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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 94

1906 - München : Oldenbourg
94 22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. Vom Kloster aus spannen sich diese Fertigkeiten hinüber nach den Hütten der Bauern, nach den Häusern der Bürger in den Märkten und erweckten dort regen Siun und kräftige Betriebsamkeit. Aus dem Kloster Rottenbuch, wo schon um das Jahr 1111 die Holzschnitzerei heimisch war, ist diese Kunst nach Oberammergau verpflanzt worden; in Wessobrunn erblühte während des 18. Jahrhunderts ein Stamm trefflicher (Stukkaturarbeiter1), nach den napoleoni-schen Kriegen noch über 100 Mann zählend, der seine Angehörigen bis nach Frankreich und Rußland sandte und dessen geradezu virtuose Leistungen in der Kirche zu Ettal ungeteilte Bewunderung erregen. In solchen Streiflichtern auf die Kulturgeschichte des Pfaffenwinkels erging sich das Gespräch, als wir am schweren Holztische des Wirtshauses das schäumende Bier von Ettal uns trefflich munden ließen. Spät nachts bin ich dann noch hinaus ins Freie getreten. Mir gegen- über stiegen die mächtigen Mauern des ehemaligen Klosters schweigend empor, mildträumerisches Mondlicht umspielte die feinen Umrisse der hochgewölbten Kirchenkuppel und zitterte auf den glänzenden Flächen der Kupferbedachung, in dunklem Zuge griffen die finstern Tannenwälder hinan von der Bergeslehne. Ein unbeschreiblicher und unergründlicher Friede waltete über dem weltvergessenen Landschaftsbilde, ein wundersamer Reiz, der die Gedanken mit leisem Znge zurückträgt in längst vergangene Zeiten. Und so erinnerungsreich, so sagenumflüstert wie Ettal ist sicherlich kein zweiter Fleck im weiten Umkreise unserer bayerischen Berge, es ist eine vielhnudertjährige Geschichte, welche an diesen Mauern mit) au diesen Wäldern haftet. (Sine trotzige Gestalt steht zuerst vor uns, wenn wir Kunde geben von diesen Geschehnissen. Es ist der Welse Ethiko. Weithin herrschte dieses stolze Geschlecht auf seinen freieigenen Gütern im Gaue, es war den Karolingern verschwägert, seit Ludwig der Fromme im Jahre 819 die schöne Jutta, die kuust- und wissenssreudige Welfentochter, sich zur Gattin genommen. Da ließ sich Ethikos Sohn Heinrich um die Besitzungen des Hauses zu mehren herbei dem Kaiser zu Lehen zu gehen. In tiefstem Herzen ergrimmt, daß einer der Seinen zum Vasallen sich erniedrigt, zog sich der alte Welfe in die schauerlich einsamen Öden dieses Tales zurück und lebte hier mit zwölf seiner Genossen in klösterlicher Gemeinschaft. Von diesem Sitze, der wohl noch ein palissadenumfriedeter, nach altgermanischer Weise gefügter Holzban gewesen, soll das ganze Tal seinen Namen erhalten haben — Ethikos'^) Tal, das im *) Die Bedeutung Wessobrunns als Sitz einer hervorragenden Bildhauerund Stu kk at o rs ch u l e ist erst durch neuere Forschungen erhellt worden. Mit reichlichen Aufträgen versehen waren diese geschickten Leute allenthalben in Süddeutschland wie auch in der Schweiz und in Österreich viel beschäftigt und es fällt die Blütezeit dieses Kunstzentrums mit der des Rokoko zusammen. Friedr. v. Thierfch, „Die Baugeschichte des Klosters Ettal." 1899. 8) Andere geben andere Deutungen: Bon Odtal — Tal in der Einöde, £tal = Stätte des Gelöbnisses.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 30

1906 - München : Oldenbourg
30 8. Ausbreitung des Christentums in den bayerischen Landen. heim, Walburga in Heidenheim, Thekla in Kitzingen; sie alle wetteifern nicht nur die Lehren des Evangeliums sondern auch die Segnungen der christlichen Kultur in Bayerns fruchtbaren Gefilden zu verbreiten. Die Herzoge Theode-bert und Hugibert nehmen die Mönche und Nonnen dankbar auf und überlassen ihnen Grund und Boden; die Grafen des Landes machen ihre Stiftungen Zu der friedlichen Stätte, wo Aus den Tannenwipfeln ragte Eines Türmleins spitzer Kegel, First und Giebel eines Klosters Nach Sankt Benediktus' Regel. (g.. Weber.) Der stolze, kühne Herzog Oatilo, ein entschlossener Gegner der Franken, ein Mann des Schwertes und des Rates, förderte das Werk der Glaubensboten: „Er begann die Kirchen Gottes zu bauen und zu bereichern und die Diener des höchsten Herrn zu lieben." Für das innerlich religiöse, jugendfrifche Volk gibt es aber kein höheres Fest, als wenn wieder ein neues Gotteshaus mit weißem Giebel in die Lande winkt und der Bischos kommt es einzuweihen. Ta erscheint im Jahre 739 Bonisatius als päpstlicher Legat, durchreist die Gaue, grenzt die Kirchensprengel ab und gibt ihnen würdige Vorsteher: in Freising wird Korbinians Bruder Erimbert, in Regensburg Gaubald, in Salzburg der Angelsachse Johannes' eingesetzt. Vivilo von Lorch verlegt seinen -Litz nach dem sicheren Passau; wenige Jahre später kann der Legat seinen Freund Burchhard für Würzburg und seinen Verwandten Willibald für Eichstätt aufstellen, beide längst mit der bischöflichen Würde bekleidet. So hatte Bouifatius die Grundlegung der bayerischen Kirchenversassung im engsten Anschlüsse an Rom durchgeführt, die apostolische Nachfolge der Bischöfe gesichert. — Das ist sein und Herzog Catilos Verdienst. Im Jahre 747 wurde Bonisatius Erzbischof von Mainz und das von ihm bebaute Missionsgebiet in Alamamüen und Bayern samt den alten Diözesen Augsburg und Chur, die einst zu Aquileja und zu Mailand gehört hatten, in den Verband dieser großen, die gesamten Rheinlande bis gegen Tongern umfassenden Kirchen Provinz ausgenommen. Es begann der Verzweiflungskampf der Agilolfinger gegen die fränkische Oberherrschaft, aber die Kirche war geborgen. Nach der Absetzung des „Königs" Tassilo Iii., für dessen Seelenruhe heute noch in manchen der vielen von ihm gestifteten Klöster gebetet wird, konnte Karl der Große einen festeren Zusammenschluß der bayerischen Kirche ins Auge fassen und 798, zehn Jahre nach Tassilos Sturz, errichtete Papst Leo Iii. im Einverständnisse mit dem siegreichen Herrscher die neue Kirchenprovinz mit dem Sitze in Salzburg, welches durch den eifrigen hl. Virgil und durch die Missionierung der Donau- und Alpen-lanber Pannonien und Karantanien große Bedeutung erlangt hatte; dem Erz-bischof Arn und seinen Nachfolgern wurden die Sprengel von Regensburg, Freising, Passau und Sieben, das früher ebenfalls zu Aquileja gehört hatte,

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 52

1906 - München : Oldenbourg
52 13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht. zusammengebrochen, mit welchem die Deutschen zwar ebenfalls viele blutige Kriege geführt hatten, das ihnen aber doch als Vormauer gegen Osten gedient hatte. Noch im nämlichen Jahre dehnten die Ungarn ihre Streiszüge bis in das Herz Sachsens aus. Die Bayern sahen sich somit bereits auf ihrer ganzen Ostfront hinauf bis nach Nordosten von dem gefährlichen Feinde umfaßt. Diese drohende Lage, die fortwährenden Verwüstungen ihres Landes scheinen sie zu dem Entschlüsse gebracht zu haben mit dem gefürchteten heidnischen Feinde einmal gründlich abzurechnen; vielleicht trugen dazu auch die inneren Verhältnisse Ungarns bei. Denn just war der große König Arpad aus dem Leben geschieden, er, dessen kräftiger Arm den Magyaren ihr Reich erstritten hatte; sein Sohn Zoltan aber war noch minderjährig und mehrere Parteien standen sich mißgünstig gegenüber. Im Juni 907 sammelte sich der gesamte bayerische Heerbann iit der Ostmark, bei ihm befand sich der junge König Ludwig, genannt das Kind, den Oberbefehl führte der Uugarnfieger, Markgraf Luitpold. In der Ennsburg blieb der König mit seinem Hofe zurück, das bayerische Heer rückte den Feinden entgegen und am 5. Juli kam es zur Schlacht, deren Ausgang entscheidend für das Geschick des bayerischen Stammes wurde. Aventin gibt einen sehr umständlichen, aber durchaus unglaubwürdigen Bericht über sie; allein wir erfahren weder durch ihn noch durch einen der Chronisten weder etwas über den Ort, an dem sie vorfiel, noch die Ursache, warum gerade diese Hauptschlacht mit der gänzlichen Niederlage der Bayern endete, während sonst stets beim Zusammenstoß der Heere die Magyaren den kürzeren zogen. Von den Bayern war die ganze waffenfähige Mannschaft, das Aufgebot des Heerbannes, ins Feld gerückt und das ganze Heer, die Blüte des Stammes, blieb im Blute liegen auf der schrecklichen Walstatt. „Der bayerische Stamm ist nahezu aufgerieben", schrieb ein gleichzeitiger Chronist; mit dessen Söhnen fiel der Führer des Heeres, der erste Fürst im Bayernlande, der tapfere Markgraf Luitpold, es fielen mit ihm der erste kirchliche Würdenträger, der Erzbischof Theotmar von Salzburg, die Bischöfe von Freising und ©eben, Udo und Zacharias, und zahlreiche Grafen, Äbte und edle Herren; Aventin nennt die Namen von 19 Grafen. Vom König Ludwig erzählt er, daß er mit genauer Not nach Passau entkommen sei. Die Folgen der Niederlage waren entsetzlich. Zunächst fielen die Ungarn sofort in Bayern ein, überschritten den Inn und verwüsteten das Land. Aventin nennt als Klöster, welche damals eingeäschert wurden: St. Pölten, St. Florian, Matsee, Otting, Chiemsee, Tegernsee, Schliersee, Schäftlarn, Benediktbeuern, Schledorf, Staffelsee, Polling, Dießen, Wessobrunn, Sandau, Siverstatt, Thier-haupten, Ilmmünster, Münchsmünster, Oberaltaich, Niederaltaich. Der König flüchtete in die Rheinlande. Schlimmer noch wogen die politischen Einbußen. Wie zu den Zeiten der ersten Einwanderung der Bajuwaren ward die Enns wieder zur Ostgrenze,

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 102

1906 - München : Oldenbourg
102 24. Die Residenzen der bayerischen Herzoge. Handels herbeizuführen. Erst am Anfang des 19. Jahrhunderts bei der Neugestaltung der politischen Verhältnisse Deutschlands ward Regensburg wieder dauernd mit dem neuen Königreich Bayern vereinigt, aber nicht mehr als Hauptstadt; von seiner früheren Größe und Bedeutung hatte es beträchtlich eingebüßt. Zur Zeit der ersten wittelsbachischen Herzoge kann von einer eigentlichen Landeshauptstadt, d. h. von einem ständigen Regierungssitze des Landesfürsten, kaum die Rede sein. Regensburg war wohl die bedeutendste* Stadt des Landes, aber die herzogliche Macht war dort schon sehr beschränkt. Die Herzoge erscheinen, soweit sie nicht am Hof des Kaisers weilen, bald da bald dort im Lande, Recht sprechend und die Angelegenheiten ihrer Untertanen ordnend. Bald erheischte die Belehuuug mit der rheinischen Psalzgrasenwürde (1214) auch ihre häufige Anwesenheit am Rhein. In jene Zeit füllt die Gründung verschiedener bayerischer Landstädte. Im Jahre 1204 erbaute Ludwig I. aus dem das östliche Ufer der Isar begleitenden Höhenzuge die Burg Transnitz und zu deren Füßen die Stadt Landshut. 1218 legte er die neue Stadt Straubing an westlich von der alten Ansiedlung, die sich an das einstige Römerkastell angeschlossen hatte. 1220 folgte die Gründung von Abbach, 1224 die von Landau an der Jfar. Landshnt scheint der bevorzugte Aufenthaltsort Ludwigs I. und seiner Nachfolger geworden zu sein. In dem großen Stadtrechtsprivileg vom Jahre 1279 hebt Herzog Heinrich Xiii. ausdrücklich hervor, daß Landshut der häufigste Wohnsitz seines Großvaters (Ludwig) und Vaters (Dtto) gewesen sei, daß er selbst hier auferzogen wurde und hier auch begraben zu werden wüufche. Im nahen Kloster Seligental, das nach der Ermordnug Ludwigs I. (1231) vou dessen Witwe Ludmilla gestiftet wurde, faudeu viele Mitglieder des wittelsbachischen Hauses ihre letzte Ruhestätte. Neben Laudshut erscheinen jedoch den Urkunden der Herzoge zufolge noch viele andere bayerische Städte als deren Aufenthaltsort; besonders häufig werden München, Straubiug, Ingolstadt, Burghausen genannt. Burghausen war nach dem Aussterben des nach dieser Burg benannten Grafengeschlechtes am Ende des 12. Jahrhunderts an Bayern gekommen. Ebeuso fiel um die Mitte des 13. Jahrhunderts Wasserburg nach dem Aussterben der dortigen Grasen den Wittelsbachern zu und wurde von den Herzogen in der Folge gerne als Aufenthaltsort gewählt. Im Jahre 1255 teilten die herzoglichen Brüder Ludwig Ii. und Heinrich Xiii. ihre Länder. Ludwig erhielt Oberbayern und die Pfalz. Unter ihm und seinen Nachfolgern wurde München zur Hauptstadt Ober-bayerus. Ursprünglich Tegernseer Klosterbesitz (daher der Name „zu den Mönchen") war dieser Ort besonders seit den Zeiten Herzog Heinrichs des Löwen, der hier eine Brücke, Münz- und Zollstätte errichtete, rasch emporgeblüht. Ludwig soll hier die erste herzogliche Burg, den jetzigen „alten Hof",

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 32

1906 - München : Oldenbourg
32 8. Ausbreitung des Christentums in den bayerischen Landen. Die Regierungszeit der Welfen, von deren Freigebigkeit zahlreiche Stiftungen in Ottobeuren, Raittenbnch, Steingaden Zeugnis geben, bedeutet die Reform der bayerischen Kirche, deren Ruhm die Namen frommer, gelehrter, tatkräftiger Münuer wie Eberhard von Salzburg, f 1164, Hartmann von Brixeu, t 1164, Otto von Freising, f 1158 zu Morimond, Geroch von Reichersberg, f 1169, verkünden. Ist doch auch der größte deutsche Epiker des Mittelalters, der Sänger des heiligen Grals, bayerischen Stammes! Noch 1608 sah man in der Liebfrauenkirche zu Eschenbach im Bistum Eichstätt das Grabmal des sinnigen Ritters, der von heiligen Dingen so schön gesungen, „daz leien munt nie baz gesprach". Zu gleicher Zeit steht an der Spitze der Mainzer und zeitweilig auch der Salzburger Kirchenprovinz der große Staatsmann Erzbischof Konrad von Wittelsbach, der als Legat die Sprengel des Landes in der Treue zum hl. Stuhl erhält, während sein Bruder Otto I. durch die Belehnung Barbarossas i. I. 1180 die Herrschaft der neuen, jetzt noch grünenden Dynastie begründet. Freilich war das neue Herzogtum an Gebiet bedeutend geschmälert, seit Kaiser Friedrich I. die Ostmark als selbständiges Herzogtum an die Babenberger übergeben hatte. Aber auch die Kirchenprovinz Salzburg hatte sich Einschränkungen gefallen lassen müssen, indem Böhmen schon im Jahre 973 von Regensburg losgetrennt und ein eigenes Bistum Prag errichtet worden war, das an Mainz angeschlossen wurde. Ebenso löste König Stephan I. von Ungarn im Einverständnisse mit Papst Sylvester Ii. dadurch , daß er die Hierarchie in Ungarn mit dem Mittelpunkte in Gran aufrichtete, die Tochter von der bayerischen Mutterkirche und machte sie selbständig. Immerhin war das Gebiet des Erzbischofs von Salzburg auch jetzt noch viel zu groß, als daß er es selbst hätte gebührend verwalten können. Schon 1072 hatte deshalb Gebhard der Heilige, unterstützt von der seligen Gräfin Hemma und mit Genehmigung des Papstes Alexander Ii., für die Gebirgslande der südlichen Steiermark und Kärntens ein eigenes Bistum mit dem Sitze in Gurk errichtet, dessen Besetzung er sich und seinen Nachfolgern vorbehielt. In ähnlicher Weise erfolgte nun durch den frommen Eberhard Ii. die Gründung der drei weiteren Bistümer Chiemsee (1216), Seckan (1218) und Lavant (1228). Vom hl. Stuhle wurden diese Stiftungen gutgeheißen und Eberhard dafür mit der Würde eines ständigen Legaten und dem Vorrechte den Purpur zu tragen ausgezeichnet (1232), ein Privileg, dessen sich seine Nachfolger heute noch erfreuen. Von den neuen Sprengeln lag nur das Bistum Chiemsee zwar nicht ganz, aber doch zumeist auf bayerischem Bodeu. Auf den durch die weite, abgrundtiefe Wasserfläche gegen feindliche Überfälle so gut gesicherten Inseln hatten schon unter den Agilolfingern zwei Klöster geblüht und in dem einen, für Männer, des hl. Virgil von Salzburg gelehrter Freund, der Schotte

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 33

1906 - München : Oldenbourg
9. Der Sturz Tassilos. 33 Dobda, als Abt Wissenschaft und fromme Zucht gelehrt, während in dem der Nonnen, einer Stiftung Tassilos Iii., die büßende Jrmingard, die Tochter Ludwigs des Deutschen, als Vorsteherin gepriesen und als Selige verehrt wird. Indessen war hier im Jahre 1215 die alte Zucht verfallen und der Erzbischof dachte das Frauenstist aufzulösen und dessen Besitz zur Gründung eines Hilfsbistums zu verwenden, aber der Papst bestimmte Herrenwörth, seit 1130 ein Chorherrenstift, zum Mittelpunkt des kleineu Sprengels, der nur zehu, allerdings ausgedehnte und ins Gebirge tief hineinreichende Pfarreien umfaßte, und ernannte den jeweiligen Propst zum Bischos. Da er aber vom Erzbischos von Salzburg eingesetzt und belehnt wurde, erlangte er nie die Stellung eines Reichsfürsten. Um dieselbe Zeit hat Kaiser Friedrich Ii. dem Hanse Wittelsbach auch die schöne, fruchtbare Rheinpfalz als erbliches Lehen verliehen und seit 1214 herrscht nun auch der Bischof von Speyer über bayerisches Gebiet gleich dem von Eichstätt, während jene von Würzburg und Bamberg mehr als Grenznachbarn, Lehensherren und Schutzvögte in Betracht kommen. Indessen wird auch der Bamberger noch bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts zu den Landtagen der Herzoge von Bayern entboten, gleich den Kirchenfesten von Salzburg, Regensburg, Freising, Eichstätt, Augsburg, Passau und Brixen, welche diesem Ruse bis 1244 Folge leisten, ein Zeichen, daß die völlige politische Unabhängigkeit von der herzoglichen Gewalt erst jetzt errungen wurde. 9. Der Sturz Tassilos. Von M. Doeberl* 1). Um die Wende des 5. und 6. Jahrhunderts begegnen uns die Bayern in ihren neuen Wohnsitzen südlich der Donau. Ihr Gebiet erstreckte sich damals zwischen Lech und Enns, Alpen und Donau. Bald nach ihrer Einwanderung erscheinen sie in politischer Abhängigkeit vom merowingischen Frankenreich. Wann uni) wie diese Abhängigkeit begann, erzählt keine Quelle; sicher aber ist, daß schon der Frankenkönig Theudebert (534—48) eine Art Oberherrschaft über sie ausübte. Der bayerische Stammes st aat erscheint seit seinem Auftreten in der Geschichte unter Herzogeu aus dem Hause der Agilolfinger. Die geschichtlich sicher beglaubigten Herzoge aus diesem Geschlechte sind: in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts Garibald I. und Tassilo 1.; in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts Garibald Ii.; um das Jahr 700 Herzog Theodo mit seinen Söhnen Theob ald, Theodebert und Grimoald und (dem Sohne oder Enkel) Tassilo Ii.; in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts Hu gib er t und Oatilo, endlich von 748—88 Tassilo Iii. ') Vgl. „Entwicklungsgeschichte Bayerns" I. S. 67 ff. München 1906. Oldenbonrg. Kronseder, Lesebuch zur Geschickte Bayerns. c>

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 53

1906 - München : Oldenbourg
14. Die Ahnherrn des Wittelsbacher Fürstengeschlechts. 53 \ alles Gebiet östlich davon, das Karl der Große den Avaren mit dem Schwerte abgenommen und der deutschen Kultur zugeeignet hatte, Pannonien und die Ostmark gingen verloren; wo der bayerische Kolonist den Pflug über die gesegnete Flur geführt hatte, tummelte der Magyar sein Roß, nur das gebirgige Kärnten wurde gegeu die ungarischen Reiterscharen behauptet. Niemals hat ein größeres Unglück den bayerischen Stamm getroffen. S. v. Riezler nennt diese Katastrophe ein Unglück, wie es sich im Verlauf der bayerischen Geschichte nicht wiederholt hat. Mit einem Schlage gab sie die Errungenschaften vieler Menschenalter der Vernichtung preis, entschied über den Verlust zweier herrlicher Marken, knickte die Blüte, hemmte für lange Zeit die Entwicklung der Hauptlande und drängte für immer Bayern aus der bevorzugten Stellung, welche es zuletzt unter den deutschen Stämmen eingenommen hatte. Jahr um Jahr wiederholten sich von nun an die Einfälle der Ungarn, welche die Gebiete der einzelnen Stämme verheerten, der Schwaben, der Franken, der Sachsen. Vereinzelt sank die Kraft dieser Stämme dahin, da der männliche König fehlte, der sie geeinigt hätte. Erst die glorreiche Schlacht aus dem Lechfelde (955), welche die um das kaiserliche Bauuer gescharten einigen deutschen Stämme schlugen, warf die Magyaren für immer in ihre Pußteu zurück. 14. Die Ahnherrn des Wittelsbacher Fürstengeschlechts. Don Karl Stieler. *) Es liegt eine herbe Kraft im Worte Bayern und doch zugleich ein Zauber, wie ihn nur jemals herrliche Landschaft, kerniges Volkstum und uralte Geschichte bot. Die blauen Berge dieses Landes sind das Wanderziel für Tausende und in seinen Gauen herrschte schon zur Karolingerzeit eine mächtige Kultur, wenn wir nur jeue Klöster nennen, wie Benediktbeuern, Wessobrunn und Tegernsee, die Kunst und Wissenschaft in Tagen pflegten, da der deutsche Norden fast noch eine Wildnis war. Fester in sich geschlossen als die Mehrzahl der deutschen Stämme ging das bayerische Volk die Wege eigener Entwicklung und von allen Stämmen, die das neue Reich umfaßt, ist es der einzige, der noch aus den alten Wohnstätten unter den alten angestammten Fürsten erhalten blieb, wie ihn einst das Reich der großen deutschen Kaiser gesehen. Es gibt kein Franken und kein Schwaben mehr im alten Sinne, das heutige Sachsen ist etwas anderes als das alte sächsische Stammland, nur in Bayern trifft noch Stamm und Staat zusammen. Vor nahezn einem Jahrtausend bestiegen die ersten Schyren den Thron, den sie nun seit siebenhundert Jahren ununterbrochen besitzen. Zu den verschiedensten Kronen der Welt, von Schweden bis nach Ungarn und Hellas, *) „Aus Fremde und Heimat", S. 201 ff. Stuttgart 1886. A. Bonz.

8. Die außereuropäischen Erdteile - S. uncounted

1911 - München : Oldenbourg
ftlbo mit Kaiser Wilhelmspitzc «100 m Mjttn r; ^ Der Kl limandscharo. Nach dem Originalbilde des Freiherrn von Pechmann. Der Kilimandscharo, ein erloschener Vulkan, ist die gewaltigste Berggestalt von ganz Afrika. Unvermittelt erhebt er sich aus der weiten ostafrikanischen Lateritsteppe bis in die Region des ewigen Schnees als eine weithin sichtbare Landmarke. Gegen Westen fällt er zum ostafrikanischen Graben ab. Der vergletscherte Hauptgipfel (Kibo) bildet einen Riesenkrater von 2 km Durchmesser. Statt Lava läßt der erloschene Vulkan jetzt einen Gletscherstrom durch eine Kraterlücke austreten. Stärker verwittert ist der zackige Mavensi, vermutlich der ältere Gipfel. Den Boden der Steppe decken harte Gräser, Dorngestrüpp und Schirmakazien, vereinzelt auch riesige Affenbrotbäume.

9. Die außereuropäischen Erdteile - S. 62

1911 - München : Oldenbourg
Exzelsior-Geiser im Uellowstonepark. Das Wunderland am Uellowstone ist ein vulkanisches Gebiet, reich an Kratern, heißen Quellen und besonder? an Geisern. Der Exzelsior-Geiser. die größte Springquelle auf der Erde, hat ganz unregelmäßige Ausbrüche. Mit brüllendem Getöse erhebt sich die heiße, über 2v m breite Flut bis Iso m in die Luft und prasselt wieder herunter wie ein Wolken- druch. während die Gegend weitumher in Dampfwolken eingehüllt wird. Andere speien ganz regelmäßig, wie der Olt» Faithfull (= der alte Getreue). Die Zahl der Springquellen im Uellowstonepark beträgt an 100. Sinterterrassen im Vellowstonepark. Die heißen Duellen bilden durch ihre Absätze übereinanderliegende Sinterterrassen von bald blendend weißer bald roter oder gelber Farbe, über die sie herabströmen. Ihre Zahl wird auf 3—4000 geschätzt.

10. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 22

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 22 — mäßig, so daß Felsen von allen Größen und Formen aus den Gestemstrümmern hervor- ragen. Dazu kommt dann als zweite umbildende und zerstörende Macht der Wind. Er leistet eine doppelte Arbeit. Die eine besteht darin, daß er den Staub und Sand erfaßt und oft weithin fortträgt. Daher sind die höheren Gebiete der Sahara meist Fels- und Kieswüste. Der Wind bläst alle feinen Stoffe weg und lagert sie in den tiefer liegenden Landschaften ab, wo darum die Scmdwüste vorherrschend ist. Die gewaltigen Dünen der Libyschen Wüste und der w. Sahara sind nichts anders als Anhäufungen von Sand, den der Wind von den Hochflächen und aus den Gebirgen hier zusammengeweht hat. Aber der Wind trägt auch zur Zerstörung des Gesteins bei. Er dringt in alle Ritzen der Felsen ein, bläst die feinkörnigen Bindemittel heraus und hilft so das Gefüge lockern. Ist er mit Sand beladen, so übt er zugleich eine wetzende, abschleifende Wirkung aus (Kor- rasion). Von dem heftigen Anprall der Sandkörner werden alle Felsoberflächen geglättet und erhalten einen eigenartigen Firnisglanz. Die weichen Teile der Gesteine werden natürlich stärker angegriffen und weggescheuert, und so bilden sich auf den Felsen eigen- tümliche Streifen, Rillen und rundliche Vertiefungen. Aus der vereinigten Arbeit der Wärmeschwankung und des Windes gehen oft die merkwürdigsten Gebilde hervor. „Hier scheinen", schreibt Walther, „Pilze oder Kohlköpfe von rotem Granit aus dem Boden zu wachsen (Abb. 5), dort bilden riesige Blöcke ein gewaltiges Haufenwerk. Tiefe Höhlen kriechen in die Felsen hinein, als ob riesige Wühltiere sie ausgegraben hätten. Hier liegt ein großer Block, der innen so hohl ist, daß ein Einsiedler leicht seine Wohnung darin aufschlagen könnte. Überall erkennen wir mit wenig Phantasie grinsende Menschenköpfe und abenteuerliche Tiergestalten". Eine häufige Erscheinung in der Sahara sind die Zeugen, vereinzelt oder in Gruppen und Reihen aufragende Felsen, die als Überreste einer zusammenhängenden, zerstörten Gesteinsdecke anzusehen sind. Klima. Die Sahara gehört zu den heißesten Landstrichen der Erde. Im Sommer steigt die Hitze um Mittag nicht selten aus 50 °, ja in der Arabischen Wüste am Roten Meere hat man bei bedecktem Himmel schon 65 0 gemessen, und der Sand soll sich auf 70 0 erwärmen, so daß man Eier darin sieden kann. „In der Sahara ist die Erde Feuer und der Wind eine Flamme", sagt der Araber. Im Gegensatze zu den Tagen sind die Nächte kühl. Man hat tägliche Wärmeschwankungen bis zu 41 0 beobachtet, und im Winter fällt das Thermo- meter des Nachts nicht selten auf 1—6 0 unter Null. Die Ursachen dieser scharfen Gegensätze sind der kahle Fels- und Sandboden, der sich rasch er- hitzt, aber auch ebenso schnell wieder erkaltet, und der fast immer wolkenlose Himmel, der die Wärme ungehindert ausstrahlen läßt, wozu dann noch die weite Entfernung der Sahara vom Weltmeere kommt, das nnr in den w. Küsten- gegenden seinen Einfluß geltend machen kann. Was die Sahara aber zur Wüste macht, ist nicht die Hitze, sondern der Mangel an Niederschlägen. Ob es Gebiete in ihr gibt, die völlig regenlos sind, ist allerdings fraglich, Selbst in den trockensten Gegenden hat man wölken- bruchartige Güsse beobachtet; aber sie sind selten, und es können mitunter Jahre vergehen, ehe ein Tropfen den Boden befeuchtet. Doch bildet sich bei der starken nächtlichen Abkühlung häufig Tau. Infolge der Trockenheit ist die Sahara ohne einen dauernd fließenden Wasserlauf. Zwar trifft man nicht selten auf Flußtäler,
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