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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 39

1906 - München : Oldenbourg
wurden von der Abdikationsnrkunde ausgefertigt, eines für den König, eines für das Kloster des Herzogs, eines wird in der Kapelle des Palastes, im Reichsarchiv, hinterlegt. Noch empfiehlt der unglückliche Herzog feine Kinder der Gnade des Siegers, seitdem ist er und seine ganze Familie für uns verschollen; wir kennen nur seinen Sterbetag (11. Dezember), nicht sein Todesjahr, nicht einmal mit Bestimmtheit den Sterbeort. Bayern hat keinen Geschichtschreiber gefunden wie Paulus Diaconus, der den Griffel ans der Hand legte, als er den Untergang des langobardifchen Königshauses schildern sollte. In Bayern haben sich sogar die eigenen Großen an der Vernichtung des agilolfingischen Herzogs beteiligt. Doch vergessen wurde der letzte Agilolfinger nicht. Das Andenken lebte fort in den Klöstern und im Volke. Dort beging man jährlich den Sterbetag des freigebigen Stifters, hier ließ man den letzten Agilolfinger in blutiger Feldschlacht erliegen. Auf Befehl des Siegers wird er nach der Sage geblendet, auf Bitten der Fürsten aber begnadigt und ihm die Freiheit zurückgegeben. Unerkannt kommt er nach dem Kloster Lorsch. Hier sieht der Frankenkönig während einer nächtlichen Andacht in der Kirche, wie der unbekannte Blinde von der Hand eines Engels von Altar zu Altar geleitet wird. Erst im Todesfieber enthüllt Tassilo seine Herkunft. Taffilo verdient nicht weniger unsere Achtung als der Sachse Widukind. Der Unbestand, den er vielleicht zuletzt zeigte, ist nicht einem schwankenden Charakter zuzuschreiben, sondern einer unseligen Verkettung der Verhältnisse. Die Verurteilung, die Tassilo in der Geschichte erfahren, geht auf den Bericht der annales Laurissenses maiores zurück und doch ergibt eine Prüfung der Annalen, daß sie von Anfang bis zu Eude die Tendenz verfolgen die Handlungsweise des Frankenkönigs zu rechtfertigen. Je mehr Worte der fränkische Berichterstatter macht, desto mehr verrät sich das böse Gewissen, die Schwäche der zu verteidigenden Sache; der Bericht macht den Eindruck einer bestellten Arbeit. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch das angebliche Geständnis Tassilos zu würdigen. Der Bayernherzog wird nicht frei von Schuld gewesen sein; aber der letzte Grund seines Verhängnisses lag nicht in feiner Schnld, sondern in dem Bestand des bayerischen Herzogtums. In seinem Schicksal liegt eine Tragödie. Tassilo ist nicht dem Mangel an Herrscherbefähigung erlegen — die innere Verwaltung Bayerns beweist das Gegenteil — vielmehr den Mitteln eines überlegenen Weltreiches, dem Willen einer alle Zeitgenossen überragenden und erdrückenden Persönlichkeit. „Taffilo wurde später vor den König geladen und ihm nicht erlaubt zurückzukehren." Das sind die einzigen Worte, mit denen Einhard der für Bayern wie für das Frankenreich so folgenschweren Ereignisse des Jahres 788 gedenkt. Dieses Schweigen ist nicht minder vielsagend wie die Beredsamkeit der Annalen.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 51

1906 - München : Oldenbourg
13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht. 51 Arnulf dazu noch die böhmische Mark, die kärntnische Mark und Oberpannonien verliehen erhalten. Welchem Geschlechte er angehörte, läßt sich mit vollkommener Sicherheit nicht angeben, aber unser vortrefflicher Geschichtschreiber Siegmund von Riezler hat mit triftigen Gründen die hohe Wahrscheinlichkeit nachgewiesen, daß er von den Housiern abstammt, von jener Familie des alten bayerischen Hochadels, welche nach dem Herzogshause der Agilolfinger die mächtigste und vornehmste war. Und Luitpold selbst wurde der Vater eines ruhmvollen Geschlechts, das die Forscher mit seinem Namen verknüpfen und von dem sie wiederum mit nahezu völliger Bestimmtheit die Grasen von Scheyern, die Vorfahren der erlauchten Grasen von Wittelsbach ableiten, so daß er mit Fng und Recht als der Ahnherr unseres Königshauses gilt. Schlimm stand es damals um Deutschland. Während im Westen die Normannen die Küsten und die Uferlande plünderten, wütete:: verheerende Fehden im Innern des Reiches, namentlich der blutige Zwist zwischen den Babenbergern und den Saliern, so daß die Ungarn ihre Einfälle in die bayerischen Grenzlande alljährlich wiederholen konnten. Genauere Nachrichten darüber sind uns nicht überliefert; aber wir wissen, daß sie in den Jahren 901, 902, 903 Niederlagen erlitten, daß 904 ihr Anführer Chuffal von den Bayern zum Gastmahle geladen und hier samt seinem Gefolge erschlagen wurde. Wie einst die Hunnen, die ebenfalls in den Pußten Ungarns hausten, waren sie gefürchtete Feinde. Ihr stürmischer Angriff war unwiderstehlich, ihre Todesverachtung im Kampfe war unerschütterlich, die Schnelligkeit ihrer Pferde entzog sie den Verfolgern, gestattete aber ihnen selbst eine unablässige Verfolgung. Religiöser Fanatismus trieb die wilden Heiden an; denn sie glaubten, daß sie einst im Jenseits so viele Leibeigene zur Bedienung haben würden, als sie Feinde erlegten. Dabei beseelte sie ein derartiger Blutdurst, daß sie auf den Leichen der Erschlagenen wie auf Tischen schmausten und tranken; die gefangenen Weiber und Mädchen banden sie mit deren Haarzöpfen zusammen und trieben sie nach Ungarn. Wo sie hinkamen, zerstörten sie alles, sengten, brannten und vernichteten, was sie nicht mit sich schleppen konnten. Dieser Blutdurst, die unmenschliche Behandlung der Wehrlosen, die Zerstörungswut, dazu die häßliche Erscheinung der kleinen Gestalten mit gelben, breitknochigen Gesichtern und geschlitzten Augen, ließ sie den Deutschen wie höllische Unholde erscheinen und die Schnelligkeit, mit der sie — allerorten den roten Hahn auf die Dächer setzend und das Land in eine Wüstenei verwandelnd — plötzlich mitten im Lande erschienen und hinter den Rauchwolken der niedergebrannten Gebäude mit ihrem Raube wieder verschwanden, trug nicht wenig dazu bei den von ihnen ausgehenden Schreckensbann zu vermehren. Im Jahre 906 hatten die Ungarn einen bedeutenden Erfolg errungen, unter ihren wiederholten Angriffen war das große Reich der slavischen Mähren x) Geschichte Bayerns, I, 245 ff.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 57

1906 - München : Oldenbourg
15. Die Gründung des Bistums Bamberg. 57 berget Bischof an die Gestade der Ostsee um den entlegensten Stämmen der Wenden das Christentum zu predigen und dadurch auch ihre Germani-sientng vorzubereiten. Man hat oft in der Gründung Bambergs nichts anderes sehen wollen als das Werk frömmelnder Laune eines bigotten Fürsten; aber sicherlich war es ein Werk, auf welches der Himmel seinen Segen gelegt hat. Die Stiftung eines Bistums war im Deutschen Reiche keine geringe Sache. Welche Mühen hatte nicht der große Otto in aller seiner Kaisermacht zu bestehen um das Erzbistum Magdeburg ins Leben zu rufen und einige Teile der Halberstädter Diözese für dasselbe zu gewinnen! Wenn nun Heinrich im fünften Jahre seiner Regierung angriff, was der gewaltige Kaiser kaum in zwanzigjährigen Anstrengungen erreichte, so zeugt dies vorweg für einen Mut, der vor keiner Schwierigkeit zurückbebte, wie nicht minder für ein starkes Bewußtsein feiner gesicherten Macht. Die Wege, die er zum Ziele einschlug, enthüllen uns das innerste Wesen des eigentümlichen Fürsten. Nach dem gewaltsamen Sturze der Babenberger unter Ludwig dem Kinde war ein Teil ihrer Burgen und Güter nicht wieder zu Lehen ausgetan sondern bei der Krone verblieben. Zu ihnen gehörten die Burgen Babenberg und Aurach im Gau Volkfeld, die Otto Ii. mit allen zugehörigen Ländereien im Jahre 973 an den Vater Heinrichs zu freiem Eigentum schenkte. Vom Vater gingen sie auf den Sohn über, der sich von früher Jugend au gern zu Bamberg aushielt und für die Verschönerung der Burg keinen Aufwand scheute. Bei feiner Vermählung mit Kunigunde verschrieb er sie als Leibgedinge feiner Gemahlin und fuhr auch als König fort das ihm liebe Besitztum auf alle Weise zu verbessern. Als ihm dann die Hoffnung Leibeserben von Kunigunden zu erhalten zu schwinden anfing, erwuchs in ihm der Gedanke Bamberg dem Dienste der Kirche zu widmen und ein Bistnm daselbst zu begründen. Längere Zeit trug er nach seiner Sitte den Plan schweigend mit sich umher, bereitete indessen alles zu seiner Verwirklichung vor. Er begann den Bau eines großen Domes mit zwei Unterkirchen und beschaffte alle Bedürfnisse einer bischöflichen Kirche mit emsiger Sorgfalt. Vor allem aber bedurfte er um dem neuen Bistum einen genügenden Sprengel zuweisen zu können von den Bischöfen von Würzburg und Eichstätt der Abtretung eines Teiles ihrer Diözesen im Volkfeld und Radenzgau. Im Jahre 1007 trat der König endlich mit seiner Absicht offen hervor. Am 6. Mai, seinem Geburtstage, schenkte er seine Eigengüter im Volkfeld und im Radenzgau an die Barnberger Kirche und berief auf Pfingsten eine Synode nach Mainz, aus der er seinen Plan durchzusetzen erwartete. Vier Erzbischöfe und dreizehn Bischöfe waren erschienen, unter ihnen auch der Bifchof von Würzburg, während der Eichftätter ausgeblieben war. Mit jenem trat der König nun zunächst in geheime Verhandlungen und wußte ihn in der Tat Su den gewünschten Abtretungen zu bewegen, indem er ihm dafür fowohl 150 Hufen Landes in der Meinunger-Mark überließ wie auch die Erhebung

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 103

1906 - München : Oldenbourg
24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge. 103 erbaut haben; er hielt sich jedoch nur zeitweise in München auf, weilte vielmehr abwechselnd in den verschiedenen bayerischen und pfälzischen Städten oder auch am königlichen Hofe. Von seinen Söhnen und Nachfolgern, besonders von Kaiser Ludwig dem Bayern, erhielt München viele wichtige Privilegs. In Niederbayern regierten Heinrich und seine Nachkommen. Landshut blieb wohl die erste Stadt des Landes, ohne jedoch ständige Residenz des Herzogs zu sein. Eine Hofordnung vom Jahre 1293 bestimmt, daß der Herzog mit seinem Hofe „allermeist zu Landshut, Straubing und Burghausen wohnen soll". Indes wurde diese Verordnung keineswegs streng beobachtet. Die Herzoge — damals regierten die Söhne Heinrichs, Otto, Ludwig und Stephan gemeinsam — weilten mit ihrem Hofe nach wie vor hier und dort im Lande anf längere oder kürzere Zeit. Nicht selten wurden auch die Klöster mit einem Besuche bedacht. Vom Kloster Aldersbach bei Vilshoseu ist noch ein Rechnungsbuch vom Ende des 13. und Ansang des 14. Jahrhunderts erhalten, worin wiederholt Einträge über die Anwesenheit des herzoglichen Hofes und die dem Kloster dadurch erwachsenen Un- Der rate Hof. kosten sich finden. Mitunter scheinen diese Besuche sehr unerwartet gekommen zu sein. So wird uns einmal berichtet, daß Herzog Stephan, der seiner Gemahlin Jnta zu Ehren einen großen Jagdzug veranstaltete, am 14. September 1300 während des Hauptgottesdienstes unverhofft ins Kloster kam und mit seinem zahlreichen Gefolge, Männern und Frauen, die ganze Kirche bis zum Hochaltar vor erfüllte. Entrüstet unterbrach der zelebrierende Priester, der eben mit dem Gloria begonnen hatte, die Messe; die Mönche löschten alle Lichter aus und entblößten die Altäre. Der Herzog, darüber ausgebracht, verließ mit den Seinen die Kirche; doch gelang es später dem Abt, der zur Zeit des Vorfalles abwesend war, und einigen Edlen ihn wieder zu versöhnen. Übrigens erwiesen sich die bayerischen Herzoge gegen die Klöster auch erkenntlich; Güterschenkungen und Verleihung von Privilegien, besonders Zollfreiheit für die

5. Geschichte des Mittelalters - S. 39

1901 - München [u.a.] : Franz
Die deutschen Karolinger. Deutschland 882 wieder vereinigt war. Dazu erhielt er die Kaiserkrone (Karl Iii.) und endlich (884) wählten ihn auch die West-sranken, die damals von dem noch unmündigen Karolinger dieser Linie (Karl dem Einfältigen) keinen Schutzs gegen die Normannen erwarten konnten, zu ihrem König, so daß Karls d. Gr. Reich säst ganz wiederhergestellt war. Als die Normannen jedoch Paris belagerten und Karl den Frieden von ihnen erkanste, setzten ihn die Westfranken ab. Daraus fielen auch die deutschen Großen von Karl dem Dicken ab und erhoben feinen Neffen, Arnuls, der bisher in Kärnten geboten hatte, zum König 887. Karl der Dicke starb schon 888. Arnuls 887—899 war der letzte kräftige Karolinger, der über Deutschland regierte. Er s ch l u g die Normannen, die sich dauernd in den Niederlanden festzusetzen suchten, bei Löwen a/Dyle 891 so, daß sie Deutschland künftig mieden?) Auch gegen die Slaven (Tschechen) im Osten des Reiches kämpfte Arnulf mit Glück. Nach seiner Rückkehr aus Italien, wo er sich hatte zum Kaiser krönen lassen, fing er zu kränkeln an und starb 899 zu Regensburg, das seine Residenz gewesen. Die Großen erkannten den erst sechsjährigen Sohn Arnulfs, Ludwig das Kind (899—911), als König an. Für ihn übernahm die vormundfchaftlichc Regierung der Erzbischof Hattos von Mainz, ein Mann, der mit Strenge der allgemein einreißenden Verwirrung zu steuern suchte. Nach dem Tode des kraftvollen Arnulf brachen nämlich die Magyaren, das dritte Volk mongolischer Herkunft, das seit der Völkerwanderung in den Theißebenen eine neue Heimat fand, über die Grenze ein und plünderten und verwüsteten Deutschland auf schreckliche Weise. Da von der Reichsregierung gegen sie kein nachhaltiger Schutz zu erwarten war, wühlte sich wieder jeder deutsche Stamm den kriegstüchtigsten Großen aus seiner Mitte zum Herzog, der zunächst die Abwehr der Ungarn zu leiten hatte, dann aber auch alle Regierungsgewalt in seine Hand bekam. So lebte in Deutschland das von Karl dem Großen beseitigte Volksherzogtum wieder auf. — Am meisten hatte unter den Ungareinfällen seiner Lage nach Bayern zu leiden. Hier übernahm die Verteidigung des Landes der tüchtige Markgraf Lintpold der Schire, der jedoch (907) mit dem größten Teil des bayerischen Heerbannes in einer Schlacht gegen die Ungarn fiel?) woraus diese die J) Da sie auch durch Alfred d. Gr. von England fern gehalten wurden, so machten sie auf ihren „Wikingerschiffen" desto häufigere Einfülle in Frankreich, so daß ihnen der französische König schließlich die Normandie (i. I. 911) überlasten mußte. 2) Vergl. die Sage vom Mäuseturm. 8) Engleder und ^Stöckel, Vaterländische Geschichtsbilder: „Luitpold im Kampfe gegen die Ungarn 907" nach W. Rögge. — Gedicht: „Herzog Luitpolds Tod" von Fr. Beck. Arnulf 887—899. Ludwig das Kind 899—911.

6. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 17

1868 - München : Lindauer
Bajoarien unter dem Agilolfinger Tassilo Ii. 17 Thron gestoßen und diesen selbst eingenommen hatte, seinen zwölfjährigen Neffen ganz an sich, machte ihn, der das vierzehnte Lebensjahr eben erst angetreten, aus der Volksversammlung zu Compiegne (Compendium) im Jahre 757 wehrhaft und ließ sich und seinen Söhnen Karlmann und Karl vor den Großen Franziens und Bajoariens feierlich den Lehenseid leisten. Auf diese Weise förmlich zum Vasallen des fränkischen Königs herabgedrückt, mußte Tassilo an der Spitze bajoarischer Krieger dem Pippin auf seinem Zuge gegen die Sachsen Heerfolge leisten, ohne für sich und sein Land auch nur den geringsten Vortheil zu ziehen. Als er darauf mit seiner Streitmacht vier Jahre hinter- einander (760, 761, 762, 763) zu Pippins Zügen gegen die Aquitanier aufgeboten wurde, ergriff ihn auf dem letzten dieser Züge ein solcher Unmuth, daß er unter dem Vorwände einer Un- päßlichkeit plötzlich mit seinen Kriegern das fränkische Lager verließ und heimkehrte, fest entschlossen, das fränkische Joch abzuschütteln (763). Eine im Jahre 763 nach Aschhaim (eine Ortschaft zwischen München und Erding) berufene Versammlung der geistlichen und weltlichen Stände Bajoariens scheint diesen Schritt, so gewagt er auch war, gutgeheißen und zu dem Bündnisse gerathen zu haben, welches Tassilo gleich nach Beendigung des Landtags mit dem von den Franken gleichfalls bedrohten Longobardenkönig Desiderius zum Schutze wider das Frankenreich einging. Pip- pin, der ob der drohenden Haltung der Aquitanier keine ansehnliche Kriegsmacht nach Bajoarien werfen konnte, gedachte später Rache zu nehmen, ward aber, als ihm hiefür der rechte Augenblick gekommen schien, durch die von Tassilo angerufene Vermittlung des Papstes Paul I von der Ausführung seines Vorhabens zurückgehalten. Er schied, mit seinem Neffen Tassilo vollständig ausgesöhnt, im Jahre 768 aus diesem Leben. Des Verlebten älterer Sohn, Karl, mit dem Zunamen der Große (768 — 814), der anfänglich mit seinem Bruder Karlmann gemeinschaftlich, und nach dessen plötzlichem Tode (771) allein im Frankenreiche herrschte, ließ Bajoarien viele Jahre hindurch in Ruhe, obschon er es mit steigendem Unbehagen wahr- nahm, wie Tassilo durch seine Vermählung mit des Longo- bardenkönigs Desiderius Tochter Luitberga (769) Bajoarien Sattler, bayer. Geschichte. 2

7. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 34

1868 - München : Lindauer
34 Bajoarien unter d. Karol. Ludwigiii u. Karl d. Dicken. winde Sorge zu tragen. Karlmann starb am 22.April 880 zu Altötting und ward daselbst in der Klosterkirche bestattet. § 21. Ludwig Iii (herrscht über Bajoarien von 879 — 882) trat von den Ländern seines verlebten Bruders Karlmann an dessen Sohn Arnulf bloß Kärnthen ab und- bestimmte dabei ausdrücklich, daß dieses Herzogthum unter seiner Oberhoheit verbleibe. Während eines Aufenthaltes in Regcnsburg erlebte er das Unglück, daß sein einziger Sohn, ein Kind von wenigen Jahren, aus einem Fenster auf die Straße herabstürzte und den Hals brach. Dieses Ercigniß und die Gefahr, die seinem Reiche aus einem verheerenden Einfalle der Normannen und einem Bürgerkrieg in Sachsen erwuchs, wirkten so nicderschlagend auf das Gcmüth des Königs, daß er am 22. Januar 882 seinen schweren Prüfungen unterlag. § 22. Das durch Ludwig's Iii Tod ledig gewordene Ba- joarien nebst allen damit verbundenen Ländern siel nun dem dritten Sohne Ludwigs des Deutschen, Karl, zu, der spottweise „der Dicke" genannt wurde (herrscht in Bajoarien von 882 — 887). Er, der bei der Theilung des väterlichen Reiches Alemannien und einige Städte Lothringens, im Jahre 880 die lombardische Krone und Anfangs des Jahres 881 die römische Kaiserkrone erhalten hatte, bekam etliche Jahre später (885) auch die Krone des westfränkischen Reiches und vereinigte so noch einmal ans kurze Zeit (885—887) die ganze fränkische Monarchie mit Ausnahme des (879) abgefallenen Nieder-Burgund, wo die Stände dem Grafen Bo so von Vienne die Königswürde übertragen hatten. Karl der Dicke vermochte weder die inneren Empörungen zu unterdrücken, noch den Abfall der Slaven zu verhindern. Noch weniger gelang es ihm, den immer häusigern und furcht- barern Einfällen der Normannen zu begegnen, welche jetzt auch das östliche Reich plünderten und dessen große Städte ver- brannten. Weder die Abtretung des rheinischen Deltalandes, noch die Ermordung des normannischen Königs Gottfried setzte ihren Angriffen ein Ziel, vielmehr nahmen diese an Ausdehnung und Furchtbarkeit immer mehr zu. Als Karl ihnen bei einem neuen Einfalle in das westfränkische Reich (Rouen ward erobert,

8. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 121

1868 - München : Lindauer
Niederbayern uní. Heinr. Xiv, Otto Iv u. Heinr. Xv. 12t Versprechen gegeben hatten, daß sie die Geistlichkeit und ihre Leute nie wieder einer allgemeinen Steuer unterwerfen würden. Ehe noch dieses Zerwürfniß mit der Kirche seine Beilegung gefunden, war Heinrich Xiv mit seinem Bruder Otto Iv und seinem Vetter Heinrich Xv über die Verwaltung des Landes in Streit gerathen, der eine völlige Anarchie herbeizuführen drohte. Da legten sich die Stände in's Mittel und führten eine Versöhnung herbei; zugleich ernannten sie einen Ausschuß von sechzehn Mit- gliedern aus ihrer Mitte, welche dem schlechten Haushalte der Herzöge aufhelfen sollten. Binnen kurzer Zeit war ein großer Theil der Schuldenlast getilgt und der Verwaltung des Landes eine Wendung zum Guten gegeben. Da einige Zeit später Heinrich Xiv über die jüngeren Herzöge sich Vieles anmaßte, klagten diese bei ihrem Verwandten, dem deutschen König Ludwig Iv, und erwirkten durch ihn (1331) eine Theilung^). Sie regierten aber auch nach der Theilung keineswegs zu ihrer und des Landes Wohlfahrt. Hein- rich Xiv, seit 1322 mit Margaretha, der Tochter des Kö- nigs Johann von Böhmen, vermählt, verließ (1331) die Partei Ludwigs Iv und trat auf die seines Schwiegervaters, des Böhmenkönigs Ioh ann (1311—13^6), der sich plötzlich an den Papst angeschlossen hatte, weil in Aussicht stand, daß nach dem Sturze Ludwigs die deutsche Königskrone seinem Hause zufallen werde. Daher kam es (1332) zwischen Heinrich Xiv und dem Könige Ludwig, der den jüngeren Herzögen von Nieder- bayern gegen ihren Bedrücker Heinrich Xiv zu Hilfe zog, zu einem argen Zusammenstöße, dem erst die Vermittlung des Böhmen- königs Johann ein Ende machte. Die drei niederbayerischen Herzöge hoben die im Jahre 1331 getroffene Theilung wieder auf und regierten miteinander bis zum 18. Juni 1333, wo Heinrich Xv, der Natternberger, in Folge eines unglücklichen Sprunges starb. Unmittelbar vor diesem Todesfälle hatte sich zwischen dem König Ludwig und Heinrich Xiv ein solch freundschaftliches Verhältniß gebildet, daß Ludwig, hauptsächlich durch die erfolg- losen Unterhandlungen mit dem Papste, mit Philipp Vi von Frankreich und Johann von Böhmen vermocht, zu Gunsten

9. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 10

1868 - München : Lindauer
10 Bajoarien unter d. Agilolf. Garibald Ii u. Theodo I. auf Betrieb des Frankenkönigs Dagobert I (zwischen 628 und 638) durch vier Männer (Claudius, Chadoin, Magnus und Agilolf) die bis dahin ungeschriebenen Gesetze seines Volkes anszeichnen ließ und dieser Gesetzessammlung allgemeine Aner- kennung verschaffte. Nicht minder erfolgreich waren die An- strengungen, die unter seiner Regierung in und um Bajoarien her zur Befestigung mtb Ausbreitung des Christenthums ge- macht wurden. Drei Glaubensboten aus Irland, der heilige Co ln mb an (Stifter des Klosters Lnxeuil in Franche Comte), die Heiligen Gallus und Magnus i;!) brachten 612 das Christenthum nach Alemannien, und im Jahre 615 trafen cms Frankreich Eu st a sius und Agi lus (erstercr war seit Columbans Abgang Abt des Klosters Lnxeuil, letzterer wurde nachmals Abt des Klosters Rebais in der Landschaft Brie im Departement der Seine und Marne) in Bajoarien ein, theils um das Evangelium neu zu verkünden, theils um Irr- lehren, welche von Anhängern des Bonno fins und Phot in ns gegen die Gottheit Christi nub die Jungfräulichkeit Mariens verbreitet worden waren, zu unterdrücken. Die rastlose Mühe, welche diese Männer aufboten, ward damit gelohnt, daß die meisten der Jrregeführten in den Schoos der katholischen Kirche zurückkehrten. § 10. Garibalds Ii Nachfolger war Theodo I*) (640 — 652?), welcher ebenfalls der jüngern agilolsingischen Linie angehörte "). In ihm besaßen die Bajoarier einen überaus edlen, friedliebenden Fürsten, der für die weitere Verbreitung des Christenthums vornehmlich dadurch wirkte, daß er (649) den hl. Emmeram (Heimeram, Hausrabe), einen fränkischen Glau- benöboten aus Pictavium (Poitiers), auf seiner Missionsreise zu den Avaren in Reginisbürg (Rcgensburg) zu dem Ent- schlüsse bewog, vorerst den Bajoariern einige Zeit lang die himmlische Lehre zu verkünden. Nachdem er dieß drei Jahre hindurch gethan hatte, erlitt er auf eine traurige Weise den *j Cb Theodo I ein Sohn Garibalds Ii gewesen, steht dahin.

10. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 18

1868 - München : Lindauer
18 Bajoarien unter dem Agilolfiuger Tassilo Ii. um die ehedem durch Lnitprand abgerissenen Städte (Majes, Botzen, Seben) und Gebietstheile vergrößerte, bald darauf (772) ohne Anfrage am fränkischen Hofe Kärnthen gewaltsam an sich brachte, ans den Landtagen zu Dingolfing (773) und Nenching (774) Gesetze nach Art eines völlig unabhängigen Regenten erließ und zuletzt (778 oder 779?) seinen Sohn Theodo znm Mitregenten annahm. All' dieß suchte Karl, nachdem er den Longobardenkönig Desiderins (774) besiegt, den Arabern in Spanien das Land bis an den Ebro (die spanische Mark) entrissen (778) und fünf Züge gegen die Sachsen (772, 775, 776, 779, 780) mit Erfolg unter- nommen hatte, mit einem Schlage zu vergelten, indem er im Einverständnisse mit dem Papste Hadrian I den Herzog Tassilo durch Gesandte (die Bischöfe Formosns und Da- masns erschienen im Aufträge des Papstes, der Diakon Rienls und der oberste Mundschenk Eberhard von Seite des Königs) zur Erneuerung des den Frankeil geleisteten Lehenseides ansforderte. Der bedrängte Herzog kam der Aufforderung ans einer Versammlung der Franken zu Worms (781) nach und stellte sogar zwölf Männer seines Landes zur Bürgschaft; aber bald brach er ans Anstiften seiner Gemahlin Lnitberga das gegebene Wort und verabredete den Plan einer gemeinsamen Verbindung aller Feinde des fränkischen Namens. Er selbst und seine Ge- mahlin Lnitberga mit ihrem Bruder Adelgis und ihrer Schwester Adelberge, des Herzogs Arrichis von Benevent Wittwe, stellten sich an die Spitze der Verbündeten. Man zählte ans einen Aufstand der mit den Franken unzufriedenen Sachsen, Thüringer und Longobarden, die griechische Kaiserin Irene ward in's Vertrauen gezogen und mit dem wilden Volke der Avaren ein Bündniß geschlossen, um es im entscheidenden Augenblicke zu einem Einfall zu benützen. Zwei geistliche Wür- denträger, die man in die ganze Sache eingeweiht, der Bischof Arno von Salzburg und der Abt Heinrich von Monsee, gingen (787) ans Tassilos Veranlassung nach Nom, um den Papst Hadrian I für das Unternehmen günstig zu stimmen, kehrten aber von dort nnverrichteter Dinge zurück mit dem Anstrage, ihren Herrn an seinen Eid zu erinnern. Karl, der die beiden
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