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1. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 437

1868 - München : Lindauer
437 Die einstmaligen Hochstifter und Reichsstädte. 1805. Dezember. Durch deu Preßburger Frieden wird die Mark- graf s ch a f t B u r g a u dem Königreich Bayern z u g e t h e i l t. 15) Keichssladt Dinlrelsöüljt. Angeblich von einem Dinkelhof, nach andern Angaben Dingsbühl, d. i. öffentliche Gerichtsmalstaette. 920. Dinkelsbühl ein oppiäum villicmm, um 1125 ummauert. 1288. In Dinkelsbühl ein k. Landvogt. 1305. Dinkelsbühl erhält von K. Albrecht I eigenes Gericht. Anfang der Reichsfreiheit. 1309. K. Heinrich Vii verleiht der Stadt Dinkelsbühl neue Rechte. 1352. K. Karl Iv verleiht der Stadt Dinkelsbühl das Recht, einen Richter und Amtmann aus eigenen Mitteln unabhängig von. den: Landvogt in Schwaben zu bestellen. 1387. Der Deutschorden gründet in Dinkelsbühl ein Haus. 1532. Die Reformation wird dnrchgeführt. 1802. 30. November Dinkelsbühl wird von Bayern besetzt. 1803. 30. Juni. Dinkelsbühl wird von Bayern an Preußen überlassen. 1806. Mai. Mit dem Fürstenthum Ansbach kommt Dinkelsbühl neuerdings an Bayern. 1809. Die Deutschordensvogtei Dinkelsbühl wird von Bayern eingezogen. 16) Keichsstadt Kauföenren. Buron, Beuren, seit dem 14. Jahrhundert Kaufbenren. 1130. Kaufbenren, im Besitz der Welfen, kommt 1191 an die Hohenstaufen. 1240. Kaufbenren wird als Stadt erwähnt, erste deutsche Urkunde von König Konrad Iii. 1286- K. Rudolf verleiht der Stadt Kaufbenren eigenes Gericht unter einem k. Amman. Anfang der Reichsfreiheit. 1325. Eine Feuersbrnnst verzehrt den größten Theil der Stadt. 1330. K. Ludwig Iv der Bayer verleiht der Stadt Kaufbenren große Rechte und Freiheiten. 1802. 2 September. Kaufbenren wird von Bayern in Besitz ge- nommen; definitiv 1803. 25. Februar durch den Reichs- d epntationsh auptfchluß. 17) Keichsstadt und gefürstete Aötei Kempten. 6nmpoänmim, Stadt der Estioner in Bindclizien auf dem rechten Ufer der Iller. 14. v. Ehr. Herrschaft der Römer. 650 n. Ehr. Allmälige Entstehung der Stadt am Fuße des Hilarmont. 773. Hildegard, Gemahlin Karls des Großen, erbaut und begabt die „königliche Abtei" zu Kempten. Audogar, erster Abt des Klosters, stirbt 796. 820. K. Ludwig der Fromme verleiht dem Stifte freie Abtswahl und Immunitäten. 910—41. Einfälle der Ungarn; Kloster und Stadt Kempten verwüstet.

2. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 75

1868 - München : Lindauer
75 Bayern unter Heinrich X. Heinrich X, der Stolze, war nun der länderreichste Fürst in ganz Deutschland, dessen Besitz sich vom toskanischen und adriatischen Meere bis an die Ostsee erstreckte. Leider verließ ihn im Glücke jene Klugheit, die ihn bis dahirr so oft vor Nachtheilen geschützt hatte. Man brachte in Erfahrung, daß er nach dem Tode Lothars sich unverzüglich der Reichsinsignien bemächtigt habe, in der sichern Erwartung, der Nachfolger seines Schwiegervaters zu werden. Allein er war den Fürsten zu an- maßend, dabei zu reich uitb als Inhaber zweier Herzogthümer zu mächtig, als daß sie ihn zum Neichsoberhaupte hätten wählen mögen. Besonders waren die Hohenstaufen, die er mit Kaiser- Lothar bekriegt und besiegt, seine unversöhnlichen Feinde, und auch Papst Innocenz Ii war nicht für ihn, weil er wegen der Rückgabe der Mathildischen Güter in Besorgrriß war. Kaum war daher noch Lothars Tod der Hohcnstaufe Ko irr ad, Herzog von Ostfrankcn, durch die Freunde seines Hauses, irr Abwe- senheit und ohne Betheiligung der Bayern rnrd Sachsen, auf den derrtschen Königsthron erhoben worden (1138—1152), als die gegenseitigen Feindseligkeiten zrrm Ausbruche kamen, da Hein- rich X rrrit seinen Bayern Konrads Wahl für erschlichen und ungültig erklärte. Zwar ließ Heinrich in kurzer Zeit von seiner Widersetzlichkeit ab rind unterwarf sich, doch konnte er dadurch den Groll nicht tilgen, den der Körrig Konrad einmal gegen ihn gefaßt hatte. Unter dem nichtigen Vorwände, daß es nach den Rcichsgesetzen keinem Fürsten erlaubt sei, zwei Her- zogthümer zugleich zu besitzen, verlangte Konrad in einer Reichövcrsammlrrng zu Augsburg, daß Heinrich X das Her- zogthum Sachsen und Toskana abtreten solle. Da dieser sich dessen weigerte, erklärte ihn der Körrig in einer Versammlung zu Würz bürg im Jahre 1138 als einen Widerspänstigen irr die Acht und entsetzte ihn zu Goslar im nämlichen Jahre aller seiner Rcichslehen. Das Herzogthurn Sachsen verlieh er dem Markgrafen vyn Nordsachsen, Albrecht dem Bären*), *) Plbrecht der Bär, von seiner wilden Tapferkeit so genannt, hatte für wichtige Dienste, die er dem König L o th ar Ii auf seinem ersten Römerzuge geleistet, im Jahre 1l33 die erledigte Markgarfschaft Nordsachsen erhalten,

3. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 139

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
64. Der Bersuv. 139 64. Der Vesuv. Der Vesuv erhebt sich auf dem Ost- gestade des Busens von Neapel aus der Ebene, abgesondert und ohne unmittel- baren Zusammenhang mit den nächsten Bergen. Er ist gleichsam die Krone der ganzen Landschaft: so prachtvoll sein Anblick ist, so prächtig ist der Ausblick von seiner Höhe. Ein schlechter, hol- periger, steiniger Weg führt nach und nach durch die üppigsten Pflanzungen von Wein, Feigen und Aprikosen auf- wärts. Hier wächst der ächte Lacrimae Christi. Der Weg geht nicht steil, sondern zieht sich ganz flach bergan. Der Boden ist ringsum Answurf des Vul- kans. Nach und nach wird die Vege- tation immer geringer und man kommt über ein weites Lavafeld. Hier wird der Pfad manchmal sehr enge, weil er sich durch die Lavablöcke windet. Es ist ein schrecklich ödes, braunrothes Ge- filde. Die Mafien sind zusammenge- drängt und starren spitz und zackig in die Höhe, als wären die rothen Flam- men in ihrer glühendsten Hitze erstarrt. Dies ist die Lava vom letzten Ausbruch des Vulkans. — Hat man sich durch diese fürchterliche Klippensaat hindurch- gewunden, so kommt man wieder durch niedriges, mager grünendes Gesträuch, ans schlechtem holperigen Pfad aufwärts bis zum Hause des Einsiedlers, das man nun bald erreicht hat. Allmählich nimmt das die untere und mittlere Region be- lebende Grün ab und endlich verschwin- det es ganz. Nun windet sich der enge Pfad wiederum durch ein schauerliches Feld der Zerstörung und des Todes. Da grünt kein Halm. Nichts als un- geheure Lavablöcke 'liegen über einander, die Knochen, — die Eingeweide des Ber- ges, ausgespieen im Sturme seines Zor- nes. So windet sich der Pfad in süd- licher Richtung fort bis zum Kegel des Vesuv. Eine schreckhaft öde Vertiefung zieht sich an den schroffen Klippen hin und bis in die Ebene hinunter. Am Fuße des Berges werden die Saumthiere zurückgelassen; der Kegel ist zu steil für sie. Eine Art von Pfad oder vielmehr eine Spur des Weges, den die vielen Besteiger des Berges genommen haben, gibt den Schritten der Wanderer die Richtung. Anfangs geht es ziemlich gut; es sind noch große, festliegende Steine da, auf welche man beim Steigen treten kann; sobald man aber höher kommt, wird der Weg durch das Geröll und Gebröckel kleiner verbrannter Steine und durch die rothbraune Erdasche außeror- dentlich beschwerlich. Bei jedem Schritt aufwärts sinkt man wiederum einen hal- den Schritt zurück. Hier und da ist der Boden sehr heiß, und ein weißer Rauch qualmt manchmal unter Steinen heraus. Dergestalt ist die Besteigung des Kegels gewiß eine beschwerliche Arbeit, aber nach einer halben Stunde ist sie vollen- det und wir stehen glücklich oben am Rande des Kraters. Der Krater des Vesuv ist ein un- geheurer rundlicher Kefiel, dessen Rand umher 30 — 50 und mehr Fuß hoch ist und aus verbranntem Gestein und Asche besteht. An der Südseite ist er tief eingebrochen, weßwegen man in der Ge- gend von Castella mare durch die Lücke ins Innere des Kraters, d. h. an dessen innere Wände hineinsehen kann. Um den ganzen Krater kann man, wenn man sich Mühe gibt und vorsichtig ist, auf dem schmalen Rande, der ihn umgibt, herumgehen, wozu etwa eine Stunde erforderlich ist. Daß der Umfang des Feuerschlundes so groß sei, glaubt man nicht, wenn man ihn bloß an einer Stelle ansieht; dieses wird erst klar, wenn man ihn zu umgehen anfängt. Uebrigens bleibt die Gestalt des Kraters sich nicht gleich, sondern verändert sich stets bei heftigen Ausbrüchen. In der Mitte des ungeheuren Keffels ist im Boden der eigentliche jetzige Feuer- schlund. Man sieht da einen kleinen Kegel, der 25 — 30 Fuß hoch zu sein scheint und durch das Gestein und die Asche, die der Vulkan immer auswirft, gebildet ist. Auf dem Gipfel dieses kleinen Kegels ist eine Oeffnung, die in das Innere des ewig brennenden Höllen- rachens hinabgeht, aus welcher ein wei- ßer, schwefelgelblich schimmernder, dichter

4. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 219

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
102. Karl der Große. 219 Entscheidung des Kampfes zu stellen. Am Lech hatte er sich gelagert. Als aber drei Frankenheere sich nahten, eines von Italien her über die Alpen, ein zweites von Pförring gegen die Donau und ein drittes dem Lechfelde selbst, da suchte er sein Heil in abermaliger Unterwerfung. Zum dritten male leistete er den Lehenseid und stellte zum Unter- pfand 12 Geißeln, unter welchen sein eigener Sohn Theodo. Aber Thassilo's Unabhängigkeitssinn war immer noch nicht gebrochen. Verzweiflungsvoll raffte er sich zum dritten male auf, die ver- haßten Fesseln zu brechen; verzweif- lungsvoll erfaßte er das äußerste Mittel, welches ihn zum Ziele führen sollte, ein Bündniß mit den heidnischen Avaren, seinen östlichen Grenznachbarn. Allein gerade dieses Bündniß führte ihn in's unabwendbare Verderben. Es entfrem- dete ihm die Geistlichkeit und selbst einen großen Theil des Volkes, und aus der Mitte seiner, ihm seither so treu anhänglichen Landsleute standen Ankläger wider ihn auf. Der Vorla- dung Karls auf die Reichsversammlung zu Ingelheim 788 leistete Tassilo Folge, wohl nicht ahnend, welch hartes Loos ihm bevorstünde. Die Versammlung sprach ihn wegen Landesverraths des Todes schuldig. Karl milderte das Todesurtheil in lebenslängliche Kloster- haft. Auch Thassilo's ältesten Sohn Theodo und seine beiden Töchter traf gleiches Schicksal. Was aus seinem Weibe und aus seinen übrigen Söhnen geworden, — es werden deren fünf genannt, — berichtet uns die Geschichte nicht. Noch einmal, 794, erschien Thas- silo im Mönchsgewande vor der Kirchen- versammlung zu Frankfurt, um gebro- chenen Herzens auf all das öffentlich und feierlich zu verzichten, was ihm schon seit Jahren genommen war. Das Geschlecht der Agilolfinger aber, welches über Bayern 234 Jahre lang regiert hatte, ist von nun an verschollen. Bayern ward eine Provinz des großen Franken- reiches und theilt fortan dessen Geschicke. 102. Karl der Große. 1. Unter allen Herrschern des Mittel- I alters ragt Karl der Große hervor durch seine Wirksamkeit und seine Schöpfungen sowohl, wie durch den Ruhm, mit dem Geschichte und Sage ihn verherrlicht haben. Wenn auch Vieles von dem, was er geschaffen, wieder zusammen- brach, als sein Auge sich schloß, so hat er doch den Stempel seines Geistes allen folgenden Jahrhunderten ausge- drückt. Was uns Deutsche betrifft, so hat er das unsterbliche Verdienst, die verschiedenen Stämme unter einem Scep- ter vereinigt und so das Gefühl der Zusammengehörigkeit in ihnen erweckt zu haben. Er hat das vorhandene Gute nicht verkannt und scheinbar un- bedeutende Keime mit Ausdauer zur Blüthe gebracht. Aehnlich wie sein Vater unter Karl Martell hatte auch er Zeit, ein Vierteljahrhundert eine tüchtige kriegerische und politische Schule durchzumachen und zu lernen, was seiner Zeit und seinem Volke nöthig und nützlich war. Karl, der älteste unter den Söhnen Pipin des Kurzen, ward bald nach dem Regierungsantritte seines Vaters ge- boren. Ueber seine Jugendzeit weiß man wenig Genaues; ja es kann nicht einmal Zeit und Ort seiner Geburt mit Bestimmtheit angegeben werden. Doch wissen wir, daß er sich frühzeitig in ritterlichen Uebungen gefiel, wie solche damals allenthalben bei den Edel- geborenen gebräuchlich waren. Nachdem Pipin im Jahre 768 die Augen geschloffen hatte, wurde die Herr- schaft über das Frankenreich zwischen den beiden Söhnen des verstorbenen Königs, Karl und Karlmann, also ge- theilt, daß ersterer die Provinzen im Nordwesten, letzterer die Gebiete im Süd- osten des Reiches als Erbe eichielt. Nachdem aber Karlmann im Jahre 771 eines raschen Todes gestorben war, er- faßte er die so zum Wohle des Reiches dargebotene Hand des Glückes und ver- einigte die Länder Karlmanns mit den seinigen, zwang aber auch zugleich die

5. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 220

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
220 Iii. Geschichtsbilder. Wittwe seines Bruders und dessen junge Söhne zur Flucht aus dem Reiche. Hiedurch gerieth er in Streit mit den Langobarden, deren König De- siderius, der Schwiegervater Karlmanns, die Ansprüche seiner Enkel geltend machen wollte. Karl zog mit zwei mächtigen Heeren über die Alpen nach Italien, das eine unter seiner eigenen Leitung über den Mont Cenis, das andere unter seinem Oheim Bernhard über den St. Bernhard. Ohne Widerstand überließ ihm Desiderius die Pässe und schloß sich in seiner Hauptstadt Ticinus oder Pa- via ein, das Karl nach einer harten siebenmonatlichen Belagerung endlich er- oberte und so Desiderius besiegte. Karl herrschte nun selbst über das longobar- dische Reich. Aus allen Theilen des Landes kamen die Langobarden, um sich zu unterwerfen und Geschenke zum Be- weise ihrer Unterordnung darzubringen. Doch blieb das Königreich dem Namen nach selbstständig; es wurde nicht mit der fränkischen Monarchie verschmolzen und behielt sogar seine eigenen Gesetze und Einrichtungen. Karl führte den Titel „König der Longobarden", zählte die Regierungsjahre darnach und setzte im Jahre 780 seinen Sohn Pipin zum König dieses Landes ein. 2. Weit hartnäckiger und blutiger waren Karls Kriege gegen die im nörd- lichen Deutschland wohnenden Sachsen. Hier stand die zähe Ausdauer eines unentnervten, kriegerischen Volkes, das für seine Freiheit, seine Sitten und seinen Glauben kämpfte, eine Ausdauer, die überhaupt den freiheitsliebenden Volksstämmen und Volksfürsten jener Zeit eigen war, der eisernen Willens- kraft eines Helden gegenüber, der unter seinem Vater eine treffliche Kriegsschule durchgemacht und vor Allem in den Kriegen gelernt hatte, einen einmal ge- faßten Entschluß nicht wieder aufzu- geben, und der endlich selbst für seinen großen Gedanken begeistert war. Das war der Grund, warum der Kampf sich über 32 Jahre hinzog und auf der einen Seite die verzweifelte Empörung immer wieder wach rief, auf der andern stete Feldzüge herbeiführte. Die kriegerische Jugend dieses Volkes war dem benachbarten Frankenreiche schon lange durch ihre verheerenden Streifzüge lästig geworden, so daß schon Karl Martell und Pipin die Unter- werfung der wilden Nachbarn versucht hatten. Karl dem Großen war es vor- behalten, dies schwere Werk zu vollen- den. — Die Sachsen wohnten zu der Zeit, von der wir reden, vom Rhein bis zur Elbe, von der Eider bis zur Werra und Fulda. Sie zerfielen in drei Hauptstämme; aber roh in ihrem Glauben, wild in ihrer Vertheidigung, barbarisch in ihrem Recht, zäh in ihrer Freiheit, waren sie für eine gesunde Fortentwicklung ihres Staatslebens nicht recht geschaffen. Festes Zusammenhalten der Stämme war ihnen fremd; sie zer- fielen in freie Gemeinschaften, die nur stammweise im Kriege zusammentraten und sich einen Führer wählten; außerdem hatten sie einen gemeinsamen Führer nicht. Im Jahre 772 unternahm Karl den ersten Heereszug in das feindliche Sachsenland und errang einige Erfolge. Wo er hinkam, Zerstörte er die heidnischen Tempel und zwang die Sachsen zur Annahme des Christenthumes. Die Sachsen aber fielen nach Karls Abzug in's fränkische Reich mit Mord und Brand, ihrerseits durch Zerstörung der christlichen Kirche Rache nehmend. Dies war der wesentliche Charakter fast aller folgenden Feldzüge dieses Krieges. Wenn Karl persönlich gegen die Sachsen aus- zog, zwang er sie zum Rückzug, eroberte ihre Burgen und suchte die Unterwor- fenen zur Annahme seines Glaubens zu zwingen; war er dagegen aus fernen Kriegszügen abwesend, so fielen die Sachsen in sein Reich ein, und nahmen für die erlittene Schmach blutige Rache. Aber Karl brachte es endlich durch seine Kriegsgewandtheit dahin, daß er in den Jahren 775 und 776 die drei Stämme mit ihren Vornehmsten an der Spitze zum Eid der Treue bewog und zum ersten male im Feindeslande eine Reichs- versammlung in Paderborn abhalten konnte, wo sich die Sachsen demüthigten, Geißeln in größerer Zahl gaben und im Falle der Abtrünnigkeit Freiheit und Vaterland verlieren zu wollen erklärten. Nur einer ihrer Führer, Widukind,

6. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 222

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
222 Hi. Geschichtsbilder. See durch Ueberfälle die Küsten Galliens und Deutschlands verheerten, mußte sich Karl vertheidigen. Ihr König Godfried erschien (808) mit einer Heeres- macht sogar vor dem Königssitze Aachen. In Eile sammelte Karl ein Heer; aber ehe es noch zu der von Godfried ange- drohten Feldschlacht kam, wendete des letzteren Tod die Gefahr ab, und die unter den Söhnen ausbrechenden Thron- streitigkeiten verhinderten weitere Kriege. Das Land zwischen Schlei und Eider blieb den Franken und wurde später zur Nord mark. So hatte sich denn das Reich Karl des Großen ausgedehnt von der Elbe bis zu den Pyrenäen, von der Nord- und Ostsee bis zum adriatischen Meere, und Karls Scepter waltete über fast ganz Frankreich, Deutschland : und Italien. Deutsche, Slaven, Avaren, Spanier, Araber, Langobarden, Italiener waren ihm Unterthan, eine „Herrschaft, wie sie seit dem Unter- gänge des Römerreiches nicht war gesehen" worden. Sein Ruhm aber ging weit über die Grenzen seines Reiches hinaus. Gothische, schottische, irische Fürsten nannten sich seine Unter- thanen; britische Fürsten kamen an seinen Hof, der Patriarch von Jeru- salem sandte ihm die Schlüssel zum heiligen Grabe, zum Calvarienberge und Zur Stadt sammt einer Fahne; der mächtige Chalif Harun al Raschid be- wunderte Karl und suchte dessen Freund- schaft. Auch der Papst, dankbar für Karls einstimmige Hülfeleistung, setzte ihm die kaiserliche Krone auf und salbte ihn zum römischen Kaiser und ernannte dadurch ihn und seine Söhne zu Schutzherren Roms. Dies geschah bei der Scheide zweier Jahrhunderte, am 25. Dezember, am Weihnachtstage des Jahres 800. Von jetzt an arbeitete Karl haupt- sächlich an der inneren Entwickelung seines Reiches. So nahm er sich der Kirche und des Staates gleichmäßig und bis in's Einzelnste an. Aber ob- wohl in Alles eingreifend, ließ er doch Kirche und Völkern Freiheit und Selbst- ständigkeit der Entwickelung. Er hatte mit der Uebernahme der römischen ! Kaiserwürde nicht den germanischen Sinn für Freiheit verloren. Er gründete Kirchen und Klöster und beschenkte sie reichlich. Eben so sehr sorgte er aber auch für die Rechte seiner weltlichen Unterthanen durch weise Gesetze und Aufstellung tüchtiger Beamten. Die Bildung fand einen hervorra- genden Beschützer an ihm; denn er gründete Schulen, ließ eine deutsche Sprachlehre schreiben und die alten Heldenlieder sammeln, welche noch im Munde des Volkes lebten. Selbst in Bezug auf den Landbau ward er durch Anordnungen für die königlichen Güter das Vorbild eines sorgsamen, weisen und gerechten Guts- herrn. Er gab Verordnungen über Ackerbau, Garten-, Weinbau, Hausein- richtung, Jagd u. s. w. Seinem Reiche suchte er von jetzt an die Ruhe zu erhalten. Er ordnete den Heerbann, schützte durch Aufstellung von Markgrafen, denen er eine größere Gewalt in die Hand gab, die Grenzen seines Reiches und baute zur Wehr gegen die Ueberfälle der Normanen und Mauren Flotten und Festungen, besichtigte sie selbst, legte Häfen an und setzte Wachtposten hinein. So war er fortwährend für sein Reich besorgt, und es gibt kein Gebiet des Staats- lebens, wo Karl nicht, an frühere Einrich- tungen anknüpfend, rastlos die bessernde Hand angelegt hätte, bald ergänzend, bald ordnend, nie aufhebend oder zer- störend. Nach allen Seiten hin hat er so Samenkörner ausgestreut, von denen zwar einzelne im Drange der Ver- hältnisse erstickten, die Mehrzahl aber doch Früchte trug. Aus allen seinen Thaten, wie Gesetzen aber blickt stets der Geist der Frömmigkeit, der Weis- heit, des Rechtes und der Milde hin- durch. Und wenn dennoch scheinbare Härte aus diesem so harmonisch gestal- teten Wesen hervorbrechen, so ist nicht Willkür, sondern Ueberzeugung die Quelle davon. 4. Nicht uninteressant dürfte es sein, auch von der Person Karls des Großen zu reden. Er war eine gewaltige Erscheinung,

7. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 223

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
103. Die Theilung der fränkischen Monarchie. 223 als müßte der große Geist auch eine Form haben, die über das gewöhnliche Maß hinausragt. Hochgewachsen, breit und kräftig, hatte er auch eine männ- liche Haltung, einen festen Gang und dabei war sein Gesicht stets heiter, freundlich und milde. Seine Gesund- heit war eine feste und durch regel- mäßiges Leben, steißige Leibesübungen, besonders Fechten, Reiten, Schwimmen und Jagen, worin er es allen Alters- genossen zuvorthat, suchte er sich die- selbe zu erhalten. Wie die Mehrzahl großer Männer liebte er nicht äußeren Prunk und war seinen Unterthanen ein Vorbild bürgerlicher Einfachheit und Mäßigung. Er ging gewöhnlich in schlichter, vaterländischer Tracht, in einem wollenen Wamms mit seidenen Streifen, die Beine umwunden mit Binden, die Füße bedeckt mit Schuhen. Im Winter schützte ein Seehundspelz Brust und Schultern, im Sommer um- wallte ihn ein meergrüner Mantel. Nur sein Schwert, das Sinnbild seines kriegerischen Ruhmes, hatte Griff und Gehenk von Gold. Wenn es aber galt, bei festlichen Gelegenheiten seine Würde zu zeigen, dann prangte er im gold- durchwirkten Kleide, im Purpurmantel, von goldenen Spangen zusammenge- halten und im reich mit Edelsteinen besetzten Diadem. Seine große Seele war rastlos thätig und immer dem Edlen zugewandt. Wie hätte er auch sonst so Vieles und Großes vollbringen können! Die Zeit war ihm kostbar, sie durfte nicht mit alltäglichen Geschäften vergeudet werden. Die wissenschaftlichen Lücken füllte er noch in vorgerückten Jahren aus; mit Ausdauer übte er sich im Schreiben, lernte er rechnen, unterrichtete er sich in Rhetorik, Grammatik, Astronomie. Lateinisch sprach er so fertig wie deutsch. Auch das Griechische verstand er. Er war vollkommen Herr der Rede. Was er sprach, war klar und lebendig, reich und sicher, ein Beweis der innern Klarheit, Sicherheit und des innern Reichthums. Der Fülle seines Geistes kam die Fülle seines Gemüthes gleich. Den Namen seines Vaters sprach er stets mit der größten Hochachtung aus und tastete dessen Gesetze und Verordnungen nicht an. Seine Mutter ward bei ihm in Ehren alt; mit gleicher Liebe hing er an seiner frommen Schwester Gisla, mit größerer noch an seinen Kindern. Selbst bei der Jagd ritten seine Söhne ihm zur Seite und auch seine Töchter durften dabei nicht fehlen. Wie ein guter Hausvater hielt er streng darauf, daß seine Kinder wissenschaftlich erzogen wurden; Müßiggang war allen abhold. Karl, eben so groß als Held und Herrscher, wie verehrungswürdig als Privatmann, starb endlich nach 47jähriger Regierung, als Siebziger, am 28. Januar 814 und sein Leichnam ward in der von ihm erbauten Marienkirche zu Aachen beigesetzt. Vor der Beisetzung ward sein Leib einbalsamirt, mit dem kaiserlichen Schmucke und dem Diadem angethan und auf einen goldenen Thron gesetzt. Unermeßlich war das Klagen und Trauern des Volkes, und mit Recht; denn es verlor seinen weisen und gerech- ten Vater und Karl lebt heute noch in der Sage des Volkes fort. Im Unters- berg hat er seine Residenz ausgeschlagen; dort schläft er verborgen mit seinen Kriegern und wartet der Zeit, bis er wiederkehren darf zur Herstellung seines altehrwürdigen Reiches. Das Volk sehnt sich, ihn aus dem Grabe mit altem Glanze aufsteigen zu sehen, um sein deutsches Volk zu beglücken und zur Einheit zurückzuführen. 103. Die Theilung der fränkischen Monarchie. Kaum hatte Lothar die Kunde von seines Vaters Tode vernommen, als er durchs ganze fränkische Reich die Botschaft ergehen ließ, er trete nun die ihm schon früher verliehene Kai- serwürde an, belasse Jeden in Amt und Ehren und fordere von Allen den Treueschwur. Sein Ziel war die Allein- herrschafl. Um dieses zu erreichen, suchte er sich Zuerst des Beistandes Karls

8. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 260

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
260 ni. Geschichtsbilder. 120. Die ersten Herzoge Bayerns aus dem Wittelsbacher- Hause. 1) Mol. Im Juni des Jahres 1180 hatte Kaiser Friedrich Barbarossa einen Reichs- tag zu Regensburg abgehalten. Am letzten Tage, noch ehe die Fürsten aus- einander gingen, erhob sich der Kaiser in ihrer Mitte von seinem Sitze und erklärte, dem hochgebornen Manne, dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, seinem Freunde von Jugend auf seit 30 Jahren, dem treuesten Waffengefährten, der Glück und Unglück mit ihm getheilt, dem Redlichen und Reinen, welcher immer nur des Kaisers und des Reiches Wohl im Auge gehabt, wolle er das erledigte Herzogthum Bayern verleihen; er habe es vor allen anderen verdient. Darauf übergab Friedrich dem Otto die Herzogsfahne von Bayern und dieser schwur den Lehenseid. Doch trat Otto erst nach wiederholter Belehnung zu Altenburg, am 12. Oktober 1180, des Landes Regierung an. Dieser Otto, der Sohn jenes Pfalz- grafen Otto's Iv., der seinen Sitz von Scheyern nach Wittelsbach verlegt hatte *), war in seiner Jugend an Kaiser Kon- rads Iii. Hof gekommen und hatte da dessen Neffen und künftigen Nachfolger in der Kaiserwürde, Friedrich den Roth- bart, zum treuen Freunde gewonnen. Wie dieser war er ein schöner Mann, gewandt, geistvoll, kühn und unter- nehmend, rasch zum Schwerte, beharr- lich im Vorsatz. Auf Friedrichs erstem Römerzuge war ihm des Reiches Banner anvertraut, und bei dem Rückzüge des Heeres nach Deutschland hat er durch seine Heldenthat an der Veroneser Klause sich unsterblichen Ruhm erworben. Wie im ersten Zuge Friedrichs nach Italien, so stund Otto in allen folgenden als ritterlicher Held zu des Kaisers Sache. Aber nicht bloß als Feldhauptmann, auch als Gesandter in Unterhandlungen und als Erster im Rathe der Fürsten war der Pfalzgraf des Kaisers starke Stütze. Gewiß, keiner war würdiger, *) Vergl. Nr. 40, S. 75. nach Heinrich des Löwen Entsetzung die bayerische Herzogskrone zu empfangen. Des Herzogthumes Umfang war freilich sehr geschmälert worden und es umfaßte wenig mehr als das heutige Ober- und Niederbayern und die süd- liche Oberpfalz. Innerhalb dieses Ge- bietes aber waren viele Bezirke und Ortschaften anderen geistlichen und welt- lichen Herren Unterthan, von denen manche Otto den Vasalleneid nicht leiste- ten. Doch dieser ersetzte durch klugen und unternehmenden Geist den Mangel an äußerer Macht. Mit Umsicht und Eifer begann er die durch die jüngsten Kriege und die fortdauernden Fehden der Großen ziemlich zerrütteten Verhält- nisse des Landes zu ordnen und durch strenge, unparteiische Rechtspflege für Ruhe und Sicherheit zu sorgen. Er selbst reiste im Lande umher, hielt vor den Augen des Volkes Gericht, ver- söhnte die Partheien und schaffte Recht den Schwächern und Unterdrückten. Ohne fremdes Recht zu verletzen, suchte Otto seine Hausmacht zu ver- mehren und dem vielfach Zersplitterten Lande größere Einheit zu geben. So erwarb er durch Kauf die bedeutenden Besitzungen der Grafen von Dachau und zog vermöge seiner Lehenshoheit nach dem Erlöschen der Grafen von Rottenburgund Rauling deren Güter ein. Aber mitten in solchem Wirken des Friedens ereilte ihn schon im dritten Jahre seiner Regierung der Tod auf dem Schlosse Pfullendorf bei Constanz, da er eben im Begriffe war, zu einem von Friedrich anberaumten Reichstage zu gehen. Sein Leichnam wurde nach Scheyern gebracht und mit feierlichem Gepräng in der Familiengruft beige- setzt. Eine Menge Vornehmer aus dem Lande, Grafen und Ritter, Bischöfe und Aebte, selbst des Kaisers Söhne Hein- rich und Philipp waren zu dem Leichen- begängniß gekommen. Diese Theil- nahme zeigte, wie geliebt und geachtet der Herzog im Leben gewesen.

9. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 235

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
110. Wahl Konrads Ii. zum deutschen Kaiser. 235 der gefangenen Heerführer, dabei Bulzko, ließ Kaiser Otto vom Schlachtfelde ab und zu seinem Bruder Herzog Heinrich nach Regensburg führen, wo sie vor dem Ostenthore an einem hohen Galgen aufgehenkt wurden. Unermeßliche Beute war den Siegern in die Hände gefallen. Was die Ungarn geraubt: gemünztes und nngemünztes Gold und Silber, Edelsteine, kostbares Kirchen- und Haus- geräthe, Schmucksachen, das Alles hat- ten die Deutschen wieder gewonnen. Reichlich wurden damit Wittwen und Waisen beschenkt und für die Kinder der im Kriege Erschlagenen Zufluchts- Häuser erbaut. Auch viele Kirchen in Bayern und Schwaben empfingen Ersatz für den erlittenen Raub. Am 10. Aug. 1855 wurde zu Kö- nigsbrunn der Grundstein zu einer Kirche gelegt, welche ein Denkmal sein soll dieser denkwürdigen Schlacht. 110. Wahl Konrads Ii. zum deutschen Kaiser. Als mit Heinrich Ii. das königlich sächsische Haus ausgestorben war (1024), schien das neuerwachte Streben der Herzoge und Fürsten nach Unabhängig- keit und Herrschaft Deutschland aber- mals in Verwirrung und Zerrüttung zu stürzen. Acht Wochen lang blieb der Thron unbesetzt; gewaltige Fürsten trotz- ten auf ihre Macht; schon brach an vielen Orten Zwietracht und deren Be- gleitung, Krieg und Verheerung, ans. Aber der patriotische Sinn der edelsten Bischöfe und Herzoge rettete das Vater- land von der Gefahr, die ihm drohte, und es bewährte sich hier ein beach- tungswürdiges Beispiel deutscher Bie- derkeit. Nachdem sich die deutschen Fürsten zuvörderst durch Briefe und Gesandte in der Stille verständigt hatten, kamen sie mit vielem Volke auf einer großen Ebene zwischen Mainz und Worms zur förmlichen Wahl zusammen. Hier la- gerten sie sich unter freiem Himmel auf beiden Seilen des Rheins: diesseits die Sachsen, Böhmen, Ostfranken, Bayern und Schwaben, jenseits die rheinischen Franken und Lothringer. In dem nun schon längst vom Rhein verschlungenen Städtchen Camba, gegenüber Oppen- heim, hielten die Fürsten ihre Berathun- gen. Die italienischen Großen konnten nicht zur Wahl kommen, weil diese zu schnell vor sich ging; doch bestätigten sie selbige nachher zu Costnitz. Lange wurde gestritten, wer zu re- gieren am würdigsten wäre. Bisher war die Regierung in den Händen der Sachsen gewesen; jetzt aber schien es billig, daß selbige den Franken, die noch immer als das Hauptvolk des ger- manischen Bundes galten, zugewendet würde. Aber wer von ihnen sollte sie erhalten? Die Wahl schwankte zwischen zwei Häuptern, dem Reichsgrafen K o n - rad dem Aeltern und Konrad dem Jüngern, Herzog der Franken; beide waren Vettern, Sprößlinge des deutschen Königs Konrad des Ersten, beide standen in großem Ansehen. Der ältere Konrad trug nicht Lehen von Fürsten, sondern nur vom Reiche, und deren nicht viele; er saß, ein freier Mann, auf seinem Erbgut Limburg zwischen Speier und Worms. Der jüngere Konrad konnte sich größerer Macht rühmen. Ihm wen- deten die Lothringer ihr Augenmerk zu, indeß sie dem älteren Konrad früherer Fehden wegen feind waren. Leicht hätte zwischen beiden um der Krone willen blutige Zwietracht entstehen können; allein der ältere Konrad, eben so verständig als redlich, und darum von den Wäh- lenden aus den östlichen Landen vor- züglich geehrt, verhütete dies. Er rief seinen jüngern Vetter bei Seite, und stellte ihm vor, wie es jetzt nahe daran sei, daß die höchste Gewalt wieder zu den Franken kommen sollte; er möchte also nicht durch Zwietracht dem Glück ihres Hauses und der Ehre ihrer Nation widerstreben; würden die Stimmen zu Gunsten des jüngern Konrad ausfallen, so wolle er, der Aeltere, der Erste sein, der ihm huldige; aber eben dieses er- warte er auch von ihm. Der jüngere Konrad ward durch diese Vorstellungen gerührt; er versprach denselben nachzu-

10. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 236

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
236 Iii. Geschichtsbilder. kommen, und gab seinem Vetter den Kuß des Friedens. Mit Freuden sah dies die Versammlung. Sie schloß daraus, daß zwischen beiden ein gutes Vernehmen herrsche, und schritt nun ungesäumt zur Wahl. Die Fürsten setzten sich, und das Volk stand rings umher in großer Menge. Damaliger Sitte gemäß wurde der Erzbischof von Mainz, Aribo, zuerst um seine Meinung befragt. Mit vollem Herzen und freudiger Stimme erklärte er, daß er den ältern Konrad zu seinem Herrn und König und zum Regenten und Beschützer des Vaterlands erwähle. Dieser Erklärung traten auch die übrigen Erzbischöfe, Bischöfe und Geistlichen ohne Bedenken bei. Als nun die Reihe des Stimmens an die weltlichen Fürsten kam, trat Konrad der Jüngere erst ein wenig bei Seite, um sich mit den Loth- ringern zu berathschlagen; bald aber kehrte er auf seinen Platz zurück und erwählte seinen Vetter mit Wärme zu seinem König und Herrn. Der ältere Konrad nahm ihn bei der Hand und ließ ihn neben sich setzen. Alle übrigen Fürsten wiederholten dieselbe Erklärung; das ganze Volk aber stimmte einmüthig ihnen bei, und die verwittwete Kaiserin Kunigunde gab die Reichskleinodien, die ihr verstorbener Gemahl, Heinrich Ii., ihr anvertraut hatte, unverweilt heraus. 111. Das Kaiserthum in sein> Konrad Ii. hatte die Kaisermacht nach Innen und Außen wieder zur Gel- tung zu bringen gewußt. Drei Kronen hatte er auf seinem Haupte vereinigt, die deutsche, die italienische und die burgundische; sein Wort gebot vom Belt bis zur Meerenge von Sicilien, von der Rhone bis zur Theiß. Er hatte mit starker Hand die Macht widerstre- bender Vasallen gebrochen und den Grenz- völkern Schrecken vor dem deutschen Namen beigebracht. Sollte der hohe Plan, den er mit eiserner Beharrlichkeit zu verwirklichen gestrebt, kein vergeb- licher sein, so mußte ihm in der höchsten Würde des Reiches ein Mann nach- folgen, welcher befähigt war, das müh- sam begonnene Werk weiter zu führen Hierauf wurde Konrad der Aeltere, nun der Z w e i t e genannt, nach Mainz geführt, und daselbst gekrönt und gesalbt. Bei dieser Feierlichkeit hielt der schon genannte Erzbischof von Mainz, Aribo, eine herzliche Rede, die als ein Zeichen deutscher Biederkeit nicht unbemerkt blei- den darf. Den König an die Erfüllung seiner neuen Pflichten mahnend, sprach er unter andern: „Von so Vielem, was Gott von dir fordert, ist das wichtigste, daß du Gerechtigkeit und Frieden hand- habest; daß du ein Beschützer seist der Kirchen und Geistlichen, ein Helfer der Wittwen und Waisen. So wird dein Thron befestiget werden auf immerdar. Und nun Herr König bittet dich die heilige Kirche mit mir um Gnade für alle, die dich bisher beleidigt haben. Mögest du allen verzeihen um der Liebe Gottes willen, die dich heute zu einem andern Manne macht, und dich hier auf Erden an ihre Stelle setzt, und so wie du wünschest, daß dir Gott alle deine Sünden verzeihen möge." Der König ward bewegt; er seufzte tief und vergoß Thränen. Da nun auch die Bischöfe und Herzoge sammt dem gan- zen Volke in ihn drangen, so verzieh er allen, die ihn seither beleidigt hatten. Diese Großmuth rührte die Anwesen- den: sie weinten vor Freuden. Machifülle unter Heinrich Iii. und zu befestigen. Darum hatte Konrad inmitten aller Kämpfe dafür Sorge ge- tragen, daß seinem Sohne Heinrich eine in jeder Hinsicht vortreffliche Er- ziehung gegeben würde; und der gelehrte Bischof Bruno von Augsburg war es, welcher diese Aufgabe mit dem segens- reichsten Erfolge löste. Schon in seinem äußeren Erscheinen verrieth Heinrich die königliche Hoheit. Um Haupteslänge über Andere aufra- gend, war er eine kräftige Gestalt. Die breite Stirne deutete auf den hohen Geist, welcher in ihm lebte, die schön geformte Adlernase verkündete den krie- gerischen Muth, das durchdringende dunkle Auge die Kraft seines Willens und auf dem ganzen Antlitz lag der
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