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1. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 10

1868 - München : Lindauer
10 Bajoarien unter d. Agilolf. Garibald Ii u. Theodo I. auf Betrieb des Frankenkönigs Dagobert I (zwischen 628 und 638) durch vier Männer (Claudius, Chadoin, Magnus und Agilolf) die bis dahin ungeschriebenen Gesetze seines Volkes anszeichnen ließ und dieser Gesetzessammlung allgemeine Aner- kennung verschaffte. Nicht minder erfolgreich waren die An- strengungen, die unter seiner Regierung in und um Bajoarien her zur Befestigung mtb Ausbreitung des Christenthums ge- macht wurden. Drei Glaubensboten aus Irland, der heilige Co ln mb an (Stifter des Klosters Lnxeuil in Franche Comte), die Heiligen Gallus und Magnus i;!) brachten 612 das Christenthum nach Alemannien, und im Jahre 615 trafen cms Frankreich Eu st a sius und Agi lus (erstercr war seit Columbans Abgang Abt des Klosters Lnxeuil, letzterer wurde nachmals Abt des Klosters Rebais in der Landschaft Brie im Departement der Seine und Marne) in Bajoarien ein, theils um das Evangelium neu zu verkünden, theils um Irr- lehren, welche von Anhängern des Bonno fins und Phot in ns gegen die Gottheit Christi nub die Jungfräulichkeit Mariens verbreitet worden waren, zu unterdrücken. Die rastlose Mühe, welche diese Männer aufboten, ward damit gelohnt, daß die meisten der Jrregeführten in den Schoos der katholischen Kirche zurückkehrten. § 10. Garibalds Ii Nachfolger war Theodo I*) (640 — 652?), welcher ebenfalls der jüngern agilolsingischen Linie angehörte "). In ihm besaßen die Bajoarier einen überaus edlen, friedliebenden Fürsten, der für die weitere Verbreitung des Christenthums vornehmlich dadurch wirkte, daß er (649) den hl. Emmeram (Heimeram, Hausrabe), einen fränkischen Glau- benöboten aus Pictavium (Poitiers), auf seiner Missionsreise zu den Avaren in Reginisbürg (Rcgensburg) zu dem Ent- schlüsse bewog, vorerst den Bajoariern einige Zeit lang die himmlische Lehre zu verkünden. Nachdem er dieß drei Jahre hindurch gethan hatte, erlitt er auf eine traurige Weise den *j Cb Theodo I ein Sohn Garibalds Ii gewesen, steht dahin.

2. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 79

1868 - München : Lindauer
79 Bayern unter Heinrich Xii, dem Löwen. wenig mehr um den Kaiser und dessen Unternehmungen, sondern hing mit ganzer Seele dem Plane nach, seiner: eigenen Ländern urrd Unterthanen den hart vermißten Wohlstand wiederzugeben und seine Herrschaft nach Innen und Außer: zu bcsestiger: und zu erweitern. Für die Ausführung dieses Planes that er 1157 der: erster: Schritt, indem er vor: dem Bischöfe Otto von Frey- sing (1138 — 1158), des Kaisers Barbarossa Oheim, die Ab- tretung des Zolles verlangte, welcher: dieser an der Brücke bei Oberföhring, einem Dorfe im Freysinger-Gebiete, von dem aus Reich er: hall über Rosenheirn nach Schwaben und In- golstadt gehenden Salzzuge erhob. Der Weigerung Otto's, aus den Nachweis gestützt, daß ihm König Konrad Iii dieses Recht eingeräumt habe, setzte Heinrich der Löwe einer: Gewalt- streich entgegen: Er ließ, nachdem er (1157) bei der: eine Stunde oberhalb Föhring am linker: Jsarufer stehenden Einzel- Höfen, welche München (Munichen, Mnnihen, villamunihha)*) hießen, über die Isar eine Brücke geschlagen und von dieser aus zur Erweiterung des Verkehrs eine Straße nach dem nahen Aschheim**) gebaut hatte, in Einer Nacht die Föhringer Brücke niederlegen urrd zwarrg dadurch den Salzzug, den Landweg von München aus anzutreten. Zn der Nähe der neuen Brücke er- baute Heinrich der Löwe ungesäumt ein Mauthaus, einen Salzstadel, eine Münzstätte und legte dadurch der: Grund zu *) München (—Munichen, Munihen) ist der Dativ Pluralis von dem aus dem lateinischen monaolros oder monacos gebildeten Worte Munich, d. i. der Einsame, und heißt „Wohnsitz der Einsamen" oder „der isolirt Hausend en", gerade so wie z. B. Bayern, Schwaben als Dative der Personennamen Bayer, Schwab die Wohnsitze dieser Völker- schaften bezeichnen. Zu Anfang des zehnten Jahrhunderts gehörten die Einzel- höfe München, die am linken User der Isar standen, dem Kloster Tegern- see; nach Aushebung desselben durch den bayerischen Herzog Arnulf I fielen sie an den Grafen Rapot von Dießen. Einer von dessen Nachkömmlingen, Otto, der Stammvater der Grafen von Wolfrathshausen, besaß sie noch um 1060 (Lion. Boic. Yi. 162. n. Ix). Wie Heinrich der Löwe diese Höfe an sich brachte, ob durch Kauf oder mit dem herzoglichen Amte, ist unbekannt. **) Durch die Straße nach Aschheim sollte dem Salztransport, der bis dahin von Föhring aus nur eine westliche und nördliche Richtung hatte, auch noch eine östliche Richtung gegeben werden.

3. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 59

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 59 — dem eroberten Lande zu geben, ihn zu betrügen. So entsteht auch hier ein Unrecht aus dem anderen, wie bei Adam und Eva, Kain, Josephs Brüdern, bei Ludwig dem Springer, als er die Wartburg baute; auch hier gilt das Sprüchwort: Eine Sünde ist der anderen Mutter. 3. Der Frankenkönig? — Dieser hätte dem Boten antworten sollen: „Sage Deinem Herrn, daß ich mich mit solchen schlechten Dingen nicht abgebe. Ich fange nur Krieg an, wenn ich gerechte Ursache habe, aber nicht ans Habsucht. Auch will ich nicht helfen. daß ein Bruder den andern beraubt und tötet, denn Brüder sollen sich lieben!" So sagt aber der Frankenkönig leider nicht, denn er ist auch herrsch- und habsüchtig, und es ist ihm ganz gleichgültig, ob das Werk, zu dem er sich mit dem Thüringerkönig verbindet, ein gutes oder schlechtes ist. Darum geschieht es ihm ganz recht, daß er von dem Thüringerkönig betrogen wird. Der eine ist so schlecht wie der andere. Iii. 1. Ihr kennt schon eine Geschichte, in welcher erzählt wird, wie eine Frau einen Mann zum Bösen verführen will. — Die Frau Potiphars wollte Joseph zur Sünde verleiten, aber Joseph ließ sich nicht verführen, sondern antwortete: „Wie sollt' ich ein so großes Übel thun und wider meinen Gott sündigen!" Nun war freilich der Thüringerkönig noch ein Heide und kannte Gott nicht, aber das wissen auch die Heiden, daß man seinen Bruder nicht berauben und gar töten darf. Auch die Heiden haben ein Gewissen. (Iv, 1.) 2. Vergleich mit dem Brudermord Kains. — Kain wurde nicht durch eine andere Person gereizt, sondern durch seine eigenen schlechten Gedanken, durch Neid und Haß. Diese Gedanken verleiten ihn zum Mord an seinem Bruder („wer seinen Bruder hasset, der ist ein Totschläger") wie das falsche Ehrgefühl und die Herrschsucht den Thüringerkönig. Weder Kain noch der Thüringerkönig herrschen über die Sünde, wie Gott es von den Menfchen verlangt, und wie es Jofeph that, fondern lassen ihr ihren Willen. Wie Ketin Neid und Haß hätte unterdrücken sollen, so hätte der Thüringerkönig den Anreizungen seiner Frau und den Einflüsterungen seiner eignen Herrschsucht widerstehen sollen, ebenso der Frankenkönig. (Iv, 2.) 3. Erinnerung an den Mord Ludwigs des Springers. 4. Früher herrschte über Thüringen ein König, später ein Landgraf. — Der König hatte niemand über sich, der Landgraf den Kaiser. Ein König ist selbständig. (Iv, 3.) Iv. 1. „Dein Leben lang habe Gott vor Augen und im Herzen und hüte dich, daß du in keine Sünde willigest und thust wider Gottes Gebot!" — Du sollst nicht töten! (5. Gebot.) 2. „Wenn du fromm bist, so bist du (Gott) angenehm, bist du aber nicht fromm, so ruhet die Sünde vor der Thür. Aber laß du ihr nicht ihren Willen, sondern herrsche über sie!" 3. Stichwort: „König''. (Dieser Titel ist wohl schon früher aufgetreten, aber daß derselbe den Begriff der Selbständigkeit in sich schließt, wird erst durch obigen Vergleich klar.) (Einzutragen.)

4. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 17

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 17 — Sollte aber das Bedenken entstehen, daß so geartete Stoffe bester aus dem Unterricht wegblieben, so wolle man nicht übersehen, daß — was den Ehebruch der Pfalzgräfin betrifft — die Schule jedenfalls die Pflicht hat, solche Stoffe zu behandeln, und daß diese Pflicht eine große Schwierigkeit in sich birgt. Je früher und je ernster man dieser Schwierigkeit zu Leibe geht, um so besser. In der früheren Jugend ist die Gefahr, daß die Phautasie abschweift, weniger groß, es ist eher zu erwarten, daß eine reine Verurteilung eintritt und so eine klare, kräftige Vorstellung sich bilde, auf welche bei späteren Veranlassungen mit Erfolg zurückgegriffen werden kann. Was aber die listige Flucht des Grafen betrifft, so ist es gerade ein Vorteil für den Unterricht, wenn er Gelegenheit bekommt, schwierige Fälle der ethischen Wertschätzung der Kinder zu unterbreiten, und solche Gelegenheiten müssen ebenfalls frühzeitig geboten werden, damit die Zöglinge sich bald daran gewöhnen, nicht ohne weiteres die ersten Regungen eines oberflächlichen Gefühls für richtig zu halten. Ziel: Warum Ludwig gefangen wurde, und ob er Buße that. Dieses Ziel wird von den Kindern gefunden, indem man sie an die Vermutung erinnert, daß Ludwig gewiß nicht ohne Grund vom Kaiser gefangen genommen wurde, und die Frage aufwirft, ob er wohl bis an sein Lebensende so schlecht geblieben sei. I. Ihr kennt das Wort „Buße". — Von der Predigt Johannes des Täufers. Was wollte er mit seiner Predigt? — Die Menschen sollten ihre Sünden erkennen, bereuen und nicht wieder thun. Wir haben jährlich zwei Bußtage, an welchen wir uns mit solchen Gedanken beschästigen sollen. Wenn nun Ludwig der Springer Buße gethan hat: — so muß er wohl vor seiner Gefangenschaft eine Sünde begangen haben. „„ Ii Ja, er hatte eine große Sünde gethan, eine Sünde gegen das fünfte Gebot. — Ludwig der Springer hatte einen Menschen getötet, wie Kain seinen Bruder Abel. Er tötete Friedrich, den Pfalzgrafen zu Sachsen, dessen schönes schloß an der Unstrut stand, auf der Jagd. — Vielleicht ans Versehen; vielleicht in einem Streit. Nein, weil Ludwig die Gemahlin des Pfalzgrafen für sich als Gemahlin haben wollte. — Da sündigte er nicht nur wie Kain gegen das fünfte Gebot, sondern auch gegen das sechste Gebot: Du sollst' nicht ehe-brechen- Diese Sünde beging auch die Frau des Pfalzgrafen. Denn, wenn sie nicht einverstanden gewesen wäre, hätte Ludwig ihren Gemahl nicht getötet. (Diese Antwort erfordert mehrere Hilfsfragen. Ist das sechste Gebot noch unbekannt, so ist zu fragen, ob das Begehren Ludwigs recht gewesen, und die ausgesprochene Verurteilung bestätigt der Lehrer mit dem Darbieten des sechsten Gebots.) Ihr könnt euch nun denken, was weiter geschah. — Der Kaiser ersuhr alles und ließ Ludwig gefangen nehmen. Staubt u. Göpfert, Präparationen. 2

5. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 65

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 65 — bis er verdirbt. Ludwig und Elisabeth streben beide danach, nur Gutes zu thun, alles geben sie hin, um dem lieben Gott und Christus zu gefallen. Darin helfen sie sich gegenseitig. Beide haben darum ein seliges Ende. — In der alten Zeit hören wir nur von Unrecht, von Krieg, Mord und Totschlag, in der späteren Zeit wohl auch noch, aber doch mehr davon, wie die Menschen sich gegenseitig unterstützen, Ordnung und Friede zu stiften (der Schmied von Ruhla, Ludwig der Eiserne, die Landgräfin Sophie, Klingsor, Ludwig und der Krämer) und Not und Elend zu lindern (Ludwig und Elisabeth). (Wie kommt das? —) Das kommt daher, daß die alten Thüringer noch Heiden sind, in der Landgrafenzeit aber schon das Christentum eingeführt war. (Iv, 3.) Iv. 1. Untreue schlägt ihren eignen Herrn. — Unrecht Gut gedeihet nicht. 2. Es wird eingetragen: Um das Jahr 500 war Thüringen ein Königreich. Die Franken und Sachsen besiegten die Thüringer und teilten ihr Reich. Die Thüringer waren noch Heiden: schlechte Eigenschaften — gute Eigenschaften. Verschiedene Trachten und Waffen. Abgeschlossenheit. 3. Das Christentum hat die Thüringer veredelt. (Einzutragen; ebenso:) 4. Stichworte: „Bündnis". „Krieg"; „Angriff"; „Schlacht"; „Sieg"; „Niederlage"; „Belagerung"; „Ausfall"; „Eroberung". V. Wie war es denn mit dem Kriege im Jahre 1870? — Napoleon hatte keinen gerechten Grund, mit den Deutschen Krieg anzufangen; die Deutschen hatten ihm nichts zuleide gethan, ebensowenig wie der Bruder des Thüringerkönigs diesem und dem Frankenkönig, und ebensowenig wie die Thüringer den Sachsen etwas zuleide gethan hatten; da war Napoleon ein schlechter Christ. — Aber Landgraf Ludwig hatte Grund, gegen den Bischof von Würzburg und seine räuberischen Ritter Krieg zu führen. Sie hatten den Krämer beraubt und seinen Geleitsbries nicht beachtet. Auch in der letzten Geschichte folgt ein Unrecht aus dem andern — Nachweis. Wie unterscheiden sich die Worte: „Krieg" und „Schlacht"? <^n der Zeit bis zu den Landgrafen i)t vieles anders geworden. — In diesen 500 Jahren ist aus Thüringen eine Landgrasschast geworden; es ist ebenso wie das Frankenland ein Teil des Deutschen Reiches geworden rc. Zusammenstellung der Zahlen. Die Thüringer, Franken, Sachsen waren Deutsche — ihr Krieg war also ein Bruderkrieg. Heutzutage ist Deutschland ein einiges Reich. Staude u. Göpfert, Präparationen. 5

6. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 1

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Thüringer Geschichten. 1. Wie's in alten Zeiten in Düringen ans sah. Ums Jahr 500 n. Chr. war Thüringen ein mächtiges Königreich, das von zwei Brüdern regiert wurde. Der eine aber von den Brüdern hatte eine böse, herrschsüchtige Gemahlin; die säete unter den Brüdern den Samen der Zwietracht. Als nämlich ihr Gemahl eines Tages zum Mittagsmahle kam, fand er den Tisch nur halb gedeckt. Darüber verwunderte er sich und fragte seine Frau, was das heißen sollte; und sie antwortete: „Wer nur die Hälfte des Reiches besitzt, soll auch nur einen halbgedeckten Tisch haben." Durch derartige Reden wurde der König gegen seinen Bruder aufgereizt und schickte Boten an den König des Frankenlandes, ob er mit ihm halten wollte gegen seinen Bruder. „Wenn er getötet ist," ließ er ihm sagen, „wollen wir sein Reich unter uns teilen." Die Botschaft kam dem Frankenkönige ganz erwünscht, und erbrach alsbald mit einem Heere zu ihm auf. Sie vereinigten sich und gelobten sich Treue. Als sie aber gemeinsam den Brnder besiegt und getötet hatten und der Frankenkönig wieder in sein Land zurückgekehrt war, gedachte der König von Thüringen nicht mehr an sein Versprechen. Daraus entstand grimmige Feindschaft zwischen den beiden Königen. Staude u. Göpfert, Lesebuch. 1

7. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 40

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 40 — wir sollen Gott fürchten und unvergängliche Güter (auszuführen!) sammeln, damit wir ein seliges Ende haben, wie Heinrich. Dazu wollen wir einen schönen Spruch merken: „Herr lehre uns bedenken ... (wird im System nachgetragen.) Heinrich war in doppelter Hinsicht klug. — Er besaß die weltliche Klugheit und die geistliche Klugheit (Weisheit). König Heinrich hatte seinen Sohn Otto zum Nachfolger empfohlen; wovon werden wir nunmehr sprechen? — Davon, ob Otto der Nachfolger seines Vaters wurde oder nicht.

8. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 54

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 54 — feit, Mut und Tapferkeit. Auch beginnt er das schwere Werk mit Klugheit. So zieht er gegen den mächtigsten Feind zuerst. Aber die Stütze dieser Tugenden ist doch die Frömmigkeit, die wiederum deutlich hervortritt. Otto sucht eine fernliegende Kirche auf, um sein Morgengebet zu verrichten, das er nie versäumte; bei den ersten Worten der Freudenbotschaft von dem Untergang der Empörer steigt sofort der Gedanke in ihm auf: Hier hat Gott geholfen, ihm mußt du danken! Und dieser fromme Gedanke bewegt ihn so mächtig, daß er die Gegenwart der Boten nicht achtet, sondern vom Pferde steigt und sich auf die Kniee wirft, um dem Herrn die Ehre zu geben bei der wunderbaren Errettung. Und es ist auch so, als ob Gott dem König sichtlich geholfen hätte. Denn wenn Eberhard und Giselbert nicht hinter ihrem Heere zurückgeblieben wären, und wenn sie den Priester nicht beraubt hätten, und nicht gerade die Ritter des Königs in jene Gegend gekommen wären, und wenn ihnen nicht gerade der beraubte Priester begegnet wäre, und wenn die beiden Herzöge sich nicht beim Brettspiel so lange aufgehalten hätten, so wären sie damals nicht umgekommen. Manche Leute sagen, das alles war Zufall; Otto freilich hielt das alles gewiß für eine Fügung Gottes. Gefamterzählung, die dadurch ein neues Interesse gewinnt, daß nunmehr die drei Abschnitte der Einheit in chronologischer Reihenfolge erzählt werden müssen: 1. Eberhard wird bestraft; 2. Er empört sich in Verbindung mit Heinrich und dem Herzog von Lothringen, ihr Bundesgenosse ist der König von Frankreich, Eberhard aber und der Lothringer gehen zu Grunde; 3. Heinrich erhält Verzeihung, aber er empört sich noch einmal imb trachtet dem Bruder sogar nach dem Leben. Otto verzeiht ihm wieberum im Dom zu Frankfurt a. M. Gesamtüberschrift: Der Aufruhr der Herzöge uitb Heinrichs Vergehen und Reue. Iii. 1. Der Aufruhr der Herzöge wirb zufammmengestellt mit der Empörung der Thüringer Ebelleute gegen Ludwig den Eisernen, beidemal tritt uns Meineid und Ungehorsam gegen die Obrigkeit entgegen; beidemal aber folgt dem Verrat auch die Strafe. Damm werden wir erinnert an: Iv, 1. 2. Heinrich — Kain. — Heinrich hatte gewiß in feiner Jugend die Geschichte von Kain kennen gelernt, aber feine Herrschbegier ließ die Erinnerung daran nicht aufkommen. Er war gerade so schuldig als Kain, auch wenn er die That nicht ausführte, denn nicht an ihm lag es, daß die Ausführung unterblieb. Bei Kain: Haß aus Reib; bei Heinrich ans Herrschsucht. Diese bewog auch den Thüringerkönig, mit Hilfe des Frankenkönigs seinen Bruder zu töten. _ Auch an den Morb Lubwigs des Springers wird gedacht. Wie alle diese Mörder beherzigte Heinrich nicht die furchtbare Mahnung des 5. Gebots. Aber man wirb mit ihm versöhnt, wenn man seine aufrichtige Reue steht. Zwei Bilder stehen neben einanber: der Mürber und der Flehenbe, der die Liebe seines Brubers sucht. Das zweite erinnert uns an die Versöhnung

9. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 69

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 69 - die sie an dem hülflosen Weibe auslasten (Nachweis!). Und nicht das mindeste Recht hatte Berengar, so zu handeln, denn Adelheid hatte ihren freien Willen. So fällt denn aus ihn und auf seine verabscheuenswerte Gemahlin alle Verantwortung und Schuld, nicht nur an dem Unglück Adelheids, sondern auch an dem Krieg, und es geschah ihm recht, daß er nach Ottos Ankunft von allen verlassen wurde, so daß seine herrschsüchtigen Pläne scheiterten. 2. War es aber recht, daß Adelheid aus dem Kerker floh? Wir haben doch die Flucht Ludwigs des Springers vom Giebichenstein als ein Unrecht erkannt! — Das war etwas ganz anderes. Denn Ludwig hatte ein Verbrechen begangen und war deshalb von seiner rechtmäßigen Obrigkeit, dem Kaiser, gefangen gesetzt worden. Er durfte nicht entfliehen, sondern mußte der Obrigkeit Unterthan sein und die über ihn verhängte Strafe ruhig auf sich nehmen, auch wenn es die Todesstrafe war. Adelheid aber hatte kein Unrecht begangen; sie war eine gute Königin gewesen, wie das Lob der Wallfahrer bezeugt; sie konnte also auch nicht bestraft werden. Und wenn sie ein Unrecht begangen hätte, durste Berengar sie nicht strafen, er war nicht für sie die Obrigkeit, denn sie war Königin. Darum ist es nicht nur kein Unrecht, wenn Adelheid aus dem Kerker flieht, sondern es ist sogar recht, denn sie konnte sich denken, daß Berengar ihr Schicksal nicht bessern, wohl aber verschlimmern würde; ein widriges Geschick aber, unter dem man leidet, soll man mit aller Kraft bekämpfen, ein Unglück, das einem droht, mit allen Mitteln zu verhüten suchen. Und Adelheid wandte die Waffen an, die ihr zu Gebot standen: Klugheit und List (Ausführung!). 3. Freilich Adelheid allein hätte wohl trotz aller Klugheit und List nicht entkommen können! — Zum Glück standen ihr treue und gute Menschen bei. So die Magd, die sie in ihrem Unglück nicht verließ; der Priester, der sie nicht nur mit frommen Worten tröstete, sondern auch thatkräftig hilfreiche Hand anlegte, um die Unglückliche zu befreien; der Fifcher, der Mitleid mit den fremden, notleidenden Frauen fühlte; der Bischos, der nicht Berengars Rache fürchtete, sondern dem Gebote des Christentums gemäß der unschuldig Verfolgten Hülfe leistete und Unrecht zu verhindern fnchte. (Die Belege zu den einzelnen Sätzen sind von den Schülern hinzuzufügen.) 4. Noch viele andere fühlten mit der Not und dem Jammer der italienischen Königin Mitleid. — Ja, aber ohne zu helfen! Thatkräftige Hülfe leistete nur noch König Otto. Darum müssen wir ihn edel und ritterlich nennen. (Aber wurde sein Edelmut nicht vergiftet durch den Gedanken, um Adelheid zu werben und mit ihrer Hand das Königreich Italien zu gewinnen? Vielleicht fragen schon die Schüler in ähnlicher Weise. —) Daß Otto mn Adelheid werben will, ist natürlich kein Unrecht; Adelheid konnte ja die Werbung annehmen oder abschlagen, und Otto wurde im letzteren Fall die Königin gewiß nicht verfolgen wie Berengar. Daß Otto aber zugleich Italien gewinnen will, sieht allerdings wie Eigennutz aus. Wenn wir jedoch bedenken, in welcher Unordnung sich damals Italien befand, daß Berengar Gewalt vor Recht gehen ließ und

10. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 72

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 72 — 2. Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben! Matth. 10, 16. 3. „Dem Nächsten muß man helfen!" (Tell.) 4. Das aus Iii, 4, 5, 6 Gewonnene wird zuerst für sich zusammengestellt und dann, nach Zusammenstellung der früheren historischen Systeme, mit diesen geordnet eingetragen: Otto der Große. 1. Krönung. Aachen; Wahl zum deutschen König durch Fürsten und Volk; Krönung durch den Erzbischof von Mainz. Kämmerer, Truchseß, Mundschenk, Marschall. 2. Befestigung der Einheit und Macht des Reichs. Die Herzöge: Beamte des Königs. Daher Empörung. Heinrichs Vergehen und Reue. 3. Schlacht bei Augsburg am Lech 955. Die Ungarn werden ein seßhaftes Volk. 4. Unterwerfung und Bekehrung der Slaven bis zur Oder. Marken. Bistümer. 5. Züge nach Italien. Adelheid. Kaiserkrone. „Das heilige römische Reich deutscher Nation". 6. Seine Eigenschaften; a) äußere: groß, von männlicher Gestalt, Ehrfurcht gebietend ; b) innere: fromm, mild, freigebig, gerecht, pflichtgetreu, klug,, von unerschütterlicher Ruhe, entschlossen, tapfer, hilfbereit. 7. Kulturhistorisches:*) a) D i e Deutschen: Der König ist oberster Richter und oberster Feldherr. Er hat eine Leibwache. Die Franken trugen enges, die Sachsen weites Gewand. Der Lehnsmann (Vasall) mußte dem Lehnsherrn Gehorsam leisten (auch in Italien); b)D)ie Slaven: Freiheitsliebe. Menschenopfer (Christen). c) Tribut: Geld, Getreide, Flachs, Honig, Meth, Bier, Schweine, Gänse, Hühner. (Frondienste.) ci) Gerichtswesen: Strafe des Hundetragens; anstatt Geldstrafe — Lieferung von Pferden; die Acht, e) Kriegs wesen: grausame Kriegsführung (Verheerung des Landes, Beraubung des Priesters, Töten und Verstümmeln der Gefangenen); Aufgabe des Feldherrn. Heeresaufstellung. Nachhut; Gepäck; Troß. Fahnen (Erzengel Michael). Sturm mit Werkzeugen. Trompetensignal. *) Dieses und die früheren kulturhistorischen Systeme werben am Schlüsse des ganzen Zeitraums übersichtlich georbnet zusammengestellt.
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