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1. Kursus 3 = Schulj. 7 - S. 19

1883 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
9. Otto I. und das römische Kaisertum. 936—973. 19 standes geworden. Ein größerer Wohlthäter wurde der König dem Vaterlnnde durch die Anbahnung eines freien Bürgerstandes. c. Bürgertum. Wie in ältester Zeit, so wohnte auch später noch die Bevölkerung Deutschlands größtenteils in kleinen, offenen Dörfern oder in zwischen Feldern zerstreutliegenden Gehöften, und nur da und dort erhoben sich königliche Pfalzen, Bischofssitze und Klöster mit dürftiger Befestigung. Um vor den Ungarn Schutz zu finden, legte Heinrich in Thüringen, Sachsen und in den Grenzmarken befestigte Burgen an; schon bestehende größere Wohnplätze wurden mit festen Mauern und Gräben umschlossen. Die Bewohner dieser Burgen nannte man davon „Bürger". Behufs _ Bevölkerung der neuentstandenen Wohnsitze ließ der König von den in den Grenzgauen seßhaften dienstpflichtigen Lehensleuten den neunten Mann in die Burgen ziehen, damit er hier für seine acht Genossen Wohnung errichte, während diese das Feld zu bestellen und den dritten Teil des Ernteertrags in den befestigten Vorratskammern aufzuspeichern hatten. Um seinen Deutschen die alte Abneigung gegen das Leben hinter Mauern und Wällen zu benehmen, verlegte er Messen und Jahrmärkte, verbunden mit Lustbarkeiten und bürgerlichen Waffenübungen, Volksversammlungen und Gerichtstage in die Städte. Bald entwickelte sich darin ein reger Verkehr. Die Bürger trieben Handel, und die Kaufleute errichteten hinter den schützenden Mauern ihre Warenlager; ebenso kam das von den Deutschen verachtete und sogar eines Freien unwürdig betrachtete Handwerk allmählich zu Ehren und bildete eine einträgliche Beschäftigung. So erstand im Laufe der Jahrhunderte in den Städten ein kräftiger Bürgerstand, der nach und nach zu erhöhtem Wohlstände emporblühte und deu Kern des denschen Volkes ausmachte. 9. Otto I. und das römische Kaisertum. 936—973. a. (Dttos Krönung. 2u der Psalz Karls des Großen zu Aachen versammelten steh nach dem Tode Heinrichs I. die Großen des Reiches, die Herzoge, Markgrafen und Grafen mit den meisten ihrer

2. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 62

1889 - München : Franz
62 Das schsische Kaiserhaus 919 1024. Heinrich I. 919336. Arnulf die Bistmer in seinem Herzogtum vergeben und Mnzen prgen drfe. Zuletzt (925) erlangte Heinrich auch noch die Huldigung vom Herzog (Giselbert) von Lothringen. Dieser hatte sich schon ganz vom Reich getrennt und dem schwachen westfrnkischen König gehuldigt, um in der That keinem gehorchen zu mssen. Heinrich aber bentzte ge-schickt die verworrenen Verhltnisse des westlichen Reiches und erlangte so nicht blo die Unterwerfung Lothringens (dessen Herzog Heinrichs Tochter Gerberga zur Gemahlin erhielt), sondern von dem westfrnkischen König Karl dem Einfltigen sogar die Anerkennung als König der Ost-franken".l) So waren die Erbansprche der westfrnkischen Karolinger beseitigt und das deutsche Reich wieder vereinigt Sicherung Die zweite Aufgabe Heinrichs war, dasselbe auch gegen uere gegen die Feinde, besonders die gefhrlichen Ungarn, zu schtzen. Hierin begnstigte Ungarn. das Glck, indem 924 bei einem Plnderungszug durch Thringen einer ihrer beliebtesten Fhrer gefangen wurde. Sie boten Heinrich sofort ein hohes Lsegeld, dieser erklrte sich jedoch bereit, ihren Hupt-ling unentgeltlich zu entlassen, ja ihnen alljhrlich einen Tribut zu ent-richten, wenn sie neun Jahre lang sein Land mit ihren Einfllen ver-schonen wollten. Diese Waffenruhe bentzte Heinrich, um Sachsen und Thringen in besseren Verteidigungszustand zu setzen. Whrend nmlich in den Rhein- und Donaulandschaften noch aus der Rmerzeit her ver-teidiguugsfhige Städte bestanden, lebten die Bewohner des nrdlichen Deutschland meist noch nach altgermanischer Weise in offenen Orten oder auf Einzelhfen inmitten ihres Grundbesitzes. Gerade diese sielen in ihrer Vereinzelung dem berittenen Feinde fast regelmig zur Beute, indem sie pltzlich berfallen, ausgeraubt und niedergebrannt, ihre Be-wohner gettet oder in die Sklaverei geschleppt ttmrden. Deshalb er-Burgenbau in richtete nun Heinrich in Sachsen und Thringen sog. Burgen2), d. h. Sachsen und gjauern, Trmen und Grben versehene Verteidigungspltze, aus Thringen. keneit Städte, wie Goslar im Harz, Quedlinburg a./Bode. Merseburg a./Saale^), Meien a./Elbe entstanden. Da aber seine Landsleute noch immer eine starke Abneigung zeigten, hinter Mauern zu wohnen, befahl Heinrich, da von allen Freien in der Umgebung einer neuen Burg je der achte Mann in dieselbe ziehen msse. Da dem Freien auch die an ihn gebundenen Hrigen und Knechte folgten, erhielten die Städte eine Bevlkerung, die aus freien und abhngigen Insassen bestand. Aus den dahin bergesiedelten Freien entwickelten sich die spteren Geschlechter oder Patrizier, der Stadtadel, der ursprnglich das Stadtregiment allein besa, aus den Halbfreien die Gewerbetreibenden, die sich in Znfte, Gilden oder Innungen zusammenschlssen und seit dem dreizehnten Jahr- !) Die beiden Könige trafen sich bei Bonn auf einem mitten im Rhein ver-ankerten Schiff, während ihre Heere an beiden Ufern lagerten. 2) Das Wort ..Burg", mit dem man im frhen Mittelalter jede Stadt be-zeichnete, kommt von bergen: jede Stadt war befestigt, so da man darin geborgen war. 3) Wie eine harte Zeit auch harte Mittel fordert, zeigt die Geschichte von der Entstehung Merseburgs: damals trieben sich in jener Gegend, wo Deutsche und Slaven aneinander grenzten, Ruberscharen umher und verbten hben wie drben Raub und Mord. Als Heinrich sie in feine Gewalt bekommen, begnadigte er sie und wies ihnen Merseburg als Wohnsitz an unter der Bedingung, da sie den deutschen Gegenden als Grenzwacht dienten; die wendischen Gebiete durften sie nach wie vor berfallen.

3. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 24

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 24 — 4. Karts Zug nach Italien. _ Ziel: Wie der Papst von dem Könige Oberitaliens b drangt ttnrd und Karl den Großen um Hilfe bittet. £iunreniomg Pipm, Der Later Karls des Großen, hat ihn mit einem Stuck Land und ca. 20 Städten, dem sogenannten Kirchenstaate, beschenkt. ^etzt rotrd er von dem Könige Oberitaliens mit Krieg bedroht. Das geschah kurze Zeit nach dem 1. siegreichen Kriegszuge Karls gegen bte Sachsen, ttrt I. 773. a 2. Ob Karl wohl Hilfe bringen wird? a) Vielleicht nicht; denn er hatte soeben die schweren Schlachten mit den Sachsen geschlagen, und wenn er jetzt auch Frieden geschlossen rmd Geißeln von den Sachsen empfangen hatte, so blieb doch das Sachjenvolk feindlich gefinnt, und eine Empörung desselben war jeden Tag zu befürchten. ,b) Zudem mochte Karl bedenken, daß ein Kriegszug nach Italien ein sehr beschwerliches Unternehmen war. Er mußte ja mit seinem Heere über ein Hochgebirge — die Alpen, und das heiße Klima Italiens waren seine Franken auch nicht gewöhnt. c) Wir wissen aber auch von Karl dem Großen, daß er ein eifriger Diener der Kirche war und das Christentum und feine Träger schützte, wo er nur konnte. Für den Schutz und die Ausbreitung des Christentums hat er den schweren und langwierigen Krieg mit den Sachsen geführt, da wird er auch jetzt wieder als Schirmherr der Kirche und des kirchlichen Oberhauptes auftreten und dem Papste Hilfe bringen. 1. Näher führt der Karl zum 2. „Sieh, da reiten seine Franken (cnfimrt£> r._____ • . r...... ^ Spricht zu Aukkar ohne Sorgen, Wohl umsonst um dieses Schloß. Der dem Karl entwichen war: Ist der Karl dabei?"— „„Bewahre, „Diese Burg ist stark, geborgen Was du siehst, ist nur der Sind wir heut und immerdar. Troß."" *) Simrock. I. An alyse. 1. Was wir von dem Papste schon wissen Der Papst ist der Bischof von Rom. Derselbe steht in hohem Ansehn und wird vielfach als Dber&mmt her Ii. Synthese. Der eiserne Karl.*) Stolzer Franken siegend Heer; Von Pavias höchstem Turme Schaut der König Desider. Schon heran, ein langer Zug. Viel der Fahnen seh' ich schwanken; Mutig sind sie auch genug. Doch sie würden hundert Jahre

4. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 37

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — 1. Der Einfall der Ungarn (Strophe 1—3). Aus dem Tieflande der Donau kamen die Ungarn auf ihren schnellen Pferden dahergeritten. Ihre zahllosen Schwärme ergossen sich über die deutschen Länder gleich den Meereswogen, welche schäumend über die Ufer hinwegspülten und weit in das Land hineindrängen. Der König Heinrich war zwar ein tapferer Mann, konnte aber den wilden Scharen nicht Widerstand leisten und mußte sich verpflichten, einen jährlichen Tribut an sie zu zahlen. Erst dann zogen sich die fremden Reiter-scharen wieder zurück. (Tribut-Schoß, Abgabe. Dieselbe bestand in Gold und Silber, vielleicht auch in Vieh und Getreide). Hat wohl Heinrich den Tribut gern bezahlt? Was konnte er thun, um von diesen lästigen und schimpflichen Abgaben befreit zu werden? 2. Heinrichs Rüstungen (4 —7). Der König wollte die Schmach nicht für immer dulden und samt auf Mittel, die Ungarn auf andere Art, als durch Tribut, von seinen Grenzen fern zu halten. Damals fehlte es in Deutschland an Festungen, die Städte waren noch nicht mit Mauern und Gräben umgeben, hinter welchen die Bewohner sich und ihr Eigentum bei einem feindlichen Anfalle hätten schützen können. Heinrich ließ deshalb die alten Städte befestigen und mehrere neue Burgen bauen. Daran sollten die wilden Reiterscharen zerschellen. Der König wollte auch eine wohlgeübte Kriegsmacht den Feinden entgegenstellen. Deshalb übte er die Bürger im Reiten und Fechten und gewöhnte sie an leichtere Bewegung mit Roß und Waffe, um den flüchtigen Ungarn gewachsen zu sein. Ob diese Bemühungen wohl geholfen und das Vaterland von den Feinden befreit haben? 3. Der Sieg bei Merseburg (8—10). Die Ungarn brachen von neuem in Deutschland ein. Schrecken ging vor ihnen her. Wer fliehen konnte, floh. Niemand wagte, die zahllosen Herden auszuhalten, und raubend und plündernd drangen diese westwärts bis zur Saale. Dort aber schlug sie Heinrich mit seinem tapfern Heere zu Boden. Das geschah in einer blutigen Schlacht bei der Stadt Merseburg. Da ertönte weit und breit in die Lande der Siegesruf, und von allem Volke wurde Heinrich hochgeehrt. Man gab ihm den Beinamen Heinrich der Städteerbauer. Die große Schlacht bei Merseburg wurde i. I. 933 geschlagen. Warum waren wohl die Ungarn abermals in Deutschland eingebrochen? Sie bekamen doch ihren Tribut ? Als die ungarischen Gesandten kamen, um denselben von neuem zu holen, wies sie Heinrich stolz ab. Warum? Er wird gewußt haben, daß sein Heer stark genug zum Widerstände war. Die Tüchtigkeit seiner Streitmacht hatte er erprobt in den Kämpfen mit den Wenden. Wohnsitze dieses Volks (Saale bis Elbe). Was

5. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 48

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 48 — Sachsen, sondern aus dem der Franken — Lage des Frankenlandes —, er war also ein fränkischer Kaiser. 2. Aber warum, so werdet ihr fragen, starb Heinrich Iv. in solchem Elend? An seinem Unglücke war ein einziger Mann schuld, der damalige Papst Gregor Vii. Es bestand nicht mehr das freundliche Verhältnis zwischen Kaiser und Papst, wie zur Zeit Karls des Großen. Gregor hatte sogar den Kaiser aus der christlichen Kirche ausgestoßen. Kein Unterthan und Diener sollte ihm gehorchen, kein Priester ihm die heiligen Sakramente reichen und jeder ihn als einen Verpesteten fliehen. Gregor Vii. hatte den Kaiser in den Bann gethan. Da war das Volk von ihm abgefallen, und die deutschen Fürsten wollten ihn nicht mehr als ihren Oberherrn anerkennen, so lange er mit dem Banne behaftet wäre. 3. Ihr werdet nun wissen wollen, warum Heinrich Iv. in den Bann gethan worden ist. Es wird vom Könige Heinrich Iv. berichtet, daß er seine Unterthanen schlecht behandelt und namentlich die Sachsen arg bedrückt habe. Ein Mönch *) erzählt uns darüber folgendes: „Alle Berge und Hügel Sachsens und Thüringens bebaute der König mit festen Schlössern und Burgen und legte Besatzungen hinein. Da wurden die Bewohner der umliegenden Gegenden gezwungen, alles zum Bau Erforderliche herbeizufahren und bei dem Bau selbst wie Knechte im Schweiße ihres Angesichts Frondienste zu leisten. Weil nun die Besatzungen nicht genügenden Lebensunterhalt hatten, so erlaubte der König ihnen, von den benachbarten Dörfern und Feldern nach Feindes Art Beute hinwegzuführen. Sogar Frauen und Töchter der Bewohner wurden auf die königlichen Burgen entführt, und wenn dann einer unter so großen Übeln seufzte und den Schmerz seiner Seele auch nur in leisen Klagen auszusprechen wagte, so wurde er auf der Stelle in Ketten geworfen, als ob er ein schweres Unrecht gegen den König begangen hätte, und' er konnte nicht eher wieder los kommen, als bis er durch Dahingabe feiner ganzen Habe sein Leben und seine Freiheit zurückerkauft hatte/' Besprechung (Vertiefung). 1. Heinrich baut Burgen und feste Schlösser. Wozu wohl? — Voller Mißtrauen und Feindschaft gegen die Sachsen befürchtet er eine Empörung dieses Volkes. Von den hohen Türmen jener Burgen aus konnte nun die fränkische Besatzung weit hinaus ins Land sehen, die Felder und Landstraßen überblicken und jedes feindliche Unternehmen im Lande bemerken. Für die Zeit der Gefahr und der Kriegsnot aber waren die dicken Mauern und festen Thore der Schlösser dem Könige und seinem Heere ein willkommener Schutz. *) Der gelehrte Mönch Lampert, der zur Zeit Heinrichs im Kloster Hersfeld lebte und in seinen lateinischen Jahrbüchern die Geschichte seiner Zeit beschrieb. Siehe A. Richter, Quellenbuch S. 71.

6. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 79

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
woben sind, erzählen von dem glänzenden Feste, das Kaiser Friedrich I. am Pfingstfeste 1184 zu Mainz veranstaltete, als seine beiden Söhne Heinrich und Friedrich dort den Ritterschlag erhalten sollten: „Im Jahre 1184, um Pfingsten, hielt Kaiser Friedrich einen sehr berühmten Hoftag zu Mainz. Dahin kamen alle Würdenträger, Beamten und Fürsten, dahin die Erzbischöfe und alle Großen und Edlen, welche dem Kaiser zu gefallen wetteiferten. In der Ebene, welche sich in der Nähe von Mainz zwischen Rhein und Main ausbreitet, erhob sich eine leicht gebaute, aber glänzende und prächtige Stadt zur Aufnahme der von stattlichem Gefolge begleiteten Fürsten und Großen. In der Mitte der kunstreich erstehenden Zeltstadt erhob sich im reichgeschmückteu Holzbau der für den Kaiser selbst bestimmte Pallast und mit demselben in Verbindung stehend eine mächtige Kirche. Um diesen Mittelpunkt breiteten sich in weitem Kreise die Zelte aus, welche die einzelnen Fürsten für sich herrichten ließen. Zahllose, in den verschiedensten Farben erglänzende Zelte bedeckten die weite Ebene, auf ihren Spitzen mit Fahnen und Bannern mannigfach geschmückt. Mehr noch staunte man die Vorräte von Lebensrnitteln an, welche auf des Kaisers Befehl von allen Seiten her, zu Lande und zu Wasser, rheinauswärts und rheinabwärts hergebracht wurden. Eine ganze Flotte von Schiffen lag längs des Rheinufers, welche unerschöpfliche Massen Weins aus der weinreichen Landschaft herbeigeführt hatten. Und nicht anders war es mit Getreide, Brot, Schlachtvieh und Geflügel. Damit man aber von dem unbeschreiblichen Auswande sich einen Begriff machen kann, will ich nur eins der geringsten Dinge anführen, um davon auf die größeren schließen zu lassen. Es waren dort zwei große Häuser errichtet, in welchen sich große Räume befanden, die durchweg mit Querstangen versehen waren. Diese Häuser waren von unten bis oben mit Hähnen und Hennen angefüllt, so daß fein Blick durch sie hindurchzudringen vermochte, znr größten Verwunderung vieler, welche kaum geglaubt hatten, daß soviel Hühner überhaupt vorhanden wären. Wohl bedurfte man so gewaltiger Vorräte, denn drei Tage lang sollte die Masse der Fürsten und Edlen, der Einheimischen und Fremden als Gäste des Kaisers bewirtet werden. Und welche Menschenmassen waren außer den geladenen Gästen noch zu erwarten! Fahrende Sänger und Dichter, Spielleute und Gaukler wurden durch die Festlichkeiten aus weiter Ferne herbeigelockt, in der Hoffnung, von der Freigebigkeit des Kaisers und der Fürsten reichen Gewinn zu haben. Auf siebzigtausend schätzte man die Zahl der Ritter und Krieger, und dazu kam noch das Heer der Geistlichen und der Leute niederen Standes. Am ersten Pfingstseiertage schritt Kaiser Friedrich mit seiner Gemahlin Beatrix im Schmucke des kaiserlichen Stirnreifes in feierlicher Prozession und geleitet von einem glänzenden Gefolge zu der in der Mitte des Lagers errichteten Kirche. Mit der königlichen Krone auf dem Haupte folgte ihnen König Heinrich. In ebenso stattlicher Prozession verließen sie auch nach der Messe die Kirche. Glänzende Gastmähler schlossen den ersten Festtag, bei welchen der Dienst des Mundschenken

7. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 38

1880 - Dresden : Salomon
38 fressene Stelle reicht etwa 1 m weit an den Säulen herauf, und oberhalb sind dieselben wieder unverletzt. Es muß demnach das Meer einmal diese Säulen bespült und bis zur obern Grenze der durchbohrten Zone gestanden haben. Auf die Senkung der Küste folgte dann eine abermalige Hebung. Jetzt scheint sie wieder im Sinken begriffen zu sein. Im Jahre 1831 entstand südöstlich von Sicilien durch Hebung die Insel Julia oder Ferdiuandea. Am 18. Juli desselben Jahres gewahrte man eine 4 m über das Meer hervorstehende Insel, nachdem ein furchtbares Getöse vorangegangen und ein Wasserberg von 25 m Höhe aufgestiegen war. Das Meer war mit todten Fischen und schwimmenden Schlacken bedeckt. Den 28. December desselben Jahres war Die Insel wieder verschwunden, nur eine Wassersäule stieg noch eine Zeit lang an jener Stelle auf. Etwas Aehnliches geschah 1819 in Ostindien. Es erhob sich am Indus im Rann von Catch ein breiter Hügel, der Ullah- Bund oder Gottesdamm, und hemmte den Indus iu seinem Laufe, während sich südlich davon das Land senkte und die Festung und das Dorf Sindra unter Wasser gesetzt wurde. Im Busen von Santorin ist 1807 und 1808 die Insel Nea Kanieni entstanden, die bereits 1808 eine Höhe von 65 m und einen Umfang von 6 Meilen hatte. Das Meer war siedend heiß, und viele lobte Fische schwammen umher. Zu dem Gebiet der eigentlichen säculären Hebungen in Europa gehören: Morea, Candia, Sicilien und Sardinien. Die Küsten von Istrien und Dalmatien sind dagegen im Sinken be- griffen. Aus der Lage der aufgedeckten alten Straßenpflaster von Venedig erglebt sich, daß die Laguneninseln seit dem 16. Jahr- hundert um etwa 7 cm gesunken sind. Durch die Anschwemm- ungen des Po und der Elsch wächst aber die horizontale Aus- breitung der Küste, denn Ravenna, das zur Gotheuzeit Hafenplatz war, ist Binnenstadt geworden, ebenso Adria; ähnlich wie das Nildelta sich weiter nordwärts vorschiebt, obgleich auch hier eiu Sinken der Oberfläche deutlich sichtbar wird. Damiette, das jetzt eine Nilstadt ist, war 1243 noch Mittelmeerhafen: aber die Cleopatrabäder bei Alexandria stehen bereits unter Wasser und die ehemals dicht bewohnte Fläche des Menzaleh-Sees ist jetzt überschwemmt. Auf der ganzen Ostküste von Afrika, anch auf Madagaskar, Bourbon und Mauritius, finden sich Spuren einer Hebung. Das größte Senkungsfeld findet sich in der Südsee. Fort- während verschwinden niedrige Inseln, und die Polynesier müssen

8. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 41

1880 - Dresden : Salomon
41 standen oder durch vulkanische Kräfte gehoben. Küsteninseln nennt Peschel diejenigen, welche als Trümmer während der Heb- ung durch die verheerende Wirkung der Atmosphärilien und der Kälte an steilen Ufern sich abgelöst haben. Sie überschreiten auf beiden Halbkugeln nie eine Polhöhe von 40°. Die sprechend- sten Beispiele dafür finden sich in den Inseln an der pacisischen Küste von Nordamerika, an dem zerrütteten Westrande Patagoniens, an der sranzenartigen Südwestküste Grönlands und der West- küste Norwegens und Schottlands. England, das alle wilden europäischen Gewächse und Thiere, die seinem Klima zukommen, besitzt, ist durch eine lokale Senkung im Aermelkanal und in der Nordsee von Europa getrennt worden, und das Seitenstück zu den britischen Inseln bietet Neuguinea, das zu Australien gehört, denn die Torresstraße und die Harasurasee haben nur eine mitt- lere Tiefe von 58 w. Tiefer ist im Mittel auch das südchinesische Meer zwischen Borneo, Cambodscha, Malaka, Sumatra und Java nicht. Auf sehr seichten Meeren ruhen die Sundainseln; sie sind Reste eines zertrümmerten Festlandes. Die runden Inseln, die durch vulkanische Kräfte gehoben worden sind, wenn auch in historischer Zeit keine Eruption vor- gekommen ist, sind durchgängig hoch, wie Teneriffa und Hawai, und haben neben den gerundeten Umrissen eine mehr oder weniger vollkommene Kegelgestalt. Die runden niedrigen Inseln sind Korallenbauten. Die- selben sind auf die wärmeren Meere beschränkt, wenigstens gegen- wärtig, nämlich auf die Zone von 30° nördlicher bis 30° südlicher Breite. Die Riffkoralle baut nur in warmem Seewasser, welches eine mittlere Temperatur von 16° N. besitzt. Die Korallen, Asträen oder Sternkorallen, Mäaudrinen oder Hirnkorallen, Ma- dreporen, Milleporen und Caryophyllien, sterben, so wie ihre Stöcke den Wasserspiegel erreichen und beginnen auch ihren Bau aus sehr mäßigen Tiefen. Da nun in der Nähe der meisten Koralleninseln das Meer sehr tief ist, so muß, während der Korallenban aufstieg, der Baugrund sich gesenkt haben. Nach Darwin sind die Korallenbauten in User-, Wall-, Barriere- und Lagunenrisse ooer Atolle zu unterscheiden. Die Ufer- oder Fransenriffe liegen gewöhnlich hart an der Küste. Dergleichen sind im rothen Meere häufig. Die Wallriffe bilden Dämme um Inseln; so werden die Fidschi- und Gesellschastsinseln von solchen Korallenbauten umgürtet. Die Barriereriffe begleiten die Küsten von Continenten, vom Lande getrennt durch einen breiten oder schmalen Kanal, dessen ruhige Wasserfläche merkwürdig

9. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 44

1880 - Dresden : Salomon
44 soll bereits gebunden sein. Auf dem wasserlosen Monde ist jene Hydratbildung vollendet; auf der Sonne, in deren Gashülle noch Kalium und Natrium als Gas existirt, hat sie noch nicht begonnen. Für die Oekonomie der Natur und die Plastik der Erdoberfläche ist das Wasser von höchster Wichtigkeit. Mit Millionen Zähnen nagt es seit undenklichen Zeiten an den festen Formen der Erd- rinde, reißt hier erdige Theile von ihren Lagerplätzen hinweg, um sie dort wieder abzusetzen, wirkt auflösend und erniedrigt die Berge, füllt die Tiefen aus und sucht im steten Spiele von Wirkung und Gegenwirkung den unerreichbaren Zustand des Gleichgewichts auf. So ist es das Wasser, das hier dem Gebirge und Hügel, dort dem Flachlande die Form giebt und überall, in der Zusammenstellung der von ihm modellirten Bodenelemente, die Landschaft herausbildet. Durch das Wasser verdichten sich die getrennten Kalkschalen der kleinen Seethiere zu dichtem Kalkstein; der Sand wird durch auf- gelöste und eingedrungene Bestandteile zu festem Sandstein; der Flußschlamm durch Lösung und wieder Absetzen von Kieselerde in Thonschiefer und Grauwacke verwandelt; unter Wassl-r findet die Vermoderung abgestorbener Pflanzen zu den drei großen Arten fossilen Brennmaterials statt; Wasser führt die Salze auf die Länder, wo sie, durch Hebungen abgeschnitten, der Steinsalzbildung unterliegen. § 2. Quellen. Das rinnende Wasser nimmt seinen Ausgang aus Quellen. Man versteht unter Quelle eine aus der Erde kommende tropf- bare oder elastische Flüssigkeit an der Stelle ihres Hervortretens, sowie die Stelle ihres Hervortretens selbst. Die Erzeuger der Quellen sind die wässerigen Niederschläge. Das Wasser des Regens, der niederfallenden Nebel und des geschmolzenen Schnees dringt, soweit es nicht verdunstet oder fortfließt, in den porösen, zerklüfteten Boden ein und sinkt hier, rascher oder langsamer, je nach der Natur der vorhandenen Gebirgsart, so lange nieder, bis es auf eine wasserdichte Unterlage, etwa eine Thonschicht, gelangt, die es an weiterem Niedersinken verhindert. Auf dieser Unterlage fließt es nach hydrostatischen Gesetzen weiter, bis es eine Oessnung nach außen findet und als Quelle hervortritt. Der Quellen- reichthum eines Landes hängt hauptsächlich von dem Wassergehalte der Atmosphäre, von der äußern unv innern Gliederung der Erdkruste, von dem Wechsel lockerer und festerer Gebirgsarten und von der Pflanzendecke des Bodens ab. Wie so?

10. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 45

1880 - Dresden : Salomon
45 Die verborgenen Zuflüsse einer Qnelle bilden zusammen ihr Wurzelsystem. Eine fließende Quelle entsteht, wenn die Unterlage, auf der sich das Wasser ansammelt, zu Tage tritt, so daß das Wasser läugs des Ausgehenden derselben, am Abhange oder Fuße der An- höhe, hervorbrechen kann und ganz der Neigung der Unterlage folgt. Tritt dagegen die Unterlage nicht selbst zu Tage, so sammelt sich das Wasser in den Zwischenräumen des Wasser durchlassenden Gesteins und steigt darin so hoch, bis es einen Ausfluß findet, und es entsteht eine steigende Quelle. Die steigenden Quellen folgen der Richtung des geringsten Widerstandes, deshalb finden sie sich vielfach in der Tiefe des Thales, in Flußbetten und Seen, wo noch lange offene Stellen bleiben, wenn Fluß und See bereits mit Eis bedeckt sind. Manche Quellen entstehen auf fecundäre Weise, nicht unmittelbar aus wässerigen Niederschlägen. So sind die Gletscherquellen die unterirdischen Abläufe des Schmelz- Wassers der Gletscher, die auf klüftigem Gestein lagern; so werden Quellen aus hochgelegenen Seen, die keinen sichtbaren Abfluß haben, unterirdisch gespeist, wie die zahlreichen Quellen, die unter dem auf der Gemmi gelegenen Daubensee an der Spitalmatte in Wallis hervorbrechen; so entstehen, wie bei Paderborn und Lipp- springe und im Karst, Quellen durch das Versinken von Bächen und Flüssen in klüftigen und höhlenreichen Kalk- und Dolomit- gestalten; so werden Quellen gebildet von Grundwassern, we!che sich von den durch Kies und Sand laufenden Flüssen so weit seitlich verbreiten, als jene Wasser durchlassenden Ablagerungen reichen. Verschafft man Wassern, die zwischen zwei nndnrchdring- lichen Thon- oder Gesteinschichten eingeschlossen sind und entweder keinen oder nur einen sehr entfernten Ausgangspunkt haben und dadurch in starker Spannung erhalten werden, einen künstlichen Abfluß mittelst eines Erdbohrers, so entsteht ein artesischer Brunnen, so benannt nach der Grafschaft Artois, wo diese Brunnen zuerst aufkamen. Diejenigen Quellen, welche im Allgemeinen dauernd fließen, wenn auch hinsichtlich der ausströmenden Wasser- menge wechselnd, und mir in ganz trockenen Jahren ansnahms- weise ausbleiben, heißen permanente Quellen; diejenigen aber, welche nur mit Unterbrechungen fließen, periodische. Die kleinen März- oder Maibrunnen, auch Hungerqnellen genannt, welche hier und da nach dem Schmelzen des Schnees oder nach anhaltendem Regen hervorbrechen, um bald wieder zu versiegen, sind periodische Quellen. Zu den periodischen Quellen gehören auch die intermit- tirenden Quellen, welche in kürzeren Perioden, von wenigen
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