100. Burg Hohenschwangau.
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und so ist die schöne Landschaft gleichsam erfüllt von schönen Gestalten, von jenem Reichtum der Begebenheiten, der sie in vollem Maße zur historischen Lanbschast macht. Den feinen nnb nachhaltigen Reiz, bett dieser Umstand verleiht, wirb kein Gebildeter verkennen; dadurch allein gewinnt die Betrachtung immer wieder neue Seiten; die geistige Beleuchtung, in der wir eine Örtlichkeit erblicken, ist ja nicht minder wirksam als die Beleuchtung, die vom Himmel auf sie füllt.
Wer zum erstenmal in jene Gebiete kommt, wirb überrascht bitrch die mächtigsten Gegensätze. Es ist die Grenze, wo bayerisches uttb schwäbisches Volkstum feit uralter Zeit ineinander greifen; alamamtische Art, die bedächtiger, kühler, berechnender ist, hat schon das rauhere, sühne Wesen des bayerischen Gebirgscharakters gedämpft. Und wie die Völkerstämme — grundverschieden — hier ineinandergreifen, so stößt ebenda die breite, volle Ebene an die gewaltige Bergeswildnis. Wer den Blick hinaussendet, sieht weit in niederes, fruchtschweres Land; wer ihn bergwärts wendet, sieht hart vor sich die himmel-ragenden Wände, grüne Tannenwälder und, zu ihren Füßen eingeschlossen, zwei blaue Seen, die den Burgselsen bespülen.
Den eigentlichen Schlüssel der Landschaft aber, den mächtigen Angelpunkt derselben bildet der Durchbruch des Lech bei Füssen (Fauces Alpium), der einen der ältesten Wege und Engpässe zwischen Deutschlaub und Welschlanb bezeichnet. Seine Bebeutung war schon dem großen Gotenkönige Theodorich bewußt, der die strengste Bewachung besselben befahl; an bett Namen Füssen knüpfen sich auch die Taten des Mannes, der als geistiger Held dieses Land dem Christentum gewann. Es war der heilige Magnus, dessen Kelch und Stab noch heute daselbst verwahrt werden.
Wie eine holde Idylle lag waldversteckt und abseits von dem mächtigen Heerwege die Burg Hohenschwangau. Es war nicht bloß eine, es waren mehrere Burgen, die übereinander standen, und es scheint kaum zweifelhaft, daß ehedem ein römischer und ein gotischer Wartturm daselbst gewesen. Aber mehr und mehr streift bald die Weltgeschichte das waldumsäumte Idyll; seine Schönheit mag der Pinsel des Malers schildern; wir aber wollen erzählen von den Taten, die sich unvergeßlich mit dieser Scholle verbinden.
Ans ihrer dämmernden Einsamkeit treten uns bereits im 10. Jahrhundert die ersten Urkunden entgegen. Als Kaiser Otto Iii. im Jahre 997 nach Italien zog, hielt er hier seine Rast; auf Hohenschwangau empfing Anno 1004 Kaiser Heinrich Ii., der Heilige, die Gesandten des Ungarnkönigs Stephan. Als gebietender Name tritt uns in den vergilbten Pergamenten jener Zeit das uralte Welsenhans entgegen, das in diesen Gauen vor allem begütert war, und als Urkundszeugen finden wir die Schwangauer unterzeichnet, die den berühmten Bischof Wicterp von Augsburg (750) unter ihre Ahnherren zählten.
Am berühmtesten unter ihnen aber ist wohl Hiltebold von Schwangau geworden, der gefeierte Minnesänger, dessen Siegel mit dem Schwane uns nicht
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Extrahierte Personennamen: Magnus Magnus Otto Heinrich_Ii Heinrich Stephan
107. Mit einem Königsherzen.
521
ganzen Nacht offen. Die geräumigen Hallen waren keine Minute von betendem Volke leer. — So harrte das Herz Köuig Max' Ii. bis znm andern Morgen auf nralt historischem, geweihtem Boden, nur wenige Schritte von den Gebeinen Karlmanns, des Enkels Karls des Großen.
Noch bis znm Jahre 1861 waren ans einem marmornen Denkmale auf dem Fußboden des Chores die mehr als merkwürdigen Worte zu lesen, die aus dem Lateinischen übersetzt also lauten:
„Im Jahre 1119 nach Christi Geburt sind ans der Mitte der Kirche hierher übersetzt worden die Asche und Überreste der wenigen Gebeine Karlmanns, Königs von Italien und Bayern und Erbauers dieses Gotteshauses, welcher im Jahre 880 dahier gestorben ist." Die Grausamkeit der Huunen hat durch Raub und Brand alles von Grund aus zerstört.
Hente befindet sich dieses Denkmal an der Seitenwand der Pfarrkirche und eine einfache Aufschrift auf einer Marmorplatte innerhalb des Speisegitters zeigt an, daß die wenigen Gebeine Karlmanns noch hier liegen.
Karlmann und Maximilian Ii. — Welches welthistorische Riesengrab von Vernichtung liegt zwischen diesen beiden Namen! — Und die nun noch zwei Jahrhunderte ältere „Heilige Kapelle", dieses winzige Kirchlein mit seinem hölzernen Mnttergottesbilde des heiligen Rupert, dem Gegenstände zwölfhundertjähriger gläubiger Verehrung, steht noch heute unversehrt auf dem alten Platze. Eiu Gedauke, der sich jedem Denkenden hier aufdrängt, mag er noch so viel oder noch so wenig von dem Glauben jener vielen Millionen halten, die seit der graueu Vorzeit der ersten Christen in Bayern bis zu diesem Tage des 19. Jahrhunderts vom erhabenen deutschen Kaiser bis herab zum niedrigsten Unterteilt um Trost und Hilfe hieher gepilgert find.
Am anderen Morgen ward in der Stiftskirche mit aller Pracht des katholischen Kultus von dem hochwürdigsten Herrn Bischos das Requiem zelebriert unter Mozarts tiesergreifenden Tönen. — In großartigem Zug, wie ihn das Programm vorschrieb, trug der hochwürdige Stiftsdechant Lehner unter dem Baldachin, von je zwölf Kürassieren geleitet, das königliche Herz um deu weiten, freien Platz. Eine Abteilung Landwehr schloß den ernsten, langen Trauerzug, über dem ans düsterem Himmel heute schwere Gewitterwolken drohend niederhingen, während die lang gezogenen, ergreifenden Posannenstöße im Verein mit dem Geläute aller Glocken und den vielen schwarzen Trauerslaggen die Stimmung tiefsten Ernstes noch erhöhten. Dazu diese zahllose Volksschar, lautlos harrend, betend und ergriffen. Wahrhaftig eine Haltung von all den Tausenden, des Verklärten und seines treuen, bayerischen Volkes würdig.
Wie könnte ich sie alle namentlich erwähnen diese Abgesandten der Gemeinden aus Ober- und Niederbayern, die freiwillig herbeigeeilt waren, um hier wie auf dem ganzen Wege dem königlichen Hofkommissär den Ausdruck der Trauer um den Vater und der Liebe und Ergebenbeit für den Sohn in
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Extrahierte Personennamen: Karlmanns Karls Karlmanns Karlmanns Karlmanns Karlmanns Karlmann Karlmann Maximilian_Ii Maximilian Rupert Lehner
Extrahierte Ortsnamen: Karls Christi Italien Bayern Pfarrkirche Bayern Niederbayern
ftlbo mit Kaiser Wilhelmspitzc «100 m Mjttn
r; ^
Der Kl limandscharo. Nach dem Originalbilde des Freiherrn von Pechmann.
Der Kilimandscharo, ein erloschener Vulkan, ist die gewaltigste Berggestalt von ganz Afrika. Unvermittelt erhebt er sich aus der weiten ostafrikanischen Lateritsteppe bis in
die Region des ewigen Schnees als eine weithin sichtbare Landmarke. Gegen Westen fällt er zum ostafrikanischen Graben ab. Der vergletscherte Hauptgipfel (Kibo) bildet
einen Riesenkrater von 2 km Durchmesser. Statt Lava läßt der erloschene Vulkan jetzt einen Gletscherstrom durch eine Kraterlücke austreten. Stärker verwittert ist der zackige
Mavensi, vermutlich der ältere Gipfel. Den Boden der Steppe decken harte Gräser, Dorngestrüpp und Schirmakazien, vereinzelt auch riesige Affenbrotbäume.
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Exzelsior-Geiser im Uellowstonepark.
Das Wunderland am Uellowstone ist ein vulkanisches Gebiet, reich an Kratern, heißen Quellen und besonder? an
Geisern. Der Exzelsior-Geiser. die größte Springquelle auf der Erde, hat ganz unregelmäßige Ausbrüche. Mit brüllendem
Getöse erhebt sich die heiße, über 2v m breite Flut bis Iso m in die Luft und prasselt wieder herunter wie ein Wolken-
druch. während die Gegend weitumher in Dampfwolken eingehüllt wird. Andere speien ganz regelmäßig, wie der Olt»
Faithfull (= der alte Getreue). Die Zahl der Springquellen im Uellowstonepark beträgt an 100.
Sinterterrassen im Vellowstonepark.
Die heißen Duellen bilden durch ihre Absätze übereinanderliegende Sinterterrassen von bald blendend weißer bald roter
oder gelber Farbe, über die sie herabströmen. Ihre Zahl wird auf 3—4000 geschätzt.
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27
Fig. 54. Die Ko renhalle. (Nach einer Photographie von Alois Beer in Klagenfurt.)
Zwischen Epistyl und Zahnschnitt fehlt der Fries, wie dies bei kleineren Monumenten ionischen Stils bisweilen vorkommt.
Treppe
m
Nordhall
Unten
Dreizack-Mal
Unter dem Boden Brunnen mit Salzwasser
Haus dei Athena Poliae
Haus
Erechtlieus
lbaum
Koren halle
Oben
Pandroseion
Fig. 55. Grund rifs des Ere cht hei on.
Das Erechtheion wurde 407 vollendet. Der Mittelbau (20,30 m lang, 11,21 m breit) ist ein Prostylos. Das Niveau des Gebudes ist im Westen und Norden um etwa 3 m tiefer, auf einer Treppe im Osten steigt man hinab.
Fig. 56.
Mnze mit dem Streit der Athena und des Poseidon um das attische Land: Athena lfst den lbaum empor-spriefsen (an seinem Stamm ringelt sich ihre heilige Schlange empor, in seinen Zweigen die Eule), Poseidon schafft durch den Dreizack-stofs die Meerlache (daher der Delphin).
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Extrahierte Personennamen: Alois_Beer
Extrahierte Ortsnamen: Klagenfurt Athena_Poliae
Haus
Erechtlieus
— 22 —
mäßig, so daß Felsen von allen Größen und Formen aus den Gestemstrümmern hervor-
ragen. Dazu kommt dann als zweite umbildende und zerstörende Macht der Wind. Er
leistet eine doppelte Arbeit. Die eine besteht darin, daß er den Staub und Sand erfaßt
und oft weithin fortträgt. Daher sind die höheren Gebiete der Sahara meist Fels- und
Kieswüste. Der Wind bläst alle feinen Stoffe weg und lagert sie in den tiefer liegenden
Landschaften ab, wo darum die Scmdwüste vorherrschend ist. Die gewaltigen Dünen der
Libyschen Wüste und der w. Sahara sind nichts anders als Anhäufungen von Sand, den
der Wind von den Hochflächen und aus den Gebirgen hier zusammengeweht hat. Aber
der Wind trägt auch zur Zerstörung des Gesteins bei. Er dringt in alle Ritzen der
Felsen ein, bläst die feinkörnigen Bindemittel heraus und hilft so das Gefüge lockern. Ist
er mit Sand beladen, so übt er zugleich eine wetzende, abschleifende Wirkung aus (Kor-
rasion). Von dem heftigen Anprall der Sandkörner werden alle Felsoberflächen geglättet
und erhalten einen eigenartigen Firnisglanz. Die weichen Teile der Gesteine werden
natürlich stärker angegriffen und weggescheuert, und so bilden sich auf den Felsen eigen-
tümliche Streifen, Rillen und rundliche Vertiefungen. Aus der vereinigten Arbeit der
Wärmeschwankung und des Windes gehen oft die merkwürdigsten Gebilde hervor. „Hier
scheinen", schreibt Walther, „Pilze oder Kohlköpfe von rotem Granit aus dem Boden
zu wachsen (Abb. 5), dort bilden riesige Blöcke ein gewaltiges Haufenwerk. Tiefe Höhlen
kriechen in die Felsen hinein, als ob riesige Wühltiere sie ausgegraben hätten. Hier liegt
ein großer Block, der innen so hohl ist, daß ein Einsiedler leicht seine Wohnung darin
aufschlagen könnte. Überall erkennen wir mit wenig Phantasie grinsende Menschenköpfe
und abenteuerliche Tiergestalten". Eine häufige Erscheinung in der Sahara sind die
Zeugen, vereinzelt oder in Gruppen und Reihen aufragende Felsen, die als Überreste
einer zusammenhängenden, zerstörten Gesteinsdecke anzusehen sind.
Klima. Die Sahara gehört zu den heißesten Landstrichen der Erde. Im
Sommer steigt die Hitze um Mittag nicht selten aus 50 °, ja in der Arabischen
Wüste am Roten Meere hat man bei bedecktem Himmel schon 65 0 gemessen,
und der Sand soll sich auf 70 0 erwärmen, so daß man Eier darin sieden kann.
„In der Sahara ist die Erde Feuer und der Wind eine Flamme", sagt der
Araber. Im Gegensatze zu den Tagen sind die Nächte kühl. Man hat tägliche
Wärmeschwankungen bis zu 41 0 beobachtet, und im Winter fällt das Thermo-
meter des Nachts nicht selten auf 1—6 0 unter Null. Die Ursachen dieser
scharfen Gegensätze sind der kahle Fels- und Sandboden, der sich rasch er-
hitzt, aber auch ebenso schnell wieder erkaltet, und der fast immer wolkenlose
Himmel, der die Wärme ungehindert ausstrahlen läßt, wozu dann noch die weite
Entfernung der Sahara vom Weltmeere kommt, das nnr in den w. Küsten-
gegenden seinen Einfluß geltend machen kann.
Was die Sahara aber zur Wüste macht, ist nicht die Hitze, sondern der
Mangel an Niederschlägen. Ob es Gebiete in ihr gibt, die völlig regenlos
sind, ist allerdings fraglich, Selbst in den trockensten Gegenden hat man wölken-
bruchartige Güsse beobachtet; aber sie sind selten, und es können mitunter Jahre
vergehen, ehe ein Tropfen den Boden befeuchtet. Doch bildet sich bei der starken
nächtlichen Abkühlung häufig Tau. Infolge der Trockenheit ist die Sahara ohne
einen dauernd fließenden Wasserlauf. Zwar trifft man nicht selten auf Flußtäler,
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— 107 —
da, wo sich Seitentäler öffnen, auch fruchtbare Oasen. S. vom See hebt sich das Land
wieder und bildet das Wadi el Araba, das sich als südlichster Teil des Syrischen
Grabens bis zum Roten Meere fortsetzt.
Eine besondere Beachtung verdient der südliche, durch eine vorspringende Halbinsel
abgetrennte Teil des Sees. Er ist sehr seicht, und hier lag wahrscheinlich das fruchtbare
Tal Tiddim mit den untergegangenen Städten Sodom und Gomorra. Zwei deutsche
Geologen, Nötling und Blankenhorn, haben die Gegend eingehend untersucht, sind aber
bezüglich des Vorganges zu verschiedenen Ergebnissen gekommen. „Nötling bringt das
Ereignis mit einem vulkanischen Ausbruche in Verbindung, wie solche in geschichtlicher
Zeit hier noch stattgefunden hätten. Ganz in der Nähe, in Moab, zeigen sich überall
Spuren vulkanischer Tätigkeit. Durch ein Erdbeben sei ein verstopfter Ausbruchskanal
geöffnet worden, ein Ausbruch habe Asche und Lapilli ausgeschüttet und eine Rauchsäule
aufsteigen lassen: die Rauchsäule, die Abraham am Rande des Hochlandes bei Hebron sah,
„glich der Rauchsäule aus einem Schmelzofen". Blankenhorn dagegen bringt das Ereignis
in Verbindung mit einer weiteren Entwicklung der Grabenversenkung durch Untersinken
längs der Spalten. Er sieht darin die Fortsetzung oder das letzte Stadium der Vorgänge,
die die ganze Grabenversenkung gebildet haben. Den Feuer- und Schwefelregen erklärt er
durch hervordringende, durch Selbstentzündung in Brand geratene Kohlenwasserstoff- und
Schwefelwasserstoffgase. Die Bibelworte deuten auf Niederwerfen und Einsturz der Städte
durch Erdbeben. Die Städte wurden „umgekehrt". Die losen Massen auf der Talsohle
sanken ein, das Grundwasser brach hervor, und das Tote Meer überflutete die Niederung,
Erscheinungen, die ähnlich auch in neuerer Zeit, z. B. 1862 am Südende des Baikalsees,
beobachtet worden sind" (Th. Fischer).
Das Ostjordanland trägt in viel höherem Maße das Gepräge einer Hoch-
fläche als das Westjordanland. Nur nach dem Ghor hin ist es stark von
Schluchten zerrissen. Ö. vom Toten Meere erheben sich die Moabiterberge
und das schwer zugängliche Pisgagebirge mit dem Nebo. Die Landschaft
Moab hat fruchtbaren Boden und war im Altertum gut angebaut und dicht
bevölkert und hat auch heute noch neben Steppen Wälder und Ackerland. Weiter
n. liegt die Landschaft Hauran, ein Gebiet erloschener Feuerberge mit noch
wohlerhaltenen Kratern und großen Lavafeldern. Das Gebirge Hauran, dessen
höchster Punkt den Rigi übertrifft, wirkt als Regenfänger und entsendet nach
W. hin zahlreiche Bäche. Diese durchfließen die etwa 3099 qkm große, äußerst
fruchtbare Landschaft Nukra, die den besten Weizen der Erde erzengt und als
die Kornkammer Syriens bezeichnet werden kann. Auch das Gebirge selbst
liefert viel Getreide und trägt auf seinen Höhen schöne Wälder. Sonst ist das
Ostjordanland überwiegend Steppe, ein Land der Viehzucht.
Das Klima. Palästina hat zwei Jahreszeiten, Sommer und Winter.
Jener ist die Zeit der Dürre, wo vom Juni bis zum Oktober kein Wölkchen am
Himmel erscheint, dieser die Regenzeit, die gewöhnlich im Januar ihren Höhe-
Punkt erreicht. Auch Schnee fällt mitunter, verschwindet aber sogleich wieder,
und das Hochland hat auch einige gelinde Frosttage. Die mittlere Jahreswärme
beträgt in Jerusalem 17°; der Januar hat 8,4, der Juli 24,3°. Wärmer ist
das Küstenland, tropisch heiß das Ghor. Die Niederschlagsmenge, 60—70 cm,
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Extrahierte Personennamen: Abraham Blankenhorn Palästina
— 147 —
(@. 134). Das Tiefland enthält Erdöl, und die benachbarten Inseln Bangka
und Biliton haben reiche Zinnlager, die hauptsächlich von Chinesen aus-
gebeutet werden. — Die bedeutendsten Städte sind Palembang (60 000 E.)
in der so. Niederung und Padang (35 000 E.) an der Westküste.
J b) Java (122 000 qkm, 30 Mill. E., 219 auf 1 qkm) ist zwar die
kleinste, aber die schönste, fruchtbarste und an Erzeugnissen reichste unter den
großen Sundainselu, „die Perle in der Krone der Niederlande". Sie ist
1100 km lang, 55—200 km breit und größtenteils gebirgig. Sie enthält
121 Feuerberge, darunter 5 noch tätige, und ist das vulkaureichste Gebiet der
Erde. Neun dieser Berge ragen über 3000 m empor. An vielen Stellen
finden sich heiße Quellen, Schlammsprudel und Gasquellen, und häufig auf-
tretende Erdbeben zeugen von den unterirdischen Gewalten. Die Insel ist von
geradezu beispielloser Fruchtbarkeit und aufs vorzüglichste angebaut. Sie liefert
an Ausfuhrerzeugnissen mehr als die ganze übrige Indische Inselwelt, besonders
Rohrzucker, der in der Ausfuhr an erster Stelle steht, Reis, Kaffee. Tee,
Tabak, Baumwolle, Judigo, Vanille, Kakao, Pfeffer, Kokosnüsse usw. In
nenrer Zeit hat man in den höheren Gebirgslagen mit gutem Erfolg den in
Amerika einheimischen Fieberrindenbaum, aus dem das bekannte Fiebermittel
Chinin gewonnen wird, angepflanzt. Die Insel wird nach allen Richtungen
hin von wohlgepflegten Landstraßen und Eisenbahnen (3850 km) durchzogen,
so daß die Erzeugnisse leicht an die Küste geschafft werden können.
Von der außerordentlichen Fruchtbarkeit Javas zeugt auch die zahlreiche Bevölkerung,
die an Dichte der der Nheinprovinz nahekommt. Die Hauptstadt und der erste Handelsplatz
ist Batavia (140000 E.). Von den Bewohnern sind etwa 3000 Europäer, 30000 Chinesen.
Die tiefgelegene, ungesunde Altstadt, die nach dein Muster holländischer Städte angelegt ist
und von vielen Kanälen durchzogen wird, ist der Sitz des Geschäftsverkehrs und der Wohnplatz
der ärmeren Bevölkerung. Die vornehmere Welt wohnt in dem höher und gesünder ge-
legenen Neubatavia mit der Gartenvorstadt Weltevreden (Wohlzufrieden), dem Wohnsitz
der Europäer. „Hier haben die holländischen Kaufleute und Beamten ihre Wohnhäuser und
Villen, hier befinden sich die großen Gasthöfe, hier die Klubs und Parkanlagen, Still und
vornehm liegen die schönen, weißschimmernden Bauten im dunkeln Grün hoher Fruchtbäume
und indischer Feigen." 58 km landeinwärts, von frischer Bergluft umweht, Buitenzorg
(beutensorg), d. h. Ohnesorge, der Erholungsort der Europäer, mit einem großen Botanischen
Garten, „einem Wunder der Tropen und einzig in seiner Art." Eine zweite bedeutende
Handelsstadt ist Surabaja (150000 E.), im Innern liegt Surakarta (120000 E.).
In der Sundastraße, die Java von Sumatra trennt, liegt eine Anzahl vulkanischer
Inseln, von denen eine, Krakatau, durch eine der furchtbarsten Ausbrüche, die man kennt,
berühmt geworden ist. Der 800 m hohe Feuerberg hatte 200 Jahre lang geruht, bis er
1883 wieder in Tätigkeit geriet. Nachdem er eine Zeitlang gewaltige Mengen von Rauch
und Asche ausgespieen hatte, erfolgte plötzlich eine uugeheuere Explosion, deren gewaltige
Donnerschläge bis Ceylon und Westaustralien, d. h. über eine Fläche von mehr als der
Größe Europas, gehört wurden. Der Vulkan war in der Mitte durchgeborsten und seine
eine Hälfte nebst dem größten Teile der 33 qkm großen Insel bis zu einer Tiefe von
10*
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Extrahierte Personennamen: Ohnesorge Surakarta
Extrahierte Ortsnamen: Padang Niederlande" Amerika Buitenzorg Sumatra Ceylon Westaustralien Europas
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300 m ins Meer hinabgesunken. Der Einbruch erzeugte eine gewaltige, stellenweise bis
36 m hohe Flutwelle, die sich verheerend über die Nachbarinseln und die Westküste Javas
ergoß, ganze Städte und 40000 Menschenleben vernichtete und sich abgeschwächt über den
ganzen Indischen, den Großen und selbst einen Teil des Atlantischen Ozeans verbreitete.
Zu gleicher Zeit rief die Explosion auch cine Luftwelle von solcher Gewalt hervor, daß sie
fast auf der ganzen Erde rasche Schwankungen des Barometers verursachte. Vier- bis
fünfmal hat sie die Erde umkreist und zwar mit einer Geschwindigkeit von 1000 Km in
der Stunde. 10 Stunden uach dem Ausbruche wurde sie in Berlin bemerkt, und 36 Stunden
später erschien sie zum zweitenmale; sie hatte also in dieser Zeit den Weg um die Erde
gemacht. Gewaltig waren auch die Auswurfstoffe. Man hat sie auf 18 edkm geschätzt,
und sie verbreiteten sich über eine Fläche von der Größe der Provinz Westfalen. Steine
von Kopfgröße sind 20, solche von Faustgröße 40 km weit geschleudert worden, und feine
Aschenteilchen wurden bis zu einer Höhe von 40—60 km emporgerissen. In den auf den
Ausbruch folgenden Monaten beobachtete man in Asien, Europa und Nordafrika eigentüm-
liche Dämmeruugserscheinungen. „Nach Sonnenuntergang war das Firmament mit tiefer
Purpurglut Übergossen, die außerordentlich lange anhielt und erst spät der vollen Finsternis
Platz machte." Man führle diese Erscheinungen auf seine Staubmassen zurück, die beim
Ausbruch des Krakatau in die Höhe getrieben und dann mit den Luftströmungen fort-
geführt waren. Diese Ansicht wurde dadurch bestätigt, daß mau vielerorts den Schnee mit
Staub bedeckt fand, der sich bei der Untersuchung als vulkanische Asche erwies. Berech-
nungen ergaben, daß die die Dämmerungserscheinungen hervorrufenden Staubmassen
40—60 km hoch über der Erde schwebten.
c) Börneo (758000 qkm, 2 Mill. E.) ist die drittgrößte Insel der Erde,
fast so groß wie Skandinavien. Das noch größtenteils unbekannte Innere wird
von einein alpenhohen Gebirge erfüllt, das strahlenförmig Äste nach den Küsten
hin entsendet. Die wirtschaftliche Entwicklung der Insel steht noch in den
Anfängen. Außer Erzeugnissen der Pflanzenwelt scheinen auch reiche Bodenschätze
vorhanden zu sein: Gold, Eisen, Kupfer, Stein- und Braunkohlen, Erdöl,
Edelsteine. Den Bergbau betreiben hauptsächlich Chinesen. Die wichtigste
Ansiedlung ans niederländischem Gebiet ist Bandschermasing (17000 E.),
nahe der Südküste. Der englische Besitz im N. umsaßt etwa 13 der Insel.
d) Zelvbes (179 000 qkm, l2 8 Mill. E.) wird durch drei tiefeindringende
Meerbusen in vier langgestreckte Halbinseln gegliedert. Es ist ganz gebirgig
und ebenfalls vulkanisch. Nur die Nordhalbinsel ist völlig unterworfen und gut
angebaut. Sie liefert besonders große Mengen ausgezeichneten Kaffees. Die
Hauptstadt ist Makassar (26000 E.).
e) Die Kleinen Sundainseln bilden die ö. Fortsetzung von Java. Die
wichtigsten sind Bali, Lombok, Snmbava, Flores (15400 qkm), Timor
(31000 qkm) und Sumba.
f) Die Molnkten oder Gewürzinseln, zwischen Zelebes, Neuguinea und
den Kleinen Sundainseln, verdanken ihren Namen ihrem Reichtum an Gewürzen.
Sie sind die Heimat der Muskatnuß und der Gewürznelken. Die beiden größten
Inseln sind Halmahera und Ceram (zusammen 55 000 qkm).
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Java
Extrahierte Ortsnamen: Javas Atlantischen_Ozeans Berlin Westfalen Asien Europa Nordafrika Skandinavien Bali Lombok Snmbava Timor Neuguinea
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8. Die Hawaii- oder Sandwich (sändwitsch)-Jnseln (16 700 qkm, 155000 E.)
liegen nahe am n. Wendekreise, 4000 km von Amerika, 8000 von Asien und Australien
entfernt. Sie bestehen aus 8 größeren, bewohnten vulkanischen und zahlreichen kleinen
Koralleninseln. Die bedeutendsten sind Hawaii (10 600 qkm), Maui (1885 qkm) und
Oahu (1550 qkm). Die Inseln enthalten zahlreiche erloschene und noch zwei tätige Vul-
kane. Merkwürdig ist, daß diese Berge keine Asche, sondern nur sehr dünnflüssige Lava
ausgeworfen haben, weshalb sie auch nicht kegelförmig, sondern flach, schildförmig ansteigen.
Die mächtigsten liegen auf Hawaii, der seit Jahrhunderten ruhende Mauna Kea (4210 m)
und der Mauna Loa (4200 m), einer der höchsten noch tätigen Vulkane der Erde. Außer
dem Gipfelkrater, der einen Durchmesser von 4000 m hat, besitzt dieser Berg noch einen merk-
würdigen Seitenkrater von 12 km Umfang, den Kilauea, in dem unaufhörlich flüssige
Lava auf- und abwalll. Bald steigt sie hoch empor und bildet einen großen zusammen-
hängenden Feuersee, bald tritt sie mehr zurück und löst sich in kleine Becken auf, verschwindet
auch wohl zeitweilig ganz. Häufig schwimmen auf der glühenden Oberfläche erstarrte Massen
gleich Inseln, die dann wieder untersinken.
Das Klima der Hawaii-Jnseln ist weniger heiß als das der andern Gruppen Poly-
nesiens. Neun Monate weht der Nordostpassat, der Kühlung bringt und die Landstriche
nö. von den Gebirgen reichlich befeuchtet. Hier herrscht darum üppiger Pflanzenwuchs, und
bis hoch hinauf sind die Berge mit prächtigen Wäldern bedeckt. Im Gegensatze dazu bilden
die Gegenden im Windschatten des Passats trockene, baumlose Graslandschaften. Die Ur-
bewohner der Inseln, die Kanaken — ein Name, der später auf alle Südseeinsulaner aus-
gedehnt worden ist —, sind bis auf 1/10 (3000) ihrer früheren Volkszahl zusammengeschmolzen.
Sie sind ein schöner, kräftiger und gut beanlagter Menschenschlag und haben jetzt ganz
europäisches Wesen angenommen. Als die Inseln 1778 durch den Weltumsegler Cook (kuck),
den die Eingebornen erschlugen, entdeckt wurden, bestanden auf Hawaii mehrere Fürsten-
tümer, die 1810 zu einem Königreiche vereinigt wurden. Die zunehmende Einwanderung
von Ausländern und der Rückgang der Eingeborenen führte zu inneren Streitigkeiten, in-
folge deren Hawaii 1893 in einen Freistaat umgewandelt wurde. 1898 eudlich ergriffen
die Vereinigten Staaten Nordamerikas Besitz von den Inseln. Die Zahl der Ureinwohner
wird jetzt weit übertroffen von den Ausländern: Japanern (61000), Chinesen (26000),
deren weitere Einwanderung aber jetzt verboten ist, und Europäern, darunter 16000 Portu-
giesen. Die Inseln sind in ihren fruchtbaren Gebieten vorzüglich angebaut, und durch
künstliche Bewässerungsanlagen werden immer neue Flächen in ertragreiches Land umge-
wandelt. Weitaus an erster Stelle steht der Zuckerrohrbau, der 17/18 der Ausfuhr liefert
(1906: 102, 1911: 181 Mill. Mk.). Außerdem baut mau Reis, Kaffee, Bananen, Ananas
usw. — Die Hauptstadt ist Honolulu (40000 E.) auf Oahu, eine ganz europäisch aus-
sehende Stadt mit lebhaftem Handelsverkehr.
Übersichtstafel für Australien und Ozeanien.
1. Australien und Ozeanien 9 Mill. qkm, 6,9 Mill. E. 0,8 auf 1 qkm.
2. Das Festland mit Tasmanien 7.6 „ „ 4,7 0,6 „
3. Neuguinea 785000 „ 840 000 „ 1,1 „
4. Neuseeland 270000 „ 740000 „ 2,8 „
5. Britischer Besitz . 8 267000 „ 6 279000 „ 0.8 „
Australischer Bund 7 933 000 „ 4 856000 „ 0,6 „ „
6. Deutscher Besitz 245000 „ 624000 „ 1,8 „
7. Niederländischer Besitz 400000 „ 250000 „ 0.6 „
8. Französischer Besitz 24000 „ 88000 „ 3,6 „
9. Besitz der Vereinigten Staaten 17 400 „ 170000 „ 10.0 „
Ficl, Erdkunde. Iv. Band. 16
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Asien Hawaii Maui Oahu Hawaii Mauna_Loa Weltumsegler_Cook Hawaii Hawaii Nordamerikas Honolulu Oahu Ozeanien Ozeanien Tasmanien Neuguinea Neuseeland