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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 4

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
4 tcrlistig, grausam; die Sachsen also konnten nicht einse- hen, warum sie ihre Religion mit einer andern vertauschen sollten, die die Menschen nicht besser machte. Bei den Sachsen war jeder freie Mann unabhängiger Herr auf seinem Grunde und Boden, er gehorchte nur den Gesetzen, die die Volksgemeinde gegeben hatte, und im Kriege einem selbstgewählten Heerführer. Bei den Franken gebot der König, oder in seinem Namen der Herzog oder Graf, bei den Sachsen war der Grundbesitz von allen Abgaben frei, bei den Franken mußte er den Zehnten von allen sei- nen Feldfrüchten an die Kirche zahlen. Wie hätten die Sachsen ihren Zustand mit dem der Franken vertauschen mögen? Die herrlichen Lehren und großen Wohlthaten des Christenthums konnten sie nicht begreifen, denn die unwis- senden fränkischen Priester kannten sie selbst nicht, und waren daher auch nicht im Stande, sie Andern zu verkün- digen. Außerdem sollten die Sachsen sich vielen Vorschrif- ten unterwerfen, deren Nutzen sie nicht einsahen. Sie wa- ren in allen ihren Sitten und Gebräuchen, in ihrem Glau- den und Aberglauben ihren Vorfahren, den alten Deut- schen, treu geblieben, weil sie sich wohl und glücklich da- bei befunden hatten, und ihre Beharrlichkeit gereicht ihnen zur Ehre; denn ein Volk, welches leichtsinnig und ohne Schwierigkeit althergebrachte Sitte, Regierung und Glau- den wechselt, und seine Selbstständigkeit nicht mit Gut und Blut vertheidigt, das geht rühmlos unter und sein Anden- ken erlischt unter den Lebendigen. Nachdem die Sachsen länger als zwei Jahrhunderte ihre Unabhängigkeit gegen die Franken vertheidigt, und diesen ihren Erbfeinden gar oftmals die Grenzländer verheert hatten, bot endlich im Jahre 772 Karl der Große die ganze Streitkraft seines Reichs auf, um sie zu überwältigen. Ihn trieb dazu keine bloße Kriegslust oder Ländergier, sondern die Nothwendig- keit, nemlich die Sorge um die Ruhe und Sicherheit sei- nes Reiches. Alle Deutsche waren den Franken un- terworfen, gaben den Zehnten, leisteten die Heeresfolgen und wurden auf fränkische Art regiert, nur die Sach- se n allein waren keinem Fremden unterworfen und leisteten weder Dienste noch Abgaben. Daß die unterworfenen Völ- ker, die Schwaben, Baiern und Thüringer eben so

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 14

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
14 reichs Austrasien, zu welchen die deutschen Provin- zen gehörten, wollten ihm nicht folgen, sondern begehrten einen eigenen König. Da gab er ihnen seinen Sohn Sieg- bert, weil dieser aber noch ein Knabe, und daher nicht fähig war in's Feld zu ziehen, so setzte er den Thürin- gern einen eigenen Herzog, Namens Badulf vor, der sie gegen die Slaven schützen sollte. Das that er; nachdem er aber durch seine Siege Ansehen erworben, wollte er dem Frankenkönige nicht mehr untergeben sein, und empörte sich, wobei ihm erst die Bakern und nach- mals die Slaven-Wen den Beistand leisteten. Er über- wand die Franken in einer großen Schlacht an der Un- strut, und Siegbert mußte ihn als erblichen Herzog der Thüringer, doch unter fränkischer Lehnshoheit anerkennen. Die Thüringer waren nun wieder den übri- gen, den Franken unterworfenen deutschen Völkern, als den Baiern und Alemannen gleich gestellt, und erhielten ein eigenes schriftliches Gesetz. Herzog Badulf, der im I. 640 die Erblichkeit seiner Würde errungen hatte, lebte nicht mehr lange, und ob er Kinder hinterlassen hat, ist ungewiß, denn sein Nachfolger Hathan, war ein Heide, kann daher wohl nicht Ba- dulfs Sohn gewesen sein. Hathan erhielt mit seiner christlichen Gemahlin, Bilehild, 651, große Besitzungen am Main. Unter seinem Nachfolger, — dessen Name zweifelhaft, erschien zum ersten Male der heilige Kilian, ein Irländer, in Thüringen, um das Christenthum zu predigen. Die thüringischen Könige hatten zwar schon sich zum Christenthum bekannt, welchem sie von ih- ren gordischen Gemahlinnen zugewendet worden wa- ren; allein ihr ärgerlicher Lebenswandel war schuld gewe- sen, daß das Volk kein Vertrauen zu der neuen Lehre gefaßt hatte, sondern bei dem Heidenthum geblieben war. Kilian richtete auch wenig aus und ging nach Rom. Nach einiger Zeit kehrte er zurück, und brachte noch 11 Gefährten mit, die ihm bei seinen Bekehrungswerke helfen sollten. Er taufte den Herzog Gozbert. Als er aber von diesen verlangte, daß er sich von seiner Gemahlin G i si l l a, die seines Bruders Wittwe war, trennen sollte, da wurde er, auf Veranlassung dieser rachsüchtigen Frau, im I. 687 um-

3. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 27

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 27 — Als er sein Gebet vollendet hatte und sich wieder entfernen wollte, da nahte sich ihm der heilige Vater im feierlichen Gefolge der hohen Geistlichkeit. In seiner Hand trug er eine goldene Krone. Diese setzte, er dem Frankenkönige auss Haupt und salbte ihn mit dem heiligen Ole zum römischen Kaiser. Das versammelte Volk aber rief mit lautem Jubel: „Heil und Sieg dem frommen, von Gott gekrönten, großen, friedebringenden Kaiser der Römer!" Zusammenfassung: 1. Der Zug gegen Desiderius. 2. Eroberung von Pavia. 4. Einzug in Rom 4. Karls Kaiserkrönung. Beurteilung: 1. Karl führt ein glänzendes Heer über die Alpen, um damit den Papst aus feiner Bedrängnis zu befreien. Dieser Plan des Frankenkönigs gefällt uns; denn der Starke soll dem Schwachen beistehen in der Stunde der Not und Gefahr. Das ist die Forderung der Nächstenliebe. Spruch: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." 2) Aus welchem Beweggründe mochte Karl helfen? a) Er war ein begeisterter Anhänger des Christenthums und hielt es für feine Pflicht, das Oberhaupt der christlichen Kirche zu beschützen, Karl unternahm also den Kriegszug aus religiösen Gründen. b) Er schlug das Reich der Longobarden zu feinem Reiche und erweiterte dadurch feine Macht. Diese Absicht mag er schon gehabt haben, als er das Heer rüstete. Er wird also den Krieg auch geführt haben aus Eroberungssucht. Iii. Association. Wie Karl dem Papste aus der Not half, so rettete auch einst Abraham feinen Vetter Lot und die Könige von Sodom und Gomorra aus der Hand der Feinde. Während aber bei Karl dem Großen zum Teil Eigennutz mit im Spiele war, zog Abraham in ganz uneigennütziger Weise in den Streit. Von der reichen Kriegsbeute nahm er nicht einen . Faden noch einen Schuhriemen für sich. Iv. System. Ein neues Reich im Gebiete Karls des Großen: die Lombardei. Die Hauptstadt Pavia am Tessin. Zahlen: 773 Zug nach Italien 800 Kaiserkrönung. Spruch: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." V. Methode. Gieb Beispiele an, wie auch du dem Schwachen und Bedürftigen Hilfe bringen kannst. (Verhalten gegen Hungrige, Artne, Kranke; gegen Leute, welche in der Gefahr des Ertrinkens, Erfrierens, Verbrennens sind.)

4. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 88

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
empfinge. Und nachdem die Vorbereitungen alle vollendet, ward in der Kirche zu Köln nach Verlesung des Evangeliums der vorbenannte Knappe Wilhelm von dem Könige von Böhmen vor den Cardinal Petrus Capuzius, den Gesandten des Papstes Innocenz Iv., geführt, wobei der König also sprach : „Euer Hochwürden, fegenspendender Vater, stellen wir diesen gewählten Knappen vor, demütigst bittend, eure väterliche Gewogenheit wolle sein feierliches Gelübde empfangen, damit er würdiglich in unsere ritterliche Genossenschaft könne aufgenommen werden." Der Herr Kardinal aber, der in priesterlichem Schmucke dastand, sprach zu dem Knappen: „Ehe du nun das Gelübde ablegst, vernimm mit reiflicher Überlegung die Forderungen der Ritterregel. Das also ist die Regel des Ritterstandes: zuvörderst mit demütiger Erinnerung an das Leider: Christi täglich eine Messe zu hören, für den Glauben kühnlich das Leben einzusetzen, die heilige Kirche samt ihren Dienern von allen, die ihr Gewalt anthun, zu befreien, Witwen und Waisen in ihrer Not zu schützen, ungerechte Kriege zu vermeiden, unbillige Dienste zu versagen und ungerechten Sold auszuschlagen, für die Rettung jedes Unschuldigen einen Zweikampf zu bestehen, Turniere nur der ritterlichen Übung wegen zu besuchen, dem römischen Kaiser in allen weltlichen Dingen ehrfurchtsvoll zu gehorchen, das Reichsgut unangetastet in feinem Bestände zu lassen, Lehensgüter des Königs oder Kaisers auf keine Weise zu veräußern und vor Gott und Menschen unsträflich in dieser Welt zu wandeln. Wenn du diese Gebote der ritterlichen Regel demütig bewahrest und, soviel an dir liegt, eifrig erfüllest, so sei gewiß, daß du zeitliche Ehre hier auf Erden und nach diesem Leben die ewige Ruhe im Himmel erwerben wirst." Hierauf legte der Kardinal die Hände des Knappen gefaltet auf das Meßbuch über das gelesene Evangelium und sprach: „Willst du also die Ritterwürde im Rainen Gottes demütig empfangen und die Regel, welche dir Wort für Wort vorgelegt worden, nach Kräften halten?" Der Knappe antwortete: „Ja, ich will es!" Darauf übergab der Herr Kardinal dem Knappen nachstehendes Gelöbnis, und der Knappe las dasselbe laut vor allen Anwesenden ab, also: „Ich, Wilhelm Graf von Holland, des heiligen Reiches freier Lehnsmann, gelobe eidlich die Beobachtung der ritterlichen Regel, im Beisein des Herrn Peter, Kardinals und Legaten des päpstlichen Stuhles, bei dem heiligen Evangelium, das ich mit meiner Hand berühre." Und der Kardinal sprach darnach: „Dieses demütige Gelöbnis sei der wahre Ablaß deiner Sünden! Amen." Nachdem dieses also gesprochen worden war, gab der König von Böhmen dem Knappen einen gewaltigen Schlag an den Hals und sprach: „Zur Ehre des allmächtigen Gottes nehme ich dich zum Ritter an und empfange dich mit Glückwunsch in unserer Genossenschaft. Aber gedenke, wie der Heiland der Welt vor Hannas, dem Hohenpriester, für dich geschlagen und vor Pilatus ist verspottet und gegeißelt und mit Dornen gekrönt worden, vor dem Könige Herodes mit einem Mantel bekleidet und verhöhnt und vor allem Volke an das Kreuz gehängt; an

5. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 201

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 201 — denn Gott; man wird mir ja nicht mehr denn das Leben können nehmen. Ich habe bisher vielmal Friede angeboten meinen Widersachern; aber, wie ich sehe, Gott hat mich durch sie gezwungen, das Maul immer weiter aufzuthun, und ihnen, weil sie unmüßig sind, zu reden, bellen, schreien und schreiben genug gegeben. Wohlan, ich weiß noch ein Liedlein von Rom und von ihnen. Jncket sie das Ohr, ich wills ihnen auch singen und die Noten aufs höchste stimmen. Verstehst mich wohl, liebes Rom, was ich meine?" *) Die Besprechung der einzelnen kleinen Abschnitte hat ihr Augenmerk immer auf den Mißbrauch der Kirche und auf den Ver-besserungsv orschlag Luthers zu richten, so daß schließlich folgende Gesamtbilder gewonnen werden. a) Welches Bild entwirft Luther von der katholischen Kirche jener Zeit? Die Romanisten hatten drei Mauern um sich gezogen, hinter welche sie sich verschanzten. Zuerst behaupteten sie, die weltliche Gewalt habe nicht Recht über sie, die geistliche sei vielmehr über die weltliche gesetzt. Nach diesem von Menschen erdichteten Gesetze herrschte im Mittelalter ein großer Unterschied zwischen^ dem geistlichen und weltlichen Stande. Die Päpste wollten noch mehr sein als Kaiser, Kurfürsten und Herzoge. Waren es doch Päpste, welche sich den Titel eines Königs von Neapel und Sicilien zulegten. Ein Papst war es, der Heinrich Iv. seines Thrones entsetzte und ihn in Kanossa schmachvoll demütigte. Ein Papst war es, der von Kaiser Friedrich Barbarossa verlangte, daß ihm der Steigbügel gehalten werde. Ein Papst war es, der eine weltliche Pracht entfaltete, wie es ihm kein Kaiser und König gleichthun konnte. Auch Bischöfe und Priester umgaben sich mit einem Heiligenschein. Kein geweihter Priester durfte von der weltlichen Obrigkeit bestraft, von niemand an feinem Leib und Leben verletzt, an seinem Gut benachteiligt, an seiner Ehre gekränkt werben. Würbe einer erschlagen, so mußte das ganze Land eine furchtbare Kirchenstrafe erleiben. Die Kirchen wurden geschlossen, die Glocken nicht geläutet, keine Messe gelesen, kein Gottesdienst gehalten, die Verstorbenen nicht in geweihter Erbe begraben und die Kruzifixe und Heiligenbilber verschleiert (Interdikt) Selbst ein abgesetzter Priester galt noch mehr als ein schlichter Laie. Die Römlinge behaupteten zweitens: es gebühre die Schrift niemand auszulegen denn dem Papste. Sie gaukelten dem Volke vor: der Papst könne nicht irren im Glauben, er sei bös ober fromm. Und oft hatte er boch roeber den Glauben noch den Geist Christi. Wie hätten sonst Päpste solche fchriftroibrige Werke thun ober zulassen können! Anstatt den Bußfertigen die göttliche Vergebung der Sünden zu ver- *) In höheren Schulen sollte die Schrift ganz gelesen werden. Sie findet sich abgedruckt in dem Werke: „Martin Luther als deutscher Klassiker." ^rankiurt a. M Heyder und Zimmer. 1874.

6. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 221

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 221 — Noch schlimmer war es Huß ergangen. Er war auch vom Papste mit dem Banne und der Ort, wo er sich aufgehalten hatte, mit dem Interdikt bestraft worden. Dann war er nach Kostnitz vorgeladen, verhört, der Ketzerei beschuldigt, eingekerkert, verurteilt und verbrannt worden. Ebenso war es Hussens Freunde Hieronymus ergangen. (Nachweis!) Zusammenfassung: Einen Ketzer traf zuerst der päpstliche Bann, der mit Verfluchung, Verfolgung, Einlieferung, Ausschluß aus der Kirche und vom Himmelreich strafte. Daraus folgte das Verhör vor Ketzerrichtern, Einkerkerung, Verurteilung und Verbrennung. Der Ort, an dem der Ketzer sich aufhielt, lag im Interdikt. — Das Ketzergericht Wie wirkten diese Strafen auf das Volk? Als Kaiser Heinrich Iv. in den Bann gethan worden, war das Volk von ihm abgefallen, und die deutschen Fürsten hatten ihn nicht mehr als ihren Ob er Herrn anerkannt. Alle hatten ihn aus Furcht und Schrecken vor der päpstlichen Strafe verlassen. Als Luther gebannt wurde, machte die Strafe nur noch Eindruck auf angstvolle und zaghafte Gemüter. Die meisten Leute verhöhnten und verachteten die Bannbulle. Wie kommt es, daß der Bannsluch so bedeutend an Wirkung verloren hatte? Heinrich Iv. hatte Strafe verdient, denn er hatte die Sachsen gezwungen, Frondienste zu leisten und auch zugegeben, daß die Besatzung seiner Burgen und Schlösser den Bauern das Vieh aus dem Stalle und die Garbe vom Felde raubte. Aber Luther hatte die Strafe nicht verdient, denn er hatte nichts unrechtes gethan. Das erkannte das Volk, und daher verspottete es den Bannfluch oder wies ihn entrüstet zurück. Ebenso hatte einst das Volk Israel dem Elias geholfen. (Nachweis!) Spruch: Gerechtigkeit erhöhet ein Volk. — 4. Wie verhält sich der Papst gegen seinen Feind und wie Luther? Der Papst überschüttet einen Andersgläubigen mit Zorn, Haß, Wut und Fluch. Luther aber schilt und flucht nicht wieder, er denkt mit Wehmut an die Verdienste, die sich die Kirche in früherer Zeit erworben und an die Wohlthaten, die sie ihm selbst erwiesen, dann trennt er sich still trauernd von dem, was er einst geliebt und jetzt als unwürdig erkannt hat. Sein Glaube trennt ihn auch von seinem besten Freunde, den er aber in treuem Angedenken behalt. Des Papstes Verhalten entspricht nicht den Forderungen der heiligen Schrift. Nachweis! Christus bat noch am Kreuze sür seine Feinde. Spruch: Matth. 5, 44. Liebet eure Feinde. — 5. Nach welchen Grundsätzen wird nun Luther eine neue Kirche gründen? Das Oberhaupt der Kirche ist nicht der Papst, sondern Christus. Die

7. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 122

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 122 — Fünftes Stück: Was kommt nun? Welche Wirkung übte der Handel auf das Volk aus? Darbietung: Man freute sich über die bequeme Art, seiner Sünden ledig zu werden. Es wurde gezecht, gespielt und getanzt. Ja, manche reiche Leute nahmen sich wohl gar vor, ihre Schlechtigkeit, die ihnen Lust bereitet hatte, zu wiederholen und dann von neuem Sündenvergebung zu kaufen. Ein Mann aus jener Zeit schreibt darüber*): „Es kam bei der verschwenderischen Austeilung des Ablasses nichts heraus, als daß das Volk die Strafe der Sünden fürchten, fliehen und scheuen lernte, nicht aber so die Sünde selbst. Darum war wenig Frucht vom Ablaß zu spüren, wohl aber große Sicherheit und Frechheit im Sündigen." Besprechung: Weise den verderblichen Einfluß des Handels an dem Treiben der Landsknechte nach! „Die festen Gesellen waren erst als Söldner des Kaisers nach Welschland gezogen, hatten sich dort mit Italienern, Spaniern und Schweizern gerauft und geschlagen und waren zu reicher Beute gekommen, weil sie gar tief in die Geldkassen italienischer Fürsten gegriffen hatten. Nun führten sie schwere Goldstücke im Seckel und trugen goldene Ritterketten am Halse." Aber im Geheimen beunruhigte sie ihr Gewissen wegen des unehrlichen Erwerbes dieser Güter. Da gingen sie zu Tetzel, und dieser erteilte ihnen für ein schönes Goldstück Ablaß vollauf, ja, wie man raunte, sogar einen geheimen Segen, der sie unverwundbar mache gegen Hieb und Stich. Nun fühlten sie sich nicht allein schuldlos, sondern auch gefeit gegen Gefahren des Kampfes. Mit Macht erwache die alte Begehrlichkeit und listige Wildheit. Dem Bauer stahlen sie das Vieh aus dein Stalle und die Früchte vom Felde, den Bürger plagten sie um Almosen und erpreßten Geld von ihm. Im übrigen fluchten, spielten, schlemmten und praßten sie. So mürben die wilden Leute frecher und sicherer im Sündigen. (Aufsatz.)**) Sechstes Stück: (Ergänzung.) Nun merdet ihr noch missen wollen, mie die verderb liche Lehre vom Ablaß entstanden mar. Zu Zeiten des Bonisazius mußte man vom Ablaß noch nichts. Wie strafte man da kirchliche Vergehen? Durch strenge Bußwerke, z. B. durch Ausschluß vom Gottesdienste, Bußübung am Eingänge der Kirche, Wallfahrten. Eine Milderung der Strafe trat nur ein, wenn der Büßenbe wirklich Reue und Leib über feine Sünbe zeigte. Solche Kirchenstrafen verhängten die Päpste auch im angehenben Mittelalter. Ist euch ein Beispiel bekannt? Heinrich Iv. unternahm eine mühsame Reise nach Italien, staub 3 Tage im Büßergemande barfuß vor dem Schlosse zu Eauossa, legte ein reumütiges Schuldbekenntnis ab, flehte den Papst um Gnade an *) Luther. **) Hierbei sann auch des schlauen Ritters Hacke von Stülpe gedacht werden.

8. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 50

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 50 — fühlen, die ihre Befehle aus Rom, von dem Nachfolger Petri, dem Stellvertreter Gottes und Christi auf Erden, erhielt. Schien dieses Gebot, so tief es in das Leben einschnitt, den Kaiser weniger zu berühren, so war ein zweites für seine Machtstellung von großer Bedeutung. Das betraf die Belehnung der Geistlichkeit (Investitur). Es war nämlich bisher Sitte- gewesen, daß die deutschen Fürsten die Bischöfe und Äbte selbst wählten. Sie übergaben ihnen Ring und Stab, die Zeichen ihrer Würde. Nun geschah es zuweilen, daß sich ein Fürst für Erteilung einträglicher Bistümer und Abteien große Geldsummen zahlen ließ oder auch sonst mit großer Willkür die geistlichen Stellen besetzte, sodaß oft unwissende und unwürdige Männer in geistliche Ämter gelangten. Die Erwerbung eines solchen Amtes durch Geschenk oder Kauf nannte man Simonie, indem man das Vergehen mit dem des Simon verglich, der auch Geld geboten hatte für die Gabe, Wunder zu wirken. (Apostelgesch. 8, 18.) Nun bestimmte der Papst Gregor Vii., daß die Bischöfe und Äbte ihre Würde nicht mehr aus den Händen des Kaisers empfangen durften. Sie sollten ihr Amt einzig und allein dem römischen Stuhl verdanken und nur dem Papste den Eid des Gehorsams schwören. Heinrich Iv. hatte nun auch Bischöfe eingesetzt, die ihm für das Amt Gelder übermittelt hatten. Gregor belegte die Bischöfe mit dem Banne und verlangte vom Kaiser, daß er sie entlassen, er selbst aber binnen sechzig Tagen in Rom erscheinen und von einer geistlichen Versammlung Rechenschaft ablegen sollte von den gegen ihn angebrachten Beschuldigungen. Heinrich war über eine solche Zumutung erstaunt und entrüstet. Er versammelte die deutschen Bischöfe in Worms und ließ hier die Absetzung über den Papst aussprechen. Dazu schrieb er einen sehr heftigen Brief, der mit den Worten begann: „Heinrich, nicht durch Anmaßung, sondern nach Gottes frommer Anordnung, König an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch." Am Schlüsse dieses Schreibens aber hieß es: „Du also, verdammt durch aller unserer Bischöfe und durch unseren eignen Spruch, steige herab, verlaß den angemaßten Stuhl Petri! Ein anderer besteige den apostolischen Thron, der nicht Gewalt hinter frommen Geberden verstecke, sondern die reine Lehre Petri verkünde. Ich, Heinrich, von Gottes Gnaden König, samt allen meinen Bischöfen spreche zu dir: Steige herab, steige herab!" Darauf sprach nun der Papst jenen Bannfluch aus, der den Kaiser mit einem Schlage in die bitterste Not brachte. Das Volk fiel von von ihm ab, die deutschen Fürsten verließen ihn, niemand wollte dem Gebannten Gehorsam leisten. 6. Welche Mittel mußte Heinrich anwenden, um die kaiserliche Macht wieder zu erlangen? Wir wollen uns doch einmal in den Seelenzustand des Kaisers versetzen. Wilder Zorn, Verzagtheit, Reue kämpfen in seinem Herzen und lassen ihn Tag und Nacht in fieberhafter Erregung.

9. Die fremden Erdteile, (Wiederholung über Sachsen) - S. 32

1903 - Dresden : Huhle
— 32 — Pflanzenwelt herrschen riesenhafte Schachtelhalme, baumartige Farne n. Nadelhölzer, in der Tierwelt lassen sich nachweisen die ersten Säugetiere, Kerbtiere, Wasser- u. Landechsen, Fische, Schildkröten u. Heuschrecken. 4. Die Neuzeit läßt Basalt, Braunkohle u. Bernstein sich bilden. Die Pflanzen u. Tiere sind die nnsrer Zeit, die ersten Spuren des Daseins der Menschen sind jetzt nachzuweisen. 5. Die Gegenwart sieht die Entstehung von Ton, Lehm, Sand, Kies, Torf u. Humusboden; Verwitterung, An- u. Abschwemmung arbeiten an der Veränderung der Erdoberfläche. Die Herrschaft des Menschen führt die heutige Ausbildung der Tierwelt n. die heutige Verbreitung der Pflanzen herbei. Wie viele Millionen von Jahren die feuerflüssige Erde brauchte, bis Gottes Hand den Menschen in ihre pflanzengeschmückte und von Tieren belebte Gefilde setzen konnte, das können auch die Gelehrten nicht einmal annähernd schätzen. Trnck von B. Teubner in Dresden.

10. Die fremden Erdteile, (Wiederholung über Sachsen) - S. 31

1903 - Dresden : Huhle
— 31 — aber strahlten auch beständig Wärme in den Weltenraum aus. Im Laufe der Zeiten verloren die gasförmigen Stoffe so viel Wärme, daß sie flüssig wurden. Die schwereren Stoffe sanken nach der Mitte zu, die leichteren blieben an der Oberfläche. Als der Wärmeverlust immer größer wurde, begann die Oberfläche zu erkalten. Die Gesteine erstarrten u. bildeten kleinere und größere Schollen, die auf der Erdmasse schwammen, weil sie leichter waren als der Kern. Die Kruste wurde im Laufe der Zeiten immer dicker, wie mächtig sie in der Gegenwart ist, wissen wir nicht. Aber jetzt noch nimmt man an, daß im Innern der Erde ein feuerflüssiger Kern vorhanden sei. Die entstandene Erdkruste war nun den verschiedensten Veränderungen unterworfen, Feuer u. Wasser arbeiteten an ihrer Zerstörung u. Umbildung. Vulkanische Ausbrüche trieben feuerflüssige Massen empor, die die Kruste durchbrachen u. sich auf ihr ausbreiteten, Erdbeben vernichteten Teile der- selben. Hebungen u. Senkungen fanden statt; die Kruste schrumpfte zusammen wie die Schale eines Apfels, legte sich in Falten u. zerbarst dabei. So entstanden die Gebirge auf der Erdoberfläche. Aber auch das Wasser u. der Wind waren tätig. Durch Verwitterung wurden Gesteine wieder zer- trümmert, Eis, Schnee n. Regen lösten die Gesteine auf, wie wir es jetzt noch an den Bausteinen der Straße, am Kalk u. Salz beobachten können. Die Flüsse schwemmten die Trümmer fort n. füllten damit Täler aus. Welche ungeheure Kraft die Ströme ausüben, zeigt uns ebenfalls noch die Gegenwart. Die Rhone soll jährlich mehr als 20 Mill. kbm feste Bestand- teile ins Mittelmeer führen, die Donau 1340 Mill. Zentner ins Schwarze Meer. Jährlich schiebt der Mississippi sein Delta (um 54 m) weiter ins Meer, ebenso der Po. Das 25 km landein liegende Abriet lag einst am Meer. Das Nildelta ist bereits größer als die Provinz Westsalen. Und wie das Wasser, arbeitet der Wind an der Umgestaltung der Erde, die Bildung der Dünen u. der Wüsten zeigt seine Tätigkeit. Als sich die Erde genug abgekühlt hatte, als die Sonnenstrahlen die die Erde verhüllenden Nebelmassen durchbrachen, da war die Zeit gekommen, wo Gottes Schöpferhand den nackten Erdball mit Pflanzen schmücken u. mit Tieren bevölkern konnte, bis endlich der Mensch ins Dasein gerufen wurde. Die Geschichte der Gesteine ist also selbstverständlich älter als die der Pflanzen, Tiere u. Menschen. Danach, wie diese auftraten, teilen wir die Erdgeschichte in verschiedene Abschnitte ähnlich der Weltgeschichte der Menschen. Bei der fortdauernden Um- u. Neubildung der Gesteine wurden nämlich die zu der betreffenden Zeit vorhandenen Pflanzen u. Tiere von den weichen Gesteinen eingeschlossen u. versteinert. 1. In den Gesteinen der Urzeit, im Gneis, Granit, Glimmerschiefer, zeigen sich keine Reste von Pflanzen u. Tieren, sie konnten damals noch nicht bestehen. 2. Im Altertnme der Erde, in dem sich Porphyr, Sand- stein, Kalk, Steinsalz u. Steinkohle bilden, treten Tiere u. Pflanzen auf, teils in Formen, die es heute noch gibt, teils in solchen, die längst aus- gestorben sind. Abdrücke von Schwämmen, Schnecken, Korallen u. Fischen sind uns erhalten. 3. Das Mittelalter der Erde erzeugt Bunt- u. Quader- sandstein, Jurakalk, Kreide, Tonschiefer, manche Steinsalzlager. In der
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