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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 37

1906 - München : Oldenbourg
9. Der Sturz Tassilos. 37 als die beschworenen Verträge fortbestehen lassen, lieber sterben als ein solches Leben führen. Doch in seiner Bedrängnis, unmittelbar vor der hereinbrechenden Katastrophe ruft der Herzog durch eine Gesandtschaft noch einmal die päpstliche Vermittelung cm. Der Angenblick schien günstig gewählt; eben damals (787) weilte Karl auf der Rückkehr vom Feldzug gegen Benevent neuerdings in Rom. Wirklich schien der Papst anfänglich entgegenzukommen. Doch Karl hintertrieb das päpstliche Friedenswerk. In Anwesenheit des Papstes verlangte er von den Gesandten Übernahme gewisser Verpflichtungen. Die Erklärung der Gesandten, eine solche Bindung ginge über die ihnen erteilte Vollmacht hinaus, gab dem Frankenkönig Gelegenheit den Bayernherzog als Störenfried hinzustellen. Nunmehr erklärte sich der Papst entschieden für das Recht des Frankenkönigs, ließ den Herzog Tassilo ermahnen dem König Karl und dem Volke der Franken in allem gehorsam zu sein, damit es zu keinem Blnt-vergießen und zu keiner Verletzung seines Landes komme, bedrohte den Herzog mit dem Banne, wenn er die Pippin und Karl geschworenen Eide nicht halte, und machte ihn verantwortlich für all das Unglück, das er damit über Bayern bringe; Karl aber und seine Franken sollten in ihrem Gewissen von jeder Schuld frei sein. Nach der Rückkehr ins Frankenreich ordnete Karl eine Gesandtschaft an Tassilo ab mit der Ausforderung dem Befehl des Papstes und seiner beschworenen Pflicht nachzukommen und sich vor dem König zu stellen. Tassilo, der dem König nicht mehr traute, weigerte sich vor demselben zu erscheinen. Als aber Karl von drei Seiten her, von Süden, Westen und Norden, den fränkischen Heerbann gegen Bayern ausmarschieren ließ, als nicht bloß der fränkisch gesinnte Teil des Klerns und die fränkisch gesinnten königlichen Lehensleute gegen den Herzog Partei ergriffen, als die Drohung mit dein päpstlichen Bann auch unter der übrigen Bevölkerung zu wirken begann, suchte der Herzog noch einmal sein Heil in einer vollständigen Unterwerfung unter den Frankenkönig. Am 3. Oktober 787 stellte er sich im Lager Karls auf dem Lechfelde. Er mnßte sich in allem schuldig bekennen und sein Herzogtum als verwirkt dem Frankenkönig symbolisch (unter Überreichung eines Stabes) auflassen. Als Lehen erhielt er es nach Erneuerung der früheren Eit>e zurück. Fortan ist nicht bloß der Herzog Vasall, auch sein Herzogtum ist ein Lehen des Frankenkönigs. Bereits tritt Karl in unmittelbare Verbindung mit den Untertanen des Herzogs; das gesamte Volk der bayerischen Lande muß dem Frankenkönig den Treneid leisten. Zugleich wurde dem Herzog die Stellung weiterer zwölf Geiseln auferlegt, darunter des eigenen Sohnes, den er bereits zum Mitregenten angenommen hatte. Das war im Oktober des Jahres 787. Sommer des folgenden Jahres fand ein Reichstag zu Ingelheim statt. Wie die anderen königlichen Vasallen sindet sich auch der Bayernherzog

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 38

1906 - München : Oldenbourg
38 9. Der Sturz Tassilos. ein. In offener Versammlung wird er entwaffnet und festgenommen. Königs-boten eilen nach Bayern und schleppen die Gattin, die Söhne, die Töchter, das zahlreiche Gesinde samt dem herzoglichen Schatze nach Ingelheim. Der Herzog, so lautete die Anklage, habe mit den Avaren verräterische Verbindungen angeknüpft, er habe des Königs Vasallen zu verderben gesucht, er habe seine Untertanen ermahnt dem Frankenkönig den Treueid nur mit einem hinterlistigen Vorbehalt zu schwören, er habe hochverräterische Reden geführt. Als Ankläger bezeichnet der offizielle Berichterstatter „dem König getreue Bajuwaren". Es sind zweifellos die ins fränkische Interesse gezogenen königlichen Vasallen in Bayern; die Anklage stammt also aus dem Munde der seit Jahren erbitterten Gegner des Herzogs. Anklage und Verfahren erregen die schwersten Bedenken. Nicht der Herzog erscheint als der Dränger, der durch sein Verhalten die Katastrophe heraufbeschwört, sondern der König, der den Herzog beseitigen will; die königlichen Vasallen in Bayern sind die Werkzeuge in fränkischen Diensten. Der Eindruck der Mache wird noch erhöht durch das Urteil selbst. Um verurteilen zu können, greift man zurück auf das Vergehen Tassilos gegen König Pippin, erinnert man sich noch zu guter Stunde, daß sich Tassilo vor 25 (!) Jahren gegen Pippin der Harisliz (Desertion) schuldig gemacht habe. Und auf Grund dieser längst verjährten und vergessenen Schuld wird er wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Doch die „Gnade" des Frankenkönigs verwandelt die Todesstrafe in lebenslängliche Einschließung in ein Kloster. Mit Mühe ringt der unglückliche Herzog dem Frankenkönig die weitere Gnade ab, daß er nicht schon in Ingelheim vor versammeltem Hof, sondern erst in St. Goar am Rhein zum Mönche geschoren wird, um dann im Kloster Jumieges (an der Mündung der Seine), später im Kloster Lorsch (bei Worms) interniert zu werden. Das gleiche Schicksal traf die Familie des Herzogs. Die Söhne wurden geschoren, Gemahlin und Töchter gezwungen den Schleier zu nehmen; getrennt voneinander endeten sie hinter der Klostermauer. Die Bayern aber — nach offiziellem Berichte seien es wenige gewesen — die sich nicht ruhig in die neue Ordnung fügen konnten, wurden „ins Elend geschickt". Bayern scheint aber trotzdem nicht sobald zur Ruhe gekommen zu sein. Die Regensburger Verschwörung von 792 scheint unter ihren Mitgliedern auch altergebene Anhänger des agilolsingischen Hauses gezählt zu haben. So wird denn, um die Gemüter zu beruhigen und dem Verfahren von 788 den Schein der Gerechtigkeit zu geben, Taffilo noch einmal aus der Enge der Klosterzelle hervorgeholt und muß auf einer der glänzendsten Versammlungen, die unter Karl dem Großen gehalten wurden, auf der Reichsversammlung zu Frankfurt 794, um Verzeihung bitten für all das, was er unter Pippin und Karl gegen den König und das Volk der Franken verbrochen, und erklären, daß er allen Groll wegen des Geschehenen aufgebe, endlich für sich und seine Kinder allen Ansprüchen auf das Herzogtum endgültig entsagen. Drei Exemplare

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 28

1906 - München : Oldenbourg
28 8. Ausbreitung des Christentums in den bayerischen Landen. Martyrergräber in Regensburg, die Verehrung des Hl. Maximilian und Florian, die Bischofssitze zu Geben und Chur, die ja im 7. Jahrhunderte in bayerischen Landen lagen, weisen in die Zeiten Diokletians zurück. Ist die Annahme richtig, daß die Bayern die Stammesbrüder der Markomannen sind — und sie findet kaum mehr einen Widerspruch — so lagen ihre ersten Siedelungen dicht an den Grenzen des Römerreiches mitten in jenem an grünen Täleru so reichen Waldgebirge, das sich von der Donau zu den Quellbächen des Mains erstreckt und gegen die Elbe hin in fruchtbaren Geländen abfällt. Dann blühte aber auch des christlichen Glaubens zarte Blume schon zu Ende des vierten Jahrhunderts im dunklen Hochwald, vom sonnigen Süden in Königin Fritigils Garten herüberverpflanzt. Sie schickte ihre Gesandtschaft zu Mailands großem Bischöfe, zum hl. Ambrosius, und bat ihn um schriftliche Unterweisung in der christlichen Religion. Und als sie seinen Brief, der einen förmlichen Katechismus in sich schloß, erhalten hatte, eilte sie selbst nach Mailand; aber welcher Schmerz ergriff sie, als sie dort hörte, daß der Gottesmann inzwischen aus dem Leben geschieden seil Auch vom Westen durch das völlig christliche Pannonien und aus Noriknm, wo der Hl. Severin machtvoll wirkte, empfing das jugendkräftige Bolk des Christentums Samen. Der Name für den grundlegenden Religionsbegriff — Kirche stammt aus dem Griechischen und die hellenische Bezeichnung für den fünften Wochentag mußte Donars Herrlichkeit verdrängen. Der Arianismus, von dem ein Teil des Volkes angesteckt erscheint und gegen welchen noch die fränkischen Mönche Eustasius (gest. 625) und Agilus (gest. 636) zu kämpfen hatten, mag auf diesem Wege und durch der Goten Nachbarschaft nach Bayern getragen worden sein. Aber die Dynastie, abhängig vom Frankenreiche, war katholisch und wie eine Sichtgestalt tritt uns ans des jungen Reiches Frührot das berühmte Königskind Theudelinde entgegen, Garibalds Tochter und seit 589 die Gemahlin des Langobardenkönigs Autharis, verständig, kunstsinnig und fromm, im brieflichen Verkehr mit Papst Gregor dem Großen, der sie hochschätzte und ihre Bemühungen die Langobarden vom Arianismus zur Kirche zurückzuführen unterstützte. Dann kam die Zeit, wo der hl. Valentin unter den Bayern wirkte, die jetzt über Donau und Inn in die Gebirgstäler der Alpen vorgedrungen waren, nicht die Römer vor sich hertreibend, wie ein Jahrhundert vorher Ddoaker es getan, sondern im Frieden mit und neben ihnen wohnend. Heute noch erinnern die nach den Siedeluugen der Welschen benannten Seen und Ortschaften, die sich von Traunwalchen und Straßwalchen bis nach Wahl bei Mittenwald erstrecken, an den geschlossenen Frieden. Seit der Mitte des 7. Jahrhunderts unter fränkischer Oberherrschaft, wurde die Maste des bayerischen Volkes christlich, wenn auch widerstrebend , so doch nicht aus Zwang; und obwohl der Merowingerkönig Dagobert (629—634) geboten hatte, daß jeder in seinem Reiche sich taufen lassen müsse, stehen doch immer noch unfern den Zellen der Mönche und

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 34

1906 - München : Oldenbourg
34 9. Der Sturz Tassilos. Der letzte Agilolfinger, Tassilo Iii., verließ aus dem vierten Feldzuge gegeu den Herzog Waisar von Aquitanien das Heer des Frankenkönigs Pippin und regierte seitdem wie ein völlig selbständiger Fürst. Aber unter dem Sohne Pippins, Karl dem Großen, brach die Katastrophe über ihn herein: er und sein Haus wurden entsetzt, Bayern wurde eine fränkische Provinz. „Die Katastrophe Tassilos ist keine Tragödie. Nie ist eine Empörung so töricht und knabenhaft geplant und ins Werk gesetzt worden als die seine; er verstand nicht den rechten Augenblick zu ergreifen, in dem sein Abfall Aussicht auf Erfolg gehabt hätte; er verstand ebensowenig im ungünstigen Augenblick den Erfolg zu erzwingen, indem er alles aufs Spiel setzte. Wo er hätte handeln sollen, zögerte er und als seine Sache bereits verloren war, handelte er." „Das schlimmste Urteil über ihn ist seine Begnadigung; denn sie beweist, daß ihn Karl aufs äußerste gering schätzte." So lautet das strengste Verdikt, das über Tassilo Iii. und seine Regierung gefällt worden ist. Sehen wir zu, ob das Urteil über die Schuld Tassilos an seinem Verhängnis ein gerechtes ist. Die oberste Pflicht des Geschichtschreibers ist nicht anzuklagen, sondern zu verstehen. Seit dem Jahre 763 war der Bayernherzog Tassilo tatsächlich unabhängig. Aber diese Unabhängigkeit war auf keiner festen Grundlage aufgebaut. Bayern war zu klein, um aus eigenen Mitteln innerhalb des europäischen Staatensystems seine Selbständigkeit aufrechtzuerhalten, namentlich einer zugreifenden Nachbarmacht gegenüber — wenn man den Franken zum Nachbarn, aber nicht zum Freunde hatte. Tassilo dankte nur einer besonders günstigen Konstellation der auswärtigen Verhältnisse die lange Aufrechterhaltung seiner Unabhängigkeit. Der Aufstand Aquitaniens gegen das Frankenreich, der Zwist im karolingischen Königshause zwischen den Brüdern Karl (dem Großen) und Karlmann, der Rückhalt an dem Papste und dem verwandten Langobardenkönige waren, ich möchte sagen, die Lebensbedingungen der bayerischen Selbständigkeit. Den Traditionen des karolingischen Hauses entsprach aber das Verhältnis Bayerns zum Frankenreiche keineswegs. Die Karolinger arbeiteten von Anfang an, seit Pippin dem Mittleren und Karl Martell, bewußt auf das Ziel hin, die westgermanischen Stämme, die von Chlodwig und dessen Söhnen in die Unterordnung unter das Frankenreich gebracht worden waren, in das alte, wenn möglich in ein noch strafferes Abhängigkeitsverhältnis zurückzuführen. Karl der Große ist den alten Traditionen seines Hauses nicht bloß tren geblieben, in ihm hat — modern ausgedrückt — der karolingische Imperialismus seinen festesten und folgerichtigsten Vertreter gefunden. Es ist zu erwarten, daß er zu diesen Traditionen auch Bayern gegenüber zurückkehren werde von dem Augenblicke an, da er sich der Fesseln entledigt, die ihm Tassilo gegenüber die Hände gebunden haben. Hat doch Karl der Große später, nach der Einverleibung Bayerns ins Frankenreich, ausdrücklich erklärt, er habe nur zu-

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 35

1906 - München : Oldenbourg
9. Der Sturz Tassilos. 35 rückgewonnen, was die bösen Menschen Oatilo und Tassilo dem Reiche der Franken zeitweise entfremdet hätten. Bereits ist der Widerstand Aquitaniens endgültig gebrochen. Karlmann ist gestorben und damit in der Person Karls des Großen die Einheit des fränkischen Reiches wieder hergestellt. Bereits ist auch das Langobardenreich der Frankenherrschast einverleibt und die römische Kurie in das engste Verhältnis zu Karl dem Großen getreten. Selbst der Widerstand der bisher freien Sachsen ist so weit zurückgedämmt, daß man an die Einteilung des Landes in Missionsbezirke wie an die Einführung der fränkischen Grafschasts-versassnng denken kann. Nunmehr erachtet Karl den Zeitpunkt gekommen um an die Lösung der bayerischen Frage heranzutreten. Damit war dem bayerischen Herzogtum das Schicksal gesprochen, der Herzog konnte es durch sein Verhalten wohl beschleunigen, aber — bei der größten Befähigung — nicht aushalten. Ostern 781 weilte Karl am päpstlichen Hofe. Eben hatte er dem lango-bardischen Reiche in seinem Sohne Pippin einen König gegeben und er suchte diese Neuordnung zu sichern gegen Angriffe im Norden wie im Süden. Das Ergebnis der in Rom zwischen König und Papst gepflogenen Verhandlungen war die Abordnung einer gemeinsamen Gesandtschaft an Tassilo, um den Herzog an den Eid zu erinnern, den er Pippin, dessen Söhnen und den Franken im Jahre 757 zu Eompiegne geschworen habe. Völlig isoliert, jedes Rückhalts beraubt, kann Tassilo gegenüber dem päpstlich-fränkischen Bündnis an einen bewaffneten Widerstand nicht denken; hatte er ja wenige Jahre vorher den stärkeren Langobarden dieser Koalition erliegen sehen. Wohl aber fordert der Herzog, dem schon damals das Schicksal seines langobardischen Schwiegervaters vorschweben mochte, Geiseln für seine persönliche Sicherheit. Er erscheint dann ans einer Reichsversammlnng zu Worms, erneuert hier den Vasalleneid und stellt zwölf auserlesene Geiseln als Unterpfand dafür, „daß er alles halte, was er dem König Pippin eidlich gelobt, in Sachen des Königs Karl und seiner Getreuen". Mit den „Getreuen" des Frankenkönigs sind die königlichen Vasallen in Bayern gemeint, die eine dem Herzogtum gefährliche Zwitterstellung einnahmen; trotz der Selbständigkeit Tassilos hatten noch 778 königliche Vasallen aus Bayern am fränkischen Feldzug teilgenommen. In Bayern herrschte nach dem Tage von Worms Stille; es war die Stille vor dem Gewitter. Einzelne Vorgänge zeugten von der zunehmenden Spannung. 785 kam es im Süden, bei Bozen, zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen Bayern und Franken. Es findet sich kein Beleg, daß den Herzog eine Schuld traf; es hat eher den Anschein, daß der Befehlshaber der Franken, Hrodbert, den Kampf auf eigene Faust unternahm. Ebenso wenig findet sich ein Beleg, daß der Herzog der Auflehnung seines Schwagers Arichs von Benevent gegen den Frankenkönig näherstand; jedenfalls hat er 3*

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 537

1906 - München : Oldenbourg
112. Prinz Karl von Bayern. 537 sich in der Kunstgewerbeschule das Atelier Meister Krelings und die Sammlungen des Germanischen Museums, in welchem Direktor von Essenwein den Führer machte. Auch die Fleischmauusche Papiermachefabrik wurde der Ehre des allerhöchsten Besuches gewürdigt. Auf diesen Gängen war der König von seinem Bruder begleitet, welchen er, von dem Aufenthalte in der alten Noris so befriedigt, eingeladen hatte, an den letzten Tagen desselben noch teilzunehmen. Prinz Otto war am 5. dieser Einladung gefolgt und mittags auf der Burg eingetroffen. Das Interesse und die Huldiguugeu der Bevölkerung teilten sich nun zwischen den beiden fürstlichen Brüdern. Hatte schon die ideale Erscheinung des älteren, des Königs, alle Herzen erobert, so fielen dem jüngeren, der in noch größerer Schönheit zu blühen schien, fast noch mehr Triumphe zu. Auch Prinz Otto war, wo und mit wem er verkehrte, von bezaubernder Liebenswürdigkeit. So auch bei der großen Tafel, die am 8. gegeben wurde, und bei dem zweiten Konzerte im Rathanssaale, das am Abende desselben Tages König und Prinz besuchten. Am Samstag den 10. Dezember mittags 2 Uhr verließen die hohen Herrschaften Nürnberg unter den Versicherungen huldvollsteu Dankes für die Aufnahme, die sie dort gefunden, und dem Versprechen baldiger Wiederkehr, ein Versprechen, das dort und anderswo nie mehr eingelöst werden sollte. Reiche Geldspenden waren in allen vom Könige berührten Städten für die Armen und Kranken an die Bürgermeister ausgehändigt worden. Mit dem gleichen festlichen Gepräge, mit dem die Königsreise ihren Anfang genommen hatte, ging sie auch ihrem Ende zu. Auch auf dem Rückwege wurde der König an allen Stationen, namentlich in Augsburg, freudig begrüßt, in München selbst jubelnd empfangen. Und gleicher Empfang wurde ihm am Abende auch im Theater, das er noch besuchte. Dies war die einzige Königsreise, die König Ludwig in seinem Lande unternommen. Mochte er vielleicht auch in späteren Jahren noch ähnliche Entschlüsse gefaßt haben, zur Ausführung sind sie nicht mehr gekommen. 112. Prinz Karl von Bayern (f 16. August 1875). Von Karl Stieler. *) 3)te Zeit des Todes ist nicht der Augenblick um den historischen Inhalt eines Lebens zu erschöpfen, vor allem, wenn ein Leben über Generationen hinwegreicht. Aber es ist die Stunde, wo wir vielleicht am meisten das Bedürfnis fühlen die menschliche Gestalt, die ganze Persönlichkeit noch einmal voll zu l) „Aus Fremde und Heimat", S. 229 ff. Stuttgart 1886, A. Bonz.

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 172

1906 - München : Oldenbourg
172 33. Der Trifels. dieser Gefangenschaft des Löwenherz zu erzählen. Einst klang durch des Turmes Mauern Harfenklang und ein Lied, das nur ihm und dem treuen Blondel, seinem Sänger, bekannt sein konnte. Er sang dazu die zweite Strophe uni) draußen rief es: „O Richard, o mein König!" Es war Blondel selbst, der an allen Burgen ucich seinem geliebten Herrn gespäht und nun mit 50 Gefährten den Trifels gestürmt haben soll. Das Lösegeld Richards setzte Heinrich Vi. instand seine Ansprüche auf Sizilien durchzusetzen. Mit 24 Fürsten, Grafen und Edeln seines Reiches zog der Kaiser am 9. Mai 1194 hier ein um den Angriff aus Italien zu beraten. Konstanzens Erbe ward gewonnen, fürchterliches Strafgericht über die sizilianischen Großen gehalten, viele derselben wurden aus den Trifels geschleppt, darunter der kühne Seeheld Margaritone und Graf Richard selbst, der Kaiserin eigener Vetter, nachdem beide vorher geblendet worden waren. Der Aussprnch des englischen Chronisten, „daß keiner diesen Kerkern mehr entronnen, der einmal hinabgestiegen", rechtfertigte sich jetzt nur zu sehr unter der Regierung eines Herrschers, dessen Leichnam noch nach fünfhundert Jahren den finstern Ernst und Trotz zeigte, der sich in seinem Leben so gewaltsam aussprach. Unter Philipp von Schwaben senfzte der Erzbischof Bruno von Köln in den Kerkern des Trifels und als Friedrich Ii. das Reich zu altem Glauze zu bringen fnchte, ließ er seinen Sohn Heinrich als römischen König aus dem Trifels zurück, wo er in der Burgkapelle dem Vater die Treue schwor, da dieser in den Kampf gegen die Ungläubigen zog. Doch der irregeleitete Jüngling vergaß der Treue, empörte sich, und als der erzürnte Vater in seine Staaten zurückeilte, floh der Sohn auf deu Trifels, der jedoch dem Kaiser die Tore öffnete. Im Gefängnis büßte der Sohn seine Untreue, bis er starb. Des Kaisers jüngerer Sohn empfing die Feste, deren Besitz über das Schicksal der Krone und des Reiches entschied. So war sie stets die Lieblingsburg und die Hauptstütze des großen hohen-staufischen Herrscherhauses gewesen und der romantische Duft, der um die Heldengestalten dieses Geschlechts sich breitet, weht um die einsamen Mauern uni) die verfallenen Türme des Trifels mehr als um alle anderen Burgen Europas. Alle die lieder- und fangesreichen, alle die heldenmütigen, unglücklichen Stammgenossen dieses Geschlechtes wandeln vor dem träumenden Blicke durch die hohen, zerfallenen Hallen; und er vor allen, der so gerne hier weilte, des großen Rotbarts großer Enkel, der schöne Sohn der holden Konstanzia, Friedrich der Zweite, der über sein Jahrhundert emporragt, einsam wie der Trifels über den dunkeln Wald — strahlend und übergössen von dem ganzen Zauberlichte der Poesie feiner Zeit und in dem Glanze der Geschichte Deutsch-laubs, Italiens, Europas — prangenb gleich der Sonne selber. Aber diese Sonne an dem hohenstaufischeu Sternenhimmel ging unter hinter Firenznolas

8. Die außereuropäischen Erdteile - S. uncounted

1911 - München : Oldenbourg
ftlbo mit Kaiser Wilhelmspitzc «100 m Mjttn r; ^ Der Kl limandscharo. Nach dem Originalbilde des Freiherrn von Pechmann. Der Kilimandscharo, ein erloschener Vulkan, ist die gewaltigste Berggestalt von ganz Afrika. Unvermittelt erhebt er sich aus der weiten ostafrikanischen Lateritsteppe bis in die Region des ewigen Schnees als eine weithin sichtbare Landmarke. Gegen Westen fällt er zum ostafrikanischen Graben ab. Der vergletscherte Hauptgipfel (Kibo) bildet einen Riesenkrater von 2 km Durchmesser. Statt Lava läßt der erloschene Vulkan jetzt einen Gletscherstrom durch eine Kraterlücke austreten. Stärker verwittert ist der zackige Mavensi, vermutlich der ältere Gipfel. Den Boden der Steppe decken harte Gräser, Dorngestrüpp und Schirmakazien, vereinzelt auch riesige Affenbrotbäume.

9. Die außereuropäischen Erdteile - S. 62

1911 - München : Oldenbourg
Exzelsior-Geiser im Uellowstonepark. Das Wunderland am Uellowstone ist ein vulkanisches Gebiet, reich an Kratern, heißen Quellen und besonder? an Geisern. Der Exzelsior-Geiser. die größte Springquelle auf der Erde, hat ganz unregelmäßige Ausbrüche. Mit brüllendem Getöse erhebt sich die heiße, über 2v m breite Flut bis Iso m in die Luft und prasselt wieder herunter wie ein Wolken- druch. während die Gegend weitumher in Dampfwolken eingehüllt wird. Andere speien ganz regelmäßig, wie der Olt» Faithfull (= der alte Getreue). Die Zahl der Springquellen im Uellowstonepark beträgt an 100. Sinterterrassen im Vellowstonepark. Die heißen Duellen bilden durch ihre Absätze übereinanderliegende Sinterterrassen von bald blendend weißer bald roter oder gelber Farbe, über die sie herabströmen. Ihre Zahl wird auf 3—4000 geschätzt.

10. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 22

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 22 — mäßig, so daß Felsen von allen Größen und Formen aus den Gestemstrümmern hervor- ragen. Dazu kommt dann als zweite umbildende und zerstörende Macht der Wind. Er leistet eine doppelte Arbeit. Die eine besteht darin, daß er den Staub und Sand erfaßt und oft weithin fortträgt. Daher sind die höheren Gebiete der Sahara meist Fels- und Kieswüste. Der Wind bläst alle feinen Stoffe weg und lagert sie in den tiefer liegenden Landschaften ab, wo darum die Scmdwüste vorherrschend ist. Die gewaltigen Dünen der Libyschen Wüste und der w. Sahara sind nichts anders als Anhäufungen von Sand, den der Wind von den Hochflächen und aus den Gebirgen hier zusammengeweht hat. Aber der Wind trägt auch zur Zerstörung des Gesteins bei. Er dringt in alle Ritzen der Felsen ein, bläst die feinkörnigen Bindemittel heraus und hilft so das Gefüge lockern. Ist er mit Sand beladen, so übt er zugleich eine wetzende, abschleifende Wirkung aus (Kor- rasion). Von dem heftigen Anprall der Sandkörner werden alle Felsoberflächen geglättet und erhalten einen eigenartigen Firnisglanz. Die weichen Teile der Gesteine werden natürlich stärker angegriffen und weggescheuert, und so bilden sich auf den Felsen eigen- tümliche Streifen, Rillen und rundliche Vertiefungen. Aus der vereinigten Arbeit der Wärmeschwankung und des Windes gehen oft die merkwürdigsten Gebilde hervor. „Hier scheinen", schreibt Walther, „Pilze oder Kohlköpfe von rotem Granit aus dem Boden zu wachsen (Abb. 5), dort bilden riesige Blöcke ein gewaltiges Haufenwerk. Tiefe Höhlen kriechen in die Felsen hinein, als ob riesige Wühltiere sie ausgegraben hätten. Hier liegt ein großer Block, der innen so hohl ist, daß ein Einsiedler leicht seine Wohnung darin aufschlagen könnte. Überall erkennen wir mit wenig Phantasie grinsende Menschenköpfe und abenteuerliche Tiergestalten". Eine häufige Erscheinung in der Sahara sind die Zeugen, vereinzelt oder in Gruppen und Reihen aufragende Felsen, die als Überreste einer zusammenhängenden, zerstörten Gesteinsdecke anzusehen sind. Klima. Die Sahara gehört zu den heißesten Landstrichen der Erde. Im Sommer steigt die Hitze um Mittag nicht selten aus 50 °, ja in der Arabischen Wüste am Roten Meere hat man bei bedecktem Himmel schon 65 0 gemessen, und der Sand soll sich auf 70 0 erwärmen, so daß man Eier darin sieden kann. „In der Sahara ist die Erde Feuer und der Wind eine Flamme", sagt der Araber. Im Gegensatze zu den Tagen sind die Nächte kühl. Man hat tägliche Wärmeschwankungen bis zu 41 0 beobachtet, und im Winter fällt das Thermo- meter des Nachts nicht selten auf 1—6 0 unter Null. Die Ursachen dieser scharfen Gegensätze sind der kahle Fels- und Sandboden, der sich rasch er- hitzt, aber auch ebenso schnell wieder erkaltet, und der fast immer wolkenlose Himmel, der die Wärme ungehindert ausstrahlen läßt, wozu dann noch die weite Entfernung der Sahara vom Weltmeere kommt, das nnr in den w. Küsten- gegenden seinen Einfluß geltend machen kann. Was die Sahara aber zur Wüste macht, ist nicht die Hitze, sondern der Mangel an Niederschlägen. Ob es Gebiete in ihr gibt, die völlig regenlos sind, ist allerdings fraglich, Selbst in den trockensten Gegenden hat man wölken- bruchartige Güsse beobachtet; aber sie sind selten, und es können mitunter Jahre vergehen, ehe ein Tropfen den Boden befeuchtet. Doch bildet sich bei der starken nächtlichen Abkühlung häufig Tau. Infolge der Trockenheit ist die Sahara ohne einen dauernd fließenden Wasserlauf. Zwar trifft man nicht selten auf Flußtäler,
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