Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 271

1906 - München : Oldenbourg
50. Träume sind Schäume. 271 Dem Ganzen lag die Idee einer Huldigung zugrunde, welche die verschiedenen Volksstämme der spanischen Monarchie dem Herzoge von Asturien, ihrem zukünftigen Könige, darbrachten. Da sah man in den farbenprächtigsten Trachten Spanier, Italiener, Niederländer, jede Nation wieder nach einzelnen Stämmen, Ständen und Gewerben gesonderte Gruppen bildend. Den meisten Beifall erregten die Indianer, mit Perlen und Federn geschmückt, schwere Goldringe in den Ohren tragend. Als der ganze Zng an dem über die sinnige Überraschung hocherfreuten Fürsten vorübergekommen war, formierte er sich im Hintergründe zu einer großartigen Gesanitgrnppe. Plötzlich teilte sich aufs neue der Vorhang und von blendendem Lichtglanze umstrahlt zeigte sich eilt ergreifendes Bild: auf sonnigem Hügel, fast ganz von Blnmen bedeckt, schlummerte ein reizender Knabe. Beim ersten Blick erkannte man in ihm den künftigen Herrscher» Spaniens, Max Emannels Sohn, Joseph Ferdinand. Die leise Melodie der Musik, die bisher den Schlummernden in liebliche Träume gewiegt hatte, ging allmählich in lebhaftere Weisen über, der Knabe erwachte, richtete sich auf und im selben Augenblicke senkte sich, indes die Musik einen Siegesmarsch ertönen ließ, von oben ans rosafarbenen Wolken eine liebliche Erscheinung hernieder, die Glücksgöttin Fortuna. Die herrliche Gestalt in wallende Schleier gehüllt schwebte auf einer goldenen Kugel; in der Linken trug sie eine schimmernde Königskrone und mit holdem Lächeln hielt sie dieselbe über dem blondgelockten Haupte des Knaben. Die Rechte aber führte ein wallendes Banner mit dem Wappen des Hauses Wittelsbach. Der Eindruck, den dieses Bild aus alle, insbesondere ans den Kurfürsten machte, war ein ergreifender und lauter Beifall ertönte; die huldigenden Gruppen aber beugten unter stürmischen Jubelrufen ihre Kniee und begrüßend streckten sie die Arme zu dem neuen Herrscher empor. Beim Souper, das gegen Mitternacht eingenommen wurde, wollten einige Gäste, die in der Nähe des Statthalters saßen, die Wahrnehmung machen, daß sich in den Zügen des Herrschers eine gewisse Unruhe zeigte. Die Bemerkung schien nicht ohne Grund zu sein, denn kurz nach Beendigung des Mahles verließ zu nicht geringer Überraschung der Gäste Max Emannel das Fest; hastigen Schrittes suchte er dem rauschenden Treiben zu enteilen. Während aber das Fest nach dem Wunsche des Statthalters seinen ungestörten Fortgang nahm, begab sich dieser, nur von einem Kammerherrn gefolgt, in die Gemächer eines entlegenen Flügels des Palastes, die der junge Herzog von Asturien bewohnte. Auf der Schwelle eines hell erleuchteten Vorzimmers trat dem Kurfürsten ein Kammerherr leisen Schrittes entgegen. „Ich bitte Ener Durchlaucht, keine unnötige Erregung! Das Befinden des gnädigsten Prinzen hat sich etwas verschlimmert." „Verschlimmert! Und das sagt Ihr mir erst jetzt?"

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 173

1906 - München : Oldenbourg
34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. 173 Mauern, in den welschen Apenninen und der letzte Stern sank blutigen Glanzes auf dem Markte Neapels; — einsam trauerten Dentfchlanb und des Reiches Feste wie die verlassene Brant. Wilhelm von Hollanb „erreichte jetzt das Ziel aller feiner Wünsche, den Trifels samt feinen Heiligtümern", wie er hocherfreut feinem Kanzler, dem Bifchof von Speyer, schreibt. Im Triumphe zog er ein, feine Gemahlin sollte nachkommen, würde aber von bcm Rietberger samt ihrem Gefolge aufgehoben. „Die Besitznahme von Trivellis ist eine der ersten Maßnahmen, welche ein römischer Kaiser zu ergreifen hat," schreibt der Papst an Richarb von Kornwallis nach dessen Wahl. Und dies nahm sich der Englänber zur Lehre. So blieb der Trifels die erste Feste des Reiches und feit Kaiser Hein- richs V. Tod wurden hier die Reichsinfignien nach besten noch auf dem Totenbette gemachten Verordnungen verwahrt, bis sie Rnbolf von Habsburg noch Kybnrg in der Schweiz brachte. Jeboch Adolf von Nassau brachte sie roieber hierher. Ludwig der Bayer pflanzte die Reichsfahne hier auf, aber er verpfänbete die Burg samt dem freien Reichsftübtchcn Annweiler an das pfälzische Haus, woburch beibe zuletzt an die Herzoge von Zweibrücken kamen. Da erblich die Herrlichkeit des Trifels mit der Herrlichkeit des Reiches, als die Fürsten des Reiches sich über die Würde des Kaisers erhoben — die Bauern konnten bereits die alte Kaiferburg plündern — einsam stand der Trifels und gebeugt unter die Gewalt kleiner Herrscher. Da traf ihn der Himmel noch mit seinem Blitzstrahl, wodurch der größte Teil der Bnrg abbrannte. Notdürftig ausgebessert sah die einst so herrliche Bnrg, welche Kaiser und Könige beherbergt hatte, arme flüchtige Laudlcute im Dreißigjährigen Kriege in ihren Mauern und wilde Horden ans Spanien. Schweden und Ungarn, bis die Pest alle ihre Eiuwohuer vollenbs vertrieb. Als die Fran- zosen im Reunionskriege auf den Trifels kamen, fanden sie nichts als Ruinen. So ruht nun der Trifels auf feinen gewaltigen Felsen in Schutt und Trümmern, immer noch ein großer, wenn auch trauernder Zeuge einer großen Vergangenheit. 34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. Von Karl Trautmann.* Wenn einer um das Jahr 1600 nach dem damals noch so weltverlorenen Schleißheim feine Schritte lenkte, um etwa bei einer der traulichen, in Waldesdämmer versteckten Klausen feine Andacht zu verrichten ober Herz und Auge an all dem Gottesfegen zu erlaben, der ba draußen, auf Feld und Flur, so reich sich erschloß, so konnte er wohl einem ernsten, mildblickenden, alten Herrn begegnen, der, geistlich gekleidet wie ein Kanonikus, in stille Betrachtung versunken, einsam feines Weges ging. Es war Herzog Wilhelm V., zubenannt der Fromme.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 218

1906 - München : Oldenbourg
218 41. Was uns die Residenzfassade Kurfürst Maximilians I. sagt. Die Residenzfassade im Jahre 1700 nach einem Kupferstiche von Michael Wening. 41. Was uns die Residenzfassade Kurfürst Maximilians I. sagt. Von Karl Trautmann.* Wohl kaum ein Ban neben den hochragenden Knppeltürmen der Franen-kirche ist dem Münchener so sehr ans Herz gewachsen wie die Residenz und lieb und tränt von Kindheit an bleibt ihm das Bild ihrer altersgrauen Fassade mit den feierlich prächtigen Marmorportalen, den grimmen Wappenlöwen und der Madonna, zu deren Füßen, wie an einem schlichten Bürgerhause, in rötlichem Scheine das „ewige Licht" glimmt, das Kurfürst Maximilian I. gestiftet. Für uns ist eben der Bau, oor dem einst in den Maitagen des Jahres 1632 der Schwedenkönig Gustav Adolf sein Pferd anhielt und in bewundernden Worten seines großen Gegners Schöpfung anerkannte, nicht nur die Verkörperung der feit Jahrhunderten wirkenden, zum Herzensbedürfnis gewordenen Kunstpflege der Wittelsbacher, die bevorzugte Stätte, wo so überraschend zutage tritt, was jeder von ihnen in künstlerischen Dingen gefühlt und erstrebt, er ist, wie der Münchener vordem das Vaterhaus nannte, die liebe, alte „Heimat" unseres aus dem Bayernstamme hervorgegangenen Herrschergeschlechtes, der Bau, dessen Mauern gleichsam zum Träger der Erinnerung geworden sind an all die glücklichen und schweren Zeiten, die Fürst und Volk gemeinsam durchlebt in unentwegter Zusammengehörigkeit. Ringsum freilich hat alles sich gewandelt. Aus der engen Schwabinger-gaffe von ehedem ist ein von den mächtigen Gebäuden der Feldherrnhalle und der Theatinerkirche begrenzter Platz geworden mit dem Ausblick in eine imposante, kilometerlange Prachtstraße, und wer heute die ursprüngliche Umgebung sich vor Augen führen will, muß in unser Bayerisches Rationnlmufeum gehen und des kunstfertigen Drechslers Jakob Sandtner Holzmodell betrachten, das uns mit so unvergleichlicher Anschaulichkeit zurückversetzt in das München des 16. Jahrhunderts. Dann aber wird ihm klar werden, was mit dieser Fassade gewollt war. Unmittelbar an der Straßenlinie, nicht etwa durch Graben und Mauern von dem Getriebe des Alltagslebens geschieden, steigt der Bau hoch empor über dem trauten Geroirre der Giebel, der Erker und der Türmchen gegenüber. Aber gerade hier, wo jedes der schmalen, bescheidenen Bürgerhäuser fein eigenartiges Gesicht zeigte, muß die Residenz in ihrer selbstbewußten Größe und

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 311

1906 - München : Oldenbourg
58. Gründung der Akademie der Wissenschaften zu München 1759. 311 Albert, und daß er diesem Ideal als großer Meister Leben gab, wird niemand bestreiten, der seinen Schöpfungen unbefangen gegenübertritt. Und als großen Meister, als der Herrlichsten einen, die in Altbayern gewirkt, wollen wir ihn in Ehren halten und dauernd uns an dem erfreuen, was er geschaffen. 58. Gründung der Akademie der Wissenschaften zu München 1759. Von Karl von Sprnner.1) Ein frischer Luftzug, wie er sich oft als Vorbote eines bereits int Osten dämmernden Morgenrotes erhebt, strich nach dem Beginn der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts über Deutschland hin und begann die schweren Dünste zu verjagen, welche sich während des traurigen Dreißigjährigen Krieges und besonders seit dem Ende desselben vorzüglich über den südlichen Teil unseres Vaterlandes gelagert hatten. Auch für Bayern war biefe vielverheißende Morgenröte mit dem Regierungsantritte des Kurfürsten Maximilian Iii. heraufgestiegen. Der Friede zu Füssen am 22. April 1745, den der junge Kurfürst widerwillig und nur dem Andringen feiner Mutter und der österreichischen Partei am Hofe nachgebend unter stetem Ab mahnen der jungen, geistvollen und tatkräftigen Maria Anna, der Gemahlin seines Vetters Klemens, geschlossen hatte, gewährte dem Lande eine lange Reihe von Friedensjahren, obschon seine Krieger erst im österreichischen Solde und dann als Reichskontingent nicht unrühmlich vor Schweidnitz, bei Breslau, Freiberg und Leutheu gegen Friedrich von Preußen gestritten. Sie, vereint mit den Zweibrückern, deckten den Rückzug bei Roßbach und tapfer schützten bayerische Grenadiere die Flüchtlinge gegen die verfolgenden preußischen Husaren. Hat auch die Philosophie des 18. Jahrhunderts gar manchen eitlen und hohlen Wortkram zutage gefördert, ja selbst an den Grundpfeilern des Christentums zu rütteln gewagt, das alles liegt vergessen hinter uns, wogegen ihr ideales Streben und ihre reichen Schöpfungen alle hochsinrtigert Gemüter für wahre Geistesfreiheit, für eine edlere, ethische Auffassung der Lehren unseres Heilandes, für eine daraus hervorgehende höhere Würdigung der Persönlichkeit des Menschen selbst geweckt und die Herzen durch den lebenswarmen Strahl wahrer Humanität entzündet haben. Neben ihnen liefen dann freilich, wie das unvermeidliche Schattenbild neben jedem edlen Streben, der Mißbrauch und die Karikatur, als Unglaube, lächerliche Empfindelei und falsche Philanthropie her. Leibniz und Wolf verdrängten den scholastischen Wust ans den schulen und mit der in den höheren Ständen herrschenden Sprache Frank- *) Wandbilder des Bayer. Nalionalinnseums, historisch erläutert." S. 210 ff. München 1868, I. Albert.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 327

1906 - München : Oldenbourg
61. Die Auslrocknung und Besiedelung des Donaumoores. 327 herauskomme. Andre, der zwei Jahre auf dem Rotenberg gefangen gehalten wurde und München erst nach dem Tode der Herzogin wieder betreten durfte, stand ihrem Herzen besonders nahe, so daß sie sich heimlich mit ihm tränen ließ. Zu all dem Unglück kamen immer wieder Gerüchte über Tauschpläne mit Österreich. Um die Einheit des Landes zu sichern wäre die Herzogin jetzt sogar bereit gewesen dasselbe bei dem Aussterben der Wittelsbacher an die Welsen zu bringen. So hat sie sich von einer Vorkämpferin für die Interessen ihres Hauses in 50 jährigem Ringen zur Patrona Bavariae entwickelt, wenn anders es erlaubt ist eine unvollkommene Sterbliche mit dem Nimbns des Heiligen zu umgeben. Der einzige Trost ihrer Witwenjahre war es, daß ihr Gemahl ihr ein Einkommen hinterlassen hatte, groß genug um jederzeit Gntes zu tun. In geradezu mütterlicher Weise nahm sie sich ihrer pfälzischen Verwandten an; die Fortschritte des Herzogs Max verfolgte sie schon mit regem Interesse, als er noch ein Knabe war. Es war ihr nicht mehr befchieden — sie starb am 25. April 1790 — ihn als Herzog von Zweibrücken, als Kurfürsten und König von Bayern zu begrüßen. Aber ihr Geist beseelte die Fürsten ans dem Hanse Pfalz-Zweibrücken-Birkenseld von der Stunde an, wo Max Joseph seinen Einzug in München hielt, bis zu dem Tage, da Ludwig Ii. dem Hohenzollern Wilhelm die deutsche Kaiserkrone anbot und jene Freundschaft zwischen Preußen und Bayern zu einer dauernden machte, für die die mittige Herzogin zeitlebens gekämpft hatte. 61. Die Austrocknung und Besiedelung des Donaumoores unter dem Kurfürsten Karl Theodor. Von Christian Gruber. * Südbayern ist nicht nur das Land schmucker, waldumrahmter Seen sondern auch dasjenige weit ausgespannter, eintöniger Moorflächen. Sie finden sich zwischen den Schutthügeln der Moränenlandschaft und rings an den Gestaden der stehenden Gewässer im Süden, wie auf den breiten Schotterebenen in der Mitte und längs der Talrinnen des Nordens der Schwäbisch-bayerischen Hochebene. Den bedeutendsten Flußläusen sind auch die größten und zugleich geschlossensten Moorgebiete eigen. Unter ihnen treten wiederum das von der Isar durchschnittene Doppelmoor in der Münchener Talweite mit über 46 000 und das von Neuburg a. D. gegen die Paar hinstreichende Donaumoor mit rund 17 000 Hektar Flächeninhalt besonders hervor. Die Landesfürsten und die Staatsverwaltung haben diesen kranken Teilen unserer Heimat und ihrer Urbarmachung von jeher Aufmerksamkeit zugewendet. Besonders Kurfürst Karl Theodor aber suchte durch die Aus-trocknung des Donaumoores seinen menschenfreundlichen Ruf zu erhöhen, die Zeit seines Regiments mit tiefer Schrift in die Geschichte der Landwirtschaft

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 241

1906 - München : Oldenbourg
44. Karl Ludwigs Rückkehr in die Pfalz. 241 umfaßt, die selbst im fruchtbarsten Süden Deutschlands wie ein prangender Garten hervorstrahlt, war eine Einöde; die Felder waren mit Dorngestrüpp umzogen, die Weinberge lagen wüst da und statt reicher, dichtgesäter Ortschaften stieß man nur ans ärmliche Hütten, in denen Armnt und Elend, oft Raub und Verbrechen ihre Zuflucht fanden. Vor dem unseligen Kriege hatten die Städte mächtiger geblüht als jemals in der pfälzischen Zeit: Frankenthal hatte 1800 Bürger, Oppenheim 800, Kreuznach 2000 Familien gezählt; Mannheim, Heidelberg, Neustadt und die andern Amtsstädte fanden sich in gleich blühendem Zustand. Jetzt rechnete man, daß noch der fünfzigste Teil der ganzen Bevölkerung übrig sei und auch der war durch Krieg, Raub, Anarchie und mehrfache Konfessionswechsel so verwildert, daß er das Gedeihen des Ganzen mehr hemmte als förderte. Heidelberg lag zum Teil tu Trümmern; das alte Stammschloß der pfälzischen Wittelsbacher, das vor Friedrichs V. Wegzug mit feilten Prachtgebäuden, zierlichen Gärten, Wasserkünsten und Statuen als bewunderter Lustort mit allen Höfen Europas rivalisierte, war jetzt in so traurigem Zustande, daß Karl Ludwig nicht einmal eine anständige Wohnung für sich dort sinden konnte. Hier galt es zu handeln. Der Unterschied zwischen dem traurigen Anblicke, den die Gegenwart bot, und den reizenden Schilderungen, welche die alten pfälzischen Beamten entwarfen, war zu grell, als daß nicht Karl Ludwig angespornt worden wäre hier ein Wiederherstellet zu werden. Der Eindruck so schmerzlicher Zustände sonnte auch ein ganz leichtfertiges Gemüt ernster stimmen; Karl Ludwig aber hatte in dem schweren Drnck der letzten zehn Jahre die wüsten Freuden seines Jünglingslebens wohl vergessen und das Unglück hatte ihn rasch zum Manne groß gezogen. Mit allem Ernst und Eifer nahm er sich jetzt seines unglücklichen Landes an. Was mit Gesetzen und fürstlichen Befehlen für Zurückführung der Ordnung geschehen konnte, geschah; der Rest der Bevölkerung ward allmählich wieder an Gehorsam und Ordnung gewöhnt; Sicherheit und ein behagliches Gesühl des Schutzes von oben, das man in den letzten drei Jahrzehnten nicht mehr gekannt hatte, kehrten zurück. Um den armen Bewohnern aufzuhelfen ward die Steuer so weit verringert, als es die Deckung der notwendigsten Bedürfnisse erlaubte, und der Kurfürst selbst, so genußsüchtig er sonst war, versagte sich jede unnütze Ausgabe zum Wohle seiner bedrängten Untertanen. <^ie vor Erpressung zu schützen verbot er den Beamten streng irgend eine außerordentliche Geldumlage, heiße sie wie sie wolle, ohne kurfürstlichen Befehl zu erlassen ober auch nur Ursache und Anlaß dazu zu gebett. Das menschenleere Land mit iteitert Bewohnern zu beleben und den wüsten Boden zu kultivieren wurden die ausgewanderten Pfälzer zur Rückkehr in die Heimat eingeladen; und nicht etwa rtitr unbebautes, ödes Besitztum erhielten sie angewiesen, sondern die Bedingungen waren so günstig, daß bei einem so reich gesegneten Boden, wie der pfälzische war, bald die traurigen Spuren der Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 16

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 273

1906 - München : Oldenbourg
51. Kurfürst Max Emanuel am Scheidewege. Endlich näherte sich ein greiser Priester dem Verzweifelnden, und als es ihm gelungen war dessen Blicke auf sich zu lenken, wies er schweigend, aber voll milden Ernstes auf das Gemälde über dem Haupte des entschlafenen Kindes. Ein sanfter Lichtstrahl der soeben erwachten Morgensonne glitt über dasselbe hinweg: Christus auf dem Ölberge lag vou tiefster Seelenangst durch-schlittert halb zu Boden, betend: „Vater, nimm diesen Kelch hinweg von mir! Doch nicht, was ich will, geschehe, sondern was du willst!" Ein schwerer Seufzer entrang sich beim Anblick dieses Bildes der Brust Max Emauuels. Dann erhob er sich, allein, ohne Beihilfe und schritt einen letzten Blick auf sein zerschelltes Glück werfend von der Stätte des Todes hinweg. Es war, als ob er mit einem Male Trost gefunden hätte. 51. Kurfürst Max Emanuel am Scheidewege. Don M. Doeberl.r) Es war am Morgen des 6. Februar 1699. In dem königlichen Schlosse zu Brüssel bot sich dem Auge ein erschütterndes Schauspiel. Vor dem Leichnam eines sechsjährigen Kindes, das noch vor kurzem in königlicher Pracht dem Pinsel des Malers gesessen war, an dessen Zukunft sich weltumspannende Hoffnungen geknüpft hatten, ein vor Schmerz und Verzweiflung ;der Ohnmacht verfallener Vater. Das Kind, Kurprinz Joseph Ferdinand von Bayern, war am 28. November 1698 zum Erben des Reiches Karls V. eingesetzt worden. Ein grausames Geschick, eine Krankheit von wenigen Tagen, hatte alle die glänzenden Pläne des Vaters, des Kurfürsten Max Emanuel, zerstört: das Phantom eines wittelsbachifchen Königtums in Spanien verflog in die Lüfte. Im folgenden Jahre, am 1. November 1700, trat ein Ereignis ein, mit dem sich die Diplomaten und die diplomatischen Aktenstücke seit Jahrzehnten beschäftigt, mit dem auch die bayerisch-französische Allianz von 1670 gerechnet hatte: Karl Ii., der letzte vom spanisch-habsburgischen Mannesstamme, hauchte sein sieches Leben aus. Über sein Erbe entbrannte ein Kamps auf Leben und Tod zwischen Leopold I., dem Haupte des deutsch-habsburgischen Hauses, und zwischen Ludwig Xiv. Karl Ii. hatte in zwölfter Stunde den zweiten Enkel des Franzosenkönigs, Philipp, zum Universalerben bestellt. Es war der letzte Sonnenblick in dem verdüsterten Lebensabend Ludwigs Xiv., der sich freilich nur zu bald als das Moment der letzten Spannung vor der Katastrophe enthüllen sollte. Ludwig Xiv. opferte mit der Anerkennung des Testamentes Karls Ii. das Interesse seines Staates dem Interesse seines Hauses, lenkte von bet Politik tkichelieus und Mazarins, von der Politik der Grenzberichtigung und Arrondierung, in die Bahnen der Familienpolitik des habsburgischen Hauses *) Aus „Bayern und Frankreich", Seite 557 ff. München, 1900. C. Haushalter. Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 10

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 356

1906 - München : Oldenbourg
356 67. Johann Konrad Grübel als Chronist des Lüneviller Friedens. Schnürchen." Der Herzog von Birkenfeld ließ unverzüglich alle Hofbeamten, Minister und Generale dem rechtmäßigen Nachfolger Treue schwören, die Garnison stellte sich aus den Plätzen der Stadt in Reih und Glied und wurde vereidigt. Ein Hofbeamter von einer Reitertruppe begleitet fuhr dem neuen Landesherrn mit der amtlichen Nachricht vom Ableben des Oheims entgegen. Die Papiere des Grafen Zeschwitz und des Kabinettssekretärs von Lippert, den Westenrieder in seinem Tagebuch mit wunderlicher Übertreibung den „bayerischen Robespierre" nennt, wurden versiegelt, dem Fürsten von Bretzenheim, Karl Theodors natürlichem Sohn, die Auslösung der bayerischen Ritterloge vom Malteserorden angezeigt. Die Bevölkerung machte Feiertag. Trotz der Februarkälte und dem Schnee auf den Straßen war es allenthalben lebendig. Zahlreiche Flugblätter erschienen, gedruckt und geschrieben, alle siegesfrohen, aber nicht alle reinlichen Inhalts. Geschmacklose Gesellen begeiferten mit Hohn und Spott den Mann, der doch für immer die Waffen gestreckt, der München den Englischen Garten geschenkt hatte. Am 20. Februar traf Max Joseph in München ein, vom Herzog von Birkenseld und von den städtischen und ständischen Würdenträgern empfangen, mit frohem Zuruf von den dichtgedrängten Massen auf Straßen und Plätzen und aus den Fenstern der geschmückten Häuser begrüßt. Der Jubel des Volkes war der Ausdruck seiner zuversichtlichen Erwartung: „es wird jetzt besser werden im Bayernland!"----------------- Dankbar bestätigt nach hundert Jahren die Geschichte, daß dieser Hoff-mmg eine glückliche Erfüllung beschießen war. 67. Johann Konrad (Brübel als Chronist des Lüneviller Friedens. Don Hans Probst.* Der ersten Gedichtsammlung, die Johann Konrad Grübel als angehender Sechziger im Jahre 1798 herausgab, spendete namentlich Goethe freundlichen Beifall; er hob hervor, es zeige sich darin „ein Mann von fröhlichem Gemüt und heiterer Laune, der die Welt mit einem glücklichen, gefunden Auge sieht." Als nach einigen Jahren neuerdings Wetschen des Stadtfläschners erschienen, fand Goethe es besonders merkwürdig, „wie er in schlimmen Tagen Vch in gleichem Humor erhielt." - In der Tat war es in den schlimmen Tagen, die es um die Wende des Jahrhunderts wie überall so auch in Nürnberg gab, für den alternden Volksdichter ein Kunststück die gute Laune nicht völlig zu verlieren. Die Drangsale, die seine Vaterstadt vom Dezember 1800 an auszustehen hatte, schildert er frisch und anschaulich in einer kleinen Reimchronik. Wöi Mancher haut's niht überlebt! Ich bin, Gott Lob! noh dau.

9. Die außereuropäischen Erdteile - S. uncounted

1911 - München : Oldenbourg
ftlbo mit Kaiser Wilhelmspitzc «100 m Mjttn r; ^ Der Kl limandscharo. Nach dem Originalbilde des Freiherrn von Pechmann. Der Kilimandscharo, ein erloschener Vulkan, ist die gewaltigste Berggestalt von ganz Afrika. Unvermittelt erhebt er sich aus der weiten ostafrikanischen Lateritsteppe bis in die Region des ewigen Schnees als eine weithin sichtbare Landmarke. Gegen Westen fällt er zum ostafrikanischen Graben ab. Der vergletscherte Hauptgipfel (Kibo) bildet einen Riesenkrater von 2 km Durchmesser. Statt Lava läßt der erloschene Vulkan jetzt einen Gletscherstrom durch eine Kraterlücke austreten. Stärker verwittert ist der zackige Mavensi, vermutlich der ältere Gipfel. Den Boden der Steppe decken harte Gräser, Dorngestrüpp und Schirmakazien, vereinzelt auch riesige Affenbrotbäume.

10. Die außereuropäischen Erdteile - S. 62

1911 - München : Oldenbourg
Exzelsior-Geiser im Uellowstonepark. Das Wunderland am Uellowstone ist ein vulkanisches Gebiet, reich an Kratern, heißen Quellen und besonder? an Geisern. Der Exzelsior-Geiser. die größte Springquelle auf der Erde, hat ganz unregelmäßige Ausbrüche. Mit brüllendem Getöse erhebt sich die heiße, über 2v m breite Flut bis Iso m in die Luft und prasselt wieder herunter wie ein Wolken- druch. während die Gegend weitumher in Dampfwolken eingehüllt wird. Andere speien ganz regelmäßig, wie der Olt» Faithfull (= der alte Getreue). Die Zahl der Springquellen im Uellowstonepark beträgt an 100. Sinterterrassen im Vellowstonepark. Die heißen Duellen bilden durch ihre Absätze übereinanderliegende Sinterterrassen von bald blendend weißer bald roter oder gelber Farbe, über die sie herabströmen. Ihre Zahl wird auf 3—4000 geschätzt.
   bis 10 von 431 weiter»  »»
431 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 431 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 3
1 4
2 15
3 7
4 7
5 19
6 3
7 188
8 9
9 11
10 19
11 2
12 3
13 7
14 0
15 1
16 5
17 4
18 113
19 127
20 0
21 17
22 1
23 0
24 20
25 11
26 2
27 3
28 5
29 9
30 3
31 12
32 2
33 4
34 5
35 6
36 21
37 70
38 72
39 5
40 1
41 9
42 3
43 3
44 13
45 26
46 30
47 63
48 0
49 60

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 102
1 87
2 11
3 234
4 117
5 180
6 340
7 621
8 49
9 451
10 22
11 56
12 262
13 106
14 3
15 9
16 261
17 676
18 111
19 81
20 343
21 390
22 4
23 148
24 58
25 65
26 7
27 30
28 92
29 34
30 27
31 0
32 96
33 33
34 112
35 30
36 101
37 675
38 154
39 118
40 67
41 162
42 81
43 56
44 68
45 201
46 208
47 48
48 142
49 306
50 207
51 30
52 58
53 21
54 41
55 1
56 44
57 36
58 22
59 60
60 68
61 62
62 36
63 4
64 59
65 6
66 69
67 91
68 117
69 47
70 894
71 144
72 89
73 386
74 96
75 27
76 85
77 152
78 34
79 24
80 40
81 22
82 55
83 29
84 48
85 298
86 690
87 47
88 3
89 9
90 152
91 96
92 486
93 148
94 165
95 18
96 513
97 15
98 278
99 27

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 209
1 152
2 147
3 217
4 31
5 70
6 527
7 49
8 14
9 33
10 672
11 47
12 630
13 475
14 91
15 2
16 68
17 50
18 141
19 246
20 8
21 32
22 12
23 11
24 701
25 277
26 124
27 16
28 369
29 67
30 34
31 56
32 193
33 798
34 280
35 26
36 50
37 6
38 42
39 136
40 34
41 94
42 523
43 316
44 17
45 27
46 259
47 218
48 80
49 38
50 458
51 1706
52 191
53 20
54 219
55 133
56 35
57 17
58 55
59 704
60 19
61 51
62 70
63 14
64 204
65 136
66 18
67 18
68 22
69 49
70 194
71 59
72 391
73 19
74 42
75 170
76 25
77 236
78 71
79 65
80 227
81 2641
82 92
83 175
84 232
85 17
86 30
87 20
88 30
89 321
90 100
91 146
92 78
93 114
94 103
95 298
96 56
97 259
98 19
99 90
100 975
101 32
102 741
103 23
104 35
105 83
106 77
107 140
108 14
109 56
110 253
111 289
112 191
113 69
114 166
115 47
116 255
117 18
118 588
119 130
120 49
121 281
122 52
123 185
124 601
125 413
126 45
127 161
128 37
129 135
130 42
131 665
132 580
133 145
134 15
135 13
136 442
137 97
138 8
139 129
140 72
141 31
142 263
143 216
144 35
145 135
146 21
147 23
148 168
149 19
150 25
151 181
152 428
153 19
154 158
155 78
156 161
157 60
158 123
159 34
160 32
161 79
162 4
163 8
164 128
165 73
166 214
167 85
168 228
169 154
170 20
171 1212
172 119
173 244
174 21
175 815
176 20
177 347
178 11
179 250
180 116
181 18
182 180
183 953
184 51
185 51
186 17
187 62
188 80
189 38
190 31
191 168
192 140
193 74
194 81
195 120
196 601
197 43
198 30
199 137