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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 336

1906 - München : Oldenbourg
33 0 63. Ein Urteil über den bayerischen Bolkscharakter. glauben, erweckt wird, dann entstehen Gewette, wer größere Lasten tragen, geschwinder lausen, einen Stärkeren zu Boden Wersen oder sonst etwas, wozu außerordentliche Kräfte erfordert werden, verrichten kann. So sind alle ihre Spiele, und sogar ihre Tänze sind äußerst ermüdend und nicht selten der Gesundheit gefährlich. Mit dieser Bestrebung nach mühsamen, kühnen Beschäftigungen verbindet der Bayer einen Hang nach einer hohen Melancholie. Mit heiliger Ehrfurcht geht er durch grauenvolle Wälder eine alte, finstere Kapelle zu besuchen und geru setzt er sich manche freie Stunde an einen gräßlichen Wassersall oder an einen einsiedlerischen Steg und denkt im einsamen Schatten an die Abwesenheit seiner Väter und an den Lauf der Zeiten. Dies Gepräge ist an allen seinen wichtigen Handlungen sichtbar und was er in den Fällen tut, wo die Redlichkeit und ein deutscher Handschlag Bürge steht, das geschieht mit einem rührenden Ernste. Sein Ausdruck und Betragen ist voll feuriger Leidenschaft, wo das Herz an einer Handlung den größten Teil nimmt, und nichts gleicht dem höchstzärtlichen Lebewohl, womit eine Tochter (indes der Bräutigam mit seinen jungen, berittenen Freunden vor dem Hanse wartet) mit feierlichen Formeln erst in der Stube, dann noch unter dem Türpfosten von allem, was sie im Hause lieb gehabt und endlich und immer und immer wieder von ihren lieben Eltern, denen sie danket und die Hände drücket und um Segen bittet, Abschied nimmt und sich endlich aus den Wagen heben läßt, der sogleich mit ihr unter Sausen und Jubelrusen davonjagt. Ich sehe solche Austritte, die mir der beste Bürge verborgener Fähigkeiten sind, mit vielem Vergnügen, vergesse gerne der harten Reimlein und der Schulsehler im Silbenmaß und weine noch dazn herzlich die süße Betrübnis mit und glaube, es wäre Sünde und Schande, ohne es zu tun, den umstehenden Eltern und Vettern und Basen mit grauen Haaren und den bekränzten weinenden Jungsräulein in die nassen Augen zu sehen. Der Bayer spricht gerne von Verstorbenen und pflegt bei einem Feste, das sich jährlich erneuert, immer, wenn er guter Laune wird, sich der Abwesenden zu erinnern, daß dieser und jener vor einem Jahre auch dagewesen, daß er so und so geredet und daß eine Zeit fpmmt, wo keiner von ihnen zugegen sein wird. In dem feierlichen stillen Heranrücken eines Ungewitters befindet er sich (den Kummer für die Feldsrüchte weggenommen) wohl und besser als das aufmunterndste Lustspiel wird ihm Lear und Hamlet bekommen. Immer glaubt er ächzende Schatten der Abgeschiedenen zu sehen und Nächte durch hängt er an dem Munde derjenigen, welche die Geschichten von Geistern und Gespenstern am besten zu erzählen wissen: und je grauenvoller und schrecklicher einer die gräßlichen Bilder aus den schweigenden Abgründen und Felsenklüften zu holen weiß, je lebhafter er seine Geschöpfe in dürre, unabsehbare Heiden oder öde Gebirge, wo sie verlassen und einsam jammern, wo sie nur zuweilen den Wanderer irreführen, zu versetzen weiß, desto besser ist

2. Abbildungen zur Deutschen Geschichte - S. 76

1906 - München : Oldenbourg
76 Fig. 152. Vier Bilder aus Holbeins Totentanz. Entstehungszeit um 1524 und 1525, später vermehrt. Die Darstellungen des Totentanzes beginnen im Anfang des 14. Jahrh., wie es scheint in Basel, als die Pest zahllose Opfer erforderte. Bei Holbein wird nicht getanzt, aber der Tod rafft alles ohne Unterschied des Standes oder Alters hinweg. Dem Ackersmann erscheint er als Helfer bei der schweren Arbeit; den Krämer reißt er mit sich fort, während im Hintergrund ein Gespenst mit dem Trumscheid die Musik dazu macht; das Kind nimmt er der Mutter, während sie ihrem Liebling den Brei kocht, und den lebensmüden Greis geleitet er dem Grabe zu, ihm auf dem Hackbrett die Todesmelodie vorklimpernd. Unsere Bilder sind der Ausgabe entnommen, die 1544 zu Augsburg von Jobst Dennecker gedruckt wurde. (Nach Photographie.) Fig. 153. Holbeins toter Christus, Gemälde aus dem Jahre 1521. (Basler Museum.)

3. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 93

1895 - München : Oldenbourg
76. Die drei Söhne eines Bettlers. 93 sondern ließ sich das Kapital durch die daranfgeschlagenen Zinsen mehren. Er ging wieder betteln von Haus zu Haus, und man gab dem alten, lahmen Hansjörg wohl gern, so lange er- fordern konnte. Aber endlich konnte er nicht mehr fordern: denn er war krank und war schon zweiundscchzig Jahre alt. Die Leute, die ihn kannten, schickten ihm wohl von Zeit zu Zeit einige Lebensmittel. Doch die Gemeinde, in welcher er seit vierundzwanzig Jahren gewohnt hatte, verstieß ihn unbarm- herzig, weil er ein Fremder war. „Er soll uns nicht zur Last fallen," sagten die Bauern, „in vierzehn Tagen muß er zum Dorfe hinaus!" „Ich weiß nirgends hin," antwortete Hansjörg; „doch zur Last will ich keinem fallen. Jetzt ist die Not am höchsten." Darauf schrieb er an den Kaufmann in der Stadt folgenden Brief: „Sendet mir dreihundert Gulden von meinem Kapitale; denn ich bin alt und schwach, und von meinen Kindern habe ich schon seit vierzehn Jahren nichts vernommen. Sie leben nicht mehr; ich folge ihnen bald in die Ewigkeit." „Ihr seid reich genug!" antwortete der Kaufmann; „denn Euer Geld hat sich über zweitausend Gulden nach und nach vermehrt. Hiermit sende ich dreihundert Gulden." Wie das Geld kam, rissen alle Bauern im Dorfe die Augen auf und thaten wieder freundlich mit Hansjörg, und jeder sagte: „Der lahme Mensch kann hexen!" Doch Hansjörg war bei seinen dreihundert Gulden nicht froh; er sehnte sich zu sterben, um bald wieder zu seinen drei Söhnen zu kommen, die er für gewiß tot hielt und längst im Himmel vermutete. Er war oft sehr nieder- geschlagen. „Ich werde allein sterben," sprach er, „und an meinem Totenbette wird kein mitleidiges Auge weinen, und meine

4. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 180

1895 - München : Oldenbourg
180 131. Christoph Schmid an seine Mutter. cter Vater sprach: »Diese Leute sind, wie ich höre, arm, haben viele Kinder, und noch überdies ist die Mutter krank. Wir wollen dem mutwilligen Knaben verzeihen ; wir müssen nach der Lehre des Evangeliums Böses nicht mit Bösem, sondern mit Gutem vergelten.« Er gab uns ein Stück Geld, es den Leuten zu bringen, ohne des Steinwurfes zu erwähnen. Die Eltern hatten aber schon vernommen, was für Unheil ihr Knabe gestiftet habe, und waren darüber bestürzt. Um so mehr erstaunten sie, als wir ihnen das Geld brachten und ihnen nun erzählten, was unser Vater gesagt hatte. Sie priesen seine Gutherzigkeit, waren immer sehr freundlich gegen uns, und keines ihrer Kinder fügte uns mehr das geringste Leid zu. Ja, der Knabe brachte meinem Bruder zu einiger Vergütung einen sehr schönen Kranz von Feldblumen. Als ich eines Tages in den Hof des Hauses hinab- sah, sagte mein Vater zu mir: »Sieh’ einmal da hinab und sage mir, siehst du nichts Merkwürdiges?« — »Ich sehe nichts,« sagte ich, »als den Holzhacker, der mit seinem Knaben Holz sägt.« — »Das ist eben das Merkwürdige, das ich meine,« sprach der Vater. „Du siehst da, wie der Sohn, sobald er hinreichende Kräfte hat, seinem Vater bei der Arbeit helfen muss. So musst du mir auch jetzt in der Kanzlei helfen.« 131. Ghristoplj Schmid an seine Mutter. Christoph Schmid hatte als Hilfsprediger nur ein ge- ringes Gehalt. Sobald er jedoch das erste Geld erspart hatte, ließ er sich ein Goldstück dafür einwechseln und schickte es seiner Mutter zum Geburtstage und schrieb ihr folgendes liebevolle Briefchen dazu: „Liebste Mutter! Ihr Geburtstag ist allemal ein rechter Freudentag für mich. Ich werde an diesem Tage Gott recht bitten, daß

5. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 251

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 251 — „Sehet euch vor mit eurer Freiheit, daß ihr nicht, so ihr meinet leiblich frei zu werden, darüber verlieret Leib, Gut und Seele ewiglich. . . . Ich lasse eure Sache fein, so gut und recht sie fein kann; aber den christlichen Namen mag ich bei solchem Vornehmen nicht lassen, denn Christen, die streiten nicht selbst mit dem Schwert; sondern mit Kreuz und Leiden, gleichwie ihr Herzog Christus." Dieser Rat kam aber schon zu spät, 'denn in Schwaben hatte der Ausstand bereits begonnen. Überschrift: Luthers Ermahnung zum Frieden. 3. Den Ausbruch des Bauernkrieges in Süddeutschland führt uns unser großer Dichter Goethe lebendig vor die Augen. Darbietung aus „Götz von Berlichingen", fünfter Akt, Bauernkrieg. Weiber und Alte mit Kindern und Gepäcke. a) Alter. Fort! Fort! daß wir den Mordhunden entgehen. Weib. Heiliger Gott! wie blutrot der Himmel ist, die unter- gehende Sonne blutrot! Mutter. Das bedeut’ Feuer. Weib. Mein Mann! Mein Mann! Alter. Fort! Fort! In den Wald! Besprechung: Wie denkt ihr euch die Unglücklichen? Es sind ein paar alte Leute, Mann und Weib. Dabei ist ein junges Weib mit mehreren Einbern. Sie führen die Kleinen an der Hctnb, tragen ihre zusammengerafften Habseligkeiten aus dem Rücken und verlassen weinenb und zögernb ihr Heimatdorf. Der Alte aber flucht und treibt zur Eile an. Die Alte erblickt im blutroten Scheine des Abenbhimmels eine noch größere Gefahr, als in der sie sich eben befinben. Das junge Weib klagt um ihren zurückgebliebenen Mann, der im Kampfe gegen die aufrührerischen Bauern den Tod ftnben kann. So geht es voll trüber Stimmung und finsterer Ahnung in die Nacht und in den Walb hinein. Überschrift: Die Flucht der Dorfbewohner. b) Link. Was sich wibersetzt, niebergestochen! Das Dorf ist unser. Daß von Früchten nichts umkommt, nichts zurückbleibt! Plünbert rein aus und schnell! Wir zünben gleich an. Besprechung: Das ist eine ganz anbere Sprache als die vorige. Ihr merkt an den kurzen Sätzen, am Tone des Befehls, wer hier vor uns steht. Welches Bilb erweckt das in euch? Das Bauernheer ist vor dem Dorfe angekommen. Welch ein Anblick! Die Bauern tragen Schwerter, die sie aus ihren Pflugscharen geschmicbet, sie führen in den Hänben Lanzen, die sie aus Sicheln und Sensen, und Spieße, die sie aus Heugabeln hergerichtet haben. Viele finb mit Dreschflegeln bewaffnet und anbere mit Keulen ans Eichenholz, die sie gar mit spitzigem Eisen ober Blei beschlagen haben. Es ist ein buntbewaffnetes Heer. Da hält der Hauptmann und giebt die härtesten Befehle. Sie heißen: Morbet, plünbert, sengt und brennt! Überschrift: Die Ankunft des Bauernheeres. c) Metzler (der von einem Hügel heruntergelaufen kommt). Wie geht's euch, Link?

6. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 138

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 138 — seinen (Seift? Die fromme Mutter faltet ihm die Hände und lehrt ihn zu Gott und zu den Heiligen beten, und der Vater sammelt Gäste um sich, die mit Martin über Gott reden und von ihm erzählen. Der Vater schaut mit ihm am Abend durch die kleinen runden Scheiben der Fenster. Da blickt Martin gewiß andächtig nach dem gestirnten Himmel. Er zeigt ihm auch die Heiligenbild er an der Wand. Diese betrachtet der Knabe gewiß ehrfürchtig. Der Vater sagt ihm da bei: So ein Mann wie dieser Johannes mußt du werden. Da forscht und fragt der Kleine nach dem Manne und ist auch in der Stille mit ihm beschäftigt.*) Bestätigung: Der Vater mag ihm manche Anregung zum Nachdenken gegeben haben. So erzählt Luther in einer Predigt aus den letzten Lebensjahren, er habe oft feinen lieben Vater sagen gehört, daß viel mehr Menschen, die da essen, auf Erden feiert, als Garben von allen Äckern der Welt eingesammelt werden möchten, so wunderbar wisse Gott die Menschen zu erhalten. Wie werd en die Eltern über das Betragen des Knaben gewacht haben? Erwartung: Man rühmt ihnen selbst wohlanständige Sitten nach. Da gewöhnen sie gewiß auch den kleinen Martin an ein gesittetes Betragen. Sie halten auf Ordnung und Reinlichkeit, gewöhnen ihn an Gehorsam und Pünktlichkeit und wachen über seine Ehrlichkeit. Wenn er unrecht thut, so weifen sie ihn gewiß fanft zurecht und haben nicht nötig, ftreme oder harte Strafen anzuwenden Gegensatz: Luther aber sagt: „Meine Eltern haben mich gar hart gehalten, daß ich auch darüber gar schüchtern wurde. Mein Vater stäupte mich einmal so sehr, daß ich ihn floh und ward ihm gram und währte lange, bis er mich wieder zu sich gewöhnte. Die Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuß willen, daß das Blut darnach floß. Aber sie meinten es herzlich gut und konnten nur die Geister nicht unterscheiden, darnach man die Strafe abmessen muß. Denn man muß also strafen, daß der Apfel bei der Rute sei." Noch etwas haben die Eltern für den Knaben in Mansfeld gethan. Erwartung: Sie schicken ihn in die Schule. Dort übt er die Kunst des Lesens und Schreibens. Gebete und Gesänge, die zehn Gebote, den Glauben, das Vaterunser lernt er auswendig. Da hört er gewiß Geschichten von Gott, Christus, den Aposteln und Heiligen. Wie fleißig und regsam mag er da lernen! Martin versäumt gewiß keine Schulstunde, und wär der Weg noch so weit und das Wetter gar zu schlecht. Er geht gern zur Schule, es gefällt ihm dort. Gegensatz: Von der Schule zu Mansfeld erzählt Luther: „Es ist jetzt nicht mehr die Hölle und das Fegefeuer unserer Schulen, darinnen wir gemartert sind und doch nichts gelernt haben *) In dieser Weise sollen auch die übrigen Erwartungen angeregt werden.

7. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 14

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
14 6. Das Geheimnis der Mischung. hat er kein Versprechen, kein Wort und keinen Schwur von mir verlangt. ,Sie sind ein braver, tüchtiger Mensch, ich hab' Ver- trauen zu Ihnen und ich weiß, daß Sie meine gute Meinung nicht täuschen werden/ — Das war alles, was er gesagt hat. Kaum acht Tag' sind's her, seit ich von der Schmelzerei ins Laboratorium gekommen bin — und jetzt hat sich heut' schon der Mann da an mich herangemacht und hat gemeint, er braucht nur seine Brief- tasche aufzumachen, daß ich meine Ehr' hineinfallen lass' zwischen seine Hundertguldenzettel." Aufatmend schwieg er. Seine junge Frau erwiderte kein Wort. Sie stand ans einem Stuhl und klebte die bunten Kerzlein auf die obersten Zweige des Baumes. Dabei zitterten ihre Hände — und nach einer stummen Weile fuhr es ihr plötzlich heraus: „Robert! wenn du zu einer solchen Schlechtigkeit hättest ja sagen können — der liebe Gott soll mir helfen, ich glaub', da wär's aus gewesen mit meiner Lieb'." Er nickte nur, als hätte sie etwas Selbstverständliches gesagt. Nun sprang sie vom Stuhl und die Kerzen wurden angezündet. Robert öffnete die verschlossene Türe, der Großmutter voran stürm- ten die drei „Wilden" herein und lachende, jauchzende Freude füllte die Stube, die vor wenigen Minuten noch so ernste Worte gehört. Als sich der erste Jubel der Kinder ein wenig gelegt hatte, kam mit der Bescherung die Reihe an den Vater. Mit lächelnder Zufriedenheit betrachtete er eine nach der andern von den zwölf brettdicken Socken, welche die Großmutter ihm gestrickt hatte — eines nach dem andern von den sechs rot eingestickten, sorgfältig gesäumten Taschentüchern, die ihm seine Frau beschert hatte. Dann aber kam erst die Hauptsache. Die siebenjährige Elise brachte ein Paar gestickte Schuhe und deklamierte dazu eine Pantoffelhymne, als deren Dichterin sich mit verlegenem Erröten die Großmutter bekannte. Die Verse happerten zwtjr, aber sie kamen von Herzen. Dann rückte die dreijährige Marie an. Sie konnte nur mit einem vom Lernen noch warmen Vaterunser aufwarten. Der fünfjährige Fritz hinwieder hatte sich statt auf die Religion auf die Kunst ver- legt. Mit seinem piepsenden Stimmlein sang er ein Liedchen und marschierte in steifem Hochschritt um den Tisch. „Kinder! Kind.er! her zu mir!" schrie der Vater, in dessen Lachen sich längst schon rinnende Zähren gemischt hatten. Mit beiden Armen faßt er die drei Knirpse zusammen und während er sie eng an seine Brust drückte, daß sie lange Gesichter schnitten, schaute er über ihre Blondköpfe hinweg ins Leere und stammelte: „Der, der soll mir kommen und soll mir so eine Freud' verderben wollen — so eine Freud'!" Da klang von draußen ein schrillender

8. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 61

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
32. Die nute Mutter. 61 Zwei Stunden von Colmar, als schon die Sonne sich zu beit Elsässer Bergen neigte, die Hirten heimtrieben und die Kamine in den Dörfern rauchten, sahen sie, wie die Soldaten in dem Lager nicht weit von der Straße haufenweise mit dem Gewehr bei Fuß standen, die Generale und Obersten aber vor dem Lager mitein- ander sich unterredeten und eine dabeistehende junge Frau voit feiner Bildung auf ihren Armen ein Kind wiegte. Die Frau int Postwagen sagte: „Das ist auch keine gemeine Person, da sie nahe bei den Herren steht. Was gilt's, der, welcher mit ihr redet, ist ihr Mann!" Der geneigte Leser fängt bereits an etwas zu merken; aber die Frau im Postwagen merkte troch nichts. Ihr Mutterherz hatte noch keine Ahnung, so nahe sie an ihm vorbeigefahren war, sondern bis nach Colmar hinein war sie still uttd redete nimmer. In der Stadt im Wirtshaus, wo scholl eiue Gesellschaft an der Mahlzeit saß und die Reisegefährten sich auch noch hinsetzten, da war ihr Herz erst recht zwischetr Bangigkeit nnb Hoffnung ein- geengt, da sie ja jetzt erfahren konnte, ob niemand ihren Sohn kenne, ob er noch lebe und ob er etwas sei; doch hatte sie nicht den Mut zu fragen, denn es gehört Herz dazu eine Frage zu tun, wo man das Ja so gerne hören möchte und das Nein doch möglich ist. Auch meinte sie, jedermann merke es, daß es ihr Sohlt sei, nach dem sie frage, und daß sie hoffe, er sei etwas geworden. Ettdlich aber, als ihr der Diener des Wirtes die Suppe brachte, hielt sie ihn heimlich am Rocke fest und fragte ihn: „Kennt Ihr nicht einetr bei der Armee oder habt Ihr nicht von einem gehört so und so?" Der Diener sagte: „Das ist ja unser General, der im Lager steht; heute hat er bei uns zu Mittag gegessen", und zeigte ihr den Platz. Aber die gute Mutter gab ihm wenig Gehör darauf, sondern tneinte, es sei Spaß. Der Diener ruft den Wirt, der Wirt sagt: „Ja, so heißt der General." Ein Offizier sagte auch: „Ja, so heißt unser General." Uttd auf ihre Fragen antwortete er: „Ja, so alt kann er seit:," und "Ja, so sieht er aus und ist von Geburt eilt Schweizer." Da tonnte sie sich nicht mehr halten vor inwendiger Bewegmtg uttd sagte: „Es ist mein Sohtt, den ich suche", und ihr ehrliches Schweizer Gesicht sah fast ein wenig einfältig aus vor unverhoffter Freude und vor Liebe und Scham. Denn sie schämte sich vor so üieien Leuten, daß sie eitles Generals Mutter sein sollte, und konnte es doch nicht ver- schweigen. Aber der Wirt sagte: „Wenn das so ist, gute Frau, so laßt herzhaft Euer Reisegepäck von dem Postwagen abladen itnb erlaubt mir, daß ich morgeu in aller Frühe ein Kaleschlein anspatttten lasse und Euch hinausführe zu Eurem Herrn Sohn in das Lager." Am Morgen, als sie in das Lager kam und den General sah, ja, so war es ihr Sohit und die junge Frau, die gestern mit ihm

9. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 404

1894 - Dresden : Jacobi
404 Nicht minder lag ihm die Erziehung der Jugend am Herzen. Doch hat er fr die Schule nicht so viel thnn formen, als er wohl mochte, da er das Geld notwendig fr andere Zwecke gebrauchte. Er erlie ein Schulgesetz, welches bestimmte, da jedes Kind in die Schule geschickt werden mte. In dieser Verordnung betonte er, da es die Haupt-aufgabe der Schulbildung sei, die Kinder zu frommen und tugendhaften Menschen zu erziehen, und da eine vernnftige und christliche Unter-Weisung der Jugend zur Gottesfurcht und anderen ntzlichen Dingen die beste Grundlage des Staates sei. Aus seiner vielseitigen Bemhung um das Wohl seiner Unterthanen geht hervor, da Friedrich mindestens ebenso bedeutend als Landesvater wie als Feldherr gewesen ist und auch in dieser Beziehung voll und ganz den Beinamen der Groe" verdient. D. Iriedrichs Ii. H>erfontichkeit. De olle Fritz" von W. Bornemann. De olle Fritz, Pots Schlag in't Huus, Dt was en König as en Duus! Groot von Gestalt just was he nich, m satt dt Groote innerlich. Sien Rock nn Wams un Stwelpoar Was ok dt Nigste nich von't Joahr. Mnchmoal keek't Unnersndder rut He fach drm doch as König nt. Sien Treeenhoot was ok mrt fo, Sien Krckstock pate good doato; Respekt hat halbe Welt gehat, Sprak he moahl mit de Krcke wat. Sien Ogenstrahl was Sunnenlicht. Un wer von m en scharp Gesicht Bi dummet Tg ungndig kreg: Dt was, as wenn de Blitz drin schlg. Leet he sick up de Stroat wo sehn, Was jung un olt flink up de Veen, Mit Juchhei! Hoch leb' Baader Fritz!" Un alle schwenkten Hoot un Mutz. Satt he to Pr Hern sick de Jung'n An beide Bgeln angehnng'n. De Schimmel schleit! Jnng's seht Ju vr!" Denn gnng et erst recht munter her. Up hohgen Stand kmm m nischt an: He sprack mit dem blootrmsten Mann. Un was nich in den Satz to str'n, Dt alles sine Kinner weer'n. Mit m durch m alldglich mehr Steeg Preuens Macht, steeg Preuens Ehr!

10. Handfibel oder Elementarbuch zum Lesenlernen - S. 26

1817 - Erlangen : Palm
a6 ---------- O liebe, muntre Kinder! schreibt Dieß tief in eure Herzen: "Die Freuden, die man übertreibt, .Verwandeln sich in Schmerzen." 24. Der zänkische Hans. Hans konnte sich nie mit seinen Geschwistern friedlich betragen. Immer zankte er mit ihnen, schimpfte und schlug sie, wenn sie nicht nach sei- nem Willen thaten. Seine Eltern bestraften ihn oft darüber; aber er beharrte bey seiner Unart. Da er größer wurde, ward er seiner Streitsucht w-'gen überall gehaßt, und kam oft mit blutigem Kopfe nach Hause. Auch dieß besserte ihn nicht. Einst fieng er wieder ungerechter Weise Händel an, und bekam im Finstern einen unglücklichen Schlag an den Kopf, woran er nach wenigen Tagen sterben mußte. 25. Die Verführung. Wilhelm saß an einem Sommerabend vor der Thür, und wartete auf die Ankunft seines Vaters. Da kam Philipp, ein böser Knabe, und überredete ihn, mit an den Fluß zu gehen, und sich in einen Kahn zu setzen, der da angebunden rvar- Philipp war so unbesonnen, den Kahn los, zubinden. Da er aber weder Kräfte noch Ge- schicklichkeit genug hatte, denselben zu regieren:
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