines Körpers so weise eingerichtet, daß sie
sich häufig selber hilft, wenn du sie nicht gewaltsam mißhandelst,
und wer mit blutreinigendem Thee und mit ausleerenden Mitteln
dreinfährt, handelt meistens nicht klüger als ein,Asse, welcher
eine gefundene Taschenuhr mit einem Kieselstein zurechtklopfen
will. Kurz, lasse deine Leber samt Galle in Ruhe, und wenn
du dich angefüllt fühlst, so faste ein paar Tage und trinke gutes
Brunnenwasser dazu.
Von dem Magen und an der Leber vorbei geht die Speise
in den 3 Klafter langen Dünndarm, wo Millionen von Blut-
äderchen und von aufsaugenden Gefäßen in den Speisebrei
tauchen und alle brauchbaren Stoffe aufnehmen und weiter-
führen; schließlich gelangt die Masse in den Dickdarm, welcher
die letzten Kraftreste noch aufsaugt.
Wer seinen Leib schamlos oder mutwillig behandelt, wird
früher oder später sehr krank, und wer andere dazu verleitet,
begeht eine Sünde, welche schwer vergolten wird.
Das Metermaß.
Wir bekommen von den Gegenständen der Natur nur da-
durch richtige Vorstellungen, daß wir sie messen, daß wir sie
mit Dingen von bekannter Größe vergleichen. Es hilft uns
wenig, wenn man uns von einem Baume sagt, er sei sehr groß;
wenn wir dagegen vernehmen, daß er 10 m hoch sei, so be-
kommen wir eine bestimmte Vorstellung, weil wir andere Gegen-
stände von dieser oder einer ähnlichen Höhe kennen, oder weil
wir sagen können, er sei zwei-, dreimal größer als ein uns
schon bekannter Baum. Uni nun eine solche Vergleichung immer
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