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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 525

1906 - München : Oldenbourg
109. Richard Wagners Berufung durch König Ludwig Ii. 525 wünschenswerte Welt, die Vorstellung seiner mehr gesuhlten als begrifflich geordneten Zukunft vor allem in den Tönen der Musik zum Ausdruck gebracht. Als er nun einmal anläßlich eines Besuches bei den Prinzessinnen Max von demselben Meister, dessen „Lohengrin" und „Tannhäuser" auf ihn einen so tiefen Eindruck gemacht, die Schriften „Das Kunstwerk der Zukunft", „Zukunftsmusik" aus dein Klavier liegen sah, da griff er mit brennender Begierde danach, las diese Offenbarungen, studierte mit glühendem Eis er auch die übrigen Bücher Wagners und erkannte in jenen Schriften das Evangelium der Zukunst der Kunst. Die schmerzliche Frage, die der Meister am Schlüsse des Vorwortes zur Dichtung vom Riug der Nibelungen stellt: „Wird der Fürst sich finden, der die Ausführung meines Bühnenfestspiels ermöglicht?" beantwortet der Jüngling mit dem Ausruf: „Wenn ich einst den Purpur trage, will ich der Welt zeigen, wie hoch ich das Genie Wagners zu stellen wissen werde." Kaum besteigt er den Thron, so rettet er den im äußersten Elend Schmachtenden in elfter Stunde und mit ihm ein wesentliches Stück Unsterblichkeit deutschen Geistes. Wagner hält diese Rettung für ein wundervolles Glück von göttlicher Abkunft; denn enge Beziehungen bestanden zwischen seinem und seines Schirmherrn Leben. „In dem Jahre (1845) der ersten Ausführung meines Tannhäuser," schreibt Wagner an Frau Wille1), „des Werkes, mit dem ich meinen neuen, dornenvollen Weg betrat, in dem Monat (August), in welchem ich zu so übermäßiger Produktivität mich gestimmt fühlte, daß ich den Lohengrin und die Meistersinger zu gleicher Zeit entwarf, gebar eine Mutter mir meinen Schutzengel." (25. August 1845.) „In der Zeit, wo ich in Luzern meinen Tristan beendigte, mich unsäglich mühte die Möglichkeit einer Niederlassung aus deutschem Boden mir zu gewinnen und endlich verzweislungsvoll mich nach Paris wandte um dort in Unternehmungen mich abzumühen, die meiner Natur zuwider waren, damals wohnte der fünfzehnjährige Jüngling zuerst einer Aufführung meines Lohengrin bei, die ihn so tief ergriff, daß er seitdem ans dem Studium meiner Werfe und Schriften feine Selbsterziehung in der Weise bildete, daß er offen eingesteht, ich sei sein Erzieher und Lehrer gewesen. Er verfolgt meinen Lebenslauf und meine Nöten, meine Pariser Widerwärtigkeiten und nährt nun den einzigen Wunsch die Macht zu gewinnen mir seine höchste Liebe beweisen zu können. Im Anfang März dieses Jahres ward mir das Mißlingen jeden Versuches meiner zerrütteten Lage aufzuhelfen klar: allem dem, was so abscheulich unwürdig eintraf, sah ich offen und hilflos verzweifelnd entgegen. Da — ganz unerwartet — stirbt der König von Bayern und mein mitleidvoller Schutzengel besteigt den Thron. Vier Wochen nachher ist bereits seine erste Sorge *) Brief vom 26. Mai 1864.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 527

1906 - München : Oldenbourg
109. Richard Wagners Berufung durch König Ludwig Ii. 527 Nach einigen Tagen setzt Wagner seine Reise nach Wien fort. .Was nur die verzweifelte Energie mit persönlicher Aufopferung hätte erreichen können, ist nun zu ordnen ein leichtes Geschäft." Aus königlichen Mitteln bezahlt der mit Haft Bedrohte seine beträchtlichen Schulden. Nach wenigen glücklichen Stunden im Freundeskreis kehrt er leichten Herzens in seine „neue, letzte Heimat" zurück um hier, „getragen von der göttlichsten Liebe, das wundervolle Glück zu genießen," das ihm sein Leiden geboren. — „Eine ruhige, schöne Wohnung, ein Garten mit ein paar prächtigen, alten Bäumen" war immer einer der Lieblingswünsche Wagners. Am 14. Mai bewillkommnet ihn im Auftrag des Königs v. Pfistermeister im Pelletschen Landhaus bei Kempfenhausen am lachenden Starnbergersee. Hier soll er ungestört ganz seiner Muse leben. Sein Wonnegefühl jubelt aus folgendem Briefe an seinen Freund Weißheimer.1) „Nur zwei Worte, um Ihnen das unbeschreibliche Glück zu bestätigen, welches mir zuteil geworden ist. Alles ist so eingetroffen, wie es sich schöner gar nie träumen ließ. Ich bin durch die Liebe des jungen Königs für alle Zeiten gegen jede Sorge geschützt, kann arbeiten, habe mich um nichts zu bekümmern; keinen Titel, keine Funktion, keine Art von Verpflichtung. Nur, sobald ich etwas von mir aufführen will, stellt mir der König alles, was ich irgend brauche, zur Verfügung." „Der junge König ist für mich ein wundervolles Geschenk des Schicksals. Wir lieben uns, wie nur Lehrer und Schüler sich lieben können. Er ist selig mich zu haben und ich ihn ... . Er ist dabei so schön und tief, daß der Umgang mit ihm jetzt täglich hinreißend ist und mir ein völlig neues Leben gibt." Am 25. August ist des Königs Geburts- und Namensfest. Wagner eilt zur Beglückwünschung nach Hohenschwangau. Als Geburtstagsgabe Überreicht der Meister den „Huldigungsmarsch", in dem er dem Gefühl der Dankbarkeit gegenüber seinem Genius begeisterten Ausdruck gibt, und mit dem im Jnli erschienenen Klavieransznge der „Walküre" folgende Widmung: Dem königlichen Freunde. O König! Holder Schirmherr meines Lebens! Du, höchster Güte wonnereicher Hort! Wie ring' ich nun, am Ziele meines Strebens, Nach jenem deiner Huld gerechten Wort! In Sprach' und Schrift, wie such' ich es vergebens: Und doch zu forschen treibt mich's fort und fort Das Wort zu finden, das den Sinn dir sage Was du mir bist, kann staunend ich nur fassen, Wenn mir sich zeigt, was ohne dich ich war. Mir schien kein Stern, den ich nicht sah erblassen, Kein letztes Hoffen, dessen ich nicht bar: Auf gutes Glück der Weltgunst überlassen, Dem wüsten Spiel auf Vorteil und Gefahr, Was in mir rang nach freien Künstlertaten, Des Dankes, den ich dir im Herzen trage. Sah der Gemeinheit Lose sich t>erraten. ') Vom 20. Mai 1864.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 640

1906 - München : Oldenbourg
640 140. Bayreuth. Auditorium ab. Das Orchester ist so tief versenkt, daß der Zuschauer gar uichts vou ihm gewahr wird. So fällt hier nicht nur für das Auge eine die Konzentrierung auf das Bühnenbild empfindlich störende Zerstreuung weg, es erscheinen auch die über den „mystischen Abgrund" des versenkten Orchesters hinweg erblickten szenischen Vorgänge wie in eine ideale Ferne entrückt und überdies werden akustische Vorteile höchst wertvoller Art erzielt. Das letzte Fanfarenzeichen draußen ist verklungen, die Lichter im Zuschauerraum verlöschen und mächtig brausen die gewaltigen Töne des Orchestervorspiels auf uns ein. Dann öffnet sich der Vorhang. Wir sehen das Innere der Nürnberger Katharinenkirche und hören die Gemeinde ihren frommen Choral singen. An eine Säule gelehnt steht Walter von Stolzing, der edle Ritter aus Franken. Der hat sein altes Ahnenschloß verlassen und ist nach Nürnberg gekommen, wo er in rasch entflammter Liebe zu Eva, dem holden Töchterlein des reichen Goldschmiedmeisters Veit Pogner, entbrennt. Eva und ihre Amme Magdalena verlassen mit den übrigen Kirchgängern das Gotteshaus. Walter redet sie an und erfährt, daß Evas Vater, ein eifriger Anhänger und Förderer des Meistergesangs, gelobt habe demjenigen seine Tochter zur Braut zu geben, der am morgigen Johannisfesttage im feierlichen Wettsingen den Preis davontrüge. Der Ritter beschließt sofort die unerläßliche Bedingung für die Teilnahme an diesem Wettsingen zu erfüllen: er will selbst in die Zunft eintreten, selbst ein Meistersinger werden. Er hat es gerade günstig getroffen; denn eben jetzt findet in derselben Katharinenkirche „Freiung" statt, d. H. eine Sitzung der Meistersingerzunft, in der neue Mitglieder aufgenommen und ausgelernte Gesellen zu Meistern befördert werden follen. Walter begrüßt den znerst erscheinenden Pogner, den er schon kennt und dem er zu dessen großer Freude seinen Entschluß mitteilt. Weniger erfreut ist darüber der gelahrte Herr Stadtschreiber Sixtns Beckmesser, der als Meistersinger das Amt des „Merkers" bekleidet, jenes Aufpassers, der dazu bestellt ist bei jedem Singen und namentlich beim Probesingen der Novizen auf die Fehler des Vortragenden zu achten und sie auf einer Tafel anzukreiden. Dieser Beckmesser möchte nämlich, obgleich er gar nicht mehr zu den Jungen gehört, sich selbst die reiche Goldschmiedstochter erringen; deshalb sieht er in dem Ritter von vornherein nur den unwillkommenen Rivalen. Aber er wird ihn schon fernzuhalten wissen, ist er doch nicht umsonst der „Merksr"! Stolzing schickt sich zum Singen an und jugendlich kühn schmettert er sein Lied zum Preise der Geliebten hinaus. Die Meister stutzen und werden nicht klug aus diesen so fernab von ihrem eigenen pedantischen Regelkram sich bewegenden Worten und Tönen. Der Merker überzeugt sie leicht davon, daß der Ritter nicht geeignet zur Aufnahme in die Zunft fei, daß er „verfungen und vertan" habe. Nur einem hat Walter die lebhafteste Teilnahme abgewonnen: Hans Sachs, dem Schuster und Poeten, dem einzigen echten Dichter unter all diesen

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 650

1906 - München : Oldenbourg
650 142. Unser Prinzregenl Luitpold. der Prinz f&tne Verlobte im schönsten Dome der Welt, im Dom zu Florenz, zum Traualtar. Der deutsche Prinz muß einen liebenswürdigen Eindruck auf die Landsleute seiner Braut gemacht haben. Als ich vor zehn Jahren auf einer Wanderung durch umbrisches Gelände in dem bescheidenen Dörfchen Ripafratta Rast machte, wurde ich vom greisen Wirtspaar mit gutmütiger Neugier nach dem Wohin und Woher gefragt. Als ich meine Heimat nannte, erinnerten sich die Alten sofort des principe bavarese, der — molto tempo sä — in Firenze Hochzeit hielt, und wurden bei meinen Nachrichten von ihm jugendlich lebendig! Das glückliche Familienleben trug wesentlich dazu bei, im reifenden Manne das schölte Gleichgewicht von Wollen und Können, von Ehrgeiz und Einsicht zu festigen, das den Hochgestellten sowohl vor abenteuerlichen Wagnissen, zu denen das Jahr 1848 genugsam Gelegenheit bot, wie vor verhängnisvollem Widerstreben gegen das Unabwendbare schützte. Eine neue Zeit im Völkerleben meldete sich stürmisch an. Der Prinz' blieb der rechtschaffene, pflichtgetreue Maun wie immer. Die Unruhe und Schwüle der Gemüter bei der Veränderung Jahrhunderte gültiger Werte, wenn sie je seiner sich bemächtigten, trug er nicht in den Frieden seines Daheims. Erst in den sechziger Jahren kamen die Prüfungen, unter denen er um ein Wort Schillers zu gebrauchen „die Erfahrung seiner Kraft machte" und bewies, daß es nicht nur bk glücklichen Umstände waren, die ihm „alle Pflichten zum leichten Spiel" gestalteten. Entrissen ward ihm in einer kurzen Spanne Zeit der Bruder und treueste Freund, sein edler König Max, die Schwester Hildegard, die treue, geliebte Lebensgefährtin und Mutter seiner Kinder! Das Jahr 1864 hatte heiter begonnen. Im Fasching fand auf Befehl und nach den Angaben des Königs ein glänzendes Kostümfest im Residenz- theater statt. Die Hofgesellschaft erschien zu demselben in der Tracht, die 100 Jahre früher bei der Eröffnung des Theaters am Hofe des Kurfürsten Max Iii. Joseph die übliche war. Prinz Luitpold stellte den Kurfürsten dar, Königin Marie die Kurfürstin. König Max, fröhlich mit den Fröhlichen, hatte dem Schauspiel und Tanz bis zum Schlüsse beigewohnt. Schon ein paar Wochen später harrte die kalte Winternacht hindurch eine tausendkovfige Menge vor dem erleuchteten Königsschloß und betete für ihren tödlich erkrankten Fürsten und brach in Schluchzen und Wehklagen aus bei der Botschaft, daß sich die guten Augen des Königs für immer geschlossen hatten. An feiner Bahre weinte ein ganzes, wehzerrissenes Volk, denn wir Deutsche danken ehrlich unsern Fürsten Lieb' mit Liebe! Am 14. März gab Prinz Luitpold dem Bruder das letzte Geleit. Unmittelbar darauf rief ihn die Nachricht von der schweren Erkrankung der Erzherzogin Hildegard, Gemahlin Erzherzog Albrechts, nach Wien. Er traf an einem Totenbette ein. Die erst 38 jährige war dem Excelsior! ihres königlichen Bruders nachgefolgt. . . In schwarzen Gewändern, in aller Stille beging der Heimgekehrte am 15. April mit seiner Familie die 20jährige Hoch-

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 526

1906 - München : Oldenbourg
526 109. Richard Wagners Berufung durch König Ludwig Ii. nach mir auszusenden: während ich den Leidensbecher bis auf die untersten Hefen leere, sucht mich der K. Abgesandte bereits in meiner herrenlosen Wohnung in Penzings auf." Waguer ist aus Penzing vor seinen ungeduldigen Gläubigern entflohen, wendet sich nach Mariafeld bei Zürich und fällt dort der ihm befreundeten Familie Wille als Gast ins Haus. Doch auch von hier treibt ihn nach ungefähr sechswöchigem Aufenthalt die Verzweiflung weiter, zunächst nach Stuttgart. An demselben Tage, da er sich gerade vorbereitet „irgendwo in der Welt zu verschwinden", wo ihn die Dränger nicht finden könnten, als er den Koffer packt um in die Einsamkeit der Rauhen Alb zu flüchten, wird ihm ein Besuch gemeldet; die Visitenkarte lautet: v. Pfistermeister, secretaire aulique de 8. M. le roi de Baviöre. Von Wien nach Mariaseld, nach Stuttgart war der Abgesandte des bayerischen Herrschers dem Flüchtling nachgereist. Er überreicht Wagner eine Photographie des Königs und einen kostbaren Rubinring und verkündigt ihm im Namen Ludwigs Ii., daß, so wie dieser Stein glühe, auch er vom Verlangen ihn zu sehen brenne. Wagner eilt in Begleitung des Abgesandten nach München. Am andern Tage macht er dem jungen König seine erste Aufwartung. Noch abends berichtet er freudetrunken der Freundin in Mariafeld von der wunderbaren Wendung seines Geschickes: „Sie wissen, daß mich der junge König von Bayern aussuchen ließ. Heute wurde ich zu ihm geführt. Er ist leider so schön und geistvoll, seelenvoll und herrlich, daß ich fürchte, sein Leben müsse wie ein flüchtiger Göttertraum in dieser gemeinen Welt zerrinnen. Er will, ich soll immerdar bei ihm bleiben, arbeiten, ausruhen, meine Werke aufführen; er will mir alles geben, was ich dazu brauche; ich soll die Nibelungen fertig machen und er will sie aufführen, wie ich will. Ich soll mein unumschränkter Herr sein, nicht Kapellmeister, nichts als ich und sein Freund. . . . Alle Not soll von mir genommen sein, ich soll.haben, was ich brauche — nur bei ihm soll ich bleiben. Von dem Zauber seines Auges können Sie sich keinen Begriff machen. Wenn er nur leben bleibt! Es ist ein zu unerhörtes Wunder. . Voll rührenden Mitleids, zarter Sorge, dankbarer Liebe und glücklich im Bewußtsein helfen zu können schreibt der König am nächsten Tage an den über seinen mächtigen Schutz Überseligen: „Seien Sie überzeugt, ich will alles tun, was irgend in meinen Kräften steht, um Sie für vergangene Leiden zu entschädigen; die niedern Sorgen des Alltagslebens will ich von Ihrem Haupte auf immer verscheuchen, die ersehnte Ruhe will ich Ihnen bereiten, damit Sie im reinen Äther Ihrer Kunst die mächtigen Schwingen Ihres Genius ungestört entfalten können! — Unbewußt waren Sie der Quell meiner Freuden, von meinem Jünglingsalter an ein Freund, der mir zum Herzen sprach, mein Lehrer und Erzieher." 1) bei Wien.

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 535

1906 - München : Oldenbourg
111. Eine Reise König Ludwigs Ii. 535 Kurz vor 4 Uhr bei herrlichstem Winterwetter traf der Königszug in Nürnberg ein. Er habe sich gefreut, sagte der König, nach Nürnberg zu kommen und sich vorgenommen alle Wunden, die leider der Krieg geschlagen, zu heilen; freuen würde es ihn auch, wenn Handel und Industrie wieder erblühten ; für die loyale und taktvolle Haltung Nürnbergs während der preußischen Besetzung müsse er seine vollste Befriedigung aussprechen. Das Hoflager wurde aus der alten Hohenzollernburg genommen. Um der neubefeftigten Freundschaft zwischen den beiden Königshäusern und Staaten einen symbolischen Ausdruck zu geben hatte König Ludwig in einem Schreiben vom 30. August des Jahres dem Könige von Preußen angeboten die ehrwürdige Burg seiner Ahnen gemeinsam mit ihm zu besitzen und bei etwaiger Anwesenheit in Bayern zu bewohnen. Mit Dank nahm König Wilhelm dies entgegenkommende Anerbieten an und wenigstens sein Sohn, Kronprinz Friedrich, hat später davon Gebrauch gemacht. Am Abende seines Ankunftstages erschien der König noch im Theater, wo er trotz eines wieder auftretenden Hustens bis zu dem erst um Mitternacht erfolgten Schlüsse der Vorstellung blieb. Ant Samstag den 1. Dezember brachten die vereinigten Sänger Nürnbergs dem hohen Burgherrn ein Morgenstündchen, woraus wieder großer Empfang erfolgte, und abends 8 Uhr erschien der König aus jenem in der festlich geschmückten Turnhalle abgehaltenen Bürgerballe, für welchen der Bürgermeister schon in Würzbnrg eingeladen hatte. „Wir zweifeln," schrieb am anderen Tage ein Korrespondent der „Allgemeinen Zeitung", „ob seit der Einführung der strengen Hofetikette durch Louis le Grand, der nur mit dieser atmen zu dürfen glaubte, ein König je in solcher gemischten Gesellschaft als Ballgast ausgetreten ist und im vollsten Sinne diese so zu beleben wußte, wie es unser jugendlicher Monarch unter herzlichster Hingabe und wirklicher Aufopferung tat. Denn er hüstelte etwas, wohl infolge der nicht geringen Ermüdungen, denen er auf feiner ersten Provinzreise tagtäglich verfallen muß, wenn er überall so wie hier sich allen Anmutungen hingibt. Volle vier Stunden tanzte der König oder unterhielt sich mit Frauen von allen Lebensaltern und mit Herren, die ihm vorgestellt wurden, mit der ihm eigenen, gewinnenden Liebenswürdigkeit. Die Herzen unserer Damenwelt faszinierte er. Er versteht es den Fluß der Rede im Geleise zu erhalten, immer neue Wendungen sinnend, gewöhnliche Worte meidend." Erst nach Mitternacht entfernte er sich, nochmals freundlich dankend für das ihm zum Geleite zugerufene tausendfache Hoch. Der Ausgang des Burghofes wie der Burgberg war stets von Tausenden, namentlich Landleuteu, belagert, die gekommen waren „um ihren jungen König zu sehen." Am 2. Dezember gab es wieder Audienzen, darunter an die Deputation der Universität Erlangen und große Hoftafel. Um 7 Uhr abends kam der König von der Burg herab um die große Illumination zu

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 491

1906 - München : Oldenbourg
103. Eine Fußreise mit König Max Ii. 491 Der König, schon mit einem Fuße auf dem Steg, stutzte, sah den Sprecher lächelnd an und sagte: „Sie haben recht!" und kehrte augenblicklich um. Wir lagerten nus ein paar Schritte seitab unter einer Buche, durch deren grünes Gezweig Graf Pappenheim unsere zusammengesteckten Plaids ganz malerisch zu einer Art schattenden Baldachins schlang, und frühstückten aus der Faust, was wir eben mitgebracht hatten, bei heiterem Plaudern. Ich konnte aber in nachklingendem Eindruck der Szene am Steg den freundlichen Herrn, der feine Erdbeeren verzehrte, nicht ansehen ohne zu denken: Das ist ein wirklicher König! Und die mit Stecknadeln zusammengehefteten Plaids waren so gut ein Thronhimmel wie irgend ein anderer von Sammet und Goldstosf. Nach den Lebensjahren war der König keineswegs der Jüngste unter uns, aber in einem Stücke fühlte er jugendlicher als wir alle: er hatte sich eine Begeisterung für die reine Naturschönheit, für die landschaftliche Poesie bewahrt, wie sie nur dem Jünglingsalter eigen zu fein pflegt. Sonst ein durchaus moderner Mensch, erschien er in dem seinen Auskosten der Lyrik eines anmutigen Naturbildes fast wie ein Zeitgenosse Höltys ober besser Hölderlins. Denn er liebte es, gleich letzterem, den sinnlich reizenden Eindruck durch Gedankenbilder zu beseelen. Wie häufig sahen wir ihn mit dem Buche in der Hand unter einem Baume rasten, indes er wechselnd in der Landschaft schwelgte und stimmungsverwandte Verse las! Bei einem Abendspaziergang im Nymphenburger Park führte er mich einmal — es war lange vor unserer Gebirgsreife — zu einer mit dichtem Gehölz bedeckten Insel, welche in einem Kanal zwischen den verwachsenen Ufern gar lauschig versteckt liegt, und erzählte mir, die stille Schönheit dieses Eilandes habe ihn als Knaben zu seinem ersten Gedicht verlockt. Damals fei ihm nämlich der unwiderstehliche Wunsch erwacht die Insel souverän zu besitzen und er habe sich dann Besitz und Herrschaft in Versen von feinem Vater erbeten. Der König wie der Poet war zugleich in ihm geweckt worden durch die schöne Natur. Ob ihm der Vater die Bitte gewährte? Ich entsinne mich dessen nicht mehr. Aber was der Prinz als Knabe gewünscht, das schuf er sich in späteren Jahren doch, geraume Zeit bevor er den Thron bestieg: Hohenschwangau wart) dem jungen Manne die Verwirklichung jenes kindlichen Wunsches, der freie, fürstliche Herrfcherfitz in der einsamen Hochgebirgsnatur. Wir rasteten auf unserer Reife einige Tage auf dieser reizenden Burg. Als ich mit dem Könige eine Rundfahrt durch die nächste Umgebung Hohenschwangaus machte, gestand er freilich, daß er dem einsamen Asyle neuerdings etwas untreu geworden sei: „Die Waldstille," so etwa sagte er, „zog mich hieher, ich suchte die schweigende, von Menschen unberührte Natur. Denn in unserer Jugend lockt und befriedigt uns das traumhafte Naturleben voll und ganz. In reiferen Jahren aber wollen wir Menschen sehen, wir suchen das Walten des gegenwärtigen Volkes ober die Denkmale der Geschichte, verklärt

8. Die außereuropäischen Erdteile - S. uncounted

1911 - München : Oldenbourg
ftlbo mit Kaiser Wilhelmspitzc «100 m Mjttn r; ^ Der Kl limandscharo. Nach dem Originalbilde des Freiherrn von Pechmann. Der Kilimandscharo, ein erloschener Vulkan, ist die gewaltigste Berggestalt von ganz Afrika. Unvermittelt erhebt er sich aus der weiten ostafrikanischen Lateritsteppe bis in die Region des ewigen Schnees als eine weithin sichtbare Landmarke. Gegen Westen fällt er zum ostafrikanischen Graben ab. Der vergletscherte Hauptgipfel (Kibo) bildet einen Riesenkrater von 2 km Durchmesser. Statt Lava läßt der erloschene Vulkan jetzt einen Gletscherstrom durch eine Kraterlücke austreten. Stärker verwittert ist der zackige Mavensi, vermutlich der ältere Gipfel. Den Boden der Steppe decken harte Gräser, Dorngestrüpp und Schirmakazien, vereinzelt auch riesige Affenbrotbäume.

9. Die außereuropäischen Erdteile - S. 62

1911 - München : Oldenbourg
Exzelsior-Geiser im Uellowstonepark. Das Wunderland am Uellowstone ist ein vulkanisches Gebiet, reich an Kratern, heißen Quellen und besonder? an Geisern. Der Exzelsior-Geiser. die größte Springquelle auf der Erde, hat ganz unregelmäßige Ausbrüche. Mit brüllendem Getöse erhebt sich die heiße, über 2v m breite Flut bis Iso m in die Luft und prasselt wieder herunter wie ein Wolken- druch. während die Gegend weitumher in Dampfwolken eingehüllt wird. Andere speien ganz regelmäßig, wie der Olt» Faithfull (= der alte Getreue). Die Zahl der Springquellen im Uellowstonepark beträgt an 100. Sinterterrassen im Vellowstonepark. Die heißen Duellen bilden durch ihre Absätze übereinanderliegende Sinterterrassen von bald blendend weißer bald roter oder gelber Farbe, über die sie herabströmen. Ihre Zahl wird auf 3—4000 geschätzt.

10. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 22

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 22 — mäßig, so daß Felsen von allen Größen und Formen aus den Gestemstrümmern hervor- ragen. Dazu kommt dann als zweite umbildende und zerstörende Macht der Wind. Er leistet eine doppelte Arbeit. Die eine besteht darin, daß er den Staub und Sand erfaßt und oft weithin fortträgt. Daher sind die höheren Gebiete der Sahara meist Fels- und Kieswüste. Der Wind bläst alle feinen Stoffe weg und lagert sie in den tiefer liegenden Landschaften ab, wo darum die Scmdwüste vorherrschend ist. Die gewaltigen Dünen der Libyschen Wüste und der w. Sahara sind nichts anders als Anhäufungen von Sand, den der Wind von den Hochflächen und aus den Gebirgen hier zusammengeweht hat. Aber der Wind trägt auch zur Zerstörung des Gesteins bei. Er dringt in alle Ritzen der Felsen ein, bläst die feinkörnigen Bindemittel heraus und hilft so das Gefüge lockern. Ist er mit Sand beladen, so übt er zugleich eine wetzende, abschleifende Wirkung aus (Kor- rasion). Von dem heftigen Anprall der Sandkörner werden alle Felsoberflächen geglättet und erhalten einen eigenartigen Firnisglanz. Die weichen Teile der Gesteine werden natürlich stärker angegriffen und weggescheuert, und so bilden sich auf den Felsen eigen- tümliche Streifen, Rillen und rundliche Vertiefungen. Aus der vereinigten Arbeit der Wärmeschwankung und des Windes gehen oft die merkwürdigsten Gebilde hervor. „Hier scheinen", schreibt Walther, „Pilze oder Kohlköpfe von rotem Granit aus dem Boden zu wachsen (Abb. 5), dort bilden riesige Blöcke ein gewaltiges Haufenwerk. Tiefe Höhlen kriechen in die Felsen hinein, als ob riesige Wühltiere sie ausgegraben hätten. Hier liegt ein großer Block, der innen so hohl ist, daß ein Einsiedler leicht seine Wohnung darin aufschlagen könnte. Überall erkennen wir mit wenig Phantasie grinsende Menschenköpfe und abenteuerliche Tiergestalten". Eine häufige Erscheinung in der Sahara sind die Zeugen, vereinzelt oder in Gruppen und Reihen aufragende Felsen, die als Überreste einer zusammenhängenden, zerstörten Gesteinsdecke anzusehen sind. Klima. Die Sahara gehört zu den heißesten Landstrichen der Erde. Im Sommer steigt die Hitze um Mittag nicht selten aus 50 °, ja in der Arabischen Wüste am Roten Meere hat man bei bedecktem Himmel schon 65 0 gemessen, und der Sand soll sich auf 70 0 erwärmen, so daß man Eier darin sieden kann. „In der Sahara ist die Erde Feuer und der Wind eine Flamme", sagt der Araber. Im Gegensatze zu den Tagen sind die Nächte kühl. Man hat tägliche Wärmeschwankungen bis zu 41 0 beobachtet, und im Winter fällt das Thermo- meter des Nachts nicht selten auf 1—6 0 unter Null. Die Ursachen dieser scharfen Gegensätze sind der kahle Fels- und Sandboden, der sich rasch er- hitzt, aber auch ebenso schnell wieder erkaltet, und der fast immer wolkenlose Himmel, der die Wärme ungehindert ausstrahlen läßt, wozu dann noch die weite Entfernung der Sahara vom Weltmeere kommt, das nnr in den w. Küsten- gegenden seinen Einfluß geltend machen kann. Was die Sahara aber zur Wüste macht, ist nicht die Hitze, sondern der Mangel an Niederschlägen. Ob es Gebiete in ihr gibt, die völlig regenlos sind, ist allerdings fraglich, Selbst in den trockensten Gegenden hat man wölken- bruchartige Güsse beobachtet; aber sie sind selten, und es können mitunter Jahre vergehen, ehe ein Tropfen den Boden befeuchtet. Doch bildet sich bei der starken nächtlichen Abkühlung häufig Tau. Infolge der Trockenheit ist die Sahara ohne einen dauernd fließenden Wasserlauf. Zwar trifft man nicht selten auf Flußtäler,
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