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1. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 9

1868 - München : Lindauer
Bajoarien unter den Agilolf. Tassilo I u. Gart bald Ii. 9 der arianischen Irrlehre zum Katholizismus zurückführte. Ob dieses Verdienstes weihte ihr Papst Gregor der Große eine Lebensbeschreibung der Heiligen in vier Büchern, schickte ihr hei- lige Reliquien und kostbare Oele, sowie die nachmals so berühmte eiserne Krone, welche ihren Namen von einem eisernen Ringe erhalten hat, der sich inwendig bcfiubct u). Die große Anhänglichkeit, die Garibald bei jeder Gelegenheit gegen den longobardischeu Hos an den Tag legte, namentlich aber Die trotzige Haltung, die er beim Ausbruche eines Krieges zwischen den Longobarden und Franken (590—591) gegen die Letzteren beobachtete, reizte den Frankcnkönig Childebert Ii zu einem Einfalle in Bajoarien, der (595) den Sturz Garibalds nach sich zog. Die königliche Würde ward abgeschafft, und Tassilo, ein Sprößling der jüngeren Linie des agilolfingischcn Geschlechtes 8 * * * 12), zum Herzoge Bajoariens erhoben, und zwar deshalb, weil er sich unter Garibalds Regierung den Franken stets günstig erwiesen hatte. § 8. Tassilo I (595 — 610) hatte bald nach dem An- tritte seiner Regierung einen harten Kampf mit den Slavcn zu bestehen, die über den Jnnfluß in Bajoarien einfielen (596). Sie wurden von Tassilo zwar zurückgewiesen und in ihrem eigenen Lande geschlagen, doch wurden zweitausend Bajoarier, die sich zu weit vorgewagt, durch die von Böhmen herbeieilenden Avaren gänzlich aufgerieben (597). 8 9. Auf Tassilo I folgte sein Sohn Garibald Ii (610—640). Dieser wurde im Jahre 611 l'ou den neuerdings Anfallenden Slaven bei Aguntum (jetzt Jnnichen im Puster- thal nahe den Quellen der Drau) geschlagen, übte aber dafür (631) in Verbindung mit den Alemannen aus slavischcm Bo- den eine höchst blutige Vergeltung und wehrte mit Hülfe des Frankenkönigs Dagobert I (König d. g. Reiches 628—638) auch die drohenden Angriffe der Avaren und Bulgaren ab. lieber diesen. Kämpfen versäumte Garibald Ii die Sorge für die Verbesserung der inneren Verhältnisse seines Landes nicht und erwarb sich ein bleibendes Verdienst namentlich dadurch, daß er

2. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 11

1868 - München : Lindauer
11 Bajoarien unter dein Agilolsillger Theodo I. Martertod. Des Herzogs Tochter Uta, die sich mit Sigibald, dem Sohne des herzoglichen Gaurichters, schwer vergangen hatte, bezeichncte in der Angst ihres Herzens den frommen Bischof, der eben eine Reise nach Rom angetreten hatte, als den Urheber ihrer Schmach, und diese Nachricht versetzte ihren Bruder Land- pert in solche Wuth, daß er dem hl. Emmeram mit bewaffnetem Gefolge nachjagte und denselben in einer Kapelle bei Helfen- dorf (sieben Stunden von München an der Landstraße von München ucid) Aibling) entsetzlich verstümmelte. Der Heilige erlag seinen Wunden noch am selben Tage (22. September 652) zwischen dem zweiten und dritten Meilensteine auf der Straße von Helfendorf nach (dem zwölf römische Meilen entfernten) Aschheim*), wo seine irdische Hülle in der Kirche zum heiligen Petrus beigesetzt wurde. Als darauf Uta ihre falsche Beschul- digung cingestand und so die Unschuld des hl. Emmeram an bcn Tag kam, mußte Saubpert flüchten, Uta aber ward in ein Kloster Italiens verwiesen, wo sie starb. Zur Sühne des Vergehens ließ Herzog Theodo die Leiche des Märtyrers von Aschheim nach Regi ins bürg bringen und in dem Kirchlein zum hl. Georg beisetzen, allwo später dem Heiligen gu Ehren eine Kirche und ein Kloster erbaut wurde — das nachmalige Reichöstift St. Emmeram. Was unter Herzog Theodo I nach dieser Zeit noch weiter in Bajoarien geschehen, wie lange derselbe regiert und wer nach ihm bis zum Jahre 680 die Negierung Bajoanens geführt habe, darüber herrscht bei den Geschichtschreibern, auch bei den fränkischen und longobardischen, das tiefste Stillschweigen, nur dieß Eine steht fest, daß dem Herzoge Theodo I keiner seiner beiden Söhne in der Regierung gefolgt ist. Für diese Zeit historischen Dunkels mag die Vermuthung als Führerin dienen, daß nach dem Tode des Herzogs Theodo 1 der Agilolfinger Hugobert, ein Sprößling der älteren von Gari- bald I herstammenden Linie, der Schwiegervater Pippins von Heristal und Vater Theodo's 11, bis 680 mit der Herzogs- würde in Bajoarien bekleidet gewesen sei. ) Ein Pfarrdorf zwischen München und Erding.

3. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 23

1868 - München : Lindauer
Innere Zustände Bajoariens unter d. Agilolfingern. 23 konnte man an das Herzogsgericht Berufung einlegen. Der Herzog und später der deutsche König oder Kaiser ließ die Amts- tätigkeit der Grafen durch eigene Abgesandte (mi88i) überwachen. Das basoarische Gesetzbuch, welches auf Betrieb des Frankenkönigs Dagobert I zwischen 628 und 638 zu Stande kam, setzte mit großer Genauigkeit die Strafen für verbrecherische Handlungen fest. In der Regel waren dieß Geldstrafen zur Entschädigung des Beleidigten nebst einem Friedegeld an das Gericht und die herzogliche Kammer. Die Größe dieser Geld- bußen richtete sich sowohl nach der Größe des Verbrechens, als nach dem Rang und Stand des Verbrechers, wie des Beleidigten oder Beschädigten. Beeinträchtigungen der Kirche oder kirchlicher Personen wurden schwer geahndet. Die Kirchen hatten Asylrecht. Verbrechen am weiblichen Geschlecht oder an Gastfreunden wur- den mit doppeltem Wergcld (von wer d. i. homo, also Preis des erschlagenen Mannes) gestraft. Wer nicht mit Geld oder Besitz zahlen konnte, fiel in Knechtschaft. Nur drei Fälle, Mord des Herzogs, Lockung des Feindes in's Vaterland und Uebergabe eines festen Platzes an den Feind, also Hochverrat!), führten zum Tode. Als Beweismittel galten vor allem der Eid und Zeugen, die man, wie bei den Römern, am Ohrläppchen herbeizog, zum Zeichen, daß sie nicht aus eigenem Autrieb, aus Zuneigung oder Interesse gekommen seien. Außerdem waren noch die Gottes- urtheile zulässig. Diese bestanden theils in der Feuerprobe (die bloße Hand in's Feuer halten, durch einen brennenden Holz- stoß gehen, ein glühendes Eisen mit bloßen Händen tragen oder mit bloßen Füßen betreten), theils in der Wasserprobe, bald mit siedendem Wasser (Kesselsang), bald mit kaltem (der Unter- sinkende war unschuldig und wurde herausgezogen), theils in der Kreuzprobe (unbewegliches Stehen mit ausgehobenen Händen an einem Kreuze). Das berühmteste und bei den Freien häufigste Gottesurtheil war der Zweikampf. Die Bevölkerung theilte sich in Freie und Unfreie (Hörige). Nach dem herzoglichen Geschlechts der Agilolfinger waren unter den edlen Freien die vornehmsten: 1) Die Huosi (Andechser?) zwischen dem Lech, der Isar, Donau und den Al- pen; 2) die Fagan a (Ebersberger?) an der Sempt und Mang-

4. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 39

1868 - München : Lindauer
Innere Zustände Bajoariens unter d. Karolingern. 39 überlassen und cs von diesen als ein mit Dienstpflicht belastetes, höriges Gut zurückzunehmen, somit selbst ein Höriger oder Un- freier zu werden. Weil nun von der Größe des liegenden Besitzthums die Ausdehnung der Heerpflicht abhing, so mußten Kirchen und weltliche Große selbst wieder viel von den erwor- benen Gütern als Kriegs- oder Soldatenlehen an solche über- lassen, welche jeden Augenblick zu Kriegsdiensten bereit sein d. h. ihre Mannen und Vasallen werden wollten. Auf diese Weise gestaltete sich allmählich das Heerwesen aus dem Heerbann in die Lehensmannschaft um. Auch die alte Gauverfassung wurde schon unter Karl dem Großen und noch mehr unter seinen Nachfolgern namentlich durch zwei Maßregeln umgeschaffen. Die erste dieser Maßregeln war das Synodalgericht oder die sogenannte Sende, ein geistliches Rüge- oder Sittengericht, vermöge dessen der seinen Sprengel bereisende Bischof auch über die weltlichen Personen, welche seit seiner letzten Anwesenheit Verbrechen begangen hatten, Nachfrage hielt und selbe mit geistlichen Bußen, z. B. Fasten, Verrichtung von Gebeten, im äußersten Falle mit dem Kirchenbann belegte. Da unter Karls Nachfolgern für die Verächter des Kirchenbannes auch die weltliche Acht, d. i. Verlust der Güter und Würden hinzugesügt wurde, so wurden diese Synodalgerichte folgenschwer. . Die zweite, noch folgenreichere Maßregel für die Abänderung der Gaugerichte bestand in der Verleihung der sogenannten Immu- nität, welche, wenn auch nicht von den öffentlichen Lasten, doch von der Gewalt der königlichen Beamten befreite. Karl der Große hatte einigen, Ludwig der Fromme den meisten Bisthümern und mehreren Klöstern Jmmunitätsbriefe ertheilt, vermöge welcher nicht nur die Geistlichen, sondern auch das zu geistlichen Stiftern gehörige weltliche Dienstpersonal den königlichen Richtern und Heerbannsführern, den Gaugrafen, entzogen und der Gerichtsbar- keit der Bischöfe oder Aebte unterstellt waren. Da die Handha- bung der Gerichtsbarkeit dem geistlichen Charakter ferne liegt, so ließen die Bischöfe und Aebte dieselbe durch eigens hiezu aufge- stellte Advocaten oder Schirmvögte ausüben. Der Stiftsvogtei- Gerichte waren von da an fast eben so viele, als der alten Ge- richtsstätten der Gaugrafen und ihrer Unterrichter. An diesen

5. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 67

1868 - München : Lindauer
Bayern unter Otto von Nordheim. 67 umkam und die Bayern, die ihm zu Hilfe geeilt waren, völlig geschlagen wurden. Auf Agnes machte dieses Unglück einen solchen Eindruck, daß sie die Regierung in Bayern niederlegte und das Herzogthum noch im Jahre 1061 an den.grafen Otto von Nordheim und Göttin gen übertrug, hoffend, daß sie an ihm eine kräftige Stütze bei der Verwaltung des deutschen Reiches haben werde. § 43. Herzog Otto Ii von Bayern (1061 — 1070), aus dem gräflichen Geschlechte der Nord heim, ging mit dem Markgrafen Eckbert von Meißen auf den Plan des Erzbischofs Hanno von Köln ein, den jungen Kaiser der Aufsicht seiner Mutter Agnes und des Bischofs Heinrich von Augsburg gu entziehen und die Verwaltung des Reiches selber in die Hand zu nehmen. Es gelang dem Erzbischof, beit jungen Heinrich von Kaiserswerth nach Köln zu entführen, doch sah er sich bald genöthigt, die Reichsverwaltung mit dem Erzbischöfe Adalbert von Bremen zu theilen. Letzterer gewann schnell die Oberhand und ließ, um Hanno's Einfluß zu vernichten, den König schon in seinem 15. Jahre wehrhaft machen und als mündig erklären. Dem Namen nach hörte die Vormundschaft nun auf, aber Adalbert behielt die Leitung der Geschäfte. Zwar wußte eine Reichsversammlung der auf Adalberts Einfluß und Macht eifersüchtigen Fürsten die Entfernung dieses Mannes vom Hofe des Königs durchzusetzen, doch erschien derselbe nach drei Jahren wieder am Hofe H einrichs und reizte diesen gegen die Sachsen und gegen die Partei Hanno's, namentlich gegen Otto von Nord heim. In jugendlicher Unüberlegtheit ließ Heinrich dem in ihm erweckten Groll den vollen Zügel und behandelte die Sachsen wie ein feindliches Volk, indem er sie durch harte Auf- lagen drückte und sich gegen eine etwaige Widersetzlichkeit von ihrer Seite mit den Dänen verband. Die gedrückten Sachsen setzten ihre Hoffnung aus Otto von Nordheim, aber Heinrich benahm ihnen dieselbe, indem er, wie man vermuthet, durch einen von ihm gedungenen Kläger, den herabgekommenen Ritter- Egino, den Herzog eines Mordanschlags gegen seine Person bezüchtigen ließ. Otto von Nordheim ward von dem Kaiser 5 *

6. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 98

1868 - München : Lindauer
98 Bayern unter Otto I von Wittelsbach. Herzog Otto I, vermuthlich auf dem Schloße Kelheim geboren, bei welchem er die Stadt gleichen Namens anlegte, war mit der Gräfin Agnes von Loos (flamändisch Loon im Lnttichischen des heutigen Königreichs Belgien) vermahlt und residirte gewöhnlich auf dem Schloße Kelheim. Bei seinem Negierungsantritte faßte das Herzogthum Bayern von allen Ländern, um die es während der Negierung der Amtsherzöge vergrößert worden war, keines mehr in sich, denn im Süden waren Kärnthen, Krain, Istrien, Verona, Stcyer- mark und Tyrol, im Osten Oesterreich davon getrennt worden 32). Desgleichen war die herzogliche Gewalt nach Innen bedeutend geschmälert, denn im Lande schalteten viele Grafen- geschlcchter mit großer Selbstständigkeit, und dasselbe war bei dem Erzbischöfe von Salzburg und bei den Bischöfen von Bam- berg, Eichstädt, Regensburg, Augsburg, Passau, Frey sing und Brixen der Fall. Otto I und seine Nachkommen in den ersten fünf Gene- rationen verfolgten die große Aufgabe, das durch die Schuld der Dynasten tief gesunkene herzogliche Ansehen wieder zu heben und die durch Erbgrafschaften gestörte Landeseinheit neu herzustellen. Zu diesem Ende brachte Otto I, als der ihm verwandte Graf Konrad Iii von Dachau, Titular-Herzog von Dalmatien und Kroatien, starb, dessen Grafschaft an sich, und gab dessen Wittwe Adalhild eine Entschädigung von 10 Mark Goldes und 800 Pfund Silbers. Ein anderes Mittel, das er zur Stärkung der herzoglichen Macht in Anwendung brachte, war die Begünstigung des Städtewesens und des Verkehrs, worin ihm schon Heinrich der Löwe vorangegangen war. Wie die Stadt Kelheim, so verdankt auch die Stadt Land sh nt und die dortige Burg Trausnitz Otto I ihre Entstehung. Um Ruhe und Ordnung im Innern herznstellen und zu erhalten, bereiste Otto I sein Land von Gau zu Gau, hielt öffentliche Gerichte und Landtage und half den Unterdrückten zu ihrem Rechte. Dabei leisteten ihm seine drei Brüder, Otto Vii, seit 1180 Pfalzgraf, Konrad, Erzbischof von Mainz, itttb Friedrich, ehedem Pfalz- graf, jetzt Mönch zu Ensdorf, die ersprießlichsten Dienste. Auf dem berühmten Reichstage zu Konstanz (1183) leistete Otto I

7. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 43

1868 - München : Lindauer
Bayern unter Amtsherzögen ans dem Hanse Luitpold's. 43 Des Handels wegen hatte Regensburg, Passau, Linz, Ingolstadt, Scheßla, Bamberg und Forchheim eine besondere Bedentnng. In den Städten trieben die vielen Juden haupt- sächlich mit Sklaven Handel, deren Zahl durch die Gefangenen der slavischen Völker sehr vermehrt wurde. Durch die wieder- holten Einfälle der Ungarn ward der Handel auf längere Zeit ganz niedergelegt und gleich ihm geriethen Kunst, Wissenschaft, Gewerbe und Ackerbau in's Stocken. Die Schulen hörten mit den zerstörten Klöstern auf, ganze Strecken Landes blieben un- bebaut, die Pflege der Gerechtigkeit nahm ab, die Rohheit der Sitten zu. Jeder, der sich stark genug fühlte, verschaffte sich Recht mit seiner Faust und nahm Rache an seinem Beleidiger — das unselige Faustrecht nahm seinen Anfang und erreichte in der folgenden Zeit seinen Höhepunkt. Vierter Zeitraum. Bagern*) unter Amtsherzögen des deutschen Ueiches ans verschiedenen edlen Häusern (911 — 1180). Erstes Kapitel. Bayern unter Amtsherzögen aus dem Hanse Luitpold's **) (911 — 948). ' § 26. Da unter dem letzten Karolinger, Ludwig dem Kinde, die herzogliche Würde in Bayern wieder aufgekommen *) Schon gegen das Ende des Dritten Zeitraumes kommt in Urkunden statt der Namen Bojovaria, Bojoaria, Bagoaria, Bajoaria, Baioaria der Name Bauuaria zum Vorschein, woraus Bavoaria, Bavaria, Bayern geworden ist. **) Die Amtsherzöge aus dem Hause Luitpold's sind: Arnulf I 911—937. Eberhard 937—939. , ' Berthold 939-948. -—______

8. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 75

1868 - München : Lindauer
75 Bayern unter Heinrich X. Heinrich X, der Stolze, war nun der länderreichste Fürst in ganz Deutschland, dessen Besitz sich vom toskanischen und adriatischen Meere bis an die Ostsee erstreckte. Leider verließ ihn im Glücke jene Klugheit, die ihn bis dahirr so oft vor Nachtheilen geschützt hatte. Man brachte in Erfahrung, daß er nach dem Tode Lothars sich unverzüglich der Reichsinsignien bemächtigt habe, in der sichern Erwartung, der Nachfolger seines Schwiegervaters zu werden. Allein er war den Fürsten zu an- maßend, dabei zu reich uitb als Inhaber zweier Herzogthümer zu mächtig, als daß sie ihn zum Neichsoberhaupte hätten wählen mögen. Besonders waren die Hohenstaufen, die er mit Kaiser- Lothar bekriegt und besiegt, seine unversöhnlichen Feinde, und auch Papst Innocenz Ii war nicht für ihn, weil er wegen der Rückgabe der Mathildischen Güter in Besorgrriß war. Kaum war daher noch Lothars Tod der Hohcnstaufe Ko irr ad, Herzog von Ostfrankcn, durch die Freunde seines Hauses, irr Abwe- senheit und ohne Betheiligung der Bayern rnrd Sachsen, auf den derrtschen Königsthron erhoben worden (1138—1152), als die gegenseitigen Feindseligkeiten zrrm Ausbruche kamen, da Hein- rich X rrrit seinen Bayern Konrads Wahl für erschlichen und ungültig erklärte. Zwar ließ Heinrich in kurzer Zeit von seiner Widersetzlichkeit ab rind unterwarf sich, doch konnte er dadurch den Groll nicht tilgen, den der Körrig Konrad einmal gegen ihn gefaßt hatte. Unter dem nichtigen Vorwände, daß es nach den Rcichsgesetzen keinem Fürsten erlaubt sei, zwei Her- zogthümer zugleich zu besitzen, verlangte Konrad in einer Reichövcrsammlrrng zu Augsburg, daß Heinrich X das Her- zogthum Sachsen und Toskana abtreten solle. Da dieser sich dessen weigerte, erklärte ihn der Körrig in einer Versammlung zu Würz bürg im Jahre 1138 als einen Widerspänstigen irr die Acht und entsetzte ihn zu Goslar im nämlichen Jahre aller seiner Rcichslehen. Das Herzogthurn Sachsen verlieh er dem Markgrafen vyn Nordsachsen, Albrecht dem Bären*), *) Plbrecht der Bär, von seiner wilden Tapferkeit so genannt, hatte für wichtige Dienste, die er dem König L o th ar Ii auf seinem ersten Römerzuge geleistet, im Jahre 1l33 die erledigte Markgarfschaft Nordsachsen erhalten,

9. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 139

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
64. Der Bersuv. 139 64. Der Vesuv. Der Vesuv erhebt sich auf dem Ost- gestade des Busens von Neapel aus der Ebene, abgesondert und ohne unmittel- baren Zusammenhang mit den nächsten Bergen. Er ist gleichsam die Krone der ganzen Landschaft: so prachtvoll sein Anblick ist, so prächtig ist der Ausblick von seiner Höhe. Ein schlechter, hol- periger, steiniger Weg führt nach und nach durch die üppigsten Pflanzungen von Wein, Feigen und Aprikosen auf- wärts. Hier wächst der ächte Lacrimae Christi. Der Weg geht nicht steil, sondern zieht sich ganz flach bergan. Der Boden ist ringsum Answurf des Vul- kans. Nach und nach wird die Vege- tation immer geringer und man kommt über ein weites Lavafeld. Hier wird der Pfad manchmal sehr enge, weil er sich durch die Lavablöcke windet. Es ist ein schrecklich ödes, braunrothes Ge- filde. Die Mafien sind zusammenge- drängt und starren spitz und zackig in die Höhe, als wären die rothen Flam- men in ihrer glühendsten Hitze erstarrt. Dies ist die Lava vom letzten Ausbruch des Vulkans. — Hat man sich durch diese fürchterliche Klippensaat hindurch- gewunden, so kommt man wieder durch niedriges, mager grünendes Gesträuch, ans schlechtem holperigen Pfad aufwärts bis zum Hause des Einsiedlers, das man nun bald erreicht hat. Allmählich nimmt das die untere und mittlere Region be- lebende Grün ab und endlich verschwin- det es ganz. Nun windet sich der enge Pfad wiederum durch ein schauerliches Feld der Zerstörung und des Todes. Da grünt kein Halm. Nichts als un- geheure Lavablöcke 'liegen über einander, die Knochen, — die Eingeweide des Ber- ges, ausgespieen im Sturme seines Zor- nes. So windet sich der Pfad in süd- licher Richtung fort bis zum Kegel des Vesuv. Eine schreckhaft öde Vertiefung zieht sich an den schroffen Klippen hin und bis in die Ebene hinunter. Am Fuße des Berges werden die Saumthiere zurückgelassen; der Kegel ist zu steil für sie. Eine Art von Pfad oder vielmehr eine Spur des Weges, den die vielen Besteiger des Berges genommen haben, gibt den Schritten der Wanderer die Richtung. Anfangs geht es ziemlich gut; es sind noch große, festliegende Steine da, auf welche man beim Steigen treten kann; sobald man aber höher kommt, wird der Weg durch das Geröll und Gebröckel kleiner verbrannter Steine und durch die rothbraune Erdasche außeror- dentlich beschwerlich. Bei jedem Schritt aufwärts sinkt man wiederum einen hal- den Schritt zurück. Hier und da ist der Boden sehr heiß, und ein weißer Rauch qualmt manchmal unter Steinen heraus. Dergestalt ist die Besteigung des Kegels gewiß eine beschwerliche Arbeit, aber nach einer halben Stunde ist sie vollen- det und wir stehen glücklich oben am Rande des Kraters. Der Krater des Vesuv ist ein un- geheurer rundlicher Kefiel, dessen Rand umher 30 — 50 und mehr Fuß hoch ist und aus verbranntem Gestein und Asche besteht. An der Südseite ist er tief eingebrochen, weßwegen man in der Ge- gend von Castella mare durch die Lücke ins Innere des Kraters, d. h. an dessen innere Wände hineinsehen kann. Um den ganzen Krater kann man, wenn man sich Mühe gibt und vorsichtig ist, auf dem schmalen Rande, der ihn umgibt, herumgehen, wozu etwa eine Stunde erforderlich ist. Daß der Umfang des Feuerschlundes so groß sei, glaubt man nicht, wenn man ihn bloß an einer Stelle ansieht; dieses wird erst klar, wenn man ihn zu umgehen anfängt. Uebrigens bleibt die Gestalt des Kraters sich nicht gleich, sondern verändert sich stets bei heftigen Ausbrüchen. In der Mitte des ungeheuren Keffels ist im Boden der eigentliche jetzige Feuer- schlund. Man sieht da einen kleinen Kegel, der 25 — 30 Fuß hoch zu sein scheint und durch das Gestein und die Asche, die der Vulkan immer auswirft, gebildet ist. Auf dem Gipfel dieses kleinen Kegels ist eine Oeffnung, die in das Innere des ewig brennenden Höllen- rachens hinabgeht, aus welcher ein wei- ßer, schwefelgelblich schimmernder, dichter

10. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 220

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
220 Iii. Geschichtsbilder. Wittwe seines Bruders und dessen junge Söhne zur Flucht aus dem Reiche. Hiedurch gerieth er in Streit mit den Langobarden, deren König De- siderius, der Schwiegervater Karlmanns, die Ansprüche seiner Enkel geltend machen wollte. Karl zog mit zwei mächtigen Heeren über die Alpen nach Italien, das eine unter seiner eigenen Leitung über den Mont Cenis, das andere unter seinem Oheim Bernhard über den St. Bernhard. Ohne Widerstand überließ ihm Desiderius die Pässe und schloß sich in seiner Hauptstadt Ticinus oder Pa- via ein, das Karl nach einer harten siebenmonatlichen Belagerung endlich er- oberte und so Desiderius besiegte. Karl herrschte nun selbst über das longobar- dische Reich. Aus allen Theilen des Landes kamen die Langobarden, um sich zu unterwerfen und Geschenke zum Be- weise ihrer Unterordnung darzubringen. Doch blieb das Königreich dem Namen nach selbstständig; es wurde nicht mit der fränkischen Monarchie verschmolzen und behielt sogar seine eigenen Gesetze und Einrichtungen. Karl führte den Titel „König der Longobarden", zählte die Regierungsjahre darnach und setzte im Jahre 780 seinen Sohn Pipin zum König dieses Landes ein. 2. Weit hartnäckiger und blutiger waren Karls Kriege gegen die im nörd- lichen Deutschland wohnenden Sachsen. Hier stand die zähe Ausdauer eines unentnervten, kriegerischen Volkes, das für seine Freiheit, seine Sitten und seinen Glauben kämpfte, eine Ausdauer, die überhaupt den freiheitsliebenden Volksstämmen und Volksfürsten jener Zeit eigen war, der eisernen Willens- kraft eines Helden gegenüber, der unter seinem Vater eine treffliche Kriegsschule durchgemacht und vor Allem in den Kriegen gelernt hatte, einen einmal ge- faßten Entschluß nicht wieder aufzu- geben, und der endlich selbst für seinen großen Gedanken begeistert war. Das war der Grund, warum der Kampf sich über 32 Jahre hinzog und auf der einen Seite die verzweifelte Empörung immer wieder wach rief, auf der andern stete Feldzüge herbeiführte. Die kriegerische Jugend dieses Volkes war dem benachbarten Frankenreiche schon lange durch ihre verheerenden Streifzüge lästig geworden, so daß schon Karl Martell und Pipin die Unter- werfung der wilden Nachbarn versucht hatten. Karl dem Großen war es vor- behalten, dies schwere Werk zu vollen- den. — Die Sachsen wohnten zu der Zeit, von der wir reden, vom Rhein bis zur Elbe, von der Eider bis zur Werra und Fulda. Sie zerfielen in drei Hauptstämme; aber roh in ihrem Glauben, wild in ihrer Vertheidigung, barbarisch in ihrem Recht, zäh in ihrer Freiheit, waren sie für eine gesunde Fortentwicklung ihres Staatslebens nicht recht geschaffen. Festes Zusammenhalten der Stämme war ihnen fremd; sie zer- fielen in freie Gemeinschaften, die nur stammweise im Kriege zusammentraten und sich einen Führer wählten; außerdem hatten sie einen gemeinsamen Führer nicht. Im Jahre 772 unternahm Karl den ersten Heereszug in das feindliche Sachsenland und errang einige Erfolge. Wo er hinkam, Zerstörte er die heidnischen Tempel und zwang die Sachsen zur Annahme des Christenthumes. Die Sachsen aber fielen nach Karls Abzug in's fränkische Reich mit Mord und Brand, ihrerseits durch Zerstörung der christlichen Kirche Rache nehmend. Dies war der wesentliche Charakter fast aller folgenden Feldzüge dieses Krieges. Wenn Karl persönlich gegen die Sachsen aus- zog, zwang er sie zum Rückzug, eroberte ihre Burgen und suchte die Unterwor- fenen zur Annahme seines Glaubens zu zwingen; war er dagegen aus fernen Kriegszügen abwesend, so fielen die Sachsen in sein Reich ein, und nahmen für die erlittene Schmach blutige Rache. Aber Karl brachte es endlich durch seine Kriegsgewandtheit dahin, daß er in den Jahren 775 und 776 die drei Stämme mit ihren Vornehmsten an der Spitze zum Eid der Treue bewog und zum ersten male im Feindeslande eine Reichs- versammlung in Paderborn abhalten konnte, wo sich die Sachsen demüthigten, Geißeln in größerer Zahl gaben und im Falle der Abtrünnigkeit Freiheit und Vaterland verlieren zu wollen erklärten. Nur einer ihrer Führer, Widukind,
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