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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 336

1906 - München : Oldenbourg
33 0 63. Ein Urteil über den bayerischen Bolkscharakter. glauben, erweckt wird, dann entstehen Gewette, wer größere Lasten tragen, geschwinder lausen, einen Stärkeren zu Boden Wersen oder sonst etwas, wozu außerordentliche Kräfte erfordert werden, verrichten kann. So sind alle ihre Spiele, und sogar ihre Tänze sind äußerst ermüdend und nicht selten der Gesundheit gefährlich. Mit dieser Bestrebung nach mühsamen, kühnen Beschäftigungen verbindet der Bayer einen Hang nach einer hohen Melancholie. Mit heiliger Ehrfurcht geht er durch grauenvolle Wälder eine alte, finstere Kapelle zu besuchen und geru setzt er sich manche freie Stunde an einen gräßlichen Wassersall oder an einen einsiedlerischen Steg und denkt im einsamen Schatten an die Abwesenheit seiner Väter und an den Lauf der Zeiten. Dies Gepräge ist an allen seinen wichtigen Handlungen sichtbar und was er in den Fällen tut, wo die Redlichkeit und ein deutscher Handschlag Bürge steht, das geschieht mit einem rührenden Ernste. Sein Ausdruck und Betragen ist voll feuriger Leidenschaft, wo das Herz an einer Handlung den größten Teil nimmt, und nichts gleicht dem höchstzärtlichen Lebewohl, womit eine Tochter (indes der Bräutigam mit seinen jungen, berittenen Freunden vor dem Hanse wartet) mit feierlichen Formeln erst in der Stube, dann noch unter dem Türpfosten von allem, was sie im Hause lieb gehabt und endlich und immer und immer wieder von ihren lieben Eltern, denen sie danket und die Hände drücket und um Segen bittet, Abschied nimmt und sich endlich aus den Wagen heben läßt, der sogleich mit ihr unter Sausen und Jubelrusen davonjagt. Ich sehe solche Austritte, die mir der beste Bürge verborgener Fähigkeiten sind, mit vielem Vergnügen, vergesse gerne der harten Reimlein und der Schulsehler im Silbenmaß und weine noch dazn herzlich die süße Betrübnis mit und glaube, es wäre Sünde und Schande, ohne es zu tun, den umstehenden Eltern und Vettern und Basen mit grauen Haaren und den bekränzten weinenden Jungsräulein in die nassen Augen zu sehen. Der Bayer spricht gerne von Verstorbenen und pflegt bei einem Feste, das sich jährlich erneuert, immer, wenn er guter Laune wird, sich der Abwesenden zu erinnern, daß dieser und jener vor einem Jahre auch dagewesen, daß er so und so geredet und daß eine Zeit fpmmt, wo keiner von ihnen zugegen sein wird. In dem feierlichen stillen Heranrücken eines Ungewitters befindet er sich (den Kummer für die Feldsrüchte weggenommen) wohl und besser als das aufmunterndste Lustspiel wird ihm Lear und Hamlet bekommen. Immer glaubt er ächzende Schatten der Abgeschiedenen zu sehen und Nächte durch hängt er an dem Munde derjenigen, welche die Geschichten von Geistern und Gespenstern am besten zu erzählen wissen: und je grauenvoller und schrecklicher einer die gräßlichen Bilder aus den schweigenden Abgründen und Felsenklüften zu holen weiß, je lebhafter er seine Geschöpfe in dürre, unabsehbare Heiden oder öde Gebirge, wo sie verlassen und einsam jammern, wo sie nur zuweilen den Wanderer irreführen, zu versetzen weiß, desto besser ist

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 525

1906 - München : Oldenbourg
109. Richard Wagners Berufung durch König Ludwig Ii. 525 wünschenswerte Welt, die Vorstellung seiner mehr gesuhlten als begrifflich geordneten Zukunft vor allem in den Tönen der Musik zum Ausdruck gebracht. Als er nun einmal anläßlich eines Besuches bei den Prinzessinnen Max von demselben Meister, dessen „Lohengrin" und „Tannhäuser" auf ihn einen so tiefen Eindruck gemacht, die Schriften „Das Kunstwerk der Zukunft", „Zukunftsmusik" aus dein Klavier liegen sah, da griff er mit brennender Begierde danach, las diese Offenbarungen, studierte mit glühendem Eis er auch die übrigen Bücher Wagners und erkannte in jenen Schriften das Evangelium der Zukunst der Kunst. Die schmerzliche Frage, die der Meister am Schlüsse des Vorwortes zur Dichtung vom Riug der Nibelungen stellt: „Wird der Fürst sich finden, der die Ausführung meines Bühnenfestspiels ermöglicht?" beantwortet der Jüngling mit dem Ausruf: „Wenn ich einst den Purpur trage, will ich der Welt zeigen, wie hoch ich das Genie Wagners zu stellen wissen werde." Kaum besteigt er den Thron, so rettet er den im äußersten Elend Schmachtenden in elfter Stunde und mit ihm ein wesentliches Stück Unsterblichkeit deutschen Geistes. Wagner hält diese Rettung für ein wundervolles Glück von göttlicher Abkunft; denn enge Beziehungen bestanden zwischen seinem und seines Schirmherrn Leben. „In dem Jahre (1845) der ersten Ausführung meines Tannhäuser," schreibt Wagner an Frau Wille1), „des Werkes, mit dem ich meinen neuen, dornenvollen Weg betrat, in dem Monat (August), in welchem ich zu so übermäßiger Produktivität mich gestimmt fühlte, daß ich den Lohengrin und die Meistersinger zu gleicher Zeit entwarf, gebar eine Mutter mir meinen Schutzengel." (25. August 1845.) „In der Zeit, wo ich in Luzern meinen Tristan beendigte, mich unsäglich mühte die Möglichkeit einer Niederlassung aus deutschem Boden mir zu gewinnen und endlich verzweislungsvoll mich nach Paris wandte um dort in Unternehmungen mich abzumühen, die meiner Natur zuwider waren, damals wohnte der fünfzehnjährige Jüngling zuerst einer Aufführung meines Lohengrin bei, die ihn so tief ergriff, daß er seitdem ans dem Studium meiner Werfe und Schriften feine Selbsterziehung in der Weise bildete, daß er offen eingesteht, ich sei sein Erzieher und Lehrer gewesen. Er verfolgt meinen Lebenslauf und meine Nöten, meine Pariser Widerwärtigkeiten und nährt nun den einzigen Wunsch die Macht zu gewinnen mir seine höchste Liebe beweisen zu können. Im Anfang März dieses Jahres ward mir das Mißlingen jeden Versuches meiner zerrütteten Lage aufzuhelfen klar: allem dem, was so abscheulich unwürdig eintraf, sah ich offen und hilflos verzweifelnd entgegen. Da — ganz unerwartet — stirbt der König von Bayern und mein mitleidvoller Schutzengel besteigt den Thron. Vier Wochen nachher ist bereits seine erste Sorge *) Brief vom 26. Mai 1864.

3. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 5

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Vorher war es also anders gewesen. Wie? Die meisten niederen Geistlichen — natürlich mit Ausnahme der Klostergeistlichen, der Mönche und Nonnen — waren verheiratet; nur die höheren Geistlichen mußten ehelos sein und trennten sich daher, wenn sie vor ihrer Erhöhung geheiratet hatten, von ihren Frauen. Wie sollte es nun werden? Kein Priester durfte heiraten, und die schon verheiratet waren (?), mußten ihre Frauen und Kinder entlassen. Was werden die Priester über diese Verordnung denken und sagen? Sie werden tr aurig und zornig sein über diese Zumutung (Ausmalung und Begründung dieser Gefühle), sie werden sagen: Seither ist es doch auch ganz gut gegangen, und es kann doch keine Sünde sein, Frau und Kinder zu haben (Gott hat ja auch Adam und Eva zusammengeführt und hat verboten, die Ehe zu brechen, aber nicht, die Ehe zu schließen); darum werden sich die meisten weigern, dem Befehl des Papstes zu gehorchen. Und so war es auch. Als z. B. der Erzbischof von Mainz seinen Priestern auf einer großen Versammlung in Mainz das Gebot des Papstes bekannt machte, da erhob sich ein solches Schreien und Lärmen unter den erzürnten Priestern, daß die Versammlung rasch ein Ende nahm; ja die wütendsten drangen auf den Erzbischof ein, drohten ihm mit geballten Fäusten und hätten ihn gemißhandelt und erschlagen, wenn ihn nicht seine Getreuen aus ihren Händen gerettet hätten. Und Ähnliches geschah an vielen Orten. Und was wird der Papst Gregor da thun? Er wird mit Strafen drohen und die Ungehorsamen bestrafen, z. B.? Bestätigung: Gregor machte überall in den Kirchen bekannt, daß kein gläubiger Christ bei einem verheirateten Priester die Messe hören (den Gottesdienst besuchen) dürfe, daß die verheirateten Priester ihr Amt und ihr Einkommen verlieren sollten und daß kein Bischof bei Strafe der Entsetzung und des Bannes verheiratete Priester in seinem Bistum dulden dürfe. Ja der Papst sandte sogar Scharen von Mönchen aus, die die einzelnen Gemeinden gegen ihren verheirateten Pfarrer aufhetzen sollten (sie sagten wohl: Die Sündenvergebung und das Abendmahlsbrot, das euer Pfarrer euch spendet, gilt nichts vor Gott; da kann euch auch euer Pfarrer nicht in den Himmel bringen); und dies gelang ihnen auch meist so gut, daß die grimmigen Bauern ihren Pfarrer bedrohten, ja ihn sogar in der Kirche mißhandelten, bis er schwur, sich von feinem Weib zu trennen. Ob solche Maßregeln wohl helfen werden? Gewiß. Gregor hat im Lauf der Jahre seinen Willen in der ganzen katholischen Kirche durchgesetzt, und von dieser Zeit an bis auf den heutigen Tag ist kein katholischer Priester verheiratet. Warum hat aber der Papst dies Gebot gegeben, und warum hat er es so hart und rücksichtslos durchgeführt? Warum hat er taufende von Familien so grausam getrennt und Hunderttausenden von Priestern das Recht genommen, sich eine Familie zu gründen? Er hat doch gewiß so gut wie wir gewußt, daß auch ein verheirateter Priester das Wort Gottes predigen kann? Gregor hat sicherlich die Ehe nicht ver-

4. Abbildungen zur Deutschen Geschichte - S. 76

1906 - München : Oldenbourg
76 Fig. 152. Vier Bilder aus Holbeins Totentanz. Entstehungszeit um 1524 und 1525, später vermehrt. Die Darstellungen des Totentanzes beginnen im Anfang des 14. Jahrh., wie es scheint in Basel, als die Pest zahllose Opfer erforderte. Bei Holbein wird nicht getanzt, aber der Tod rafft alles ohne Unterschied des Standes oder Alters hinweg. Dem Ackersmann erscheint er als Helfer bei der schweren Arbeit; den Krämer reißt er mit sich fort, während im Hintergrund ein Gespenst mit dem Trumscheid die Musik dazu macht; das Kind nimmt er der Mutter, während sie ihrem Liebling den Brei kocht, und den lebensmüden Greis geleitet er dem Grabe zu, ihm auf dem Hackbrett die Todesmelodie vorklimpernd. Unsere Bilder sind der Ausgabe entnommen, die 1544 zu Augsburg von Jobst Dennecker gedruckt wurde. (Nach Photographie.) Fig. 153. Holbeins toter Christus, Gemälde aus dem Jahre 1521. (Basler Museum.)

5. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 45

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
finden lassen: Elisabeth erschrak, als sie ihren Gemahl so unfreundlich reden hörte, sie konnte kein Wort vorbringen; und als er den Mantel vom Korbe hob, da hat sie ihn gewiß mit flehenden Augen angeschaut. Da fühlte er, wie hart seine Rede war, wie unschön sein Thun; da erkannte er, daß derjenige, welcher seinen Mitmenschen gutes erweisen will, nicht (auch nicht durch Vorwürfe) bestraft werden dürfe, sondern Lob verdiene. Je ausgebrachter er vorher war, desto milder fühlte er sich jetzt gestimmt. Um sein Unrecht gut zu machen, „faßte er sie bei der Hand und sprach gar liebreich mit ihr". Die Armen hatten das alles mit angesehen. Sie waren beim Herannaheu des Landgrafen scheu zurückgewichen, hatten sich, so gut es ging, versteckt und schauten nach der Anrede ängstlich drein. Beim Zurückschlagen des Mantels zitterten sie für Elisabeth und für sich. Da sahen sie plötzlich das liebevolle Benehmen des Landgrafen. — Das konnte nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, er konnte nicht die Lebensmittel gesehen haben; ein Wunder war geschehen. So entstand die Sage, der Inhalt des Korbes habe sich in Rosen verwandelt, in die Blumen, welche jederzeit als Sinnbild der Liebe und „des mitteilenden Wohlwollens" galten.*) Der Landgraf wird darauf weiter nach der Wartburg gegangen sein und Elisabeth nunmehr die Armen gespeist haben. Zuletzt wird die Überschrift des Lesestücks gelesen. Warum hieß sie die heilige Elisabeth? — Sie war so sromm, daß sie später (es ist an den heiligen Ulrich und das früher Besprochene zu erinnern) für heilig gehalten wurde. Überschrift: Das Rofenwunder. Ii b 1. Was gefällt uns an Elisabeth? — Sie war nicht hochmütig, sondern ging selbst zu deu Armen hinab und gab mit eigener Hand. Sie dachte gar nicht an sich und ihren Stand, sondern nur an die Armen und Bedürftigen und daran, wie sie ihnen Helsen könne. Solcher Selbstlosigkeit und Liebe gegenüber konnte der Landgraf garnicht bart bleiben. 2. Der Landgraf? — Wir kennen ihn schon als einen leutseligen, mitleidigen Fürsten aus der Geschichte mit dem Krämer. Er war also gewiß nicht hartherzig, sondern meinte wohl nur, Elisabeth triebe die Wohlthätigkeit zu weit. Aber auch hier konnte er nicht lange seine eigentliche Natur verbergen. Lieber sollte seine fromme Gemahlin sein Hab und Gut verschenken, als daß er hart gegen sie bliebe. Er wird wohl auch gefühlt haben, daß in Gegenwart der Dienerin und der Armen er feiner Gemahlin nur gütig begegnen dürfe. Ludwig ist nicht verstockt, wie Pharao den göttlichen Wundern gegenüber, sondern gleich bereit, ein Unrecht wieder gut zu machen. 111. Vergleich mit dem barmherzigen Samariter im Gleichnis. — Auch dieser denkt nicht an sich; auch er legt selbst Hand an und überlegt, wie er dem Hülslosen am besten helfen könne; auch er bedenkt nicht ängstlich *) Vgl. Materialien, S. 51.

6. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 15

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 15 — seine Schuhe und ging kühnlich dem Löwen entgegen; drohend hob er seine Faust auf und rief ihm mit lauter Stimme zu. Alsbald legte der grimmige Löwe sich vor ihm nieder wie ein zahmes Himdlein und ließ sich von ihm lenken und leiten. 14. Die Mosen der heiligen Gkisaöett). Der Landgraf war in der Stadt Eisenach gewesen und ging wieder zurück nach der Wartburg. Unterwegs sah er sein Gemahl am Wege stehen mit einer ihrer liebsten Jungfrauen. Es waren aber beide wohl beladen mit Fleisch, Eiern und Brot, die sie den Armen geben wollten. Ludwig trat hinzu und sprach: „Laß sehent was du trägst!" und schlug ihren Mantel von dem Korbe zurück — da waren lauter Rosen darin. Und Elisabeth war gar sehr erschrocken, als er anhub mit ihr zu reden, also daß sie ihrem Gemahl auf feine Frage und Rede nichts zu sagen vermochte. Darum faßte er sie bei der Hand und sprach gar liebreich mit ihr. 15 Die Kungersnot. Als einst Ludwig mit dem Kaiser nach Italien gezogen war, herrschte in den deutschen Landen überall große Hungersnot, wodurch Gott die Leute strafte für ihre Sünden. Denn es erhob sich ein großer Wind um die Ernte, daß er das Korn ausschlug, und danach kam ein großer Regen und ein Unwetter, daß die Leute weder vom Korn noch vom Stroh etwas brauchen konnten. Auch in Thüringen entstanden so zwei Hungerjahre und ein großes Sterben. Da war die heilige Elisabeth sehr bekümmert um die armen Leute, deren sie gar viele zu nähren hatte. Sie nahm alles Korn ihres Gemahls und gab es den Armen um Gottes willen. So erhielten täglich 300 Arme ihr Almosen. An die Ärmsten und

7. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 11

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
- 11 — „Ich bin eines Bauern Sohn; mein Vater, Großvater, Ahnherr sind rechte Bauern gewesen. Darnach ist mein Vater gen Mansfeld gezogen und daselbst ein Berghaner geworden." -Mein Vater ist in jeinen jungen Jahren ein armer Hauer gewesen; die Mutter hat all ihr Holz auf dem Rücken eingetragen. Sie haben es sich lassen blutsauer werden. Also haben sie uns erzogen." „Meine Eltern haben mich gar hart gehalten, daß ich auch darüber gar schüchtern wurde. Mein Vater stäupte mich einmal so sehr, daß ich ihn floh und ward ihm gram, bis er mich wieder zu sich gewöhnte. Die Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuß willen, daß das Blut hernach floß. Ihr Ernst und ihr gestrenges Leben, das sie mit mir führten, das verursachte mich, daß ich darnach in ein Kloster lief und ein Mönch wurde. Sie meinten es herzlich gut, aber sie konnten die Geister nicht unterscheiden und darnach die Strafe bemessen. Denn man muß also strafen, daß der Apfel bei der Rute sei." „Es ist jetzt von Gottes Gnaden alles also zugerichtet, daß die Kinder mit Lust und Spiel lernen können, es seien Sprachen oder Künste oder Historien. Und ist jetzt nicht mehr die Hölle oder das Fegefeuer unserer Schulen, darinnen wir gemartert worden sind über die Casus und Tempora, da wir doch nichts als lauter nichts gelernt haben durch so viel Stäupen, Zittern, Angst und Jammer." (Aus Luthers Schreiben an die Ratsherrn.) „Es ist ein böses Ding, wenn um der harten Strafe willen die Schüler ihren Lehrern feind sind. Ich bin einmal an einem Vormittag in der Schule fünfzehn Mal nach einander gestrichen worden." (Tischreden.) „Als Martin zu feinen vernünftigen Jahren kam, hat ihn Hans Luther in die lateinische Schule zu Mansfeld mit herzlichem Gebet gehen lassen, wo dies Knäblein seine zehn Gebote, den

8. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 80

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
1 — 80 — yundert tausendmal: Gott will keinen gezwungenen Dienst haben." „Wer sich der Ehe schämet, der schämet sich auch, daß er ein Mensch sei, und will's besser machen, als es Gott gemacht hat." „Ich habe im Sinne, ehe ich aus diesem Leben scheide, mich in dem Ehestände finden zu lassen, welchen ich von Gott gefordert achte . . . Das habe ich bei mir ganz und gar beschlossen, dem heiligen Ehestand zu Ehren." „Ich nötige die andern mit so viel Gründen zur Ehe, daß ich beinahe selbst davon bestimmt werde." — Luthers Freund Schurs sagte damals: „Wenn dieser Mönch ein Weib nimmt, wird alle Wett und der Teufel selbst lachen, und sein ganzes bisheriges Werk wird er zu nichte machen." Aber ein anderer Freund, Justus Jonas, schrieb am 14. Juni 1525 an L-Palatin: „Luther hat die Katharina von Bora zur Frau genommen. Gestern war ich dabei. Ich konnte bei diesem Schauspiel die Thränen nicht halten: es hat mir, ich weiß nicht was für eine Empfindung die Seele mächtig bewegt. Gott ist wunderbar in seinen Ratschlägen und Werken." Und Matthesins erzählt: „Drum ersieht er sich eine Klosterjungsrau, Käthe von Bora, der verspricht er im Namen der H. Dreifaltigkeit eine rechte christliche Ehe; mit ihr ließ er sich im Namen Jesu Christi, im Beisein guter Leute ehelich vertrauen und hat bald hernach öffentlichen Kirchgang und ehrliche Hochzeit mit ihr gefeiert und gehalten." „Münzer und die Bauern haben dem Evangelium bei uns so sehr geschadet und die Papisten so übermütig gemacht, daß es fast aussieht, als müßte man das Evangelium wieder ganz von vorn predigen. Deshalb habe ich es nunmehr nicht mit dem Worte allein, sondern auch mit der That bezeugt und habe eine Nonne als Frau heimgeführt, zum Trotz den jubelnden und triumphierenden Feinden." „Es ist mir, Gottlob, wohlgeraten, denn ich habe ein fromm getreu Weib, auf welche sich des Mannes Herz verlassen darf, wie Salomo sagt (Spr. 31, 11)."

9. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 139

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 139 — Viel dafür hat er schon gethan: Deutsche Bibel, Liederbuch, Katechismus, Katechismusunterricht der Jugend in Haus und Kirche, in Dorf und Stadt, Anfang der Dorfschule. Aber wie steht's mit den höheren Schulen in den Städten? Das waren zu Luthers Zeiten die Lateinschulen, aus denen er selbst gebildet wurde (Mansfeld, Magdeburg, Eisenach), aus denen überhaupt die Bürgerssöhne zu ihrem bürgerlichen Beruf oder zum Studieren vorbereitet wurden. Wie es in ihnen zuging, was in ihnen gelernt wurde, wer in ihnen lehrte (Mönche) wissen wir schon. (Vergl. Nr. 2). Da gab es also auch gar viel zu verbessern, z. B.? Aber er sorgte ja für Einrichtung neuer Schulen. Warum? . . . Wie? . . . Lesen des Quellen stück es (Schreiben an die Ratsherren). Ergebnis. Grundgedanke: Lasset die Kindlein zu mir kommen, d. H. christliche Schulen zu errichten ist Christenpflicht, denn sie führen die Kinder zu Christus. Kernpunkt: Die Ratsherren der Stadt sollen christliche Lateinschulen errichten. Inhalt: 1. Beweggründe Luthers: Der Nutzen des deutschen Landes; das Eingehen der seitherigen meist von Geistlichen und Mönchen geleiteten Schulen. 2. Christliche Schulen müssen aus drei Gründen errichtet werden: Die Bildung und Erziehung des ganzen Volkes verringert die Macht des Teufels und fördert das Reich Gottes. Gottes Gnade hat zur Zeit dem deutschen Volk eine Menge feiner und gelehrter Leute beschert, die zu Lehrern geeignet sind. Es ist Gottes Gebot, daß die Alten die Jungen lehren. 3. Diese Schulen zu errichten ist eine Pslicht der städtischen Obrigkeit. Denn die Eltern wollen oder können, die Fürsten mögen nichts thun für die Bildung der-Jugend. Die Ratsherren aber, die doch für das Gedeihen der Städte zu sorgen haben, können nicht besser dafür sorgen, als daß sie tüchtige Bürger heranziehen; das ist der größte und wertvollste Schatz einer Stadt. Die Schulen liefern auch der Stadt tüchtige Amtleute, sowie Bürger und Bürgerinnen, die zum Regieren in Stadt und Haus geschickt sind. Unterrichtsstoffe und Stundenplan. Unterrichtsstoffe: Bibel und Katechismus; lateinische und griechische Sprache; Geschichte; Gesang; Mathematik. — Unterrichtszeit: Täglich 1—2 Stunden, so daß genug Zeit für die Arbeit im Haufe bleibt. Ergänzung. Die seither von Geistlichen geleiteten und meist für den geistlichen Stand vorbereitenden Lateinschulen gingen vielfach ein, weil die Klöster und Stifter eingingen, und die Eltern nicht mehr ihre Kinder im geistlichen Stand versorgen konnten. Luther denkt in seinem Schreiben nur an die städtischen Lateinschulen in denen die Bürgersöhne sowohl zu einem bürgerlichen Berus

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 44

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
44 Vaters Hofe erzogen war, und Ihrer großen Frömmigkeit wegen nachmals für eine Heilige erklärt wurde. Bald da- rauf ward er zum Vormunde feines Schwcstcrsohns, des 3jährigen Markgrafen von Meißen, ernannt. Er ver- theidigte das Erbe seines Mündels gewissenhaft und schonte selbst dessen Mutter, seiner eigenen Schwester, nicht, als sie die Erbschaft ihres Sohnes kürzen wollte. Der junge Fürst gebot nun von der sächsischen Grenze ab bis beinahe an den Rhein, und hielt die unruhigen Grafen und Rit- ter und die übermüthigen Städte in Zucht und Ordnung. Im Jahr 1224 half er einen Streit zwischen dem König Wolde mar von Dänemark und dem Grafen Hein- rich von Schwerin beilegen; 1225 that er einen Feld- zug nach Polen und eroberte die Stadt Lebus, um sei- nen Kausteuten, die von den Polen beraubt worden wa- ren, Genugthuung zu verschaffen. Gleich darauf ging ec nach Mähren und zwang den Herzog Leopold von Oe st- reich und den König Przemislaw von Böhmen, die mit einander fehdeten, Friede zu schließen. Im Jahr 1226 begab er sich nach Crcmona und empfing nebst seinem Bruder Konrad die Belehnung von dem Kaiser über die Markgraffchaften Meißen und Lausitz und über das Pleißnerland für den Fall, daß der junge Heinrich ohne Erben sterben sollte. Dieser war damals der einzige männliche Zweig des Wettiner Hauses, vom thürin- ger Stamm lebten vier in voller Jugendblüthe; nach 20 Jahren ruhten diese alle im Grabe, die Wettiner aber sitzen noch heute auf Sachsens Throne. Bei so vieler Thätigkeit im Auslande sorgte Ludwig doch väterlich für seine Thüringer und dabei unterstützte ihn seine fromme Gemahlin Elisabeth, die eine wahre Landesmutter und Pflegerin der Nothleidenden war. Ihre Andacht war allerdings nach unfern gereinigten Begriffen von Gottesdienst zu weit getrieben, denn wir wissen, daß Selbstquälercien und Peinigungen des Körpers keine ver- dienstlichen Handlungen sind, doch damals dachten die Men- schen anders. Daß aber die Markgräfin Elisabeth bei allen ihren wunderlichen Büßungen und Demüthigungcn, wozu be- sonders ihr Beichtvater, der grimmige Konrad von Mar- burg sie verleitete, eine liebevolle Ehegattin, ihren Kindern
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