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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 260

1906 - München : Oldenbourg
260 49. Elisabeth Charlotte. ganze Ding, dessen junges Herz man lachen und jauchzen hört unter dem wogenden Mieder, nicht mehr gehörig zu unseren Tagen und der äußeren Erscheinung unserer Welt und doch so zugehörig zu unserem Sein und Wesen, zu unseres Wesens innerstem Teil, daß wir es in die Arme fassen, an uns drücken und sagen möchten: „Du bist unser, du bist unser." Und jetzt, aus den Büschen, durch die es herabgebrochen ist, das wilde Ding, kommt ein klagendes, schier verzweifeltes Rufen: „Liselotte, wo seid Ihr? Liselotte, wo steckt Ihr9" Und da öffnet sich in dem lachenden Gesicht der Mund, was man so Mund nennt, obschon es eigentlich zwei anfeinander gepreßte, süßrote Kirschen sind, und „hier ist die Liselotte" ruft es in die Gesträuche hinauf, „komme sie nur, Jungfer Kolb, der Weg zu mir daher ist gar annehmlich und bequem Jappeud und schnappend nach Luft, die Kleider sehr »en desordre« von Sträuchern und Dornen, kommt sie denn nun des Wegs daher, die arme Jungfer Kolb, der die Aufsicht anvertraut ist über die durchgängerische Liselotte und: „Ach, was Ihr einen ranschenbenttelichen Kopf habt, Liselotte", fängt sie vorwurfsvoll au, „wahrlich, wahrlich, Jhro Gnaden, der Kurfürst, Euer Herr Vater, weitn er Euch Rauschenblattenknechtlein genannt, er hat Recht". Weiter aber kommt Jungfer Kolb mit ihrem Straffermone nicht, denn fchon wie ein Bienchen, das sich auf eine Blume stürzt, hat sich die Liselotte an sie gehängt, beide Arme um ihren Hals und „filze Sie mich nicht, Jungfer Kolb," ruft sie, „ich gebe Ihr auch Kirschen zu essen, so viel als Sie haben will." Und damit sitzen sie schon beide nebeneinander auf einem und demselben Wurzel-knorren und tu die Tasche greift die Liselotte und holt Kirschen daraus hervor und aus der anderen Tasche einen Knust schwarzen Brots, da beißt sie hinein mit Zähnen, weiß wie Milch, wie Marmor stark und: „Sieht sie, Jungfer Kolb", sagt sie, „wie ich für sie sorge? Frühmorgens heute um fünf bin ich ins Kirschenstück gegangen am Burgwall, habe mir die Taschen brav vollgestopft, daß ich zu essen hätte nachher und die Jungfer Kolb mit mir". Aber die Jungfer Kolb, die sagt schon kein Wort mehr, keinen Tadel, keinen Borwurf; schweigend ißt sie die Kirschen, die Liselottes kleine Hand ihr in den Mund stopft, lautlos blickt sie es an, das holde, holdselige, liebenswürdige Geschöpf an ihrer Seite, blickt es mit Augen an, die in Liebe schwimmen, wie die Augen aller, die auf der Liselotte ruhen. Und um sie her die Bäume, die heute so alt sind, damals aber noch jung waren, stecken die Köpfe zusammen, rücken dichter aneinander, als wollten sie einen Wall um sie bauen, damit er nicht fort von ihnen könne, ihr Liebling, ihr „Rauschenblattenknechtlein". Denn die Bäume sind klug, klüger als Menschen, darum ahnt ihnen, daß das heut so glückliche deutsche Kind einstmals eine Frau sein wird, eine unglückliche Frau im fremden Land, daß es sich heimsehnen wird nach der Heimat am Neckar, nach dem rotbraun getürmten Schloß, und daß es die Heimat nie wieder sehen wird, trotz Sehnen und Tränen nie wieder, nie mehr.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 643

1906 - München : Oldenbourg
141. König Ludwigs Ii. Persönlichkeit. 643 mir auf diese Weise schon manche trübe Stunde bereitet. Warum mir nur die Menschen meine Neigungen mißgönnen, durch die ich doch niemand beeinträchtigen werde." Schott in seiner Jugend war er viel isoliert gehalten worden; seiner Erziehung fehlte der Ansporn, der durch die Konkurrenz mit anderen Knaben erwächst. Wenn er auch nie gern Audienzen erteilte, so bezwang Lndwig sich doch im Anfang seiner Regierung. Wie bezaubernd wirkte das Auftreten des jugendlichen Monarchen gelegentlich seiner Reise in die fränkischen Provinzen 1866, besonders bei jenem Ball in Nürnberg ! Schon 1871 war Lndwig jedoch solcher Aufopferung nicht mehr fähig und immer häufiger wurden seine Absagen bei offiziellen Gelegenheiten. Sein Bedürfnis nach Santmluug ist gewiß anzuerkennen, wenn er fragt: „Ziemt es dem Fürsten denn nicht, über die Pflichten feines Berufes nachzudenken, was doch besser mit Gott und der Natnr als im Geräusch des Hoflebens geschehen kann?" Auch sein Wort an Wagner klingt noch verständlich: „Trotzen wir den Launen des tückischen Tages dadurch, daß wir uns nicht beirren lassen, ziehen wir uns zurück von der Außenwelt, sie versteht uns nicht!" Der Adler fliegt allein, Der Rabe scharenweise; Gesellschaft braucht der Tor Und Einsamkeit der Weise. Aber die Menschenscheu mußte auch wieder ihre Rückwirkung üben auf das der Außenwelt immer fremder werdende Gemüt des Königs. „Er ist leider so schön und geistvoll", meinte R. Wagner schon 1864, „so seelenvoll und herrlich, daß ich fürchte, fein Leben müsse wie ein flüchtiger Göttertraum in dieser gemeinen Welt zerrinnen . . . Von dem Zauber seines Auges können Sie sich keinen Begriff machen. Wenn er nur leben bleibt. Es ist ein unerhörtes Wunder." Die Welt mit ihrer Gemeinheit, die Menschen mit ihrem Egoismus mußten auf eine solche Seele eine abschreckende Wirkung ausüben. Enttäuschungen und Kränkungen aller Art kamen hinzu. Überall wurdett seine idealen Ziele mißverstanden; die politischen Parteien traten in Gegensatz zu den Ministern. In der jüngsten Tochter des Herzogs Maximilian von Bayern, Sophie, glaubte er den Engel gefunden zu haben, der ihn durchs Leben geleite; wieder eine schmerzliche Erfahrung, welche die Auflösung der Verlobung herbei-führte. Aber rein und feilsch blieb sein Empfinden den Frauen gegenüber, wenn er auch außer Prinzessin Gisela und seiner Mutter niemand mehr näher trat. In zartem Gefühl hatte er der letzteren nach der Thronbesteigung statt des sonst üblichen Titels „Königinwitwe" die Bezeichnung „Königinmutter" verliehen. Als sie einmal einen Tannenbaum von ihrem Fenster in Hohenschwangau aus bewunderte, ließ er denselben an Weihnachten mit Lichtern schmücken zur Überraschung für die Königin. Erst später wurde anch dieses zarte Verhältnis durch die immer weiterschreitende Krankheit des Sohnes gestört. 41*

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 270

1906 - München : Oldenbourg
270 50. Träume sind Schäume. Antonia, des Erbprinzen Mutter, lag in ihrer Väter Gruft zu Wien begraben, in München war der künftige König Spaniens zumeist von fremden Menschen umgeben, besser also, wenn er vor der Abreise in sein Königreich noch an der Seite des Vaters in Brüssel lebte. Das Ballfest im Palaste des Statthalters der Niederlande versprach einen glänzenden Verlauf zu nehmen. Die Botschafter und Gesandten der fremden Mächte sowie die Aristokratie der Hauptstadt hatten sich. strahlend von Gold und edlem Gesteine, in den Prachtsälen des hohen Gastgebers eingefunden um sich wieder einmal dem ganzen Zauber des Prunkes und Glanzes hinzugeben, wie er am Hofe des glücklichen Bayernherrschers in fast unerschöpflicher Fülle geboten wurde. Und glücklich war ja Max Emannel, glücklich, wie nur ein Sterblicher sein konnte. Herrscher über ein Volk, auf dessen Liebe und Treue er bauen konnte, Statthalter in einem Land, dessen Reichtum groß und desseu Handel und Gewerbe blühend war, und Vater eines Sohnes, der zum Erben eines Weltreiches bestimmt wurde, in der Tat, die Götter, hätten sie noch wie ehedem die Welt regiert, mußten auf das Glück dieses Mannes neiderfüllte Blicke werfen! Jetzt ließen sich in dem von vielen hundert Wachskerzen taghell erleuchteten Festsaal schmetternde Fanfaren vernehmen; sie verkündeten das Erscheinen des königlichen Statthalters und mit ihm den Beginn der Festlichkeiten. Die Brust von blitzenden Ordenssternen bedeckt und am rotseidenen Bande das goldene Vließ, so zeigte sich die hohe und schlanke Gestalt des bayerischen Kurfürsten am Eingänge des Saales. Eine Reihe prächtig gekleideter Edelknaben, in der Rechten eine brennende Wachsfackel, schritt dem Statthalter mit seinem Gefolge voraus, eiue andere schloß den glanzvollen Zug. Neuerdings ertönten die rauschenden Klänge der Festmusik. An die effektvolle Polonaise, bei der die Paare langsamen Schrittes den Saal durchmaßen, reihte sich erst eine gravitätische Sarabande, dann eine bewegte, heitere Gigue, ein zierliches Menuett. Zuletzt erklangen die gemessenen Töne einer Marche und der Oberstzeremonienmeister bat den Statthalter unter tiefer Verbeugung um die Erlaubnis das Zeichen zum Beginne eines „Festspieles" geben zu dürfen. „Was für Überraschungen!" rief Max Emannel heiter lächelnd, indem er mit leichtem Kopfnicken die nachgesuchte Erlaubnis erteilte. Kaum hatte er den ihm bestimmten Ehrenplatz eingenommen, da teilte sich im Hintergründe des großen Saales ein Vorhang und die einzelnen Gruppen des Festzuges begannen sich unter den Klängen eines Kriegsmarsches zu entwickeln und langsamen Schrittes vor den Augen des Gefeierten und der Gäste desselben vorüberzuwandeln.

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 356

1906 - München : Oldenbourg
356 67. Johann Konrad Grübel als Chronist des Lüneviller Friedens. Schnürchen." Der Herzog von Birkenfeld ließ unverzüglich alle Hofbeamten, Minister und Generale dem rechtmäßigen Nachfolger Treue schwören, die Garnison stellte sich aus den Plätzen der Stadt in Reih und Glied und wurde vereidigt. Ein Hofbeamter von einer Reitertruppe begleitet fuhr dem neuen Landesherrn mit der amtlichen Nachricht vom Ableben des Oheims entgegen. Die Papiere des Grafen Zeschwitz und des Kabinettssekretärs von Lippert, den Westenrieder in seinem Tagebuch mit wunderlicher Übertreibung den „bayerischen Robespierre" nennt, wurden versiegelt, dem Fürsten von Bretzenheim, Karl Theodors natürlichem Sohn, die Auslösung der bayerischen Ritterloge vom Malteserorden angezeigt. Die Bevölkerung machte Feiertag. Trotz der Februarkälte und dem Schnee auf den Straßen war es allenthalben lebendig. Zahlreiche Flugblätter erschienen, gedruckt und geschrieben, alle siegesfrohen, aber nicht alle reinlichen Inhalts. Geschmacklose Gesellen begeiferten mit Hohn und Spott den Mann, der doch für immer die Waffen gestreckt, der München den Englischen Garten geschenkt hatte. Am 20. Februar traf Max Joseph in München ein, vom Herzog von Birkenseld und von den städtischen und ständischen Würdenträgern empfangen, mit frohem Zuruf von den dichtgedrängten Massen auf Straßen und Plätzen und aus den Fenstern der geschmückten Häuser begrüßt. Der Jubel des Volkes war der Ausdruck seiner zuversichtlichen Erwartung: „es wird jetzt besser werden im Bayernland!"----------------- Dankbar bestätigt nach hundert Jahren die Geschichte, daß dieser Hoff-mmg eine glückliche Erfüllung beschießen war. 67. Johann Konrad (Brübel als Chronist des Lüneviller Friedens. Don Hans Probst.* Der ersten Gedichtsammlung, die Johann Konrad Grübel als angehender Sechziger im Jahre 1798 herausgab, spendete namentlich Goethe freundlichen Beifall; er hob hervor, es zeige sich darin „ein Mann von fröhlichem Gemüt und heiterer Laune, der die Welt mit einem glücklichen, gefunden Auge sieht." Als nach einigen Jahren neuerdings Wetschen des Stadtfläschners erschienen, fand Goethe es besonders merkwürdig, „wie er in schlimmen Tagen Vch in gleichem Humor erhielt." - In der Tat war es in den schlimmen Tagen, die es um die Wende des Jahrhunderts wie überall so auch in Nürnberg gab, für den alternden Volksdichter ein Kunststück die gute Laune nicht völlig zu verlieren. Die Drangsale, die seine Vaterstadt vom Dezember 1800 an auszustehen hatte, schildert er frisch und anschaulich in einer kleinen Reimchronik. Wöi Mancher haut's niht überlebt! Ich bin, Gott Lob! noh dau.

5. Die außereuropäischen Erdteile - S. uncounted

1911 - München : Oldenbourg
ftlbo mit Kaiser Wilhelmspitzc «100 m Mjttn r; ^ Der Kl limandscharo. Nach dem Originalbilde des Freiherrn von Pechmann. Der Kilimandscharo, ein erloschener Vulkan, ist die gewaltigste Berggestalt von ganz Afrika. Unvermittelt erhebt er sich aus der weiten ostafrikanischen Lateritsteppe bis in die Region des ewigen Schnees als eine weithin sichtbare Landmarke. Gegen Westen fällt er zum ostafrikanischen Graben ab. Der vergletscherte Hauptgipfel (Kibo) bildet einen Riesenkrater von 2 km Durchmesser. Statt Lava läßt der erloschene Vulkan jetzt einen Gletscherstrom durch eine Kraterlücke austreten. Stärker verwittert ist der zackige Mavensi, vermutlich der ältere Gipfel. Den Boden der Steppe decken harte Gräser, Dorngestrüpp und Schirmakazien, vereinzelt auch riesige Affenbrotbäume.

6. Die außereuropäischen Erdteile - S. 62

1911 - München : Oldenbourg
Exzelsior-Geiser im Uellowstonepark. Das Wunderland am Uellowstone ist ein vulkanisches Gebiet, reich an Kratern, heißen Quellen und besonder? an Geisern. Der Exzelsior-Geiser. die größte Springquelle auf der Erde, hat ganz unregelmäßige Ausbrüche. Mit brüllendem Getöse erhebt sich die heiße, über 2v m breite Flut bis Iso m in die Luft und prasselt wieder herunter wie ein Wolken- druch. während die Gegend weitumher in Dampfwolken eingehüllt wird. Andere speien ganz regelmäßig, wie der Olt» Faithfull (= der alte Getreue). Die Zahl der Springquellen im Uellowstonepark beträgt an 100. Sinterterrassen im Vellowstonepark. Die heißen Duellen bilden durch ihre Absätze übereinanderliegende Sinterterrassen von bald blendend weißer bald roter oder gelber Farbe, über die sie herabströmen. Ihre Zahl wird auf 3—4000 geschätzt.

7. Länderkunde von Mitteleuropa - S. 8

1911 - München : Oldenbourg
Die neue Kesselberg st raße. Die Bayerischen Alpen zeichnen sich durch ihre Durchgängigkeit aus, so daß großartige und kostspielige Straßenanlagen und Tunnels zumeist nicht nötig sind. Die größte und schönste der bayerischen Alpenstraßen führt vom Kochelsee (600 m) zum Walchensee (800 m) empor und an diesem hart entlang in das obere Isartal bei Mittenwald (920 m). Die 1897 vollendete neue, höchst interessante Straße zieht in großen Windungen unter den jähen Wänden des Gebirges ans hochaufgemauerten Dämmeu hinan, kreuzt^auf steinernen Brücken mehrere Wildbäche und überschreitet Abgründe, deren Tiefe die Äste der Fichten mit ihrem Grün verdecken. Kunstverlag W. Zimmermann, Mlinchen. Das Karwendelgebirge bei Mittenwald. Es teilt ganz die Natur des Wettersteingebirges: die unteren Gehänge umschlingt ein Mantel dunkler Fichtenwälder, die oberen ragen als graue, oft silbern glänzende Wände und Mauern empor, das Zerstörungswerk der ununterbrochen schaffenden Verwitterung. Die Mattenwelt tritt zurück.

8. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 22

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 22 — mäßig, so daß Felsen von allen Größen und Formen aus den Gestemstrümmern hervor- ragen. Dazu kommt dann als zweite umbildende und zerstörende Macht der Wind. Er leistet eine doppelte Arbeit. Die eine besteht darin, daß er den Staub und Sand erfaßt und oft weithin fortträgt. Daher sind die höheren Gebiete der Sahara meist Fels- und Kieswüste. Der Wind bläst alle feinen Stoffe weg und lagert sie in den tiefer liegenden Landschaften ab, wo darum die Scmdwüste vorherrschend ist. Die gewaltigen Dünen der Libyschen Wüste und der w. Sahara sind nichts anders als Anhäufungen von Sand, den der Wind von den Hochflächen und aus den Gebirgen hier zusammengeweht hat. Aber der Wind trägt auch zur Zerstörung des Gesteins bei. Er dringt in alle Ritzen der Felsen ein, bläst die feinkörnigen Bindemittel heraus und hilft so das Gefüge lockern. Ist er mit Sand beladen, so übt er zugleich eine wetzende, abschleifende Wirkung aus (Kor- rasion). Von dem heftigen Anprall der Sandkörner werden alle Felsoberflächen geglättet und erhalten einen eigenartigen Firnisglanz. Die weichen Teile der Gesteine werden natürlich stärker angegriffen und weggescheuert, und so bilden sich auf den Felsen eigen- tümliche Streifen, Rillen und rundliche Vertiefungen. Aus der vereinigten Arbeit der Wärmeschwankung und des Windes gehen oft die merkwürdigsten Gebilde hervor. „Hier scheinen", schreibt Walther, „Pilze oder Kohlköpfe von rotem Granit aus dem Boden zu wachsen (Abb. 5), dort bilden riesige Blöcke ein gewaltiges Haufenwerk. Tiefe Höhlen kriechen in die Felsen hinein, als ob riesige Wühltiere sie ausgegraben hätten. Hier liegt ein großer Block, der innen so hohl ist, daß ein Einsiedler leicht seine Wohnung darin aufschlagen könnte. Überall erkennen wir mit wenig Phantasie grinsende Menschenköpfe und abenteuerliche Tiergestalten". Eine häufige Erscheinung in der Sahara sind die Zeugen, vereinzelt oder in Gruppen und Reihen aufragende Felsen, die als Überreste einer zusammenhängenden, zerstörten Gesteinsdecke anzusehen sind. Klima. Die Sahara gehört zu den heißesten Landstrichen der Erde. Im Sommer steigt die Hitze um Mittag nicht selten aus 50 °, ja in der Arabischen Wüste am Roten Meere hat man bei bedecktem Himmel schon 65 0 gemessen, und der Sand soll sich auf 70 0 erwärmen, so daß man Eier darin sieden kann. „In der Sahara ist die Erde Feuer und der Wind eine Flamme", sagt der Araber. Im Gegensatze zu den Tagen sind die Nächte kühl. Man hat tägliche Wärmeschwankungen bis zu 41 0 beobachtet, und im Winter fällt das Thermo- meter des Nachts nicht selten auf 1—6 0 unter Null. Die Ursachen dieser scharfen Gegensätze sind der kahle Fels- und Sandboden, der sich rasch er- hitzt, aber auch ebenso schnell wieder erkaltet, und der fast immer wolkenlose Himmel, der die Wärme ungehindert ausstrahlen läßt, wozu dann noch die weite Entfernung der Sahara vom Weltmeere kommt, das nnr in den w. Küsten- gegenden seinen Einfluß geltend machen kann. Was die Sahara aber zur Wüste macht, ist nicht die Hitze, sondern der Mangel an Niederschlägen. Ob es Gebiete in ihr gibt, die völlig regenlos sind, ist allerdings fraglich, Selbst in den trockensten Gegenden hat man wölken- bruchartige Güsse beobachtet; aber sie sind selten, und es können mitunter Jahre vergehen, ehe ein Tropfen den Boden befeuchtet. Doch bildet sich bei der starken nächtlichen Abkühlung häufig Tau. Infolge der Trockenheit ist die Sahara ohne einen dauernd fließenden Wasserlauf. Zwar trifft man nicht selten auf Flußtäler,

9. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 107

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 107 — da, wo sich Seitentäler öffnen, auch fruchtbare Oasen. S. vom See hebt sich das Land wieder und bildet das Wadi el Araba, das sich als südlichster Teil des Syrischen Grabens bis zum Roten Meere fortsetzt. Eine besondere Beachtung verdient der südliche, durch eine vorspringende Halbinsel abgetrennte Teil des Sees. Er ist sehr seicht, und hier lag wahrscheinlich das fruchtbare Tal Tiddim mit den untergegangenen Städten Sodom und Gomorra. Zwei deutsche Geologen, Nötling und Blankenhorn, haben die Gegend eingehend untersucht, sind aber bezüglich des Vorganges zu verschiedenen Ergebnissen gekommen. „Nötling bringt das Ereignis mit einem vulkanischen Ausbruche in Verbindung, wie solche in geschichtlicher Zeit hier noch stattgefunden hätten. Ganz in der Nähe, in Moab, zeigen sich überall Spuren vulkanischer Tätigkeit. Durch ein Erdbeben sei ein verstopfter Ausbruchskanal geöffnet worden, ein Ausbruch habe Asche und Lapilli ausgeschüttet und eine Rauchsäule aufsteigen lassen: die Rauchsäule, die Abraham am Rande des Hochlandes bei Hebron sah, „glich der Rauchsäule aus einem Schmelzofen". Blankenhorn dagegen bringt das Ereignis in Verbindung mit einer weiteren Entwicklung der Grabenversenkung durch Untersinken längs der Spalten. Er sieht darin die Fortsetzung oder das letzte Stadium der Vorgänge, die die ganze Grabenversenkung gebildet haben. Den Feuer- und Schwefelregen erklärt er durch hervordringende, durch Selbstentzündung in Brand geratene Kohlenwasserstoff- und Schwefelwasserstoffgase. Die Bibelworte deuten auf Niederwerfen und Einsturz der Städte durch Erdbeben. Die Städte wurden „umgekehrt". Die losen Massen auf der Talsohle sanken ein, das Grundwasser brach hervor, und das Tote Meer überflutete die Niederung, Erscheinungen, die ähnlich auch in neuerer Zeit, z. B. 1862 am Südende des Baikalsees, beobachtet worden sind" (Th. Fischer). Das Ostjordanland trägt in viel höherem Maße das Gepräge einer Hoch- fläche als das Westjordanland. Nur nach dem Ghor hin ist es stark von Schluchten zerrissen. Ö. vom Toten Meere erheben sich die Moabiterberge und das schwer zugängliche Pisgagebirge mit dem Nebo. Die Landschaft Moab hat fruchtbaren Boden und war im Altertum gut angebaut und dicht bevölkert und hat auch heute noch neben Steppen Wälder und Ackerland. Weiter n. liegt die Landschaft Hauran, ein Gebiet erloschener Feuerberge mit noch wohlerhaltenen Kratern und großen Lavafeldern. Das Gebirge Hauran, dessen höchster Punkt den Rigi übertrifft, wirkt als Regenfänger und entsendet nach W. hin zahlreiche Bäche. Diese durchfließen die etwa 3099 qkm große, äußerst fruchtbare Landschaft Nukra, die den besten Weizen der Erde erzengt und als die Kornkammer Syriens bezeichnet werden kann. Auch das Gebirge selbst liefert viel Getreide und trägt auf seinen Höhen schöne Wälder. Sonst ist das Ostjordanland überwiegend Steppe, ein Land der Viehzucht. Das Klima. Palästina hat zwei Jahreszeiten, Sommer und Winter. Jener ist die Zeit der Dürre, wo vom Juni bis zum Oktober kein Wölkchen am Himmel erscheint, dieser die Regenzeit, die gewöhnlich im Januar ihren Höhe- Punkt erreicht. Auch Schnee fällt mitunter, verschwindet aber sogleich wieder, und das Hochland hat auch einige gelinde Frosttage. Die mittlere Jahreswärme beträgt in Jerusalem 17°; der Januar hat 8,4, der Juli 24,3°. Wärmer ist das Küstenland, tropisch heiß das Ghor. Die Niederschlagsmenge, 60—70 cm,

10. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 147

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 147 — (@. 134). Das Tiefland enthält Erdöl, und die benachbarten Inseln Bangka und Biliton haben reiche Zinnlager, die hauptsächlich von Chinesen aus- gebeutet werden. — Die bedeutendsten Städte sind Palembang (60 000 E.) in der so. Niederung und Padang (35 000 E.) an der Westküste. J b) Java (122 000 qkm, 30 Mill. E., 219 auf 1 qkm) ist zwar die kleinste, aber die schönste, fruchtbarste und an Erzeugnissen reichste unter den großen Sundainselu, „die Perle in der Krone der Niederlande". Sie ist 1100 km lang, 55—200 km breit und größtenteils gebirgig. Sie enthält 121 Feuerberge, darunter 5 noch tätige, und ist das vulkaureichste Gebiet der Erde. Neun dieser Berge ragen über 3000 m empor. An vielen Stellen finden sich heiße Quellen, Schlammsprudel und Gasquellen, und häufig auf- tretende Erdbeben zeugen von den unterirdischen Gewalten. Die Insel ist von geradezu beispielloser Fruchtbarkeit und aufs vorzüglichste angebaut. Sie liefert an Ausfuhrerzeugnissen mehr als die ganze übrige Indische Inselwelt, besonders Rohrzucker, der in der Ausfuhr an erster Stelle steht, Reis, Kaffee. Tee, Tabak, Baumwolle, Judigo, Vanille, Kakao, Pfeffer, Kokosnüsse usw. In nenrer Zeit hat man in den höheren Gebirgslagen mit gutem Erfolg den in Amerika einheimischen Fieberrindenbaum, aus dem das bekannte Fiebermittel Chinin gewonnen wird, angepflanzt. Die Insel wird nach allen Richtungen hin von wohlgepflegten Landstraßen und Eisenbahnen (3850 km) durchzogen, so daß die Erzeugnisse leicht an die Küste geschafft werden können. Von der außerordentlichen Fruchtbarkeit Javas zeugt auch die zahlreiche Bevölkerung, die an Dichte der der Nheinprovinz nahekommt. Die Hauptstadt und der erste Handelsplatz ist Batavia (140000 E.). Von den Bewohnern sind etwa 3000 Europäer, 30000 Chinesen. Die tiefgelegene, ungesunde Altstadt, die nach dein Muster holländischer Städte angelegt ist und von vielen Kanälen durchzogen wird, ist der Sitz des Geschäftsverkehrs und der Wohnplatz der ärmeren Bevölkerung. Die vornehmere Welt wohnt in dem höher und gesünder ge- legenen Neubatavia mit der Gartenvorstadt Weltevreden (Wohlzufrieden), dem Wohnsitz der Europäer. „Hier haben die holländischen Kaufleute und Beamten ihre Wohnhäuser und Villen, hier befinden sich die großen Gasthöfe, hier die Klubs und Parkanlagen, Still und vornehm liegen die schönen, weißschimmernden Bauten im dunkeln Grün hoher Fruchtbäume und indischer Feigen." 58 km landeinwärts, von frischer Bergluft umweht, Buitenzorg (beutensorg), d. h. Ohnesorge, der Erholungsort der Europäer, mit einem großen Botanischen Garten, „einem Wunder der Tropen und einzig in seiner Art." Eine zweite bedeutende Handelsstadt ist Surabaja (150000 E.), im Innern liegt Surakarta (120000 E.). In der Sundastraße, die Java von Sumatra trennt, liegt eine Anzahl vulkanischer Inseln, von denen eine, Krakatau, durch eine der furchtbarsten Ausbrüche, die man kennt, berühmt geworden ist. Der 800 m hohe Feuerberg hatte 200 Jahre lang geruht, bis er 1883 wieder in Tätigkeit geriet. Nachdem er eine Zeitlang gewaltige Mengen von Rauch und Asche ausgespieen hatte, erfolgte plötzlich eine uugeheuere Explosion, deren gewaltige Donnerschläge bis Ceylon und Westaustralien, d. h. über eine Fläche von mehr als der Größe Europas, gehört wurden. Der Vulkan war in der Mitte durchgeborsten und seine eine Hälfte nebst dem größten Teile der 33 qkm großen Insel bis zu einer Tiefe von 10*
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