Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 441

1906 - München : Oldenbourg
87. Goldbergwerke und Goldwäschereien in Bayern. 441 machten, als sie der Verfasser zuerst selbst vorlas, schreibt eine seiner Schülerinnen : „Mit Sehnsucht warteten wir, bis sich die Türe öffnete und der geliebte Jugendfreund mit der Schrift in der Hand eintrat. Der eben behandelte Gegenstand wurde beendigt und der Lehrer selbst wie seine Schüler horchten nun mit gespannter Aufmerksamkeit dem überaus schöueu Vortrage. Nicht selten wurde die Rührung groß, Tränen flössen und ein lautes Schluchzen entstand. Wir merkten die vorgeschrittene Zeit nicht und bestürmten mit Bitten den ermüdeten Vorleser fortzufahren. Von einem Sonntag zum anderen freute man sich, wenn eine Erzählung angefangen war, auf die Fortsetzung derselben am nächsten Sonntag. Zuweileu bekamen wir als Hausaufgabe den Auftrag eiue Erzählnng nachzuschreiben. Die schönen Erzählungen blieben aber nicht bloße Gedächtuisfache, sie bestimmten auch die Handlungsweise sehr vieler Jungfrauen Thannhausens. Man sah recht viele sittsame, unschuldige und fleißige Mädckeu aufblühen, die sich die hervorleuchtenden Tugenden einer ,Genovevas einer ,Rosa von Tannenburg' und einer ,Maria im Blumen-körlxheit' zu Musterbildern wählten und seru von Weltsinn und Eitelkeit ihre Freude in Gott und stillen häuslichen Tugeudeu suchten zur Freude ihrer Eltern und Lehrer." Diese Erzählungen zuerst in einem unbekannten Dorfe verfaßt und der Dorfjugend dortselbst vorgelesen fanden allmählich den Weg durch ganz Europa und sogar über den Ozean. 87. Goldbergwerke und Goldwäschereien in Bayern. Von A. Geistbeck.* Vom sagenumwobenen Argonautenzug an, dessen Verlauf noch dem Dunkel der vorgeschichtlichen Zeit angehört, bis zum jüngsten Kriegszug der Engländer ins friedliche Burenland, immer und überall hat das Gold, das mit Recht als „König der Metalle" gepriesen wird, in den Beziehungen der Menschen untereinander, im Handel und Verkehr, in der Kunst und Wissenschaft eine bedeutsame Rolle gespielt, freilich nicht immer in fegenbringender Weise. Der römische Geschichtschreiber Tazitns preist daher die Deutschen glücklich, daß ihnen eine gütige Gottheit das Gold versagt habe. In der Tat, Deutschland ist niemals ein Goldland gewesen, wie man nach der Zahl der Schürfbriefe und nach der Fülle der Literatur hierüber schließen könnte; es ist vielmehr nur kärglich mit Gold ausgestattet, obwohl seine Berge und Flüsse im Süden, Osten und Westen Gold halten. Dessen spärliches Vorkommen wie die kostspielige Gewinnung schließen eiue Ausbeutung im großen aus, so daß das edle Metall billiger und bequemer vom Auslande bezogen wird. In früheren Jahrhunderten lagen indessen die Verhältnisse anders als heutzutage. Die ungeheuren Goldschätze der Nordamerikanifchen Union, Australiens und Südafrikas waren noch unerfchloffen, das gleißende Metall war

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 539

1906 - München : Oldenbourg
112. Prinz Karl von Bayern. 539 Baviere«; so steht sein Bild in der Erinnerung derer, die ihn zu Beginn der zwanziger Jahre in Kreuth gesehen, wenn er neben dem Stuhle seines Vaters stand und dieser sachte den Arm um seine Hüfte legte. Die übrigen Kinder des Königs machten sich eben zu einem Ausflug auf den Weg. „Möchtest du mitgehen, Karl?" fragte ihn der Vater in seiner milden Weise. „Wenn du nicht recht gern mitgehen willst, dann bleib bei mir!" Und wie ein Freudenstrahl flog es über das Antlitz des guten Max, wenn sich der Sohn dann plaudernd bei ihm niederließ, er war ja vor allen anderen sein Liebling. Bis in die spätesten Jahre blieb ihm diese vornehme Schönheit eigen, aber sie war nur die äußere Erscheinungsform jenes fürstlichen Zuges, der durch sein ganzes Wesen ging. Noch unendlich entschiedener und prägnanter trat dieser Zug in seinen geistigen Eigenschaften, in feinem Charakter, in seiner Lebensgewohnheit hervor. All sein Denken und Fühlen war getragen vom Selbstbewußtsein seiner Würde, aber nicht nur der Rechte, sondern vielleicht noch mehr der Pflichten, die ihm diese Würde gab, war er sich bewußt. Er war vielleicht der reinste Typus jener echten Aristokratie, die immer mehr in unserer Zeit verschwindet; er war die lauterste Verkörperung der historischen Idee: noblesse oblige. Selbst in den kleinsten Beziehungen des täglichen Lebens betätigte sich dieser Zug; nicht nur im Sinne des Kavaliers, sondern im höchsten und besten Sinne des Wortes war er ein „ritterlicher Charakter". Auch denen gegenüber, die unter ihm standen, hat er niemals diese Noblesse vergessen, und wenn er die volle Ehrerbietung in Anspruch nahm, die seiner Stellung gebührte, so erwiderte er sie seinerseits durch jene feinfühlige und rücksichtsvolle Art, in der sich die Achtung vor den Menschen kundgibt. Kein geringschätziges Wort kam über seine Lippen, gegen hoch und niedrig wahrte er die gleiche Delikatesse und selbst der gemeine Mann fühlte die innere Vornehmheit heraus, die in diesem Benehmen lag. Seine Pünktlichkeit ist beinahe sprichwörtlich geworden, aber auch sie beruhte auf seiner rücksichtsvollen Natur, sie war ihm keine äußere, sondern eine innere Gewohnheit. Wenn er nur zehn Minuten später kam, als feine Ansage gelautet, so sandte er einen Diener voraus um den unfreiwilligen Aufschub zu melden und mehr als einmal entschuldigte er sich nach Wochen, wenn er Personen nicht ersannt und sie deshalb vielleicht weniger herzlich begrüßt als sonst. Einen Nachbar hatte er mündlich beruhigt, daß er ihm nicht die Aussicht durch Erhöhung einer gegenüberliegenden Scheuer verbauen werde, und als nach 30 Jahren der Neubau jener Scheune wirklich nötig war, da konnten die dringendsten Gründe der Zweckmäßigkeit ihn nicht bewegen das Dach auch nur um einen Zoll zu erhöhen. „Der Mann, dem ich es versprochen, ist zwar seit 15 Jahren tot und die ©einigen wissen viel-

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 648

1906 - München : Oldenbourg
648 142. Unser Prinzregent Luitpold. erhabene Szenen eines großen Krieges sah er und dann wieder als frohgemuter Jäger „Felsenhörner, verklärt im goldnen Strahl, Und bämmernb mitten inne das grünste Alpental . . " Seine Kindheit war ein Idyll. Über die deutschen Schlachtfelder schritt wieder der Säemann, einer lohnenden Ernte gewiß. Des Neugeborenen Großvater, König Max Joseph, durfte nun ganz und voll das sein, wozu ihn sein heiteres und gütiges Gemüt bestimmte: ein Friedenssürst, ein väterlicher Freund seines Volkes. Daß der drittgeboreue Sohn des Kronprinzen in der Taufe den echt deutschen Namen Luitpold erhielt, war wohl nicht allein dem Stammvater des Hauses, dem tapferen Ungarnbesieger zu Ehren, es entsprach so ganz Ludwigs nationaler Gesinnung. Wie entschieden dieser königliche Patriot ans deutsche Erziehung in seiner Familie drang, beweist die bekannte Stelle in den Verhaltungsmaßregeln, die er dem Lehrer seines Erstgeborenen, dem Schottenpriester Mac Jver, erteilte: „Teutsch soll mein Sohn werden, ein Bayer, aber teutsch vorzüglich, nie Bayer zum Nachteil der Teutschen!" Den Erzieher Luitpolds, von Hohenhausen, ermahnt der König, daß er den Prinzen unermüdlich ansporne sich durch eigenen Wert seines bevorzugten Standes würdig zu erweisen. Eine tüchtige Erziehung traf mit glücklicher Veranlagung zusammen. Auch unsere Tugenden bedürfen einer Schule. Dank dieser ist unser Fürst bei tiefer Religiosität nicht unduldsam, immer wohltätig und doch kein Verschwender, für die schönen Künste begeistert und doch ein Mann von common sense, von vollem Verständnis für die Bedingungen und Schranken der realen Welt. Auf körperliche Kräftigung und Abhärtung des Prinzen wurde großer Wert gelegt, der Jüngling in allen den Künsten unterrichtet, welche die Muskeln stählen, die Sinne schärfen, und indem sie uns gewandt, beweglich, selbstsicher machen, unsere Willens- und Tatkraft steigern. Gewiß wird der Fürst im Wohlgefühle seiner fast jugendlichen Rüstigkeit seines Lehrers, des Turnvaters Maß manu, dankbar gedenken. Ein unermüdlicher Tänzer, vorzüglicher Fechter, schneidiger Reiter, unübertroffener Schütze und Bergsteiger — so wird nns der Jüngling, von denen, die ihm näher standen, geschildert. Wie er als Sohn, was er den Seinen war, erfahren wir aus einem Gedicht, das ihm König Ludwig zum 12. März 1843 widmete: „Iweiunbzwanzig Jahre schon sinb Dir geworben, boch niemals Hast Du die (Eltern gekränkt, Frenbe bereitend allein!" Eine Fürstenerziehung nach edelsten Grundsätzen ließ König Ludwig seinem Liebling angedeihen. „Luitpold soll alle erforderlichen Kenntnisse erwerben", schrieb der König 1838 an seinen Sohn Otto, „denn sollte er einstmals auf den Thron gelangen (mein Vater und Du waren auch Nachgeborene), foll er wohl vorbereitet sein!" Ein prophetisches Wort, ein gutes Wort! „Bereit sein" ist alles.

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 650

1906 - München : Oldenbourg
650 142. Unser Prinzregenl Luitpold. der Prinz f&tne Verlobte im schönsten Dome der Welt, im Dom zu Florenz, zum Traualtar. Der deutsche Prinz muß einen liebenswürdigen Eindruck auf die Landsleute seiner Braut gemacht haben. Als ich vor zehn Jahren auf einer Wanderung durch umbrisches Gelände in dem bescheidenen Dörfchen Ripafratta Rast machte, wurde ich vom greisen Wirtspaar mit gutmütiger Neugier nach dem Wohin und Woher gefragt. Als ich meine Heimat nannte, erinnerten sich die Alten sofort des principe bavarese, der — molto tempo sä — in Firenze Hochzeit hielt, und wurden bei meinen Nachrichten von ihm jugendlich lebendig! Das glückliche Familienleben trug wesentlich dazu bei, im reifenden Manne das schölte Gleichgewicht von Wollen und Können, von Ehrgeiz und Einsicht zu festigen, das den Hochgestellten sowohl vor abenteuerlichen Wagnissen, zu denen das Jahr 1848 genugsam Gelegenheit bot, wie vor verhängnisvollem Widerstreben gegen das Unabwendbare schützte. Eine neue Zeit im Völkerleben meldete sich stürmisch an. Der Prinz' blieb der rechtschaffene, pflichtgetreue Maun wie immer. Die Unruhe und Schwüle der Gemüter bei der Veränderung Jahrhunderte gültiger Werte, wenn sie je seiner sich bemächtigten, trug er nicht in den Frieden seines Daheims. Erst in den sechziger Jahren kamen die Prüfungen, unter denen er um ein Wort Schillers zu gebrauchen „die Erfahrung seiner Kraft machte" und bewies, daß es nicht nur bk glücklichen Umstände waren, die ihm „alle Pflichten zum leichten Spiel" gestalteten. Entrissen ward ihm in einer kurzen Spanne Zeit der Bruder und treueste Freund, sein edler König Max, die Schwester Hildegard, die treue, geliebte Lebensgefährtin und Mutter seiner Kinder! Das Jahr 1864 hatte heiter begonnen. Im Fasching fand auf Befehl und nach den Angaben des Königs ein glänzendes Kostümfest im Residenz- theater statt. Die Hofgesellschaft erschien zu demselben in der Tracht, die 100 Jahre früher bei der Eröffnung des Theaters am Hofe des Kurfürsten Max Iii. Joseph die übliche war. Prinz Luitpold stellte den Kurfürsten dar, Königin Marie die Kurfürstin. König Max, fröhlich mit den Fröhlichen, hatte dem Schauspiel und Tanz bis zum Schlüsse beigewohnt. Schon ein paar Wochen später harrte die kalte Winternacht hindurch eine tausendkovfige Menge vor dem erleuchteten Königsschloß und betete für ihren tödlich erkrankten Fürsten und brach in Schluchzen und Wehklagen aus bei der Botschaft, daß sich die guten Augen des Königs für immer geschlossen hatten. An feiner Bahre weinte ein ganzes, wehzerrissenes Volk, denn wir Deutsche danken ehrlich unsern Fürsten Lieb' mit Liebe! Am 14. März gab Prinz Luitpold dem Bruder das letzte Geleit. Unmittelbar darauf rief ihn die Nachricht von der schweren Erkrankung der Erzherzogin Hildegard, Gemahlin Erzherzog Albrechts, nach Wien. Er traf an einem Totenbette ein. Die erst 38 jährige war dem Excelsior! ihres königlichen Bruders nachgefolgt. . . In schwarzen Gewändern, in aller Stille beging der Heimgekehrte am 15. April mit seiner Familie die 20jährige Hoch-

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 337

1906 - München : Oldenbourg
63. Ein Urteil über den bayerischen Volkscharakler. 337 die Erzählung. Das sind denn aber Schwärmereien, wird mancher kalte Leser sich denken und ich kenne den gewöhnlichen, oft gefährlichen Einfluß derselben so gut wie jeder, der das mir einwenden kann; aber ich weiß auch, daß zu dieser Schwärmerei eine Stärke der Einbildungskraft und Nerven gehören, die mancher Nation (man muß auch darum ihre Nüchternheit nicht eine geläuterte Denkungsart nennen) versagt worden ist. Ich für meinen Teil halte nichts auf den Menschen, der keinen Hang dazu hat, und wer am Abende zittert, weil er den abgeschiedenen Freund kalt an seiner Seite zu fühlen glaubt, ist mir als Freund, als Gelehrter, als Vater, als Beamter, als Soldat millionen-mal lieber, als wer des Verstorbenen sich erinnern und kaltblütig sprechen kann: hin ist hin! Und tot ist tot! Und so behandeln die Bayern mit hartnäckiger Leidenschaft jeden wichtigen Gegenstand und wo sie einmal mit ihrer Seele an etwas hängen, davon wird nur der Tod sie entfernen. Mit Enthusiasmus handelt der Bayer beim Aufgebote zum Kriege und beim Rufe des Vaterlandes. Nirgends kann vielleicht ein Fürst besser ver- sichert sein, daß er aufrichtig und inwendig geliebt werde, wie von den Bayern, und in dem allemal unglücklichen Falle, daß er genötigt wird sie ins Feld zu rufen, so rasen sie, ohne, wenn ich so sagen darf, sich um Zelt und Säbel zu bekümmern, von Norden und Süden und von Osten und Westen auf und glauben den Feind, wenn sie ihn nur einmal sehen sollten, mit den Händen erschlagen zu können. Eine Beschäftigung, die so wie der Krieg unterhält und ermüdet, scheint ihm notwendig zu sein und in Ruhe und Untätigkeit würde manche Seuche sich ausbreiten. Wenn ein Bayer etwas Vortreffliches zustande bringt, so sehen es die andern an und „es ist schon gut gemacht" sagen sie, gehen davon und lassen sich nicht einfallen aus dem Manne mehr als aus sich selbst zu machen. Niemals wird ein wahrer Bayer sich selbst loben und seine Verdienste herausstreichen. Es gibt keinen auffallenderen Kontrast als etwa einen ausländischen Maler, dessen Hauch aus dem Munde und dessen erstes und letztes Wort eine unsinnige Prahlerei und Erhebung seiner selbst ist, und einen in seine eigene Größe verhüllten, schweigenden Bayern zu sehen. Und wenn nicht Fremde kommen, die den Gelehrten und den Künstler bekannt machen, die Inländer werden es der Welt selten sagen, daß er vorhanden sei. Ich finde in diesem Betragen, das den Bayern keineswegs den Mut benimmt, sehr viel Großes, zumal da die Menschen, die gar zu gerne viel Rühmliches von sich sprechen hören, nicht allemal viel Rühmliches ausüben. Was bei den Bayern entsteht, das entsteht ans innerem Triebe, entsteht ans Liebe zur Sache. ftronseber, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 22

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 645

1906 - München : Oldenbourg
141. König Ludwigs Ii. Persönlichkeit. 645 er ist der Pionier einer neuen Kunst geworden, die wir heute mit ihrer bestimmten Stilrichtung besser schon ahnen können, als es noch bei Ludwigs Lebzeiten der Fall war. Das Naturgröße, das Erhabene, das Naturschöne durch die Kunst zu idealisieren hat Ludwig selbst einmal als eine seiner billigen Privataufgaben bezeichnet, wo ihn weder Neid noch Falschheit stören könne. Für seine Kunstrichtung und seinen Geschmack bezeichnend ist nicht allein die getreue Kopie von dem Versailles Ludwigs Xiv. in Herrenchiemsee oder die bizarre und barocke Stilklitterung in Linderhof, wo Kleintrianon Pate gestanden hat: Neuschwanstein ist int reinsten romanischen Stile gebaut. Das Landhaus auf dem Schachen ist auch in der inneren Einrichtung zum Teil sehr einfach gehalten; in der schlichten Behaglichkeit des Schlosses Berg, das sein Lieblingsaufenthalt während feines ganzen Lebens geblieben ist, hat der König nicht viele Veränderungen vorgenommen. So hat er auch einmal in der Schweiz auf dem Axenftein die für ihn bestimmten Gemächer verschmäht und die einfacheren Zimmer bezogen. Nicht der feenhafte Zauber der Wasserkünste und Grotten, die überladene Pracht der reich ausgestatteten Wohnräume, die romantische Verkörperung der Ideen eines exzentrischen Geistes ist es, was der Kunstkenner in den Königs-schlöffern am meisten bewundert, sondern die stilistische Reinheit, mit der die einmal gehegten Gedanken von Anfang bis zu Ende festgehalten und zumeist zu klarem Ausdruck gebracht worden sind. Und vielleicht nur die wenigsten, die da sehen und staunen, kennen die engsten Beziehungen, in denen alles zu dem königliche« Bauherrn stand. „Jedes Detail, ja jede Linie der Muster, jeden künstlerischen Gebrauchsgegenstand prüfte der König nach. Sein Scharfsinn, seine Erfindungsgabe, sein Sachverständnis, seine aufreibende Tätigkeit hierbei sind bewunderungswert." Es ist anzunehmen, daß Ludwig bei längerer Gesundheit auch von feiner Verehrung für den Stil Ludwigs Xiv. wieder zurückgefunden hätte zur Verkörperung echt deutscher Muster. Dazu berechtigt der Plan zur Burg Falkenstein, und sein byzantinisches Schloß, das ebenfalls unausgeführt blieb, hätte sich wohl berührt mit den archaisierenden Tendenzen - der jüngsten Vergangenheit. Auch wurden die Bauten durchaus nicht unverhältnismäßig teuer ausgeführt. Heute, wo die Schulden zumeist getilgt sind, hat das Land tu der Tat allgemeinen Nutzen von dem Fremdenverkehr, den alljährlich die Königsschlösser in das Gebirge ziehen. Schon als 18 jähriger Jüngling zeigte Ludwig jene liebenswürdige Freude ant Geldausgeben, die ihm später so verhängnisvoll geworden ist; als er das erste Portemonnaie erhielt, eilte er zu einem Juwelier, dem er den Preis für ein der zärtlich geliebten Mutter zugedachtes Medaillon selbst entnehmen ließ. Wenn die Schlösser ihren Platz am Saunte des Gebirges oder inmitten der Alpenlandschaft fanden, so erklärt sich das aus der Vorliebe Ludwigs für die bayerischen Berge, die er mit allen unseren Königen teilte. Größere Reifen hat er während feiner Regierung nicht gemacht. Abgesehen von zwei Ans-

7. Die außereuropäischen Erdteile - S. uncounted

1911 - München : Oldenbourg
ftlbo mit Kaiser Wilhelmspitzc «100 m Mjttn r; ^ Der Kl limandscharo. Nach dem Originalbilde des Freiherrn von Pechmann. Der Kilimandscharo, ein erloschener Vulkan, ist die gewaltigste Berggestalt von ganz Afrika. Unvermittelt erhebt er sich aus der weiten ostafrikanischen Lateritsteppe bis in die Region des ewigen Schnees als eine weithin sichtbare Landmarke. Gegen Westen fällt er zum ostafrikanischen Graben ab. Der vergletscherte Hauptgipfel (Kibo) bildet einen Riesenkrater von 2 km Durchmesser. Statt Lava läßt der erloschene Vulkan jetzt einen Gletscherstrom durch eine Kraterlücke austreten. Stärker verwittert ist der zackige Mavensi, vermutlich der ältere Gipfel. Den Boden der Steppe decken harte Gräser, Dorngestrüpp und Schirmakazien, vereinzelt auch riesige Affenbrotbäume.

8. Die außereuropäischen Erdteile - S. 62

1911 - München : Oldenbourg
Exzelsior-Geiser im Uellowstonepark. Das Wunderland am Uellowstone ist ein vulkanisches Gebiet, reich an Kratern, heißen Quellen und besonder? an Geisern. Der Exzelsior-Geiser. die größte Springquelle auf der Erde, hat ganz unregelmäßige Ausbrüche. Mit brüllendem Getöse erhebt sich die heiße, über 2v m breite Flut bis Iso m in die Luft und prasselt wieder herunter wie ein Wolken- druch. während die Gegend weitumher in Dampfwolken eingehüllt wird. Andere speien ganz regelmäßig, wie der Olt» Faithfull (= der alte Getreue). Die Zahl der Springquellen im Uellowstonepark beträgt an 100. Sinterterrassen im Vellowstonepark. Die heißen Duellen bilden durch ihre Absätze übereinanderliegende Sinterterrassen von bald blendend weißer bald roter oder gelber Farbe, über die sie herabströmen. Ihre Zahl wird auf 3—4000 geschätzt.

9. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 22

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 22 — mäßig, so daß Felsen von allen Größen und Formen aus den Gestemstrümmern hervor- ragen. Dazu kommt dann als zweite umbildende und zerstörende Macht der Wind. Er leistet eine doppelte Arbeit. Die eine besteht darin, daß er den Staub und Sand erfaßt und oft weithin fortträgt. Daher sind die höheren Gebiete der Sahara meist Fels- und Kieswüste. Der Wind bläst alle feinen Stoffe weg und lagert sie in den tiefer liegenden Landschaften ab, wo darum die Scmdwüste vorherrschend ist. Die gewaltigen Dünen der Libyschen Wüste und der w. Sahara sind nichts anders als Anhäufungen von Sand, den der Wind von den Hochflächen und aus den Gebirgen hier zusammengeweht hat. Aber der Wind trägt auch zur Zerstörung des Gesteins bei. Er dringt in alle Ritzen der Felsen ein, bläst die feinkörnigen Bindemittel heraus und hilft so das Gefüge lockern. Ist er mit Sand beladen, so übt er zugleich eine wetzende, abschleifende Wirkung aus (Kor- rasion). Von dem heftigen Anprall der Sandkörner werden alle Felsoberflächen geglättet und erhalten einen eigenartigen Firnisglanz. Die weichen Teile der Gesteine werden natürlich stärker angegriffen und weggescheuert, und so bilden sich auf den Felsen eigen- tümliche Streifen, Rillen und rundliche Vertiefungen. Aus der vereinigten Arbeit der Wärmeschwankung und des Windes gehen oft die merkwürdigsten Gebilde hervor. „Hier scheinen", schreibt Walther, „Pilze oder Kohlköpfe von rotem Granit aus dem Boden zu wachsen (Abb. 5), dort bilden riesige Blöcke ein gewaltiges Haufenwerk. Tiefe Höhlen kriechen in die Felsen hinein, als ob riesige Wühltiere sie ausgegraben hätten. Hier liegt ein großer Block, der innen so hohl ist, daß ein Einsiedler leicht seine Wohnung darin aufschlagen könnte. Überall erkennen wir mit wenig Phantasie grinsende Menschenköpfe und abenteuerliche Tiergestalten". Eine häufige Erscheinung in der Sahara sind die Zeugen, vereinzelt oder in Gruppen und Reihen aufragende Felsen, die als Überreste einer zusammenhängenden, zerstörten Gesteinsdecke anzusehen sind. Klima. Die Sahara gehört zu den heißesten Landstrichen der Erde. Im Sommer steigt die Hitze um Mittag nicht selten aus 50 °, ja in der Arabischen Wüste am Roten Meere hat man bei bedecktem Himmel schon 65 0 gemessen, und der Sand soll sich auf 70 0 erwärmen, so daß man Eier darin sieden kann. „In der Sahara ist die Erde Feuer und der Wind eine Flamme", sagt der Araber. Im Gegensatze zu den Tagen sind die Nächte kühl. Man hat tägliche Wärmeschwankungen bis zu 41 0 beobachtet, und im Winter fällt das Thermo- meter des Nachts nicht selten auf 1—6 0 unter Null. Die Ursachen dieser scharfen Gegensätze sind der kahle Fels- und Sandboden, der sich rasch er- hitzt, aber auch ebenso schnell wieder erkaltet, und der fast immer wolkenlose Himmel, der die Wärme ungehindert ausstrahlen läßt, wozu dann noch die weite Entfernung der Sahara vom Weltmeere kommt, das nnr in den w. Küsten- gegenden seinen Einfluß geltend machen kann. Was die Sahara aber zur Wüste macht, ist nicht die Hitze, sondern der Mangel an Niederschlägen. Ob es Gebiete in ihr gibt, die völlig regenlos sind, ist allerdings fraglich, Selbst in den trockensten Gegenden hat man wölken- bruchartige Güsse beobachtet; aber sie sind selten, und es können mitunter Jahre vergehen, ehe ein Tropfen den Boden befeuchtet. Doch bildet sich bei der starken nächtlichen Abkühlung häufig Tau. Infolge der Trockenheit ist die Sahara ohne einen dauernd fließenden Wasserlauf. Zwar trifft man nicht selten auf Flußtäler,

10. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 107

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 107 — da, wo sich Seitentäler öffnen, auch fruchtbare Oasen. S. vom See hebt sich das Land wieder und bildet das Wadi el Araba, das sich als südlichster Teil des Syrischen Grabens bis zum Roten Meere fortsetzt. Eine besondere Beachtung verdient der südliche, durch eine vorspringende Halbinsel abgetrennte Teil des Sees. Er ist sehr seicht, und hier lag wahrscheinlich das fruchtbare Tal Tiddim mit den untergegangenen Städten Sodom und Gomorra. Zwei deutsche Geologen, Nötling und Blankenhorn, haben die Gegend eingehend untersucht, sind aber bezüglich des Vorganges zu verschiedenen Ergebnissen gekommen. „Nötling bringt das Ereignis mit einem vulkanischen Ausbruche in Verbindung, wie solche in geschichtlicher Zeit hier noch stattgefunden hätten. Ganz in der Nähe, in Moab, zeigen sich überall Spuren vulkanischer Tätigkeit. Durch ein Erdbeben sei ein verstopfter Ausbruchskanal geöffnet worden, ein Ausbruch habe Asche und Lapilli ausgeschüttet und eine Rauchsäule aufsteigen lassen: die Rauchsäule, die Abraham am Rande des Hochlandes bei Hebron sah, „glich der Rauchsäule aus einem Schmelzofen". Blankenhorn dagegen bringt das Ereignis in Verbindung mit einer weiteren Entwicklung der Grabenversenkung durch Untersinken längs der Spalten. Er sieht darin die Fortsetzung oder das letzte Stadium der Vorgänge, die die ganze Grabenversenkung gebildet haben. Den Feuer- und Schwefelregen erklärt er durch hervordringende, durch Selbstentzündung in Brand geratene Kohlenwasserstoff- und Schwefelwasserstoffgase. Die Bibelworte deuten auf Niederwerfen und Einsturz der Städte durch Erdbeben. Die Städte wurden „umgekehrt". Die losen Massen auf der Talsohle sanken ein, das Grundwasser brach hervor, und das Tote Meer überflutete die Niederung, Erscheinungen, die ähnlich auch in neuerer Zeit, z. B. 1862 am Südende des Baikalsees, beobachtet worden sind" (Th. Fischer). Das Ostjordanland trägt in viel höherem Maße das Gepräge einer Hoch- fläche als das Westjordanland. Nur nach dem Ghor hin ist es stark von Schluchten zerrissen. Ö. vom Toten Meere erheben sich die Moabiterberge und das schwer zugängliche Pisgagebirge mit dem Nebo. Die Landschaft Moab hat fruchtbaren Boden und war im Altertum gut angebaut und dicht bevölkert und hat auch heute noch neben Steppen Wälder und Ackerland. Weiter n. liegt die Landschaft Hauran, ein Gebiet erloschener Feuerberge mit noch wohlerhaltenen Kratern und großen Lavafeldern. Das Gebirge Hauran, dessen höchster Punkt den Rigi übertrifft, wirkt als Regenfänger und entsendet nach W. hin zahlreiche Bäche. Diese durchfließen die etwa 3099 qkm große, äußerst fruchtbare Landschaft Nukra, die den besten Weizen der Erde erzengt und als die Kornkammer Syriens bezeichnet werden kann. Auch das Gebirge selbst liefert viel Getreide und trägt auf seinen Höhen schöne Wälder. Sonst ist das Ostjordanland überwiegend Steppe, ein Land der Viehzucht. Das Klima. Palästina hat zwei Jahreszeiten, Sommer und Winter. Jener ist die Zeit der Dürre, wo vom Juni bis zum Oktober kein Wölkchen am Himmel erscheint, dieser die Regenzeit, die gewöhnlich im Januar ihren Höhe- Punkt erreicht. Auch Schnee fällt mitunter, verschwindet aber sogleich wieder, und das Hochland hat auch einige gelinde Frosttage. Die mittlere Jahreswärme beträgt in Jerusalem 17°; der Januar hat 8,4, der Juli 24,3°. Wärmer ist das Küstenland, tropisch heiß das Ghor. Die Niederschlagsmenge, 60—70 cm,
   bis 10 von 448 weiter»  »»
448 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 448 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 6
2 3
3 6
4 28
5 26
6 3
7 144
8 2
9 3
10 131
11 3
12 4
13 3
14 0
15 1
16 17
17 2
18 90
19 104
20 2
21 14
22 2
23 2
24 18
25 1
26 2
27 4
28 9
29 11
30 3
31 5
32 1
33 69
34 2
35 1
36 10
37 77
38 49
39 8
40 0
41 8
42 26
43 10
44 7
45 82
46 68
47 16
48 8
49 58

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 105
1 112
2 48
3 235
4 144
5 184
6 326
7 71
8 19
9 196
10 18
11 71
12 235
13 69
14 29
15 12
16 139
17 568
18 92
19 20
20 69
21 349
22 28
23 54
24 52
25 114
26 28
27 24
28 91
29 35
30 18
31 39
32 16
33 37
34 38
35 73
36 87
37 70
38 133
39 105
40 108
41 145
42 90
43 146
44 21
45 247
46 81
47 52
48 143
49 301
50 214
51 9
52 289
53 21
54 56
55 65
56 63
57 24
58 15
59 67
60 45
61 80
62 41
63 30
64 65
65 62
66 57
67 36
68 78
69 35
70 881
71 951
72 71
73 68
74 23
75 83
76 75
77 163
78 18
79 34
80 16
81 22
82 55
83 97
84 52
85 26
86 45
87 101
88 32
89 28
90 45
91 95
92 739
93 139
94 139
95 91
96 76
97 22
98 254
99 29

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 108
1 98
2 100
3 182
4 21
5 114
6 160
7 46
8 15
9 49
10 639
11 25
12 490
13 105
14 24
15 2
16 69
17 189
18 142
19 223
20 2
21 71
22 8
23 5
24 596
25 113
26 120
27 4
28 97
29 60
30 96
31 45
32 41
33 768
34 157
35 75
36 17
37 2
38 13
39 156
40 35
41 66
42 93
43 318
44 17
45 18
46 163
47 165
48 60
49 55
50 312
51 496
52 185
53 17
54 207
55 223
56 21
57 15
58 63
59 737
60 80
61 148
62 70
63 13
64 314
65 294
66 7
67 30
68 15
69 44
70 159
71 58
72 370
73 19
74 44
75 152
76 17
77 233
78 40
79 73
80 224
81 1100
82 70
83 95
84 50
85 16
86 22
87 13
88 36
89 185
90 46
91 121
92 47
93 123
94 67
95 230
96 22
97 289
98 21
99 90
100 878
101 14
102 388
103 21
104 14
105 60
106 133
107 89
108 4
109 29
110 187
111 560
112 134
113 37
114 107
115 24
116 409
117 22
118 578
119 69
120 20
121 507
122 30
123 128
124 486
125 157
126 23
127 119
128 29
129 83
130 24
131 412
132 577
133 53
134 6
135 4
136 327
137 43
138 3
139 76
140 174
141 71
142 168
143 209
144 34
145 131
146 13
147 36
148 161
149 7
150 42
151 172
152 292
153 14
154 135
155 132
156 278
157 76
158 121
159 21
160 19
161 149
162 5
163 7
164 85
165 72
166 218
167 35
168 130
169 107
170 44
171 1197
172 76
173 186
174 13
175 494
176 21
177 345
178 5
179 195
180 92
181 13
182 191
183 859
184 21
185 26
186 5
187 43
188 50
189 20
190 21
191 223
192 117
193 42
194 73
195 37
196 436
197 40
198 68
199 157