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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 19

1913 - München : Seybold
hartem Tuff geworden ist. Die Besteigung wurde nur mit einer be- schränkten Zahl von Trägern ausgeführt. In langsamem Anstieg mühte sich die kleine Karawane auf schmalen Pfaden durch eine Pflanzendecke, die von Hauptmann Herrmann als „Urbuschwald“ bezeichnet worden ist. Es ist ein oft undurchdringliches Gebüsch von krautartigen Sträuchern und meist nicht sehr hohen Bäumen. Nach dreistündigem, mühevollem Steigen wurde 5oo Meter unter dem Gipfel, im Sattel zwischen Mittel- und Südkrater, ein enges Lager bezogen. Dichter Nebel wogte um uns her und verschleierte die Aussicht auf den Gipfel. Und kaum war das letzte Zelt aufgeschlagen, so prasselte mit kolossalem Hagelschlag ein Gewitter hernieder und verwandelte die Gegend auf kurze Zeit in eine Winterlandschaft. Die Temperatur sank naturgemäß schnell, und die Kälte machte sich so unangenehm fühlbar, daß sich die armen Träger zum Schutz vor dem Unwetter unter die Zeltdächer drängten. Aber dann klärte sich der Himmel auf, und prachtvoll hob sich auf einmal der Gipfel des Vulkans als dunkle Silhouette gegen die vorüberjagenden Wolken ab. Wir hatten den Aufenthalt zu einer kurzen Mahlzeit benutzt, und nun wurde sofort der Anstieg zum Gipfel unternommen. Die Böschung steigt bis zu 35 Grad. Sie zu erklimmen war außerordentlich anstren- gend, da das naokte Gestein dem Fuß nur wenig Halt bot. Zudem machte sich die ungewohnte Dünne der Luft äußerst fühlbar, so daß man ge- zwungen war, fast alle hundert Schritte mit hörbar klopfendem Herzen sqhwer atmend stehen zu bleiben. Aber unermüdlich kletternd strebten wir vorwärts. Zehn Meter liegt der Kraterrand noch über uns. Die hämmernden Pulse zwingen uns zu nochmaliger kurzer Bast; hätten wir geahnt, welches Bild uns erwartete, so würden wir schneller geeilt sein. Denn verstummend blickten wir wenige Augenblicke später in eine riesige Arena von unbeschreiblicher Großartigkeit. Der abgestumpfte Gipfel des Ninagongo ist nämlich ganz von einem mächtigen, nahezu kreisrunden Explosionskrater eingenommen, dem Graf-Götzen-Krater. So habe ich ihn seinem kühnen Entdecker zu Ehren getauft. Die Innen- wände des Kraters lallen steil nach unten ab und enden hier auf einem völlig ebenen Lavaboden, in dessen Mitte zwei nebeneinanderliegende steilwandige Eruptionsschlote ausgesprengt sind, die sich wie eine etwas plattgedrüokte große Acht ausnehmen. Eine Vorstellung von den ge- waltigen Ausdehnungen des Graf-Götzen-Kraters vermögen am besten die von Oberleutnant Weiß ausgeführten Messungen zu geben. Danach be- trägt der Durchmesser des Kraters 1251 Meter, seine Tiefe i55 Meter 19 2*

2. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 20

1913 - München : Seybold
und der Durchmesser der beiden Eruptionsschlote 336 bzw. 459 Meter. Der Anblick dieses riesigen Kraterloches ist überwältigend. Zu Graf Götzens Zeit, im Jahre 1894, war der Ninagongo noch in voller Tätigkeit, von der man Spuren selbst bis zum Jahre 1906 bemerken konnte. Jetzt lagen beide Schlote vollkommen friedlich da. Nur die zahlreichen damp- fenden Spalten und Risse im Kraterboden gemahnten an die schlummern- den vulkanischen Gewalten. Jeden Tag können diese mit neuer Tätigkeit erwachen. Denn die scheinbare Ruhe des Berges berechtigt nach dem Urteile Kirschsteins keineswegs dazu, den Ninagongo den erloschenen Feuerbergen der Erde zuzuzählen. Der Berg gilt den Eingeborenen als ,,wasimu“ — verhext — und die Legende geht, daß jeder sterben muß, der ihn besteigt. Nur wenige Aufgeklärte glauben nicht mehr daran. Auch Kissubi zog es vor, den Zorn des Berggeistes nicht heraufzube- schwören und im Lager zu verbleiben. Erst später, bei Kirschsteins Aufstieg, entschloß er sich widerstrebend, ihn bis zum Kraterrande zu begleiten. Das Echo eines abgegebenen Schusses bricht sich, wie ich mich selbst überzeugt habe, tausendfach an den Felsen, und es klingt, als rase der Schall ohne Unterbrechung an der Kraterwand herum, ohne den Ausweg finden zu können. Kein Wunder also, daß der Berggeist ob dieser Ruhestörung erbost ist. Sein Name ist Gongo. Er ist der oberste aller Geister; zu ihm gehen die Seelen der Verstorbenen und von ihm erhalten sie dauernden Wohnsitz in einem der Vulkane angewiesen. Bei dem Gongo wohnt ferner noch der Geist Liangombe mit seiner Mutter Nina Liangombe, seinem Vater Bawinga und seinem Großvater Njundo. Liangombe führt die Aufsicht über die Seelen derjenigen, die Böses getan haben; er bindet und schlägt sie. Namlagira und Mikeno sind Söhne des Gongo. Der Namlagira soll früher bei seinem Bruder gewohnt haben, von diesem aber vertrieben sein, weil er Feuer mitge- bracht und damit das am Berge vorhandene Wasser vernichtet habe. Auch mit seinem Vater Gongo soll der Namlagira tödlich verfeindet ge- wesen sein. Lange habe der Kampf unentschieden getobt, bis es dem Namlagira gelungen sei, mit einem Streiche den Kopf des Gongo ab- zuschlagen, wovon die abgeflachte Form des Hauptkegels herrühre. Nach einer Mitteilung vom Hauptmann von Beringe, der ich diese Angaben zum Teil entnehme, hat jeder dieser Geister seinen eigenen Priester, der am Fuße des Berges wohnt, die Opfer in Empfang nimmt und (he Entschlüsse des Geistes dem Opfernden übermittelt. Die Stellung eines solchen Priesters soll, wie ihm erzählt wurde, eine sehr einträgliche sein. 20

3. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 29

1913 - München : Seybold
aber wertvoll waren. Als man die Küste weiterhin absuchte, fand man, daß die Edelsteine den ganzen Küstenstrich entlang vorkamen, und heute werden vom Oranjefluß im Süden bis zur Empfängnisbucht im Norden, in einei Ausdehnung von annähernd 4oo Kilometern, Diamanten ge- funden. Aus der „Sandwüste“ war über Nacht das „Deutsche Diamanten- land“ geworden. Durch die ganze Linie zieht sich ein Eisenbahngeleis, es ist die Bahn Lüderitzbucht—keetmanshoop. Die Bahn muß durch diese Kette der Wanderdünen hindurch, hat sich zwar die günstigste Stelle ausgesucht, muß aber dennoch mit großen Schwierigkeiten kämpfen. 120 Kapboys sind Tag für Tag beschäftigt, die Geleise vom Flugsand zu befreien, und die Frage, ob man durch Tunnelbau oder durch Einsaugen mittels Va- cuumapparates das Hindernis beseitigen könnte, wird immer mehr er- örtert. Vorläufig wird noch geschaufelt. Selbst Versuche, die Dünen mit Fellen zu belegen und festzuhalten, sind von sehr geringem Erfolge ge- wesen. Die große Natur läßt sich so leicht nicht zwingen. Die Balm, die von der deutschen Eisenbahn-Baufirma Lenz gebaut ist, wird stark von den Leuten des Hinterlandes in Anspruch genommen. Unterhalb unseres Standpunktes ist seit Jahresfrist der Diamanten wegen ein kleiner Ort, Kollmannskuppe, aus Holz-und Wellblechbaracken für die weißen und farbigen Diamantarbeiter entstanden. Auf dem Bahn- geleis ein fahrender Zug, der seinen Weg in die Namib nimmt. Das kleine Bahnhofsgebäude „Kollmannskuppe“, daneben ein Windmotor, der das von der Bahn aus Lüderitzbucht mitgebrachte Wasser auf den Berg pumpt, wo die drei Villen der Direktoren und wissenschaftlichen Leiter stehen. Rechts sieht man ein weiteres Geleis, das durch die ganzen Diamantfelder führt; auf diesem fahren von Mauleseln gezogene kleine Wagen. Links sieht man in der öden Wüste kleine Sandhäufchen: dort sind die Diamantwäscher bei der Arbeit. Ich habe viel bei der Diamantgewinnung und beim Diamantwaschen zugesehen. Die kleinen wertvollen Steine werden auf ganz einfache Art gewonnen. Der Kies des Bodens wird in ein großes Schüttelsieb getan, das „Baby“ genannt, stark hin und her geschüttelt, so daß der feine Sand herunterfällt und der diamantführende Kies verbleibt. Dieser wird dann in kleinere runde Drahtsiebe getan und in mit Wasser gefüllte Bottiche getaucht und, mit dem Wasser vereint, stark geschwenkt. Die schweren Teile, also die Diamanten, schieben sich nach unten auf den Grund in der Mitte des Siebes. Diese Arbeit besorgen schwarze Arbeiter. 29

4. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 32

1913 - München : Seybold
zimalwagen, die unter Glasbehältern standen, die an dem Tage gefundenen Diamanten genau zu wiegen und zu registrieren. Für die Herren war es ein Glückstag, denn i^öo Karate (i Karat = 1/5 Gramm) waren auf- gefunden worden. Am Schlüsse wurden alle Diamanten von 25 Arbeits- tagen in einen großen Suppentopf geschüttet und mit Wasser, unter Beimischung von Scheidewasser, sogenanntem Königswasser, begossen, damit die Diamanten gereinigt würden und den kristallklaren Glanz er- hielten. Der Direktor gab mir den Suppentopf zu halten, ich trug also in dem Augenblick 3/4 Millionen in Wert in meinen Armen, denn 26000 Karat, also täglich über 1000 Karat, waren gefunden worden. Es war eigenartig, daß einige Diamanten trotz der Schwere an der Oberfläche schwammen und erst allmählich untersanken. Die ganze Nacht über blieben die Diamanten in der Flüssigkeit im Suppentopf und wurden in einem fest verschlossenen Geldschrank verwahrt. Am folgenden Tage brachte der Direktor, der allein die Erlaubnis zum Tragen von Roh- diamanten hat (Erlaubniskarte 1000 Mark), die wertvollen Steine nach Lüderitzbucht durch den Zoll an Bord eines Dampfers der Ost-Afrika- Linie, der die Schätze nach Deutschland bringen sollte. Der Abend des Tages, der mir so große Aufregung gebracht hatte, endete noch angenehm. Einige Stunden vordem noch kämpfte ich mit dem Mute des Verzweifelten gegen Sturm und Sand, und nun nach getaner Arbeit saßen wir an der schön geschmückten Tafel einer sorgenden deutschen Hausfrau. Herrliche Sachen gab’s, und der Wein und das W asser schmeckten mir Halbverdurstetem ausgezeichnet. Süd-West ist doch das Land der Gegensätze: Da draußen oft Tod und Verderben — und hier häuslicher deutscher Heimatsfrieden, wenn auch die Gespräche sich um die afrikanische Tagesarbeit drehten und auch ich meine Erlebnisse zum besten geben mußte. Oft wurde ich gemahnt, nicht wieder auf unbekannte Wege zu gehen, denn schon man- cher wäre nie zurückgekehrt und in der Namib verschollen. Krasse Bei- spiele wurden mir vor Augen geführt. — Natürlich kam das Gespräch auch auf das Thema: Diamanten. Als ich dabei so beiläufig äußerte, wie glücklich doch viele Menschen durch die Namib würden, meinte mein Gastgeber: „Glauben Sie wirklich? Ich könnte Ihnen Beispiele genug erzählen, aus denen das Gegenteil hervor- geht. Fast möchte ich sagen: Mehr Unglück als Glück kommt durch die kleinen Steinchen in die Welt. Erst in diesen Tagen endete mal wieder ihretwegen ein Menschenleben. Da kam ein Herr vot ein paar 32

5. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 154

1913 - München : Seybold
etwa 1000 m hohen Paß überschreiten. Jetzt geschieht dies mit der Eisenbahn, aber auch ein Fußgänger kann den Weg ohne große Mühe zurücklegen, obgleich der letzte Teil ziemlich steil ist. Anders war es, als es auf dieser Straße von Menschen wimmelte, die zu Tausenden hier entlang strömten und von denen viele noch schweres Gepäck tragen mußten. Damals war der Wall des Chilkootpasses auf der ganzen Welt verrufen. Auf der Südseite hat die Bergkette mit all ihren Tälern Der Chilkootpaß in Alaska mit passierenden Einwanderern im Jahre 1898. und Fjorden einst unter einer Eisdecke gelegen, und ihre Oberflächen- formen erinnern an andere gebirgige Küsten, die wir bereits kennen ge- lernt haben. Unser Weg geht jetzt nordwärts, und nach aller Erfahrung, die wir schon in anderen kalten Gegenden gemacht haben, sollte man glau- den, daß wir ebenfalls auf Eis oder auf Spuren ehemaliger Vereisung stoßen würden. Dies ist jedoch nicht der Fall, wenigstens nicht mehr, so- bald wir die Region der ersten tiefen Bergseen verlassen haben und ein wenig weiter in das Land hineingedrungen sind. Dort hat die Landschalt einen ganz guten Charakter, und wir befinden uns nun in der zweiten 154

6. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 201

1913 - München : Seybold
duinenstämme betrachten es als ein ihnen ausschließlich zustehendes Recht, die Fremden zu brandschatzen. In den meisten Fällen wird der Reisende, um nicht im Genuß der Sehenswürdigkeit gestört zu werden, wohl manches über sich ergehen lassen, aber die Herren Wüstensöhne haben die üble Angewohnheit, in schwierigen, fatalen Situationen die Verlegenheit des Fremden auszu- beuten, indem sie mit ihren unberechtigten Forderungen blitzschnell hervortreten, wie ich gleich darzutun Gelegenheit nehmen werde. Als wir in Gizeh den Wagen verlassen hatten, bedeutete uns der getreue Hassan — unser Dragoman —- daß, um das Innere der Cheops-Pyramide zu besichtigen, wir zunächst dem Schech (Schej türkisch, Scheich arabisch, Stammesältesten) unsere Absicht kund tun müßten. Der letztere kam übrigens schon äußerst würdevoll auf uns zugeschritten und forderte von jedem ,,Visitateur cinq francs“ für je zwei Begleitmannschaften. Die Verhandlung wurde in französischer Sprache — allerdings sehr rade- brecherisch — geführt. Ich erhielt zuerst ein paar hochgewachsene, kaffeebraune Kerle zugeteilt und begab mich, ohne Zeit zu verlieren, mit ihnen zum Eingang der Pyramide, die sich etwa fünf Meter über dem Wüstenniveau befindet. Anfänglich — solange der Gang ziemlich eben hinläuft — ging das ganz bequem, und ich fragte mich schon im stillen, wozu eigentlich zwei Begleiter nötig seien. Zum Halten der Kerze wäre doch einer vollkommen genügend. Aber bald geht.’s steil hinauf, und je beschwerlicher der Weg, desto heißer die Atmosphäre. Die Hitze innen beträgt etwa 26 bis 28 Grad Reaumur. Zudem ist der Gang stellenweise so eng, daß ich wie eine Schlange auf dem Bauche liegen mußte, von dem vorderen Beduinen gezogen, von dem hinteren ä tempo geschoben. So ging’s fort bis zu dem großen „Fallstein“. Mit diesem Stein war die Königsgruft ehedem geschlossen. Beim Öffnen der letzteren hat man die oberen kleineren Steine heraus^emeißelt. O Über diesen Schlußstein muß man hinwegklettern. In Schweiß gebadet und schrecklich beschmutzt stand ich da, nach Luft ringend. Meine beiden Reisegefährten aus dem Hotel hatten mir, nachdem sie die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, nachgerufen, sie verzichteten auf die Besichtigung der Totengewölbe, und waren umgekehrt. Ich befand mich also in dem düsteren, durch eine unruhig flackernde Kerze recht notdürftig erhellten Raum allein mit den beiden Arabern. Sie staubten mich ab und trösteten mich, daß die schwierigste Stelle des Weges zurückgelegt sei, und daß jenseits des großen Steines der Gang sehr 201

7. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 257

1913 - München : Seybold
Vi. Die Polargebiete. 1. Grönland und die Eskimos*. Als Mitglied einer dänischen Expedition habe ich an einem Versuche, in einen der nördlichsten Fjords einzudringen, teilgenommen. Doch schon beim Einfahren war unserem Schiffe der Weg beinahe versperrt. Es mußte sich zwischen äußerst zahlreichen, riesengroßen Eisbergen hindurchschlängeln, und man darf wohl annehmen, daß das Wasser hier wie auch sonst an der Mündung solcher Fjords seichter ist, und eben des- halb viele der größeren Eisberge auf dem Grunde stehen. Das Wetter war herrlich, warm und sonnig, was aber eine Fahrt zwischen Eisbergen recht gefährlich macht. Häufig fallen Stücke von ihnen hinunter, die Bewegung pflanzt sich durch das Wasser fort, und bald ist alles weit und breit in Aufruhr. Wir mußten umkehren, ohne das Innere erreicht zu haben, aber schon das, was wir hier sahen, beweist, daß sich ein Zweig des Inlandeises bis an den inneren Teil des Fjords vor- schiebt und in ihm abstürzt, denn ein solches Material von Eisbergen, wie sie uns hier den Weg versperrten, würde ein gewöhnlicher Tal- gletscher niemals liefern können. Die verschiedenen Fjordarme dieser Gegend sind einander in dieser Hinsicht jedoch sehr unähnlich. Ich besuchte auch einen anderen, den ein wenig nördlicher liegenden Fors- blad-Fjord, zum König-Oskar-System gehörend. Sein schmaler, von wildem Hochgebirge umschlossener Arm endet an einer halbkreisförmi- gen, steilen Bergwand, die mehrere hundert Meter hoch ist. Gelingt es einem sie zu erklimmen, so befindet man sich in einem langen, flachen lale mit vielen kleinen Seen, einem mir sehr interessanten Terrain, weil das, was ich dort vom Gesteinsuntergrunde sah, entschieden gegen die Nordenskjöld, O., Die Polarwelt und ihre Nachbarländer. Teubner, Leipzig'. Alurawski, Quellenlesebuch 17 257

8. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 260

1913 - München : Seybold
Auf diesem Breitengrade ist Christiansund die wärmste Gegend der Erde, Hudsonsund ist, wenigstens im Sommer, wohl die kälteste, aber Grönland gibt ihm in dieser Jahreszeit nicht viel nach. Daß es auch mit den Ufern dos Beringsmeeres verglichen ein kaltes Sommerklima, aber bedeutend wärmere Winter hat, geht aus der Tabelle hervor. In Nordgrönland sind jedoch auch die Winter kalt, und hoch im Norden unter 82 0 hat man eine Jahresmitteltemperatur von beinahe — 20 0 ge- funden, die kälteste, die bisher auf der Erde beobachtet worden ist. Charakteristisch für das grönländische Klima sind ferner die außer- ordentlich schnellen Temperatur Wechsel, die vom Lande kommenden Föhnwinden folgen. Im Scoresbysund hat man zum Beispiel im Winter beobachtet, daß die Temperatur in einer Stunde um 24° gestiegen ist, nämlich von — 200 auf 4 °, und die höchste Temperatur kann bei solchem Winde noch viel höher sein. Dasselbe Phänomen beobachtet man an vielen Stellen in Grönland, kein anderes Polarland zeigt es in solcher Ausdehnung, und man kann sich denken, wie ungemütlich für den Menschen ein Klima sein muß, das mitten in der Polarnacht der- artige plötzliche Umschläge von der empfindlichsten Kälte zum Tauwetter mit stürmischem Winde zuläßt. Man sollte zunächst erwarten, daß ein unter so schwierigen Verhält- nissen stehendes Volk wie die Eskimos auf einer sehr niedrigen Kultur- stufe stehen würde. In sozialer Beziehung ließe sich das vielleicht von ihnen sagen. Nimmt man ihre Hexenmeister und Zauberer, die „Angekokker“ aus, so gibt es bei ihnen weder Anführer noch Häupt- linge, kein Zusammenhalten in Stämmen, keine Gesetzgebung und auch keine Gerichtsbarkeit. Trotz alledem muß man sie als ein geistig hochstehendes Volk betrachten. Ihr Sprachtalent ist sehr entwickelt, ihr Zeichentalent ist oft bewundert worden, und sie besitzen einen auf- fallenden Beichtum an Sagen, Märchen und Liedern, von denen sich wohl viele aus uralter Zeit erhalten haben, während man anderseits in Grönland auch Lieder hören kann, deren Text der neuesten Kopen- hagener Melodie angepaßt worden ist. Ihre Vorliebe für diese Art Volkspoesie hängt vielleicht mit der langen Winternacht zusammen, in der sie jedenfalls reichlich Zeit haben, sich in ihren Hütten, wo sie von ihren gesammelten Vorräten, so lange diese reichen, leb&n, nach Ge- fallen derartigen Vergnügen zu widmen. In den dänischen Kolonien sind überall Schulen, die von eingeborenen grönländischen Lehrern geleitet werden, und man hat dort gute Gelegenheit, die Kinder beim Unterricht 260

9. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 290

1913 - München : Seybold
f nächsten ausgefüllt. Sie würdigten den Gefallenen nicht einmal eines Blickes, und dieser machte einen so beschämten, niedergeschlagenen Ein- druck und hielt sich, auch wenn er nicht zu Schaden gekommen war, lange von den übrigen entfernt, bis er auf Umwegen den Trupp wieder erreichte, zu dem er gehörte. Sobald die Pinguine auf der Halbinsel bei Kap Adare angekommen waren, begannen sie ihre alten Nester einzurichten, die aus kleinen, zu einem Ringe zusammengelegten Steinen bestanden. Es gab sogleich viel zu tun. Die jungen Pinguine schienen am meisten beschäftigt zu sein. Sie hatten ihre Frauen zu wählen, passende Plätze für das Nest auszu- suchen und kleine Steine zu sammeln. Die Pinguingattin legt zwei Eier, und Mann und Frau lösen einander, wie es sich geziemt, in der Arbeit des Brütens ab. Sie sitzen von Mitte November bis Mitte Dezember. Es ist merkwürdig, wie sie während der Schneestürme, die hier auch im Sommer herrschen, die für die Ent- wicklung der Eier nötige Wärme halten können. Wir suchten die Temperatur unter den Vögeln während des Brütens festzustellen. Das war aber mit einigen Schwierigkeiten verknüpft. Denn die Vögel hielten die Quecksilberkugel des Thermometers, das wir ihnen ins Nest legten, für einen blanken Stein, der nicht hineingehörte. Sie pickten das Instrument auf und trugen es mit ernster, erfahrener Miene gravitätisch aus dem Nest, um es in einiger Entfernung vor- sichtig niederzulegen und sich wieder an ihre schwierige Arbeit zu be- geben. Nach vielen verfehlten Versuchen glückte es uns aber schließlich doch, in das Privatleben des Vogelvolkes einzudringen. Wir stellten die Durch- schnittstemperatur unter dem brütenden Vogel fest. Sie betrug -j- 430 Celsius. Nach ungefähr einem Monat kamen die Jungen heraus. Hübsche, kleine, graue, weichgefiederte Junge waren es. Die Eltern schienen ihre Kleinen sehr lieb zu haben. Sie gaben ihnen so viel Futter, daß sie, wenn sie auf dem Boden standen, wie kleine graue Säcke aussahen. Das Futter schien nicht nur zur Ernährung zu dienen, sondern auch als notwendiger Ballast während der starken Stürme. Neue Beisende kamen fortwährend aus dem Meer auf der Halbinsel an. Obgleich das Vogelvolk in so großen Massen auftrat, schien es ein verhältnismäßig geordnetes Gemeinwesen zu bilden. Am 2. November fanden wir das erste Pinguinei. Die Eier sind weiß, 290

10. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 123

1913 - München : Seybold
Sturm in ungehemmter Freiheit; nur mit Mühe konnten wir uns auf den Beinen halten. Robert und ich drückten uns auf der geschützten Seite eines großen, bewimpelten Steinmales gegen die *Erde, während Rabsang und unser tibetischer Cicerone trockenen Yakdung sammelten. Mit Hilfe des Feuer- stahls setzten wir ihn in Brand, und dann hockten wir alle vier um das vom Sturm gepeitschte Feuer. Wir öffneten die Pelze, um ein bißchen Wärme in die Kleider strömen zu lassen, und zogen die Stiefel aus, um die Füße zu erwärmen; aber wir saßen anderthalb Stunden, ehe wir uns auch nur annähernd wieder als Menschen fühlten. Dann eilten wir in der Richtung nach Südsüdwesten abwärts und lagerten uns im Tale Schamun, in der Nähe einiger erbärmlicher Steinhütten. 8. Bilder aus Java*. Seit dem Jahre 1896 ist die große, zentrale Eisenbahnlinie vollendet, welche jetzt ganz Java durchzieht, von Serang im Westen bis Probolingo im Osten. Die meistbenützte Strecke ist die mittlere, von Batavia bis Surabaya, der zweiten Hauptstadt der Insel. Diese lange Strecke wird in zwei Tagen zurückgelegt, da Nachtzüge nicht existieren und man in Maos, halbwegs zwischen beiden, übernachten muß. Bei der Kürze der Zeit, die mir noch zu Gebote stand, mußte ich auf den Besuch von Ostjava verzichten und mich auf den schönsten Teil von Mitteljava beschränken. Hier zogen mich vor allem andern zwei berühmte und vielbesuchte Punkte an: Garut mit seiner großartigen vulkanischen Gebirgsnatur und Djokjakarta mit den berühmten Hindutempeln. Hier dürfte es gestattet sein, einiges über die javanische Landschaft im allgemeinen zu sagen und über die charakteristischen Bestandteile, welche deren Reiz bedingen. Soweit ich dieselben kennen gelernt habe, finde ich, daß ihre besondere Schönheit in der wechselvollen Vereinigung von drei wirksamen Teilen besteht: im Hintergründe ein großartiges, meist blau oder violett erscheinendes Gebirge, dessen vulkanischer Charakter sich in der vorherrschenden Kegelform seiner Hebungen kundgibt, oft auch in der Rauchwolke, welche aus dem Gipfel der Kegel aufsteigt, im Mittelgründe ein gut gepflegtes Kulturland, in welchem die Terrassen der lichtgrünen Reisfelder überwiegen, im Vordergründe die unend- Haeckel, Ernst, Aus Insulinde. Malayische Reisebriefe. Kröner, Leipzig-. 123
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