64. Der Bersuv.
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64. Der Vesuv.
Der Vesuv erhebt sich auf dem Ost-
gestade des Busens von Neapel aus der
Ebene, abgesondert und ohne unmittel-
baren Zusammenhang mit den nächsten
Bergen. Er ist gleichsam die Krone der
ganzen Landschaft: so prachtvoll sein
Anblick ist, so prächtig ist der Ausblick
von seiner Höhe. Ein schlechter, hol-
periger, steiniger Weg führt nach und
nach durch die üppigsten Pflanzungen
von Wein, Feigen und Aprikosen auf-
wärts. Hier wächst der ächte Lacrimae
Christi. Der Weg geht nicht steil,
sondern zieht sich ganz flach bergan. Der
Boden ist ringsum Answurf des Vul-
kans. Nach und nach wird die Vege-
tation immer geringer und man kommt
über ein weites Lavafeld. Hier wird
der Pfad manchmal sehr enge, weil er
sich durch die Lavablöcke windet. Es
ist ein schrecklich ödes, braunrothes Ge-
filde. Die Mafien sind zusammenge-
drängt und starren spitz und zackig in
die Höhe, als wären die rothen Flam-
men in ihrer glühendsten Hitze erstarrt.
Dies ist die Lava vom letzten Ausbruch
des Vulkans. — Hat man sich durch
diese fürchterliche Klippensaat hindurch-
gewunden, so kommt man wieder durch
niedriges, mager grünendes Gesträuch,
ans schlechtem holperigen Pfad aufwärts
bis zum Hause des Einsiedlers, das man
nun bald erreicht hat. Allmählich nimmt
das die untere und mittlere Region be-
lebende Grün ab und endlich verschwin-
det es ganz. Nun windet sich der enge
Pfad wiederum durch ein schauerliches
Feld der Zerstörung und des Todes.
Da grünt kein Halm. Nichts als un-
geheure Lavablöcke 'liegen über einander,
die Knochen, — die Eingeweide des Ber-
ges, ausgespieen im Sturme seines Zor-
nes. So windet sich der Pfad in süd-
licher Richtung fort bis zum Kegel des
Vesuv. Eine schreckhaft öde Vertiefung
zieht sich an den schroffen Klippen hin
und bis in die Ebene hinunter. Am
Fuße des Berges werden die Saumthiere
zurückgelassen; der Kegel ist zu steil für
sie. Eine Art von Pfad oder vielmehr
eine Spur des Weges, den die vielen
Besteiger des Berges genommen haben,
gibt den Schritten der Wanderer die
Richtung. Anfangs geht es ziemlich gut;
es sind noch große, festliegende Steine
da, auf welche man beim Steigen treten
kann; sobald man aber höher kommt,
wird der Weg durch das Geröll und
Gebröckel kleiner verbrannter Steine und
durch die rothbraune Erdasche außeror-
dentlich beschwerlich. Bei jedem Schritt
aufwärts sinkt man wiederum einen hal-
den Schritt zurück. Hier und da ist der
Boden sehr heiß, und ein weißer Rauch
qualmt manchmal unter Steinen heraus.
Dergestalt ist die Besteigung des Kegels
gewiß eine beschwerliche Arbeit, aber
nach einer halben Stunde ist sie vollen-
det und wir stehen glücklich oben am
Rande des Kraters.
Der Krater des Vesuv ist ein un-
geheurer rundlicher Kefiel, dessen Rand
umher 30 — 50 und mehr Fuß hoch ist
und aus verbranntem Gestein und Asche
besteht. An der Südseite ist er tief
eingebrochen, weßwegen man in der Ge-
gend von Castella mare durch die Lücke
ins Innere des Kraters, d. h. an dessen
innere Wände hineinsehen kann. Um
den ganzen Krater kann man, wenn man
sich Mühe gibt und vorsichtig ist, auf
dem schmalen Rande, der ihn umgibt,
herumgehen, wozu etwa eine Stunde
erforderlich ist. Daß der Umfang des
Feuerschlundes so groß sei, glaubt man
nicht, wenn man ihn bloß an einer
Stelle ansieht; dieses wird erst klar,
wenn man ihn zu umgehen anfängt.
Uebrigens bleibt die Gestalt des Kraters
sich nicht gleich, sondern verändert sich
stets bei heftigen Ausbrüchen.
In der Mitte des ungeheuren Keffels
ist im Boden der eigentliche jetzige Feuer-
schlund. Man sieht da einen kleinen
Kegel, der 25 — 30 Fuß hoch zu sein
scheint und durch das Gestein und die
Asche, die der Vulkan immer auswirft,
gebildet ist. Auf dem Gipfel dieses
kleinen Kegels ist eine Oeffnung, die in
das Innere des ewig brennenden Höllen-
rachens hinabgeht, aus welcher ein wei-
ßer, schwefelgelblich schimmernder, dichter
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