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1. Heimatkunde von Passau - S. 12

1911 - München [u.a.] : Oldenbourg
12 Heimatkunde von Passau. rauschend wie ein wilder Gebirgsstrom sich dnrchzwyngt und speziell an der engsten Stelle (beim Johannisstein, einem in der Mitte des Stromes anfragenden Felsen) eine hochromantische Stromschnelle bildet. Erst von Wernstein an weitet sich das Tal wieder. Namentlich am rechten Ufer treten die Höhen etwas zurück und lassen Wiesen, Äckern und Einzelgehöften Platz, während links, wo die stolze Burg Neuburg vou der Höhe herabgrüßt, der Neuburger Wald noch steile Gehänge bildet und nur bei der sog. „Schwarzen Säge" ein Plätzchen für ein bescheidenes Häuschen frei läßt. Erst von dem Orte K e l l b e r g an treten die Ufer auf beiden Seiten etwas zurück; aber bis zur Mündung behält der Inn den Charakter eines wilden Gebirgsstromes bei, der über Felsklippen brausend dahinzieht. Diese ragen noch unmittelbar oberhalb der Mündung aus dem Wasser heraus und zeigen die charak- teristischen Strudellöcher (am Junkai). Bei seiner Mündung hat er eine Breite von 250 m (die Donau 175 in) und sein Gefälle ist so stark, daß er die Donau zum Teil zurückdrängt und stant^). Es hat den Anschein, als ob die Donau in den Inn münden würde, und man wäre fast versucht den nun vereinigten Strom Inn und nicht Donau zu nennen. Aber genaue Messungen haben ergeben, daß die Donau bis Passau 526 km, der Inn aber nur 432 km zurücklegt, die Donau also der längere Strom ist. Ähnlich verhält es sich mit dem Gebiet, das beide Flüsse entwässern; denn während die Donau ein Einzugs- gebiet von 50 400 qkm hat, beträgt das des Inns nur 26 000 qkm. Auch die Wasser- menge des Inns bleibt derjenigen der Donau gegenüber um rund 100 edrn in der Sekunde zurück. Die Donau führt also mit Recht ihren Namen von Passau aus weiter. An den Kiesbänken, die der Inn bei seiner Mündung ablegt, sehen wir, wie das Wasser die Steine verfrachtet und wieder ablagert. Diese Steine sind aber Fremdlinge in unserm Gebiet. Es sind Kalksteine, die der Inn aus den Alpen bis zu uns getragen und vielfach zu gauz feinem Sand zerrieben hat, den er an seinen Ufern ablegt. Dieser I n n s a n d spielt insofern eine Wirtschaft- liche Rolle, als er in den Gärten zur Lockerung der schweren Erde und wegen seines Kalkgehaltes als Düngemittel dient (Schulmuseum). Der Inn bringt aber nicht nur Steiue mit von den Alpen sondern auch Pslauzeu- samen und Keime, weshalb die Umgebung von Passau eine ziemlich reiche Alpen- s l o r a hat. Interessant ist, daß diesen Alpenpflanzen eine Schmetterlingsart gefolgt ist, die sonst in ganz Deutschland nicht mehr vorkommt und sich nur am Südhang der Donauleite zwischen Erlau und Obernzell findet. Es ist dies die alpine Form des Satyrus dryas2). Der Inn bildet wie die Donau auf der ganzen bisher besprochenen Strecke die natürliche Grenze zwischen Bayern und Osterreich. Erst oberhalb der Eisenbahnbrücke verläßt diese den Inn und zieht nun als künstliche Grenze, die durch Grenzsteine und künstlich gezogene Gräben angedeutet wird, südwärts über die Höhen des Kühberges und des W a l d s ch l o s s e s wieder hinab zum M ü h l b a ch - und Haibachtal um bei der unteren Eisenbahnbrücke die Donau zu erreichen. An Zuflüssen erhält der Inn zunächst von links her bei S ch ä r d i n g - Neuhaus die Rott, welche das an Getreide und Vieh reiche Rottal entwässert. i) Die Jnnbrücke bei Schärding ist genau noch einmal so lang als die untere Donaubrücke in Passau. 2) Nach freundlicher Mitteilung des Herrn Lehrers Prell.

2. Grundlehren der mathematischen Geographie und elementaren Astronomie - S. 7

1907 - München : Ackermann
§ 5. Messinstrumente ; Fernrohr. gleiche Teile von der Länge l geteilte Quadratseite Bc — a (.a = pi) in den Punkten Ei und Fv Avenn sich dann ergab, dass auf die Strecke Be^ von jenen gleichen Teilen m, auf die Strecke Bf\ aber n entfielen, so war ersichtlich .. „ . n. ml ,. T1 . ^ ni tang E Ab) = —, tang (<£ Í Ab) = —, / w 7~t a t~i\ pini— n) tang « Eaf) = 70v----------'. 6 ' p* + mn Wie würde sich die Schlussformel gestalten, wenn die Linie Ae nicht mehr die Quadratseite Bc selbst, sondern zuvor die — ebendeshalb auch mit einer Teilung versehene — Seite Cd schnitte? Wie, wenn beide Sehstrahlen Bc nur in der Ver- längerung schnitten ? Nach 1400 scheint in Deutschland der Gradstock, auch Jakobs stab oder Radius astronomicus genannt, bekannter geworden zu sein, hauptsächlich durch die Tätigkeit des Regio- ni on tan us (1436—147 G); vielleicht erhob ihn dessen Schüler, Martinbehaim, zum nautischen Instrumente, welches die Schiffer in den Stand setzte, von der ängstlichen Küstenschiffahrt abzugehen und sich auf die hohe See zu wagen. Auf einem in gleiche Teile von der Länge l geteilten Stabe (Fig. 2 b) Ab war ein senkrecht aufsitzender Querstab Cd — 2d, den Ab stets hal- bierte, frei verschiebbar. Der Be- obachter hielt den Längsstab mit der A einen Hand und schob mit der anderen den Querstab hin und her, bis er das Objekt E gerade über C und das Objekt F gerade über D erblickte. F Stand in diesem Augenblicke der Fi§- 2 b- Schieber beim pten Teilstriche des Hauptstabes, so war, den ge- suchten Eaf — ip gesetzt, , tang^ = |- Iv. Mauer quadrali t und Zenitsektor. Zur Erleich- terung der im Meridiane vorzunehmenden Messungen, und solche bilden das Hauptgeschäft des Astronomen, führte man in der Mittagsebene eine Mauer auf und befestigte an dieser, wie Fig. 3 a zeigt, den solid aus Metall gefertigten vierten Teil eines Kreises (Mauerquadrant). Ursprünglich waren bei a und ß Durch-

3. Grundlehren der mathematischen Geographie und elementaren Astronomie - S. 108

1907 - München : Ackermann
108 Zehntes Kapitel. anlangt, so kann dieselbe stets nur relative Werte — die Er- hebung über die nächst benachbarte Ebene —, nicht aber ab- solute liefern, da für diese das normale (Wasser-) Niveau fehlt. Durch zwei Methoden hat man aber nachzuweisen vermocht, dass die Mondberge im allgemeinen höher als die Erdberge sind, d. h. dass die Höhen der ersteren grösseren Bruch- teilen des Halbmessers der Mondkugel gleichkommen. Was diese Messungsmethoden selbst anlangt, so sei über sie fol- gendes bemerkt. Da die Berge bei Abwesenheit einer dichteren Atmosphäre einen äusserst scharf begrenzten Schatten werfen, so kann man aus der Schattenlänge im Zusammenhalt mit der be- kannten Höhe der Sonne über dem Horizonte des betreffenden Mondortes den vertikalen Abstand der Bergspitze von der Schatten- ebene trigonometrisch berechnen. Das andere Verfahren fusst auf der Wahrnehmung, dass oft jenseits der Grenze, welche den be- leuchteten und dunklen Teil der r Mondscheibe trennt, die Gipfel der Berge bereits zu leuchten Zuf¡r beginnen, während ihre unteren . g Partien noch in tiefer Finsternis —f verborgen liegen. Stellt a (Fig. —<r 41) das von der Sonne auf die — <r ' Mondkugel vom Mittelpunkt M und vom Radius r fallende Parallelstrahlenbündel, Ab die zu dessen Richtung senkrecht verlaufende Schattengrenze und D den von den Strahlen der eben aufgehenden Sonne getroffenen Berggipfel vor, nimmt man ferner an, das Verhältnis der Entfernung Da — a zum Mondradius r sei auf mikrometrischem Wege ermittelt, so lässt sich Cd = y' a 2 -f r2 — r setzen. haft besteht, gibt es doch einen wichtigen Gegensatz, denn bei allen vulka- nischen Ausbrüchen, die wir erleben, spielt das Wasser eine namhafte Rolle, und davon .kann auf dem Monde, wie wir erfuhren, keine Rede sein. Die Rillen und Strahlensysteme, welche allenthalben die lunaren Ebenen und Gebirgslandschaften erfüllen, sind jedenfalls auch eruptiver Natur; nur kann man kaum an eine Aufsprengung der Mondkugel durch von innen wir- kende Kräfte denken, weil sonst die angrenzenden Berge und Wallebenen teilweise in Trümmer gelegt sein müssten. — Neuerdings hat übrigens auch die Hypothese viele Anhänger gefunden, welche im Hinblick auf die Ein- drücke, wie sie sich bei Schiessversuchen auf Panzertürme und Panzerkuppeln ergeben, die „Mondflecke" als Resultate eines Zusammenstosses der Mond- kugel mit Meteoriten ansprechen. Warum aber hat dann die benachbarte Erde nicht' auch solche „Schussverletzungen" aufzuweisen?

4. Grundlehren der mathematischen Geographie und elementaren Astronomie - S. 114

1907 - München : Ackermann
114 Zehntes Kapitel. bewegung können so viel besser als durch die Hypothese eines intramerkuriellen Planeten (§ 68) erklärt werden. aischehypo- ^ c^e Entstehung und Anordnung des Sonnen- thesen von systèmes a priori zu erklären, hat Kant eine Hypothese Aplace.1 ausgesonnen, welcher von Laplace eine andere vollkommenere substituiert ward; die Bezeichnung Kant-Laplacesche Kos- ili o go n i e ist weder historisch noch sachlich zutreffend. Hier ist nur von Lap la ces Hypothese die Rede. Es wird angenommen, dass eine Kugel vom Radius der Neptunsbahn mit homogenem, äusserst fein verteiltem Stoffe — Weltenbaustoffe — erfüllt war, und dass diese Kugel durch einen — nicht näher zu be- stimmenden — Anstoss in Drehung um eine feste Achse versetzt wurde. Infolge der Zentrifugalbeschleunigung lösten sich zunächst längs des Aequators die Bestandteile dieser Kugel los und bildeten vorerst Ringe, die wieder zerrissen, und deren Trümmer sich zu einer neuen kleinen Kugel, dem jetzigen Neptun, zusammenballten. Aus der Oberfläche der kleineren Kugel, zu welcher der Haupt- körper zusammengeschrumpft war, ging dann Uranus hervor, und so fort. Von den einzelnen Planeten sonderten sich wieder neue Ringe ab, welche sich sehr bald in kleine Körper mit selbständiger Rotation auflösten, als Aggregate von solchen aber ebenfalls nur ausnahmsweise länger fortbestanden (Saturn), vielmehr in der Regel sich zu Monden zusammenballten. Der (S. 110) erwähnte Um- stand, dass die grösseren und von der Sonne entfern- teren Planeten noch jetzt nicht den bei Erde und Mars 1 ä n g s t e r r e i c h t e n Konsistenzgrad erlangt haben, vereinbart sich sehr gut mit dieser Hypothese. Die massigen Himmelskörper jenseits des Mars haben es noch, so wenig wie die Sonne, zu einer beginnenden Verfestigung gebracht ; bei der mittel- grossen Erde ist dagegen bereits eine erstarrte Kruste vorhanden, und der kleine Erdmond ist allem Vermuten nach schon durch und durch starr, eine ausgebrannte Schlacke. Der belgische Physiker Plateau suchte diese kosmischen Prozesse durch einen hübschen Versuch zu versinnlichen. Er re- gulierte Öltropfen so, dass sie in einer Weingeistmischung von genau gleichem spezifischen Gewichte schwebten, und erteilte diesen Kugeln dann mittelst durchgesteckter Drähte eine Achsen- drehung. Die allmähliche Abplattung der Kugeln, die Abtrennung von Ringen, deren Zerreissung und Übergang in ein System sekun- därer Kügelchen lässt sich durch diese Vorrichtung unmittelbar

5. Heimatkunde von Würzburg - S. 5

1911 - München [u.a.] : Oldenbourg
Die Bewässerung Würzburgs. 5 die A u s n a g u n g (Erosion) des Mains entstanden, sondern durch die Ein- s e n k u n g eines großen Teils der Bodenerhebung, während die Höhen stehen geblieben sind. Früher beschränkte sich die Stadt Würzburg auf das eigentliche Talbecken. Jetzt klimmen die Häuser die Talwände empor bis zun: Hochrande, gehen auch iu die Seiteutäler hinein, ganze Villenkolonien entstehen. Ii. Die Bewässerung Würzburgs. Der Hauptfluß unserer Heimat ist der M a i n. Seine Quelle liegt in: Fichtelgebirge. Während seines Laufes wird er durch größere und kleinere Z u - f l ü s s e, Nebenflüsse, Bäche und andere Quellen, verstärkt. So empfängt er bei Bamberg die Regnitz, bei uns links den Steinbach, den Kunbach oder Kühbach, rechts die Pleichach usw. Die fließenden wie die st e h e n d e n1) Gewässer erhalten ihr Wasser von dem Regen. Dieser dringt in den Boden ein und sammelt sich im Erdinnern als G r n n d w a s s e r an. An undurchlässigen, schief geneigten Schichten tritt das Grundwasser als Q u e l l e zutage. Eine solche ist in der Annaschlucht zu sehen. Die Quelle liefert dem Menschen das zum Leben, zur Gesundheit uueutbehr- lichetr i n k w a s s e r. Wasser, dem Grundwasser des Stadt- bodens direkt entnommen, verursacht oft Krankheiten, da es meist nicht rein, son- dern mit schädlichen Stoffen gemischt ist. Würzburg be- zieht fem Wasser aus ver- schiedenen Quellen, vor allem aus den Zellerquelleu. Diese sind in Stollen gefaßt, ihr Wasser wird in die Stadt gepumpt, in die Häuser geleitet, der Überschuß in Hochbehältern (Reservoirs) aufgespeichert. Die Abwässer der Stadt werden in Kanälen dem Main zugeführt, der sie mit sich schleppt und schon nach kurzer Zeit auflöst. Der Main hat sich in die Talsohle ein Bett gegraben, dessen unterster Teil, die Flußsohle, natürlich tiefer liegt als seine Ufer. Der Wasserstand ist nicht immer gleich, er ist von den Niederschlägen abhängig. In trockenen Jahres- zeiten sinkt der Wasserspiegel unter den gewöhnlichen, den normalen Stand, es gibt Niedrigwasser. Der geringste Wasserstand ist gewöhnlich in: Juli. Der Main wird sehr seicht, stellenweise oft nur 30 cm tief, manche seiner kleinen Zuflüsse versiegen ganz (D ü r r b a ch - T a l). In feuchten Jahreszeiten steigt der Wasserspiegel wieder, bei anhaltenden Regengüssen tritt Hochwasser ein und zwar besonders in: Frühjahr. J) Als stehendes Gewässer wäre der Teich im Veitshöchheimer Hofgarten zu bezeichnen. 2* Mittlerer Muschelkalk Unterer Muschelkalk Anhydrit (Zellenkalk) Undurchlässige Scnchf Wellenkalk Gesteinsschichten der Quelle. Das Wasser geht durch den Muschelkalk hindurch, sammelt sich im Anhydrit und tritt auf der undurchlässigen Schicht als Quelle zutage.

6. Theil 2, Abth. 2 - S. 10

1822 - München : Lentner
10 sesthalten an der „Kirche des lebendigen G o ttes, die da ist der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit." Die Lehre des Arius laßt sich in den Satz zusammenfassen: „Oer Sohn Gottes ist nicht Gott, sondern ein bloßes Geschöpf, welches der Eine Gott, der ewige Vater, zum Rang und zur Ehre einer Gottheit erhoben hat." Diese Lehre erniedrigte die christliche Reli- gion , die Iesum als wahren, ewigen Gott, Eines Wer- sens mit dem Vater, anbethete, zur Abgötterey, indem sie Ihm als einem bloßen Geschöpfe göttliche Ehre erwie- se. Sie wurde daher gleich nach ihrer Geburt in einer Versammlung zu Alexandrien verworfen, und Arius, nachdem alle Ermahnungen der Sanftmuth vergeblich waren, in den Bann gethan. Weil er sich aber durch seine Geschmeidigkeit viele und mächtige Anhänger zu ver- schaffen wußte, und die dadurch entstandenen Unruhen immer größer wurden, so berief Kaiser Constantin, um der Sache durch einen feyerlichen Ausspruch der Kirche ein Ende zu machen, in ehrerbiethigen Briefen die Bi- schöfe zu einem a l lg em e i n e n C o n c i l i u m nach N icä a (der vornehmsten Stadt Bithyniens nach Nicomedia, wo sich der Kaiser gewöhnlich aufhielt), und sandte Befehle in die Provinzen, sie auf öffentliche Veranstaltung zu be- herbergen und zu befördern. Es versammelten sich 3,8 Vater, nebst mehr als > 000 Priestern, Diaconen und ge- lehrten Laien, welche die Bischöfe begleiteten. Der heil. Papst Sylvester, dem es gebührt hätte, dem allge- meinen Concilium vorzustehen, ward durch sein hohes Alter gehindert, die Reise zu unternehmen? Er sandte daher zwey Priester seiner Kirche zu Rom nach Nicäa „ Vitus und Vinc e ntius, welche an seiner Statt erschie- nen Das Amt des Vorsitzes aber übertrug er dem weisen Bischöfe von Corduba in Spanien, Namens Ho si ns *). *) Auch Constantin kam nach Nicaa, als die Bischöfe dort versammelt waren, und war dcp manchen Verhandlungen gegenwärtig.

7. Theil 2, Abth. 2 - S. 36

1822 - München : Lentner
— 36 — Früh strömte das schaulustige Volk in die Rennbahn. Auf einmal drangen gerüstete Schaaren von allen Seiten herein, verschlossen die Zugänge, und tödteten die Fremd- linge wie die Bürger, die Schuldlosen wie die Schuldi- gen. Man sagt. daß gegen sieben Tausend ermordet wurden, und daß dieses Metzeln drey Stunden gedauert habe. Als die Nachricht von der ungeheuren That in Mailand bekannt ward, ergriff alle Gemüther Trauer und Abscheu. Besonders fühlte Amb rosius sich durch den Frevel des von ihm so geliebten Kaisers, von dessen ed- lem Herzen und lauterer Frömmigkeit er so oft seine Amtsgenossen unterhalten hatte, im Innersten angegrif- fen. Er begab sich daher auf das Land, und schrieb von da an Theodosius einen ausführlichen Brief, aus dem die Ehrerbiethung des Unterthans, die Freymüthigkeit des Bischofs und die Liebe des Freundes auf gleich schöne Weise hervorleuchteten. Der Hauptinhalt desselben gittg dahin, daß der Kaiser sich durch öffentliche Buße mit Gott versöhnen sollte. „Thue deine Sünde von dir — schrieb er ihm — indem du deine Seele vor Gott demü- thigest. Ohne Thränen und Buße thut man die Sünde nicht von sich. Kein Engel vermag sie von dir zu neh- men, kein Erzengel! Das kann nur der Herr, Er, der allein sagen kann: Ich bin bey euch! Haben wir ge- sündiget, so erläßt Er uns die Sünde, aber nur — wenn wir Buße thun." Der Kaiser war später, als Ambro- sius, nach Mailand zurückgekommen. Der Erzbischof war hier eben in der Kirche, als ihm gemeldet ward, der Kaiser komme. Da ging er hinaus, diesem entgegen, und sprach zu ihm: „Es scheint, o Kaiser! daß du die Größe des Mordes, den du begangen hast, nicht einsiehst, selbst jetzt nicht, da dein Zorn sich gelegt hat. Vermuthlich steht deine Macht und Hoheit der Erkenntuiß deiner Sün- de entgegen, und verdunkelt deine Vernunft. Betrachte die Gebrechlichkeit und Hinfälligkeit der menschlichen Na- tur! Senke deinen Blick aus den Erdenstaub, aus dem

8. Theil 2, Abth. 3 - S. 41

1824 - München : Lentner
41 mußten schwören, daß sie auf die Haltung dieses Bünd- nisses sehen wollten. Dann rückten sie gegen Lothar, der nun von ihrer vereinten Macht zurückwich. Deß unge- achtet kam erst im August 84z, auf den Vorschlag der Fränkischen Großen, der berühmte Vertrag von Ver- dün zu Stande, durch welchen das ganze Reich auf folgende Weise gctheilt wurde. 1) Lothar, der älteste, bekam die Kaiserwürde, und mit dieser die Länder, worin die beyden Hauptstädte, Nom und Aachen, lagen, nahmlich Italien, die Schweiz, und von da an einen langen schmalen Landstrich an der linken Seite des Rheins hinunter, bis nach Holland. (Wie ver- folgt von dem Schatten seines Vaters, gegen den er am meisten gesündigt, legte er 855 die Regierung nieder, und begab sich in das Kloster Prünn. Seine drey Söhne, Ludwig Ii., Lothar H. und Carl, stritten wiederum mit den Waffen um das Land und theilten es so unter sich, daß der erstere Kaiser und Herr von Italien, der zweyte König des nach ihm genannten Lothringen, und der dritte König der Provence wurde. Aber keiner von ihnen hin- terließ männliche Nachkommen. Lothringen, das bald in Burgund, Elsaß und das eigentliche Lothringen zer- fiel — theilten nach Lothars Tode (869) die beyden Oheime unter einander; und von diesen Zeiten an sind diese Lander ein Gegenstand des Streites zwischen den Deutschen und Franzosen.) 2) Ludwig, der Deutsche, bekam unser Deutsch- land bis an den Rhein, und jenseits desselben noch die Städte Speyer, Worms und Mainz. so ein Mensch mit Recht seinem Bruder (helfen) soll, und damit er mir eben so thue: und mit Lothar will ich keinen Vergleich eingehen, der mit meinem Willen ihm (meinem Bruder) zum Schaden wäre."

9. Theil 2, Abth. 3 - S. 84

1824 - München : Lentner
84 Hülflosen kein Trost, den Verläumdeten keine Zuflucht, den Gesetzen keine Ehrfurcht, den Sitten keine Zucht, der Kirche keine Würde, dem Staate kein Ansehen unter einem solchen Könige mehr zugestanden sey: sandte der König täglich Bothen herüber in die Fürstenversammlung mit den demüthigsten Bitten, mit den heiligsten Versprech- ungen der Besserung und der Vergeltung des vielen Un- rechts durch künftige Wohlthaten, und mit dem Erbiethen, durch Eid und Geiseln die Sicherung zu geben, daß keine Veränderung der Dinge je seine Gesinnung gegen sie um- stimmen werde. Tie Fürsten aber erwiederten: „Seine Treue und sein Wort bedürfe nicht erst der Probe. Das wisse man: eine alte Krankheit, so tief gewurzelt, sey fast durch kein Mittel heilbar; leider sey durch lan- ges Nachgeben und zu große Geduld das Reich in völliger Umwandlung. Lug und Trug, Mord und Raub, Ehebruch und jegliche Schändlichkeit seyen an der Tagesordnung. Bis jetzt habe sie nur der Eid vor ernsterm Widerstreben abgehalten. Nun er von der Kirche seiner Schandthaten wegen durch den Fluch des apostolischen Stuhls gebannt sey, und sie ohne Verlust der kirchlichen Gemeinschaft und ihres Vertrauens nicht weiter mit ihm in Gemeinschaft stehen könnten, und ihr Eidschwur vom Papste gelöst sey: wahrlich jetzt wäre es Thorheit, die von Gott dargebothene Gelegenheit ihres Heils ungebraucht zu lassen. Sollten sie, was schon längst bedacht sey, zu so günstiger Zeit ungeschehen lassen? Das sey fest beschlossen, sie wollten ohne Verzug einen Mann ausersehen, der ihnen vorgehe, und mit ihnen den Kampf aufnehme gegen jeden Hochfahrenden, der sich ge- gen Gottes Gerechtigkeit und Wahrheit und die Autho- rität der Kirche auflehnt." Endlich am achten Tage schickten sie mit Tages Anbruch Bothschaft an den König, mit dem Berichte: „Obgleich er im Krieg und Frieden nie des Rechts und der Gesetze geachtet, so wolle man mit ihm doch durch die Gesetze unterhandeln; und wiewohl die ihm angeschuldigten Verbrechen klar seyen, so wolle

10. Theil 2, Abth. 3 - S. 19

1824 - München : Lentner
19 verpflanzte Carl noch etwa 10,000 der Widerspenstigsten von jenseits der Elbe in das Fränkische Land. Wenn wir auf diese mit Kriegen erfüllten ersten dreyßig Zähre von Carls Negierung einen Blick zurück werfen, so ist vor allein die Blitzesschnelle zu bewundern, mit welcher er von Sachsen nach Italien, von da zurück an die Weser, darnach dreymahl denselben Weg, dann nach Spanien an den Ebro und zurück an die Elbe, von dort nach Ungarn an die Naab, und wiederum in sein Land eilt; und wohin er kommt, entscheidet seine Gegen- wart auf der Stelle den Kampf. Das ist das Merkmahl des Helden; diese Kühnheit und Schnelligkeit des Gedan- kens, des Entschlusses, der That; dieser Eindruck seiner persönlichen Größe, welchem nichts widersteht. Und solche Größe hat Niemand ihm abzusprechen gewagt. Allein —- was mehr ist, als dieses — cs war auch nicht einzig die Lust an Krieg und Eroberung und an der Ehre seines Rahmens, welche seine Völker so athemlos durch die Länder Europa's getrieben, sondern ein großer, bildender Gedanke waltete in seinen Entwürfen, nahmlich der Ge- danke einer Vereinigung der Ch riss li ch- Germ a- nischen Völker zu einem großen Ganzen; und er hat ihn auögeführt — zwar nicht durch die sanfte Ge- walt des Wortes und der Ueberzeugung (auf diesem Wege war das Ziel nicht zu erreichen), sondern nach der Weise seines Volkes und seines Zeitalters durch die Furcht der Waffen. Doch kann ihm nicht Schuld gegeben werden, daß er den Krieg muthwillig, oder mehr gesucht habe, als zur Erreichung seines Zweckes nothwendig war. Der Mittelpunkt dieses großen Germanischen Ner- ches sollten die schönen Nheingegeuden seyn: und deßhalb legte er seine Königssitze nach Ingelheim bey Mainz, nach Aachen und Niemwegen. Er war kem Französischer König, wie man ihn oft hat darstellen wollen, sondern gehörte dem Austrasischen Franken an, welches eben das Rhein-
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