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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 19

1913 - München : Seybold
hartem Tuff geworden ist. Die Besteigung wurde nur mit einer be- schränkten Zahl von Trägern ausgeführt. In langsamem Anstieg mühte sich die kleine Karawane auf schmalen Pfaden durch eine Pflanzendecke, die von Hauptmann Herrmann als „Urbuschwald“ bezeichnet worden ist. Es ist ein oft undurchdringliches Gebüsch von krautartigen Sträuchern und meist nicht sehr hohen Bäumen. Nach dreistündigem, mühevollem Steigen wurde 5oo Meter unter dem Gipfel, im Sattel zwischen Mittel- und Südkrater, ein enges Lager bezogen. Dichter Nebel wogte um uns her und verschleierte die Aussicht auf den Gipfel. Und kaum war das letzte Zelt aufgeschlagen, so prasselte mit kolossalem Hagelschlag ein Gewitter hernieder und verwandelte die Gegend auf kurze Zeit in eine Winterlandschaft. Die Temperatur sank naturgemäß schnell, und die Kälte machte sich so unangenehm fühlbar, daß sich die armen Träger zum Schutz vor dem Unwetter unter die Zeltdächer drängten. Aber dann klärte sich der Himmel auf, und prachtvoll hob sich auf einmal der Gipfel des Vulkans als dunkle Silhouette gegen die vorüberjagenden Wolken ab. Wir hatten den Aufenthalt zu einer kurzen Mahlzeit benutzt, und nun wurde sofort der Anstieg zum Gipfel unternommen. Die Böschung steigt bis zu 35 Grad. Sie zu erklimmen war außerordentlich anstren- gend, da das naokte Gestein dem Fuß nur wenig Halt bot. Zudem machte sich die ungewohnte Dünne der Luft äußerst fühlbar, so daß man ge- zwungen war, fast alle hundert Schritte mit hörbar klopfendem Herzen sqhwer atmend stehen zu bleiben. Aber unermüdlich kletternd strebten wir vorwärts. Zehn Meter liegt der Kraterrand noch über uns. Die hämmernden Pulse zwingen uns zu nochmaliger kurzer Bast; hätten wir geahnt, welches Bild uns erwartete, so würden wir schneller geeilt sein. Denn verstummend blickten wir wenige Augenblicke später in eine riesige Arena von unbeschreiblicher Großartigkeit. Der abgestumpfte Gipfel des Ninagongo ist nämlich ganz von einem mächtigen, nahezu kreisrunden Explosionskrater eingenommen, dem Graf-Götzen-Krater. So habe ich ihn seinem kühnen Entdecker zu Ehren getauft. Die Innen- wände des Kraters lallen steil nach unten ab und enden hier auf einem völlig ebenen Lavaboden, in dessen Mitte zwei nebeneinanderliegende steilwandige Eruptionsschlote ausgesprengt sind, die sich wie eine etwas plattgedrüokte große Acht ausnehmen. Eine Vorstellung von den ge- waltigen Ausdehnungen des Graf-Götzen-Kraters vermögen am besten die von Oberleutnant Weiß ausgeführten Messungen zu geben. Danach be- trägt der Durchmesser des Kraters 1251 Meter, seine Tiefe i55 Meter 19 2*

2. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 20

1913 - München : Seybold
und der Durchmesser der beiden Eruptionsschlote 336 bzw. 459 Meter. Der Anblick dieses riesigen Kraterloches ist überwältigend. Zu Graf Götzens Zeit, im Jahre 1894, war der Ninagongo noch in voller Tätigkeit, von der man Spuren selbst bis zum Jahre 1906 bemerken konnte. Jetzt lagen beide Schlote vollkommen friedlich da. Nur die zahlreichen damp- fenden Spalten und Risse im Kraterboden gemahnten an die schlummern- den vulkanischen Gewalten. Jeden Tag können diese mit neuer Tätigkeit erwachen. Denn die scheinbare Ruhe des Berges berechtigt nach dem Urteile Kirschsteins keineswegs dazu, den Ninagongo den erloschenen Feuerbergen der Erde zuzuzählen. Der Berg gilt den Eingeborenen als ,,wasimu“ — verhext — und die Legende geht, daß jeder sterben muß, der ihn besteigt. Nur wenige Aufgeklärte glauben nicht mehr daran. Auch Kissubi zog es vor, den Zorn des Berggeistes nicht heraufzube- schwören und im Lager zu verbleiben. Erst später, bei Kirschsteins Aufstieg, entschloß er sich widerstrebend, ihn bis zum Kraterrande zu begleiten. Das Echo eines abgegebenen Schusses bricht sich, wie ich mich selbst überzeugt habe, tausendfach an den Felsen, und es klingt, als rase der Schall ohne Unterbrechung an der Kraterwand herum, ohne den Ausweg finden zu können. Kein Wunder also, daß der Berggeist ob dieser Ruhestörung erbost ist. Sein Name ist Gongo. Er ist der oberste aller Geister; zu ihm gehen die Seelen der Verstorbenen und von ihm erhalten sie dauernden Wohnsitz in einem der Vulkane angewiesen. Bei dem Gongo wohnt ferner noch der Geist Liangombe mit seiner Mutter Nina Liangombe, seinem Vater Bawinga und seinem Großvater Njundo. Liangombe führt die Aufsicht über die Seelen derjenigen, die Böses getan haben; er bindet und schlägt sie. Namlagira und Mikeno sind Söhne des Gongo. Der Namlagira soll früher bei seinem Bruder gewohnt haben, von diesem aber vertrieben sein, weil er Feuer mitge- bracht und damit das am Berge vorhandene Wasser vernichtet habe. Auch mit seinem Vater Gongo soll der Namlagira tödlich verfeindet ge- wesen sein. Lange habe der Kampf unentschieden getobt, bis es dem Namlagira gelungen sei, mit einem Streiche den Kopf des Gongo ab- zuschlagen, wovon die abgeflachte Form des Hauptkegels herrühre. Nach einer Mitteilung vom Hauptmann von Beringe, der ich diese Angaben zum Teil entnehme, hat jeder dieser Geister seinen eigenen Priester, der am Fuße des Berges wohnt, die Opfer in Empfang nimmt und (he Entschlüsse des Geistes dem Opfernden übermittelt. Die Stellung eines solchen Priesters soll, wie ihm erzählt wurde, eine sehr einträgliche sein. 20

3. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 154

1913 - München : Seybold
etwa 1000 m hohen Paß überschreiten. Jetzt geschieht dies mit der Eisenbahn, aber auch ein Fußgänger kann den Weg ohne große Mühe zurücklegen, obgleich der letzte Teil ziemlich steil ist. Anders war es, als es auf dieser Straße von Menschen wimmelte, die zu Tausenden hier entlang strömten und von denen viele noch schweres Gepäck tragen mußten. Damals war der Wall des Chilkootpasses auf der ganzen Welt verrufen. Auf der Südseite hat die Bergkette mit all ihren Tälern Der Chilkootpaß in Alaska mit passierenden Einwanderern im Jahre 1898. und Fjorden einst unter einer Eisdecke gelegen, und ihre Oberflächen- formen erinnern an andere gebirgige Küsten, die wir bereits kennen ge- lernt haben. Unser Weg geht jetzt nordwärts, und nach aller Erfahrung, die wir schon in anderen kalten Gegenden gemacht haben, sollte man glau- den, daß wir ebenfalls auf Eis oder auf Spuren ehemaliger Vereisung stoßen würden. Dies ist jedoch nicht der Fall, wenigstens nicht mehr, so- bald wir die Region der ersten tiefen Bergseen verlassen haben und ein wenig weiter in das Land hineingedrungen sind. Dort hat die Landschalt einen ganz guten Charakter, und wir befinden uns nun in der zweiten 154

4. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 172

1913 - München : Seybold
ein Lichtgebilde als wie etwas Stoffliches anzusehen. Eine halbe Stund»; vielleicht dauerte dies wundervolle Spiel, währenddessen ich einige Aufnahmen des Felsenturmes, der Hochfläche und des Krater- randes machen konnte. Wenn ich nun noch ein Wort darüber sagen soll, wie mir eigentlich hier oben zumute gewesen ist, so leugne ich nicht, daß das Gefühl, so unmittelbar zwischen den Zähnen des unheim- lichen Rachens zu weilen, nicht durchaus behaglich war. Gerade das tiefe Todesschweigen umher im Verein mit den langsam wallenden Dämpfen ließ das große Geheimnis, das hart unter unseren Füßen ver- borgen lag, nur noch eindringlicher zu uns reden; und so sehr auch die wissenschaftlichen Beobachtungen uns fesselten, man verlor doch keinen Augenblick das Unterbewußtsein, daß jede Minute ein neues Verderben aus dem Krater hervorbrechen konnte. So war es eine gewisse Erleich- terung, als es wieder bergab ging, den Wohnungen der Menschen ent- gegen. 5. Vom amerikanischen Indianer*. Schon früh wurde die Einheit der amerikanischen Menschheit be- hauptet. Zahlreiche Versuche liegen anderseits vor, die Amerikaner in eine größere Anzahl von Rassen zu teilen. Man darf heute wohl sagen, daß keiner von beiden Versuchen zu einem allgemeinen, angenommenen Ergebnis geführt hat. Die alte Anschauung Blumenbachs, daß alle Ameri- kaner, mit Ausnahme der Eskimos, eine einzige Rasse bilden, scheint indessen trotz aller jener Anläufe der Punkt zu sein, nach dem die Mei- nungen immer wieder zurückschwingen. Dieselbe ist seit A. v. Humboldt von einer ganzen Reihe selbständiger Erforscher Amerikas als die rich- tigste anerkannt worden, wobei aber innerhalb der Einheit zahlreiche Änderungen noch zweifeln lassen, ob eine ursprüngliche oder durch Mi- schung gewordene Einheit vorliege. Der äußere Anschein spricht ent- schieden für die letztere Art von Einheit. In betreff der Hautfarbe herrscht insoweit Einheit in einer großen Mannigfaltigkeit durch den ganzen Kontinent, als trotz aller Änderungen zwischen Dunkel- und Hellbraun die Extreme der dunkelbraunen und scheinbar schwärzlichen Töne der Negerhaut ebenso wie die Helliarbig- keit des Europäers ausgeschlossen sind und ein helles Braun, oft als hell * Ratzel, Dr. Fr , Völkerkunde 3 Bde. Bd. Ii Die Naturvölker Ozeaniens, Amerikas und Asiens. Bibliographisches Institut Leipzig 172

5. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 205

1913 - München : Seybold
ebenen und hellfarbigen Umgebung auf eine weite Entfernung sichtbar und dient in den regel- und pfadlosen Sandmassen als Wegweiser. Als wir ihn im geraden Westen hatten, betraten wir die Ebene Tingertinger, die, entblößt von der die Umgebung bedeckenden Sandschicht, sich durch viele Versteinerungen und dadurch auszeichnet, daß sie durch zahlreiche Zerklüftungslinien in größere Vierecke, und innerhalb dieser in kleinere Fünfecke geteilt ist. Südlich von ihr mühten wir uns noch mit einem halben Dutzend Dünenketten ab und lagerten am späten Abend im Sande. Am folgenden Tage (n. Juni) wechselten vegetationslose, steinige Ebenen mit schwierigen Dünenketten ab, deren Durchgang mir um so pein- voller wurde, als das beständige Waten im Sande meine unteren Glied- maßen mit einem hochroten Hautausschlag in den wunderlichst geformten Flecken bedeckt hatte, der wie Feuer brannte. Unser Weg verlief wie gestern in Südostrichtung und führte an der westlich bleibenden Oase Zau Ganna, d. h. Klein Zau, deren Siwäkbüsche wir sehr gut zu er- kennen vermochten, vorüber auf eine ansehnliche Gebirgsmasse zu, welche mit der zu ihr gehörigen weiten Hattija den Namen Groß-Zau — Zau Kurra -— führt. Wir hatten uns dem westlichen Teil der Berggruppe so weit genähert, daß wir ihre von Nordwesten nach Südosten gerichtete Längsausdehnung zu erkennen vermochten. Ihr nördlicher, westlicher und südlicher Teil ist von der Hattija umgeben, und die Breitenentwicklung dieser ist so ansehnlich, daß wir vom Nordrande bis zu der Gegend der Brunnen noch zwei Stunden aufwenden mußten. Mit Bedauern zogen wir an den mit zahllosen Nestern des Webervogels behängten Akazien, an den die Luft mit ihrem scharfen Dufte erfüllenden Siwäkbüschen, welche den Grund des lales mit frischem Grün zierten, an den zu ansehnlichen Bäumen entwickelten Etelbüschen und an den auf der Stufe der Wisch- quas stehengebliebenen Dattelpalmen vorüber, um unser Lager in der schattenlosen Nähe der Brunnen aufzuschlagen. Dieser gab es acht, von denen zwei voll ausgezeichneten Wassers waren, das sich bis auf zwei fuß der Bodenlläche näherte und, umgeben von meterhohem Grase, beschattet und beschützt von dichtem Dattelgestrüpp, sich in köstlicher Frische und Klarheit erhielt. Allmählich schien sich der Übergang in andere Zonen vorzubereiten. Die zunehmende Vegetation von Siwäkbüschen verlieh den Oasen einen bis dahin ungewohnten Charakter von Frische und Üppigkeit; das leb- 205

6. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 257

1913 - München : Seybold
Vi. Die Polargebiete. 1. Grönland und die Eskimos*. Als Mitglied einer dänischen Expedition habe ich an einem Versuche, in einen der nördlichsten Fjords einzudringen, teilgenommen. Doch schon beim Einfahren war unserem Schiffe der Weg beinahe versperrt. Es mußte sich zwischen äußerst zahlreichen, riesengroßen Eisbergen hindurchschlängeln, und man darf wohl annehmen, daß das Wasser hier wie auch sonst an der Mündung solcher Fjords seichter ist, und eben des- halb viele der größeren Eisberge auf dem Grunde stehen. Das Wetter war herrlich, warm und sonnig, was aber eine Fahrt zwischen Eisbergen recht gefährlich macht. Häufig fallen Stücke von ihnen hinunter, die Bewegung pflanzt sich durch das Wasser fort, und bald ist alles weit und breit in Aufruhr. Wir mußten umkehren, ohne das Innere erreicht zu haben, aber schon das, was wir hier sahen, beweist, daß sich ein Zweig des Inlandeises bis an den inneren Teil des Fjords vor- schiebt und in ihm abstürzt, denn ein solches Material von Eisbergen, wie sie uns hier den Weg versperrten, würde ein gewöhnlicher Tal- gletscher niemals liefern können. Die verschiedenen Fjordarme dieser Gegend sind einander in dieser Hinsicht jedoch sehr unähnlich. Ich besuchte auch einen anderen, den ein wenig nördlicher liegenden Fors- blad-Fjord, zum König-Oskar-System gehörend. Sein schmaler, von wildem Hochgebirge umschlossener Arm endet an einer halbkreisförmi- gen, steilen Bergwand, die mehrere hundert Meter hoch ist. Gelingt es einem sie zu erklimmen, so befindet man sich in einem langen, flachen lale mit vielen kleinen Seen, einem mir sehr interessanten Terrain, weil das, was ich dort vom Gesteinsuntergrunde sah, entschieden gegen die Nordenskjöld, O., Die Polarwelt und ihre Nachbarländer. Teubner, Leipzig'. Alurawski, Quellenlesebuch 17 257

7. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 123

1913 - München : Seybold
Sturm in ungehemmter Freiheit; nur mit Mühe konnten wir uns auf den Beinen halten. Robert und ich drückten uns auf der geschützten Seite eines großen, bewimpelten Steinmales gegen die *Erde, während Rabsang und unser tibetischer Cicerone trockenen Yakdung sammelten. Mit Hilfe des Feuer- stahls setzten wir ihn in Brand, und dann hockten wir alle vier um das vom Sturm gepeitschte Feuer. Wir öffneten die Pelze, um ein bißchen Wärme in die Kleider strömen zu lassen, und zogen die Stiefel aus, um die Füße zu erwärmen; aber wir saßen anderthalb Stunden, ehe wir uns auch nur annähernd wieder als Menschen fühlten. Dann eilten wir in der Richtung nach Südsüdwesten abwärts und lagerten uns im Tale Schamun, in der Nähe einiger erbärmlicher Steinhütten. 8. Bilder aus Java*. Seit dem Jahre 1896 ist die große, zentrale Eisenbahnlinie vollendet, welche jetzt ganz Java durchzieht, von Serang im Westen bis Probolingo im Osten. Die meistbenützte Strecke ist die mittlere, von Batavia bis Surabaya, der zweiten Hauptstadt der Insel. Diese lange Strecke wird in zwei Tagen zurückgelegt, da Nachtzüge nicht existieren und man in Maos, halbwegs zwischen beiden, übernachten muß. Bei der Kürze der Zeit, die mir noch zu Gebote stand, mußte ich auf den Besuch von Ostjava verzichten und mich auf den schönsten Teil von Mitteljava beschränken. Hier zogen mich vor allem andern zwei berühmte und vielbesuchte Punkte an: Garut mit seiner großartigen vulkanischen Gebirgsnatur und Djokjakarta mit den berühmten Hindutempeln. Hier dürfte es gestattet sein, einiges über die javanische Landschaft im allgemeinen zu sagen und über die charakteristischen Bestandteile, welche deren Reiz bedingen. Soweit ich dieselben kennen gelernt habe, finde ich, daß ihre besondere Schönheit in der wechselvollen Vereinigung von drei wirksamen Teilen besteht: im Hintergründe ein großartiges, meist blau oder violett erscheinendes Gebirge, dessen vulkanischer Charakter sich in der vorherrschenden Kegelform seiner Hebungen kundgibt, oft auch in der Rauchwolke, welche aus dem Gipfel der Kegel aufsteigt, im Mittelgründe ein gut gepflegtes Kulturland, in welchem die Terrassen der lichtgrünen Reisfelder überwiegen, im Vordergründe die unend- Haeckel, Ernst, Aus Insulinde. Malayische Reisebriefe. Kröner, Leipzig-. 123

8. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 171

1913 - München : Seybold
Wie zwei Buben rannten wir trotz der Sonnenhitze und des unter den Füßen weichenden Aschenbodens in großen Sprüngen den Berg hin- auf; ohne es zu ahnen, waren wir schon nahe am Bande der Gipfel- höhe angelangt, und genau zu dieser Zeit löste sich die Wolkenhülle so weit, daß der rätselhafte Turm, im Sonnenscheine schimmernd, aus ihr hervortrat. In einer Minute war der Kraterrand gewonnen; gleich- zeitig erschien auf ihm in dem weichenden Nebel auch Dr. Hovey in- mitten eines halben Dutzends seiner Träger; aber nur ein flüchtiger Gruß wurde gewechselt; er rannte ebenso wie wir über die Hochfläche dem Fuße des Konus zu. Die uns zugewendete Seite des Mont-Pele-Gipfels erschien als eine halbkreisförmige Hochebene von durchschnittlich hun- dert Schritt Breite, die gegen Nordosten von einer kahlen, etwas höheren Kuppe, der Morne Lacroix, der ehedem höchsten Spitze des Berges, überragt wurde. Feine, kiesige, graue Asche, vermischt mit kleinen weißen Bimssteinstücken und vereinzelten vulkanischen Blöcken, setzte den Boden der Hochfläche zusammen. Jenseits des Grabens, aus der Tiefe des Kraterkessels, erhob sich nun, jetzt nur kaum noch hundert Meter von uns entfernt, mit ungeheurer, fast senkrechter Steilwand der mächtige Konus. Übermäßig solid schien das Gebäude freilich bei der Kühnheit seiner Architektur nicht zu sein; denn ein paar gewaltige vertikale Risse durchzogen die uns zugekehrte Steilwand, und wirklich, während wir hier standen, löste sich von der Südwand ein großer Haufe von Steinen, um teils nach der abgewandten Seite des Berges, teils in den Kratergraben zu unseren Füßen hinabzurollen. Noch zweimal während unserer Anwesenheit auf dem Gipfel wiederholte sich das, und das helle, knatternde Geräusch dieser Steinstürze hatte etwas Unheimliches; konnte es doch der Vorbote für den Einsturz der ganzen Riesensäule sein, und dann wären wir auch, schon durch den Luftdruck, jedenfalls verloren gewesen. Sonst herrschte aber hier oben eine tiefe, feierliche Stille. Lautlos stiegen die weißen Dämpfe aus den Tiefen des Kraterrisses hervor und mischten sich ununterscheidbar mit den sich bildenden und wieder lösenden weißen Wolken. Wie wir es heute früh von unten gesehen hatten, krochen die leuchtenden Massen über die Gipfelfläche dahin und brandeten langsam an dem Felsen- turm empor, umschwebten wie Geistergebilde seine Flanken und hüllten ihn zeitweilig wieder gänzlich ein in ihre Schleier. Dann aber trat er von neuem siegreich hervor, in dieser leise wallenden Bewegung selbst wie lebendig, und in seiner ätherisch zarten Färbung eher wie 171

9. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 209

1913 - München : Seybold
Bergkette näher gelegenen, trübes und etwas brackiges Wasser haben, während der Inhalt der westlichen durchaus klar und süß ist. Die Brunnen sind von Dattelpalmengestrüpp umgeben, haben eine Tiefe von 13/4 bis 2v2 m und zeigen unter der dünnen, oberflächlichen Schicht von Sand und Kies eine fußhohe Lage von Tonerde, unter dieser feinen Sand. Die Felsen haben Höhe und Form der gewöhnlichen Wüstenberge und bestehen noch immer aus dunkelfarbigem Sandstein auf kalkiger Grundlage. Am 16. Juni nachmittags verließen wir Dibbela, überstiegen die Sandhügel, welche die Oase im Süden begrenzen, ließen nach einer Stunde westlich am Wege eine von Nordwesten nach Südosten strei- chende kurze Felskette, welche mit einer zweiten, ihr parallelen und eine kleine Stunde weiter südlich verlaufenden unter dem Namen Tschi- grin zusammengefaßt wird, kamen nach einigen weiteren Stunden an vereinzelten Tefraskafelsen vorüber und lagerten nach sechsstündigem Marsche in beständig eingehaltener ungefährer Südrichtung. Die steinige W iistc in ihrer typischen Form war schon seit Kawär nicht mehr ge- sehen worden; jetzt lag auch die beschwerliche Dünenregion, welche sich in der ungefähren Breite von 120 km südlich von Kawär bis Dibbela ausdehnt, hinter uns. Eine hoch und breit gewölbte Gegend mit sandigem Boden trat an ihre Stelle und begann besonders in den Wellentiefen sich mit Vegetation zu bedecken. Schon zwischen Zau Kurra und Dibbela beweisen die nicht selten im Sande sprossenden Gräser und Kräuter, daß dieser nicht ganz der fruchtbaren Bestandteile entbehrt. Vnfangs nur in den Tiefen der Terrainwellen, zeigt sich der Pflanzenwuchs auch allmählich auf deren Höhe, und südlich von Dibbela beginnt ein fortwährender Vegetationsschmuck. Noch sind die Pflanzen und Tiere die früheren, doch weiter nördlich auf die Oasen und Flußtäler be- schränkt, beleben sie hier die ganze Gegend. Besonders das Tierleben entfaltet sich schnell in überraschender Weise. Schon nach einigen Stunden brachen wir am 18. Juni wieder auf, rückten wegen der im Jläd schwelgenden Kamele nur langsam voran und erblickten nach dreistündigem Marsche in der südlichen Richtung unseres Weges die nahen Berge von Agädem, welche wir bei der durch den gehabten Erfolg geweckten Jagdlust der Leute erst nach vier Stun- den erreichten. Der Weg führt auf den nordwestlichsten Teil der Berg- kette zu, schneidet das äußerste Ende derselben ab und steigt in die Oase hinab, welche, wie die Bergkette, einen \ erlauf von Nordnord westen nach Südsüdosten hat, und in deren nördlichem Teile wir lagerten. Die Murawski, Quellenlesebuch 14 209

10. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 295

1913 - München : Seybold
Der Vulkan Melbourne bildet eigentlich das Ende von Admiral Roß’ Kartierungsgebiet; weiter im Süden stützen sich seine Aufnahmen mehr oder weniger auf lose Vermutungen. Am 9. Februar waren wir an der Franklin-Insel, früh am 10. kamen wir an der Beaufort-Insel vorbei, und kurz darauf kamen die A ulkane Terror und Erebus in Sicht. Ich hatte beim Beginn der Reise nach Süden gehofft, daß es mir ge- lingen würde, westlich von den Vulkanen Erebus und Terror in die Mc.- Murdo-Bucht einzudringen. Ich gab aber den Plan bald auf, nachdem ich die Eisverhältnisse in den Buchten am Südpolarlande näher kennen gelernt hatte. Angesichts des Umstandes, daß ich nur über ein Schiff verfügte, war er aussichtslos. Dagegen wollte ich die große Eisbarriere, die seinerzeit Roß zurückgehalten hatte und die jedes weitere Vordringen unmöglich zu machen schien, so genau wie möglich untersuchen. Ich beschloß, an der Barriere zu landen, sie zu besteigen und auf ihr mit Schlitten und Hunden so weit gegen Süden vorzudringen, als die Verhält- nisse und die vorgeschrittene Jahreszeit es gestatteten. Am 10. Februar 1900 befand sich die „Southern Croß“ in 770 17 Min. südl. Breite und 1680 östl. Länge. Eine eigenartige und großartige Land- schaft lag vor uns. Geradeaus gegen Süden stiegen die gewaltigen A ulkane Erebus und Terror zum Himmel empor. Vom Krater auf dem Erebus, der sich mehr als 3ooo Meter über die Meeresfläche erhebt, ström- ten dicke Rauchwolken stoßweise in die klare, kalte Luft empor. Am Fuße des Vulkans Terror war das dunkle Gestein unter der Eisdecke sichtbar; aber weiter östlich sahen wir den Anfang der berühmten Eis- barriere, die den Menschen bis dahin die Geheimnisse des Südpols ver- borgen hatte. Das Barometer stand verhältnismäßig hoch, so daß ich mich ent- schloß, soweit es die Zeit erlaubte, Untersuchungen anzustellen. Ich ließ die „Southern Croß“ eine Meile seewärts ankern, setzte ein Walfangboot aus und nahm Kapitän Jensen, Leutnant Colbeck und zwei Matrosen mit. Es war meine Absicht, das schneefreie Kap, das sich am Fuße des A ulkans Terror zeigte, zu untersuchen. Ich hoffte, hier interessante Befunde über die Zusammensetzung der Gebirgsmasse zu machen. Als wir näher kamen, entdeckten wir einen ganz kleinen halbmond- förmigen Strand, der an der höchsten Stelle etwa 1v2 m über der Meeresfläche lag. Der kleine Strand war sicherlich durch Gestein ge- bildet, das von dem überhängenden vulkanischen Felsen abgebröckelt 295
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