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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 35

1906 - München : Oldenbourg
9. Der Sturz Tassilos. 35 rückgewonnen, was die bösen Menschen Oatilo und Tassilo dem Reiche der Franken zeitweise entfremdet hätten. Bereits ist der Widerstand Aquitaniens endgültig gebrochen. Karlmann ist gestorben und damit in der Person Karls des Großen die Einheit des fränkischen Reiches wieder hergestellt. Bereits ist auch das Langobardenreich der Frankenherrschast einverleibt und die römische Kurie in das engste Verhältnis zu Karl dem Großen getreten. Selbst der Widerstand der bisher freien Sachsen ist so weit zurückgedämmt, daß man an die Einteilung des Landes in Missionsbezirke wie an die Einführung der fränkischen Grafschasts-versassnng denken kann. Nunmehr erachtet Karl den Zeitpunkt gekommen um an die Lösung der bayerischen Frage heranzutreten. Damit war dem bayerischen Herzogtum das Schicksal gesprochen, der Herzog konnte es durch sein Verhalten wohl beschleunigen, aber — bei der größten Befähigung — nicht aushalten. Ostern 781 weilte Karl am päpstlichen Hofe. Eben hatte er dem lango-bardischen Reiche in seinem Sohne Pippin einen König gegeben und er suchte diese Neuordnung zu sichern gegen Angriffe im Norden wie im Süden. Das Ergebnis der in Rom zwischen König und Papst gepflogenen Verhandlungen war die Abordnung einer gemeinsamen Gesandtschaft an Tassilo, um den Herzog an den Eid zu erinnern, den er Pippin, dessen Söhnen und den Franken im Jahre 757 zu Eompiegne geschworen habe. Völlig isoliert, jedes Rückhalts beraubt, kann Tassilo gegenüber dem päpstlich-fränkischen Bündnis an einen bewaffneten Widerstand nicht denken; hatte er ja wenige Jahre vorher den stärkeren Langobarden dieser Koalition erliegen sehen. Wohl aber fordert der Herzog, dem schon damals das Schicksal seines langobardischen Schwiegervaters vorschweben mochte, Geiseln für seine persönliche Sicherheit. Er erscheint dann ans einer Reichsversammlnng zu Worms, erneuert hier den Vasalleneid und stellt zwölf auserlesene Geiseln als Unterpfand dafür, „daß er alles halte, was er dem König Pippin eidlich gelobt, in Sachen des Königs Karl und seiner Getreuen". Mit den „Getreuen" des Frankenkönigs sind die königlichen Vasallen in Bayern gemeint, die eine dem Herzogtum gefährliche Zwitterstellung einnahmen; trotz der Selbständigkeit Tassilos hatten noch 778 königliche Vasallen aus Bayern am fränkischen Feldzug teilgenommen. In Bayern herrschte nach dem Tage von Worms Stille; es war die Stille vor dem Gewitter. Einzelne Vorgänge zeugten von der zunehmenden Spannung. 785 kam es im Süden, bei Bozen, zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen Bayern und Franken. Es findet sich kein Beleg, daß den Herzog eine Schuld traf; es hat eher den Anschein, daß der Befehlshaber der Franken, Hrodbert, den Kampf auf eigene Faust unternahm. Ebenso wenig findet sich ein Beleg, daß der Herzog der Auflehnung seines Schwagers Arichs von Benevent gegen den Frankenkönig näherstand; jedenfalls hat er 3*

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 262

1906 - München : Oldenbourg
262 49. Elisabeth Charlotte. ist der Inhalt, der es erfüllt, das Wichtigste darin eine Galerie von Porträts und unter diesen ist eines, darauf steuern wir zu: ein kleines Mädchen mit vollwangigein Gesicht; aus diesem Gesicht herausblickend zwei Augen, leuchtend blau, aus denen das Leben hervorschießt wie ein Strahl — wahrhaftig — das Abbild des wundersamen Geschöpfes, das wir droben im Walde soeben gesehen. Und wenn noch ein Zweifel bliebe — unter dem Bilde steht ja der Name: „Liselotte". Liselotte, weiter nichts. Mehr braucht es auch nicht. Denn indem wir das Bild betrachten, fühlen wir, daß wir einem Stückchen Menschheit gegenüberstehen, das nicht erst durch Abstammung, Familie und Verhältnisse etwas wird und ist, nein, sondern einem Wesen, das ganz nur ans sich selbst, durch sich selbst ist, so nur lebend und webend in Fülle und Saft bet eigenen Persönlichkeit, so umwittert vom Erdgeruch des Bodens, aus dem es stammt, daß es wie ein Erzeugnis dieses Bodens, ein Gewächs daraus, eine Blume, ein Baum erscheint. Ein Vollblutmensch — diese Empfindung springt uns geradezu an — eine Persönlichkeit, die nie und unter keinen Umständen anders wird sein können als so, wie die Natur sie geprägt hat, eine geniale. Um sie her und über ihr die Bilder ihrer Angehörigen: dort neben ihr der Bruder Karl, dessen verträumt-vergrämtes Gesicht so aussieht, als ahnte der Knabe schou, daß er dereinst der letzte Mann seines Stammes, der letzte Kurfürst aus dem Hause Psalz-Simmern sein und daß sein Hingang das Signal zu unermeßlichem Greuel werden wird. Über ihr das Bild ihres Vaters, Karl Ludwigs des Kurfürsten. Neben diesem das Bild ihrer Mutter, Charlotte von Hessen, und neben dieser wieder die schöne Luise von Degenfeld, die ihr Vater zur Frau nahm, nachdem er sich von der Charlotte hatte scheiden lassen. So viel häuslicher Schatten über dem jungen, vom Licht umflossenen Haupt! Und dort zur Seite ein noch finsterer Schatten: die Bilder dort ihres Großvaters und ihrer Großmutter, der beiden Schicksalsmenschen, des Kurfürsten Friedrich V., des Winterkönigs, und seiner Gemahlin Elisabeth, der Tochter König Jakobs I. von England. Der Kurfürst in goldstrotzendem Prachtgewand, die Frau neben ihm von prachtvoller, kalter, furchtbarer Schönheit; zwei Augen in ihrem Kopfe, groß, rund wie Kugeln, ans denen der unsägliche, verachtungsvolle Hochmut blickt, mit dem die Engländerin auf alles Deutsche sieht, Augen, von denen man die Empfindung bekommt, als hätte der schwächliche Mann an ihrer Seite zerknicken müssen, wenn sie sich mit dumpfer Frage auf ihn wälzten: „Was? Nicht König von Böhmen werden wollen? Zu feige dazu, Euer Liebdeu?" — Und nachdem wir so ihre Verwandtschaft durchmustert, kehren wir zurück zu der, auf die allein es uns ankommt, bei der wir bleiben, zu der Elisabeth Charlotte, genannt Liselotte, zu dem Maienkinde Heidelbergs, das hier im Schlosse, vielleicht im Otto-Heinrich-Ban, vielleicht in dem Zimmer, wo heut ihr Bild hängt, das aber damals freilich, anders aussah, am 27. Mai 1652 geboren wurde. Kehren zurück zu ihrem Bilde und sagen uns, daß es gemalt worden ist in der Zeit, von der sie

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 563

1906 - München : Oldenbourg
117. Die Schlacht von Beaumont, 30. August. 563 Nun bogen wir in einen Waldweg ab. Er hatte genau die Richtung auf jene französische Schimmelbatterie, die wir schon vorhin von oben bemerkt hatten. An einer Lichtung passierten wir den ersten bayerischen Verbandplatz. Da walteten die Ärzte schon ihres schaurigen Amtes. Wir waren froh, daß uns der Wald bald wieder aufnahm. Nichts wirkt auf die Leute ungünstiger als der Anblick von Amputationen, wie sie dort gerade an einem Unteroffizier des 10. Regiments vorgenommen wurde. 7/ „Vorwärts, Jäger! Laufschritt! Vorwärts!" Meine Kompagnie war an der Spitze. Der Weg verbreiterte sich zu einer Lichtung. „Donnerwetter! Was soll das heißen? Das sind ja unsere Leute, die zurückweichen!" Eine schwache Abteilung unserer Avantgarde war in der Flanke gefaßt worden. Eine ganze feindliche Division, die 1. des 7. französischen Korps, hatte sie von links gepackt und drohte sie vollständig aufzurollen. „Meine Herren, halten Sie Ihre Züge fest geschlossen! Wir dringen durch und reißen sie mit!“ — Ich hatte unserem kleinen Hauptmann eine so mächtige Stimme gar nicht zugetraut. Wir sprangen zu unseren Jägern. „Uns nach, Jäger! — Fest beisammen bleiben! — Keinen der Unsrigen durchlassen! — Vorwärts, Jäger! Laufschritt, vorwärts!" Kein Mann blieb zurück. Wie eine feste Mauer drang unsere Kompagnie durch und riß die Wankenden mit sich. Rechts von uns machten es 36*

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 568

1906 - München : Oldenbourg
568 118. Die Schlacht bei Sehern. wobei ihr die massive Bauart der großen steinernen Häuser sehr zustatten kam; in den Straßen waren durch Barrikaden Abschnitte hergestellt. Allein wie fast immer handhabten die Franzosen den Sicherheitsdienst so gut wie gar nicht, sie hatten keine Posten aufgestellt und schlummerten im Schlafe der Gerechten innerhalb der Häuser. Unsere Truppen überfielen sie daher im buchstäblichen Sinne des Wortes, einzelne kleinere Abteilungen drangen, wie tags 'vorher die Jäger, bis an die Nordumfassung des Dorfes vor. Doch plötzlich tat sich der Schlund der Hölle auf: aus allen Gebäuden brach rasendes Feuer auf die Eindringlinge los, die ihrerseits dahin trachteten die Häuser in ihre Gewalt zu bringen. So entspann sich von Gasse zu Gasse, von Haus zu Haus der schrecklichste Kampf, der noch grausiger dadurch wurde, daß sich die in den Kellern versteckten Einwohner daran beteiligten und aus den bereits genommenen Häusern den Feinden in den Rücken schossen oder die Verwundeten massakrierten. Schon am vorausgegangenen Tage Hatten unsere Granaten an verschiedenen Stellen gezündet, nun brachen durch das Gefecht in mehreren Gehöften die Flammen hervor, dazu wurde an einzelne Gebäude, in denen den Verteidigern nicht beizukommen war, Brand gelegt und bald war der ganze Ort nur ein einziges wogendes Flammenmeer, in dessen Lohe und Glut der Kampf mit um so größerer Erbitterung und unter wechselndem Glücke fortgeführt wurde. Zu uns Hinter dem Bahndamm tönte das plötzlich losbrechende Toben des Kampfeslärmes ganz unheimlich herüber, unaufhörlich rollte das Knattern des Feuergefechtes durch die tiefe Stille der Nacht und in die wallenden Nebel hinein wie der Aufruhr von Dampf und Lärm im Krater eines Vulkans. Langfam und allmählich lichteten sich die Nebel — es ging auf 6 Uhr — dann drang über Bazeilles der Schein heller Röte herüber; aber es war nicht die rosenfingrige Eos, sondern der Schein der Flammen, welche die Gebäude verzehrten. Nach und nach wurde es heller und heller, der dichte Nebelbrei ballte sich zusammen, die Wolken hoben sich und einzelne gebrochene Sonnenstrahlen stahlen sich durch die wallenden Schleier. Nun ward es auch ober uns auf der Höhe lebendig. Schon längst waren die wackeren Kanoniere ungeduldig an ihren Geschützen gestanden; wie sich jetzt die Nebelschleier verzogen, begannen sie das Feuer gegen die nordöstlich von Bazeilles sich zeigenden feindlichen Heereshaufen und mit einem Male rollte dröhnender Kanonendonner über das weite Tal hin. Eine der ersten Granaten verwundete früh 6 Uhr den in die Nähe von Bazeilles vorgerittenen Marschall Mac Mahon.1) Die !) Den Oberbefehl über die Gesamtarmee der Franzosen übertrug der verwundete Marsch all mit Übergehung von zwei älteren Korpsführern dem General Ducrot. Dieser erteilte sofort die nötigen Befehle um den jetzt vielleicht noch möglichen Rückzug nord-westwärts anf Mezieres anzutreten. Allein der erst kürzlich aus Algier eingetroffene General von Wimpffen trug eine ministerielle Vollmacht bei sich, die gegebenen Notfalls

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 576

1906 - München : Oldenbourg
576 119. Der Straßenkampf in Bazeilles. großartigste und entsetzlichste Schauspiel, das ich je gesehen habe. Auf den amphitheatralisch gelegenen Waldbergen ringsum Hunderte feindlicher Geschütze, die Tod und Verderben über die Täler ergossen. Die ganze Hölle schien losgelassen. Es sauste und heulte durch die Luft, es krachte und platzte hierhin und dorthin. Fortwährende Explosionen! — Drei Dörfer brannten lichterloh — aus Sedan leckte bereits eine blutrote Flamme empor. Feuerschein und Pulverqualm mischten sich zu einer unbeschreiblich unheimlichen Atmosphäre und über der ganzen Szene schien eine Wetterwolke zu hängen, aus der es unaufhörlich blitzte und donnerte. Es war, als ob die Engel des Jüngsten Gerichts die Schalen des Zornes über eine Dantesche Hölle ausschütteten. Endloses Erdbeben schüttelte den Boden unter den Kämpfenden, als ob die große Mutter sich in Krämpfen winde. Die Halme und Ähren lagen geknickt und in jeder Ackerfurche die lebende Blüte des Landes in Stücke zerfetzt. Fast jeder Baum warf zitternd Splitter und Blätter als Bahrtuch für die Gefallenen herab. — Ein Chaos der Verwüstung, so weit das Auge blickte! Unablässig drangen die Blaueu unten vor, unablässig warfen sich ihnen die Unsern entgegen. Nie ist mit standhafterer Hingebung gefochten worden als hier von den Besiegten von Wörth. Da feffelte meine Aufmerksamkeit eiue merkwürdige Szene. Aus einer total zerschossenen Hütte, welche einzustürzen drohte, trat ein Mann, warf sich aufs Pferd und ritt dann mit wenigen Begleitern langsam querfeldein nach Sedan zu. Jeder erkannte ihn: der Kaiser war es! Sein Gesicht war erdfahl, seine Augen stier und glanzlos, als wären sie nach innen gerichtet. Ich konnte mich nicht des Mitleids für den unglücklichen Monarchen erwehren, der hier buchstäblich den Tod gesucht hatte: er sollte ihn auf dem Felde der Ehre nicht finden. Hier und da begrüßte den Vorüberreitenden ein vereinzeltes: ,,Viv6 l'empereur!“, aber auch drohende Rufe erhoben sich. Nicht selten richtete sich ein Verwundeter auf um ihm mit geballter Faust und schäumender Lippe ein Schimpfwort uachzufchleudern. Es war seine Kalvarienftraße. Ich mußte an Napoleons I. Abendritt bei Aspern denken. Ob er wohl die Leichenhügel zählte?! — „Das Gespenst des Kaiserreichs!" dachte ich, als ich den bleichen Schemen vorüberschlendern sah .... Dieser Anblick konnte entmutigen. „Angeschlossen!" „En avant!“ „Es lebe der Kaiser!" „Ach was!" knurrte ein alter Sergeant. ,,A das Bonaparte! Cochon! - - - - Vive la France 1“ Mit Begeisterung wurde dies Feldgeschrei auf- genommen, und während Granate nach Granate ganze Sektionen zu Boden riß, ging es unter dem Gesänge der Marseillaise, die wie durch elektrischen Elan von allen Seiten angestimmt wurde, iu den Kugelregen Hinein: „Ihr Söhne des Vaterlandes, herbei! Der Tag des Ruhmes ist gekommen" .

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 183

1906 - München : Oldenbourg
34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. 183 voll mancherley blumen und frucht stehen vnnd wunder künstlich gemacht sind", dessen „zenn von mancherley kleinen bänmlein oder gestreuchen gemacht, durch einander gezeuut, mit villerley art blumen, wie ein seltzam gewürckter Teppich gesprenckelt vnnd darneben mit roten äpsflein, als Küttenäpfflen, Wespeln und andern anßlendischen fruchten mehr beladen", das sogar „hin vnnd wider mit bildern vnnd gemahlen geziert ist" und dessen „vnglüubich große lust, zierd und schonheit, ja auch Nutzbarkeit" derart sei, „daß alles vngläublich scheinet, was man davon sagt". Der Grottenhof in der Münchener Residenz Und heute ? Alle diese Blumenpracht ist spurlos verschwunden und an ihrer Stelle erhebt sich der trostlos nüchterne Kasernenbau der Schweren Reiter. Auch die Trausuitz ist verödet. Die Gärten sind nicht mehr mit ihren schimmernden Marmorbildern und den plätschernden Brunnen. Verlassen und jedes Schmuckes bar schaut die Urania hernieder und selbst die lateinische Inschrift ist erloschen, die über der Pforte verkündete, daß hier der Eingang sei in Wilhelms Gartenlust, deu Hain der heiteren, leichtbeschwingten Musen, in sein herzbezwingendes, leuchtendes Elysium. Und wenn wir, etwa wenn der Abend leise hereinbricht über die unermeßliche Ebene, aus der weithin die Wasser der Isar aufleuchten unter den Strahlen der sinkenden Sonne, dort

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 207

1906 - München : Oldenbourg
37. Der Winterkönig. 207 des Sehens ist; er erbrachte denselben dadurch, daß er an Ochsen- und Schas-augeu und später in Rom sogar an einem Menschenauge in die obere Wand (sclerotica) derselben eine Öffnung ein schnitt, wodurch es möglich wurde die Bilder leuchtender Objekte ans der Netzhant wirklich wahrzunehmen. Außerdem hat er, um den Gang der Sehstrahlen im Auge zu tierfolgen, eine Reihe höchst sinnreicher Versuche angestellt, die noch heute in der Physik seinen Namen führen; auch fand die damals allerdings schon bekannte Akkomodationsfähigkeit des Auges durch ihn zum erstenmal einen experimentellen Nachweis. So hat denn unser Landsmann dadurch, daß er sich.die Methoden seines Gegners zu eigen machte, ein gut Teil zu dem Aufschwung der naturwissenschaftlichen Forschung im 17. Jahrhundert beigetragen und durch die geachtete Stellung, die er bei seinen Ordensgenossen einnahm, auch in ihrem Kreise der neuen Richtung Bahn gebrochen. Besaß er auch nicht den beweglichen Geist und den allumfassenden Genius seines weltberühmten Gegners, so ließen ihn doch feine echt deutsche Gründlichkeit und sein eiserner Fleiß Erfolge erzielen, die feinen Namen mit Recht der Nachwelt erhalten haben. 37. Der Winterkönig. Von Hermann Cingg.1) Der Winterkönig! Da denkst duvielleicht, Das ist ein grauer Geselle, Dem weißer Bart bis zum Gürtel reicht, Der gehüllt ist in Bärenfelle; Als furchtbaren Herrscher denkst du dir ihn, Sein Szepter von Eis, die Krone Das Nordlicht und die Flammen darin Von Sternen der eisigen Jone. Nein, Kind! Der Winterkönig, der lacht! Von lieblichen Lautenklängen Erschallt es um ihn und mild ist die Nacht Und belebt von Liebesgesängen. Ein Munbschenk füllt den (Bolbpokat Mit herrlichen südlichen Weinen, Und neben ihm thront sein Hotb (Bemahl 3m Schimmer von (Ebelsteinen. Wohl wogt ein schneeiger Hermelin Um seine Schultern, wohl knistert Das Feuer im schöngeschnitzten Kamin Und es rauscht umher und flüstert; Hoffräulein schweben vorüber im Tanz Und Masken hin und rvieber, Es flattern Scherz und Mummenschanz Im Prunksaal auf und nteber. - Was bonnert braußen, was klirrt so schwer? Auf fliegen die Doppeltüren, Ein Reiter tritt ein, man sieht es woher, Man kann den Blutgeruch spüren; Sein Blick noch stiert vom Wüten der Schlacht, Die Stimm’ ist heiser geschrien. „Wir finb geschlagen," ruft er, „macht Euch schleunig bereit zu fliehen!" Auf springt der Winterkönig bleich, (Er sucht sich vergebens zu fassen, Verstummt ist die Musik sogleich, Der Saal verübet, verlassen. — Wie würden zusammengerafft und gepackt Die Silbergeschirre, die Decken! Die Maske fiel und kahl und nackt Steht ba der grinsenbe Schrecken. x) Vaterländische Balladen und Gesänge, 3. 125.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 430

1906 - München : Oldenbourg
430 83. Gedanken Jean Pauls über seine Zeit. 1810 bis 1811 schrieb und die er 1816 unter dem Titel „Politische Fastenpredigten" zusammenfaßte, äußert er sich in der Vorrede dazu, sie seien „in jenen lastenden Jahren geschrieben, wo weiter keine andern Federn kühn und stolz sich bewegen dursten als die auf Helmen und wo man in Schafskleidern gehen mußte um Wölfen nicht anstößig zu werden. So wird man sich über die Stellen dieses Buches nicht entrüsten, wo ich mit den Wölfen zwar nicht heulte, aber auch nicht über sie." In der „Tranmdichtnng in der ersten Nachmitternacht des Jahres 1813" schreibt er im Dezember 1812: „Unsere Zeit, gewaltiger und umgreifender als eine, leidet eben darum keine Propheten; sie läßt keinen Monat Znknnft von sich weissagen; ja, wir haben genug zu blicken um nur die Vergangenheit zu errateit und zu sehen." Aber ungebeugt ist sein Vertrauen. „Wer hofft, hat schon gesiegt und siegt weiter." Als endlich der große, ersehnte Umschwung erfolgte, da äußert sich seine Freude in der Vorrede zu „Mars' und Phöbus' Thronwechsel" am 10. Februar 1814: „Verfasser darf sich zuerkennen, daß er schon in seinen frühern Werfen statt der Furcht die Hoffnung gepredigt und genährt . . . Und so schimmerten ihm denn die ewigen Sterne der Vorsehung durch den Nordschein einer langen Nacht hindurch und dieser Schein hat ansgeprasselt und jene sind still in ihrem Lichte fortbestanden." Noch kann er sich zwar nicht so frei äußern, wie er möchte. „Wenn der Leser es tadeln will, daß ich in eine so taten- und folgenreiche einzige Zeit, ungleich anderen Schriftstellern, statt eines Stnrmvogels oder eines Beizfalken, einen leichten Sommer- und Schneidervogel, wie diese nur scherzende Flugschrift ist, hinausschicke: so fall' er den Zensor an, . . . der es verbot! Dieser . . . verbot dem Sommervogel den Eingang in ein berühmtes Wochenblatt, weil er ihm als ein Totenkopfschmetterling gegen die Franzosen bedenklich schien; mit anderen Worten: er verbot mir gegen die Leute Zu schreiben, gegen welche er und ich (auf Befehl unserer Regierungen) sogar zu schießen haben." Doch bricht die Freude über die große Gegenwart mit fast dithyrambischem Schwünge durch: „Wo zeigt uns die Geschichte einen ähnlichen kosmopolitischen Krieg, welcher Fürsten und Völker fast eines Weltteils zur Wiedergeburt der Freiheit und nicht für Eroberungen, sondern für Eroberte vereinigt und begeistert und worin die moralische Macht der Ideen die verschiedene Macht der Waffen ausgleichend nach einem Ziele richtet? Wo hoben sich je gebeugte Völker und Fürsten unter wilderen Stürmen empor? . . . Eine Völkerauferstehung wie die jetzige bliebe, wenn ihr auch die Beglückung der nächsten Zukunft fehlschlüge, für die ferne durch Beispiel ein fortwirkendes Heil." Doch der Hinweis auf ein mögliches Fehlschlagen der nächsten Zukunft -klingt wie eine leise Sorge durch. „Nicht als ob so leicht ein Zersprengen des großen Bandes drohte, woran Fürsten und Völker, wie Wanderer auf Eisfeldern über die Eisspalten aneinander geknüpft, über die gemeinschaftliche Gefahr hinüberschreiten." Eine andere Frage beschäftigt ihn: ob ein kräftiger,

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 503

1906 - München : Oldenbourg
105. König Maximilian ü. von Bayern und die Wissenschaft. 503 So blieben denn die historischen und politischen, die mathematischen und physischen Wissenschaften als das eigentliche Feld königlicher Hilfe und Liberalität. Dabei aber erschienen ihm doch immer alle einzelnen Disziplinen als ebensoviel Zweige des einen mächtigen Baumes der menschlichen Erkenntnis, an welchem jeder Ast und jedes Blatt berechtigt sei, der in seinen Wurzeln Nahrung ziehe ans der Vergangenheit, in seinen Früchten Nahrung biete den künftigen Geschlechtern und seinen erquickenden Schatten ausbreite über die gegenwärtige Menschheit. Dieser Baum des Wissens war es, den er pflegen wollte zum Gewinne und zur Ehre Bayerns, Deutschlands, der Menschheit. Denn sein erster Gedanke galt immer Bayern. Was frommt meinem Volke? so lautete die erste Frage, die er au sich stellte. Die zweite war: Was ist geeignet das deutsche Wissensgebiet zu erweitern, die deutsche Literatur zu bereichern und zugleich, als von Bayern ausgegangen, Bayern in den Augen des übrigen Deutschland zu heben und ihm Ehre zu bringen? Wir betonen hier Bayern und Deutschland, aber wir wissen wohl, daß die Wirkung der königlichen Gedanken nicht aus dieses Volksgebiet beschränkt bleiben konnte. Der Monarch eines ansehnlichen Reiches nimmt eine Stellung ein, welche ihm die richtige Auffassung und Beurteilung der Dinge, die Schätzung ihres Wertes einerseits erschwert, anderseits aber auch in hohem Grabe er- leichtert. Es ist wahr: auf der einsamen Höhe seines Thrones befinbet er sich wie auf einem hohen, tiefer abwärts von bichten Wolken umlagerten Berge; sein Blick vermag nicht durch biefe bunfeln Schichten hinburch zu bringen; was unten im Tale vorgeht, das Treiben der Menschen im einzelnen, ihre Leiben und F-reuben, ihre Gebrechen und ihre Bedürfnisse, das alles entzieht sich seiner Wahrnehmung und es sind großenteils nicht deutliche Stimmen, es ist häufig uur ein wirres Getöse, das von da unten her an sein Ohr schlügt. Dagegen aber, wieviel freier, klarer, weiter dringend ist sein Blick ans der Höhe, wohin ihn seine Würbe gestellt hat, wenn er nur überhaupt ein ge- snnbes Auge besitzt und es zu gebrauchen versteht! Er atmet und schaut in reineren, ätherischen, nicht durch die Nebel und Dünste des Alltagslebens und seiner Bedürfnisse getrübten Lüsten, er erkennt besser die Verknüpfung der Dinge, die Bedeutung des einzelnen für das staatliche Ganze; die gemeinen, niebern Triebfedern der menschlichen Handlungen haben keine Macht über ihn. Wir Gelehrten, die wir jeder von uns ein bestimmtes Wissensgebiet bebauen und pflegen, sind vor allem der Versuchung der Einseitigkeit ausgesetzt; nur schwer und selten erheben wir uns zu jener unbefangenen und großartigen Auffassung, die das eigene Fach nicht überschätzt und dem fremben Fache volle Gerechtigkeit wtberfahren läßt. Wer ist nicht schon im Leben Gelehrten begegnet, welche jeben Kieselstein in dem Garten ihrer Wissenschaft für einen Diamant ansehen, bagegen in den Diamanten anderer nur Kieselsteine erkennen wollen? Erhaben über solche Täuschungen und Einseitigkeiten urteilt, hanbelt ein König, welcher der Wissenschaft, nicht etwa bloß biesem ober jenem Fache, seine

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 361

1906 - München : Oldenbourg
68. Napoleon bei Abensberg und Regensburg. 361 Der Sieg des Tages war, obwohl teuer erkauft, ein vollständiger. Es wurden viele Gefangene gemacht und mehrere Tausend derselben marschierten an Napoleon vorüber, als ich eben dorthin kam. Er stand am Eingänge eines Dörfchens bei einer Scheune, umgeben von einer sehr zahlreichen Suite und musterte über eine halbe Stunde jene mit Aufmerksamkeit, sprach sehr wenig und schien bisweilen in tiefes Nachdenken versunken. Vielleicht entwarf er in jenem Augenblicke schon den Vernichtungsplan für den folgenden Tag. Es vergingen auch nicht 24 Stunden, so hatte er in der Tat über einen Teil der österreichischen Armee bei Landshut schon Verderben gebracht. Nicht mit der Miene des triumphierenden Siegers saß er auf seinem kleinen Schimmel, ein tiefer Ernst schwebte um seine Stirne; wer ihn sah, war wohl versucht zu glauben, er gehe in diesem Augenblicke noch mit viel Größerem um als mit dem Siege dieses Tages. Die Dunkelheit war hereingebrochen, als Napoleon wegritt, und der Zug der österreichischen Gefangenen hatte noch nicht geendet. Das Entwirren dieses Knäuels von Offizieren, Equipagen, Handpferden, welcher sich hier anhäufte, glich einem Ameisengewimmel, das mit einem Male aufgestört und lebendig wird. Die Dragoner der stolzen Kaisergarde, welche Napoleon als Schutzwache begleiteten, und im Gegensatze zu thuen die armen, gedemütigteit österreichischen Gefangenen, die Toten und Verwundeten, auf die man überall stieß, die am Boden zerstreuten Waffen, Armaturstücke und Kanonenkugeln, die einbrechende Nacht, der mit schwarzgrauen Wolken überzogene Himmel, an dem man nur tief am Horizonte hin einen blutroten Streifen sah, welchen die lange schon untergegangene Sonne zurückgelassen: das alles machte als Schlußakt dieses Tages auf mich einen großartigen, tragischen Eindruck. Daß ich aber durch besonders günstigen Zu still Napoleon am Morgen vor der Schlacht und abends als Sieger so in der Nähe beobachten konnte, läßt mich den 20. April niemals vergessen. * Am 23. früh rückte alles gegen Regensburg vor. Noch in der Nacht machten wir einen Teil des Weges und kampierten vor einem Dorfe, dessen Namen ich nicht auszeichnete. Die aufgehende Sonne verkündete einen schönen Tag, aber für Regensburg sollte es ein Tag des Schreckens und Entsetzens werden. Da aus der Hauptstraße der Truppenzng von Kavallerie und Artillerie sehr groß war, marschierten wir abseits über ein mit vielen tausend Toten, mit Waffen und Armaturstücken übersätes Feld. Gegen 8 Uhr kamen wir ans einer Anhöhe vor Regensburg an und erblickten das Opfer dieses Tages, die würdige alte Stadt im Glanze der Morgensonne. Gegen 9 Uhr begann die Schlacht. Hier war es mir vergönnt einen schönen Überblick über alles, was vorging, zu bekommen; denn von jener Anhöhe konnte man mit so scharfen Augen wie die meinigen säst jeden einzelnen
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